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No-Leaf Clover
No-Leaf Clover
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eBook232 Seiten2 Stunden

No-Leaf Clover

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Über dieses E-Book

Es gibt nur eine Regel: Lass dich nicht mit dem Feind ein.
Das No-Leaf Clover bietet mir Unterschlupf, als ich ein Versteck brauche – nach einem Streit mit meinem Vater (ich hatte einen schlechten Tag), einem Mordanschlag (einen wirklich schlechten Tag) und einem bewaffneten Raubüberfall (wie schon gesagt: einen extrem schlechten Tag). Die Bar gehört den drei größten irischen Gangsterbossen der Ostküste, die es seit einer Ewigkeit auf meinen Vater abgesehen haben. Leider finde ich ein wenig zu spät heraus, dass sie sich offenbar nicht nur die Geschäfte teilen. Hätte ich mal auf meine Nonna gehört. Sie hat immer schon gesagt, dass wir uns besser von den Iren fernhalten sollen. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, besteht die verschwindend geringe Möglichkeit, dass ich mich dieses Mal ein bisschen übernommen habe …
Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum26. Jan. 2023
ISBN9783910412156
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    Buchvorschau

    No-Leaf Clover - Mia Kingsley

    KAPITEL 1

    BUNNY

    Jetzt, da alle Chips in der Mitte lagen, gab ich mir keine Mühe mehr, mein Grinsen zu verbergen. »Flush«, sagte ich triumphierend und erntete reihum gequältes Stöhnen, während ich mich über den Tisch lehnte und meine hart erarbeitete Beute zu mir zog.

    Ich griff nach meinem Glas, nahm einen großen Schluck Gin Tonic und schaute in die Runde. »Na, wer wagt es noch einmal?«

    Saul De Mattia schüttelte den Kopf mit einem haarsträubenden Fluch, warf ein Bündel Bargeld auf den Tisch und stand auf. »Gegen dich kann man nicht gewinnen, Mädchen.«

    Enttäuschung machte sich in mir breit, weil es mal wieder aussah, als würde das Pokerturnier ein jähes Ende finden – wie immer, wenn ich mitspielte. Ich wusste, dass es an mir lag. Die wenigsten der Männer meines Vaters machten einen Hehl aus ihren sexistischen Ansichten. Ich hatte nur gedacht, dass sie irgendwann auftauen würden.

    Doch stattdessen bewies ich jetzt seit drei Jahren tagein, tagaus, dass ich ebenso fähig und kompetent wie jeder andere Made Man war, aber es nützte nichts.

    Mein Blick blieb an Vinny hängen, der aussah, als hätte er in eine besonders saure Zitrone gebissen.

    »Ist was?«, fragte ich mit einem lauernden Tonfall, der sofort dafür sorgte, dass Danio neben mir die Hand auf mein Knie legte und es drückte.

    »Du solltest nicht so viel trinken. Das ist keine schmückende Angewohnheit für Frauen«, sagte Vinny, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Überhaupt frage ich mich, ob der Weg in die Küche so schwer zu finden ist, dass du ihn jeden Tag aufs Neue verfehlst.«

    »Die Küche liegt direkt neben der Klit, Vinny – da du in deinem Leben wahrscheinlich keins von beidem jemals aus der Nähe gesehen hast, weiß ich nicht, ob du dich da so weit aus dem Fenster lehnen solltest.«

    Vinny, der es hasste, wenn ich ihn so nannte, weil sein Name eigentlich Vindonnio war und seine Freunde ihn Vin riefen, musterte mich aus schmalen Augen. »Ich kann es kaum erwarten, bis dein Vater dich endlich verheiratet und dein Ehemann dir den nötigen Respekt beibringt.«

    Danio drückte seine Finger so tief in meine Haut, um mich zu bändigen, dass ich vor Schmerz beinahe aufgekeucht hätte.

