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Rezensionen

EVIE WYLD

Die Frauen

Übersetzt von Tanja Handels

Im Schatten des Bass Rock, einer Felseninsel gegenüber der kleinen schottischen Küstenstadt North Berwick, spinnt Evie Wyld ihre raffinierte Schauergeschichte um drei Frauenschicksale, die sie durch Zeit und Raum verwebt. Vordergründig sind die Probleme von Ruth und ihrer Stiefenkelin Viv – auch wenn sie ein gutes halbes Jahrhundert auseinanderliegen – erst mal sehr diesseitig. Ruth versucht sich in der zugigen Villa gegenüber dem Bass Rock als zweite Ehefrau Peters, der oft in seine Kanzlei nach London verschwindet, mit ihren Stiefsöhnen einzuleben. Nur ihre Haushälterin Betty ist ihr ein Anker an diesem Ende der Welt mit den engstirnigen Konventionen, bigotten Bräuchen und einem wahnsinnigen Reverend. Als die 40-jährige Viv in das Haus einzieht, das inzwischen zum Verkauf steht, um Ruths Nachlass zu sichten, ist es für sie auch eine Flucht vor der Depression, die sie seit dem Tod ihres Vaters plagt. Dünnhäutig und orientierungslos spürt sie, dass sich in diesem Haus viel Schmerz manifestiert, schemenhaft nimmt sie ein junges Mädchen wahr. Im 17. Jahrhundert wird die junge Sarah als Hexe verdächtigt und flieht mit dem Pfarrer und seinem Sohn. Männliche Gewalt und weibliche Wut durchströmen die Erzählung. Doch es sind auch immer die Frauen, die sich solidarisieren und Halt geben. (ts)

Es ist die Perspektive der Frauen und ihrer Geister, die diese vielschichtige Erzählung so schaurig-schön vorantreibt.

ROWOHLT HUNDERT AUGEN, 512 Seiten, 22 Euro

Als Hörbuch bei Hörbuch Hamburg erhältlich

CONSTANZE NEUMANN

Wellenflug

Deutsche Originalausgabe

Zwei Frauen, die sich nie begegnen: Anna, älteste Tochter eines jüdischen Tuchhändlers, heiratet in die Berliner Fabrikantendynastie Reichenheim ein. Ihr leichtlebiger Sohn Heinrich, enterbt wegen seiner Spielsucht, wandert mit Marie in die USA aus, kehrt nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland zurück und wird 1943 in Auschwitz ermordet. Marie war es, die den unehelichen Sohn ihres Mannes als eigenes Kind großzog und rettete, den späteren Großvater der Autorin. Constanze Neumann komponiert die Erzählung über ihre verlorene und vergessene Familie um die beiden Frauen: Anna, deren reiche Familie dennoch nie ganz dazugehörte, weil sie jüdisch war, und Marie, das Arbeitermädchen, das der Klassendünkel der Reichen lebenslang aus dieser Familie ausschloss. Das Auf und Ab im Leben der beiden Kontrahentinnen schildert die Autorin in ihren atmosphärisch dichten Geschichten, die ineinandergleiten und dabei ein ganzes Jahrhundert lebendig werden lassen, in Leipzig, Berlin, Dresden. Während einem Teil der Familie)

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