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Rezensionen

SYLVIA WAGE

Grund

Deutsche Originalausgabe

Man weiß nie, was andere Leute im Keller haben. Dieser Roman führt in einen tiefen Brunnen im Keller eines Einfamilienhauses. Der Ich-Erzähler selbst habe ihn als Halbwüchsiger gegraben, wie er sagt. Nun, viele Jahre später, steht er mit seinen beiden Schwestern um das Loch und sie betrachten den toten, gealterten Vater, der am Grund des Brunnens liegt. Während alle Welt, auch die Schwestern, die ganze Zeit glaubten, er habe die Familie verlassen, lebte er in Wirklichkeit in diesem Kellerloch, in das sein Sohn ihn eines Heiligabends hineingestoßen hatte. So erzählt er es jedenfalls. Und nun, da die Geschwister nach vielen Jahren wieder vereint sind, machen sie sich zu dritt daran, die Leiche des Vaters zu beseitigen, während gleichzeitig die demente Mutter versorgt werden muss, die komplett neben allen Geschehnissen steht. Dass auf den Ich-Erzähler vielleicht nicht hundertprozentig Verlass ist, wird erst nach und nach spürbar. Dass es in dieser Familie tiefsitzende Traumata gibt, die nie richtig verarbeitet wurden, ist dagegen nur allzu klar. Da hilft auch seine Therapeutin dem Protagonisten nicht sehr viel, denn die „hat keine Ahnung von Menschen“. So ist das Einzige, was hilft, das Erzählen selbst. Was wahr im Sinne von „wirklich“ ist, und was einer höheren Wahrheit gehorcht, liegt dabei im Auge des Betrachtenden. (kgr)

Dieser finstere Debütroman überzeugt mit einem mitreißenden und dabei absolut unzuverlässigen Erzählstrom.

EICHBORN, 176 Seiten, 20 Euro

KYLE PERRY

Die Stille des Bösen

Übersetzt von Sabine Längsfeld

Ein für deutsche Leser recht ungewöhnliches Setting, intensiv gezeichnete Figuren, denen nichts Menschliches fremd ist, und ein gleichbleibend hohes Spannungsniveau: Kyle Perrys „Die Stille des Bösen“ ist eine echte Entdeckung. Der Roman braucht einen Moment, um richtig in Fahrt zu kommen, wenn sehr ausführlich die Biestigkeit der später verschwundenen Mädchen untereinander geschildert wird, doch dann gelingt es Perry, eine Verbindung zwischen der genauso schönen wie rauen und abweisenden Landschaft Tasmaniens und den Charakteren der Geschichte zu schaffen. Die Legende vom Hungermann, der schon früher Kinder entführt haben)

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