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Strasse nach Andalusien: Jesus Romero Blues
Strasse nach Andalusien: Jesus Romero Blues
Strasse nach Andalusien: Jesus Romero Blues
eBook403 Seiten5 Stunden

Strasse nach Andalusien: Jesus Romero Blues

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Über dieses E-Book

Südspanien Anfang der 1990iger Jahre. Der etwas lethargisch anmutende Schallplattenverkäufer Jesus Romero verliert völlig unerwartet seine Arbeitsstelle. Eine Stellenannonce führt ihn in ein kleines Fischerdorf, wo er sich für einen neuen Job bewerben will. Trotz seiner Skepsis gegenüber den Leuten und der beschriebenen Aufgabe, nehmen er und ein gewisser Manolo da Silva die Stelle als Reisebegleiter für einen älteren schwergewichtigen Mann im Rollstuhl an. Kurz nach Antritt der Schiffsreise verschwindet ihr Arbeitgeber auf mysteriöse Weise. Als dann auch noch Manolo ermordet aufgefunden wird, versucht Jesus, von Verfolgungsängsten getrieben, bei seiner von ihm getrenntlebenden, vom Glaubenswahn besessenen Frau Ana unterzukommen.
Als Jesus Romero zufällig feststellt, dass sein toter Partner mit ihm eine gemeinsame Vergangenheit hat, lässt dies sein Nervenkostüm mehr und mehr zusammenbrechen. Eine unglaubliche Odyssee voller Selbstzerstörung bringt ihn nach einiger Zeit des Herumirrens mit einem Pilger am Jakobsweg zusammen. Unbewusst nähert er sich dabei der scheinbar überwundenen Gefahr.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum15. Mai 2020
ISBN9783752952056
Strasse nach Andalusien: Jesus Romero Blues

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    Buchvorschau

    Strasse nach Andalusien - Chris Doelderer

    Strasse nach Andalusien

    Straße nach Andalusien

    Für Betz,

    INHALT

    Prolog

    Die Begegnung

    Manchmal ist es besser, man bleibt Zuhause

    Manolo da Silva

    Die Abreise

    Fischer Jorge Santos

    Chaos Hure Polizeigewalt

    Die Flores …, ein Todesschiff?

    Am selben Tag 125 Kilometer nordwestlich

    Baja California

    Ana, Jesus und die letzten Gefechte

    Epilog

    Straße nach Andalusien

    Chris Doelderer

    Impressum

    Texte: © Copyright 2020 von Chris Doelderer

    Kontakt: ch.doelderer@sbg.at

    Titelbild: © Copyright by Petra Doelderer

    Verlag: Kopfghetto

    Alle Rechte geschütztalten.

    ISBN:

    Für Betz,

    die uns am 22.06 2015 für immer verlassen hat,

    aber trotzdem mitten unter uns weilt!

    Peace, love and happiness wherever you are!

    Dein Chris

    INHALT

    Prolog  1

    Die Begegnung  2

    Verständnis ist es besser, man bleibt Zuhause  4

    Manolo da Silva  13

    Die Abreise  38

    Fischer Jorge Santos  50

    Chaos Hure Polizeigewalt  98

    Die Flores…, ein Todesschiff? 115

    Am gleichen Tag 125 Kilometer nordwestlich  132

    Bregas Problem - Mendozas Schicksal  158

    Baja California  218

    Ana, Jesus und die letzten Gefechte  271

    Epilog  381

    Prolog

    Beginnen Sie alles nach dem letzten Läuten der Schulglocke im Jahr 1971. Von allen Zwängen, die wir für unsere Freiheit frei haben, die wildesten Abenteuer im Kopf, die es zu erleben galt.

    Meine kindliche Unbekümmertheit wurde aber kahl auf eine harte Sonde gehört. Anfang der zweiten Ferienwoche gehörtchte mein mein bester Freund Zico mit der Meldung, dass seine Eltern sich scheiden lassen, und er mit seinem Vater wegziehen. Ich habe seine Vaterrechte, alle ich ihn eigentlich nicht besonders gut behandelt, da er Rechte am Tag schlief und in der Nacht verloren.

    Am Tag des Abschieds weinten wir beide, obwohl wir uns der Tränen schämten. Bin liebsten sein ich mit ihm gegangen, aber da waren ja noch meine Eltern. Also muss ich orientierungslos zurück und verloren die weiter

    Ferientage auf mich zukommen.

    Die Begegnung

    „Hey du", rief eine mir unbekannte Stimme.

    „Hey komm her", legte sie fordernd nach.

    Ich drehte mich um, sah aber Niemanden. Gelangweilt zeichnete meine Fußspitze eine Acht in den staubigen Boden.

    Kurz darauf schlenderte ein mir fremder Junge lässig auf mich zu.

    „Na, du hast mich wohl nicht gesehen?", meinte er mit leicht schadenfroher Stimme. Ich zuckte nur mit den Schultern, während ich weiter an meiner Acht arbeitete. Ob er merkte, dass ich schon etwas neugierig geworden war? Unauffällig sah ich mir mein Gegenüber an.

