Schmunzelgeschichten aus aller Welt: 100 kuriose Geschichten mit Wahrheitsgarantie
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Über dieses E-Book
Heribert Haberhausen
Heribert Haberhausen, Jahrgang 1941, Medienpädagoge und freier Journalist, Autor der Schmunzelgeschichten aus aller Welt und der amüsanten Alltagsgeschichten, hat sich auch ernsteren Themen gewidmet und seine Erzählungen in mehreren Büchern und zahlreichen Anthologien veröffentlicht.
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Buchvorschau
Schmunzelgeschichten aus aller Welt - Heribert Haberhausen
Wenn du lachst, lockerst du die Muskeln. Wenn du Tränen lachst, badest du die Seele.
(Petrus Ceelen)
In Erinnerung an Henny, mit der ich oft Tränen gelacht habe
Inhalt
Echt menschlich
Ein Königreich für ein Klo
Es brennt
Arme Mama
Ein alltäglicher Anruf
Gartenzwerg, Wonnespender
Gehörnte Partnerin
Die Botschaft ist wichtig, nicht der Bote
Zwei Worte, nicht die berühmten drei
Der hat es gut
Ein kleiner Strahl, ein großes Problem
Lauf in die Medaillenränge
Not macht erfinderisch
Hochzeitsbräuche
Vom Kleiderzwang befreit
Qualität hat ihren Preis
Ein Kurzurlaub zu dritt
Handschellen statt heimlicher Küsse
Dumme Frage der Uniformierten
Wovon Männer träumen
Von Zufällen und Irrtümern
Dumm gelaufen
Vom Blitz getroffen
Generationsproblem
Falsch verbunden
Gepatzt auf dem Platz
Probefahrt
Wer den Schaden hat...
Ich kriege sie alle – fast alle
Dankbarer Einbrecher
Verkalkuliert
Böhmische Wahrheit
Einen Bärendienst erweisen
Strafgefangene, ein Geschenk der Engländer
Fußfessel, ein virtuelles Gefängnis
Stehlen will gelernt sein
Blattschuss
Fataler Schreibfehler
Ärgerliches Mitbringsel
Anatomische Besonderheiten
Fairness aus zarter Hand
Zwei vierbeinige Helfer
Sonderbares Verhalten
Deutschland ist schön
Gelb-blaue Feindschaft - für immer?
Wie vereidigt man einen Papagei?
Instinktiv gerettet
Zustände wie im Mittelalter
Geld anlegen – lukrativ und gut sichtbar
Bin bald wieder an der Reihe
Augen auf beim Straßenbau
Pluspunkte für das Himmelreich
Ehrbare Räuber
Von Wogen getragen
Es muss passen!
Rauchen ist gefährlich
Passion
Krimis - eine todernste Sache
Eine Geschichte, nach der kein Hahn kräht
Maßlos
Richtiger Urlaub
Wahrnehmungsstörungen
Tierische Vorbilder
Unglaubliche Ereignisse
Ein königlicher Anblick
Wahrhafte Kunst
Tod ohne Wiederkehr
Respektvolle Diebe
Ein passendes Geschenk zu jeder Zeit
Herr, erbarme dich
Schaltjahre - notwendig, aber gefährlich
Houston, wir haben ein Problem!
Eine unglaubliche Geschichte
List gegen Dreistigkeit
Seinen Frieden finden
Wer einmal lügt…
Fettnäpfchengeschenke
Hingebungsvolle Arbeit
Frauen sind unlogisch, Lehrerinnen besonders
Eine peinliche Panne
Unglaubliche Krankmeldungen
Sprachloser Ladendieb
Ehrlicher Finder in luftiger Höhe
Misshandlung eines Musikers
Heiter bis besinnlich
Eine bedeutende Frau
Neue Wege der Seelsorge
Gibt es Wunder?
Der heilige Richter
Ein Glück Mönch zu sein
Kein Schwarzfahrer in Weiß
Nur für Sünder?
Eine köstliche Verwechslung
Theorie in die Praxis umsetzen
Auf dumme Fragen klug antworten
Glück und Tatkraft sind Zwillingsbrüder
In Todtnau bleibt er unvergessen
Ein Volkssänger
Für einen guten Zweck
Konsequent
Gelebte Träume
Unzertrennlich
Ein Ausflug nach Marokko
Von großer Bedeutung
Die letzten Worte
Meine letzten Worte
1 Echt menschlich
Ein Königreich für ein Klo
Das Wasserlassen der Wildpinkler fiel dieses Jahr ins Wasser, zumindest zum großen Teil. Sturmtief „Ruzica" hatte die Narren von den Plätzen gefegt. Die Straßen waren leer, die Kneipen voll.
