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Star Trek - Rise of the Federation 2: Turm zu Babel
Star Trek - Rise of the Federation 2: Turm zu Babel
Star Trek - Rise of the Federation 2: Turm zu Babel
eBook401 Seiten4 Stunden

Star Trek - Rise of the Federation 2: Turm zu Babel

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Über dieses E-Book

Die Vereinte Föderation der Planeten hat ihre erste große Krise überstanden, aber die Kinderkrankheiten nehmen erst ihren Anfang …

Admiral Jonathan Archer hofft die verschiedenen Bewohner des wohlhabenden Rigel-Systems zum Beitritt in die Föderation bewegen zu können. Das soll der jungen Nation als Starthilfe zum Wachstum dienen und einem wichtigen Sektor Stabilität bringen. Zusammen mit den besten Diplomaten der Föderation reist Archer zum Planetoiden Babel, um über Rigels Aufnahme zu verhandeln … aber ein bevorstehendes Rennen um die Präsidentschaft heizt die ideologischen Spannungen innerhalb der jungen Nation an, gefährdet die Gespräche und die zerbrechliche Einheit, für deren Erhalt Archer so viel getan hat.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum3. Juli 2017
ISBN9783959811972
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    Buchvorschau

    Star Trek - Rise of the Federation 2 - Christopher L. Bennett

    schwelten.

    2164

    12. Februar 2164

    Verex III, orionisch-klingonisches Grenzgebiet

    »… also dürften für alle Anwesenden die Vorteile einer solchen Allianz ersichtlich sein«, verkündete der kräftige Orioner am Kopf des Konferenztischs, wobei er abwechselnd auf seine beiden Gäste schaute. »Solange wir allein unsere Geschäfte machten, zwang die Macht der Vulkanier unsere beiden Organisationen immer wieder zum Rückzug. Jetzt sind die Vulkanier Teil einer größeren, noch stärkeren Föderation, deren Sternenflottenpatrouillen immer stärker unsere Bemühungen stören, im Geschäft zu bleiben. Welche bessere Antwort könnten wir darauf haben, als selbst eine Partnerschaft einzugehen, um ihnen Widerstand zu leisten?« Der grünhäutige Mann mit der volltönenden Baritonstimme sah sich fragend um.

    »Die Vorteile eines Bündnisses mit Ihren … Vorgesetzten sind offensichtlich, Harrad-Sar«, erwiderte die Abgesandte der Mazariten, Eldi Zankor. Dann aber lächelte sie höhnisch, ein Ausdruck, der die bogenförmigen Hautlappen, die sich von ihren Wangenknochen bis zu den Ohren erstreckten, in die Länge zog. »Aber kann Jofirek hier überhaupt liefern? Die Vulkanier haben sein Syndikat von Agaron gejagt, während ich noch das Laufen lernte, und seitdem ringt er darum, irgendeine Bedeutung zu haben!«

    Trotz des weißen Haars an ihren Schläfen und Augenbrauen, einem typischen Merkmal ihrer Spezies, war Zankor in den besten Jahren. Ihr Ehrgeiz und ihre Skrupellosigkeit – sowie die politische Säuberungsaktion, die ihre Vorgänger vor ein paar Jahren erwischt hatte – hatten es ihr ermöglicht, bereits frühzeitig zum Kopf des Verbrechersyndikats von Mazar aufzusteigen.

    Das Gleiche konnte man nicht von dem schrumpeligen, silberhaarigen Agaronier sagen, der ihr gegenüber saß und dessen charakteristische vertikale Furche, die die Stirn seiner Leute teilte, beinahe in einem Meer aus Falten verschwand. »Was erlauben Sie sich!«, schnaufte er. »Meine Schmuggel- und Drogenverbindungen reichen zwei Sektoren weit!«

    »Höchstens zwei oder drei Systeme in jedem Sektor. Warum wollen Sie überhaupt, dass dieses Fossil Teil unserer Allianz ist, Harrad-Sar? Er wird uns nur ein Klotz am Bein sein.«

    »Ich hatte vierzig Jahre Zeit, um meine Organisation neu aufzubauen! Ihre Gruppe versucht doch nach ihrer Säuberung noch, die Reste zusammenzuklauben!«

