Wicked Little Princess
Von Mia Kingsley
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Über dieses E-Book
Doch dann stelle ich fest, dass es offenbar einen weiteren Mann in Auroras Leben gibt – und das ist einfach inakzeptabel. Wenn es meinem Bruder egal ist, muss wohl oder übel ich mich darum kümmern …
Durchsetzungsfähige Männer, in deren Jobbeschreibung das Wort »Mafia« vorkommt. Frauen, die keine Lust haben, sich sagen zu lassen, was sie zu tun haben. Rohe Gewalt. Schmutziger Sex. Wilde Emotionen. Zuckersüße Happy Ends.
Die neue Dark-Romance-Serie von Mia Kingsley. Alle Teile in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren verbunden.
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Buchvorschau
Wicked Little Princess - Mia Kingsley
KAPITEL 1
LUCA
Nicht zum ersten Mal an diesem Abend fragte ich mich, warum ausgerechnet immer ich die Stimme der Vernunft sein musste. Ich stand in der Nähe der Bar und behielt Davide und Gino im Auge, weil Gino einen Hauch zu heftig mit Benedetta Arcuri flirtete. Dabei wusste der beste Freund meines Bruder Davide, dass Benedetta nicht nur etwa fünfzehn Jahre älter war als er, sondern auch verheiratet – und ihr Mann war nicht gerade für seinen Humor bekannt.
Gino fing meinen Blick auf und zwinkerte mir zu. Vermutlich stand mir der Argwohn wieder einmal ins Gesicht geschrieben. Davide folgte dem Blick seines Freundes und sah zu mir, woraufhin er die Zeigefinger in seine Mundwinkel stach und sie grotesk nach oben zog, um mir zu signalisieren, dass ich mehr lachen sollte. Oder wenigstens lächeln. Das wäre zumindest ein Anfang, hatte er mir schon oft gesagt.
Ich verschränkte die Arme, wandte mich ab und überlegte, warum ich gedacht hatte, dass Davide sich ändern und erwachsen werden würde, sobald er die 30 hinter sich gelassen hatte. Dieser Clown würde sich nie ändern. Nicht, solang er und Gino zusammen Unsinn veranstalten konnten.
Rechts neben mir kicherte eines der Teenagermädchen, die sich schon eine ganze Weile verdächtig nah bei mir zusammendrängten und tuschelten. Das schrille Geräusch verursachte mir Unbehagen – genau wie solche Veranstaltungen im Allgemeinen.
Ich verstand den Drang, zu sozialisieren, den so viele Leute zu verspüren schienen, einfach nicht.
Die Möbel waren aus dem Wohnzimmer des großen Anwesens der Familie Mancini geräumt worden, damit wir die Verlobung ihrer Tochter Aurora mit meinem älteren Bruder Gabriele feiern konnten. Ich verstand den Sinn dahinter nicht. Es war ja nicht so, als wären Aurora und Gabriele sich irgendwo begegnet und hätten sich unsterblich verliebt. Das Ganze war eine rein geschäftliche Vereinbarung, die zwischen der Mancini- und der Delucci-Familie geschlossen worden war. Auroras Meinung spielte nicht einmal eine Rolle – wozu also der Aufwand mit dieser üppigen Party?
Ich bekam bereits Zahnschmerzen, wenn ich bloß grob überschlug, was allein die Blumenarrangements kosteten. Vom Essen, den Kellnern und der Live-Band mal abgesehen.
Die Teenager-Mädchen kicherten erneut, und ich kam zu dem Schluss, dass sich jeder außer mir hervorragend amüsierte.
Zumindest fast jeder, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür zum angrenzenden Arbeitszimmer von Geremia Mancini, in dem Gabriele und Aurora ein paar Worte unter vier Augen gewechselt hatten. Es war das erste Mal, dass Gabriele sich überhaupt dazu herabgelassen hatte, persönlich mit Aurora zu reden.
Mich interessierte, was er zu ihr gesagt hatte, denn sie wirkte, als wäre sie einem Geist begegnet. Die sonst so rosigen Wangen waren bleich, und sie konnte sich nicht einmal ein halbes Lächeln abringen, bevor sie Gabriele gegenüber einen kleinen Knicks andeutete und förmlich aus dem Raum flüchtete. Er schaute ihr unbeteiligt hinterher.
Der Knicks irritierte mich, weil es eine unfassbar altertümliche Geste war.
Meine Neugier gewann und ich ging zu meinem Bruder – allerdings auch, da es der perfekte Vorwand war, um die nervigen Teenagermädchen loszuwerden. Ein paar von ihnen näherten sich vermutlich dem achtzehnten Geburtstag und flirteten mit der Idee, mir versprochen zu werden. Nein, danke.
»Hey«, sagte ich zu ihm.
Er schaute mich an und hob eine Augenbraue. »Was ist mit deinem Gesicht? Soll das etwa ein Lächeln sein?«
Ich gab es auf. »Was hast du zu Aurora gesagt?«
»Was soll ich schon groß zu ihr gesagt haben? Das Übliche eben.«
Weil ich nicht die geringste Ahnung hatte, was das Übliche in einer solchen Situation sein sollte, wollte ich danach fragen, als mein Bruder die Hand hob. »Lass mich mit deinen Vorhaltungen in Ruhe, okay? Ich brauche einen Drink. Einen verdammt großen Drink.«
»Nur zu deiner Information: Es war nicht mein Plan, dir Vorhaltungen zu machen.«
»Stimmt, du tarnst deine Kritik immer hinter Fragen und gut gemeinten Ratschlägen.« Gabriele bahnte sich den Weg zur Bar und musste alle paar Meter stehen bleiben, um Glückwünsche entgegenzunehmen.