    Der Junge war einen Kopf kleiner als ich, aber wegen seiner selbstsicheren Art erschien er mir größer.

    „Da oben …", dabei zeigte er mit dem Finger seiner mit dreckigem Mull verbundenen Hand auf eine Gruppe von Bäumen hinter uns.

    „Siehst du, da oben habe ich ein Baumhaus. Wenn du willst, können wir jetzt hinaufklettern! Ohne meine Antwort abzuwarten, stichelte er grinsend: „Schaffst du das überhaupt …?

    Ich erinnere mich, dass mir der Sommer in jenen Tagen endlos erschien.

    So empfand ich es in diesen Wochen, als meine Pflicht, nachts aufzustehen, um im Fernsehen einen Kampf von Muhammad Ali zu sehen oder die Glühwürmchen zu beobachten. Die Radios spielten noch handgemachte ehrliche Musik, meistens Angloamerikanische.

    Ich hatte für fünf Wochen einen neuen Freund gefunden und anschließend mein „letztes, sinnloses Schuljahr" vor mir.

    Manchmal ist es besser, man bleibt Zuhause

    21 Jahre später.

    An einem regnerischen Septembermorgen fuhr ich mit meinem betagten Auto die Küstenstraße runter. Im Radio spielten sie kommerzielle Geschwüre, mit denen ich nichts anfangen konnte.

    Natürlich war ich wählerisch, da ich meinen Job als Schallplattenverkäufer sehr liebte und solch

    seelenloses Zeug mich eher beleidigte. So steckte ich die Kassette eines unbekannten Musikers in den Player. Er hatte mir ein Demoband zukommen lassen, das mir tatsächlich gefiel. „Songs after the rain …, dachte ich schmunzelnd, „… das passt ja genau zu dem Wetter.

    Das monotone Hin und Her der Scheibenwischer verstärkte meine aufkommende Müdigkeit, deshalb steckte ich von Zeit zu Zeit meinen Kopf durch das heruntergekurbelte Seitenfenster hinaus.

    Mein Blick ging mehrmals zum Innenspiegel, dabei zupfte ich mir die Haare zu Recht. Ob ich einen Friseur aufsuchen sollte?, hinterfragte ich mein Äußeres. Das Hemd ist auch nicht mehr aktuell, gut dass ich ein anderes dabeihabe, ertappte ich mich selbsterklärend.

    In unregelmäßigen Abständen sah ich zum Beifahrersitz. Dort lag der Grund meiner Fahrt! Die letzte Wochenendausgabe des Stadtanzeigers, in der eine aufgegebene Stellenannonce meine Neugier geweckt hatte.

    Suche männliche Person, als Reisebegleitung ins Ausland. Einwandfreier Leumund und Flexibilität werden vorausgesetzt.

    Alles Weitere würde man vor Ort erfahren.

    Irgendwie kam mir die Sache seltsam vor. Besonders die eigenartige und geheimnisvolle Vorgangsweise des vermeintlichen Arbeitgebers.

    Die Bewerber mussten zuerst in ein abgelegenes Fischerdorf fahren und sich dann telefonisch unter einer angegebenen Telefonnummer melden.

    Wie dem auch sei, ich hatte Zeit … sehr viel Zeit, nachdem ich meine Arbeit als Schallplattenverkäufer quittieren musste. Der Grund waren die stark stagnierenden Verkaufszahlen, wie mein Chef Raoul Reyes mir knallhart mitteilte.

    Die anschließende Liaison mit einer Tomatenzüchterin, die einen abartigen Hang zu streunenden Katzen hatte, hielt auch nur eine Erntesaison. Der Gestank nach Katzenpisse in ihrem Haus, erreichte bald die Messlatte meiner Schmerzgrenze, was mir den hurtigen Abschied sehr erleichterte. Ebenso schnell endete das anschließende Treffen mit meiner von mir getrenntlebende Frau Ana.

    Sie lebte in der Nähe von Almeria, hatte dort einen guten Job und so viel ich wusste keine neue Beziehung. Seit dem Unfalltod unserer Tochter hatte sie sich in der Hoffnung auf Trost dem religiösen Leben zugewandt.

    In Gedanken versunken sah ich die Lichter des entgegenkommenden Kastenwagens erst im letzten Moment. Seine Hupe prügelte mich aus meiner Lethargie.

    „Gott sei Dank" hatte mich die Faust des Fahrers, die er aus dem Führerhaus auf und abschwang nicht getroffen.

    Nach diesem Vorfall war ich wieder hellwach und 15 Minuten vor dem Ziel.

    „Hola Señor, kann ich Ihnen behilflich sein", sagte eine fast zu freundliche Frauenstimme hinter mir. Ich drehte mich um, schlug das Telefonbuch zu und gab ihr zu verstehen, dass ich gerne in Ruhe telefonieren würde. Die Angestellte hinter dem Schalter erwiderte mit leicht unterkühltem Tonfall, dass man das in einem Postamt eigentlich machen könne.

