Liebe und Vertrauen: Heimat-Heidi 37 – Heimatroman
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Robert Irding stieg aus seinem Sportwagen, bückte sich, sah sich kurz im Außenspiegel an, fuhr sich mit einer raschen Bewegung durch die Haare, lächelte zufrieden und betrat dann den Bergerhof, wo er nacheinander in alle Gaststuben blickte, wobei er nach allen Seiten freundlich und wie nach Beifall heischend lächelte. »Ist die Heike net da?« wollte er schließlich von Gerti, der langjährigen Bedienung des Bergerhofs wissen. »Welche Heike?« Gerti sah den feschen und sehr gut gekleideten Burschen fragend an. »Ja, welche Heike denn?« Robert schüttelte theatralisch lächelnd den Kopf. »Die Gradner-Heike natürlich. Als wenn ich eine andere Heike meinen könnt'.« »Nein, die Heike ist net da, und sie war auch heut' net da«, antwortete Gerti. »Das gibt's doch gar nicht«, murmelte der groß gewachsene Bursche, der an der linken Hand einen dünnen Lederhandschuh trug, den anderen hatte er zur Hälfte in eine der Gesäßtaschen gesteckt, die andere Hälfte hing heraus. des Bedauerns mit den Schultern und wollte weitergehen, doch Robert rief sie noch mal zurück. »Deine Chefin, ist die wenigstens da?« »Die Heidi ist da«, antwortete die Bedienung. »Soll ich sie rufen?« »Ich kann auch zu ihr gehen«, antwortete Robert, »wo ist sie denn?«
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Buchvorschau
Liebe und Vertrauen - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 37 –
Liebe und Vertrauen
Stefanie Valentin
Robert Irding stieg aus seinem Sportwagen, bückte sich, sah sich kurz im Außenspiegel an, fuhr sich mit einer raschen Bewegung durch die Haare, lächelte zufrieden und betrat dann den Bergerhof, wo er nacheinander in alle Gaststuben blickte, wobei er nach allen Seiten freundlich und wie nach Beifall heischend lächelte.
»Ist die Heike net da?« wollte er schließlich von Gerti, der langjährigen Bedienung des Bergerhofs wissen.
»Welche Heike?« Gerti sah den feschen und sehr gut gekleideten Burschen fragend an.
»Ja, welche Heike denn?« Robert schüttelte theatralisch lächelnd den Kopf. »Die Gradner-Heike natürlich. Als wenn ich eine andere Heike meinen könnt’.«
»Nein, die Heike ist net da, und sie war auch heut’ net da«, antwortete Gerti.
»Das gibt’s doch gar nicht«, murmelte der groß gewachsene Bursche, der an der linken Hand einen dünnen Lederhandschuh trug, den anderen hatte er zur Hälfte in eine der Gesäßtaschen gesteckt, die andere Hälfte hing heraus.
Gerti zuckte zum Zeichen
des Bedauerns mit den Schultern und wollte weitergehen, doch Robert rief sie noch mal zurück. »Deine Chefin, ist die wenigstens da?«
»Die Heidi ist da«, antwortete die Bedienung. »Soll ich sie rufen?«
»Ich kann auch zu ihr gehen«, antwortete Robert, »wo ist sie denn?«
»In der Küche. Ich würd’ dir aber net raten, dorthin zu gehen, die Luise mag nämlich net, wenn wer ungebeten in ihr Reich eindringt.«
Robert lächelte dünn, als wolle er sagen, daß dies für ihn garantiert nicht gelte.
»Zur Küche geht’s doch hinten durch und dann ist’s die Schwungtür, oder?« Er sah Gerti fragend an.
»So ist es«, antwortete die lachend, »aber wie gesagt, ich rat’ dir grundsätzlich ab.«
Robert kümmerte sich nicht um Gertis gutgemeinte Ratschläge, sondern ging am Thekenbereich vorüber in Richtung Küche, deren Tür er unangeklopft schwungvoll aufstieß.
Luise sah kurz in seine Richtung und noch bevor Robert einen Ton sagen konnte, rief sie laut: »Raus...!«
»Ich wollt’ nur fragen, ob...!«
»Raus«, ließ Luise nicht mit sich handeln und zum Zeichen, daß sie es ernst meinte, nahm sie eine Schöpfkelle in die Hand und tat einen Schritt in Roberts Richtung. Der drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Küche des Bergerhofs, ging schimpfend zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon.
»War er da?« fragte Gerti, als sie kurz darauf die Küche betrat.
Heidi lachte noch. Sie saß am Tisch und schrieb Bestellungen auf einen Zettel.
»Der hat vielleicht dumm geschaut«, sagte sie. »Warum hast ihn denn net gewarnt?«
»Ich hab’ ihn gewarnt«, erwiderte Gerti, »aber er hat ganz den Coolen gespielt und nicht hören wollen.«
»Und wer nicht hören will, muß fühlen«, murmelte Luise, die dabei war Teig für ein Nudelgericht zu kneten. »Was hat der nette Herr Irding denn wollen?« fuhr sie fort. »Der kommt doch sonst kaum her zu uns, den hat doch was hergebracht.«
»Er hat nach der Heike gefragt«, antwortete Gerti.
»Nach welcher Heike?« wollte Heidi wissen.
