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Star Trek - Coda: Zeit in Scherben
Star Trek - Coda: Zeit in Scherben
Star Trek - Coda: Zeit in Scherben
eBook482 Seiten4 Stunden

Star Trek - Coda: Zeit in Scherben

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Über dieses E-Book

Die Besatzungen von Jean-Luc Picard, Benjamin Sisko, Ezri Dax und William Riker schließen sich zusammen, um eine kosmische Apokalypse zu verhindern – nur um festzustellen, dass manche Schicksale wirklich unvermeidlich sind. Die Zeit gerät aus den Fugen. Unzählige alternative und parallele Realitäten werden angegriffen und brechen unter dem unerbittlichen Ansturm zusammen. Wenn dem nicht Einhalt geboten wird, droht dem Universum ein unaufhaltsamer Sturz ins Chaos. Nachdem er Jahrzehnte damit verbracht hat, diese eskalierende temporale Katastrophe zu verfolgen und gleichzeitig den namenlosen Feind zu bekämpfen, der dafür verantwortlich ist, sucht ein alter Freund Hilfe bei Captain Jean-Luc Picard und der Besatzung des Raumschiffs Enterprise. Die Apokalypse mag aus der Zukunft stammen, aber könnte die Ursache in ihrer Vergangenheit liegen? Die Identifizierung des Gegners ist nur der erste Schritt, um ihn zu besiegen. Doch wie hoch wird der Preis für den endgültigen Sieg sein?
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum3. Okt. 2022
ISBN9783966589420
Star Trek - Coda: Zeit in Scherben

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    Buchvorschau

    Star Trek - Coda - Dayton Ward

    TEIL I

    SENSENHIEB DER ZEIT

    1

    Wie so viele andere, die er auf seinen Reisen gesehen hatte, war dies eine tote Welt. Einst hatte es hier blühendes Leben gegeben, doch das war seit unzähligen Jahrtausenden vorbei.

    Als er noch deutlich jünger gewesen war und gerade dabei, zu lernen, seine aufkeimenden Fähigkeiten zu kontrollieren, war der Reisende auf diesen Planeten gekommen, um die Zivilisation zu beobachten, die hier zu Hause war. Ihre Gesellschaft war eine des Friedens, der Kunst und der Wissenschaft, der Wunder und des Staunens. Mit derselben Leidenschaft, mit der sie die Sterne über sich erkundeten, forschten und lernten sie auch alles über die Welt um sich herum und sogar jene in ihrem Inneren. Er hatte nie herausgefunden, was letztlich den Untergang dieser Welt herbeigeführt hatte, oder auch nur, wann er stattgefunden hatte. Wie so vieles andere an diesem Planeten blieb das Schicksal dieser Leute ein Rätsel, das sich allen Versuchen, die Wahrheit ans Licht zu zerren, widersetzte.

    Aber obwohl die Leute lange tot waren, gab es immer noch Leben hier. Er konnte es spüren – die leiseste Ahnung am äußersten Rand seiner Wahrnehmung, aber doch vorhanden. Vielleicht würden die einfachen Aminosäuren, denen es gelang, lange genug zu überleben, um die ersten mikroskopischen Proteine zu bilden, sich mit der Zeit weiterentwickeln zu anderen, höheren Lebensformen. In Milliarden von Jahren könnte eine neue Zivilisation diese Welt für sich beanspruchen. Dann, stellte sich der Reisende vor, würde sich der Kreislauf vielleicht wiederholen, wie er es im gesamten Universum und darüber hinaus auf zahllosen Welten getan hatte.

    Das war nun einmal die Natur des Lebens – und der Zeit.

    Er bemühte sich, die zunehmende Müdigkeit, die auf ihm lastete, abzuschütteln, doch er wusste, dies war nur eine kurze Verschnaufpause. Früher oder später würden seine Verfolger – wer oder was immer sie waren – ihn finden. Die Erholung, die er hier finden mochte, würde bestenfalls vorübergehend sein, bevor der Kampf von Neuem losging. Selbst jetzt, an diesem Ort, war Zeit ein Luxus, den sich der Reisende nicht erlauben konnte. Tatsächlich war auf so viele Arten die Zeit sein eigentlicher Feind.

    Der Boden, auf dem er stand, war ein Bild der Trostlosigkeit, zweifellos kaum verändert, seit die vorherige Zivilisation vor langer Zeit gestorben und zu Staub zerfallen war. Er konnte sehen, wo der windgepeitschte Sand über Jahrtausende hinweg die Felsformationen und anderen Vorsprünge glatt geschliffen hatte, die die Landschaft in allen Richtungen überzogen. Schneebedeckte Berge in der Ferne deuteten darauf hin, dass es immer noch reichlich Wasser gab. Mit seinen geschärften Sinnen entdeckte er in der Nähe eine unterirdische Quelle. Der Reisende richtete den Träger seines abgetragenen Lederbeutels – eine unnötige Spielerei, eine greifbare Erinnerung an ein vergangenes Leben –, sodass er höher auf seiner rechten Schulter saß, und ging dem Geräusch entgegen.

