Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Missgeschicke von Lady Ophelia
Die Missgeschicke von Lady Ophelia
Die Missgeschicke von Lady Ophelia
eBook341 Seiten6 Stunden

Die Missgeschicke von Lady Ophelia

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Still und zurückhaltend, hat Lady Ophelia Fletcher zu jeder Zeit die Nase in einem Buch. Deshalb hat sie von dem Tod ihrer Freundin in jener schicksalhaften Nacht nichts mitbekommen. Jetzt schreibt sie die in einer geheimen Zeitungskolumne, um ungute Männer zu entlarven, als Wiedergutmachung dafür, dass sie die Mordvorwürfe ihrer anderen Freundinnen nicht unterstützen mag. Als ein gutaussehender Fremder für ein Gespräch ihren Vater aufsucht, kann Ophelia sich nicht davon abhalten, Nachforschungen über den schmucken Lord anzustellen.

Colin Parnell, Lord Hawke, hat ein Versprechen zu halten: Das Buch zu finden, das beweist, dass sein Großvater als Spion für König George II. gearbeitet hat und nicht als verachtenswerter Schmuggler vor der Küste von Kent gestorben ist. Die in Mysterien und Skandale gehüllte Familie Parnell befindet sich seit Jahrzehnten im Krieg miteinander, und Colin ist entschlossen, dem ein Ende zu setzen, indem er Beweise für die ehrenwerte Vergangenheit der Familie entdeckt. Leider befindet sich das Buch, das er sucht, in den Händen einer feurigen Schönheit, und er muss Ophelias Hilfe in Anspruch nehmen, um die Wahrheit herauszufinden.

Ophelia ist durchaus gewillt, ihre Fähigkeiten einzusetzen, um Lord Hawke zu helfen. Aber wird ihre Suche nach Antworten zu Missgeschicken führen, oder werden sie viel mehr bekommen, als sie erwartet hatten: die Wahrheit und einander?

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum4. Juni 2019
ISBN9781547591268
Die Missgeschicke von Lady Ophelia
Autor

Christina McKnight

USA Today Bestselling Author Christina McKnight writes emotionally intricate Regency Romance with strong women and maverick heroes.Christina enjoys a quiet life in Northern California with her family, her wine, and lots of coffee. Oh, and her books...don't forget her books! Most days she can be found writing, reading, or traveling the great state of California.Sign up for Christina's newsletter and receive a free book: eepurl.com/VP1rPFollow her on Twitter: @CMcKnightWriterKeep up to date on her releases: christinamcknight.comLike Christina's FB Author page: ChristinaMcKnightWriterJoin her private FB group for all her latest project updates and teasers! facebook.com/groups/634786203293673/

Ähnlich wie Die Missgeschicke von Lady Ophelia

Ähnliche E-Books

Spannungsgeladene Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die Missgeschicke von Lady Ophelia

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Missgeschicke von Lady Ophelia - Christina McKnight

    THE UNDAUNTED DEBUTANTES

    Book 3

    ––––––––

    Copyright © 2017 by Christina McKnight

    Cover Image by Period Images

    Cover Design by The Midnight Muse

    All rights reserved.

    ISBN-10:

    ISBN-13:

    ISBN-10:

    ISBN-13:

    ––––––––

    La Loma Elite Publishing

    ––––––––

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert, verteilt oder in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln übertragen werden, einschließlich Fotokopieren, Aufzeichnen oder andere elektronische oder mechanische Methoden, außer im Falle von kurzen Ausschnitten als Zitat in kritischen Überprüfungen und bestimmten anderen nichtkommerziellen Nutzungen, die vom Urheberrecht erlaubt sind. Wenden Sie sich für Berechtigungsanfragen an den Herausgeber mit der Angabe Zu Händen: Berechtigungskoordinator unter der folgenden Adresse.

    ––––––––

    Christina@christinamcknight.com

    WIDMUNG

    Für meine Leser ~

    Die Heldinnen der „Undaunted Debutantes"-Reihe liegen mir sehr am Herzen. Ich hoffe, du hast sie genauso geliebt wie ich. Sie sind stark, selbstbewusst und verdienen Liebe und Glück ... genau wie jede andere Frau!

