Meine kleine Gute Nacht Geschichte: 1-7: (Für Erwachsene)
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Über dieses E-Book
Der erste Sammelband unserer Reihe MEINE KLEINE GUTE NACHT GESCHICHTE (FÜR ERWACHSENE) mit den Nummern 1 bis 7. Jeder Kurzroman ist in sich abgeschlossen.
Nr. 1 Der leicht in Rage zu bringende Benjamin träumt jede Nacht verrückte Dinge und durchlebt sie – sehr zum Ärger seiner Frau – auch noch hautnah. Immer wiederkehrende bunte Wollschafe mit großen Kulleraugen, unter anderem das rosafarbene Gender-Schaf Peter-Mandy, durchkreuzen seine Traumwelten.
Nr. 2 Sonntag. Sie ist ganz alleine im neuen Haus. Zuerst entkorkt sie den Champagner (den ihr Mann zum Jubiläum geschenkt bekommen hat), dann legt sie sich splitterfasernackt aufs Boxspringbett, schaltet den Fernseher ein und wenig später läuft in ihrem Schlafzimmer – mit ihr als Hauptfigur – der für sie prickelndste Erotikstreifen aller Zeiten.
Nr. 3 Ein Mann vermisst die Liebkosungen seiner Frau. Des Nachts, am Fenster stehend, sendet er einen ganz besonderen Wunsch gen Himmel und siehe da, jemand scheint ihn erhört zu haben.
Nr. 4 Manchmal ist es einfach wunderbar zu träumen und nicht wieder aufzuwachen. Zumindest für eine Weile.
Nr. 5 Ein Mann, des Lebens etwas müde, lässt seinen aus Kindheitstagen wiederentdeckten Zauberstab schwingen und siehe da: Wunder geschehen.
Nr. 6 Isabella hatte sich ihre Reise nach München ganz anders vorgestellt. Nun, wo ihre Freundin die angedachte Party kurzfristig abgesagt hat, macht sie das Beste aus der Situation. Umhüllt von einem Duftpomander meditiert sie an der Isar. Plötzlich raschelt es hinter ihr im Gebüsch.
Nr. 7 Adam wohnt zurückgezogen auf einem verlassenen Bauernhof. Auf seiner Insel der Ruhe, umgeben von einem dichten Wald und leeren Ställen, versucht er sich von all den Welt-Nachrichten zu regenerieren.
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Buchvorschau
Meine kleine Gute Nacht Geschichte - Romy van Mader
Nr. 1
Vorwort
Benjamin ist 54 Jahre alt und hat eigentlich alles im Leben geschafft, was man als Mann so schaffen muss. Er hat seiner Ehefrau ein großes Haus gebaut und eine Tochter gezeugt, hat im Garten eine Eiche gepflanzt und seine Sanitärfirma gewinnbringend an seinen Schwiegersohn in spe verkauft. Das hat alles Kraft gekostet. Überwindung kostet es ihn mit seiner mittlerweile äußerst in die Breite gegangenen und zufriedenen Alten die Couch zu teilen und sinnlose TV-Formate zu schauen. Tja, so hatte sich Benjamin seinen Lebensabend nicht vorgestellt. Bevor er sich jedoch über seine viel zu fette Frau (die sich aus Zeltplanen Kleider schneidern lässt) und überhaupt diese ganze beschissene Welt aufregt, geht er lieber jeden Abend früh und zwar sehr früh, nämlich zur Sandmännchenzeit, ins Bett. Während seine Olle im Wohnzimmer bekloppte TV-Serien glotzt und einen Schnaps nach dem anderen in sich kippt, dreht sich Benjamin Ohrenwachs ins Ohr und fängt an zu träumen. Denn seine Träume sind allemal besser als so mancher Fernsehfilm.
Nr. 1
Die Augen geschlossen und der Stille lauschend versinke ich mit jedem Atemzug tiefer und tiefer in die weichgepolsterten Gänsedaunenkissen. Der beruhigende Duft von Lavendel umgibt mich. Ein herrliches Gefühl von Sorglosigkeit umhüllt mich. Noch tiefer und tiefer versinke ich in die Dunkelheit und warte auf die ersten aufkommenden Traumbilder. Eines hüpft von oben herein. Es ist ein rosafarbenes Schaf mit großen Kulleraugen, ein türkisfarbenes schwebt aus der linken dunklen Ecke heran und aus der rechten kommt ein großes, neongelbes Schaf angeflogen und dieses blökt aufgeregt und steckt die zwei anderen belämmert schauenden Artgenossen an. Diese lassen es sich nicht natürlich nicht nehmen und stimmen munter mit ein. „Blök. Blök. Blök." Sie springen vor mir kreuz und quer, werden immer schneller, hin und her. Ein absolutes Durcheinander. Meine Augen flimmern, ich habe Mühe ihnen zu folgen. Plötzlich hellt sich die schwarze Umgebung um mich herum auf. Und ich stehe auf einer grünen Wiese, umgeben von Gänseblümchen, Klee und rot leuchtenden Mohnblumen, neben mir grast Anton, der neongelbe Schafsbock, und wir zwei diskutieren mit vollem Mund über die Qualität der Blumen und Kräuter in diesem Jahr, so als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen und uns mit dieser Materie hervorragend auskennen. Melanie, das türkisfarbene Schaf rechts neben mir, mustert mich spöttisch. Ich merke das natürlich, lasse mir aber nichts von meiner aufkommenden Wut anmerken. (Fällt mir gerade ein, dass ich morgen einen Termin beim Onkel Doc habe, zwecks meines in letzter Zeit viel zu hohen Blutdruckes.)