    Ich ignorierte ihn und seine Warnung. Mit einem bittersüßen Lächeln flötete ich: »War das etwa ein Antrag?«

    »Bring mich nicht auf Ideen, Bunny. Ich hätte nicht die geringsten Hemmungen, dir die nötigen Manieren … beizubringen.« Er musste es nicht sagen, wir wussten beide, dass er »einprügeln« meinte.

    Die passende Antwort lag mir bereits auf der Zunge, doch mein Vater kam herein. Obwohl Danio und alle anderen, die noch nicht standen, sich erhoben, rührten Vinny und ich keinen Muskel. Wir waren zu sehr damit beschäftigt, uns über den Tisch hinweg in eisiger Verachtung anzustarren und darauf zu warten, dass der andere zuerst aufgab.

    Sobald ich der Boss war, würde ich Vinny einbetonieren und im Hafenbecken versenken lassen.

    »Vin«, sagte mein Vater im Vorbeigehen, »mitkommen.« Er nahm die Spannung im Raum entweder nicht wahr oder – und das war wesentlich wahrscheinlicher – es interessierte ihn nicht.

    Eigentlich war es eine Schande, dass Vinny so ein verdammtes Arschloch war. Der Mann war attraktiv wie die Sünde selbst, mit Wangenknochen und Wimpern, für die ich getötet hätte.

    Er stand auf, knöpfte sein Jackett zu und umrundete den Tisch. Ich war zu verblüfft, um zu reagieren, als er vor mir unerwartet stehen blieb. Er beugte sich vor, legte die Finger unter mein Kinn und lächelte mich an. »Warum reden wir nicht später weiter, Sweetheart?« Er zwinkerte mir zu und war in der nächsten Sekunde mit meinem Vater in dessen Arbeitszimmer verschwunden.

    Danio seufzte laut, ehe er aufstand, meinen Oberarm packte und mich praktisch aus dem Raum zerrte. Er brachte mich in die Küche, holte zwei Gläser aus dem Schrank und den Wodka aus dem Kühlschrank.

    »Wie oft soll ich es noch sagen?«, fragte er und funkelte mich wütend an.

    Er war der Einzige, den ich so mit mir umspringen ließ. Die Hand in die Hüfte gestützt und den Kopf schräg gelegt, imitierte ich ihn und schaffte es, zeitgleich mit ihm zu sagen: »Du bist zu impulsiv, Bria.«

    Danio nannte mich nur dann Bria, wenn er sauer war.

    »Das ist nicht witzig.« Er schob eines der Gläser in meine Richtung, setzte sein eigenes an die Lippen und leerte es in einem Zug. »Wie oft soll ich dir noch erklären, dass dein Hitzkopf dir im Weg steht? Du wirst nie der Boss werden, wenn du so weitermachst. Und noch weniger ein respektierter Boss. Vin weiß genau, wie er dich provozieren kann, und du springst jedes einzelne Mal darauf an. Hast du schon mal gesehen, dass dein Vater so reagiert?«

    »Ich weiß, was ich tue.« Die Zähne aufeinandergepresst, nahm ich das Glas und setzte es zögerlich an die Lippen. Mir war klar, dass ein Hauch Wahrheit in seinen Worten lag, aber meine Ungeduld war größer. Ich hatte jahrelang höflich genickt und gelächelt, immer bloß zugehört, während die anderen redeten, und jetzt war ich dran. Wie sollte ich mir Respekt verschaffen, solang ich mich beleidigen und auf mir herumtrampeln ließ?

    Danios Blick drückte seinen Unglauben aus. Mit einem Schnauben drehte er die Flasche erneut auf und goss sich einen weiteren Drink ein, einen noch größeren.

