Nur Iris ist die Frau für Papi: Fürstenkinder 57 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
»Aber, Jo, du bist ja immer noch nicht angezogen!« Vorwurfsvoll blickt die alte Mathilde auf das etwa zehnjährige kleine Mädchen, das auf dem weichen Schafwollteppich kniet und in den Anblick eines Fotoalbums vertieft zu sein scheint. Johanna von Savade, die Tochter des Schloßherrn, schaut mißmutig auf, direkt in die hellen guten Augen der alten Mamsell, die allerdings jetzt ein wenig böse und auch traurig blicken, wie es ihr scheint. Rasch springt sie auf, einige Fotos flattern dabei auf den Teppich. »Tildchen, liebste, beste, sei nicht böse mit deiner Jo, aber…« »Dein Vater, der Graf Andreas, hat gewünscht, daß du pünktlich zum Kaffee erscheinst. Sauber gewaschen und anständig gekleidet.« Sie mißt kurz den Anzug von Johanna. »Nicht wieder in Hosen.« »Und das alles wegen der ollen rot-haarigen Ziege, dieser – dieser Baro-nesse von Meersfeld.« »Jo, bitte, du sprichst von deiner und Remos zukünftiger Mutter.« Johanna sieht die alte Mathilde, die Vertraute ihrer Kindheit, böse an. »Ich will diese alte rothaarige Ziege nicht als Mutter haben.« Traurig blicken ihre Augen, als sie dann weiterspricht. »Gesteh es doch ein, Tildchen, du magst sie doch auch nicht wirklich.« Die alte Frau windet sich, ehe sie vorsichtig erwidert: »Ich bin nicht maßgebend, Liebling. Dein Vater weiß besser, wer als Frau für ihn und als Mutter für euch richtig ist.« »Ach was, Papa weiß überhaupt nicht, was richtig ist. Er ist einfach verhext. Sie hat ihn vollkommen bezirzt, diese olle rothaarige Baronesse.«
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Buchvorschau
Nur Iris ist die Frau für Papi - Annabella Annabella
Fürstenkinder
– 57 –
Nur Iris ist die Frau für Papi
Wann sieht er es endlich ein?
Annabella Annabella
»Aber, Jo, du bist ja immer noch nicht angezogen!« Vorwurfsvoll blickt die alte Mathilde auf das etwa zehnjährige kleine Mädchen, das auf dem weichen Schafwollteppich kniet und in den Anblick eines Fotoalbums vertieft zu sein scheint.
Johanna von Savade, die Tochter des Schloßherrn, schaut mißmutig auf, direkt in die hellen guten Augen der alten Mamsell, die allerdings jetzt ein wenig böse und auch traurig blicken, wie es ihr scheint.
Rasch springt sie auf, einige Fotos flattern dabei auf den Teppich.
»Tildchen, liebste, beste, sei nicht böse mit deiner Jo, aber…«
»Dein Vater, der Graf Andreas, hat gewünscht, daß du pünktlich zum Kaffee erscheinst. Sauber gewaschen und anständig gekleidet.« Sie mißt kurz den Anzug von Johanna. »Nicht wieder in Hosen.«
»Und das alles wegen der ollen rot-haarigen Ziege, dieser – dieser Baro-nesse von Meersfeld.«
»Jo, bitte, du sprichst von deiner und Remos zukünftiger Mutter.«
Johanna sieht die alte Mathilde, die Vertraute ihrer Kindheit, böse an. »Ich will diese alte rothaarige Ziege nicht als Mutter haben.«
Traurig blicken ihre Augen, als sie dann weiterspricht. »Gesteh es doch ein, Tildchen, du magst sie doch auch nicht wirklich.«
Die alte Frau windet sich, ehe sie vorsichtig erwidert: »Ich bin nicht maßgebend, Liebling. Dein Vater weiß besser, wer als Frau für ihn und als Mutter für euch richtig ist.«
»Ach was, Papa weiß überhaupt nicht, was richtig ist. Er ist einfach verhext. Sie hat ihn vollkommen bezirzt, diese olle rothaarige Baronesse.«
»Aber, Jo, wie redest du denn? Nicht wie eine Komteß von Savade, wie ein Kind der Straße drückst du dich aus.« Versöhnlicher fügte sie hinzu, als sie die vorwurfsvollen Blicke des Kindes sieht: »Bitte, Jo, zieh dich jetzt schnell um. Warte, Liebchen, ich helfe dir.«
Geschäftig eilt sie hin und her, nimmt ein Kleid aus dem Schrank, frische Unterwäsche aus der Kommode und läßt in dem nebenan liegenden Bad das Wasser in die Wanne laufen.