    „Señor, Kabine zwei, links hinten", fügte sie säuerlich hinzu.

    Ihr fuchtelnder Finger zeigte in Richtung der Sprechzellen, während ihr Kopf schon wieder ihrem Kreuzworträtsel zugewandt war.

    „Kabine zwei, links hinten", äffte ich auf dem Weg zur selbigen ihre unangenehm hohe Fistelstimme nach.

    Ich holte die Annonce aus meiner Jackentasche und legte sie neben den Telefonapparat.

    Während ich den Hörer von der Gabel nahm, sah ich aus den Augenwinkeln heraus eine nicht unbeträchtlich gut gekleidete Señora mit einem Brief in der Hand zum Schalter gehen.

    Was treibt eine solche Frau in einem eher kargen Fischerdorf wie diesem, überlegte ich kurz und wählte die Nummer.

    Nachdem ich das Tuten des Kammertons „A" acht bis neun Mal wahrgenommen hatte, wollte ich enttäuscht wieder auflegen, da knackte es in der Leitung.

    „Hallo entschuldigen Sie", meldete sich eine

    keuchende Frauenstimme und fragte nach, ob ich wegen der Stelle anrufen würde.

    „Ja ich habe das Inserat gelesen und würde gerne erfahren, worum es sich konkret handelt", sagte ich mit fester Stimme.

    „Señor, leider ist ein Meeting heute aus organisatorischen Gründen nicht mehr möglich und ich bin nicht befugt Ihnen am Telefon die Einzelheiten zu erklären, fügte sie mit forscher Stimme hinzu. Ich erwiderte, dass das alles ärgerlich sei, jemandem eine dreistündige Autofahrt zuzumuten und ihn dann nichts Näheres erfahren zu lassen.

    „Señor, unterbrach sie, „können Sie morgen Abend zur „Casa Debrisette kommen?"

    „Deshalb bin ich hier Señora!"

    „Muy bien!"

    „Wo finde ich die „Casa Debri...", wollte ich gerade fragen, als das tutende Tonzeichen mir verriet, dass sie das Gespräch beendet hatte.

    Ich sah den Hörer verdutzt an, schüttelte verwundert den Kopf und wählte erneut die Nummer, aber es wurde nicht mehr abgehoben.

    Die ausländische Färbung ihrer Stimme, fiel mir erst jetzt auf, ich konnte sie aber nicht zuordnen.

    Ich steckte die Annonce ein und verließ Kabine

    Nummer zwei.

    „Was kriegen Sie für das Telefonat?"

    „42 Peseten", sagte die Schalterdame, ohne dabei den Kopf zu heben.

    „Habe ich passend", antwortete ich, legte das Geld auf den Schalter und ging aus dem Postamt mit der Absicht, es nicht mehr zu betreten.

    Ich sollte mich irren!

    Notgedrungen nahm ich mir in dem Fischerdorf ein Zimmer. Eine Kammer, die so karg war, wie meine Brieftasche, aber für eine Nacht sollte es reichen.

    Nachdem ich eine Flasche spanischen Rotweins geleert hatte, schlief ich tief und traumfrei bis zum nächsten Morgen.

    Ein lautes Klopfen an der Tür holte mich gegen acht Uhr aus meinem Schlaf. Ich rieb mir verwundert die Augen. Das Mobiliar, inklusive einer Waschschüssel, wie man sie aus alten Filmen kannte, erschien bei Tageslicht noch spartanischer.

    „Kein Spiegel …, dann eben keine Rasur!", murmelte ich achselzuckend.

    Als ich das Haus verließ, hörte ich die Vermieterin hinter mir herrufen: „Señor, Sie kriegen noch eine Tasse brasilianischen Kaffee!"

    Ohne mich umzudrehen, winkte ich dankend ab und ging die Straße hinunter, wo die Fischerboote lagen.

    Ich setzte mich auf den Bootssteg und zog meine Schuhe aus. Die Füße baumelnd, betrachtete ich gedankenversunken mein Spiegelbild im Wasser.

    Sollte ich Ana einen Brief schreiben …, dass ich mein Versprechen, mit ihr den Wallfahrtsort Guadalupe zu besuchen bald einlösen werde?

    Im selben Atemzug sah ich Ana vor meinem geistigen Auge grollend fragen: „Ja wann Jesus, … wann kriegst du das endlich einmal geregelt? In diesem Leben noch …?"

    Es müssen wohl zwei bis drei Stunden vergangen sein, ehe ich mich wieder aufraffte, um den Weg hinaufzugehen. Unterwegs würde ich wohl hoffentlich jemanden treffen, der mir den Weg zur Casa Debrisette zeigen konnte. Zu meiner Verwunderung stellte ich bald fest, dass die Leute hier gegenüber einem Ortsfremden nicht sehr aufgeschlossen zu sein schienen. Wie auch immer, ein afroamerikanischer, älterer Mann mit von Arthrose gezeichneten Fingern, wies mir die Richtung.

