Rhythm Of Love
Von SERENA VERSARI
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Über dieses E-Book
Daryl König hat alles: Charme, Talent und Erfolg. Aber niemand weiß, dass er nachts, fern von Bühne und Publikum seine Stradivari in den Arm nimmt und seinen Schmerz auf die Saiten der Geige überträgt, in der Hoffnung, seiner quälenden Vergangenheit zu entkommen.
Dafne hat das Schicksal ein hartes Leben beschert. Sie hat ihre Eltern im Alter von achtzehn Jahren verloren, musste sich um ihre jüngere Schwester kümmern, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, und sie war nicht mehr in der Lage, sich für die Liebe zu öffnen.
Als sie die Anstellung als Assistentin von Daryl bekommt, ändert sich etwas.
Nach einem holprigen Start werden sich die beiden einander öffnen und entdecken, dass sie sich ähnlicher sind, als sie gedacht hatten.
Aber kann der Schmerz der Vergangenheit für immer ausgemerzt werden? Oder wird er sie weiter quälen und verhindern, dass sie ihr Glück erreichen?
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Buchvorschau
Rhythm Of Love - SERENA VERSARI
DANK
Rhythm of love
von
Serena Versari
Rhythm of love
Autorin: ©Serena Versari
Übersetzung: Hannelore Schwadorf
Copyright Umschlag: 2016 © Alessia Coppola
Alle Rechte sind der Autorin vorbehalten.
Erschienen im April 2016
Jede vollständige oder teilweise Vervielfältigung und jede Art der Verbreitung in digitalem Format, die nicht ausdrücklich von der Autorin genehmigt wurde, kann als eine Verletzung des Urheberrechts angesehen werden und ist daher strafbar.
Dies ist ein Werk der Phantasie. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entspringen der Schöpferkraft der Autorin oder werden auf fiktive Weise genutzt.
Jede Ähnlichkeit mit realen, lebenden oder verstorbenen Personen, Ereignissen oder Orten ist rein zufällig.
© Serena Versari
VORWORT
––––––––
Schwache Lichter beleuchten wie kleine Flammen die Noten der Orchestermitglieder, die bequem auf der Bühne sitzen. Während sie eine langsame Melodie anstimmen, hebt hinter ihnen, auf einem riesengroßen Bildschirm, vor einem rosafarbenen Sonnenuntergang, der Schatten einer menschlichen Gestalt mit undefinierten Konturen, langsam, den linken Arm, um sein Instrument auf die Schulter zu setzen.
Das Tempo wird schneller, und plötzlich trifft ein Lichtstrahl auf einen Punkt in der Menge, und Daryl King hat seinen großen Auftritt.
Lange braune Haare wie ein Rockstar, die ein wildschönes Gesicht einrahmen; Lederjacke, Ketten um den Hals und ein auffälliger, schlangenförmiger Ring am Mittelfinger seiner rechten Hand.
Die Menschen klatschen begeistert und begleiten jeden seiner Schritte, während er die Treppe in Saal herunter steigt.
Daryl setzt sich auf einen leeren Stuhl in der ersten Reihe, neben eine Frau, die unverzüglich einen Arm ausstreckt um ein Selfie zu machen und den Moment neben ihm für immer festzuhalten.
Er steht wieder auf und erreicht die Bühne. Hinter sich lässt er eine Spur der Bewunderung und Erregung.
Alle Augen sind auf ihn gerichtet, und jede Frau beobachtet ihn verzaubert.
Ja, denn Daryl ist charmant, charismatisch und einige behaupten sogar, dass er aufgrund seines extremen Sexappeals den gleichen Reiz wie ein Vampir besitzt. Andere nennen ihn einen Teufel in Engelsgestalt, weil er mit jedem Ton, den seine kostbare Stradivari aussendet, die Seele jedes Zuhörers zu stehlen scheint.
I
––––––––
Daryl
Ich komme aus dem Umkleideraum, ziehe die Kapuze meines Sweatshirts über den Kopf und gehe mit langen Schritten auf die Limousine zu, die mich auf dem Parkplatz erwartet.
Alfred sitzt neben dem Fahrer und wartet bei offenem Seitenfenster auf mich. Als ich ihn erreiche weist er mit einem kurzen Nicken auf die Rücksitze.
Die Fenster sind dunkel, aber ich verstehe, dass diese einfache Geste mir zu verstehen geben will, dass wir auf dem Weg nach Hause nicht allein sein werden.
Ich öffne die Tür und es begrüßt mich die Frau, mit der ich zu Beginn des Konzerts ein Bild aufgenommen hatte. Sie schaut mich mit einem verführerischen Lächeln an.