    Harrad-Sar breitete die Hände aus. »Bitte, bitte, meine Freunde«, sagte er. »Die Stärke der Föderation liegt in ihrer Einheit – ihrer Fähigkeit, die Differenzen ihrer Mitglieder hintenanzustellen, um ein Ziel von gemeinsamem Interesse zu verfolgen. Unsere jeweiligen Syndikate werden besser mit ihr klarkommen, wenn wir lernen, ihrem Beispiel zu folgen. Diese gemeinschaftliche Operation kann von Jofireks Erfahrung sowie den Verbindungen und den Absatzgebieten profitieren, die er sich über die Jahrzehnte erarbeiten konnte. Und ebenso profitiert sie von der Leidenschaft und den Ressourcen des Mazariten-Kartells.«

    Einen Raum weiter saß Navaar, verfolgte das Geschehen durch eine Scheibe aus einseitig durchsichtigem Glas und lächelte angesichts der Vorstellung ihres Sklaven. »Er macht das gut«, schnurrte die Handelsprinzessin und wickelte abwesend eine Locke ihres üppigen schwarzen Haars um einen schlanken grünen Finger.

    »Er war schon immer ein schneller Lerner«, erwiderte ihre Schwester D’Nesh, während sie sich von einem muskulösen Sklaven – größer und jünger als Harrad-Sar, mit weniger und nicht ganz so kunstvollen Metallverzierungen auf dem blanken Schädel – ihr lockiges Haar bürsten ließ. »Ich schätze, du hattest doch recht, ihn nicht zu töten.«

    »Ich wusste, dass er seine Fehler wiedergutmachen könnte.« Insgeheim gab Navaar es durchaus zu: Das Versagen, Jonathan Archer vor all den Jahren in die Hände zu bekommen, um sich für seine Einmischung in die Sklavengeschäfte des Orion-Syndikats auf just diesem Planeten hier zu rächen, war ebenso ihre Schuld und die ihrer Schwestern wie die ihres Chefsklaven. Archers Offizieren war es nicht nur irgendwie gelungen, die machtvolle Pheromonkontrolle der Drei Schwestern zu überwinden, die Erde und ihre Verbündeten hatten obendrein die Wahrheit über orionische Frauen erfahren. Denn statt nur Sklaven zu sein, wie sie es vorgaben, waren sie es – oder zumindest ihre mit den stärksten Pheromonen gesegneten Elite-Linien –, die in Wahrheit über die orionische Zivilisation herrschten. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hatte die Sternenflottenbesatzung den Warpantrieb von Harrad-Sars Schiff beschädigt und so ihn und die Schwestern dazu gezwungen, mit Unterlichtgeschwindigkeit nach Hause zu kriechen.

    Es hatte beinahe ein Jahr gedauert, bis ihre Notsignale ein anderes orionisches Schiff erreichten, und die Schwestern hatten einen Großteil dieses Jahres damit verbracht, Harrad-Sar für sein Versagen büßen zu lassen. D’Nesh hatte ihm alle Piercings rausreißen wollen und sie hatte weiter reißen wollen, bis nichts als ein Haufen aus Knochen und Organen übrig war. Und Maras hätte liebend gerne zugeschaut und sich daran beteiligt. Die jüngste Schwester war eine Frau der einfachen Freuden.

    Aber Navaar hatte die Wahrheit erkannt: dass sie Harrad-Sar schlicht zu einem Sündenbock für ihr eigenes Versagen gemacht hatten. Der Grund dafür war die Furcht vor den Konsequenzen, die sie erwartete, wenn sie schließlich in Schande nach Hause zurückkehrten. Sie hatte ihre Geschwister davon überzeugt, dass sie nun enger zusammenhalten mussten denn je, wenn sie überleben wollten, und dass sie lieber auf die Loyalität ihrer gegenwärtigen Sklaven bauen sollten, statt sie wegzuwerfen und von vorne anzufangen.

    Im Gegenzug hatte Harrad-Sar – unter ein wenig Mithilfe seiner Besitzer – erkannt, dass seine eigenen besten Chancen auf Überleben darin lagen, den Schwestern zu helfen, diese Krise zu überstehen. Und tatsächlich war es wohl das enge Band gewesen, das sich zwischen den vieren während ihrer langen Heimreise gebildet hatte, das es ihnen ermöglichte, ihre Schande zu ertragen, stärker daraus hervorzugehen und letzten Ende an ihre gegenwärtigen Führungspositionen innerhalb des Syndikats aufzusteigen.