    Ich bedankte mich bei ihm. Er seinerseits, machte eine Art Verbeugung und verschwand, eine leise Melodie summend hinter einer Bronzestatue des Heiligen San Telmo.

    Den Nachmittag verbrachte ich in einer Fischermission. Der Kaffee dort war lausig, aber billig und mit viel Glück bekam man noch einen Keks dazu, der von der hohen Luftfeuchtigkeit so aufgeweicht war, dass man seine Zähne keiner Gefahr aussetzte.

    Diese Missionsstationen, auch „Beichtstuhl der Fischer" genannt, sind in Gegenden zu finden, wo Fischfang zur Hauptbeschäftigung zählt. Die Fischer dort, erzählen sich ihre Heldentaten, schimpfen auf ihre davongelaufenen Weiber, oder prahlen mit anderen Halbwahrheiten. Mit mir redete keiner!

    Als es draußen langsam dunkel wurde, bezahlte ich und begab mich auf den Weg.

    Nach etwa 15 Minuten stand ich vor einem Haus, das allem Anschein nach die besten Tage hinter sich hatte.

    Ein Schild mit großen Buchstaben verriet mir, ich war da!

    „Casa Debrisette", flüsterte ich selbstbestätigend. Das Ganze schien obendrein auch eine Bodega zu sein.

    Ich hatte ein Bürohaus oder eine Firma erwartet.

    Egal, mir ist momentan alles Recht, was ein paar Peseten in die Kasse spült.

    Mit festem und erwartungsvollem Schritt ging ich in die Bodega, suchte einen freien Platz und setzte mich. Die anwesenden Gäste musterten mich kurz, danach setzten sie ihre Gespräche fort. Die Bedienung bequemte sich nach gefühlten zehn Minuten.

    „Señor …", blaffte sie unfreundlich.

    „Burritos und ein Glas Rioja, por favor! Ein großes Glas", rief ich ihr hinterher.

    Sie nickte und verschwand hinter dem Tresen. Aus den Musikboxen erklang Celia Cruz`es "La Vida Es Un Carnaval".

    Leise summte ich die Melodie mit und verspürte eine gewisse Wehmut über den Verlust meines Jobs.

    Die Bedienung kam, riss mich unsanft aus meiner Vergangenheit und knallte mir meine Bestellung auf den Tisch.

    Señor, ich kenne Sie nicht, darum muss ich das sofort kassieren!

    „Musst du nicht, ich habe vor länger zu bleiben!", grinste ich sie an.

    Sie blieb stur bei ihrer Forderung.

    Die Burritos waren nicht übel, der Rioja veredelte das Mahl, ich war vorerst zufrieden. Als ich eine halbe Flasche Wein später auf dem Weg zur Toilette war, entdeckte ich im hinteren Teil der Bodega einen Raum, indem ein kleines Podium aus Holz stand. Darauf befanden sich ein Mikrofon und ein klappriger Holzstuhl.

    Auf einem Plakat war zu lesen, dass hier jeder, der glaubte etwas vortragen zu können, an zwei Abenden in der Woche die Möglichkeit dafür bekam. Sittenwidriges oder Ehrabschneidendes gegenüber dem Königshaus sei jedoch zu unterlassen!

    Eine Stunde später wechselte ich vom Wein zum Bier. Das Lokal füllte sich! Immer mehr verlor ich den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit aus den Augen. Der Alkohol trug seinen Teil dazu bei, dass die Atmosphäre zwischen der Bedienung und mir mittlerweile auf ein akzeptables Niveau angehoben worden war. Sie kassierte nicht mehr sofort!

    Das Anschlagen einer hellen Schiffsglocke, forderte die Aufmerksamkeit der Gäste ein. Eine markante Männerstimme, möglicherweise der Besitzer der Bodega, kündigte mit lautem Getöse den seiner Meinung nach letzten großen Slide-Gitarre-Spieler landauf landab, an.

    „Leute, fügte er hinzu: „Big Willy Green kommt von weit her und so sollten wir ihn auch gebührend empfangen! Gracias, und vergesst nicht, dass alles, was die Gage betrifft, auf freiwilliger Basis geschieht, ihr versteht, was ich meine?

    Einer vorn an der Bar schrie: „Ich will auch aufs Podium Luiz!"

    Dafür erntete er nur höhnisches Gelächter.

    Unter dem verhaltenen Applaus einiger der wenigen interessierten Gäste, verbeugte sich der angekündigte Künstler. Verwundert stellte ich fest, dass der Musiker, jener Mann war, den ich ein paar Stunden zuvor nach dem Weg gefragt hatte. Er verbeugte sich nochmals vor dem Publikum und nahm auf einem Stuhl Platz. Um seine Stimme zu ölen, nahm er einen kräftigen Schluck, stimmte seine Gitarre nach und legte mit einem fulminanten „Sweet Home Chicago" los.

