Und alles angelt: Komische Gedichte
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Über dieses E-Book
Möllerkies bearbeitet ein weites Feld von Themen und widmet sich auch Gegenständen, die in der Lyrik sonst gerne ausgespart werden, etwa dem Wellenflansch oder der menschlichen Atmung. Er knüpft auch an klassische Stoffe an, von der Ilias über Balladen Schillers bis zu Gedichten Gottfried Benns, und gewinnt ihnen eigene bis eigenwillige Aspekte ab. In seinen »Bildbetrachtungen« finden sich Meditationen über klassische Werke der Malerei, oft mit überraschenden Schlussfolgerungen.
Den Leser erwartet die unterhaltsame Lektüre von 158 komischen Gedichten, die in die folgenden Abteilungen untergliedert sind: Leben; Menschliches; Zwischenmenschliches; Meine Choronik; Natur; Durchs Jahr; Reisen; Schreiben; Spitzen-Verse (Akrostichen); Vorbilder; Sprache; Kunstfehler (Bildbetrachtungen); Musik; Öffentliches Leben; Religion. Anmerkungen des Autors zu verwendeten poetischen Mitteln und Formen sowie zu Bezügen auf Personen, Werke und Ereignisse verhelfen dem Leser zu einem tieferen Verständnis. Ein alphabetisches Verzeichnis der Gedichttitel und Gedichtanfänge erleichtert das Wiederauffinden von Gedichten.
(In)Direkt
Ede sagt zutiefst empört zu Atze,
dass er, Ede, gleich vor Ärger platze,
weil er, Atze nämlich, mit ihm, Ede,
nur in indirekter Rede rede.
Atze kontert frostig mit dem Satze,
dass er, Ede, dämlich sei: Er, Atze,
müsse leider sagen, dass er, Ede,
wieder ausgemachten Schwachsinn rede.
Ede gibt, vom ersten Schock genesen,
zu, das sei doch sehr direkt gewesen.
Martin Möllerkies
Martin Möllerkies wurde 1961 geboren, wuchs im Emsland auf und studierte Psychologie und Informatik. Er lebt in Hamburg und arbeitet als Informatiker. Komische Gedichte schreibt er, seit ihm als Kind ein Steputat-Reimlexikon in die Hände fiel. Als prägende Einflüsse nennt er die vier großen Hardts (Erhardt, Gernhardt, Ringelhardt, Morgenhardt). Er veröffentlicht im Internet-Literaturforum keinverlag.de. Möllerkies gewann Jury- und Publikumspreise beim Wettbewerb für komische Lyrik »Wachtberger Kugel« in den Jahren 2017 und 2018; im Jahr 2019 war er Finalteilnehmer. 2023 war er Preisträger beim Lyrik-Wettbewerb »Ennigerloher Dichtungsring«. »Martin Möllerkies' Gedichte überzeugen mit ihren fein- und vor allem tiefsinnigen Reim- und Wortspielereien. Man spürt jederzeit seine Freude an komischen Sprachkonstruktionen und erkennt ein genaues, sensibles Sprachgefühl. Sein tiefgründiger, manchmal auch sarkastischer Humor verfehlt auch beim zweiten, dritten und vierten Lesen der Gedichte seine Wirkung nicht.« (Jury der »Wachtberger Kugel«) Mit dem Band »Und alles angelt« liegt die Gesamtausgabe seiner komischen Gedichte vor.