    DANKSAGUNGEN

    An Marc, meinen großartigen Freund, Partner und Seelenverwandten - vielen Dank, dass du mich immer ermutigt hast, mich selbst zu übertreffen!

    An Lauren Stewart, meine Kritikpartnerin und beste Freundin. Du hast mich dazu gedrängt, neue Gedankengänge zu erkunden, die ich nie für möglich gehalten hätte. Wenn wir in einer echten Beziehung wären, würde dies auf gegenseitiger Abhängigkeit beruhen, aber auf eine gute Art und Weise. Ohne deine Kommentare, Kritik, Anregungen und Vorschläge wäre mein Schreiben nicht das, was es ist.

    Ich möchte auch den wunderbaren Frauen danken, die mich in meiner Karriere als Schriftstellerin und in meinem Leben unterstützt haben, einschließlich (aber nicht beschränkt auf): Erica Monroe, Amanda Mariel, Debbie Haston, Angie Stanton, Theresa Bär, Ava Stone, Roxanne Stellmacher, Laura Cummings, Dawn Borbon, Suzi Parker, Jennifer Vella, Brandi Johnson und Latisha Kahn. Ich weiß, dass ich den einen oder anderen vergessen habe ... Vielen Dank, dass ihr mich als die akzeptiert, die ich bin.

    Ein ganz besonderes Dankeschön an meine Chefredakteurin Chelle Olson bei Literally Addicted to Detail, Ihre Fähigkeiten und Professionalität übertreffen alles, was ich erwartet hatte. Chelle Olson kann per E-Mail unter literallyaddictedtodetail@yahoo.com kontaktiert werden.

    Ein besonderes Dankeschön gilt auch dem historischen und entwicklungspolitischen Redakteur Scott Moreland.

    Und an meine Korrektorin Anja, danke, dass du eine weitere Reise mit mir unternommen hast.

    Umschlaggestaltung von The Midnight Muse

    Taschenbuchcover von Sweet 'N Spicy Designs.

    Zum Schluss vielen Dank für die Unterstützung von Indie-Autoren.

    .

    PROLOG

    Devonshire, England

    Dezember 1813

    ALS DAS DRÖHNEN DES Gong verklang, blickte Lady Ophelia Fletcher von ihrem Buch auf und bemerkte, dass das Feuer im Kamin zu schwacher Glut vergangen war und ein kalter Luftzug durch den Raum wehte und die Härchen auf ihren Unterarmen aufstellte.

    Die anderen Frauen im Salon, ihre besten Freundinnen, lachten, und Ophelia stimmte ein, obwohl sie längst den Anschluss an die Unterhaltung verloren hatte.

    Du wirst uns morgen alles erzählen? Beim Frühstück und keinen Augenblick später. Ich muss wirklich wissen, ob alles so ist, wie es mir gesagt wurde. Lady Lucianna Constantine hob mit einem frechen Grinsen eine Braue. Ihre grünen Augen funkelten vor Unfug, als sie Lady Abercorn, ehemals Miss Tilda Guthton, fest umarmte. Du siehst atemberaubend unschuldig aus.

    Ophelia warf einen Blick auf Tilda, ihre frisch verheiratete Freundin, und stellte überrascht fest, dass die junge Frau tatsächlich viel zu unschuldig für ihren neuen Status als Herzogin wirkte. Ihr mausbraunes Haar war mit einem einfachen weißen Band zurückgebunden, dessen reiner Farbton perfekt zu Tildas Nachthemd passte. Das machte nur umso deutlicher, dass ihre Freundin, im Alter von siebzehn Jahren und gerade erst in die Gesellschaft eingeführt, im Begriff war, einen Mann zu heiraten, der doppelt so alt war wie sie.

    Und doch ging es Ophelia nichts an - das Herz liebte, wen das Herz liebte.