    Ich war begeistert, aber noch mehr erstaunte mich, dass dieser Mann trotz seiner offensichtlichen Arthrose so zu spielen vermochte. Es dauerte nicht lange, bis er die Bodega zum Swingen brachte.

    Später kam ich mit „Big Willy Green" ins Gespräch.

    Er erzählte mir aus seinem Leben in den Swamps of Louisiana und das seine Frau der Grund ist, der ihn nach Andalusien verschlagen hatte. Den Blues zu spielen empfand er als seine Passion. So wie es damals in den 1940 Jahren ein gewisser Robert Johnson und andere Spieler getan hatten, allerdings vorwiegend vor schwarzem Publikum.

    „Weiße verachteten uns, aber das hat sich inzwischen etwas geändert, nicht wahr?"

    Ich stimmte ihm zu. Neugierig wollte ich von ihm wissen, wie sich die Geschichte als Robert Johnson „Crossroads" schrieb, zugetragen hatte.

    „Yeah, Man", sagte Big Willy.

    „Robert versprach dem Teufel, den er an einer Kreuzung getroffen hatte, ihm seine Seele zu verkaufen, wenn er ihn zu einem großen Bluesman machen würde."

    „Schon verrückte Zeiten gewesen damals, fügte der Musiker nachdenklich hinzu, trank seinen von mir bestellten Drink aus, fluchte noch was Unverständliches und ging zurück auf die Bühne, die nun wieder „die Seine war.

    „Worried Life Blues" ertönte mit Gänsehautfaktor.

    Ich verdrückte mich an meinen Platz neben der Eingangstür. Big Willy Brown sah ich nie wieder.

    Die Bedienung kam zu mir, nachdem ich mich gesetzt hatte.

    „Señor, sind Sie hier wegen eines Vorstellungsgespräches?"

    „Ja, woher weißt du das?"

    Ohne meine Frage zu beantworten, teilte sie mir mit, dass ich im ersten Stock des Hauses erwartet werde. „Zimmer 112!"

    Ich überlegte, ob ich nicht einen weiteren Kaffee zum Aufmuntern bestellen sollte. Leichtes Unbehagen machte sich Magen aufwärts breit.

    Ach was, verbannte ich diesen Gedanken wieder und bezahlte den Rest der Zeche.

    Da ich keinen Aufgang im Haus finden konnte, ging ich ins Freie und sah mich um. Seitlich der Hausmauer war eine Treppe angebaut, offensichtlich war das der Weg nach oben.

    Manolo da Silva

    16 Jahre davor …

    In der Nähe des Madrider Bahnhofes Atocha, jenem, der viele Jahre später durch einen verheerenden Bombenanschlag der Al-Qaida traurige Berühmtheit erlangte, machte sich der 19-jährige Manolo da Silva auf, um als blinder Passagier von Madrid nach

    Barcelona zu reisen.

    Die beste Möglichkeit, dies kostenlos zu tun, bot die staatliche Eisenbahn und da erfahrungsgemäß die Frachtzüge, an denen meistens leere Waggons angekoppelt waren. Man sollte allerdings körperlich einigermaßen fit sein, da man erst außerhalb des Bahnhofes aufspringen konnte. Genau an der Stelle, an jener der Zug noch nicht die volle Fahrtgeschwindigkeit erreicht hatte und die Gefahr von Eisenbahnarbeitern erwischt zu werden, geringer war. Gefahr lauerte auch in den Frachträumen der Waggons selbst. Sogenannte „Hobos", die es vor einem selbst geschafft hatten, aufzuspringen, verteidigen ihre hart erkämpften Plätze. Nicht selten passierte es, dass einer bei voller Fahrt wieder hinausgestoßen wurde, wenn er gerade dabei war, sich hochzuziehen.

    Das eherne Gesetz hieß: „Wer zuerst kommt, … "

    Im Übrigen wusste man nie, wie wohl gesonnen einem die vermeintliche Reisebegleitung war.

    Es gab Fälle, in denen Tiere, die in die Schlachthöfe transportiert werden sollten, ihrem Schicksal schon eher begegneten. Schafe wurden aus dem Waggon geworfen, natürlich an einer Stelle, wo der „Hobo"selbst abspringen konnte, um das Tier zu schlachten. Was er selbst nicht benötigte, wurde an arme Leute verkauft.

    Deswegen hatte die Eisenbahngesellschaft als „Hobos getarnte Männer angeworben, um diese „Volksschädlinge zu bekämpfen. Andererseits gab es linke Brüder, die wenn man gerade ein Nickerchen machte, einem die letzten Zigaretten entwendeten und wenn vorhanden, auch die Peseten.

    Manolo da Silva hatte nichts, was sich zu stehlen lohnte. Seine Schulzeit verbrachte er bei den Ordensbrüdern von „La Salle", einer streng katholischen Gemeinschaft. Sein Vater hatte gehofft, dass diese ihn besser auf das Leben vorbereiten konnten als er, der vom spanischen Bürgerkrieg gezeichnet war, es je vermögen würde.