Ich lächle zurück indem ich nur die Mundwinkel hebe und setze mich mit einer langsamen Bewegung vor sie hin. Ich beobachte sie und warte ab, was sie macht.
Ich vermute, sie ist nicht älter als zwanzig. Sie hat lange blonde Haare, die weich um ihre großen Brüste fallen, die in ihrem schwarzen, engen Kleid besonders auffallen.
Ohne ein Wort zu sagen, stürzt sie sich auf mich und setzt sich rittlings auf meine Beine. Sie nimmt den Saum des dünnen Kleides und schiebt ihn über ihre Schenkel zurück. Dabei kann ich nicht umhin zu bemerken, dass sie keine Unterwäsche trägt.
Ich verstehe nicht warum, aber die meisten der Frauen, mit denen ich ins Bett gehe, tragen keine. Ich frage mich, ob das so ist, weil sie so schnell wie möglich ran wollen oder weil sie denken, dass ich es so erregender finde.
Während ich das übliche Ritual beginne, denke ich, dass ich nicht mehr weiß, wie oft ich diese Art von Situation erlebt habe. Es sind so viele, dass ich mich noch nicht einmal an das Gesicht aller Frauen erinnern kann, mit denen ich Sex hatte. Aber als ihr Mund meine Erregung erreicht, verschwindet jede Art von Gedanken aus meinem Kopf.
Ich gehe auf die Terrasse auf der Rückseite der Villa, um mein reichhaltiges Frühstück zu genießen. Am Tag nach einem Konzert bin ich hungriger als normal und Michele, mein guter alter italienischer Koch, kennt alle meine Bedürfnisse, und deckt mir immer einen mit allen Delikatessen beladenen Tisch.
Alfred sitzt an seinem gewohnten Platz, und wie jeden Morgen, liest er seine Lieblingszeitung.
»Der virtuose Daryl King hat ein Charisma, das nur mit dem des großen Paganini vergleichbar ist« beginnt er, indem er die Zeitung auf den Tisch legt. »Wer hat denn diesen Blödsinn verzapft?«, frage ich amüsiert, während ich meine Hand ausstrecke, um ein Stück Kuchen zu nehmen.
»Sei nicht so bescheiden, du weißt besser als ich welche Erfolge du erreicht hast und noch schaffen wirst. Man will dich in den Konzertsälen der ganzen Welt, im Fernsehen, und du bist ständig für Foto-Shootings als männliches Modell gefragt. Bald kann ich nicht mehr mithalten, bei so vielen Terminen.«
»Du warst immer gut in diesem Job«, antworte ich und nehme einen großen Schluck Cappuccino.
»Was das betrifft, muss ich mit dir reden«, antwortet er und räuspert sich.
Ich stelle die Tasse ab, verschränke meine Hände unter dem Kinn und höre aufmerksam zu.
»In diesem Jahr werde ich 70 und, wie du weißt, habe ich ernsthafte Rückenprobleme, die mich manchmal für Tage in die Horizontale zwingen. In der letzten Zeit habe ich lange und ernsthaft überlegt und beschlossen, dass es Zeit ist, eine Person einzustellen, die an meiner Stelle weitermacht und die Aufgaben übernimmt, die ich bisher erledigt habe.«
Ich beobachte Alfreds zitternde Hände, die ihm das genommen haben, was er am meisten auf der Welt liebte: Das Musizieren. Ich bin sicher, dass niemand jemals in der Lage sein wird, ihn zu ersetzen, aber ich verstehe, dass es Zeit für ihn ist, nur an sich und seine Gesundheit zu denken. »Hast du schon jemanden im Sinn?«
––––––––
Alfred lächelt mich an, und seine kleinen grauen Augen leuchten als er spürt, dass ich die Situation verstehe.
»Ich habe heute ein paar Vorstellungsgespräche. Willst du auch dabei sein? «
»Nein, ich vertraue dir und deinem Urteil voll und ganz. Ich würde dich nur stören.«
»Na, dann werde ich mich mal fertig machen. In dreißig Minuten treffe ich den ersten Kandidaten«, sagt er, erhebt sich von seinem Stuhl und greift nach seinem mittlerweile unzertrennlichen Stock.
Ich schaue ihm nach, bis zu dem Moment, als er aus meinem Blickfeld verschwindet, und voller Trauer denke ich an den Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal traf.