    Eine kleine Vertiefung am Fuß einer riesig aufragenden Felsformation war mit Wasser gefüllt. Er kniete sich neben das Becken und schöpfte mit der Hand Wasser heraus. Bevor er davon trank, bemerkte er, wie kühl es war. Auch ohne es vorher probiert zu haben, wusste er, dass er gefahrlos davon trinken konnte, und genoss die Erfrischung. Das aufgewühlte Wasser beruhigte sich, und er beugte sich tiefer, um sein Spiegelbild in der Oberfläche zu betrachten. Wann hatte er zuletzt sein eigenes Gesicht gesehen?

    Wesley Crusher starrte die tiefen Falten in seinem Gesicht an. Zumindest an den Stellen, die nicht von dem Vollbart verdeckt waren, der inzwischen grauer war, als er ihn aus einer Zeit in Erinnerung hatte, die so weit zurücklag, dass er sie sich nur mit Mühe vergegenwärtigen konnte. Dasselbe galt für sein Haar, das ihm über die Ohren und in die Stirn fiel und bis zu den Schultern seiner abgetragenen dunklen Lederjacke reichte. Ohne darüber nachzudenken, fuhr er sich mit einer Hand durch die dichten Locken, deren helle Farbe ihn weit älter erscheinen ließ, als er eigentlich war. Wie alt auch immer das sein mochte.

    Er hatte es vor langer Zeit aufgegeben, sich um solche Dinge zu kümmern, da sie in seiner gegenwärtigen Existenz keinerlei Bedeutung mehr hatten. Einerseits war es über ein Vierteljahrhundert her, seit er seine Reise begonnen hatte. Von einem anderen Standpunkt aus waren die Jahre, seit er sein Leben als gewöhnlicher Sterblicher hinter sich gelassen hatte, innerhalb eines Augenblicks vergangen. Beides stimmte, genauso wie die unumstößliche Tatsache, dass seine Reise Millionen Jahre umfasst hatte, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft. Egal wie kleinlich man seine Lebensspanne betrachten wollte oder wie klein die Zeiteinheit war, mit der man sie maß, er konnte sich an jeden Aspekt erinnern. Er fühlte sich so jung und voller Hoffnung und Begeisterung wie zu Beginn, während gleichzeitig jeder Bestandteil von ihm unter dem Gewicht der vergangenen Zeit stöhnte. Durch Willenskraft konnte er Letzteres verdrängen, aber Wesley war sich mit einem Mal schmerzlich bewusst, wie viel Energie ihn das zu kosten schien.

    Hatte die Zeit ihn schließlich doch eingeholt? Wie viel länger mochte seine Reise noch dauern? Es gab keine Möglichkeit, sicher zu sein. Und mehr denn je spielten Faktoren mit hinein, die diese Fragen noch gewichtiger machten. Trotz der Fähigkeiten, die er in seinem seltsamen, außergewöhnlichen Leben gesammelt hatte, waren seine einzigen Einblicke in die Zukunft jene, die er auf seinen Reisen gesammelt hatte. Wie er aus den Lektionen seines Mentors sowie der Sternenflottenausbilder in jenem längst zurückgelassenen Leben gelernt hatte, war dieses Wissen aus zahllosen Gründen gefährlich. Wesley hatte immer aufgepasst, dass die Verlockungen des Vorauswissens seine Entscheidungen und Taten nicht beeinflussten. Das Ausmaß dieser Gefahren war selbst für ihn zu gewaltig, um es wirklich zu begreifen. Die Regeln des temporalen Reisens, die er in seinem früheren Leben beachtet hatte, waren immerhin von dem Wunsch geleitet gewesen, keinen Schaden anzurichten. Zwar wirkten sie fast schon naiv, da sie von Wesen geschaffen worden waren, die nicht wirklich in der Lage waren, die Konsequenzen zu begreifen. Doch zum Teil hatten sich diese Überlegungen in die Richtlinien übertragen, an denen er sich heute orientierte, wenn er sich durchs Universum bewegte.

    Doch das alles schien ziemlich bedeutungslos zu sein.

    Während er sich über die trostlose Landschaft bewegte, bemerkte Wesley, dass die Felsformationen zu beiden Seiten anzusteigen und näher zu kommen schienen. Auch wenn er wusste, wohin er ging, wurde er das Gefühl nicht los, dass die Felsen ihn in eine bestimmte Richtung leiteten. Er erinnerte sich, dass er schon bei seinen vorherigen Besuchen auf dieser Welt ähnlich empfunden und sich jedes Mal gefragt hatte, ob mehr dahintersteckte als eine Laune der Natur. Vielleicht war der Weg gezielt so angelegt worden. Es war eine der vielen Fragen über diesen Ort, auf die er nie eine Antwort gefunden hatte.

    Eine Lücke tat sich in den Felsen vor ihm auf, und mit jedem Schritt wurde sich Wesley mehr des fast schon musikalischen, tiefen, lockenden Singens in der Luft bewusst. Als er auf der anderen Seite eine weitere flache Ebene erreichte, war das Dröhnen unmöglich zu ignorieren. Bildete er sich das nur ein, oder war es sogar noch durchdringender und intensiver, als er es von seinen letzten Besuchen in Erinnerung hatte?