    Während der Zug seine Fahrt verlangsamte, sah er, wie zwei Burschen versuchten, auf seinen Waggon aufzuspringen. Manolo hielt dem einen seine Hand zur Unterstützung hin, der Zweite schaffte es nicht mehr. Man hörte nur noch seinen Zornesschrei.

    „Da war einer wohl nicht gut genug vorbereitet?, fragte Manolo den „Hobo, der keuchend in der Hocke verharrte.

    „Verdammte Scheiße!", fluchte er nach einer Weile der Erholung.

    „Er hat noch meine Zigaretten, die ich mir zusammengebettelt hatte!"

    Manolo wollte ihn beruhigen, aber er gab erst Ruhe, als die Müdigkeit ihn übermannt hatte. Da Silva musterte seinen neuen Begleiter argwöhnisch, als dieser sich in eine Ecke verkroch. Eine Handvoll Stroh als Polster, eine kleine Geste des Dankes in Richtung seines Mitfahrers, danach schlief er ein.

    Manolo zog unter seiner Jacke eine kleine

    zusammengefaltete Decke hervor, setzte seine Mütze auf, hing seinen Gedanken nach und schloss seinerseits die Augen. Am nächsten Morgen, als die Sonne durch die geöffnete Luke strahlte, befreiten sich die beiden Passagiere aus ihrem Schlaf.

    „Die Mistviecher stinken erbärmlich!", jammerte der eine in Manolos Richtung. Schüttelnd entledigte er sich von den Strohhalmen des letzten Stiertransportes, dass ihn kaum zu wärmen vermochte.

    Manolo meinte lapidar: „Ausgestunken hat es sich erst, bei der Stierhatz in Pamplona, oder bei einer Corrida in Andalusien! Schafe würden um einiges mehr müffeln!", fügte Manolo noch hinzu.

    „In der Nacht wärmen sie einen und am nächsten Morgen blöken sie dir den Dreck aus den Ohren!"

    Sein Begleiter bestätigte dies mit einem Kopfnicken, dabei kratzte er sich genüsslich dort, wo die Sonne nie hin scheint. Eine gute Stunde lang verbrachten sie schweigend. Manolo summte jene Melodie, die einer der Erzieher von „La Salle" immer vor der Bettruhe auf seiner Flöte gespielt hatte. Irgendwann unterbrach der Zigarettenlose, Manolos Summen.

    „Hey, sag was hast du vor, wo geht es hin?"

    „Nach Barcelona …", erwiderte Manolo.

    Manolo erzählte dem Fremden, von seinem Traum eine kleine Bar zu eröffnen, wenn er die nötigen Mittel dafür aufgetrieben hatte. Der andere schüttelte den Kopf und ließ Manolo mit seinem Traum allein.

    „Wohin reist du erster Klasse?", wollte Manolo mit süffisantem Ton von seinem Gegenüber wissen.

    „Zu meiner Schwester nach Tarragona, die hat mir in der Zementfabrik ihres Mannes einen Job in Aussicht gestellt, hoffe ich jedenfalls."

    Manolo war neugierig geworden und bohrte weiter. „Was ist mit deinem Kumpel, der es nicht geschafft hat?"

    „Oh, Navas meinst du … ja Alejandro war immer schon ein Verlierer, ständig Probleme mit der Polizei, Gewalt in der Familie, du verstehst? Nichts Großes, aber genug, um untertauchen zu müssen."

    Manolo nickte und hielt ihm eine Zigarette hin. Die ersten auftauchenden Häuser kündigten den baldigen Zielbahnhof an. Knapp vor dem Güterbahnhof verlangsamte der Zug seine Fahrt. Es war an der Zeit, den kostenlosen, unbequemen Untersatz zu verlassen.

    Die Wege der beiden trennten sich so schnell, wie sie sich gekreuzt hatten.

    Viele Jahre vergingen, Manolo da Silva konnte seinen Traum leider nicht erfüllen. Gelegenheitsarbeiten hielten ihn über Wasser. Einmal bekam er sogar eine

    Festanstellung als Metzgergehilfe in einem Einkaufszentrum. Abteilung: „Schwein, Schaf, Rind!"

    Seine Aufgabe war es, große Fleischteile in Portionen zu zerlegen und anschließend in Plastiktüten zu verschweißen. Irgendwann gab es zum wiederholten Male Streit mit seinem Vorgesetzten. Dieser kritisierte Manolos großzügige Abwaage des Fleisches.

    „Alles zum Wohl der Kunden, die Zeiten sind hart!", argumentierte Manolo, wissend das sein Job damit zur Verfügung stand.

    Eines Tages, als nichts Besonderes auf dem Programm stand, kam er in seiner bevorzugten Tapas Bar mit einem Engländer ins Gespräch. Dieser erzählte ihm, dass in Almeria im Frühjahr Leute für Bootsreparaturen gesucht würden.

    „Bootsreparaturen …", sinierte Manolo nachdenklich.

