Wahn & Sinn
Der Name der Chose
Herr Namslau war ein Experte der Onomastik. Dahinter verbarg sich nichts Unanständiges, sondern es ging bloß um Namenskunde. Herr Namslau hatte jedenfalls herausonomastiert, dass auch bei der Namensgebung immer mehr Ressourcenverschwendung stattfand. Deshalb empfahl er, ab sofort nichts Neues mehr zu verwenden, sondern nur noch auf gebrauchte Bezeichnungen zurückzugreifen. So könnten doch Töchter in Zukunft statt Simone einfach Schilddrüsenhormone heißen. Und statt Helene könnte Armlehne zum Einsatz gelangen. Annerose wäre problemlos durch Arteriosklerose zu ersetzen, Sabine durch Außenkabine und Jessika durch Anabolika.
Einmal dabei, schlug Herr Namslau gleich noch vor, vielleicht auch Berufe oder Eigenschaften in die Benennung einfließen zu lassen. Warum sollte der Spross des Börsenmaklers nicht einfach heißen oder der Sohn des Verwaltungsangestellten statt In der Milchwirtschaft könnte zum Beispiel der zur festen Größe werden, und in der Lebensmittelbranche würde Dietrich durch abgelöst. Alle Lehrer wären sofort gewarnt, wenn bei ihnen statt eines Ehrenfrieds der im Klassenzimmer säße oder statt Helmut der So vorausschauend dachte Herr Namslau!
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