Blaues Blut gegen starke Muskeln: Heimat-Heidi 48 – Heimatroman
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»Du, drinnen in der Gaststub' hockt der Basti«, sagte Heidi zu Luise, als sie in die Küche kam. »Er ist Holzknecht und arbeitet auf dem Laubacher-Hof beim alten Maximilian.« »Und…?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an. »Was meinst«, erwiderte die, »soll ich ihn fragen, ob er bei uns weiterarbeitet, wenn er bei den Laubacherschen fertig ist?« »Was soll er denn bei uns tun?« »Da gleich überm Gasthaus gehört der Bestand durchforstet, und drüben am Rabenkopf könnten gut und gern zwanzig oder auch dreißig Lärchen geschlagen werden.« »Hast denn jemand, der sie kaufen will?« »Aber geh«, erwiderte Heidi, »hast wirklich vergessen, daß der Vorderegger-Franz schon seit Jahren fragt? Er will sich doch einen lärchenen Fußboden machen lassen.« »Müssen denn unbedingt weg, die Lärchen?« fragte Luise. »Du weißt doch, daß ich mich nur schwer von so alten Sachen trennen kann. Und die Bäum' sind mir halt besonders ans Herz gewachsen.« »Ich weiß«, antwortete Heidi, »mir ja auch, aber unsere Bestände sind eh schon überaltert. Da hilft's nix, wenn wir noch länger warten.
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Buchvorschau
Blaues Blut gegen starke Muskeln - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 48 –
Blaues Blut gegen starke Muskeln
Zwei Bewerber um Johannes Herz
Stefanie Valentin
»Du, drinnen in der Gaststub’ hockt der Basti«, sagte Heidi zu Luise, als sie in die Küche kam. »Er ist Holzknecht und arbeitet auf dem Laubacher-Hof beim alten Maximilian.«
»Und…?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.
»Was meinst«, erwiderte die, »soll ich ihn fragen, ob er bei uns weiterarbeitet, wenn er bei den Laubacherschen fertig ist?«
»Was soll er denn bei uns tun?«
»Da gleich überm Gasthaus gehört der Bestand durchforstet, und drüben am Rabenkopf könnten gut und gern zwanzig oder auch dreißig Lärchen geschlagen werden.«
»Hast denn jemand, der sie kaufen will?«
»Aber geh«, erwiderte Heidi, »hast wirklich vergessen, daß der Vorderegger-Franz schon seit Jahren fragt? Er will sich doch einen lärchenen Fußboden machen lassen.«
»Müssen denn unbedingt weg, die Lärchen?« fragte Luise. »Du weißt doch, daß ich mich nur schwer von so alten Sachen trennen kann. Und die Bäum’ sind mir halt besonders ans Herz gewachsen.«
»Ich weiß«, antwortete Heidi, »mir ja auch, aber unsere Bestände sind eh schon überaltert. Da hilft’s nix, wenn wir noch länger warten. Außerdem werden überalterte Bestände viel eher von irgendwelchen Schädlingen befallen, und wenn du die erst mal drinnen hast, dann kannst dir gratulieren.«
Luise atmete tief durch. Ihr Sohn Peter war mit Heidi verheiratet gewesen und vor etwa zehn Jahren beim Holzschlägern tödlich verunglückt. Peter hatte per Testament den Bergerhof und alles andere seiner Frau Heidi vererbt, was Luise, ohne je einen Ton dagegen gesagt zu haben, akzeptiert hatte. Daß Heidi alle weiterreichenden Entscheidungen mit Luise besprach, stand auf einem anderen Blatt und zeugte davon, wie gut sich die beiden Bergerhof-Frauen verstanden. »Dann sag dem Basti, er soll mal her zu mir in die Küche kommen«, erwiderte Luise, »ich bin mir net ganz sicher, aber ich mein’ schon, daß ich ihn kenn’.«
»Groß ist er, dunkelblonde Haar’ hat er, fesch ist er und meistens hat er ein Lachen im Gesicht«, beschrieb Heidi den in der alten Gaststube sitzenden Holzknecht. »Vielleicht schaust ihn dir erst mal an, bevor ich ihn in die Küch’ bestell’.«
Luise wischte sich die Hände ab und nickte. »Das ist wahr. Ich werd’ mir den Herrn Holzknecht mal in aller Ruh’ anschauen. Wie alt ist er denn?«
»Ein junger ist’s«, antwortete Heidi, »net älter als fünfundzwanzig, allerhöchstens.«
»Und wo kommt er her?«
Heidi zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es net. Er ist jetzt drei Wochen drüben auf dem Laubacher-Hof. Mit dem Edi vom Rabenkopf arbeitet er Bestand um Bestand durch. Ich mein’, der Bastian wär’ drüben mal beim Grafen Steining in Diensten gewesen.«
»Aha«, Luise nickte, »das werden wir gleich wissen. Ist sonst noch wer in der alten Gaststub’?«
»Oje«, antwortete Heidi, »die ist vollbesetzt. Die beiden Brunner-Brüder sind da, der alte Werkl, jede Menge Hausgäst’, ach ja, und der Karli vom Ferrer-Hof ist auch noch da.«
»Da schau her, der Karli«, sagte Luise, »das ist aber eher selten.«
Heidi schüttelte den Kopf. »Gar net mal. In letzter Zeit kommt der Karli öfter.«
»Na ja«, sagte Luise, »dann werd’ ich mal hinübergehen. Mit wem sitzt der Basti denn beisammen?«
»Mit den Brunner-Brüdern«, antwortete Heidi. »Mit denen hat er schon mal gearbeitet, das hab’ ich jedenfalls herausgehört.«
Als Luise die alte Gaststube betrat, wurde sie allenthalben gegrüßt, und die beiden Brunner-Brüder steckten gleich die Köpfe zusammen.
