Eine Braut für den spanischen Playboy
Von Chantelle Shaw
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Über dieses E-Book
Sechs Wochen hat er Zeit: Nur wenn Rafael bis dann verheiratet ist, überlässt sein Großvater ihm das Milliardenunternehmen der Casillas. Aber woher soll der spanische Playboy so schnell eine Ehefrau nehmen? Die nach einer kurzen Scheinehe zur Scheidung bereit ist? Das Schicksal kommt ihm zu Hilfe, als die hübsche Juliet mit ihrem Lieferwagen seinen teuren Sportwagen rammt. Die junge alleinerziehende Mutter ist in größter finanzieller Not, und Rafael macht ihr ein skrupelloses Angebot: fünf Millionen Pfund für ihr Ja - garantiert ohne Liebe?
Chantelle Shaw
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs. Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon, die sie schon aus ihrer Jugend kannte, in den ersten Jahren als Mutter neu. Während ihrer unfreiwillig nachtaktiven Zeit, hatte sie häufig ein Baby im Arm und ein Buch in der anderen Hand. In ihrer Freizeit fing Sie an, eigene Geschichten zu schreiben. Mills & Boon lehnte ihre ersten Entwürfe ab, ermutigte sie aber weiter zu machen. Doch als Mutter von sechs Kindern, die auch noch halbtags arbeitete, blieb ihr kaum Zeit. Erst 20 Jahre später begann sie wieder ernsthaft zu schreiben, als sie versuchte über den Tod ihrer Mutter hinweg zu kommen. Sie konnte sich in die Welten in ihrem Kopf flüchten und so für einige Zeit ihre Trauer vergessen. Seit dieser Zeit mag Chantelle Shaw Liebesromane noch mehr als zuvor, denn kein anderes Genre verleiht seinen Lesern ein ähnliches Gefühl von Glück und Entspannung. Sie liebt es, starke, entschlossene und sexy Helden zu kreieren, die letztendlich das große Glück und die Liebe finden. Das Schreiben nimmt ihre meiste Zeit ein, aber wenn sie einen freien Kopf braucht, geht sie in ihren Garten oder spazieren. Manchmal wünschte sie sich nur, dass sie auch von der Hausarbeit einen freien Kopf bekommen würde.
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Eine Braut für den spanischen Playboy - Chantelle Shaw
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2019 by Chantelle Shaw
Originaltitel: „Wed for the Spaniard’s Redemption"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2419 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Natasha Klug
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733712655
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Politikergattin in flagranti mit spanischem Millionär erwischt!
Stirnrunzelnd blätterte Rafael Mendoza-Casillas durch die Zeitschriften auf seinem Schreibtisch. Die gesamte Regenbogenpresse brachte ähnlich lautende Schlagzeilen, und sogar angesehenere Zeitungen hatten das Thema inzwischen aufgegriffen. Es schien, als läge es im öffentlichen Interesse, von seiner Affäre mit Michelle Urquhart zu berichten.
Die Story machte nicht nur im Vereinten Königreich die Runde, nein. Überall in Europa zierte ein Foto des Erben von Spaniens größter Einzelhandelskette die Titelseiten, wie er an der Seite der attraktiven Mrs. Urquhart ein Londoner Luxushotel betrat. Ein zweites Foto zeigte ihn und Michelle, wie sie das Hotel am nächsten Morgen durch den Hinterausgang verließen.
Man kann nur darüber spekulieren, wie Europas reichster Playboy und die Frau des Ministers die Stunden dazwischen verbracht haben!
Er las gerade den Artikel, der in einem besonders billigen Schmierblatt erschienen war, als sein Handy zu vibrieren begann. Ohne hinzusehen, nahm er das Gespräch an – und musste das Telefon kurz darauf von seinem Ohr weghalten.
„Dieses Mal bist du zu weit gegangen, Rafael!", brüllte Hector Casillas aufgebracht. „Heute sollte unsere neue Rozita Brautmoden-Kollektion eigentlich in aller Munde sein. Stattdessen ist es deine Affäre mit einer verheirateten Frau, die alle Schlagzeilen beherrscht. Du hast das Ansehen der Casillas-Group beschmutzt."