„Bllööök." Melanie will wohl ein Gespräch mit mir anfangen? Besonders helle scheint sie aber nicht zu sein. Ich blöke zurück. „Blöööök."
„Blööök. Blööök." Kommt als Antwort.
Darauf folgt die meine. „Blööök. Blööök."
Stille. Wahrscheinlich überlegt sie jetzt und zählt bis drei. Wieder schaut sie mich mit ihren großen schwarzen Augen an. Na, soll sie ruhig so dreist weiter schauen, ich weiß von Anton, dass sie ein hinterlistiges Tratschweib ist. Weiber eben. Wenn ich mir sie so anschaue, dann ist es doch nur der blanke Neid der mir entgegenblitzt. Kein Wunder bei meiner 1A Wolle. So weich und schwarz wie diese ist. Das Geheimnis liegt an der richtigen Gerätschaft, ich bürste mich jeden Tag mit einem speziellen Ahornholzkamm, und bei der Kämmtechnik, immer schön mit dem Haarwuchs, nie dagegen striegeln. Ja, und gegen erste graue Haare hilft ein hausgemachter Bio-Brennessel-Sud – nach einem streng geheimen Familienrezept. Hilft auch gegen wunde Stellen in der Achselgegend. Ja, schaut nur weiter so blöd. Jetzt begafft mich auch noch das Gender-Schaf Peter-Mandy (kann sich noch für kein Geschlecht entscheiden), das pinkfarbene Filzpaket hinter Melanie. Also so verfitzt wie die zwei, so würde ich mich ganz gewiss auf keine Weide stellen. Wenn doch diese blöde Kette um meinem Hals nicht wäre, dann könnte ich näher an diese zwei blöden Weiber heran, und denen mit meinem rechten Vorderbein einen kräftigen Tritt in ihre Wollärsche verpassen. Aber ich stehe einfach nicht dicht genug dran. Scheiß Kette! Wind kommt auf und über uns am hellblauen Himmel werden weiße Wolken ins idyllische Landschaftsbild geblasen. Sehen aus wie große, flauschige Wattebausche. Hängen sehr tief am Firmament und kommen auf uns zu gefegt. Schnell, sehr schnell. Theodor, das lilafarbene Schaf neben mir - wo kommt der plötzlich her? - kreischt so laut, dass ich mir prompt einige Woll-Locken aus meinem Pelz reiße und sie mir fest in meine Ohren stecke. Auf einmal sind sie alle weg und ich stehe da, ganz alleine und verlassen, mit vom Wind zeraustem Fell und umzingelt von weißen, bauschigen Wattemassen. Ist das Zuckerwatte? Ich probiere einen kleinen Happen und spucke ihn sogleich wieder aus. „Rabäääh". Schmeckt nach Pfefferminzlikör. Ich hasse Pfefferminzlikör! Durchfressen kann ich mich also schon mal nicht. Auf meine Füße spähen wollend, senke ich den Blick. Keinen einzigen Grashalmen kann ich sehen, alles weiß, weißer, am weißesten. Hilfe? Erneut höre ich den Wind fauchen, abgekapselt in einem Wattekokon stecke ich fest, während Gevatter Blasius um mich herumpfeift. Plötzlich ein Knall. PÄNG! Meine Halskette reißt und ich kippe zur Seite und falle durch die weiße Watte und falle und falle und falle, nur wohin? Der Boden müsste schon längst spürbar sein, so groß bin ich schließlich nicht, dass ich so lange für den Aufprall benötige. Ich neige meinen Kopf und blicke nach oben in die Richtung aus der ich falle und sehe Wasser, viel Wasser, jede Menge Wasser und jede Menge Fische. Riesige Barsche, schwarz-weiß kariert mit goldenen Königskronen um die dicklippigen Mäuler. Rote, meterlange Aale mit silbernen Augenlidern und langen, goldenen Wimpern und bronzefarbenen Schwanzspitzen. Sie sehen mich und tauchen zu mir hinab, beäugen mich neugierig. Ich lasse meine großen grünen Krebsscheren klappern. Fressen werdet ihr mich nicht. Klapp. Klapp. Klippi. Klapp. „Verschwindet oder ich zerschneide Euch."
„Mensch, hör doch mal auf wie wild um Dich zu fuchteln. Hier, iss erstmal ´nen Fischers."
„Gute Idee. Danke." Nur gut, Justus, die alte Barschflosse hat immer ´ne Süßstoffreserve für alle Fälle hinter seinen Kiemen versteckt. Ah, jetzt geht es mir gleich viel besser. „Hey, Jungs, Danke. Aber Kniffel müsst ihr heute ohne mich spielen. Ich erwarte heute Handwerker. Mein Scheißhaus ist immer noch verstopft."
Ich schwimme wie von einem Seeigel gestochen und in einem Schwertfischgalopp, durch das türkisfarbene Meer. Unter mir kilometerlanger goldener Sand und vor mir - da muss ich hin – ein schwarzer Tiefseegraben. Nochmal tief Luft holen und dann ab hinab in die Tiefe getaucht. Ah, ich wusste es. Sie sind schon da. „Ich komme. Bin schon da.", keusche ich und lasse die zwei überpünktlichen Handwerkerfischlein „Ey, Mister, wir waiting hier schon one geschlagene halv minute off you!" der Firma ‚Rohrflott‘ in mein Heim.
„Hier herein und immer dem Geruch nach", signalisiere ich. Während die zwei dünnflossigen Guppys an den Amaturen drehen, drehe ich das Radio laut. Und setze Teewasser auf. „Achtung. Wir warnen vor zwei gefährlichen Raubfischen, die sich als kleine, harmlose Aquariumfische der Sorte „Poecilia reticulata" tarnen. Halten