SEAL Daddies: Sammelband
Von Mia Kingsley
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Über dieses E-Book
Band 1: Guarding Penny
Was ist noch nerviger als ein älterer Bruder, der glaubt, es sei fürsorglich, mich ständig herumzukommandieren? Sein bester Freund, der sich zu meinem persönlichen Babysitter ernannt hat, den ich mit Anfang zwanzig nun wirklich nicht mehr brauche.
Weil mein Bruder nicht im Land ist, habe ich jetzt Winslow am Hals. Ja, er mag ein attraktiver, muskulöser SEAL sein, der angeblich nur mein Bestes im Sinn hat – trotzdem ist und bleibt er eine verdammte Nervensäge.
Band 2: Claiming Samantha
Lasst uns eine Überraschungsparty veranstalten, haben sie gesagt. Das wird lustig, haben sie gesagt.
Dieser Brian muss als Kind zu oft auf den Kopf gefallen sein. Anders kann ich mir seinen größten Traum, einmal entführt zu werden, wirklich nicht erklären. Und wer darf im Auftrag seiner Freundin die Entführerin spielen? Ich natürlich, denn Brian und ich kennen uns bisher nicht.
Dass dieser Plan nicht ansatzweise ausgereift ist, scheint niemanden in meinem Freundeskreis zu stören. Letztendlich überrascht allerdings sogar mich, wie viel genau schiefläuft. Denn ich entführe den falschen Kerl – und er hat Verstärkung …
Band 3: Securing Emmy
Als ich herausfand, dass mein Vater mich ohne mein Wissen als Drogenkurierin benutzt, weigerte ich mich sofort, weiterhin für ihn zu arbeiten. Allerdings stellt es sich als extrem schwierig heraus, dem größten Gangster in einer kleinen Stadt aus dem Weg zu gehen.
Die alte Farm mitten in der Einöde steht seit Ewigkeiten leer, und ich war mir sicher, dass mich niemand dort aufspüren würde. Das perfekte Versteck. Dachte ich.
Allerdings kommen die drei Hausbesitzer unerwartet zurück und sind alles andere als begeistert, eine Einbrecherin vorzufinden …
Band 4: Stealing Victoria
Ein Date. Mehr nicht. Offensichtlich haben wir extrem unterschiedliche Vorstellungen davon, was einen guten Abend ausmacht – oder dieser Kerl kann nicht mit Zurückweisung umgehen.
Wenn er sich bei unserer Verabredung nur ansatzweise so viel Mühe gegeben hätte wie mit … all dem hier, hätte ich eventuell in Betracht gezogen, noch einmal mit ihm auszugehen.
Er hat mir vier überambitionierte Söldner auf den Hals gehetzt. Vier ehemalige SEALs, die der Überzeugung sind, ich sei in die Fänge gefährlicher Krimineller geraten und müsse gerettet werden. Ich fürchte, damit sie mir glauben, muss ich so gut verhandeln wie noch nie in meinem Leben …
SEAL Daddies. Daddy-Dom-Kurzgeschichten, ausnahmsweise nicht DARK – dafür mit dermaßen süßen Happy Ends, dass Zahnärzte sie nicht empfehlen. Eindeutige Szenen und deutliche Sprache. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Daddy oder Dom.
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Buchvorschau
SEAL Daddies - Mia Kingsley
SEAL DADDIES
SAMMELBAND
MIA KINGSLEY
DADDY ROMANCE
INHALT
Guarding Penny
Guarding Penny
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Claiming Samantha
Claiming Samantha
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Securing Emmy
Securing Emmy
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Stealing Victoria
Stealing Victoria
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
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Über Mia Kingsley
Copyright: Mia Kingsley, 2019, Deutschland.
Gesamtausgabe: Mia Kingsley, 2021, Deutschland.
Coverfoto: © Leigh Prather – stock.adobe.com
© dmstudio – istockphoto.com
Korrektorat: Laura Gosemann
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
Black Umbrella Publishing
www.blackumbrellapublishing.com
GUARDING PENNY
GUARDING PENNY
Was ist noch nerviger als ein älterer Bruder, der glaubt, es sei fürsorglich, mich ständig herumzukommandieren?