    Ich legte die Hand über mein Glas, weil ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wie viel ich vertrug. Außerdem war es bereits sechs Uhr morgens und ich hatte noch nicht geschlafen. »Sollte ich auch in Vaters Arbeitszimmer gehen?«

    »Wenn er dich dort haben wollte, hätte er gefragt.« Danio fuhr den Rand des Glases mit dem Zeigefinger nach, ehe er den Rücken durchdrückte. »Komm mit.«

    Etwas in seinem Tonfall ließ mich wissen, dass ich besser keine dummen Witze reißen sollte. Ich folgte ihm durch die große Glastür nach draußen in den Garten. Als wir vielleicht zwanzig Meter vom Haus weg waren, legte Danio die Hand auf meine Schulter. »Du solltest einen neuen Plan schmieden, Bunny.«

    »Wie meinst du das?«

    »Ich glaube nicht, dass dein Vater dich jemals zum Boss machen wird. Er weiß noch besser als ich, dass du kein guter Boss wärst. Du schießt, bevor du Fragen stellst. Du musst immer recht haben und wenn du deinen Willen nicht bekommst, wirst du laut. Du bist impulsiv, fahrlässig und launisch.«

    Am liebsten hätte ich seine Hand von meiner Schulter geschlagen, ihn angeschrien und wäre ins Haus gestapft, doch damit würde ich jedes seiner Worte wahrmachen. »Wow«, sagte ich stattdessen. »Mir war nicht klar, was für eine hohe Meinung mein bester Freund von mir hat.«

    »Ich sage dir das, weil ich dein bester Freund bin. Die anderen reden nicht viel mit mir darüber, weil sie wissen, wie eng wir befreundet sind, was mein Leben ehrlich gesagt schon schwer genug macht, aber manchen Tratsch bekomme ich trotzdem mit. Sie wollen dich nicht als Boss. Abgesehen davon, dass du eine Frau bist, bist du auch zu jung und unerfahren. Du brauchst einen Plan, was du machen willst, wenn dein Vater dir eröffnet, dass du doch heiraten musst.«

    »Was weißt du?« Ich bohrte den Zeigefinger in seine Brust. »Du hast dir bestimmt nicht aus heiterem Himmel überlegt, dass mein Vater sein Wort vielleicht nicht hält.«

    Danios Kiefer trat scharf hervor und für eine Weile blieb er stumm, bis er mit der Zunge schnalzte. »Vin bekommt mehr und mehr Aufgaben und Verantwortung zugeteilt. Und ich habe zufällig gehört, wie er gesagt hat, dass du … dass er es kaum erwarten kann, dich in die Finger zu bekommen. Er hat es nicht klingen lassen, als würde er dich gern in die Finger bekommen, sondern als wäre es beschlossene Sache und bloß eine Frage der Zeit. Er ist fast vierzig, lange dabei, deinem Vater treu ergeben und macht keinen Hehl daraus, wie gern er dich …« Mit einem Achselzucken brach er ab.

    »In die Unterwerfung prügeln würde. Du kannst es ruhig sagen.« Mein Herz klopfte schneller, weil ich ahnte, dass Danio recht haben könnte. Es würde auch erklären, warum Vinnys Kommentare in den letzten Wochen immer bissiger und herausfordernder geworden waren.

    Nein. Ich wollte es nicht wahrhaben und schüttelte den Kopf. »Das würde Dad nicht tun.«

    Leider wusste Danio nur zu gut, wo er bei mir ansetzen musste. »Wie sicher bist du dir?« Nach einem langen Blick in meine Augen drehte er sich um und ging wieder in Richtung Haus. »Ich muss ins Bett. Gute Nacht!«

    Ich sparte mir den Hinweis darauf, dass die Sonne längst wieder aufgegangen war, und beschloss, lieber noch eine Runde durch die Rosenbeete zu drehen. Das machte ich oft, wenn ich ungestört nachdenken wollte.

    Leider half es heute überhaupt nicht, weil Danios Worte mir wie ein Echo nachhingen. Wahrscheinlich war es besser, wenn ich auch schlafen ging. Wenigstens für ein paar Stunden. Danach sah die Welt schon wieder anders aus.

