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Ich spüre euch!
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eBook236 Seiten3 Stunden

Ich spüre euch!

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Über dieses E-Book

Seit meiner Kindheit bin ich nicht wie andere. Ich spüre sie. Sie alle sind unter uns. Meine Familie und Freunde wollten mir nie glauben und irgendwann habe ich aufgehört, es ihnen beweisen zu versuchen.

Einige Jahre lang wurden mir die Wesen zu Feinden - ich habe nur auf Leben und Tod gelebt. Aber gerade möchte ich einfach ein gewöhnlicher Mensch sein und weiter in dem Restaurant arbeiten, in dem ich gerade angestellt bin.

Ein Traum, ein Wunsch, ein selbst ausgedachtes Märchen.

Ich werde es nie können. Und das weiß auch der Vampir, der mir seit ein paar Jahren schon nachspioniert. So ein Mist auch! Stirbt er durch einen Schlag ins Gesicht?

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum3. Nov. 2020
ISBN9783748763376
Ich spüre euch!

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    Buchvorschau

    Ich spüre euch! - Jana Lel

    Einleitung

    Es liegt allein an einem selbst, ob man glücklich ist.

    Warum aber muss man es erst lernen,

    sich von der Außenwelt nicht beeinflussen zu lassen?

    Prolog

    Prolog. Verlorene Erinnerung

    Ich wache durchgeschwitzt auf, mein Atem geht flach und schnell und die Tränen wollen nicht aufhören. Ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr!

    Ich steige voller Wut aus dem Bett, ziehe mir Jeans und Pullover über, mache einen unordentlichen Zopf und eile aus der Wohnung hinaus. Mein Weg mit der Subway ist verdammt lang, doch ich halte an meiner Wut, denn sie ist besser als alle anderen Gefühle, die vorzudringen versuchen. Und dann bin ich endlich draußen, in zehn Minuten stehe ich vor dem riesigen, gläsernen Hochhaus.

    Den Mann am Empfang kenne ich nicht, doch offenbar kennt er mich, denn er ruft mir meinen Namen hinterher, als ich einfach über die Einlassschranke springe und die Nottreppe hoch sprinte. In der Vorhalle im letzten Stockwerk stoße ich Cindy zurück, die hinter ihrer Theke hervorkommt, um mich abzuhalten, und das tut mehr als nur gut. „Was sind das für Träume?!", fahre ich Jocelyne an, als ich in ihr Büro hereinrase.

    Sie schaut kalt zu mir auf. „Worüber sprichst du? Du kannst nicht einfach wie eine Furie in mein Büro hereinstürmen!"

    „Du weißt es! Meine Hände sausen mit einem Knall auf ihren Tisch herunter. „Ich sehe dir an, dass du es weißt. Wann ist das passiert?!

    „Das willst du nicht wissen, Shivens.", entgegnet sie entschlossen.

    „Wenn ich danach frage, dann will ich es auch wissen!"

    Sie schießt hoch und ihr teurer Edelholzstuhl fällt nach hinten um. „Hör zu! Du bist heulend zu mir gekommen und hast mich angefleht, die Erinnerungen abzusperren. Du könnest nicht mehr, hast du mir gesagt. Du könnest an nichts anderes denken. Du hättest es immer im Kopf. Du sähest es in deinen Träumen. Es verfolge dich tagsüber in Bildern. Du sähest es jede Minute. Das hast du mir gesagt! Du selbst! Das war so ein Aufwand für Tiryon, du kannst jetzt nicht wie ein Hurrikan ankommen und alles wieder zurückhaben wollen!"

    „Es ist aber zurück! Ich will es nicht wiederhaben, aber es ist zurück! Ich sehe es. Nacht für Nacht. Schon wieder... Kurz senke ich den Blick, bevor ich erneut fest in ihre Augen starre. „Wer ist das?!

    „Shivens -!", fängt sie an.