Sein bester Freund, der sich zu meinem persönlichen Babysitter ernannt hat, den ich mit Anfang zwanzig nun wirklich nicht mehr brauche.
Weil mein Bruder nicht im Land ist, habe ich jetzt Winslow am Hals. Ja, er mag ein attraktiver, muskulöser SEAL sein, der angeblich nur mein Bestes im Sinn hat – trotzdem ist und bleibt er eine verdammte Nervensäge.
SEAL Daddies. Daddy-Dom-Kurzgeschichten, ausnahmsweise nicht DARK – dafür mit dermaßen süßen Happy Ends, dass Zahnärzte sie nicht empfehlen. Eindeutige Szenen und deutliche Sprache. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Daddy oder Dom.
KAPITEL 1
WINSLOW
Mit einem flehenden Ausdruck in den Augen sah mein bester Freund mich an. Was sollte ich tun? Mir blieb nichts anderes übrig, als mir ein Lächeln ins Gesicht zu zwingen und zu lügen, dass sich die Balken bogen. »Klar, gar kein Problem.«
»Wirklich nicht?« Dillan wirkte so erleichtert, dass ich mich noch schäbiger fühlte.
»Natürlich nicht. Ich werfe ein Auge auf Penny und sage dir Bescheid. Es ist bestimmt nichts.«
»Ich weiß nicht.« Er wischte sich mit der Hand übers Haar, das er aus praktischen Gründen stets kurz geschoren hielt, und das schabende Geräusch erinnerte mich daran, wie sehr ich ihn schon bald vermissen würde. »Sie klang bei unseren letzten Gesprächen, als würde sie mir etwas verheimlichen.«
Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Kumpel, deine Schwester ist zweiundzwanzig. Willst du wirklich, dass sie dir jedes Detail offenbart? Mit wem sie ausgeht beispielsweise?«
Dillans Augen, die ebenso strahlend grün waren wie die seiner Schwester, weiteten sich. »Du meinst, sie geht mit jemandem aus?«
Hoffentlich nicht. Den Gedanken ertrage ich nicht.
Statt die Wahrheit zu sagen, zuckte ich mit den Achseln. »Sie ist deine Schwester. Solltest du das nicht besser wissen?«
»Es ist achtzehn Monate her, dass ich sie zum letzten Mal gesehen habe. In der Zeit kann viel passieren. Ich meine … Sie könnte ein Kind bekommen haben, ohne mir davon erzählt zu haben.« Dillan wirkte am Boden zerstört.
Trotzdem war ich bereit, meine Hand dafür ins Feuer zu legen, dass seine Horrorvorstellung viel verheerender für meinen Blutdruck war als für seinen.
»Eine Bitte habe ich noch.«
Ich hob den Blick. »Immer raus damit.«
»Kannst du ihr schonend beibringen, dass ich noch hierbleibe? Ich habe es am Telefon nicht über mich gebracht, es ihr zu beichten.«
Ein eisiger Klumpen lag in meiner Magengegend – aus mehreren Gründen. Zum einen erinnerte mich Dillans neuer Auftrag daran, dass meine eigene Karriere ein jähes Ende gefunden hatte, und zum anderen hatte ich eigentlich nicht vorgehabt, aktiv mit Penny zu reden.
Ich hatte gedacht, am Haus der Geschwister Francis vorbeizufahren, sicherzugehen, dass Penny gesund war, und wieder zu verschwinden.
Schon bevor Dillan und ich nach Somalia aufgebrochen waren, hatte ich zunehmend Probleme gehabt, mich von Penny fernzuhalten. Sie war alles, was ich mir von einer Frau wünschte. Allerdings war sie auch die jüngere Schwester meines besten Freundes, der mir schon vor Jahren das Versprechen abgenommen hatte, niemals auch nur den kleinen Finger nach ihr auszustrecken.
Und jetzt wollte er, dass ich zu ihr fuhr. Wir würden alleine sein. Nur wir beide.