    Sie fand es nur merkwürdig, dass Tilda, die Tochter eines einfachen Baronets, überhaupt die Aufmerksamkeit eines Herzogs erregt hatte. Sie war liebenswert genug - angemessen in Haushaltsangelegenheiten, anmutig, wie man es erwarten durfte, und sie konnte sich kultiviert ausdrücken - aber Abercorn war ein Mann von Welt, äußerst wohlhabend und einflussreich.

    Der Herzog hatte Tilda scheinbar aus dem Dunkel gegriffen, und ihre Verlobungszeit war viel schneller als normal verlaufen.

    Aber auch das ging Ophelia nichts an.

    Sie freute sich für ihre liebe Freundin, auch wenn deren Liebesheirat irgendwie nicht das war, was Ophelia in ihrem aktuellen Buch miterleben durfte.

    Ophelia stand zusammen mit Lady Edith, Lady Lucianna und Tilda auf, bereit, den Raum zu verlassen - zumindest war Ophelia der Meinung, dass zu dieser späten Stunde nichts anderes zu tun blieb. Tildas Bräutigam würde sich sicherlich fragen, wohin seine junge Herzogin verschwunden war, wenn er sich dem Ehebett näherte und es leer fand.

    Edith trat vor, schlang ihre Arme um Tilda und flüsterte der jungen Braut etwas ins Ohr. Ophelia hatte keine Ahnung, worum es gehen mochte, aber ein leichtes Lächeln erhellte Tildas Gesicht und entfernte jegliche Spur von Unbehagen.

    Ich danke dir, Edith. Du warst immer eine wunderbare Freundin. Tilda umarmte Edith etwas fester, bevor sie sich zurückzog. "Ich muss mich beeilen. Mein Gemahl kann nicht kommen und feststellen, dass ich geflohen bin. Er sagte, er werde um halb eins nach Mitternacht ankommen, nachdem er sich um einige geschäftliche Angelegenheiten gekümmert hätte."

    Luci ließ ihren Arm in Tildas Ellenbeuge gleiten. Ophelia griff sich ihr Buch vom Sofa und drückte es an ihre Brust, während sie ihren Freundinnen zur Tür folgte. Dabei unterdrückte sie das Prickeln des Neides, das sie immer ergriff, wenn sie sah, wie nah Luci und Tilda einander standen.

    Jetzt war nicht die Zeit, um den Schmerz darüber zuzulassen, dass sie nie ganz dazugehörte. Das machte sie nur unleidlich.

    Jetzt denk an das, worüber wir gesprochen haben ... Lucis Flüstern wurde unverständlich, als die Frauen den Raum verließen und ihre Köpfe wie Verschwörer zusammensteckten, als könnte Ophelia die Dinge nicht verstehen, über die sie schwatzten. Keine der beiden hatte wahrscheinlich jemals ein Buch geöffnet und sich auf ein Abenteuer oder eine sinnliche Geschichte von Erkundung und Entdeckung eingelassen.

    Das war schade, aber Ophelia würde nicht ihre private Sammlung von in Leder gebundenen Liebesgeschichten, Romanzen und Eskapaden mit ihnen teilen.

    Ich werde die Kerzen löschen, rief Edith, als Ophelia die Türschwelle erreichte.

    Sie blieb stehen und wandte sich zu der kleinen Blondine um, die seit jeher die einzige in der Gruppe war, die Ophelias Wissensdurst und ihre zurückhaltenden Tendenzen verstand. Ich helfe dir.

    Nein, beeil dich, sagte Edith und winkte ab. Ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst, dich wieder in dein Buch zu vertiefen. Es dauert nur wenige Augenblicke. Ich seh dich in unserer Kammer, sobald ich fertig bin.

    Wenn du darauf bestehst. Ophelia lächelte, dann blickte sie sich über die Schulter um und sah, dass Luci und Tilda die Treppe erreicht hatten. Ich bin gespannt, wie die schöne Lady Daniella dem Schurkenpiraten Xavier entkommt.

    Edith lachte leise. Nun, dann vergrab dich wieder in ihrer Geschichte.

    Sie brauchte keine weitere Ermutigung, also verließ Ophelia den Raum und öffnete den blauen, in Leder gebundenen Band an der Stelle, die sie mit einem Stück Briefpapier markiert hatte. Sie hasste es, die Seiten ihrer Bücher zu verletzen.

