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Sinister – Finsteres Begehren
Sinister – Finsteres Begehren
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eBook238 Seiten4 Stunden

Sinister – Finsteres Begehren

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Über dieses E-Book

Er ist böse. Er ist düster. Er ist brutal.
Und ich kann nicht genug von ihm bekommen.
Meine Freundinnen wollten herausfinden, wer den neuen Typen im abgelegenen Haus am Ende der Straße verführen kann. Ich habe nur mitgemacht, um den Schein zu wahren, aber seine dunkle Anziehungskraft hat mich überwältigt. Deswegen habe ich in seinem Garten herumgeschnüffelt.
Das war ein Fehler.
Ein großer Fehler.
Der beste Fehler, den ich jemals gemacht habe.
Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Mai 2019
ISBN9783963704710
Sinister – Finsteres Begehren

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    Buchvorschau

    Sinister – Finsteres Begehren - Mia Kingsley

    KAPITEL 1

    ERIN

    Auf der Atlantic Beach Bridge war der Verkehr mittlerweile zum Erliegen gekommen. Ich war selbst schuld, dass ich in den Touristenstau geraten war, aber ich hatte den alljährlichen Sommerbesuch bei meinen Eltern so lange wie möglich hinauszögern wollen.

    Die Sonne brannte vom Himmel, und obwohl es nicht einmal Mittag war, zeigte das Thermometer 33 Grad an, die Klimaanlage lief auf Hochtouren. Trotzdem spürte ich kleine Schweißperlen in meinem Nacken. Dabei trug ich nur ein Tanktop, eine kurze Jeansshorts und hatte die Haare hochgebunden.

    Im Schneckentempo ging es weiter, und mir war es eigentlich nur recht, langsam voranzukommen. Jede Minute weniger, die ich nicht mit meiner Mutter verbringen musste, war willkommen.

    Mit den Fingern trommelte ich auf dem Lenkrad mit, als die ersten Takte von Thomas Rhetts Get Me Some Of That ertönten. Der Song erinnerte mich an meinen Exfreund.

    Meine Familie würde begeistert sein, wenn sie hörte, dass ich mit Mike Schluss gemacht hatte. Wieder ein potenzieller Schwiegersohn weniger, und dabei war sein Vater doch Politiker. Ich hörte meine Mutter im Geiste bereits nörgeln.

    Endlich erreichte ich den Causeway und der Verkehr beschleunigte sich. Ich bog nach links in Richtung Robin Avenue, die bessere Ecke der Insel, wo sich Villa an Villa reihte und mehr Angestellte als Hausbewohner lebten.

    Der Großteil der anderen Autos fuhr zum Ocean Drive, wo sich Hotels und Ferienhäuser aneinanderdrängten. Fast alle Immobilien hier gehörten meiner Familie, dem Riddlesdale-Clan.

    Die restlichen Immobilien befanden sich in der Hand der Lorenzo-Familie, die sich eher auf der anderen Seite des Gesetzes aufhielt. Die kriminellen Machenschaften waren weithin bekannt und hinderten niemanden daran, trotzdem mit ihnen Geschäfte zu machen – am wenigsten meinen Vater.

    Das große, schwarze Tor zum Grundstück meiner Eltern kam in Sicht. Mutter würde entzückt sein, wenn sie mein neues Auto sah. Die Anweisung, mir ein neues zu kaufen, war zu meinem Geburtstag gekommen und die höchste Form von Liebe in meiner Familie.

    Ich war mir sicher, dass meine Mutter an ein elegantes Mercedes-Cabrio gedacht hatte, in dem eine Lady von Welt sich sehen lassen konnte, idealerweise in einer eleganten und ansatzweise femininen Farbe wie weiß oder silber.

    Mit großer Freude hatte ich den schwarzen Ford Mustang gekauft und praktisch die ganze Fahrt hierher gegrinst, weil ich mich auf ihr Gesicht freute.

    Damit sie meine Ankunft auch nicht verpasste, ließ ich den Motor unnötigerweise aufheulen, bevor ich den Wagen parkte.