    »Ihre Argumente sind alle schön und gut«, sagte Jofirek gerade zu Harrad-Sar, »aber ich bin zu wichtig, um mit Mittelsmännern zu verhandeln. Wann werde ich endlich Ihre Vorgesetzten sehen?«

    Zankor grinste spöttisch. »Zügeln Sie Ihre Lust, alter Mann. Allein ihr Anblick würde Ihnen wahrscheinlich einen Herzanfall bescheren.«

    Navaar lächelte, sowohl über das Kompliment als auch über die Ironie. Obwohl die Existenz und die Bedeutung der Schwestern in den höheren Rängen der anderen Syndikate bekannt waren, wussten nur wenige, wie sie tatsächlich aussahen. Daher waren sich auch Zankor und Jofirek nicht bewusst, dass Maras sich mit ihnen im Raum aufhielt. Sie spielte die Rolle einer jungen Teilnehmerin, die eine untergeordnete und im Wesentlichen dekorative Funktion bei den Verhandlungen innehatte.

    Um Zankors Bedürfnisse kümmerte sich allerdings ein riesiger und beinahe nackter männlicher Sklave. Obwohl Maras, gelinde gesagt, eher in körperlichen Dingen als in geistigen herausragte, war sie schlau genug, Zankor nicht zu nahe zu kommen, denn sie wusste, dass Pheromone, die so stark wie die der Schwestern waren, humanoide Frauen leicht reizbar machten. Zankor war schon streitlustig genug ohne einen solchen hormonellen Schub. Aber Maras saß nahe genug bei Jofirek, um ihn zu erregen und offen für Beeinflussungen zu machen. So war sichergestellt, dass er alles tun würde, was immer Harrad-Sar im Namen der Schwestern von ihm verlangte.

    Im Augenblick versicherte Sar dem alten Mann, dass er absolut berechtigt war, für das Syndikat zu sprechen. Doch Navaar wurde durch das unzufriedene Grunzen des Wesens abgelenkt, das zu ihrer Linken stand und ebenfalls durch den Spiegel schaute. »Was gefällt Ihnen nicht, Garos?«, wollte sie wissen.

    Dular Garos wandte ihr sein breites, von grauen Schuppen bedecktes Gesicht zu. »Ich teile Zankors Skepsis Jofireks Nützlichkeit betreffend«, verkündete der Malurianer mit seiner tiefen, vollen Stimme. »Im Grunde ist es überhaupt Zeitverschwendung, mit den beiden zu verhandeln. Beider Organisationen liegen in Trümmern. Sie kämpfen um die geringste Bedeutung. Was können sie Ihnen bieten, was Ihnen die Raldul-Gruppierung nicht bieten könnte?«

    Hinter ihnen lachte D’Nesh. »Sie sind nur eifersüchtig.«

    »Ich bin überrascht über Sie, Garos«, sagte Navaar mit einem milderen Lächeln. »Sie kennen unsere Langzeitziele genauso gut wie jeder andere. Um die Föderation in ihrem eigenen Spiel zu schlagen, müssen wir unsere Allianz vergrößern und jede Ressource anzapfen, die uns möglich ist. Wir müssen imstande sein, von allen Seiten zuzuschlagen.«

    »Richtig«, bestätigte D’Nesh. »Und außerdem kann es nicht schaden, ein paar Opfertiere zu haben, die man ihnen in den Weg werfen kann, wenn es nötig werden sollte.«

    Garos warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Solange Maluria nicht plötzlich eins dieser Opfer sein soll …«

    »Garos, Garos.« Navaar strich ihm über den Arm. »Glauben Sie wirklich, dass wir uns Ihnen so offen enthüllt hätten, wenn wir Sie nicht als unseren engsten Verbündeten betrachten würden?«

    »Sie haben sich mir gegenüber nur enthüllt, weil Sie wissen, dass Malurianer dominante Frauen mögen.«

    Wie immer zeigte er sich unerfreulich unbeeindruckt von ihren instinktiven Versuchen der Verführung. Seine Reptilienherkunft machte ihn immun gegen die Pheromone der Orionerin, und obendrein waren malurianische Männer unwiderruflich an die großen, polyandrischen Frauen gebunden, die normalerweise auf ihrer Heimatwelt Malur blieben. Garos lebte im Exil, fern von Maluria – dem System, das Malur und seine drei Koloniewelten umfasste –, und jede seiner Handlungen war von der einen Hoffnung angetrieben, dass er eines Tages ruhmvoll nach Hause zurückkehren konnte.

    »Aber Sie haben doch gesehen, dass wir uns auch anderen von entsprechender Bedeutung enthüllt haben. Dem Basileus von Sauria zum Beispiel.«

    »Nur, weil er mich nicht als Ihren Repräsentanten akzeptiert hat«, erwiderte Garos mürrisch. Er war noch immer verletzt, weil Maltuvis ihn abgewiesen hatte.

    Navaar blickte ihn unverwandt an. »Was können wir tun, um Sie davon zu überzeugen, wie ernst es uns mit der Partnerschaft mit Raldul ist?«

    »Sie könnten sich einer Angelegenheit von höherer Wichtigkeit zuwenden«, gab er zurück.