    Wesley gab sich die größte Mühe, das inzwischen allgegenwärtige Summen zu ignorieren, und richtete den Blick auf die Ruinen der toten Stadt, die sich in alle Richtungen über die karge Landschaft erstreckte. Er war in der Nähe des Zentrums dieser uralten, verlassenen Metropole herausgekommen, wodurch er das atemberaubende Zusammenspiel von Form und Funktionalität, von Kunstfertigkeit und künstlerischer Freiheit, die in den Bau dieser Stadt geflossen waren, bewundern konnte. Er staunte immer wieder, dass Leute, die so talentiert gewesen waren, ein solches Wunder zu erschaffen, aus irgendeinem unerfindlichen Grund zugelassen hatten, dass sie von dieser Welt getilgt worden waren. Alles, was von ihren Errungenschaften noch übrig war, war das, was noch nicht von den Elementen sowie dem gnadenlosen Zahn der Zeit vernichtet worden war. Doch was verblieb, war ein stummes Testament von Kunstfertigkeit und Schönheit.

    Und dann war da noch das Artefakt.

    Umgeben von einem Mysterium, das sogar noch undurchdringlicher war als das Schicksal der ausgestorbenen Bewohner dieses Planeten, schien die merkwürdige Konstruktion weder hierher noch an irgendeinen anderen Ort, den Wesley besucht hatte, zu passen. Ganz allein kauerte sie zwischen den Ruinen im Zentrum der toten Stadt. Überreste uralter Bauwerke hielten in seinem Umfeld Wache und deuteten an, dass das Artefakt ein Objekt gewesen war, das Respekt forderte, keine Anbetung. Auf der ausgedörrten, toten Erde ruhte ein aufrecht stehendes, asymmetrisches Ellipsoid auf einem Podest. Es schien aus Stein gemeißelt zu sein, doch selbst mit seinen Fähigkeiten konnte Wesley die genaue Zusammensetzung nicht bestimmen. Versuchen, sein Alter zu bestimmen, hatte es sich ebenfalls widersetzt. Aufzeichnungen über die erste Begegnung der Sternenflotte mit dem Objekt deuteten außerdem darauf hin, dass es Jahrmilliarden vor der Entstehung von Leben auf dieser Welt erbaut oder hier platziert worden war. Was wiederum aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutete, dass es schon hier gewesen war, lange bevor sich Leben auf den Welten dieser Galaxie entwickelt hatte. Doch keiner der nachfolgenden Versuche, das Artefakt zu untersuchen und zu verstehen, war von Erfolg gekrönt gewesen. Wesley stand davor und spähte durch die zentrale Öffnung, die ihm für einen Moment gestattete, mehr von den umstehenden Ruinen der Stadt zu sehen. Abgesehen von den Gelegenheiten, bei denen Föderationswissenschaftler und -forscher es genutzt hatten, um vergangene Ereignisse zu beobachten – und jenen noch selteneren Fällen, in denen jemand tatsächlich hindurchgetreten war, um seine erstaunlichen Fähigkeiten zu nutzen –, stand es schweigend da.

    Wie er es den Großteil seiner Existenz getan hatte, wartete der Hüter der Ewigkeit auf eine Frage.

    »Hüter.« Wesleys Augen verengten sich, als er das Zeitportal betrachtete. »Hörst du mich?«

    Als Reaktion auf seine einfache Frage begann die Ellipse zu glühen und von innen heraus zu pulsieren. Der Effekt wurde hervorgerufen von Mineralen oder anderen Materialien, die sich allen Versuchen, sie zu scannen oder zu bestimmen, widersetzt hatten. Die Öffnung wurde unscharf und verschwamm, war erfüllt von einem Durcheinander wirbelnder Farben. Nun, da es aktiv war, spürte Wesley die Verzweiflung, die ihn überhaupt erst hierhergeführt hatte, zusammen mit den Wellen der zunehmenden Energie temporaler Verzerrung, die mit der Aktivierung des Zeitportals einhergingen.

    »Ich bin der Hüter«, antwortete ein tiefer Bariton, der von den umstehenden Ruinen und Felsformationen zurückgeworfen zu werden schien. »Ich höre dich, wie ich alle höre.«

    Wesley spürte eine neue Instabilität in der Energie, die das Artefakt nun erzeugte. Diese waren sehr viel stärker als in den Aufzeichnungen der Wissenschaftler, die seine Funktion untersucht hatten, und sein Instinkt sagte ihm, dass es seine Reaktion auf etwas war, das es als Bedrohung wahrnahm. Äußere Einflüsse, die von … irgendwo anders auf den Hüter eindrangen.

    »Du wirst angegriffen.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Wesley konnte zunehmende Energiestöße spüren, die gegen das Portal drängten. »Weißt du, von wem? Oder von was?«

    »Von allem, was war. Von allem, was sein wird«, antwortete der Hüter.