Die Jecken mussten das Feiern von draußen nach drinnen verlegen, und dort gab es Toiletten genug. Dabei hatte man sich so gut vorbereitet. Die Veranstalter lernten aus den vergangenen Jahren. Sie wussten, die Natur verlangt ihr Recht. Was man oben hineinschüttet, muss man unten herauslassen. Das Recht der Natur aber ist nicht jedem recht. So hat man den Wildpinklern den Kampf angesagt, mitten im fröhlichen Treiben. Besonders in Köln, mit dem Dom als Wahrzeichen, eine Hochburg des Karnevals, wollte man den männlichen Jecken zu Leibe rücken, bei den weiblichen erübrigte sich das, da ihnen die Möglichkeiten fehlten.
Der Karnevalsverein „Rote Funken wollte in der fünften Jahreszeit sein Heiligtum vor dem der männlichen Jecken schützen. Nach der Eröffnung des Straßenkarnevals in der Altstadt sollten 250 uniformierte Funken zum Dom ziehen, um sich dort in einer Art Menschenkette zu postieren, wie der „Kölner Express
berichtete. Domprobst Gerd Bachner war erfreut über die geplante Aktion.
Die „Roten Funken wollten noch zusätzlich 10 000 Einwegurinale verteilen, damit Menschen, die zum Durchlauferhitzer geworden sind, jederzeit ihre Notdurft verrichten konnten, wo immer sie wollten. Sturmtief „Ruzica
verminderte die Anstrengungen um Sauberkeit doch erheblich.
Zahlreiche Umzüge vom Ruhrgebiet bis Mainz mussten wegen der Gefahren für Teilnehmer wie Zuschauer abgesagt werden. Manche Figur aus Pappmaché hätte wahrscheinlich ihren Kopf oder sonstige wertvolle Teile verloren.
Und doch ist Urin ein sehr wertvoller Stoff und vielseitig verwendbar, wenn er nicht so stänke. Alter Soldatenbrauch war es, Wunden zu bepinkeln oder im Urin zu baden, wenn man die Wanne mit kameradschaftlichem Zutun denn voll bekam. So konnte man Schmerzen lindern und den Arzt, den es an vorderer Front sowieso nicht gab, ersetzen. Frischer Urin wirkt nun einmal desinfizierend und zugleich schmerzlindernd. Harnstoff hilft auch gegen Hautleiden. Urea enthalten die meisten Pflegecremes (Urea klingt besser als Harnstoff). Praktische Anwendung findet Urea auch bei Augen- und Halsentzündungen sowie Schürfwunden.
Urin kann Leben retten. 2014 überlebten Schiffbrüchige vor der Insel Bali nur, weil sie ihren Urin tranken, und das 40 Stunden lang. Sonst wären sie, vom Wasser umgeben, verdurstet. Eine Minute Salzwasser schlucken wäre tödlich gewesen. Einen Rekord stellten Verletzte nach einem Flugzeugabsturz auf, weil auch sie ihren Urin tranken. Erst nach 62 Stunden wurden sie gerettet und bekamen gekühlte Getränke, einige verlangten – wegen der gleichen Farbe oder des besseren Geschmacks – ein Bier.
Zu viel von diesem köstlichen Gesöff hatte Ernst August von Hannover auf der Expo 2000 zu sich genommen. Ob rotes oder blaues Blut, der Natur ist das egal. Der „feine Pinkel wurde zum „wilden Pinkler
. Die hoheitliche Blase hatte zu viel Druck. In seiner Not pullerte Ernst August ungeniert gegen den türkischen Pavillon. Die Entrichtung seiner Notdurft, so beteuerte er später vehement, habe sich nicht gegen das türkische Volk gerichtet. 75 DM Bußgeld musste er trotzdem entrichten, preiswert, wenn man bedenkt, dass er in seiner Not bereit gewesen wäre, ein Königreich für ein Klo zu geben.
Königreiche sind nicht gefeit vor Untergang und Vernichtung, wenn gegnerische Horden einfallen, Dixi-Klos sind nicht geschützt vor Zerstörung und Verstreuung, wenn ein Sturmtief bläst; besonders, wenn die Karnevalisten und Karnevalistinnen sich dort nicht oft genug erleichtert haben, sind diese nicht schwer genug. „Ruzica" hatte darum leichtes Spiel mit ihnen und verstreute sie malerisch in der Kölner Innenstadt.
2016 wird den Planern, den Veranstaltern und den Karnevalisten in Erinnerung bleiben. Ganz sicher!