    D’Nesh präsentierte ihm einen süßen Schmollmund, doch es lag eiserne Härte dahinter. »Beispielsweise?«

    »Beispielsweise der Situation in der rigelianischen Handelskommission. Die Lorillianer und die Axanar machen Druck auf Rigel. Sie verlangen stärkere Sicherheits- und Anti-Piraterie-Patrouillen im Kandari-Sektor. Sie wollen sogar, dass Rigel sich der Föderation anschließt, um danach den Schutz der Sternenflotte anfordern zu können! Die Kommission hat die Föderation bereits zu Gesprächen eingeladen. Und wenn Rigel ihr beitritt, werden andere rasch folgen.« Er deutete auf die Unterhändler auf der anderen Seite des Spiegels. »Was wird es uns bringen, diese unwichtigen Spieler in unseren Kreis aufzunehmen, wenn die Föderation in der Zeit, in der unsere Aufmerksamkeit gebunden ist, ihre Größe annähernd verdoppelt?«

    »Ach, Garos«, sagte Navaar. »Sie machen sich zu viele Gedanken über kurzfristige Probleme. Wir spielen hier auf lange Sicht.«

    »Sie vielleicht. Das Territorium des Syndikats ist groß genug, dass es den Verlust leicht verschmerzen kann, sollte Rigel im Kandari-Sektor Jagd auf Verbrecher und Piraten machen. Aber meine Gruppierung ist weit stärker von diesen Einnahmequellen abhängig.«

    Navaar lächelte. »Und hier kommt der Vorteil unserer Partnerschaft zum Tragen! Sie gestattet uns, unsere Aufmerksamkeit mehreren Zielen gleichzeitig zuzuwenden. Sie dürfen sich sehr gerne dem Rigel-Problem widmen, wenn es Sie dermaßen besorgt. Wir vertrauen darauf, dass Raldul die Fähigkeiten und die Ressourcen hat, um solch eine Operation durchzuführen.«

    Garos schnitt eine Grimasse. »Während Sie Verführungsspielchen mit Relikten wie diesen spielen.«

    »Sie sollten es eigentlich besser wissen, mein Freund«, sagte Navaar zu ihm und wandte sich wieder der Scheibe zu, um zuzuschauen, wie beide Verbrecherfürsten schließlich einwilligten und ihre Daumenabdrücke auf den Bündnisvertrag setzten. »Dies hier ist ein kleines Stück in einem viel größeren Puzzle. Und andere, deutlich wichtigere Entwicklungen wurden bereits angestoßen.«

    25. Februar 2164

    Hafen von Patorco, Narpra, Sauria

    (Psi Serpentis IV)

    Dank Patorco hatte Antonio Ruiz sich in die Dunkelheit verliebt.

    Die Hafenstadt war am Rand von Narpras größter Insel in eine riesige und teilweise überflutete Lavaröhre gebaut worden, wobei man die Wohnhäuser und Geschäfte unmittelbar in den Fels der Wände gegraben hatte. Dutzende Ebenen an Unterkünften wölbten sich über Hafenwegen, die von achttausendjähriger Benutzung durch mit Schwimmhäuten versehene Füße blank poliert worden waren. Am Wasser gab es schwere, hölzerne Piers, die hochgezogen und als Flutwände genutzt werden konnten, wenn einer der häufigen, kräftigen Stürme auf Sauria die Kaverne flutete.

    Hoch über seinem Kopf konnte Ruiz das Geflecht aus sorgsam gezüchteten, breitblättrigen Pflanzen erkennen, das die Lücken in der Decke überspannte und während des Tages das Sonnenlicht filterte. Dadurch schützte es einerseits die großen Nachtsichtaugen der Saurianer und gleichzeitig speicherten die Gewächse die Sonnenergie in einem kalorienreichen Pflanzenöl, das sowohl als Treibstoff als auch als Grundnahrungsmittel Verwendung fand.

    Doch um diese Jahreszeit war Psi Serpentis A an diesem Breitengrad ohnehin nur ein Drittel des Tages zu sehen, und nur das schwache Licht des fernen roten Zwergs, der den Stern begleitete, fiel gegenwärtig durch das Blätterwerk, etwa so hell wie eine Mondsichel auf der Erde.