    Oh, wie Lady Daniella ihre langen Zöpfe über die Schulter zurückwarf, als sie Xavier aus zusammengekniffenen Augen ansah und verlangte, dass er auf sie hörte, auf ihre Worte achtete, oder der Pirat würde Daniellas weiblichen Charme nie wieder kosten.

    Ophelia sehnte sich danach, so mutig, gebieterisch und wunderschön zu sein, um von so ziemlich jedem Mann wahrgenommen zu werden.

    Stattdessen hatte Ophelias Haar eine gottlose Farbe von knalligem Rot, ihre Nase war voller Sommersprossen und ihre Hüften waren viel zu kurvig, um sich in die schönsten Kleider zwängen zu können. Ihre wilden Locken konnten niemals gezähmt werden, es war unwahrscheinlich, dass ihr Teint jemals klar und blass wurde, und es war zweifelhaft, dass sie den aktuellen Trend innerhalb der Londoner Elite für ausgefallene Stoffe jemals teilen würde.

    Sie seufzte und konzentrierte sich auf die Seite.

    Ein Schrei lenkte sie von der Beschreibung der Autorin von Xaviers nackter, haariger Brust ab.

    Ein dumpfes Poltern, das sich dreimal wiederholte.

    Edith! Lucis entsetzter Schrei versetzte sie in Schockstarre. Ophelia!

    Ein Schluchzen entwich ihr, als ihr Buch aus ihrem Griff rutschte und polternd auf den polierten Boden schlug, ganz anders als das hohle Geräusch einen Moment zuvor. Das Lesezeichen rutschte über den Boden und blieb erst liegen, als es teilweise unter eine geschlossene Tür glitt.

    Tilda lag ausgestreckt am unteren Ende der Treppe, ihr Kopf in einem merkwürdigen Winkel, die Augen weit aufgerissen.

    Ophelia blinzelte mehrmals.

    Sie wartete darauf, dass Tilda sich bewegte. Oder darauf, dass Luci ihr beim Aufstehen half. Oder das der Boden sich auftat und sie beide verschlang.

    Doch nichts geschah.

    Sie blinzelte erneut, als Tränen ihren Blick verschleierten.

    Plötzlich begann die Zeit sich wieder zu drehen. Man hörte das entfernte Ticken der Mahagoni-Uhr in dem Raum, den sie gerade verlassen hatten. Edith erschien an ihrer Seite, und Luci hockte sich über Tilda. Ihr schwarzes Haar fiel über ihre Schulter, was gnädigerweise den Anblick ihrer Freundin verdeckte.

    Luci. Edith ging um sie herum auf Lucianna zu. Was ist denn ...

    Ediths Worte endeten wie abgeschnitten.

    Nein, nein, nein, schluchzte Edith, als sie auf Tilda zueilte. Dies kann nicht sein ...

    Er hat das getan. Verzweiflung klang durch Lucis Stimme, als sie auf die Treppe zeigte.

    Ophelia blickte hinauf in den dunklen Korridor über ihnen, sah aber nichts.

    Wer?, fragte sie und schluckte an dem Schluchzen, das ihr entweichen würde, wenn sie den Mund wieder öffnete.

    Das ist in diesem Moment nicht wichtig, schalt Edith sie und eilte an Tildas Seite. Wir müssen sie aufwecken, sicherstellen, dass es ihr gut geht, und den Herzog rufen - und einen Arzt.

    Wie kann es denn nicht wichtig sein? Ophelia sehnte sich danach, diese Frage zu stellen. Sie presste jedoch die Lippen zusammen und schwieg - wie man es von ihr erwartete.

    Wenn sie Lady Daniella wäre, würde Ophelia das Kinn heben und an ihrer leicht krumme Nase zu ihren Freundinnen starren und fordern, gehört zu werden und Antworten zu erhalten. Sie war jedoch nicht Lady Daniella, eine Frau, die von einem wilden Piraten aus ihrem Dorf an der schottischen Küste entführt worden war. Sie war nur Lady Ophelia, ein passabel anmutiger, zurückhaltender, selbsternannter Bücherwurm. Die Frauen, die vor ihr hockten, waren wunderschön, klug und fesselnd. Alles, was die Heldinnen in ihren Romanen waren. Nicht rothaarig, sommersprossig und mollig.