»Kinder, heute habe ich eine Überraschung für euch. Ein alter Freund ist zu Besuch gekommen. Er ist ein Musiklehrer und wird nun für euch Violine spielen.«
Meine Wegbegleiter im Unglück kreuzen ihre Arme und beginnen zu maulen. Das letzte Mal, als ein Musiklehrer sich bei uns im Waisenhaus vorgestellt hat, hat er uns absurde Lautgebilde abverlangt, weshalb ich die allgemeine Unlust gut verstehen kann, vor allem von Seiten der Jüngsten. Ich werde in diesem Jahr neun und gehöre zu den Großen. Ich bin der einzige, der praktisch von Geburt an hier lebt. Über die Jahre habe ich viele Kinder kommen sehen, und viele von ihnen wurden adoptiert. Ich gehörte nie zu den Glücklichen. Daher war für mich Schwester Theresa immer wie meine wirkliche Mutter, und ich habe mich nie ihrem Willen widersetzt.
Wir gehen in den Speisesaal und nehmen auf den langen Holzbänken Platz, die für diese Gelegenheit im Kreis aufgestellt wurden.
Nach einigen Minuten tritt ein vornehmer Herr ein. Er trägt einen eleganten Anzug, als ob vor einem erlesenen Publikum spielen müsste. Er verbeugt sich respektvoll vor Schwester Theresa, dann schaut er in unsere Gesichter und lächelt uns an.
»Kinder, einen Moment Aufmerksamkeit bitte. Dies hier ist Alfred Freeman und er wird uns heute mit einigen klassischen Musikstücken begeistern.«
Ich wende mich nach rechts und sehe, dass mein Freund Dean mit einer Eidechse spielt. Ich gebe ihm einen Schubs in die Rippen. Durch diese Bewegung schlüpft das Reptil durch seine Finger und versteckt sich unter dem ledernen Geigenkasten, den Herr Freeman am Boden abgelegt hat.
»Jetzt fängst du sie wieder ein, schimpft Dean sauer, denn du bist schuld, dass sie weggelaufen ist«.
Ich verdrehe die Augen und nicke, denn ich weiß, wenn ich das nicht tue, werde ich zum Ziel seiner schlimmen Späße, von denen er immer wieder neue erfindet.
»Entschuldigen Sie«, flüstere ich und zeige auf den Geigenkasten.
»Willst du die Violine aus der Nähe betrachten, mein Junge?«, fragt er, ohne das strahlende Lächeln aus seinem Gesicht zu verlieren, mit dem er sich uns vorgestellt hatte.
Ich wage nicht zu sagen, dass ich eigentlich nur da bin, weil ich eine Eidechse einfangen muss. Also so hebe ich die Mundwinkel und nicke.
Er löst die Schlösser des Geigenkastens, und als er das Instrument herausnimmt, bin ich seltsam fasziniert. Ich fühle mich von seiner geschwungenen Form und seinem für mich undefinierbaren Geruch angezogen.
Mr. Freeman legt die Violine auf die linke Schulter, schließt die Augen und beginnt ein Lied zu spielen.
Die Reaktion, die es in mir auslöst, verwundert mich. Ich bekomme eine Gänsehaut, wie ich sie, soweit ich mich erinnern kann, selbst im kältesten Winter nie gehabt habe, und mein Mund öffnet sich weit mit einem Ausdruck des Erstaunens.
Ich habe den wahren Grund vergessen, weshalb ich aufstehe. Ich bin total verzaubert von dem melodischen Klang, den dieses kleine Instrument erzeugt.
Als das Stück endet, sieht er auf mich herab, als ob er auf meine Reaktion wartet. Ich sollte zumindest daran denken Luft zu holen, denn die letzten fünf Minuten muss ich den Atem angehalten haben.
»Können Sie mir das Spielen beibringen?«
Es sind die ersten Worte aus meinem Mund. Sie kommen nicht aus meinem Kopf, sondern aus meiner Seele. Es ist etwas, das ich noch nicht kannte, das mich aber bald aus diesem elenden Leben befreien würde.
II
Dafne
»Oh Gott«, ruft Penelope und lässt sich rücklings auf das Bett fallen. Sie strampelt mit den Beinen in der Luft wie bei einem Anfall von Wahnsinn. »Ich kann es nicht glauben, dass du zu einem Vorstellungsgespräch geladen bist, um Assistentin von diesem coolen Daryl King zu werden.«
Ich bedecke mein Gesicht mit den Händen und schüttele den Kopf nach rechts und links.
»Ich kann es nicht fassen, dass du an Männer nur in diesem Zusammenhang denken kannst? Er ist ein berühmter Musiker, und die Arbeit mit ihm würde meinen Lebenslauf bereichern«, antworte ich und lenke die Aufmerksamkeit auf den beruflichen Aspekt.
Meine Schwester sieht mich erstaunt an, und kurz darauf platzt es in einem Gelächter aus ihr heraus. »Bla, bla, bla. Ich bitte dich: versprich mir etwas. Wenn du ihn siehst, konzentriere dich auch auf seine körperliche Erscheinung, weil der Mann mit jeder seiner Bewegungen Sex versprüht.«
»Er ist sicherlich ein patentiertes Arschloch im Umgang mit dem schönen Geschlecht; man braucht keinen College-Abschluss, um das zu begreifen«, bemerke ich.