    Offenbar hatte sie auf mich gewartet, denn sie stand in der Eingangstür, in ein korallenfarbenes Kostüm gehüllt, die Lippen fest aufeinandergepresst. Ich nahm meine Tasche, die Kleiderhüllen und meinen Rucksack aus dem Kofferraum.

    Als ich näher kam, schob ich die Sonnenbrille in meine Haare. So wie es aussah, hatte sie sich mal wieder eine neue Nase gegönnt.

    »Erin«, sagte sie.

    »Mutter«, antwortete ich, bevor ich ein gehauchtes Küsschen auf die Wange bekam.

    Ihr missbilligender Blick glitt an mir herunter. Keine hohen Absätze, kein Rock, keine gesunde Bräune und kaum Make-up – in ihren Augen versagte ich auf ganzer Linie.

    »Wo ist denn Mike?«

    »Wir haben Schluss gemacht.« Ich schob mich an ihr vorbei, um in das kühle Innere des Hauses zu kommen. Meiner blassen Haut bekam die brennende Sonne gar nicht gut.

    »Warum?« Sie hatte nicht halb so bestürzt geklungen, als ich mit 13 vom Fahrrad gefallen war und mir den linken Arm an zwei Stellen gebrochen hatte.

    »Weil ich ihn im Bett mit einer anderen erwischt habe.« Ich vergaß zu erwähnen, dass er praktisch vor mir geflüchtet war, weil er mich für frigide hielt.

    Mutter rollte mit den Augen. »So eine Kleinigkeit hättest du ihm ja wohl verzeihen können.«

    »Warum? Weil seine Familie so einflussreich ist?«

    Wie immer, wenn ich etwas sagte, was sie nicht hören wollte, ging meine Mutter einfach darüber hinweg. »In den nächsten Wochen sind einige wichtige Events, die wir gemeinsam besuchen werden. Ich war so frei, dir ein paar Kostüme ins Zimmer zu hängen. Jetzt bin ich mir allerdings mit der Größe nicht mehr so sicher.« Mit kritischer Miene starrte sie auf meine rundlichen Hüften, dann auf meine Brüste.

    Spöttisch verzog ich den Mund. »Wie soll ich denn ohne Arsch und Titten einen neuen Mann finden?«

    Sie schnappte nach Luft. »Erin Charlotte Riddlesdale! So solltest du dich nicht ausdrücken! Geh auf dein Zimmer!«

    »Ich war ohnehin auf dem Weg dorthin. Verbietest du mir jetzt auch noch das Abendessen?«

    Mutter drehte sich auf dem Absatz um und stöckelte in ihren Salon. Wahrscheinlich würde sie ihre Nerven nach dieser aufreibenden Begegnung mit einem Gläschen Bourbon beruhigen. Vielleicht würde sie auch eine Vicodin einwerfen, immerhin hatte ich unanständige Worte benutzt.

    In meinem Zimmer sah es nicht so aus, als sei ich sieben Monate lang weg gewesen – Weihnachten hatte ich immerhin einen weiteren Pflichtbesuch ableisten müssen.

    Wenn ich mich nicht regelmäßig blicken ließ, wurde mir der Zugang zu meinem Treuhandfond gesperrt, den ich erst mit meinem 25. Geburtstag bekommen würde. Noch drei Jahre, in denen ich für Familienfotos lächeln und eine heile Welt präsentieren musste. Danach würde ich das Konto leerräumen und mich an die Ostküste verziehen. Ich konnte die Schneeflocken förmlich auf der Zunge schmecken, während die Sonnenstrahlen vor meinem Fenster flirrten.

    Als ich den Kleiderschrank öffnete, würgte ich leise. Apricot, Lachs, Mandarine und Pissgelb leuchteten mir entgegen. Kleine Kleidchen in Größe 38.

    Um ein Haar hätte ich laut gelacht. Selbst wenn ich den ganzen Sommer gar nichts mehr essen würde, wäre ich von einer Größe 38 so weit entfernt wie vom Mars.