    ... Er hat sie gestoßen. Das schwöre ich.

    Ophelia schüttelte den Kopf und fühlte sich schuldig, weil ihre Gedanken weiterwanderten, während sie doch Luci zuhören und versuchen sollte, die Szene vor ihr zu verstehen. Sie hatte viele Romane gelesen, in denen der Held, ein Schiffbrüchiger, zum Kampf gezwungen worden war. Sie hatte von blutdurstigen Eingeborenen am Amazonas und mörderischen Clansmännern gelesen, die Anspruch auf benachbarte Dörfer erhoben, aber es war etwas anderes, den gebrochenen Körper einer guten Freundin anzusehen.

    Es war ganz und gar nicht dasselbe.

    Niemals hätte eine Geschichte sie auf diesen Anblick vorbereiten können.

    Die Art, wie Tildas Augen offen standen, aber kein Leben in ihnen war. Der Winkel, in dem ihr Arm abstand. Die dünne Spur dunkelroten Bluts, die aus ihrem Mundwinkel lief.

    Unsicherheit, Verwirrung und Verleugnung kämpften miteinander in Ophelia, als sich ihr Magen anspannte und der Atem stockte, ihre Lungen blockierten und die Luft nicht länger entweichen konnte. Schweiß lief über ihre Stirn, und ihr Hals wurde an ihrem Kragen ganz heiß.

    Ophelia schluckte an dem Kloß in ihrem Hals vorbei. W-w-was sollen wir tun? Sie hasste die Schwäche in ihrer Stimme, die nur bestätigte, was ihre Freundinnen längst über sie dachten. Sie hatte Angst vor ihrem eigenen Schatten. Wahrscheinlich würde sie bei dem geringsten Schock in Ohnmacht fallen.

    Wir werden das Haus wecken und ihnen erzählen, was der Herzog getan hat! Lucianna stand schnell auf und lenkte damit Ophelias Blick von Tilda ab. Jemand muss den Streit gehört haben.

    Edith sah sich im Foyer um. Du hast recht. Ich hörte sie schreien und dann den Schlag, als sie fiel.

    "Sie ist nicht gestürzt. Luciannas Ton wurde hysterisch. Sie klang so, wie Ophelia sich innerlich fühlte - panisch und verängstigt. Sie wurde von Abercorn gestoßen!"

    Sie starrten einander an. Heiße Tränen liefen über Ophelias erhitztes Gesicht, während Luci scheinbar ihre Fassung wiedererlangte. Ihre weit aufgerissenen grünen Augen waren kein Vergleich zu dem Gewimmer, zu dem sich Ophelia reduziert fand. Edith streckte eine Hand nach Luci aus, aber diese ignorierte sie.

    Wie konnte es dazu kommen?, fragte Ophelia und bückte sich, um ihr Buch aufzuheben, was ihr auch die Gelegenheit gab, die unwillkommenen Tränen wegzuwischen.

    "Das ist etwas, das man ihn fragen sollte. Du hast ihn gesehen, richtig, Ophelia?" Luci sah sie fordernd an.

    Die Hitze in Ophelia wurde von Kälte vertrieben, und ihr Magen drehte sich herum.

    Sag ihr, was du gesehen hast. Luci machte einen einschüchternden Schritt in Richtung Ophelia. Du hast doch genau dort gestanden.

    Ich - ich - ich habe gelesen. Ophelia wandte sich an Edith, ihr Buch fest an ihre Brust gedrückt, als würde Luci nach dem Buch schnappen, sobald sie ihren Griff lockerte. Ich schwöre es, Edith, ich habe nichts gesehen. Ich las über Xavier und ...

