Leben Liebe Tod
Von Cat Nicolaou
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Über dieses E-Book
Die Liebe schmerzt wie ein Stachel, wenn rote Lippen an einem Regentag auf der Insel der Seligen ein letztes Mal küssen.
Leben Liebe Tod ist eine Sammlung sonderbarer Kurzgeschichten, die sich – mal gruselig, mal lustig – mit den düsteren Aspekten der Liebe befassen.
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Buchvorschau
Leben Liebe Tod - Cat Nicolaou
Leben Liebe Tod (Eine Kurzgeschichtensammlung)
Im Original veröffentlicht in 2016
Erstausgabe
Die Autorin hat gemäß des Urheberrechts-, Designs- und Patentgesetzes von 1988 den Anspruch geltend gemacht, als Urheberin dieses Buches genannt zu werden.
Alle Rechte vorbehalten. Ohne vorherige Zustimmung der Autorin darf dieses Buch weder verliehen, weiterverkauft, vermietet, noch auf sonstige Weise in Umlauf gebracht werden, weder in elektronischer noch sonstiger Form, die nicht der Form entspricht, in der es ursprünglich publiziert wurde. Kopie oder Weitergabe, auch in Auszügen, ist streng verboten ohne die schriftliche Zustimmung der Urheberrechtsinhaberin.
Besonderer Dank an:
Jesamine James, für ihre Zeichnungen und ihre Unterstützung.
J. Cassidy und W. D. Frank, für all ihre Hilfe bei den einzelnen Geschichten.
LektorInnen Catherine Lenderi http://catsedits.weebly.com/
und Robert Wingfield http://www.incaproject.co.uk/
Inhaltsverzeichnis
Insel der Seligen...........................................................................1
Von Angst und allem anderen..................................................13
An einem Regentag....................................................................18
Damals sprachen wir noch........................................................23
Das Baumhaus............................................................................28
Sie dachte nur, ich wäre tot......................................................43
Lehmsoldaten..............................................................................47
Stöckelschuhe, Seidenstrümpfe und Mord............................56
Der letzte Kuss............................................................................60
Der Nachtrufer............................................................................65
Eine mitternächtliche Verabredung........................................69
Liebe wie ein Stachel.................................................................74
Hotel California, ein Tribut......................................................77
Der letzte Atemzug des Winters...............................................80
Eine unerwartete Begegnung...................................................83
Rote Lippen.................................................................................96
Der Kistenteufel..........................................................................99
Revolution wird kommen........................................................105
Endlich frei................................................................................112
Insel der Seligen
Meinen Kaffee in der Hand trete ich hinaus auf die Terrasse. Ich atme die frische Luft tief ein; Jasmin, Rosen, Freesien, und dann, im zweiten Atemzug, ist da noch etwas, etwas Anspruchsvolleres... ein Duft, den man nur hier spüren kann, eine Mischung aus Erde und Meer... salzig und verführerisch, dann aber doch wieder bodenständig und sicher.
Ich schließe die Augen und nehme einen Schluck. Ich lächle. Das ist mein morgendliches Vergnügen; mein Ritual seit jenem Tag. Ein kleiner Schmetterling lenkt meine Gedanken ab. Ich verfolge seine Reise. Er setzt sich auf eine gelbe Freesie. Ich kann nicht sagen, was mich mehr beeindruckt, die strahlende Blüte oder das komplizierte Muster auf den Flügeln des Schmetterlings. Ich will ihn nicht erschrecken, aber ich wünschte mir, ich könnte ihn berühren. Er erinnert mich daran, wie schön das Leben sein kann... wie sich die Dinge nur zum Besseren hin verändern können. Er gibt mir Hoffnung. Ich lächle ihm zu.
Er beschließt fortzufliegen, und ich gestatte meinem Blick, ihn erneut zu verfolgen. Die Blumen, das hohe Gras, die Blätter an den Bäumen, alles biegt sich in einem Rhythmus, den ich nicht hören kann. Alles gehorcht dem sanften Wind, wiegt sich in einem Tanz, der mit nichts zu vergleichen ist, was der Mensch erschaffen kann. Die Sonne stimmt mit ein, scheint hell von oben herab wie ein Scheinwerfer auf einer Bühne, und da sind sie schon, die Musiker, im Wettstreit, wer von ihnen der lauteste ist. Ach, diese wunderschönen kleinen Vögel, wie sie fröhlich zwitschern unter dem herrlich blauen, wolkenlosen Himmel.
Ich nehme einen weiteren Schluck und lausche ihrem Lied. Ich genieße es. Es beruhigt mich.
Und doch, als ob mich jemand gerufen hätte, wende ich meinen Blick ihr zu. Dort, in der Ferne, kann ich sie in der Sonne glitzern sehen. Meine Verlockung! Ich kann ihren sirenengleichen Ruf hören. Der Klang ist unwiderstehlich. Sie braucht mich. Ich brauche sie. Ich bin ihr so lange aus dem Weg gegangen. Du liebst sie auch, das ist der Grund.