    Vielleicht fand ich einen Vorwand, um allein mit meinem Vater zu sprechen, und konnte ihm ein wenig auf den Zahn fühlen.

    Als ich die Küche betrat, saß Nonna am Küchentisch, die Zeitung vor sich ausgebreitet und eine Tasse Kaffee in der Hand.

    »Ah, Bunny«, sagte sie. »Schau hier – das ist doch ein irischer Name, oder?«

    Wie jeden Morgen studierte sie die Todesanzeigen und freute sich über jeden irischen Toten – jeden Konkurrenten, wie sie es formulierte – weniger.

    Ihr knochiger Finger deutete auf »Timothy O’Byrne« und sie schaute mich erwartungsvoll an.

    »Kann schon sein.« Ich nickte und ihre Miene hellte sich auf, bevor sie eine der italienischen Floskeln murmelte, bei denen sie sich weigerte, für mich zu übersetzen. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.

    KAPITEL 2

    CILLIAN

    »Fünfundzwanzig«, sagte der Nachtwächter mit ausgestreckter Hand und sah sich nervös um.

    »Fünfundzwanzig?« Rhys starrte den Mann an.

    Ich konnte förmlich hören, wie sich sein Puls beschleunigte.

    Der Nachtwächter zuckte mit den Achseln. »Es wird halt immer schwieriger.«

    Rhys’ Nasenflügel blähten sich und ich wusste, dass er gleich zu einem seiner Vorträge ansetzen würde. Bevor er jedoch die Chance dazu hatte, legte ich ihm die Hand auf die Schulter.

    »Bezahl den Mann. Je eher wir hier verschwunden sind, desto besser.«

    Rhys presste die Lippen aufeinander und vibrierte praktisch vor Wut, während er das Bündel Geldscheine aus der Manteltasche holte. Mit ruppigen Bewegungen zählte er den Betrag ab und reichte dem Mann die Scheine, der daraufhin endlich die Tür für uns öffnete.

    Sein schwerer Schlüsselbund klimperte beim Gehen. Wir durchquerten den langen Flur mit großen Schritten, weil niemand von uns hier mehr Zeit verbringen wollte, als unbedingt notwendig war.

    Obwohl es in den Zellen dunkel war, hörte ich mehr als eine Unterhaltung und etliche der Insassen wimmerten oder stöhnten leise vor sich hin.

    Der Mann blieb bei der Tür mit den diversen Warnschildern stehen. Er hob den Blick, sah mich an und kratzte sich am Hinterkopf. »Wäre es nicht besser, wenn er hierbleibt?«

    Ich nickte ihm bloß zu, damit er die Tür aufschloss.

    Rhys schnaubte. »Es wäre zumindest für unseren Kontostand besser.«

    Das Licht vom Flur fiel in die gepolsterte Zelle. Oran saß auf dem Boden, da es ohnehin keine Möbel in dem Raum gab, und hatte den Rücken an die weiche Wand gelehnt. »Wurde auch Zeit«, sagte er.

    »Sei froh, dass wir überhaupt gekommen sind. Weißt du, was das jedes Mal kostet?« Rhys verschränkte die Arme und setzte seinen strengsten Gesichtsausdruck auf, als hätte das auch nur einmal in den vergangenen dreißig Jahren funktioniert.

    Ich ignorierte seine schlechte Laune und betrat die Zelle, um Oran aus der Zwangsjacke zu befreien. Der Raum war so schmal, dass ich direkt Anflüge von Platzangst bekam. Mir war es ein Rätsel, wie Oran es hier Tage am Stück aushielt.

    Die Schnallen klapperten und klirrten, bis ich die Schlaufen, Riemen und Stoffstreifen endlich entwirrt hatte. Oran stand auf und ließ die Arme kreisen. Er trug einen beigefarbenen Jumpsuit und war barfuß.