    Was ist denn hier los? Townsend, der Butler von Abercorn, stürmte ins Foyer. Sein Haar flatterte wie in den Karikaturen, die auf den komischen Seiten von The Post abgedruckt wurden. Er war sicherlich aus dem Schlaf gerissen worden. Euer Gnaden! Seine Augen weiteten sich beim Anblick von Tilda, als er durch den Raum zu der Stelle rannte, wo sie lag. Er legte seine Hand um ihr Handgelenk und hielt still. Kein Puls. Sie hat keinen Puls!

    Der Diener rappelte sich auf und schaute sich im Raum um, als würde er erwarten, dass jemand nach vorne trat und dieses große Dilemma löste - seine neue Herrin, die in ihrer Hochzeitsnacht tot am Fuße der Treppe lag.

    Petunia, Petunia!, schrie Townsend, wedelte mit den Armen und stürmte in die Tiefen des Abercorn-Hauses. Petunia! Wir müssen Seine Gnaden herbeischaffen. Petunia, wo bist du, Frau, bei allem, was heilig ist?

    Türen öffneten sich, und Stimmen riefen von oben, wo Gäste ihre Räume verließen, als sie hörten, wie Townsend nach der gewissen Petunia rief.

    Oh, Euer Gnaden!, sagte Townsend und starrte die Treppe hinauf. Bitte, sehen Sie nicht hin. Das ist nicht für ihre Augen geeignet.

    Ophelia drückte sich an die Wand und betete, dass sie für einige Minuten der Aufmerksamkeit entgehen konnte.

    Als sie tief einatmete, beobachtete Ophelia, wie Lucis die Hände an ihren Seiten zu Fäusten ballte und ihr Gesicht rot wurde. Ophelia zuckte zusammen. Eine wütende Lady Lucianna konnte Satan aus der Hölle herbeischaffen.

    Als sie sich ein wenig vorbeugte, sah sie den Herzog, der langsam die Treppe herunterkam.

    Der Mann schien seltsam unberührt von dem Anblick seiner toten Frau nur fünf Schritte entfernt. Ehrlich gesagt schien er sie kaum zu bemerken, ehe er dem Blut auswich, das sich unter Tildas Kopf sammelte.

    Ophelia drehte sich vom Foyer weg und eilte auf das Wohnzimmer zu, das sie kurz zuvor verlassen hatten.

    War es wirklich erst wenige Minuten her, dass sie alle zusammengesessen und über die kommende Nacht geplaudert hatten?

    Sie war so abgelenkt von ihrem Buch gewesen, dass sie Tilda nicht ein letztes Mal umarmt hatte. Sie hatte ihr keine guten Wünsche mitgegeben, als die junge Braut den Raum an Lucis Arm verlassen hatte.

    Die Scham ließ Ophelias Gesicht erneut erröten, als sie den dunklen Raum betrat und zu den Fenstern mit Blick auf den Garten stürmte. Sie riss eines der Fenster auf und ließ die kalte Nachtluft herein. Sie sollte ins Foyer zurückkehren und für ihre Freundinnen da sein. Hatten sie überhaupt bemerkt, dass sie geflohen war? Sie hatte Luci und Edith und vor allem Tilda im Stich gelassen.

    Hätte sie Lord Abercorn auf der großen Treppe gesehen, wenn sie nicht mit ihrem Buch beschäftigt gewesen wäre? Luci hatte sich zwar nicht geirrt, aber Ophelia konnte die Anschuldigungen ihrer Freundin nicht unterstützen.

    Ophelia war erstarrt, ihre Gedanken waren verwirrt und durcheinander.

    KAPITEL 1

    Mit großer Freude wird der Schreiber dieser Zeilen für die jungen Damen der Gesellschaft Partei ergreifen.  Damen, die von Männern mit unappetitlichem Charakter nicht für selbstverständlich gehalten oder missverstanden werden. Mit diesem Artikel wird dieser Schriftsteller nicht länger die Missetaten der Männer verherrlichen, sondern die Leistungen junger, kluger, charmanter Frauen feiern.

    Es ist die Meinung dieses Autors, dass die Herren das von dieser Kolumne geprägte Wissen beachten sollten, denn zweifellos wird es diesbezüglich Beiträge geben.