    Doch dieses Jahr war ich schlau gewesen und hatte selbst vorgesorgt. Um nicht wieder mit Satinschleifen und silbernen Pailletten an Orten, wo meiner Meinung nach kein Glitzer hingehörte, herumlaufen zu müssen, hatte ich mir ein paar Kleider gekauft. Im Gegensatz zu denen meiner Mutter hatten sie meine Größe und Farben, die meinen rotblonden Haaren entgegenkamen: dunkelblau, anthrazit und waldgrün. Die Verkäuferin hatte sich vor Begeisterung fast überschlagen, und obwohl ich ein recht realistisches Selbstbild hatte, war ich geneigt gewesen, ihr zuzustimmen.

    Meinen Laptop legte ich auf den Schreibtisch. Ich setzte mich hin und starrte hinaus auf die dichte Hecke, die unser Grundstück vom Nachbargrundstück abschirmte. Drei Häuser weiter befand sich das Domizil von Vincent Lorenzo, dem jüngsten Spross der Familie.

    Er war gerade erst wieder hierhergezogen und kannte mich nicht. Ich würde mir den Sommer damit vertreiben, ihn auszuspionieren und so viel wie möglich über seine Familie herauszufinden. Es würde ein großartiges Projekt für mein Journalismus-Studium sein. Ich hatte eine ausgeprägte Schwäche für das organisierte Verbrechen und fand die Strukturen bisweilen sogar charmant.

    Wenn ich Vincent um den Finger wickeln konnte, würde ich vielleicht Insider-Informationen erfahren, die sonst niemand hatte. Mit einem leisen Seufzen träumte ich von einem Enthüllungsbuch mit meinem Namen auf dem Cover.

    Daran würde meine Mutter sicherlich ersticken.

    Mein Handy vibrierte im Rucksack.

    15 Uhr. Kirstens Haus. Bring gute Laune. Für alles andere sorgen wir. ;) xoxo

    Dieses Mal seufzte ich genervt.

    Meine Freundinnen gehörten genauso zu Atlantic Beach wie meine Mutter. Ich machte mit, weil man es von mir erwartete und es mein Leben erleichterte – nicht, weil ich wollte.

    Ich hatte früh gelernt, dass ich weniger hochgezogene Augenbrauen erntete, wenn ich bis zu einem gewissen Grad mit dem Strom schwamm. Also war ich lieber die langweiligste aller Freundinnen und nicht das Mädchen bei der Therapeutin, weil ihre Mutter sich darum sorgte, dass sie keine Freundinnen wollte.

    Das hatte ich nämlich schon hinter mir. An der Uni hatte ich meine Ruhe, aber hier musste ich so tun, als wäre ich eine gesellige Person, der etwas an Partys und Freundinnen lag.

    »O mein Gott! Es ist göttlich«, rief Beth, bevor sie einen Zug nahm und mir den Joint reichte.

    Kirsten hielt das silberne Kleid hoch, und selbst ich musste zugeben, dass es wunderschön war. Auch meiner Körperform würde es schmeicheln, obwohl ich längst nicht so schlank wie meine Freundinnen war.

    Da niemand auf mich achtete, reichte ich das Tütchen einfach weiter an Jennifer, die es mir abnahm, ohne mich anzusehen. Ihre Augen hingen an der Designerkreation.

    Kirsten grinste in die Runde. »Wir haben uns einen kleinen Wettstreit überlegt, um zu entscheiden, wer das Kleid zur Sundown-Party tragen darf.«

    Am liebsten hätte ich das Gesicht in den Händen vergraben und gequält gestöhnt. Wenn Kirsten einen Satz mit diesen Worten begann, konnte es nur in einem Desaster enden. Im letzten Highschooljahr waren wir fast alle von der Schule geflogen, weil sie einen Graffiti-Wettstreit angezettelt hatte. Ich hatte nur mitgemacht, weil ich wusste, dass wir erwischt werden würden und meine Mutter ausflippen würde. Beides war eingetreten.

    Eigentlich waren wir doch zu alt für so einen Quatsch.

    »Am Ende vom Davis Boulevard ist ein echt sexy Typ eingezogen – ihr wisst schon, in das alte Auburn-Haus. Wer von uns ihn verführt, darf das Kleid tragen.«

    Zustimmendes Gemurmel erhob sich und ich nickte kurzerhand. Das war wenigstens eine Aufgabe, durch die ich zur vollsten Zufriedenheit rasseln konnte. Ich würde hinfahren, klingeln, die dümmste Ausrede benutzen, die mir einfiel, und mich wegschicken lassen.