    »Ja, sehr hilfreich.«

    Auch wenn er von den gewaltigen Energien, die das alterslose Zeitportal erzeugte, angelockt worden war, war Wesley auch selbst auf der Suche nach Antworten. Er hatte vermutet, dass das Portal als eins von einer Handvoll bekannter Zeitphänomene, die es in der gesamten Galaxis gab, seine noch immer unbekannten Verfolger anziehen könnte. Würde es ihm Schutz bieten vor seinem mysteriösen Feind? Er konnte es unmöglich mit Sicherheit sagen, da die Grenzen der Macht des Hüters selbst ihm verborgen blieben. Zumindest glaubte er, dass die temporalen Verzerrungen, die durch die offensichtliche Notlage des Artefakts ausgelöst wurden, ihn vor der Entdeckung schützen und ihm Zeit verschaffen konnten, hinter die wahre Natur seines Gegners zu kommen.

    Du kannst wegrennen, mahnte er sich selbst, aber du kannst dich nicht verstecken.

    »Weißt du, wie lange du schon angegriffen wirst?«, fragte er.

    Der Hüter, dessen innere Mechanismen noch immer vor Energie pulsierten, erwiderte: »Der Angriff hat noch nicht begonnen. Der Angriff dauert seit unendlichen Zeiten an. Der Angriff wird nie beginnen, und doch wird er ewig anhalten.«

    Wesley knirschte mit den Zähnen und schüttelte frustriert den Kopf. »Was zum Teufel soll das bedeuten? Wie soll ich dich verstehen?« Der Hang des Hüters, in Rätseln zu sprechen, war legendär, eine Angewohnheit, die nur nachließ, wenn man ihn direkt nach bestimmten Fähigkeiten fragte, die er besaß. Warum also hüllte er sich jetzt so hartnäckig in Unklarheiten? Was übersah Wesley? Vielleicht wusste das uralte Portal einfach nicht, was es bedrohte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf suchte Wesley händeringend nach einer Frage, die er stellen konnte, um eine nützlichere Antwort zu erhalten.

    Halt, dachte er. Was ist …? Nein!

    Etwas war jetzt anders. Er spürte die plötzliche Energiespitze, die aus dem Hüter schoss, nur einen Wimperschlag bevor die wirbelnden Farben im Inneren des Portals an Helligkeit zunahmen und sich wild überschlugen. Es war sehr viel extremer als die ausgestrahlten Verzerrungen – als würde das Portal all seine Energie zusammenziehen, um eine neue, noch brutalere Attacke abzuwehren, als es sie je erlebt hatte. Die schiere Macht der Eskalation brach über Wesley herein, als wäre er in einer reißenden Flut gefangen, die von allen Seiten auf den Hüter eindrang. Und auf ihn.

    Kein Wasser!, schrie sein Verstand die Erkenntnis heraus. Zeit!

    Das war es. Gnadenlose, unnachgiebige Zeitströme, die sich alle hier versammelten und von noch immer unbekannten Mächten gelenkt wurden. Bisher war Wesley seinen Verfolgern noch nicht begegnet. Sie hatten ihm keinen Hinweis auf ihre Identität gegeben oder auf den Grund, aus dem sie ihn jagten. Stattdessen griffen sie einfach nur an, als würden sie von blinder Wut getrieben, aber er wusste es besser. Er spürte ihre Zielgerichtetheit ebenso wie ihre Entschlossenheit, besonders jetzt, da die Zeit selbst mit Gewalt auf ihn einstürmte.

    Aber da war noch mehr. Wesley konnte fühlen, wie es um ihn herum und sogar durch ihn hindurch floss, während der sintflutartige Strom weiter zunahm. Er erkannte eine Absicht, einen sich bewegenden Vorsatz. Was immer es war, es wollte nicht einfach nur ihn. Er konnte sich des Eindrucks – der absoluten Sicherheit – nicht erwehren, dass der noch immer unsichtbare Feind alles wollte.

    Wesley spürte, wie sich die ersten Anzeichen von Angst langsam in sein Bewusstsein schlichen. An diesem Punkt in seinem beeindruckenden Leben, nach allem, was er erlebt hatte, war es ein beinahe fremdes Gefühl, und doch konnte er es nicht leugnen. Was, wenn er nicht in der Lage war, das, was hinter ihm her war, aufzuhalten oder auch nur zu bekämpfen? Was war mit …?

    Zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten vergaß Wesley Crusher alles über das fantastische Wesen, zu dem er geworden war, als sein Verstand und seine Emotionen sich auf einen einzigen Gedanken konzentrierten, eine einzige Person, die ihm mehr bedeutete als alle anderen – und die er vielleicht nicht würde beschützen können.

    Mom.

    2

    U.S.S. Enterprise NCC-1701-E

    2387

    »Wesley?«

    Das Bild ihres Sohnes – zumindest war sie sich sicher, dass es ihr Sohn war – blitzte vor Beverly Crushers Augen auf. Dann verschwomm alles vor ihren Augen und sie spürte, wie sie das Gleichgewicht verlor. Sie tastete nach etwas, woran sie sich festhalten konnte, und taumelte gegen das nächste Krankenbett.