„Ich wusste nicht, dass Michelle verheiratet ist", entgegnete Rafael gelassen, als sein Großvater kurz innehielt, um nach Luft zu schnappen.
Nicht, dass ihr Familienstand ihn besonders interessiert hatte. Das war allein ihre Sache, und er fühlte sich nicht für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen verantwortlich. Davon abgesehen war sein Ruf auch nicht unbedingt tadellos.
Hätte er allerdings gewusst, dass Michelles Mann eine Person des öffentlichen Lebens war … Nun, dann hätte er es sich vermutlich zweimal überlegt, mit ihr ins Bett zu gehen. Vor allem, da es in dem Nachtclub, in dem er sie aufgegabelt hatte, nicht an schönen Frauen gemangelt hatte. Rafael brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und schon umschwirrten sie ihn wie ein Schwarm Schmetterlinge.
Nein, Michelle war den ganzen Ärger definitiv nicht wert gewesen.
Mit einem unterdrückten Seufzen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete, wie der Wind den Regen gegen die Fenster seines Büros im Hauptsitz der Casillas Group in der Londoner Canary Wharf peitschte.
Die Casillas Group war ein weltweit operierender Bekleidungshersteller, und neben Rozita besaß das Unternehmen noch mehrere weitere Top-Marken.
Rafael konnte seinen Großvater förmlich vor sich sehen, wie er hinter seinem wuchtigen Schreibtisch im Arbeitszimmer seines Familiensitzes in Valencia saß. Nicht selten hatte der alte Mann ihn zu sich zitiert, um ihn über seine größeren und kleineren Fehltritte zu belehren und ihn daran zu erinnern, dass er zum Teil ein Gitano war.
Das korrekte englische Wort für Gitano war Roma. Und das bedeutete, dass Rafael ein Außenseiter war.
„Wieder einmal hast du die Familie, und was noch viel schlimmer ist, das Unternehmen, in ein schlechtes Licht gerückt, erklärte Hector eisig. „Deine Mutter hat mich gewarnt, dass du die Charakterschwächen deines Vaters geerbt hast. Als ich dich aus den Armenvierteln rettete und in unsere Familie aufnahm, geschah dies in der Erwartung, dass du eines Tages meine Nachfolge antreten würdest. Immerhin bist du mein Enkel. Aber ich muss immer wieder feststellen, dass du zu viel von deinem Vater in dir hast. Und dass du nun auch den Namen Casillas trägst, ändert nichts daran, wer du wirklich bist.
Rafael presste die Lippen zusammen. Er sollte inzwischen daran gewöhnt sein. Immerhin ließ sein Großvater keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass durch seine Adern nicht das blaue Blut der spanischen Aristokratie floss.
Sein Vater, Ivan Mendoza, war ein zwielichtiger Drogenhändler gewesen, und die Affäre seiner Mutter mit ihm eine kurzzeitige Rebellion gegen die jahrhundertealten Traditionen und Denkweisen der Casillas. Sie war reumütig wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt und hatte Rafael und seine kleine Schwester bei Ivan in einem berüchtigten Armenviertel am Stadtrand von Madrid zurückgelassen.
„Jedenfalls kann es so nicht weitergehen, schimpfte sein Großvater weiter. „Ich habe eine Entscheidung getroffen: Du musst heiraten – und zwar schnell!
Rafael blinzelte. Sicher hatte er Hector nur falsch verstanden? „Abuelo …", versuchte er zu beschwichtigen.
„Der Vorstand erwartet sonst, dass ich Francisco zu meinem Nachfolger benenne."
Rafaels Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Du würdest einem Grünschnabel die Verantwortung übertragen? Die Casillas Group ist ein globales Unternehmen mit einem Jahresumsatz in Milliardenhöhe. Frankie wäre damit völlig überfordert."
„Dein Halbbruder ist zwanzig und wird nächstes Jahr sein Universitätsstudium abschließen. Aber was noch viel wichtiger ist: Er lässt seine Hosen an!"