    Dennoch schimmerte das Wasser, und die biolumineszenten Algen darin beschienen den Hafen mit sanftem blauem Licht. Über Ruiz’ Kopf fingen auf Hochglanz polierte Bleche aus Gold, Silber und Bronze sowie modernere Spiegel das Licht vom Hafen ein und verteilten es in der Stadt. Gleichzeitig fügten Straßenlaternen voller biolumineszenter Insekten dem Licht eine Vielzahl sanfter Farbtöne hinzu.

    Nach menschlichen Standards war es schwach. Daher trugen Ruiz und die anderen Föderationsberater wie selbstverständlich Nachtsichtbrillen, und er achtete darauf, jeden Tag einige Stunden in einem hellen Raum zu verbringen sowie seine tägliche Dosis an Melatonin-Ergänzungen zu nehmen, um durch Dunkelheit verursachten Depressionen vorzubeugen.

    Aber während seiner Monate auf Sauria hatte er gelernt, mit der dämmrigen Beleuchtung auszukommen, die die Saurianer bevorzugten, sodass er die Schönheit der Stadt auf die Art und Weise zu sehen vermochte, wie sie gesehen werden sollte. Alles an diesem Ort war ein Triumph der Ingenieurwissenschaften – sowohl im mechanischen als auch im biologischen Sinne. Ruiz war selbst Ingenieur und er kam nicht umhin, das zu bewundern.

    Die Gesellschaft hier war natürlich der andere Hauptanziehungspunkt. Die Narpraner waren ein ausgelassenes, freundliches Volk und sie weckten diese Qualitäten auch in anderen. Jedenfalls fand Ruiz Narpra deutlich angenehmer als M’Tezir, die erste Nation auf Sauria, zu der er und seine Kollegen, allesamt Bergbauingenieure, geschickt worden waren, um den Einheimischen umweltschonende Abbautechniken beizubringen. Die geologischen Kräfte, die den schmalen Kontinent M’Tezir geschaffen hatten – im Grunde handelte es sich bloß um eine weitläufige Bergkette, die aus dem Ozean hervorragte –, hatten auch die Vorkommen an Dilithium, Duranium und seltenen Erden im Planetenmantel näher als überall sonst auf Sauria an die Oberfläche gebracht. Entsprechend stand der Kontinent besonders im Fokus der Bergbauunternehmungen der Föderation.

    Aber der neue Reichtum, der durch diesen Handel auf die zuvor verarmte Landmasse gespült worden war, hatte das gemeine Volk, das Ruiz als verstohlen, finster und misstrauisch Fremden gegenüber kennengelernt hatte, noch nicht erreicht. Ihr Herrscher, ein Kriegsfürst alter Schule, der sich Maltuvis nannte, gab sich der Föderation und der saurianischen Globalen Liga gegenüber freundlich, um von den Handelsabkommen zu profitieren. Das änderte jedoch nichts an der Art, wie er mit seinen Untertanen umging – Leuten, die sich an das wenige klammerten, was sie hatten, und in Fremden vor allem unwillkommene Konkurrenz sahen. Dabei unterstützte Maltuvis diese Xenophobie durchaus.

    Ruiz war sehr dankbar gewesen, als sie nach Narpra umgezogen waren, ein Mitglied der Globalen Liga, dessen Inseln sich von der nördlichen Spitze M’Tezirs bis zur Westküste des größten Kontinents des Planeten erstreckten. Zum einen war das kühlere Klima deutlich angenehmer für Ruiz – nach Erdenstandards zwar noch immer tropisch, aber kaum anders als in seiner Heimat Kuba. Zum anderen herrschte ein deutlich milderes soziales Klima. Er und seine Kollegen waren von Anfang an in das Sozialleben ihrer narpranischen Schützlinge eingebunden worden.

    Ruiz grinste, als Rediks, die Lieblingssauna und Bar der Bergleute, in Sicht kam. Die örtlichen Minenarbeiter brachten die Menschen schon seit Wochen hierher, und Ruiz hatte direkt daran Gefallen gefunden. Zwischen den Sternen waren die Saurianer bereits für ihren Brandy berühmt, dessen potentem Charme auch Ruiz durchaus etwas abgewinnen konnte. Im Rediks jedoch hatte er eine spezielle Vorliebe für narpranischen Rum entwickelt, eine dunkle und geschmacksintensive Spirituose, die aus Seegras destilliert wurde, das hiesige Taucher züchteten. Und auch die von einer heißen Quelle gespeisten Sauna- und Dampfbadräumlichkeiten im hinteren Teil des Etablissements gefielen ihm immer besser – vor allem seit Laila Alindogan sie regelmäßig aufsuchte, eine Kollegin, die deutlich weniger Probleme mit dem hiesigen Brauch der Gruppennacktheit in Saunas hatte als

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