Es brennt
In einem kleinen Ort in Niederbayern, der nicht genannt wird, um niemanden in Misskredit zu bringen, gehört zum wöchentlichen Zeremoniell der sonntägliche Gottesdienst, weniger wegen der Messe, mehr wegen des anschließenden Frühschoppens im Wirtshaus, an dem sich fast ausschließlich das starke Geschlecht beteiligt, während in den eigenen vier Wänden das schwache Geschlecht den sonntäglichen Braten zubereitet, Schweine- oder Rinderbraten mit Sauerkraut und Knödeln. An hohen Feiertagen gibt es sogar Haxen, die Beilagen bleiben die gleichen.
Weil viele Männer in der Woche schwer arbeiteten, auf dem Feld oder auf dem Bau, im Geschäft oder im Büro (!), geschah es nicht selten, dass der eine oder andere während der stillen Gebete ein Nickerchen hielt. Nun war es in der Kirche nicht verboten, die Augen zu schließen, wurde aber von den Mitgläubigen als störend empfunden, wenn lautes Schnarchen Gesang und Orgelmusik übertönte, die Worte des Geistlichen lautstark kommentierte.
Eines Sonntags stieg der Pfarrer der Gemeinde ganz gegen seine Gewohnheit auf die Kanzel, legte seine Hände auf die Brüstung, glich dabei ein wenig Don Camillo. Nach einer Gedankenpause, die die Schlafenden nicht störte, rief er: „Es brennt! Dann wiederholte er lauter: „Es brennt!
Schließlich brüllte er aus Leibeskräften: „Es brennt! und fügte leise hinzu: „Im Herzen des Franziskus.
Jetzt war auch der letzte Hinterbänkler wach.
Nicht jeder Trick, sei er auch noch so durchdacht, funktioniert. Der Brand im Herzen des Heiligen hat den Brand in den Kehlen der Irdischen so richtig entfacht. Mancher verließ vorzeitig das Gotteshaus, tauschte es mit dem Wirtshaus, dort wo das Gebetbuch Henkel hat, um das Feuer nicht im Herzen des Franziskus, sondern das in seiner Kehle zu löschen.
Sie tauschten dunkle Worte über Fegefeuer und Höllenqualen mit einem Hellen, einem freundlichen halben Liter. Hier redeten sie über Gott und die Welt - hier diskutierten sie sich die Köpfe heiß, bis die Wangen glühten.
Arme Mama
Männer und Frauen sind verschieden. Das wissen sogar Babys. Sie glauben mir nicht? Ich werde es schwarz auf weiß beweisen.
Mann und Frau sind in allem verschieden, nur bei der ersten Begegnung nicht. Da gleichen sie sich wie zwei eineiige Zwillinge. Vor lauter Hormonwallungen sind sie völlig durchgeknallt, laufen neben der Spur. Bei Frauen dauert dieser Zustand der Ekstase nur kurz an. Sie denkt schon bald wieder mit dem Kopf, nicht mit dem Bauch, der Mann denkt überhaupt nicht, wie bei vielen Dingen im Leben. Sie will dann auch heiraten. Das tut sie aus verschiedenen Gründen: wegen des Geldes, der gesellschaftlichen Stellung, der Karriere oder letztlich, um versorgt zu sein und um Kinder zu kriegen. Männer heiraten nur aus einem Grund, aus Liebe.
Thema Liebe: Frauen verweigern den Sex, wenn sie eingeschnappt, beleidigt, besonders wenn sie sauer sind. Männer verweigern niemals Sex. Sie können sich streiten und dabei Sex haben.
Eine gute Ehe verläuft bestens, wenn sie redet und er schweigt. Das Reden ist Grundbestandteil des weiblichen Geschlechts. Das Kaffeekränzchen setzt sich aus lamentierenden Frauen zusammen, die vornehmlich über ihre Männer herziehen. Männer reden wenig, wenn, dann sachlich am Biertisch über Politik und Fußball. Der Spötter Rodney Langerfield bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: Ich habe schon jahrelang nicht mehr mit meiner Frau gesprochen. Ich wollte sie nicht unterbrechen. Vielleicht ein wenig übertrieben, nur ein wenig.
Die tägliche Nahrungsaufnahme ist wiederum sehr harmonisch. Sie knabbert wie ein Kaninchen an ihrem Grünzeug, er verschlingt wie ein Wolf Fleischberge. Bei der Erziehung läuft es dann wieder auseinander. Sie erzieht, er nicht. Am besten lässt man ihn in Ruhe sein Bier trinken und Fernsehen gucken. Apropos Kinder. Ich erwähnte, dass auch Kinder, sogar Kleinkinder den Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen.