»Na, ihr drei«, begrüßte Luise die drei Burschen, »euch zwei«, sie sah die Brunner-Brüder an, »kenn ich ja, aber dich…?«
»Das ist der Basti«, sagte der jüngere der beiden Brunner-Brüder, »er ist selbständiger Holzknecht wie wir auch.«
»Aha«, Luise nickte, »dann bist du der, der grad’ auf dem Laubacher-Hof arbeitet?«
»Genau der bin ich«, antwortete der junge Bursche. Dann grinste er. »Und du bist die Luise?«
Die Seniorchefin des Bergerhofs nickte. »So ist es.«
Basti grinste noch immer. »Dann hab’ ich schon von dir gehört.«
»Du hast von mir gehört?« Luise tat erstaunt.
Bastians Grinsen wurde noch breiter. »Wer hat von dir noch net gehört?«
»Also, das ist jetzt gelungen«, erwiderte Luise, »da ist der Bursch mal grad ein bisserl über die zwanzig und schon führt er das große Wort in der Gaststube.«
Die beiden Brunner-Brüder amüsierten sich köstlich.
»Frag die Luise«, empfahl der eine, wobei er Basti ansah, »wie es damals war, als sie uns beim Kirchenwirt ausgelöst hat.«
»Und?« Bastian sah die Seniorwirtin des Bergerhofs amüsiert an. »Wie war’s mit der Auslösung beim Kirchenwirt?«
»Daß die beiden danach fragen, zeigt im Grund genommen, wes Geistes Kind sie sind«, erwiderte Luise.
»Willst es net erzählen?« fragte Basti.
»Warum sollt’ ich’s net erzählen?« erwiderte Luise. »Nicht ich hab’ mich blamiert, sondern die beiden.«
»Jetzt red net lang«, forderte der Ältere der Brunner-Brüder, »sondern erzähl schon.«
»Also«, begann Luise, »es mag fünf Jahr’ her sein, da haben die beiden Schönen«, sie zeigte mit einer Kopfbewegung in Richtung der beiden Brüder, »bei uns Holz geschlägert. Das haben’s in Abwechslung getan mit Saufen. Tagsüber Holzschlägern, abends Saufen. Ich hab’ mich grün und blau geärgert.«
»Weiter mußt erzählen…!«
»Ja, logisch muß ich weiter erzählen«, brummte Luise. »Also, die beiden haben ziemlich geschluckt, und mit der Arbeit ist’s immer weniger geworden.«
Die beiden Brunners grinsten sich an, sie schienen sich köstlich zu amüsieren.
»Da ruft eines Abends der Kirchenwirt aus Vorderstein an«, fuhr Luise fort, »und sagt, daß unsere beiden Holzknecht’ dahocken würden und total rauschig wären. Und gezahlt hätten s’ auch noch net.«
Toni Brunner nickte. »Ja, weil wir alles versoffen hatten.«
»Ich hab’ versprochen zu kommen«, fuhr Luise fort, »hab ’ mich in meinen Wagen gesetzt und bin nach Vorderstein gefahren.«
»Was wir dir nie vergessen werden«, sagte Franz Brunner.
»Die beiden sind dagesessen wie die Grafen.« Luise lächelte. »Gegrinst haben s’ ein bisserl dumm, aber ausschauen sollen hat’s von ihrer Seite aus, als wenn sie übergescheit wären.«
»Waren wir ja auch…!«
»Jedenfalls hab’ ich die beiden dann beim Kirchenwirt auslösen wollen«, sagte Luise, »was nix anderes heißt, als daß ich drei Tag’ lang seine Küche hab’ führen müssen, das hat er mit mir nämlich ausgehandelt, der schlaue Hund.«
»Du hast wegen den beiden Typen dem Vordersteiner Kirchenwirt die Küche führen müssen?« Basti starrte Luise irritiert an.
Die nickte. »Das hab’ ich und ich hab’ selten was so bereut wie das.«
»Net wegen uns hast es bereut«, bemerkte Toni Brunner, »sag auch, warum…!«
»Weil ich noch nie eine solche Küche gesehen hatte«, antwortete Luise. »Klein, verraucht, mit nix drinnen, und dann sollt’ ich da kochen…!«
»Und was hast gemacht?« fragte Basti.
»Ich hab’ dem Kirchenwirt erklärt, daß ich in der Küche keinem