    »Doktor? Alles in Ordnung?«

    Die Stimme klang leise und weit entfernt und konnte das plötzliche Klingeln in ihren Ohren nicht übertönen. Nun, da sie am Bett lehnte, spürte Crusher eine Hand an ihrem Arm und erkannte, dass sie ihrem Patienten gehören musste. Ihre Sicht klärte sich bereits wieder, und der Schwindel ließ nach. Die bunten Flecken nahmen wieder klare Gestalt an, inklusive der großen direkt vor ihr. Sekunden später klärte sie sich zu einem blonden Menschen, Lieutenant Bryan Regnis. Der Sicherheitsoffizier, den sie bis vor einem Moment noch untersucht hatte, starrte sie mit besorgter Miene an.

    »Doktor Crusher«, erklang eine weitere Stimme, und als Crusher sich umdrehte, sah sie, wie Tamala Harstad durch die Krankenstation der Enterprise auf sie zukam. Sie trug Zivilkleidung, und einen Moment lang fragte sich Crusher, warum die junge Ärztin in ihrer Freizeit überhaupt in der Krankenstation war. Hinter ihr trat Doktor Tropp aus den Büros, die für die Mediziner des Schiffs vorgesehen waren. Der denobulanische Arzt, der ihr Stellvertreter als leitender medizinischer Offizier war, schloss zu Harstad auf, als beide vor sie traten. Wie üblich trug er über seiner Sternenflottenuniform den blauen Laborkittel, der für das Team der Krankenstation vorgesehen war.

    »Was ist passiert?«, erkundigte sich Harstad bei Lieutenant Regnis, der sich aufgesetzt hatte und gerade die Beine über die Bettkante schwingen wollte.

    Regnis warf Crusher einen besorgten Blick zu, bevor er antwortete: »Ich bin nicht sicher. Sie war gerade dabei, mich zu scannen, und hatte mich gefragt, wie ich mich fühle.« Er klopfte neben seinem rechten Bein aufs Bett. »Und plötzlich sah sie aus, als würde sie ohnmächtig.« Die Sorge in seinem Gesicht vertiefte sich, als er sie betrachtete. »Sicher, dass es Ihnen gut geht, Doktor?«

    Crusher zwang sich zu einem Lächeln und nickte. »Ich denke schon, Lieutenant. Danke.«

    »Lassen Sie mich das entscheiden«, sagte Tropp.

    Der Denobulaner trug Lieutenant Antoinette Mimouni, einer der diensthabenden Schwestern der Krankenstation, auf, sich um Regnis zu kümmern, und führte Crusher aus dem Patientenbereich zu ihrem Büro. Harstad folgte ihnen. Nachdem sie außer Sicht- und Hörweite ihrer Untergebenen und aller anderen waren, bedeutete Tropp Crusher, sich hinter ihren Schreibtisch zu setzen, und sie sah, dass er bereits einen medizinischen Trikorder aus der Tasche seines Laborkittels zog. Sie lächelte, als ihr klar wurde, dass Tropp sie bewusst aus dem Behandlungsraum gebracht hatte, um nicht noch mehr Unruhe unter ihrem Team und den Patienten zu stiften, sollte sein Scan etwas Besorgniserregendes enthüllen. Während er arbeitete, kam Harstad um den Schreibtisch herum, und Crusher fiel wieder auf, dass sie definitiv nicht ihre reguläre Sternenflottenuniform trug. Das leuchtend bunte Top und die beigefarbenen Leggings hoben sich von der dunklen Haut der Ärztin ab und passten gut zu dem goldenen Band, mit dem sie sich das schwarze Haar aus dem Gesicht gebunden hatte. Das Outfit erinnerte Crusher daran, dass ihre Kollegin um diese Zeit nicht mal in der Krankenstation sein sollte.

    »Was machen Sie eigentlich hier, Tamala?«, fragte sie also. »Sie wollten doch mit Geordi bei einem frühen Abendessen sitzen, bevor Sie ein neues Holodeckprogramm ausprobieren, das er entdeckt hat. Sonnenaufgang auf Zeta Minor oder so was.«

    Harstad lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Das war der Plan, aber er ist immer noch unten im Maschinenraum und schraubt an einem Regulator oder Flusssensor oder was auch immer. Ich dachte, während ich auf ihn warte, könnte ich ein paar meiner Berichte fertig machen.« Sie beugte sich näher und fügte fast schon verschwörerisch hinzu: »Kleiner Tipp: Lassen Sie sich nie mit dem Chefingenieur eines Raumschiffs ein.«

    »Und was immer Sie tun«, fügte Crusher hinzu, »heiraten Sie auf keinen Fall den Captain eines solchen Schiffs.«

    »Wir sollten eigentlich auf dem Weg zu unserem Landurlaub sein.« Harstad seufzte. »Aber ich bin ziemlich sicher, dass ich ihn vom Schiff entführen muss, wenn wir da sind.«

    »Sternenbasis 11 hat mit die schönsten Strände, die ich je gesehen habe«, erwiderte Crusher. »Einer der Vorteile, wenn man auf einem Planeten und nicht auf einer Raumstation ist. Es gibt da diese Bungalows, die auf Stelzen im Wasser stehen. Man kann direkt aus dem Schlafzimmer ins Meer springen. Es geht doch nichts über ein Bad im Mondschein, wenn die nächsten Nachbarn hundert Meter entfernt sind.«

    »Was wollen Sie damit sagen, Doktor?« Harstad hob eine Augenbraue.