Mir verging sowohl die Lust, weiter mit ihm zu reden, als auch, ihm zu folgen, weshalb ich das Wohnzimmer verließ. Der Geräuschpegel ebbte merklich ab, was ich sehr begrüßte.
»Oh, Mr. Delucci, suchen Sie die Waschräume?« Auroras Mutter kam mir entgegen und breitete wie eine Henne die Arme aus, um mich wegzuscheuchen. Hinter ihr drangen laute Würgegeräusche zu mir. »Ich zeige Ihnen das Bad im oberen Stockwerk. Grazie mille!«
Ich rollte mit den Augen, denn niemand von uns sprach Italienisch – von meiner Großmutter abgesehen, doch Mrs. Mancini führte sich immer auf, als wäre sie erst gestern aus Italien angekommen.
Zwar hätte ich sie darauf hinweisen können, dass ich gar nicht ins Bad gewollt hatte, aber ich war froh, dem Trubel zu entkommen. Außerdem würde ich mir die Gelegenheit, mich im Rest des Hauses umzusehen, sicherlich nicht entgehen lassen.
»Danke.« Ich rang mir meine Version eines höflichen Lächelns ab.
Sie winkte ab. »Wir sind doch jetzt Familie.«
»Richtig.« Um nicht noch länger mit ihr reden zu müssen, öffnete ich die Tür zum Bad. Ich würde mir wenigstens die Hände waschen, damit sie weg war, bis ich wieder rauskam, denn ich wusste beim besten Willen nicht, wie viel Smalltalk ich heute noch verkraftete.
Tatsächlich war die Luft rein, als ich wieder in den Flur trat. Mr. Mancini war für seine exquisite Kunstsammlung bekannt, und ich fragte mich, ob er hier irgendwo ein paar der Stücke hängen hatte.
Als ich langsam durch den Flur ging, hörte ich Auroras Stimme.
»Ich meine … Ach, ich weiß auch nicht … Vielleicht kann ich weglaufen?« Sie klang ebenso verzweifelt, wie sie unten ausgesehen hatte, als sie nach dem Gespräch mit Gabriele wieder ins Wohnzimmer gekommen war.
Aus Neugier ging ich in die Richtung, obwohl meine Vernunft mich darauf hinwies, dass alles, was mit Aurora zu tun hatte, streng genommen Gabrieles Problem war. Wobei ich in meiner Funktion als sein Bruder ja auch nicht vorgeben konnte, nichts gehört zu haben.
Eine andere Frau seufzte theatralisch. »Also ich bin immer noch dafür, dass du ihn umbringst. In der Hochzeitsnacht. So richtig dramatisch. Gib vor, ihn reiten zu wollen, und ramm ihm einen Brieföffner in die Brust. Irgendwie so was.«
Die Tür zu Auroras Zimmer stand einen Spalt weit auf und gewährte mir gerade genug Platz, um sie und ihre beiden Freundinnen sehen zu können.
Aurora lehnte an einem weißen Schminktisch und hatte die Arme um sich selbst geschlungen. Das rosafarbene Spitzenkleid stand ihr hervorragend und ließ sie wie eine Prinzessin aussehen. Ich hatte schon im Scherz – wobei es eigentlich ernst gemeint gewesen war – zu Gabriele gesagt, wie froh er sein konnte, dass Aurora so hübsch war. Er hatte zuerst nicht reagiert und erst nach einer Weile geantwortet, wie langweilig er sie fand.
Ich wusste nicht, was an ihren strahlend blauen Augen, dem herzförmigen Gesicht, den vollen Lippen und ihrem langen, brünetten Haar langweilig sein sollte. Außerdem hatte sie eine Killerfigur, die unter der engen Spitze perfekt zur Geltung kam.
Da ich größer als Gabriele und Davide war, überragte ich Aurora um ein ganzes Stück, wodurch sie mir noch zierlicher und schmaler vorkam. Ich verstand meinen Bruder wirklich nicht.
»Ich weiß nicht, ob ich es über mich bringen würde, ihn zu erstechen.« Aurora zuckte hilflos mit den Achseln.
»Dann nimm halt Gift.« Die Unruhestifterin saß auf dem Bett und wirkte in ihrem pastellfarbenen Kleid mit den blonden Haaren, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Sie strich ihre Haare nach hinten und stieß die Dritte im Bunde, die mit auf dem Bett saß, mit dem Ellbogen an. »Kann Leo da nichts besorgen?«
Ich brauchte einen Moment, um sie zu identifizieren. Sofia Cattaneo war die jüngere Schwester von Venanzio Cattaneo, einem unserer Capo, der die Position nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte. Er war loyal, zuverlässig und absolut ruchlos – nur ganz offensichtlich nicht seiner Schwester gegenüber.
Die schmale Brünette, die neben ihr hockte, sagte mir im ersten Moment nichts. »Ich werde Leo bestimmt nicht bitten, Gift zu besorgen, damit