    Außerdem verkniff ich es mir, meine Freundinnen darauf hinzuweisen, dass ich der einzige Single in diesem Raum war. Was ging es mich an?

    Die Sundown-Party war das wichtigste gesellschaftliche Event der Saison, ausgerichtet von meiner Mutter. Für mich war es der Abschluss des Sommers, denn am nächsten Tag kehrte ich der Insel stets den Rücken. Früher war ich zurück ins Internat gegangen, jetzt eben zur Uni.

    »Wir würfeln um die Reihenfolge, in der wir es versuchen können«, schlug Jennifer vor. Sie füllte gerade die Shotgläser mit Jägermeister auf und schob sie in unsere Richtungen.

    »Auf den Sommer«, sagte Beth und hob ihr Glas.

    »Auf den Sommer!«, erwiderten wir einstimmig.

    Der Alkohol brannte in meiner Kehle und vom Kräutergeschmack wurde mir schlecht. Ich würde drei Kreuze machen, wenn der verdammte Sommer vorbei war.

    »So, Erin, mit wem gehst du zur Party?«

    Ich griff nach meiner Wasserflasche, um den Geschmack aus meinem Mund zu spülen. »Nicht mit Mike, das steht schon einmal fest.«

    Sie schütteten sich aus vor Lachen, als hätte ich nie etwas Lustigeres gesagt.

    »Ach, ich habe deinen trockenen Humor vermisst.« Anna tätschelte meinen Oberschenkel.

    Humor? Das war ernst gemeint gewesen. Ich unterdrückte das Seufzen. Konnte nicht wenigstens eine von ihnen etwas mehr wie ich sein? Außer den finanziellen Status unserer Eltern und das Alter teilte ich nichts mit ihnen. Sie studierten alle drei Kunstgeschichte, weil das auf dem Lebenslauf vor dem Punkt »Hochzeit« einfach nett aussah.

    Aber hier herumzusitzen und Alkohol zu trinken, war immer noch besser, als mit meiner Mutter zu diskutieren, warum ich nicht ausging. Sie hoffte schließlich immer noch, dass die Mädchen irgendwann einen guten Einfluss auf mich haben würden. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.

    Ich bekam die Würfel in die Hand gedrückt. Eine Sechs. Pflichtbewusst zog ich eine Schnute, als würde es mich ärgern, dass ich als Letzte starten durfte, dabei hätte es mich nicht weniger kümmern können.

    Doch für eins waren meine Freundinnen gut: Informationen.

    »So, Vincent ist auf die Insel zurückgekehrt?«, warf ich lässig in den Raum.

    Sofort waren sie Feuer und Flamme.

    »Sexy. Verdammt sexy«, murmelte Anna und streckte den Arm aus, damit Kirsten ihr den Joint gab.

    »Und keine Freundin«, ergänzte Jennifer. »Wer weiß, vielleicht kannst du ja mit ihm zur Party gehen. Er weiß ein nettes Paar Titten bestimmt zu schätzen.«

    Ich lächelte schmallippig, als Beth schnaubte. »Wie John. Er bettelt jetzt schon seit Monaten, dass ich sie mir vergrößern lassen soll.«

    Wie nett von ihrem Freund, dachte ich mir, bevor ich mich in meine Gedankenwelt zurückzog. Vincent Lorenzo hatte also keine Freundin – vielleicht spielte das tatsächlich genau in meinen Plan.

    KAPITEL 2

    TREVOR

    Die Art, wie das Messer durch das teure Fleisch glitt, machte mich schier wahnsinnig. Ich hatte gleich gewusst, dass es eine dumme Idee gewesen war, in dieses exquisite Messer-Set zu investieren. Es reizte meine Sinne, denn nur zu gern hätte ich die Klinge an einer ganz anderen Fleischsorte ausprobiert …

    Ich vermisste meinen Job ohnehin schon, und mich ständig selbst daran zu erinnern, was ich verpasste, war nicht das Klügste.