Es sei denn, sie hatte inzwischen tatsächlich Mann und Kind.
Die Vorstellung allein war wie ein Schlag in die Magengrube.
»Du bist so ruhig.« Dillan beäugte mich. »Alles in Ordnung?«
»Was denkst du denn? Meinst du vielleicht, ich will nach Hause?« Wie auf Kommando meldete sich mein Knie, und ich verlagerte mein Gewicht auf das andere Bein.
»Du könntest einen administrativen Posten übernehmen …«, begann Dillan.
Ich winkte sofort ab. »Hinter einem Schreibtisch versauern kann ich auch zu Hause. Ich werde mir Tonys Angebot, für seine Firma zu arbeiten, in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.«
»Mach das. Willst du noch ein letztes lauwarmes Bier? Der Flieger geht erst in vier Stunden, oder?«
»Ich glaube nicht, dass ein einzelnes Bier reicht, um mich vergessen zu lassen, wie sehr ich fliegen hasse.«
Oder dass meine erste Aufgabe sein wird, bei Penny vorbeizuschauen.
»Alles klar. Komm mit, und ich fülle dich ab.«
KAPITEL 2
PENNY
Während ich mir mit dem Kugelschreiber gegen die Unterlippe klopfte, blätterte ich drei Seiten zurück. Wo hatte ich das Zitat noch gleich gesehen?
Ich wusste, dass Professor Samson jeden durchfallen ließ, der nicht mindestens ein vierseitiges Quellenverzeichnis zu bieten hatte. Bisher war ich davon weit entfernt und brauchte dringend mehr Literaturangaben. Jedes Zitat, das ich verwenden konnte, würde ich in meinen Text quetschen. Meine Entschlossenheit, eine gute Note für den Essay zu bekommen, kannte keine Grenzen.
Als es an der Tür klingelte, schaute ich überrascht auf. Die kleine Uhr in der oberen Ecke meines Laptop-Bildschirms verkündete, dass es gerade kurz nach zwanzig Uhr war. Da ich keine Besucher erwartete, vergewisserte ich mich, dass der Baseballschläger neben der Tür stand, als ich durch den Flur ging.
Draußen war es dunkel, da ich noch nicht dazu gekommen war, die Lampe auf der Veranda auszutauschen. Seit mein Bruder mit den SEALs auf Tour war, hatte ich erst so richtig gemerkt, wie alt das Haus war, das wir von unseren Eltern geerbt hatten. Ständig ging etwas kaputt, musste ersetzt und erneuert werden. Das Haus fraß mir förmlich die Haare vom Kopf, und ich stand kurz vor der Kapitulation, weil ich vieles nicht selbst machen konnte. Allerdings konnte ich mir auch nicht die Dienste eines Handwerkers leisten. Es war ein regelrechter Teufelskreis.
Mit einem Seufzen öffnete ich die Haustür. Ich erwartete meine alte Nachbarin Dorothy, die sich etwas leihen wollte, was ich nicht hatte. Butter oder eine übertrieben große Anzahl Eier.
Oder meinen Ex-Freund Parker. Wir waren Kumpel geblieben, und manchmal kam er nach dem Footballtraining mit einer Pizza vorbei.
Winslow Labrecque, der beste Freund meines Bruders, war so ziemlich der letzte Mensch, den ich erwartete.
Er sollte mit Dillan irgendwo in Afrika sein. Wo genau war streng geheim. Mein Herz klopfte schneller, während ich Winslow anstarrte. Seine große, muskulöse Gestalt war mir bestens vertraut. Er hatte eine Hand gegen den Türrahmen gestützt und lehnte sich in meine Richtung. Der unangenehm berührte Gesichtsausdruck war allerdings neu. Winslow sah aus, als wäre er überall lieber als hier.
Mein Gehirn feuerte die Gedanken so schnell hintereinander ab, dass ich kaum reagieren konnte. Dillan und Winslow hatten sich gemeinsam bei den SEALs beworben, waren beide genommen worden und hatten etliche Missionen zusammen absolviert. Sie waren nach Afrika gereist, und die achtzehn Monate, die sie weg sein sollten, neigten sich dem Ende zu. Winslow war hier. Mein Bruder nicht. Winslow sah aus, als hätte er etwas Unangenehmes zu sagen.