Rafael schluckte hart. „Hat meine Mutter dir das eingeredet? Sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie denkt, ihr zweiter Sohn sei der einzig wahre Casillas und solle das Unternehmen erben."
„Niemand hat mir irgendetwas eingeredet. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, schnappte Hector. „Aber ich teile die Bedenken der Vorstandsmitglieder und der Aktionäre, dass dein schlechter Ruf und dein häufiges Erscheinen in der Presse sich negativ auf das Unternehmen auswirken. Unser CEO sollte ein Mann mit starken Prinzipien und ein Verfechter von traditionellen Werten sein. Ich bin bereit, dir noch eine Chance zu geben, Rafael. Bring Anfang Mai deine Frau zu meinem achtzigsten Geburtstag mit, und ich werde von meinem Amt als Präsident und Geschäftsführer zurücktreten und dich zu meinem Nachfolger ernennen.
„Ich will aber nicht heiraten", knurrte Rafael zornig.
„In dem Fall wird dein Halbbruder an meinem achtzigsten Geburtstag sein Erbe antreten."
„Dios! Dein Geburtstag ist in sechs Wochen. Wie soll ich in so kurzer Zeit eine Frau zum Heiraten finden?"
„Nichts ist unmöglich, entgegnete Hector. „In den vergangenen achtzehn Monate wurden dir mehrere spanische Frauen aus guten Familien vorgestellt, die allesamt eine geeignete Ehefrau für dich abgegeben hätten. Wenn du wirklich daran interessiert bist, mein Nachfolger zu werden, dann wirst du mir eine Braut präsentieren, und wir feiern zusammen meinen Geburtstag und deine Verlobung.
Ohne ein weiteres Wort, beendete Hector das Gespräch, und Rafael schleuderte sein Handy fluchend auf den Tisch. Der alte Mann war vollkommen verrückt geworden. Dummerweise schaffte Rafael es nicht wirklich, sich das einzureden, denn er wusste es besser. Sein Großvater war ein scharfsinniger Geschäftsmann durch und durch, und die Rolle des CEO wurde schon seit Generationen an den erstgeborenen Sohn weitergereicht, seit Rafaels Ur-Ur-Urgroßvater die Firma vor einhundertfünfzig Jahren gegründet hatte.
Hector Casillas einziger Nachkomme war seine Tochter gewesen, also stand Rafael, der älteste Enkel, in der Erbfolge an nächster Stelle. Doch er wusste, dass viele der Vorstandsmitglieder und Verwandten dagegen waren, einem Außenseiter – denn das war er für sie – die Zügel zu überlassen.
Hectors höhnische Worte klangen in seinen Ohren wider. Wenn du wirklich so daran interessiert bist, mein Nachfolger zu werden …
Rafaels Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, in dem nicht ein Funke Humor lag. Seit er ein schmächtiger Zwölfjähriger gewesen war, der zuerst bittere Armut und dann unglaublichen Reichtum erfahren hatte, gab es nichts, was er mehr wollte. Zum Nachfolger seines Großvaters ernannt zu werden, war sein Traum, seine Obsession. Und er war entschlossen, all seinen Kritikern zu beweisen, dass er dieser Rolle gewachsen und würdig war. Allen voran seiner Mutter und ihrem zweiten Ehemann, Alberto Casillas, einem Cousin zweiten Grades. Von daher war ihr gemeinsamer Sohn Francisco ein Casillas durch und durch.
Wie die meisten Adelsfamilien legten die Casillas großen Wert auf Traditionen und wollten unter sich bleiben.
Doch der Einzelhandel war immerzu im Wandel, und die Zukunft lag im Online-Marketing – ein Thema, mit dem sich Rafael sehr viel besser auskannte als die meisten Vorstandsmitglieder. Er verstand, dass die Casillas Group auf Innovationen und neue Technologien setzen musste, um weiterhin die Position des Markführers halten zu können.
Sein Großvater war ein hervorragender Geschäftsführer gewesen, aber jetzt war es an der Zeit für frisches Blut.