Dies passierte meinem Freund. Sein Sohn Leon ist ein Jahr und sieben Monate alt. Er geht aufrecht, schaukelt dabei manchmal, wie jemand, der zu tief ins Glas geschaut hat, aber er fällt nicht. Er spricht viel, man versteht ihn nur nicht immer, selbst die Eltern nicht.
Leon ist ständig auf Entdeckungstour. Er lässt nichts aus, was Kleinkinder be - greifen müssen. Nachtöpfe, Herdplatten, Unterhosen, Schuhkartons, nichts ist vor ihm sicher. Will er höher hinauf, benutzt er die Schubladen der Küchenschränke als Treppe. Fehlt ihm der erste Schnee, reicht ihm Puderzucker und die ganze Küche wird weiß. Eine riesengroße Pfütze ist ein ideales Schwimmbecken.
Neulich in der Badewanne machte er eine Entdeckung, keine große, aber immerhin. Er stellte fest, dass er und sein Vater, der mit ihm im Wasser saß, Ähnlichkeiten hatten. Er war stolz. Derartige Entdeckungen bei Kleinen sind jedoch nicht von langer Dauer und ohnehin nicht von großem Interesse. Bei Erwachsenen ist das etwas anders, besonders bei Männern. Bei den Kleinen sind die Quietscheente und der Wasserfrosch spannender, der Badedrachen Bodo, der Funkelfisch Frodo lustiger. Mit allen konnte man auch besser spielen und so viel anstellen. Kein weiterer Kommentar.
Aber dann gab es doch noch eine Überraschung. Als Vater und Sohnemann die Wanne verließen, kam Mama aus der Dusche. Hier stimmte etwas nicht. Leon schaute sich an, dann seinen Vater, seine Mutter. Dasselbe noch einmal in gleicher Reihenfolge. Noch einmal die Mama. Dann sagte er laut und vernehmlich: „Oh!"
Mehr konnte er nicht, denn er war ja erst ein Jahr und sieben Monate jung. Aber sein mitleidiger Blick sagte mehr als viele Worte.
Die Eltern haben ihn verstanden. Sie auch?
Dann haben Sie auch den Unterschied zwischen den Geschlechtern verstanden.
Ein alltäglicher Anruf
Hallo Mama!
Woher weißt du, dass ich dich anrufe?
Ich sehe deine Nummer im Display.
Wo? Meine Nummer liegt da irgendwo? Komisch! Egal! Ich wollte dich fragen, ob du Sonntag zu Papas Geburtstag kommst? Er wird siebzig.
Natürlich komme ich, war doch immer zu seinem Geburtstag bei euch. Feiert ihr denn? Wer kommt?
Wie immer! Papas Schwestern, deine Tanten Frieda und Berta. Du kennst sie doch.
Ja, seit siebenunddreißig Jahren.
Sie mögen dich.
Ich weiß, viel zu sehr, seit siebenunddreißig Jahren.
Da wäre noch etwas. Papas Lieblingsessen zu seinem Geburtstag sind doch Rinderrouladen mit Knödeln und Rotkraut.
Dann mach’ sie ihm.
Aber du isst doch seit einem Jahr kein Fleisch. Du darfst nichts mehr essen, du bist doch Ve, Ve, Ve.
Vegetarier. Ich darf essen, was ich will, ich will nur kein Fleisch. Das habe ich dir aber schon zig Mal erklärt. Ich esse sogar Gummibärchen. Und Blutorangen, Fleischtomaten und Ochsenherzen.
Du isst Ochsen?
Nein, Mama, das war ein Witz. Ochsenherzen ist eine Tomatensorte. Also, mach’ Papas Lieblingsgericht zu seinem Ehrentag.
Und was isst du?
Knödel und Rotkraut?
Davon kann ein großer Mann nicht satt werden. Ich will nicht, dass mein Junge hungrig vom Tisch aufsteht.
Mama, ich werde satt. Es gibt auch sehr dicke Vegetarier. Böse Zungen nennen sie Biotonnen. Ende der Diskussion.
Und die Speckknödelsuppe als Vorspeise darf es dann wohl auch nicht geben?
Setz halt eine Frühlingssuppe auf!
Mitten im Herbst?
Dann nenn’ sie Festtagssuppe. Das passt auch viel besser zum Anlass.
Und was kommt darein?
Was du willst: Möhren, Suppengrün, Lauch, Knoblauch, Zwiebeln, kein Kaffeesatz.
Das schmeckt?
Sehr sogar!
Wird man davon satt?