Ich weiß noch immer nicht, ob ich zu ihr gehen soll. Sie wird mich an so viele Dinge erinnern, die ich zu vergessen suche. Ich lasse meine Augen auf ihr ruhen. Ihr Ruf wird lauter, hartnäckig. Ich will meine Augen abwenden, aber ich kann es nicht. Ich kann hören, wie sie meinen Namen singt. Sie zieht mich an. Ihr Ruf wird ohrenbetäubend. Ich kann sie nicht länger ignorieren. Sie hat gewonnen.
* * * *
Ich sehe in den Spiegel. Ich bin mir nicht sicher, dass mir gefällt, was ich da sehe. Ich putze mir die Zähne fertig und wage einen neuerlichen Blick. Eine Frau starrt mir entgegen. Ich berühre mein Gesicht, um sicherzugehen, dass ich es bin. Wann bin ich eine Frau geworden? Ich habe mich immer als Mädchen gesehen.
Ihre Augen sind vertraut, graublau, genau wie meine. Sie wirkt jedoch erschöpft... voller Sorge.
Ich berühre die Ränder jener Augen. „Damals um die 20, sage ich, während ich die Haut straff nach oben ziehe. „Jetzt um die 30
, murmle ich und lasse wieder los. Ich seufze. Ich bin kein Mädchen mehr, und ich wünschte, ich könnte sagen, dass das schon so in Ordnung ist, denn immerhin bin ich jetzt klüger. Bin ich das? Ich weiß es nicht. Es gibt nichts mehr, dessen ich mir sicher bin.
Ich kneife mich in die Wangen, das verleiht ihnen ein wenig Farbe. Ein Hauch von Rosa, ein netter Gegensatz zu meinem ziemlich blassen Teint. Ich beschließe, dass ich heute hübsch sein möchte... für mich... für dich.
Irgendetwas sagt mir, dass ich dich heute wiedersehen werde. Ich grinse über das ganze Gesicht. Ich lege Make-up auf, eine dünne schwarze Linie um meine Augen, um das Blau zu betonen, heller, rostbrauner Lidschatten, der zu meinem Haar passt, und dazu ein bisschen von dem rosafarbenen Lippenstift, den du so gerne an mir siehst und von meinen Lippen küsst. Ich löse die Knoten aus meinem Haar und werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Du wirst es auch sein. Das weiß ich.
Ich gehe zurück in mein Schlafzimmer und durchwühle meine Klamotten. Ich finde das reizende, blaue Sommerkleid, das ich an jenem Tag trug, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Ich erinnere mich, wie du damals den Blick nicht von mir abwenden konntest. Der Gedanke macht mich glücklich. Ich will diesen Ausdruck auf deinem Gesicht wiedersehen. Mein Herz klopft schneller. Ich kann es nicht erwarten. Ich kann es nicht erwarten, dich wiederzusehen.
Ich beziehe mein Bett neu. Du schläfst gerne in frischen, sauberen Laken, die nach Blumen riechen. Ich träume davon, wie du mich im Arm hältst, deine Hand über meinem Herzen und deine Lippen auf meinem Rücken. Ich sehe mich im Zimmer um, alles sieht aufgeräumt aus. Ich gehe in die Küche. Schmutziges Geschirr erwartet mich dort. Ich spüle es ab und wende mich dann dem Kühlschrank zu.
Was soll ich für dich kochen? Du magst meine Kochkünste ohnehin, aber vielleicht sollte ich dein Lieblingsessen zubereiten? Ja! Spaghetti und Hühnchen in scharfer Sauce.
Ich nehme das Hühnchen aus dem Gefrierfach und fange an die Paprika zu schneiden, während ich darauf warte, dass das Fleisch auftaut. Es braucht noch Zeit, also nehme ich meine Gartenschere und gehe hinaus. Ich klettere die Marmorstufen hinab und bleibe vor den Rosenbeeten stehen. Ich schneide ein paar von den roten Rosen ab, deinen Lieblingsrosen, und füge noch ein paar von den weißen hinzu. Ich führe den Strauß dichter an meine Nase heran und schnuppere daran. Perfekt! Ich habe ihren Duft immer geliebt. So süß!
Als ich wieder hineingehe, wird mir mein Zuhause bewusst. Das typische Haus eines Inselbewohners: weißgetünchte Mauern und blaue Fensterläden. Die Farbe blättert ein wenig ab. Vielleicht bringst du das wieder in Ordnung, wie du es versprochen hast. Ich zucke die Achseln. Es macht nicht wirklich etwas aus. Auch in diesem Zustand hat mein Haus Charakter, und jeder Winkel davon ist mit Liebe erfüllt. Unserer Liebe!
Ich fange mit dem Kochen an. Während ich mich durch das Zimmer bewege, summe ich dein Lieblingslied. Ich lasse das Hühnchen auf kleiner Flamme köcheln. In der Zwischenzeit staube ich die Möbel im