    -The Mayfair Confidential

    ––––––––

    London

    April 1815

    LADY OPHELIA FLETCHER saß züchtig auf einem Stuhl an der Wand, die Knöchel gekreuzt und unter ihrem Kleid versteckt, die Hände leicht im Schoß gefaltet. Sie war der Inbegriff des wohlerzogenen Fräuleins, während sie beobachtete, wie Lady Lucianna ein weiteres Briefpaper verwarf. Diesmal war es die Farbe, beim letzten Mal war die Textur nicht akzeptabel gewesen, und die davor war verschmiert, wenn man die Feder aufs Papier brachte.

    Für jeden, der Ophelia anblickte, wirkte sie mit ihrem selbstbewussten, gelassenen Lächeln vollkommen entspannt.

    Doch innerlich wollte sie schreien. Sie atmete tief ein und ließ die Luft langsam entweichen, um gefasst zu bleiben. Ihr Lächeln verzerrte sich nicht, und ihre Hände zuckten auch nicht, obwohl sie sich danach sehnte, etwas zu zerknüllen, und sei es das zarte Musselin ihres Morgengewandes.

    Wenn sie ihr Täschchen mitgebracht hätte, hätte sie es gegen die Wand geworfen.

    Mit gehobenen Brauen hielt Luci ein dickes, cremefarbenes Briefpapier mit goldenen Blättern hoch, um Ophelias Meinung zu erfahren.

    Das ist entzü...

    Nein, es ist viel zu beige und nicht stabil genug. Luci seufzte, drehte sich wieder zu dem Besitzer um und ließ Ophelia gar nicht zu Wort kommen. Haben Sie irgendwas mit Ebenholzrändern?

    Entzückend, beendete Ophelia flüsternd ihren Satz. Das Papier war reizend, genauso wie die fünf anderen Optionen, die Luci ihr während ihrer vollen Stunde im Schreibwarengeschäft gezeigt hatte.

    Ihre Knie schmerzten, als sie viel zu lange gesessen hatte. Ophelia stand auf und wandte sich zu den Schaufenstern. Die Sonne stand fast direkt über ihr, und in der geschäftigen Bond Street rannte die Beau Monde von einem Geschäft ins nächste, die Bediensteten im Schlepptau, deren Arme unter der Last der Einkäufe schon doppelt so lang geworden waren. So war es eben in London. Das einzige, was die Gesellschaft mehr genoss, als gesehen zu werden, war, Geld für Einkäufe auszugeben, die man nicht unbedingt brauchte, und dabei beobachtet zu werden.

    Sicherlich waren Briefpapier und Visitenkarten wichtig, und da Luci den Herzog von Montrose in weniger als zwei Wochen heiraten sollte, mussten sie unbedingt alles auswählen, bevor sie, Montrose, Lady Edith und Lord Torrington nach Gretna Green reisten.

    Lady Luciannas Vater, der Marquis von Camden, hatte sich geweigert, eine ordnungsgemäße Verlobung zwischen Montrose und Luci zuzulassen. Der Mann war so weit gegangen, Luci aus dem Haus zu werfen und ihr zu verbieten, ihre Mutter und ihre Geschwister zu sehen.

    Anstatt also zu warten, bis ihr Vater der Hochzeit zustimmte, und damit den Segen der Familie zu haben, hatte Luci beschlossen, nach Schottland zu reisen, um die entsprechende Zeremonie dort durchführen zu lassen. Seltsam für eine Frau, die bis noch vor wenigen Wochen entschlossen gewesen war, niemals zu heiraten, geschweige denn einem Mann ihre Zukunft anzuvertrauen.

    Ophelia schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die Passanten.

    Sie atmete ein und aus. Tief einatmen, langsam ausatmen.

    Es wäre kein gutes Zeichen, an einem dermaßen öffentlichen Ort jemanden ihr Unbehagen sehen zu lassen. Dass ihre Wangensich röteten, ihre Augen sich weiteten und ihr Puls wie ein galoppierendes Vollblut davonraste. Es würde unvermeidlich dazu führen, dass sie sich energisch fächerte oder, schlimmer noch, in Ohnmacht fiel. Und das würde nur dazu dienen, Luci - und Edith, sobald sie von dem Vorfall erfuhr - in ihrer Meinung zu bestärken, dass Ophelia nicht in der Lage war ... nun, irgendetwas zu tun.