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Buchvorschau
Und alles angelt - Martin Möllerkies
Inhalt
Motto
Leben
Lob der Schöpfung
Der Mensch
Leben
Und alles angelt
Ungebetener Gast
Grillen
Der Frühaufsteher
Die Atmung
Menschliches
Vom Verlust
Unverträglichkeiten
Online-Meeting
Der Wasserschaden
Standesgemäß
Der kleine Getränke-Ratgeber
Der Heimweg
Folgen der Trunksucht
Berufswechsel
Der Partizipienreiter
Ego-Shooter
Lotterie
Der Samurai
Krass
Phobie
Die Krönung
Zwischenmenschliches
Verwechslung
Wehmut/Demut
Ach Saskia
Haarpflege
Heinrich und Mathilde
Einem (nicht ganz so guten) Freund
Der Wellenflansch
(In)Direkt
Meine Choronik
Bekanntmachung des Robert-Koch-Instituts zum neuartigen Coronavirus
Maskenball
Er ist’s
Zur Impfo
Natur
In der Steppe
Der Trieb
Der Wind
Möllerkies’ Tierleben
Zoobesuch
Mein Lieblingstier
Irrelefant
Der Ozelot
Biberverse
Kynologisches Brevier
Späte Reue
Metamorphose
Verschollen
Zitronenfalter
Durchs Jahr
Geschüttelter Jahresbericht
Mit den Reimschemata durchs Jahr
Primo vere
Sommerabend
Sommerthaeter – pardon: -theater
Einem Raubein
Auf einem Feldweg nahe Zerbst
Verweht
Krippen lachen, Spötter gucken
Zum Jahreswechsel
Zweiundzwanzig Gedanken zum Jahreswechsel
Reisen
Nachtzug Dortmund–München
Siderodromophobie
Einladung
Kreuzfahrt
Sommer, Urlaub, Meer
Inselhopping
Seestück
Der Strom
Reiseführer Paris
Toskanische Meditation
Die Klassenarbeit
Schreiben
Kühn
Reitstunde
Erfunden
Der Reimwerker
In eigener Sache
Hat die Literatur Folgen?
Köchin und Dichter
Dichter und Richter
Meinen Lesern
Zum ersten Mal
Dichter und Leser
Schreiben und Lesen
Die Lesung
Adieu
Abschied vom Autorenweb
Vier Kavauer
An die Buchbinderei
Reimraum
Memento
Gedichte sind
Kleine Verslehre
Easy
Bescheuert
Wie ich zum Dichten kam
Laufbahn
Spitzen-Verse
Akrostichon
Was bin ich?
Hälfte des Lebens
Beidseits
erlöschen
Banausen
Vorbilder
Dichter am Werk: Goethe und Schiller
Dichter im Gespräch
Ilias (von Möllerkies)
Odysseus blendet Polyphem (Rekonstruktion einer Heldentat in drei Teilen)
Glutaeus maximus
Auf die Glocke
Die Bürgschaft (von Möllerkies)
Der Handschuh (von Möllerkies)
Im Eichenhaine
Er ist’s
Dekalog
Einem hehren Ahnen
Dienst nach Vorschrift
Astern
Nur die allerdümmsten
Nichts außer
Apokryph
Neue Bahnen
Sprache
Lied vom Leid
Los!
Deutschkurs: Übungen zu Adjektivsuffixen
Deutschkurs: Übungen zum Präteritum
Nur Flach(’)s
Dreiundvierzig Epigramme
Vetter, Träger, Dichter
Von Schiffen, Küsten und Rochen
Einundzwanzig Epigramme
Kunstfehler: Bildbetrachtungen
Bildbetrachtungen
Bildbetrachtung: Feldhase
Bildbetrachtung: Porträt der Lisa Gherardini, Gemahlin des Francesco del Giocondo
Bildbetrachtung: Drawing Hands
Bildbetrachtung: Les valeurs personnelles
Bildbetrachtung: Nu accroupi
Musik
Trio
Soso
Lyrisches Opfer
Beethoven: Alle Symphonien
Alle neune
Öffentliches Leben
Lob des Revolutionärs
Das Wort zum Sonntag
Deal
Meinem Lehrer
Altphilologie in der Praxis
Aus Einsteins Tagebuch
Sternstunden der Wissenschaft: Einstein entdeckt die Äquivalenz von Masse und Energie
Schnelle Bälle
Herbstmeister
Vom Kegeln
Religion
Gleichnis
Bergpredigt 20
Wunderbar
Kleiner Knigge für Kreuzigungen und andere Gelegenheiten
Klosterfreuden
Aus den Geheimarchiven des Vatikans: Private Korrespondenz der Päpste
Anmerkungen des Autors
Verzeichnis der Gedichttitel und Gedichtanfänge
Motto
Ein sauber konstruierter Reim,
das ist das Wichtigste beim Schreim.