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Großer Gott. Dillan war tot, und Winslow war gekommen, um es mir zu sagen. Mein schlimmster Albtraum hatte sich bewahrheitet.
Nein, mein schlimmster Albtraum war es gewesen, sie beide zu verlieren.
Dillan. Oh Gott.
Ich begann zu heulen, beide Hände vors Gesicht gepresst. Laute Schluchzer ließen meine Schultern erzittern.
»Fuck, Penelope, was ist los?«, wollte Winslow mit rauer Stimme wissen.
»W-w-wa-was lo-ho-ho-hos ist? Dillan ist to-ho-ho-hot, und du fragst so blöd?«, schluchzte ich mit bebender Stimme.
»Dillan ist tot?«, brüllte Winslow und wirkte vollkommen entsetzt. »Wann ist das passiert?«
Ich war verwirrt. »Bist du nicht deswegen hier?«
»Was? Nein.« Er starrte mich an, als hätte ich vollkommen den Verstand verloren. »Ich bin hier, weil Dillan wollte, dass ich nach dir sehe.«
Meine Gefühle kamen kaum hinterher. Ich wischte mir mit beiden Händen durchs Gesicht und zog die Nase hoch. »Mein Bruder ist nicht tot?«
»Scheiße. Nein.« Winslow schüttelte den Kopf. »Kann ich vielleicht reinkommen?«
»Ähm, klar.« Ich fühlte mich wie eine Idiotin. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr die letzten Monate alleine in dem alten Haus zusammen mit dem Arbeitspensum für die Uni und um Geld zu verdienen offensichtlich an mir gezerrt hatten. Seit das Auto kaputtgegangen war, fühlte ich mich vollkommen aufgeschmissen. Ich hatte wirklich gedacht, Winslow wäre gekommen, um mir die schlechten Neuigkeiten persönlich zu überbringen.
Er kam herein und musterte sofort mit gerunzelter Stirn die ausgebrannte Glühbirne an der Wand. Das Licht auf der Veranda war leider nicht das einzig defekte.
»Möchtest du etwas trinken?«, fragte ich und kämpfte noch darum, meine Fassung wiederzuerlangen.
Winslow nickte und folgte mir in die Küche. Ich hatte den Eindruck, dass er jeden Mangel am Haus wahrnahm. Den Wasserfleck an der Wand im Wohnzimmer, wo es im Winter reingeregnet hatte, den defekten Fensterrahmen in der Küche.
Dann schaute er über meine Schulter in den Kühlschrank. Außer einer einsamen Dose Sprite und Leitungswasser hatte ich nichts anzubieten.
»Ich wusste nicht, dass du kommst«, sagte ich ausweichend. »Ich wollte morgen einkaufen gehen.«
Oder eher nächste Woche, wenn mein Gehalt ausgezahlt wurde.
Winslow griff über meine Schulter, wodurch mir bewusst wurde, wie viel größer als ich er war, und schloss die Kühlschranktür.
»Ist alles in Ordnung, Penelope?«
Ich wusste nicht, wie oft ich ihm schon gesagt hatte, dass ich Penny bevorzugte. Der Mistkerl war sich dieser Tatsache auch bewusst, denn Dillan hatte mir erzählt, dass Winslow von mir immer als »Penny« sprach, nur mir gegenüber benutzte er meinen vollen Namen, um mich zu ärgern.
»Natürlich. Wie gesagt: Wenn du deinen Besuch angekündigt hättest, wäre ich vorbereitet gewesen und hätte auch nicht gedacht, dass Dillan etwas passiert ist. Wo ist Dillan eigentlich?«
Winslow legte seine Hand auf meine Schulter und schob mich Richtung Esszimmer. »Warum setzen wir uns nicht hin?«
»Warum beantwortest du nicht meine Frage?« Ich stemmte die Fersen in den Boden, aber Winslow schien meine Bemühungen gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Weil ich mich nicht wie ein trotziges Kind verhalten wollte, ließ ich mich auf denselben Stuhl sinken, auf dem ich gerade schon gesessen hatte, um meinen Essay zu schreiben.