    Dabei war das letzte Jahr eigentlich alles gut gegangen. Ich hatte meine Bedürfnisse und Dämonen unter Kontrolle gehabt. Doch seit ein paar Wochen spürte ich, dass die Unruhe stärker wurde, das Verlangen kribbelte in meinen Fingerspitzen.

    Diese gottverdammte Insel bot keinerlei Ablenkung. Dabei war ich doch nur deswegen hierhergezogen, um der Versuchung zu töten gar nicht erst zu erliegen. Immerhin lebten hier so wenige Menschen, dass es auffallen würde, wenn regelmäßig welche von ihnen verschwanden.

    Und für Nutten und Tramper hatte ich noch nie etwas übrig gehabt.

    Mit einem Seufzen drehte ich mich zur Spüle, um mir die Hände zu waschen. Weil ich nicht ganz bei der Sache war, drehte ich den Hahn viel zu weit auf und wischte mir nur Sekunden später genervt das Wasser aus dem Gesicht. Ich musste das Ding unbedingt reparieren, ich hatte nur noch nicht herausgefunden, wie das ging.

    Mein Shirt tropfte und ich zog es kurzerhand aus. Mit 36 Grad im Schatten war es ohnehin zu warm für Kleidung.

    Ich suchte nach dem Öl, um die Marinade vorzubereiten, als es an der Tür klingelte.

    Für eine Sekunde erstarrte ich. Fast niemand wusste, dass ich hier lebte, und ich hatte ganz sicher niemanden eingeladen. Ich nahm eines der kleineren Messer und versteckte es hinter meinem Rücken.

    Als ich durch die Scheibe schielte, sah ich, dass eine junge Blondine in einem knielangen Sommerkleid vor der Tür stand.

    Herrgott! Schon wieder? Wie viele von diesen hohlen Nüssen liefen denn hier herum? Glaubten sie eigentlich wirklich, dass ich nicht wusste, was sie vorhatten? Ständig tauchte eine andere bei mir auf. Angebliche Autopannen, nach dem Weg fragen oder mein Telefon benutzen – die Ausreden, um mein Haus zu betreten, hätten dümmer nicht sein können. Die Tops und Röcke waren von Besucherin zu Besucherin knapper und enger geworden. Bis jetzt. Das hellblaue Kleid umspielte ihre Kurven und betonte ihre ansehnliche Oberweite.

    Ich riss die Tür auf und funkelte sie an.

    Ihre blauen Augen weiteten sich erschrocken, als hätte sie mit allem gerechnet – nur nicht mit mir. Ein kurzer Ausdruck von Angst glitt über ihre ebenmäßigen Züge, und ich konnte nicht leugnen, dass er mich erregte.

    Sie war nicht ganz so klapperdürr wie ihre Vorgängerinnen und etwas größer. Trotzdem reichte sie mir gerade einmal bis zum Kinn. Außerdem musste ich mich korrigieren, denn ihre Haare waren nicht blond, sondern hatten einen rötlichen Schimmer.

    Irgendetwas an ihr war anders. Die anderen Mädchen waren selbstsicher und eingebildet gewesen. Sie hatten sich auf meiner Veranda in Pose gestellt, als hätte ich mein ganzes Leben nur auf sie gewartet.

    Offensichtlich war der Versuch, mich herumzukriegen, mit irgendeiner Belohnung verbunden, anders konnte ich mir nicht erklären, dass sie es dermaßen hartnäckig immer wieder probierten.

    »Mein Auto ist liegengeblieben.« Ihre dunkle Stimme strapazierte meine Nerven, weil sie einen Schauer über meinen Rücken rieseln ließ. Sie versuchte überall hinzusehen, nur nicht auf meinen nackten Oberkörper. Dein Pech, Prinzessin, dachte ich. Wer an einer fremden Tür klingelte, konnte nicht erwarten, dass der Bewohner in einem dreiteiligen Anzug samt Krawatte öffnete – so, wie sie es wahrscheinlich gewohnt war.

    Vermutlich war es ihr nicht bewusst, aber sie machte einen Schritt nach hinten, während sie sprach. Sie hatte Angst

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