Leben
Lob der Schöpfung
Es ist das Gelbe und das Gelbe
nicht in jedem Fall dasselbe:
Gelb ist einerseits die Pampel‐
muse, aber auch die Ampel,
falls sie nicht, was unvermeidbar
ist, auf Rot springt oder Grün –
dadurch ist sie unterscheidbar
von der Südfrucht ohne Müh’n.
Also findet der, der dies gedichtet
hat: Die Welt ist sinnvoll eingerichtet.
Der Mensch
Der Mensch, er ist ein nacktes Tier,
er komponiert Sonaten,
er sieht gern fern bei Chips und Bier
und zählt zu den Primaten.
Des Menschen Dummheit ist immens,
da hilft ihm auch kein Beten.
Er nennt sich Homo sapiens
und schießt gern mit Raketen.
Es irrt der Mensch solang er strebt,
auch hat er kaum Behaarung.
Wenn er die Dummheit überlebt,
dann nennt er das Erfahrung.
Leben
Leben heißt –
wirken und weben,
trachten und streben,
nehmen und geben,
mal einen heben,
sich übergeben
vom Saft der Reben,
mal holprig, mal eben,
manchmal daneben,
mal ruhen, mal beben,
mal stolpern, mal schweben,
sich niemals ergeben,
Probleme beheben,
vergessen, vergeben,
haften, nicht kleben.
Und alles angelt
Und wiederum hat alle Welt
sich durch der Wochentage Kreis gehangelt.
Damit es sich gesund erhält,
fährt alles raus aufs Land – und alles angelt.
Du folgst im Schatten der Allee
dem Kind, das fröhlich mit Gefährten rangelt.
Du sitzt auf einer Bank am See,
wo alles sich vergnügt – und alles angelt.
Ein Schwan das Haupt ins Wasser tunkt,
er ruht in sich – das ist es, was dir mangelt:
Es fehlt dir jener feste Punkt,
um den sich alles dreht – und alles angelt.
Ungebetener Gast
Still trittst du zu mir herein gleich,
in mein Häuschen hinterm Rheindeich,
wo ich grade Wäsche einweich
und dem Gast ein Gläschen Wein reich,
sprichst: »Verzeih, dass ich mich einschleich,
es ist Zeit, folg mir in mein Reich.
Deine Lebenszeit ich einstreich,
ob du arm bist oder steinreich.«
Jetzt, wo ich den Abschied einreich,
werden mir vor Angst die Bein’ weich.
Bitte ende meine Pein gleich,
dass ich nicht so bang durchs Sein schleich.
Deine Hand mir nun, Freund Hein, reich,
wisse, dass ich dir allein weich.
Sensenmann, schon trifft mich dein Streich,
bald schon schimmert mein Gebein bleich.
Grillen
Am Morgen, wenn die Wecker schrillen,
muss man sich mit Gymnastik drillen.
Wir blättern müde in Postillen;
bei Tee aus Minze und Kamillen
verfliegen unsre Träume: Grillen.
Am Tag sind wir dem Chef zu Willen.
Wir schlucken tapfer bittre Pillen,
doch wünschen wir uns oft im Stillen,
er diene fern auf den Antillen
dem Kannibalen-Hobby: Grillen.
Der Abend kommt. In Hütten, Villen
heißt es jetzt Durst und Hunger stillen.
Nach einem Schnäpschen aus Marillen
sehn wir die Welt durch rosa Brillen –
und dann gibt’s Steak und Würstchen: Grillen.
Jetzt ist es Nacht, wir können chillen
und eine Flasche Rotwein killen.
Im Dunkel weiten sich Pupillen.
Wir sitzen lange noch im Stillen
und lauschen ihrem Zirpen: Grillen.
Der Frühaufsteher
Der Wecker klingelt früh um vier,
man sieht den Wurm sich strecken.
Willst du was schaffen, sagt er dir,
dann lass dich zeitig wecken.
Er scheut nicht Regen und nicht Sturm
und kriecht aus seinem Haufen.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Ich sag nur: Dumm gelaufen.
Die Atmung
Atmung, dir sei heut’ das Lied gesungen,
dir, der steten Tätigkeit der Lungen.
Auf und nieder geht der Korb der Brust:
Sauerstoff,