    »Ich will sagen, wenn Sie es ihm richtig verkaufen, müssen Sie ihn nicht entführen.«

    Allein durch diesen Moment der Unbeschwertheit fühlte Crusher sich schon besser. Was immer passiert war, es schien vorbei zu sein. Blieben nur die üblichen Fragen, von denen sie wusste, dass ihre Kollegen sie gleich stellen würden.

    Während Tropp den kleinen Diagnosescanner über Crushers Kopf schwenkte, fragte Harstad: »Ist Ihnen so was in letzter Zeit schon mal passiert?«

    Crusher schüttelte den Kopf. »Nein. Gar nicht.« Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Das anhaltende Gefühl der Unruhe ließ nach und ließ sie mit der Frage zurück, was das Erscheinen von Wesley zu bedeuten haben mochte. »Ich habe nicht mal an ihn gedacht. Zumindest nicht bewusst.« Als ihr die Bemerkung seltsame Blicke von ihren Kollegen einbrachte, erkannte sie, dass sie sie vermutlich im Behandlungsraum nicht gehört hatten. »Tut mir leid. Für einen kurzen Moment war ich …« Sie unterbrach sich und wählte ihre nächsten Worte ganz bewusst. »Ich war abgelenkt von einer Vision von meinem Sohn Wesley.«

    »Ich vermute, Sie denken oft an ihn?«, erkundigte sich Tropp, schaltete den Scanner aus und ballte die rechte Hand um das Gerät, während er die Trikorderdaten studierte. Crusher bemerkte seinen Gesichtsausdruck. Wie die meisten Denobulaner war er in der Regel leicht zu durchschauen.

    »Natürlich tue ich das«, erwiderte Crusher. Mit einer Handbewegung relativierte sie ihre Antwort. »Ich meine, nicht in jeder wachen Minute, aber er ist mein Sohn. Ich denke ständig an ihn. Sie sind selbst Vater, Doktor. Sie wissen, wie das ist.«

    Tropp lächelte und schien nicht einmal zu versuchen, den offensichtlichen Stolz zu verbergen. »Das bin ich. Acht Kinder, vierunddreißig Enkel und drei Urenkel.« Er unterbrach sich und richtete seinen Blick auf einen Punkt irgendwo hinter Crusher, bevor er einen Finger hob. »Fünfunddreißig Enkel. Den letzten habe ich noch nicht kennengelernt, und je älter ich werde, desto schwerer wird es, sich alle zu merken.«

    »Ich bin schon vom Zuhören erschöpft«, bemerkte Harstad.

    Der Kommentar entlockte allen drei Ärzten ein Lachen, bevor Tropp seinen Trikorder zuklappte und ihn wieder in seinen Laborkittel steckte. Er ließ die Hand dort und schob auch die andere Hand in die andere Tasche. Sein Lächeln erstarb und wurde von einer Miene professioneller Besorgnis ersetzt.

    »Wann haben Sie Ihren Sohn zuletzt gesehen?«, fragte er.

    »Nicht seit der Geschichte mit Data und dem Maschinenplaneten im Zentrum der Galaxis«, antwortete Crusher.

    Wesley und sein Mentor, der Reisende, hatten die Enterprise um Hilfe gebeten, nachdem sie eine gigantische Konstruktion entdeckt hatten, die ganze Sternsysteme vernichtete. Andere Reisende, die sich vor der Macht der Maschine fürchteten, hatten sich zurückgezogen, sodass Wesley sich gezwungen gesehen hatte, Hilfe von den Leuten zu erbitten, denen er am meisten vertraute. Gemeinsam hatten er, Data und Picard die Maschine überzeugt, ihr Ziel aufzugeben, den Subraum, und damit einhergehend auch Reisen und Kommunikation bei Überlichtgeschwindigkeit, zu zerstören, um so den Weg zu ebnen, alle Lebewesen in der Galaxis auszulöschen. Im Anschluss an diese Krise hatte sich Wesley wieder auf die Reise durch den Kosmos gemacht, der nun sein Zuhause war. Ohne eine Möglichkeit, mit ihm zu kommunizieren, hatte Crusher keine Ahnung, was er gerade tat oder wie es ihm ging. Sie konnte nur hoffen, dass er eines Tages zurückkehren würde.

    »Haben Sie vielleicht von ihm geträumt?«, fragte Harstad.