Johanna preßt die rosigen Lippen fest aufeinander. Widerwillig schaut sie dem Treiben von Mathilde zu. Und nur widerstrebend folgt sie der alten Frau schließlich ins Badezimmer. Als sie in der grüngekachelten Badewanne sitzt, zögert sie das Waschen absichtlich lange hinaus. Erst als Mathilde mit einem großen Badelaken über dem Arm in der Tür erscheint, verläßt sie die Badewanne.
Sie hofft, daß Mathilde sich entfernen möge, aber diese kennt ihren Liebling Jo genau. Sie wankt und weicht nicht von der Seite Johannas, bis diese fix und fertig angezogen, in einem buntgeblümten reizenden Sommerkleid und duftig frisiert, vor ihr steht.
»Johanna, mache dich nicht wieder so schmutzig«, mahnt sie, bevor sie das Zimmer verläßt. »Ich gehe jetzt nach unten. Sowie der Wagen mit deinem Vater und dessen Braut vorfährt, rufe ich dich.«
Verächtlich schnauft die kleine Johanna durch die Nase.
»Wenn ich das schon höre – Braut!«
Sie fällt Mathilde um den Hals.
»Ach, Tildchen, warum mußte Mama nur so früh sterben, und warum muß ich so unglücklich sein?«
»Kind, Kind.« Weich streichelt die Alte die ebenholzschwarzen, weichen Locken des Mädchens.
»Sei doch vernünftig, Liebling, du bist doch schon so ein großes Mädchen.«
»Ich – wir brauchen überhaupt keine Mutter, Remo und ich. Schwester Karla ist doch ganz nett und lieb, und du – du bist doch auch noch da. Warum will Papi nur wieder heiraten und unbedingt auch noch diese widerliche Baronesse?«
»Auf die Dauer geht es mit einem Kinderfräulein nicht, Jo, und du weißt, wie sehnlich sich dein kleiner Bruder eine Mutti wünscht.«
»Ja, ich weiß, aber doch eine richtige Mutti, nicht so eine wie…«
»Pscht, Kindchen, ich bitte dich, sei jetzt still! Wenn dein Vater das hört, wird er ernsthaft böse, Jo. Das willst du doch nicht, nicht wahr?«
»Papi hat eine ganz andere Frau verdient, er ist so lieb und so gut – und, na ja…« Johanna schluckt, »die Baronesse wird ihn genauso schikanieren wie ihren Hund oder wie ihr Pferd.«
»Aber, Jo!« Mamsell Mathilde ist ganz erschrocken. Was das Kind alles beobachtet, denkt sie.
»Hast du nicht gesehen, wie sie ihrem Hund, dem Spaniel Mohrle, einen Stoß mit dem Fuß versetzt hat, als er an ihr hochspringen wollte? Und hast du nicht beobachtet, Tildchen, wie sie ihrem Pferd Hasso die Sporen in die Weichen gedrückt hat, weil er nicht gleich reagierte?«
»Nein, Kind, das habe ich nicht gesehen«, lügt die Alte, obwohl auch sie dies weiß. Jochen, der Pferdeknecht, und Wilhelm, der Chauffeur, haben bereits in der Küche darüber gesprochen.
Was dieses Kind doch alles mitbekommt, denkt sie. Sie ermahnt Jo noch einmal, an ihre Anweisungen zu denken.
Kopfschüttelnd geht sie dann in die Küchenräume, um mit der Köchin die letzten Vorbereitungen zu treffen.
*
Graf Andreas sitzt gutgelaunt Baro-nesse Irene von Meersfeld gegenüber. Er hat angeordnet, daß man die Kinder bringen soll. Irene blickt triumphierend umher, sie nimmt alles in sich auf, den ganzen herrlichen Besitz, die prachtvoll eingerichteten Räume, den eleganten, schlanken Mann, der ihr gegenüber in einem Sessel sitzt.
Graf Andreas macht sie heute mit seinen Kindern bekannt. Heißt das nicht, daß er die Absicht hat, mich zu deren Mutter und zu seiner Frau zu machen? denkt sie.
»Na, endlich, da seid ihr ja, ihr Trabanten«, schreckt sie seine Stimme aus ihren so erquicklichen Träumen auf.
In der Terrassentür erscheint ein Mädchen von etwa zehn Jahren, das den kleinen etwa fünfjährigen Bruder fest an der Hand hält.