    »Danke.« Er warf mir ein charmantes Lächeln zu, doch ich sah, dass er müde und angespannt war.

    »Fünfundzwanzig Riesen.« Rhys rümpfte die Nase. »Und das nur, damit er uns hier die Türen aufschließt. Da ist noch nicht das Geld für die Cops drin, die Richterin, den Psychologen und das neue Gutachten, den Schadensersatz …« Rhys zählte die Posten an den Fingern ab, doch Oran ignorierte ihn und verließ die Zelle.

    Auf dem Gang blieb er stehen, sah sich um und kratzte sich am Bauch. »Ich habe Hunger.«

    »Wir können unterwegs irgendwo halten und was holen. Worauf hättest du Lust?« Ich deutete in Richtung Ausgang und ließ Oran den Vortritt.

    »Sushi.« Er schob die Hände in die Taschen des Jumpsuits. »Sushi und eine sexy Brünette.«

    »Sushi? Geht’s noch teurer?« Rhys folgte uns und zupfte dabei eine imaginäre Fluse von seinem schwarzen Hemd. »Gegen die Brünette habe ich nichts einzuwenden.«

    »Ich habe nicht gesagt, dass du mitkommen darfst.« Oran sah Rhys an, ein teuflisches Funkeln in den graublauen Augen.

    Rhys wirkte, als würde er Oran gleich eigenhändig zurück in die Zelle werfen. »Das war das letzte Mal, dass wir dich hier rausgeholt haben. Im Grunde verschwenden wir nur Geld damit.«

    »Könnt ihr vielleicht aufhören, euch wie ein altes Ehepaar zu benehmen?«, fragte ich.

    Wir warteten, bis der Nachtwärter uns eingeholt hatte und die Sicherheitstür entriegelte.

    »Ich kann nichts dafür, dass Rhys nicht in der Lage ist, seine Emotionen zu regulieren. Er könnte ja auch einfach sagen, wie sehr er mich vermisst hat.« Oran zuckte mit den Achseln.

    »›Vermisst‹ ist das falsche Wort.« Rhys zog die Tür auf und ließ uns den Vortritt. »Gehofft, dass sie dich hierbehalten, trifft es eher.«

    »Ich liebe dich auch.« Oran rempelte Rhys im Vorbeigehen mit der Schulter an, woraufhin Rhys eilig noch mehr Flusen von seinem Hemd zupfte und den Kragen seines Mantels richtete.

    Der Nachtwächter hielt gebührenden Abstand, bis wir den Eingang erreicht hatten. Hier wurden die Patienten aufgenommen und mussten sich von ihren Besitztümern trennen.

    Er schob einen Stapel Klamotten über den Tisch und wandte sich schnell ab, weil Oran den Jumpsuit – unter dem er vollkommen nackt war –, ohne mit der Wimper zu zucken, abstreifte. Nachdem er seine Jeans, das schwarze Longsleeve und diese furchtbare, mit Fell gefütterte Lederjacke wieder angezogen hatte, stieg er in die schweren Boots.

    Der Nachtwächter reichte ihm eine Plastiktüte mit seinen persönlichen Gegenständen. Oran zog seine Uhr an, nahm sein Handy und seine Geldbörse und verharrte dann. »Wo ist es?« Seine Stimme war gefährlich leise.

    Prompt wich der Nachtwächter vor ihm zurück und tastete an seiner Hüfte nach der Pistole, die er dort am Gürtel trug. »I-i-ich habe keine Ahnung, worum es geht.«

    Orans Augen wurden schmal, als es mir einfiel.

    »Ich hab’s«, sagte ich und griff in die Innentasche meiner Jacke. »Wir mussten es von der Polizeistation holen. Sie haben es als Beweismittel katalogisiert.« Ich legte das abgenutzte Zippo-Feuerzeug in seine Handfläche.

    Oran schloss die Finger um das Feuerzeug, das seinem Opa gehört hatte. Ich war mir

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