    Mit einem leisen Seufzen schüttelte Crusher den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Was immer es war, so etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich weiß nicht mal, wie ich es beschreiben soll, außer dass es sehr intensiv war. Wie ein plötzlich auftretender Tagtraum, aber viel heftiger, gleichzeitig aber vage und undeutlich.« Sie schloss die Augen und rieb sich die Nasenwurzel. »Vielleicht bin ich nur müde. Es war … na ja, es war ein langes Jahr. Nicht wahr?«

    Harstad klopfte auf den Tisch. »Tja, sie stellt schon wieder rhetorische Fragen. Das muss ein gutes Zeichen sein. Stimmt’s?«

    »Meine Scans haben nichts Auffälliges ergeben«, sagte Tropp, presste dann aber die Lippen zusammen. Nach einem Moment fügte er hinzu: »Ich würde gern eine komplette Untersuchung durchführen, nur um sicherzugehen.« Als hätte er ihren Protest schon vorhergesehen, zog er die rechte Hand aus der Tasche und hielt sie hoch. »Wir können das machen, nachdem wir die aktuellen Patienten entlassen haben. Niemand hier hat irgendwelche ernsthaften Beschwerden, und wir können die Krankenstation in dreißig Minuten leer haben. Es könnte sogar gut für die Moral sein, wenn die Mannschaft sieht, wie wir den leitenden medizinischen Offizier denselben Torturen unterziehen wie sie.« Sein breites Grinsen war zurück und verriet Crusher, dass er nur Spaß machte.

    »Dafür reicht es schon, wenn ich den Captain seinen Routineuntersuchungen unterziehe.«

    Crusher wusste, dass es sinnlos war, mit Tropp diskutieren zu wollen, der ein ebenso guter Arzt wie sie selbst war und in so einer Angelegenheit kein Nein akzeptieren würde. So gern sie die Sache auch einfach unter den Teppich gekehrt hätte, riet ihr die Vernunft, den Arzt seine Untersuchung durchführen zu lassen. Wenn sonst nichts dabei herauskam, könnten sie zumindest alle physiologischen oder neurologischen Ursachen ausschließen.

    »Sie haben gewonnen.« Ergeben hob sie die Hände. »Ich unterwerfe mich Ihrer Gnade, Doktor.«

    Offensichtlich zufrieden mit ihrer Antwort nickte Tropp. »Sehr gut. Ich kümmere mich um die letzten Patienten. Ich schlage vor, Sie bleiben so lange in Ihrem Büro. Nur für den Fall, dass zu einem weiteren … Zwischenfall kommt.«

    »Dabei kann ich helfen«, erklärte Harstad. »Ich habe noch ein bisschen Zeit totzuschlagen, und wenn Geordi nach mir sucht, soll er warten, bis wir fertig sind.« Sie und Crusher tauschten einen vielsagenden Blick aus. »Geschieht ihm recht, wenn er eine Dame warten lässt.«

    »Definitiv«, bekräftigte Crusher, erhob sich aus ihrem Sessel und griff nach einem Padd, das auf ihrem Schreibtisch lag. Sie hatte selbst noch ein paar Berichte, die sie vervollständigen konnte, während sie auf Tropp wartete. »Bitte richten Sie Lieutenant Regnis meine Entschuldigung aus.«

    »Das werde ich«, antwortete Tropp. »Ich vermute aber, er wird nicht …«

    Das Interkom des Schiffs unterbrach den Doktor, gefolgt von der Stimme von Hailan Casmir, dem Leiter der zivilen Lehrkräfte und der Kindertagesstätte des Schiffs. »Bildungszentrum an Doktor Crusher.«

    Ihr erster Impuls war, auf das Chronometerdisplay auf ihrem Computermonitor zu blicken. Hatte sie die Zeit aus den Augen verloren und vergessen, ihren Sohn René aus der Schule abzuholen? Das Chronometer versicherte ihr, dass dem nicht so war, was aber nur dafür sorgte, dass ganz neue Ängste in ihr aufstiegen. Sie tippte auf den Kommunikator an ihrem Uniformoberteil. »Doktor Crusher hier. Was gibt es, Mister Casmir?«

    Sorge lag in der Stimme des Argelianers, als er antwortete: »Es tut mir leid, Sie zu stören, Doktor, aber es geht um René. Er hat plötzlich angefangen zu weinen. Wir haben versucht, ihn zu trösten, aber er lässt sich nicht beruhigen. Könnten Sie vielleicht …?«

    »Schon unterwegs.«

    3

    Eine weitere Welle temporaler Verzerrungen schoss aus der zentralen Öffnung des Hüters, in der inzwischen ein Strudel aus pulsierendem, schilderndem Licht tobte. Das Heulen der kaum zu kontrollierenden Raserei war so laut, dass Wesley schmerzlich das Gesicht verzog. Bildete er sich das nur ein, oder erzitterte das uralte Zeitportal unter der Macht des Angriffs?