»Papi!« Der kleine Remo reißt sich los und stürzt sich in die Arme des geliebten Vaters. Mit großen Augen schaut er dann auf die am Tisch sitzende Frau. »Wird das unsere neue Mutti?«
Graf Andreas errötet leicht, ehe er sagt: »Ja, möchtest du das denn, mein Junge?«
Remo antwortet nicht sofort. Er schaut noch einmal die Frau an, die gespannt auf seine Antwort zu warten scheint, und blickt dann auf seine Schwester, die noch immer wie angewurzelt in der Tür steht.
»Weiß nicht, Papi, Remo kennt noch nicht die Tante«, sagt er dann vorsichtig, dabei zu Jo herüberschielend. Jo hat gesagt, er solle sagen, daß er die Frau nicht als Mutter haben wolle. Aber er findet sie eigentlich ganz schön mit den rotgoldenen Haaren und den grünen Augen, die wie der See hinter dem Schloß im Wald schimmern.
Aber sicher ist Jo ganz böse, wenn er das sagt, und Remo mag es mit seiner geliebten Schwester auch nicht verderben.
»Nun, mein kleiner Liebling?« Noch immer wartet Andreas auf die Antwort des Kleinen, dann blickt er zu seiner Tochter hinüber, die mit einem undurchdringlichen Gesicht noch immer an der Tür steht.
»Willst du unseren Gast nicht begrüßen, Jo?« sagt er ein ganz klein wenig strafend und vorwurfsvoll, wie es Johanna scheint.
Jo kommt endlich näher. Sie reicht der Baronesse eine kleine kalte Kinderhand und sagt wie eingeübt: »Herzlich willkommen.«
Irene, die dem Mädchen daraufhin zunickt, erschrickt über die Abwehr und den Haß, der in den schönen dunklen Augen des kleinen Mädchens ist.
»Guten Tag, Johanna, ich freue mich dich endlich kennenzulernen«, sagt sie aber trotzdem freundlich.
Jo zieht ihre Hand so schnell zurück, als habe sie sich verbrannt. Irene, die ahnt, daß sie mit dem kleinen widerborstigen Mädchen noch Schwierigkeiten haben wird, lächelt immer noch liebenswürdig, als sie sagt: »Welch ein hübsches kleines Ding!« Sie lächelt Andreas leicht zu. »Ganz dein Ebenbild, Andy.«
Andreas von Savade schaut voller Stolz und Liebe auf seine Kinder, ehe er erwidert: »Ja, Jo schlägt ganz nach meiner Familie, während der kleine Remo ganz das Ebenbild meiner verstorbenen Frau ist.« Wehmütig schaut er bei seinen letzten Worten auf seinen kleinen silberblonden Sohn mit den vergißmeinnichtblauen Augen.
Irene ist klug genug, diesen etwas wehmütigen Blick ohne Erwiderung zu übersehen.
»Setz dich ein wenig neben mich, Remo«, fordert sie den Buben auf, der, wie sie sofort merkt, ihr wohlgesinnter ist als die aufsässige kleine Komteß Jo.
»Du redest ja heute gar nicht, Jo, ist dir der Mund zugewachsen?« ermuntert der Graf seine kleine Tochter während der Unterhaltung, die nur von ihm, Irene und Klein-Remo bestritten wird.
Traurig und anklagend scheint der Blick zu sein, den ihm seine Tochter Johanna zuwirft, während sie erwidert: »Ich fühle mich nicht ganz wohl.«
»Aber, Kind!« Der Graf ist ehrlich erschrocken. »Was hast du denn, Liebling? Hast du etwa zuviel im Waldsee geschwommen?«
»Nein –, ich bin einfach traurig«, sagt Jo.
»Traurig?« Der Graf weiß nicht, was er von den Worten seiner Tochter halten soll. »Aber warum denn, Liebchen?«
»Ich muß heute immer an Mutti denken«, erwidert Johanna, »und das macht mich traurig und ganz krank.«
Der Graf weiß wirklich nicht, was diese Worte bedeuten sollen. Irene aber spürt den Haß und die Rache, die sie ganz deutlich in den Märchenaugen des kleinen Mädchens lesen kann, und die Abwehr, die ihr daraus entgegenspringt. Das Mädchen blickt nämlich nicht den Vater, sondern sie bei diesen Worten an.
Graf Savade geht schnell über die Worte Johannas hinweg. Es ist ihm unangenehm, gerade heute an seine verstorbene Frau erinnert zu werden.
Irene merkt natürlich, daß er nachdenklich wird. Als sie sich verabschiedet, weiß sie genau, daß die erwarteten Worte nur deshalb nicht ausgesprochen wurden, weil ein kleines Mädchen dem Vater die Erinnerung an seine verstorbene Frau vor Augen führte.
Sie verabschiedet sich freundlich von den Kindern, auch von Jo, doch gerade