Das soll auch keiner. Es gibt doch noch das Hauptgericht, die Rinderrouladen.
Gut, das mache ich.
Ich habe eine Idee. Stell’ doch ein Schälchen mit gekochtem Rindfleisch auf den Tisch. Davon kann sich jeder so viel Fleisch in seine Suppe mischen, wie er will. Dann haben alle etwas zu tun, haben ihre Suppe selbst angerichtet, für uns Vegetarier eher zugerichtet. Dann schmeckt sie bestimmt. Dann ist es wirklich eine Festtagssuppe.
Zum Nachtisch kann ich wie immer Götterspeise mit Vanillesoße servieren? Das Lieblingsgericht der Tanten.
Warum fragst du oder bereitest du sie mit Suppenfleisch und Hähnchenschenkeln zu?
Natürlich nicht!
Na also! Da wäre noch etwas. Weißt du, was ich Vati schenken könnte?
Oh, schwere Frage, echt schwere Frage. Briefmarken sammelt er nicht mehr. Er kann den Aufdruck nur noch mit der Lupe erkennen. Das macht ihm keinen Spaß.
Dann schenke ich ihm ein Ölgemälde. Das kann er anfassen, sehen und an die Wand hängen. In der Nachbarschaft hat jemand eine kleine Galerie eröffnet. Dort gibt es schöne Bilder.
Manfred, so einen ollen Schinken und das von dir als Ve,Ve.
Vegetarier.
Nimm etwas, was du nicht in Geschenkpapier wickeln musst. Das gelingt dir doch nicht. Das letzte Mal war die Verpackung so misslungen, dass wir nicht einmal Fußball damit spielen konnten. Was dein Geschenk betrifft, gib’ mir ein wenig Zeit, mir fällt bestimmt etwas ein.
Okay! Ruf mich dann noch einmal an.
Noch eine Frage. Kommst du allein? Bist du noch immer solo?
Ja, Mutter, ich bin noch immer Single. Froh und zufrieden!
Mit siebenunddreißig solltest du dir aber langsam etwas Passendes suchen. Soll ich mich mal für dich in der Nachbarschaft umhören oder in unserem Gesangsverein nachfragen? Da gibt es sehr nette Mädchen, auch junge Witwen.
Ich suche mir selbst etwas Passendes. Das ist ganz allein meine Sache, wen ich umarme. Sie darf auch aus Fleisch und Blut sein. Auf ein solches Stück Fleisch freue ich mich sogar, schön groß und fest darf es sein. Manche Stellen auch weich.
Aber Manfred, was redest du denn da?
Auch wir Vegetarier lieben Fleisch, sehr sogar. Mutter, du bist doch nicht von gestern. Mich hat sicher nicht der Klapperstorch gebracht. Oder?
Ich habe es nur gut gemeint. Als Papa mich auf der Betriebsfeier …
Nein, Mama, nicht die alte Leier. Das habe ich schon hundert Mal gehört. Ich muss weg. Ich gehe mir jetzt ein Stück passendes Fleisch suchen. Ein lebendiges Stück, nach dem ich mich verzehre, das ich verschlingen möchte mit Haut und Haaren. Tschüss und melde dich wegen des Geschenks!
Bestimmt! Tschüss!
Gartenzwerg, Wonnespender
An Gartenzwergen scheiden sich die Geister. „Entweder die Menschen lieben oder hassen sie, da gibt es nur schwarz und weiß - keine Grautöne", sagt die Volkskundlerin und Soziologin Claudia Rücker (Berlin) über das Phänomen des kleinen Gesellen mit der roten Zipfelmütze, der Lederschürze und dem Rauschebart in unseren Vorgärten. Geschätzt sind es 25 Millionen hierzulande, vereinzelt angesiedelt, an einigen Stellen zuhauf. Für den einen Zierde pur, für den anderen Spießigkeit ohnegleichen.
Wahre Zwergenliebhaber nehmen sich immer mehr der armen Wichte an, die zusammengepfercht hinter Zäunen und Hecken das Schicksal bedauernswerter Kreaturen erleiden, zu vergleichen mit den armen Geschöpfen in der Massentierhaltung. Gegen Ende der 1990er-Jahre entstand die „Front zur Befreiung der Gartenzwerge in Deutschland, in Frankreich die „Front de Liberation des Nains de Jardins
FLNJ, in Italien NAlAG, deren Anhänger die sozial isolierten Figürchen, ihres „natürlichen Lebensraumes" beraubt, aus den Vorgärten befreien und in den Wäldern aussetzen. Aus Sagen, besonders aus den Märchen der Brüder Grimm wissen