    »Hüter!«, brüllte er, konnte seine eigene Stimme über den zunehmenden Lärm aber kaum hören. »Was geht hier vor?«

    »Ein Kampf beginnt«, erwiderte das Artefakt. »Ein Kampf endet. Ein Kampf wird verhindert. Ein Kampf beginnt von Neuem.«

    Wesley schüttelte den Kopf über die unglaubliche Fähigkeit des Hüters, sich weiter geheimnisvoll zu geben. Wie sollte er verstehen, was das Portal durchmachte, oder ihm gar im Kampf helfen, wenn das alterslose Konstrukt nur in Rätseln sprach?

    Vielleicht ist das der Schlüssel?

    Könnte der Hüter versuchen, ihm Hinweise oder Informationen zukommen zu lassen in der Hoffnung, dass er ihm half? Womöglich hinderte ihn der Angriff, den er gerade abwehren musste, daran, ihm eine verständliche Antwort zu geben. Konnte es sein, dass das Portal all seine Kräfte auf seine Verteidigung verwendete und kaum noch etwas übrig hatte, um zu kommunizieren oder um Hilfe zu bitten? Das ergab zumindest einen gewissen Sinn, entschied Wesley. Aber was sollte er tun?

    Konzentrier dich, mahnte er sich. Konzentrier dich auf den Hüter.

    Er lenkte seine Sinne nach innen, sammelte seine Gedanken und konzentrierte sie in eine einzelne, einfache Interaktion, die er auf das richten konnte, was er als den Hüter erkannte; einen einzelnen Punkt der Stabilität in dem zunehmenden Wirbel aus Chaos und Wut. Er drängte vorwärts und streckte sich tiefer in den Sturm, bis er diese Insel des Bewusstseins fast berühren konnte, die das eigentliche Wesen des Zeitportals war.

    Ich bin der Hüter der Ewigkeit.

    Die Aussage dröhnte in Wesleys Geist und verdrängte alle anderen Gedanken und Wahrnehmungen. Er war am Ziel. Er hatte es geschafft. Kontakt und vielleicht sogar Verstehen waren zum Greifen nah.

    Ich bin Wesley Crusher.

    Du bist ein Reisender.

    Und ich bin hergekommen, weil ich deine Not gespürt habe. Ich fühle den Angriff, gegen den du dich wehren musst. Wer ist dafür verantwortlich?

    Ich weiß es nicht.

    Wie kann ich helfen? Sag mir, was ich tun soll.

    Es gibt nichts, was du tun kannst, Wesley Crusher. Zumindest nicht für mich. Ich bin nur ein Werkzeug. Einige sehen mich als Waffe. Andere sehen mich als Erlösung. Viele solcher Reisen sind möglich, aber es ist nicht an mir, zu entscheiden, welche die richtigen sind. Ich kann nur dienen …

    Wesley zuckte zusammen, als die zentrale Öffnung gleißend weiß aufleuchtete und ihn ins Hier und Jetzt zurückriss bevor … etwas aus dem Portal herausbrach. Eine verschwommene Masse, dunkel und zitternd, gefolgt von drei noch unheilvolleren Gestalten, die mit einer solchen Wucht hervortraten, dass er sah, wie der Hüter erzitterte, als sei er von einem Schlag getroffen worden. Wesley spürte, wie er das Gleichgewicht verlor, und ruderte mit den Armen, um sich auf den Beinen zu halten.

    Hüter!

    Einmal mehr streckte er seine Gedanken aus, doch diesmal hörte oder fühlte er nichts. Es war, als hätte sich der Hüter abgeschaltet. Es blieb jedoch keine Zeit, um festzustellen, ob das Portal irgendwelche Schäden erlitten hatte. Wesley richtete seine Aufmerksamkeit auf die Neuankömmlinge.

    Nachdem die verschwommenen Massen sich vom Hüter entfernt hatten, verfestigten sie sich zu gut vier Meter großen, zuckenden, schlangenartigen Kreaturen. Ihre blassen, sehnigen, muskulösen Körper, die sich zu geschmeidigen, in die Luft gereckten Schwänzen verjüngten, schimmerten grünlich. Jede Schlange hatte einen riesigen Kopf, und Knochenkämme zogen sich rechts und links vom Scheitel über den Rücken. Es war das erste Mal, dass seine Gegner sich als physische Wesen manifestierten, doch selbst jetzt noch konnte er spüren, wie sie immer wieder aufhörten zu existieren und dann wieder zurückkehrten. Sie bewegten sich auf dieser Realitätsebene, aber auch noch auf einer anderen. Einem Ort, den Wesley nie gesehen hatte und den er sich nicht vorstellen konnte.

    Nicht dass das jetzt wichtig wäre, ermahnte er sich.

    Und noch etwas anderes verstand er jetzt. Mit jedem Augenblick stieß der Hüter immer stärkere temporale Verzerrungen aus und tat alles in seiner bizarren Macht Stehende, um eine Verteidigung gegen die Neuankömmlinge aufzubauen. Der Boden bebte unter seinen Füßen und die Erschütterungen reichten bis tief ins Erdreich. Wesley hatte das Gefühl, als zapfe der Hüter den Planeten selbst an, um seine Verteidigung zu verstärken.

    Statt sich davon einschüchtern zu lassen, schienen die Schlangen diese neue, zunehmende Energie

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