Ich klappte den Laptop zu, damit ich nicht ständig daran erinnert wurde, wie viele Wörter mir noch fehlten, und musterte Winslow erwartungsvoll.
»Dillan hat einen neuen Auftrag angenommen und fliegt, wenn alles läuft wie geplant, am Dienstag in den Irak. Wieder für achtzehn Monate, danach kommt er wahrscheinlich nach Hause.«
Mein Magen verkrampfte sich. Ich verstand, dass es die Karriere meines Bruders war, aber ich wusste nicht, wie ich bis dahin das Haus alleine in Schuss halten sollte. Mir fehlten schlicht die Fähigkeiten und das Geld. Seit Wochen tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass Dillan bald zurückkam und mir half. Es war vermutlich unfair von meiner Seite aus, aber ich fühlte mich im Stich gelassen. Prompt kämpfte ich wieder mit den Tränen, doch ich riss mich zusammen, weil ich nicht alleine war.
Irgendwie würde ich es schon hinbekommen. Notfalls arbeitete ich noch ein bisschen mehr oder wiederholte einen Kurs am College. Mir würde etwas einfallen. Schon allein, weil ich ganz offensichtlich keine andere Wahl hatte.
»Und du?«, fragte ich dummerweise, bevor ich mich daran hindern konnte. Die Anspannung sorgte dafür, dass ich erst plapperte und dann nachdachte.
Winslow zuckte bloß gleichmütig mit den Achseln. »Ich habe einen Job im privaten Sektor in Aussicht. Mal schauen, was sich ergibt.«
Ich biss mir auf die Unterlippe, ehe ich vorsichtig fragte: »Wie schlimm ist es?«
»Nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Dillan hat dir davon erzählt?«
Langsam nickte ich. Winslows und Dillans Laufbahnen waren gleich glänzend verlaufen, bis Winslows durch ein Metallschrapnell beendet worden war. Für SEALs war körperliche Tüchtigkeit eine der wichtigsten Voraussetzungen, und auch wenn Winslow wahrscheinlich immer noch fitter als alle Männer war, die ich kannte, reichte die Einschränkung in seinem Knie aus, damit er aus dem Tauglichkeitspool fiel. Das Leben war manchmal einfach nicht fair.
»Über mich brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen, Penelope.«
Da war er wieder. Dieser Tonfall, der meinen Blutdruck sofort in die Höhe trieb. Früher war Winslow immer nett zu mir gewesen, aber seit ein paar Jahren hatte ich den Eindruck, dass er mich bei jeder Gelegenheit verspottete.
Statt mit den Zähnen zu knirschen, zwang ich mich, zu lächeln und höflich zu bleiben. »Ich bin froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist.«
Seine Gesichtszüge glätteten sich. »Ich auch.«
Ich brauchte eine Weile, um zu erkennen, was anders war. Sein Auftauchen und meine übereilte Schlussfolgerung in Bezug auf meinen Bruder waren so überraschend gekommen, dass ich die Details nicht wahrgenommen hatte.
Winslow hatte früher immer glatt rasierte Wangen gehabt, doch jetzt trug er einen kurzen Bart. Je länger ich ihn ansah, desto weniger konnte ich mir erklären, wie ich das hatte übersehen können.
Eigentlich mochte ich keine Bärte, aber Winslow stand er auf eine perverse Art und Weise sehr gut. Vermutlich stand ihm ohnehin alles.
Als Teenager war ich schrecklich verknallt in ihn gewesen. Er war so groß und gut gebaut gewesen. Okay, das war er immer noch. Und die durchdringenden blauen Augen passten so perfekt zu seinen hellen Haaren. Seit ich das erste Mal einen historischen Liebesroman mit einem besitzergreifenden Wikinger gelesen hatte, sah ich Winslow in einem völlig neuen Licht.
