MARION POSCHMANN
Chor der Erinnyen
Deutsche Originalausgabe
Man kann sich Poschmanns Bücher als alte, mit einem Zauber belegte Villen vorstellen. Wer sie betritt, taucht in Räume aus Echos und Spiegelungen ein. Im Falle von „Chor der Erinnyen“ schimmert uns noch ihr letzter Roman, „Die Kieferninseln“, entgegen. Nachdem ein Mann darin unversehens seine Gattin verlässt, begibt er sich auf eine Reise nach Japan – bis er sich in den Weiten einer Landschaft verliert. Die neue Geschichte nimmt die andere Seite dieser Story in den Blick. Eine Frau kommt nach Hause und muss feststellen, dass sie von ihrem Partner verlassen wurde. Doch nicht nur das, sie befindet sich in einer Existenzkrise. Als dann noch ihre Jugendfreundin Birthe auftaucht, die sie ganz in der Manier Kafka’scher Figuren mit Schuldvorwürfen konfrontiert, gerät Mathilda in einen Strudel aus Erinnerungen und Sehnsüchten. Ähnlich wie der Aufbruch in „Die Kieferninseln“ lässt sie sich zu einer Wanderung mit ihrer geradezu dämonischen Begleiterin mitreißen. Am Ende findet sie sich „in einer verwehenden Gegend“ wieder. Alles strebt darin nach Auflösung, und Mathilda „selbst schien sich auszuweiten wie ein feiner Nebel“. In ihn, gedacht als Leseraum, einzutauchen, hat eine durch und durch metaphysische, entgrenzende Qualität! (hay)
Marion Poschmanns neues Buch ist ein berauschender Trip in die Leere, magisch und transzendent.
SUHRKAMP, 189 Seiten, 23 Euro
CLAIRE DAVERLEY
Vom Ende der Nacht
Übersetzt von Margarita Ruppel
Will und Rosie begegnen sich noch als Teenager an einem Lagerfeuer mit Schulkameraden, und obwohl er der vermeintliche Aufreißer, düstere Coole ist und sie die vernünftige Unianwärterin, verlieben sie sich ineinander. Doch es darf nicht sein. Aus vielen Gründen, inneren, äußeren, schwerwiegenden und nichtigen, rotieren sie Jahre und Jahrzehnte um ihre unausgelebte Leidenschaft und seelische Nähe, versuchen beide ihr Leben zu leben und lassen weder zu noch los. Es gehört schon einiges dazu, eine verheiratete, belesene Endvierzigerin seitenweise zum Weinen zu bringen, aber dieses Buch zeigt so wunderschön,