    Ein paar Wochen später machte er sich auf den Weg. Er löste seine Unterkunft bei einer älteren Frau auf. Diese war überrascht ob seiner Entscheidung, diese günstige Schlafstelle zu verlassen.

    „Manolo, du wirst mir fehlen", bedauerte sie.

    Natürlich war ihre Enttäuschung auch deshalb so groß, weil Manolo da Silva ihr viele Reparaturen und schwere Arbeiten im Haus abgenommen hatte.

    „Señora Galino, Sie finden sicher wieder jemanden.", tröstete er die alte Dame zum Abschied. Er ging zum Busbahnhof und fuhr in Richtung Süden seinem Schicksal entgegen.

    In Andalusien lief es für Manolo da Silva einige Jahre gut. Irgendwann verschlug es ihn nach Tarifa. Eine Bekanntschaft namens Marlena besuchte ihn von Zeit zu Zeit, wusch seine Wäsche und stand auch für speziellere Vergnügungen zur Verfügung. Manolo spürte, dass sie ihn mehr mochte als alle anderen Menschen in seinem bisherigen Leben. Mit Ausnahme von Bruder Egidius, einer der Ordensbrüder, aber das war schon illegal…

    Die Instandsetzung der Boote machte ihm Spaß, aber lieber mochte er, wenn einer der Fischer ausfiel und er mit einem Boot hinaus auf das Meer fahren konnte. Die Passatwinde waren zwar nicht ungefährlich, dafür brachten sie die Fische in Bewegung und in die Netze. Jeder erfolgreiche Fang wurde nach der Rückkehr ausgiebigst gefeiert. Mit der Zeit wurde die Auftragslage miserabler und Manolo musste sich erneut entscheiden. Er verfluchte den kommerziellen Fischfang der Großindustrie.

    Eine neue Gelegenheit bot sich ihm in Form eines Inserates einer lokalen Zeitung.

    Suche männliche Person, als Reisebegleitung ins Ausland. Einwandfreier Leumund und Flexibilität werden vorausgesetzt.

    Manolo da Silva trennte die Telefonnummer ab, steckte sie in seine Hosentasche, zog sie wieder raus, las nochmals die Nummer, während ein kleiner Windstoß den Rest der Annonce über den noch leeren Park hinweg wehte.

    … Dunkles, blauschimmerndes Licht empfing mich, als eine attraktive Frau die Tür Nr. 112 öffnete. Ich versuchte, meine Augen an den matten Lichtschein zu gewöhnen. Nachdem ich eingetreten war, bot mir die Frau einen Drink an. Als ich das Glas entgegennahm, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie war die gut gekleidete Frau, die mir im Postamt über den Weg gelaufen war.

    „Señor?"

    „Entschuldigen Sie Señora, ich heiße Romero!"

    „Jesus Romero", stellte ich mich vor.

    „Nicht verwandt mit dem großen Pepe Romero dem Flamencospieler!", fügte ich ungefragt hinzu.

    „Nun Señor Jesus Romero, dann erzählen Sie mir, was Sie in letzter Zeit so gemacht haben? Begeben wir uns gleich „In medias res, wie es so schön heißt."

    Ich verstand zwar nicht, was sie mit „In medias res" meinte, kam ihrer Bitte jedoch nach. Sie sah mich interessiert an, nippte an ihrem Glas, ohne wirklich zu trinken.

    „Kennen Sie Sticky Fingers Señora?"

    „Nie gehört, sollte ich?", erkundigte sie sich mit gelangweiltem Unterton.

    „Rolling Stones 1971. Das Album mit dem Reißverschluss."

    „Señor Romero … , kam es leicht genervt, „solche Details sind für mich und Ihren zukünftigen Arbeitgeber nicht relevant … Sie verstehen, was ich meine?

    „Kein Problem Señora, ich meinte damit, dass ich Plattenverkäufer war und das mit Erfolg!", erklärte ich selbstbewusst.

    Die abgebrochene Lehre und die Gelegenheitsjobs

    davor erwähnte ich nicht. Sie bohrte auch nicht mehr nach.

    „Señora, nun würde ich gerne wissen, was es mit der Annonce auf sich hat, was ist das für ein Job?"

    Elegant angelte sie nach einer Zigarette, die sie aus einer edlen Holzschatulle entnahm und meinte: „Geduld Señor Romero, Geduld zählt nicht zu ihren Stärken, oder?"

    Mit fragender Bewegung hielt sie mir die Zigarettenbox hin.

    „Rauchen Sie?"

    „Danke, habe ich vor langer Zeit aufgegeben. Ich konnte mein morgendliches Hustenritual nicht mehr ertragen, Sie sollten sich auch davon befreien", empfahl ich mit Genugtuung.

    „Sollte ich …", kam es lapidar retour.

    Sie schenkte sich ein neues Kristallglas mit Wein ein, stellte das andere, das offenbar nicht ihren Geschmack getroffen hatte auf den Tisch zurück.