Meine kleine Liebelei hatte sich erledigt, als er angefangen hatte, mich wie eine impertinente Nervensäge zu behandeln, ständig den spöttischen Tonfall zu benutzen und mich aus Prinzip Penelope zu nennen. Er sah mich ganz offensichtlich bloß als überflüssiges Anhängsel meines Bruders und war es nicht wert, dass ich Gefühle investierte.
Trotzdem konnte ich meinen Blick nicht abwenden. Er war in seiner Abwesenheit nicht unbedingt weniger attraktiv geworden.
Er schaute mich an, strich über seinen Bart und grinste überheblich. »Gefällt dir, was du siehst, Penelope?«
»Nein«, schoss ich sofort zurück. »Ich frage mich, wann du gehst. Immerhin hast du deine Botschaft überbracht. Wenn Dillan nicht vergessen hätte, wie man ein Telefon bedient, hättest du gar nicht vorbeikommen müssen.«
»Ich hätte so oder so kommen müssen, weil er wollte, dass ich nach dem Rechten sehe.« Winslow zuckte gleichgültig mit den Achseln.
Wie bitte? Mir blieb die Luft weg. »Nach dem Rechten sehen? Das klingt, als würde ich einen Babysitter brauchen.«
»Wenn der Schuh passt. Außerdem muss ich sagen, dass Dillan nicht ganz falsch lag.«
Meine Augen wurden schmal. »Ach ja?«
Eigentlich hätte mein Tonfall ihn warnen müssen. Stattdessen beugte sich Winslow über den Tisch in meine Richtung. Seine Augen funkelten. »Ja, du benimmst dich fahrlässig.«
»Fahrlässig?«
»Auf der Veranda ist das Licht defekt, du kannst also nicht sehen, wer dir da möglicherweise auflauert. Als du die Tür geöffnet hast, habe ich den Riegel nicht gehört, du hast ihn dementsprechend nicht vorliegen gehabt. Dein Schlafzimmerfenster steht offen. Praktischerweise befindet es sich über dem Anbau, sodass ein Einbrecher dort leicht hochklettern und einsteigen kann. Es ist wahrscheinlich besser, dass ich mir die Rückseite des Hauses noch gar nicht angesehen habe. Die Küchentür ist mit Sicherheit nicht abgesperrt.«
Ich spürte ein Zucken im linken Augenlid. Das musste ich mir wirklich nicht anhören. Ich gab mein Bestes, den Kopf über Wasser zu halten, und dieses Arschloch tauchte hier nach achtzehn Monaten auf, versetzte mir einen riesigen Schreck und kritisierte mich dann?
Nicht mit mir.
Ich stand auf. »Raus.«
»Was?« Winslow runzelte die Stirn, als hätte er das Wort noch nie gehört.
Wütend wies ich mit der Hand zur Tür. »Raus!« Meine Stimme war merklich lauter geworden. »Verschwinde und nimm deine verschissenen guten Ratschläge direkt mit.«
»Penelope, du überreagierst.«
Mein Notizblock war das Erste, was ich in die Hände bekam. Ich warf ihn an Winslows Kopf, gleich gefolgt von der kleinen Plastikwasserflasche, die schon fast leer war. »Raus!«
Er duckte sich und hob abwehrend die Hände. »Junge. Ist ja schon gut. Ich komme morgen wieder, wenn du dich beruhigt hast.« Rückwärts ging er zur Tür.
»Du brauchst überhaupt nicht wiederzukommen«, fauchte ich.
Mit einem Kopfschütteln verschwand er im Flur. Erst als ich die Haustür ins Schloss fallen hörte, ließ ich mich wieder auf den Stuhl sinken und begann, haltlos zu weinen.
KAPITEL 3
WINSLOW
Ich war immer noch empört, dass Penny mich tatsächlich rausgeworfen hatte, als ich am nächsten Tag in meinem Auto saß und beobachtete, wie sie nach Hause kam.
Da sie meine gut gemeinten Ratschläge offensichtlich nicht wollte, sah