    „Nein, wer ist es?!", unterbreche ich sie verzweifelt. „Wer ist es, der da draußen herumläuft?! Wer ist es?"

    „Verdammt nochmal, Alyssa, halt den Mund!"

    „Wer ist es? Ich falle auf die Knie und breche heulend zusammen. „Wer ist es? Bitte sag es mir...

    Sie fährt sich über die Haare und stöhnt auf. Mit geschlossenen Augen und dem Blick zur Decke murmelt sie: „Oh Thor, lass mich das Ganze überleben... Dann kommt sie auf mich zu und geht neben mir in die Hocke, legt den Arm beinahe schon schwesterlich um mich. „Es sind ganze Monate, die dir durch mich verloren gegangen waren., meint sie ruhig. „Aber jetzt hast du sie ja wieder. Du musst ihn loslassen, Alyssa. Dann bleibt er auch nur eine Erinnerung, mehr aber nicht. Du kannst ihn niemals für immer haben. Jetzt nicht mehr und früher genauso wenig."

    „Wer ist es, der da draußen herumläuft? Ich habe ihn doch umgebracht. Ich habe ihn umgebracht, warum ist er noch da? Ich dachte, ich hätte ihn..."

    „Du hast ihn umgebracht. Er hat eine ganze Stunde nicht mehr gelebt. Aber sein Meister ist stark und wollte in deiner Wunde bohren. Du hast alles richtig gemacht, Alyssa, das hast du wirklich. Doch du musst mit der Wahrheit leben. Du kannst sie nicht so einfach verdrehen und absperren lassen."

    „Sie wollen mich immer noch kriegen, sie alle...?", flüstere ich zitternd. Ich weiß, was Jocelyne antworten wird. Und das bereitet mir Angst.

    „Ich brauche dir nicht zu antworten. Eine Weile bleibt sie still. „Schwere Zeiten stehen vor unser aller Türschwelle. Niemand kann sie umgehen... Wir haben unser Bestes getan. Jetzt müssen wir nur noch das Niveau halten, Shivens. Ich kenne dich und du bist stark.

    „Du kennst mich nicht."

    Sie lässt mich los und schaut mir fest in die Augen, ein verstecktes Lächeln voller Entschlossenheit bildet sich um ihre Mundwinkel. „Dann bist du noch viel stärker."

    1. Jaques d'Argent

    1. Jaques d'Argent

    Als kleines Mädchen mit klischeehaften zwei blonden Zöpfen und blauen, verspielten Augen hatte ich immer riesige Angst vor dem Übernatürlichen – allein die Erwähnung von Geistern, Vampiren oder Hexen konnte mich zum Heulen bringen. Nach zwanzig Jahren mittlerweile nicht mehr. Nach zwanzig Jahren sollten sie sich mal Sorgen machen. Woran mein Selbstbewusstsein liegt? Tja. Und das Beste ist, die meisten Nicht-rein-menschlichen schlagen tatsächlich einen Bogen um mich. Sie spüren mich und ich...

    Aus der Außenwelt werden hohe Glocken hörbar. Ich blicke von dem Weinglas hoch, das ich gerade mit einem kleinen weißen Tuch poliert habe, und sehe wie erwartet die Eingangstür sich schließen. Aufgrund der frühen Tageszeit befinden sich nur wenige Gäste in dem ruhigen Restaurant. Der Neuankömmling bewegt sich aber auf einen bestimmten Tisch zu und ragt dabei auch noch eindeutig aus der Menge heraus. Wenn seine Kleidung ihn nicht verraten hätte – er trägt einen großen, schwarzen Männerhut, einen schwarzen, etwas dickeren Mantel und einen schwarzen, wohl maßgeschneiderten Anzug –, dann wäre es das Kribbeln, das sich jetzt über meine Haut ausbreitet. Meine Güte, und ich hatte noch gehofft, dass es heute ruhig bleibt! Jede Woche das Gleiche...