    Sie starrte aus dem Fenster und bemerkte, wie ein Bengel an einem fein gekleideten Mann vorbeiging, die schmuddelige Hand des Jungen sich in die Tasche des Herrn schlängelte und wieder herauskam. Wie dann der Kobold sich entfernte, sich umdrehte und in einen Laden auf der anderen Straßenseite eintrat. Als Ophelia versuchte, zu erkennen, wen genau der Bengel bestohlen hatte, war auch der Gentleman verschwunden.

    ... und wie ist es mit etwas mit Blattgold an den Rändern?, fragte Luci den Besitzer.

    Ophelia hatte sich geirrt, als sie der Meinung gewesen war, es wäre eine gute Idee, Luci bis zur Hochzeit in ihrem Haus wohnen zu lassen.

    Wenn überhaupt, war es verstörend.

    Sie seufzte und wollte sich umdrehen und ihren Platz wieder einnehmen, doch ein ihr bekannter Mann schlenderte mit einer elegant gekleideten Frau am Arm an dem Schreibwarengeschäft vorbei. Ophelia drückte ihr Gesicht gegen das Glas, um den Mann zu beobachten, während sie die Straße hinunter gingen, ihre Köpfe auf verschwörerische Weise einander zugeneigt.

    Sie blickte sich über die Schulter um und sah, wie Luci eifrig durch einen weiteren Stapel von Proben blätterte, um das perfekte Papier auszuwählen, auf dem sie ihren bevorstehenden Status als Herzogin von Montrose ankündigen würde. Es bestand wenig Zweifel, dass sie noch mindestens eine weitere Stunde beschäftigt sein würde.

    Ophelia schlüpfte gerade rechtzeitig aus der offenen Ladentür, um Lord Abercorn zu beobachten, den Mann, der für den Tod ihrer besten Freundin vergangene Saison verantwortlich gewesen war. Der Mann, den Luci nach dem Willen ihres Vaters hätte heiraten sollen. Er trat in Olivers Book Shoppe ein, die alte Jungfer Lady Sissy Cassel an seiner Seite. Es war nicht schwer, in Lady Sissy die Schwester von Abercorn zu erkennen, obwohl sie mit ihrem ergrauenden Haar und den gebeugten Schultern altersmäßig eher die Mutter des Herzogs zu sein schien. Ophelia hatte die ältere Frau nur einmal getroffen, im vergangenen Monat im Stadthaus von Abercorn, und Sissy hatte bei Ophelia wenig bleibenden Eindruck hinterlassen.

    Es war nicht weit bis zu dem Buchladen, nur drei Blöcke entfernt, aber Ophelia riskierte nicht, das Geschäft zu betreten. Sie drückte sich an die Wand des Gebäudes und lehnte sich herum, um durch die frisch geputzte Fensterscheibe zu blicken. Sie zog sich zurück, als sie erkannte, wie Abercorn einen Gang hinunterging. Ihre Nase hinterließ einen Abdruck auf dem sauberen Fensterglas, aber Ophelia hielt sich davon ab, den Fleck mit ihrem Ärmel abzureiben.

    Wenn sie sich beeilte, wäre es möglich, in den Laden zu schlüpfen und einen anderen Gang hinunterzugehen, ohne dass Abercorn sie bemerkte. Sie musste sehen, was der Mann vorhatte.

    Was Ophelia und ihre Freunde anging, hatte Abercorn in der höflichen Gesellschaft nichts verloren. Sie vertraute ihm nicht.

    Eine Glocke ertönte, als sie den Laden betrat, und der Besitzer, Oliver, begrüßte sie aus den Tiefen des Geschäfts.

    Der Geruch von altem Leder und Kerzenwachs berührte sie. Sie hatte die Mischung der verschiedenen Gerüche immer gemocht, ebenso wie das heimelige Gefühl, das all die Reihen der Bücher in ihr auslösten, und vor

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1