    In diesem kurzen ruhigen Augenblick, der

    möglicherweise absichtlich herbeigeführt worden war, suchten meine Augen den Raum nach Anhaltspunkten ab. Düsteres Ambiente dachte ich gerade, als ein Geräusch aus einer Ecke hinter mir mich herumfahren ließ. Meine Augen suchten panisch den Grund dafür. Quietschen durchbrach die Stille, es hörte sich an, als ob jemand mit gummibesohlten Schuhen auf einem Parkettboden gehen, nein eher schlurfen würde.

    Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit, es war ein gut beleibter Mann im Rollstuhl, der sich zu mir herschob.

    Mein erster Gedanke war: Sieht aus wie der Schriftsteller „Orson Welles".

    „Entschuldigen Sie mein Benehmen Señor Romero!", begrüßte er mich mit kräftiger, dunkler Stimme.

    „Sie heißen doch Romero?"

    Ich nickte. Er erklärte mir, dass er aufgrund einer

    Augenkrankheit helles Licht nicht ertragen konnte, und deshalb Stimmen für ihn oftmals aufschlussreicher seien als so mancher Lebenslauf.

    Ich fragte ihn, ob eine Brille nicht hilfreich wäre.

    „Es gibt einen Grund, warum nicht …, Eitelkeit, pure Eitelkeit! Kennen Sie Aristoteles Onassis?"

    „Ja klar!"

    „Solch starke und viel zu große Brillen müssten es sein, aber wie gesagt die Eitelkeit! Ja und auch dieses Gefährt habe ich mir nicht gewünscht!"

    „Wie kam es?", wollte ich wissen und deutete auf den Rollstuhl.

    „Unfall!", war die knappe Antwort.

    Die hübsche Frau, deren Namen ich nach wie vor nicht wusste, rauchte schweigend ihre Zigarette. Trotz des Qualms übernahm ihr Parfüm die Kontrolle im Zimmer.

    „Señor Romero, ich muss Sie bitten, sich bis morgen Abend zu gedulden. Ich erwarte noch eine Person und dann werde ich mich weiter erklären. Gehen Sie hinunter in die Bodega und genießen Sie den Abend, die Bedienung weiß Bescheid! Falls Sie es sich anders überlegen sollten, wäre das auch kein Problem, aber ich denke wir kommen ins Geschäft."

    „Schön Señor, ich habe momentan nichts Besseres vor, ich werde auch noch bis morgen warten können!", gab ich zur Antwort.

    „Buenas noches, Señor Romero!", verabschiedete er mich und rollte in seine Ecke zurück.

    Die Señora begnügte sich mit einem schlichten „Adiós" und hob verabschiedend ihr Glas.

    Plötzlich hielt sie inne.

    „Haben Sie eigentlich ein Zimmer für diese Nacht? Ansonsten kann ich Ihnen hier eines zurechtmachen lassen."

    „Danke Señora, ich nehme Ihr Angebot sehr gerne an."

    … Langsam rollte ein Bus der Iberostarlinie in das Fischerdorf Santa Rosita ein. Unten am Pier sollte für die Reisenden Endstation sein.

    Der Bus parkte und alle Ankommenden stiegen aus.

    Auf seinem vorgeschriebenen Kontrollgang blieb der Fahrer plötzlich stehen und fluchte. Mit einem kräftigen Fußtritt weckte er einen Schlafenden in der letzten Reihe.

    Endstation, raus hier, ich will endlich Feierabend machen!

    Manolo da Silva glotzte ihn verdutzt an, rieb sich die Augen, nahm seinen Seesack und ging wortlos an dem Chauffeur vorbei. Im Freien warf er seinen Sack über die Schulter, und sog gierig die frische Meeresluft ein. Ein Griff in seine Hosentasche entlockte ihm ein zufriedenes Nicken. Er zog den Rest der Annonce, heraus, steckte sie wieder ein und schritt mit flotten Schritten hinauf ins Dorf. Eine streunende Katze folgte ihm in sicherem Abstand. Mit Sicherheit lag es an seinem Geruch im Allgemeinen und möglicherweise an den in seinen Zahnzwischenräumen verweilenden Thunfischresten seines vorhin genossenen Sandwiches. Die Katze verschwand bald in ein altes Haus und Manolo da Silva in einer Fischermission.

    „Was treibt Sie in unsere verlassene Gegend?", wollte der Mann hinter dem Tresen neugierig wissen.

    „Eigentlich bin ich auf der Suche nach Arbeit", kam es als Frage und Antwort.

    „Na ja, bei Fremden sind die Leute hier sehr zurückhaltend. Was können Sie denn, mein Freund?"

    „Alles wofür man geschickte Hände braucht."

    „Hört sich gut an Señor, dem Akzent nach zu urteilen sind Sie, …?"

    Madrilene, kam Manolo seinem Gegenüber zuvor.

    „Ich bin zwar stolz darauf, aber diese Stadt ist trotzdem nichts für mich!"

    Im Radio spielten sie Traditionelles, der Papagei im Käfig über

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