Aber nicht das Blut eines Gitano, spottete eine leise innere Stimme. In ferner Vergangenheit hatte er wie ein streunender Hund am Straßenrand um Essen gebettelt. Und wie ein Hund hatte er gelernt, den Fäusten seines Vaters auszuweichen.
Mit einem Kopfschütteln schob Rafael die düsteren Erinnerungen an seine Kindheit beiseite und widmete sich stattdessen der Gegenwart. In Gedanken ging er die Liste der potenziellen Bräute durch, die sein Großvater erwähnt hatte. Als seine Mutter die Töchter verschiedener spanischer Elitefamilien zum Abendessen einlud und darauf bestand, dass Rafael teilnahm, hatte er bereits geahnt, dass etwas im Busch war. Aber er hatte den Köder nicht geschluckt, und er beabsichtigte auch nicht, es jetzt noch zu tun – ganz gleich, was für ein Ultimatum Hector ihm auch stellte.
Er musste heiraten, aber seine Braut würde er selbst wählen. Und es wird ganz sicher keine Liebesheirat werden, dachte er zynisch.
Ein Psychologe würde vermutlich schlussfolgern, dass er deshalb Schwierigkeiten damit hatte, Vertrauen zu fassen und Verpflichtungen einzugehen, weil seine Mutter ihn verlassen hatte, als er sieben Jahre alt gewesen war. In Wahrheit hatte er ihr längst verziehen, dass sie ihn damals im Stich gelassen hatte. Was er ihr nicht verzeihen konnte, war, dass sie dasselbe auch mit seiner damals noch nicht einmal zweijährigen Schwester getan hatte.
Sofias Leid war für ihn schwerer zu ertragen gewesen als die Gleichgültigkeit seines Vaters – oder dessen Schläge.
Er wollte es den Casillas nicht nur für sich selbst zeigen, sondern auch für seine Schwester. Er würde CEO werden und der Frau, die mit ihm ein temporäres Arrangement zu treffen bereit war, einen großzügigen finanziellen Anreiz bieten.
Sobald ich mein Ziel erreicht habe, gibt es keinen Grund mehr für mich, an einer ungewünschten Ehe festzuhalten, dachte Rafael, nahm seine Aktentasche und seinen Autoschlüssel und verließ das Büro.
Seine Assistentin blickte auf, als er an ihrem Schreibtisch vorbeiging. „Ich bin auf dem Weg zu meinem Zehn-Uhr-Termin. Gegen Mittag sollte ich wieder zurück sein, informierte er sie. „Sollte mein Großvater noch einmal anrufen, sagen Sie ihm bitte, dass ich für den Rest des Tages nicht zu sprechen bin.
Er hatte die Tür fast erreicht, als er noch einmal innehielt. „Oh, und Philippa – sorgen Sie doch bitte dafür, dass die verdammten Zeitungen aus meinem Büro verschwinden."
Dieser Tag konnte unmöglich noch schlimmer werden.
Juliet ließ ihr Handy auf den Beifahrersitz des Vans fallen und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Nicht weinen, sagte sie zu sich selbst. Sie hatte nicht geweint, als sie ihre Eltern bei einem Autounfall verloren hatte, und auch nicht, als sie das Tanzen hatte aufgeben müssen. Was sonst sollte schrecklich genug sein, um ihre Tränen zu rechtfertigen?
Und dennoch. Der Tag hatte schon katastrophal begonnen, als sie im Briefkasten das Schreiben einer australischen Anwaltskanzlei vorgefunden hatte. Aus dem Text ging hervor, dass Bryan beabsichtigte, das Sorgerecht für Poppy einzuklagen. Bei dem Gedanken krampfte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Sie durfte ihre Tochter nicht verlieren. Poppy war ihr Lebensinhalt, und auch wenn es als alleinerziehende Mutter nicht leicht war, würde sie um ihr kleines Mädchen kämpfen, koste es, was es wolle. Bryan brauchte nicht zu glauben, dass sie ihm Poppy einfach so überlassen würde –