»Ich würde die Nacht sehr gerne mit ihm verbringen«, antwortet sie ohne zu zögern.
»Um eine der vielen zu sein? Nein danke, das interessiert mich nicht.«
Ich bleibe bei meinen Überzeugungen.
»Warum bist du so langweilig?«, fragt sie und spitzt ihre Lippen, wie sie es als Kind tat, wenn ich ihr das Fernsehen verbot.
Ich breite meine Arme aus. »Okay, beenden wir hier diese Diskussion, da wir bereits wissen, dass sie nirgendwohin führt. Was Männer betrifft, hatten wir immer verschiedene Sichtweisen.«
Penelope springt auf und schaut aus ihrer 1,80m Körpergröße auf mich herunter.
Jedes Mal, wenn ich sie beobachte, frage ich mich, wie sie es geschafft hat, die besten Eigenschaften unserer Eltern in sich zu vereinen. Groß wie unser Vater, aber mit dichten blonden Haaren und zwei tiefblauen Augen wie unsere Mutter.
»Das Problem ist, dass du einfach nichts von Männern wissen willst«, sagt sie und lenkt mich aus meinen Gedanken ab.
»Du weißt, dass du mir auf die Nerven gehst, wenn du so redest. Ich bin auch letzten Monat noch mit einem Typen ausgegangen« sage ich verärgert. »Und so jemand nennst du einen Mann?«, fragt sie mit einem Grinsen. »Ich bin nicht wie du, und ich habe nicht die gleichen Chancen mit netten Jungs auszugehen«, sage ich und versuche, es kurz zu machen. Es ist ein Argument, über das ich nicht gerne spreche, und sie sollte das wissen. Stattdessen verpasst sie nie eine Chance, dieses Thema anzusprechen.
Sie geht zum Bett nimmt das Kissen und wirft es mir mit aller Kraft zu. Ich rücke schnell zur Seite und vermeide dass es mich voll ins Gesicht trifft. »Du bist wunderschön, es ist nur, dass du alles tust, um es zu verbergen«, tadelt sie mich.
Sie nimmt mich am Handgelenk und führt mich vor den Spiegel.
Es geht wieder los.
»Sind das etwa gepflegte Haare?« fragt sie und rümpft die Nase.
»Ich binde sie zu einem Pferdeschwanz zusammen« sage ich und drehe den Kopf in alle Richtungen um zu sehen, wie er wirkt.
»Das soll ein Pferdeschwanz sein? Die Haare sind mit einem langweiligen, schwarzen Gummi verwickelt. Und von dem Farbton ganz zu schweigen«, lärmt sie weiter.
»Lila ist meine Lieblingsfarbe«, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Ihre ständige Nörgelei an meinem Aussehen ärgert mich.
»Im Hinblick auf dein Vorstellungsgespräch, finde ich, solltest du zumindest dem Haar seine natürliche Farbe zurückgeben.«
Sie will nicht nachgeben, aber ich habe nicht die Absicht, ihr Recht zu geben. »Meinem Lebenslauf habe ich ein Foto beigefügt. Wenn es nicht in Ordnung gewesen wäre, glaube ich, hätten sie mich von vornherein aussortiert.«
Ihre Augen schauen an mir herunter und betrachten jedes Detail meiner Kleidung.
»Ich mag bequeme Kleidung« sage ich noch bevor ich ihre Kommentare höre.
Penelope packt mich an den Schultern und zwingt mich, ihr in die Augen zu schauen. Ich sehe ein Gefühl der Sorge, und ich weiß warum. Ich hasse es, wenn sie das tut. Ich sollte den Raum verlassen anstatt ihr zuzuhören. Oder sollte ich ein für alle Mal in Betracht ziehen, was sie mir gleich sagen wird? Aber ich kann nicht, oder besser gesagt, ich will es nicht tun.
»Du bist eine kluge Frau, aber du hast dir immer Männer ausgesucht, die dir nicht das Wasser reichen können, und so hast du sie nach ein paar Dates immer abgeschossen.«
Ich schaue an mir herunter und meine Augen heften sich an die Spitzen meiner abgenutzten All Star. Ich habe den Worten meiner Schwester nichts entgegenzusetzen, denn ich weiß, dass sie recht hat.
»Du kannst aufhören, auf mich aufzupassen und anfangen, dich um dich selbst zu kümmern. Ich bin fünfundzwanzig. Ich bin jetzt eine erwachsene Frau. «
Bingo.
Ich wusste, dass ihre Worte zu dem einzigen Argument führten über das ich nicht