»Genau das hab’ ich von ihm auch wissen wollen, als er nur den Vornamen gesagt hat«, erwiderte Gerti.
»Und? Wie hat er reagiert, der feine Herr? Pampig?« Luise sah das nette Mädchen fragend an.
»Pampig net«, erwiderte Gerti, »er hat den ganz Überlegenen gemimt und so getan, als müßt’ ich wissen, daß er ausschließlich die Gradner-Heike gemeint haben könnt’.«
»Die Gradner-Heike?« Heidis Stimme klang erstaunt. »Was hat das Madel denn mit diesem... dem Robert Irding zu tun?«
»Wolltest du zuerst Kotzbrocken sagen?« Luise lachte. »Du kannst es ruhig aussprechen. Man sollte die Dinge immer so aussprechen, wie sie sind.«
»Also, komisch ist er schon irgendwie.« Heidi schüttelte den Kopf. »Aber ein Kotzbrocken ist er eigentlich net. Eher ein Möchtegern, der meint, mit seinem ererbten Vermögen jetzt den Großspurigen spielen zu können.«
»Gar so weit ist’s mit dem ererbten Vermögen net her«, sagte Gerti. »Er muß, weil er net in grader Linie mit der Leiner-Magda verwandt gewesen ist, ganz schön was an Erbschaftssteuer zahlen.«
Heidi nickte. »Ja schon, aber da bleibt doch noch einigermaßen was übrig.«
»Sicher«, Gerti nickte, »aber es ist durchaus überschaubar. Es verkehren Gäst’ bei uns, deren Vermögen ist ungleich größer. Aber da wirst nie einen Ton hören. Das ist bei dem Irding-Robert anders. Da hörst die Tön’ schon, wenn du ihn noch gar net gesehen hast.«
Luise ging zu einer Schüssel, nahm sie und streute Mehl daraus auf die Tischplatte, auf der sie dann den Teig ausbreitete und mit dem Nudelholz ausrollte.
»Was alles net erklärt«, sagte sie, »warum er nach der Gradner-Heike gefragt hat. Die beiden passen nämlich zusammen wie Feuer und Wasser.«
»Du meinst, er hätt’ beziehungsmäßig nach ihr gefragt?« Heidi sah Gerti an. »Hat er das wirklich?«
Die nickte. »Ich glaub’ schon. In dem Moment bin ich jedenfalls davon ausgegangen.«
»Dann hat sie sich blenden lassen«, sagte Luise, »anders kann ich es mir net erklären.«
»Wo die Liebe hinfällt, da kann kein anderer hineinreden«, sagte Heidi. »Das hast doch schon oft genug erlebt.«
»Und oft genug ist’s schiefgegangen, das hast auch erlebt«, fügte Luise hinzu.
Heidi zuckte mit den Schultern. »So ist es. Aber das liegt
in der Natur der Dinge. Gefühlen ist man halt ausgeliefert, jedenfalls wenn man jung ist.
Mit zunehmendem Alter klärt sich manches ab, wobei ich mir noch nicht schlüssig bin, ob ich das begrüßen oder bedauern soll...!«
*
Heike Gradner war großgewachsen, hatte wunderschöne dunkle Haare, braune, manchmal ein wenig verträumt dreinsehende Augen, die am schönsten aussahen, wenn sie lachte, und das tat sie oft.
Heike war die Tochter von Meinrad Gradner, der ein gutgehendes Elektroinstallationsgeschäft betrieb und der seit dem frühen Tod seiner Frau mit Heike und ihrem um zwei Jahre älteren Bruder Hans, in einem wunderschönen Haus am Ortsrand von Vorderstein lebte.
Heike hatte eine Banklehre absolviert, doch nach der Lehre hatte sie die Bank verlassen, um ihres Vaters kaufmännische Arbeiten zu erledigen, was nicht wenig war, denn außer Hans waren noch vier weitere Gesellen beschäftigt.
Den Haushalt richtete die Josefa, eine ältere, ledig gebliebene Schwester Meinrads.
»Der Herr Irding hat angerufen«, sagte Josefa beim Mittagessen zu Heike, wobei sie sich Mühe gab, schriftdeutsch zu reden, was sie immer dann tat, wenn sie wen auf den Arm nehmen wollte. »Er hat sich ein wenig ungehalten gegeben, weil du ihn versetzt hättest.«
»Wieso redest du so komisch?« fragte Heike. »Und wieso nennst du den Robert ›Herr Irding‹?«
»Weil er sich am Telefon so gemeldet hat«, antwortete Josefa.
»Ja und, der Vati meldet sich auch mit seinem Namen, Gradner sagt er.«
»Aber net Herr Gradner«, erwiderte Josefa.
Hans grinste übers ganze Gesicht. »Hat er sich wirklich mit Herr Irding gemeldet?«
Seine Tante nickte. »Ja, hier ist Herr Irding, kann ich bitte die Heike sprechen.«
Heikes Vater hatte bisher nichts gesagt, man sah ihm aber an, daß ihn das Gespräch amüsierte.
»Und du?« wollte er jetzt wissen, »wie hast du reagiert?«
»Ich hab’ geantwortet, daß das Fräulein Gradner nicht anwesend sei.«
Hans prustete los und schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
»Er ist schon ein Volldepp, der Robert«, sagte er. »Dabei war er