    Stumm stelle ich das glänzende Weinglas hinter die Theke, nehme eine Menükarte und laufe auf ihn zu. Der Mann würdigt mich keines Blickes und gibt stattdessen vor, beschäftigt mit seiner Kleidung zu sein. Ich lege die Speisekarte – ein dünnes, längliches Büchlein – vor ihm auf dem Tisch ab und beuge mich dadurch nah an sein Ohr vor. „Ist es Ihnen im Sommer nicht ein wenig zu warm in dieser Aufmachung?", frage ich leise mit höflicher Freundlichkeit.

    Der Mann nimmt die Karte langsam in seine Hände und öffnet sie. Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. „Nein, Schätzchen, ich fühle mich ausgezeichnet gut. Aber vielen Dank für Ihre Sorge um mein Wohlergehen."

    Ich beiße die Zähne zusammen und zwinge meine Lippen zum Lächeln. „Ich dachte, die Sache mit dem Spritznamen hätten wir bereits hinter uns.", erwidere ich noch immer so leise, dass die anderen Gäste durch unsere Unterhaltung nicht gestört werden sollten. Es muss aussehen, als würde ich seine Fragen zu der Bestellung beantworten.

    Der Mann schnaubt und ich deute es als sein selbstgefälliges Lachen. „Das habe ich, ehrlich gesagt, auch angenommen.", pflichtet er mich bei, doch es ist noch lange keine Zustimmung. Dafür kenne ich ihn zu gut. Dieser junge Herr vor mir ist mein alter Bekannter. Und zudem ein Vampir... Jaques d'Argent. Ja, welch eine Ironie, wenn man bedenkt, dass argent vom Französischen als Silber übersetzt wird.

    An dieser Stelle ist noch wichtig zu erwähnen, dass er zwanghaft zu meinem Bekannten wurde. Seit er einmal in das Restaurant gekommen ist, sehe ich ihn immer wieder irgendwo in meiner Nähe. Wobei spüren da eher passt. Zu den Nicht-rein-menschlichen entwickele ich nämlich ein ganz bestimmtes Gefühl, je öfter ich ein und denselben treffe. Und dieser Vampir hat sich in den zwei Jahren bereits zu gut in meinen Sinnen eingeprägt. Soll er doch bitte endlich verrecken.

    „Aber ich glaube, wir sehen die Lösung Ihres kleinen Problems aus unterschiedlichen Blickwinkeln.", fügt Jaques hinzu und hebt den Blick von der kleinen Schrift, sodass sich unsere Augen begegnen. Seine Pupillen sind so dunkel, dass ich sie nicht von der Iris unterscheiden kann. Ob sie tatsächlich schwarz sind oder von einer anderen sehr dunklen Farbe, hätte ich nur sagen können, wenn ich mich Nase an Nase zu ihm vorgebeugt hätte. Doch darauf kann ich ruhig verzichten.

    Ich verdrehe die Augen. „Da liegen Sie verdammt richtig, Sherlock." Wie ich schon längst bemerkt habe, scheint ihn mein Ärger zu amüsieren. Genauso wie jetzt. Aber ich kann es wirklich nicht verbergen, so sehr ich es auch gewollt hätte.

    Einige Kunden sehen sich suchend nach mir um, weshalb ich schnell fachmännisch werde. „Haben Sie sich schon entschieden?" Diese Frage ist so überflüssig wie eh und je, weil Jaques einmal die Woche hierherkommt und immer nur dasselbe bestellt: ein blutiges Steak mit einem Glas roten, süßen und teuren Wein.

    „Ja, sicher.", antwortet er mit einem überheblichen Tonfall als würden wir uns gar nicht kennen. Und dann bestellt er genau das, was ich mir schon auf ein kleines Zettelchen gekritzelt habe, um es in der Küche abzugeben.

    „Ihr Wein kommt sofort.", beende ich unsere Unterhaltung und eile davon.

    In der Küche ist es wie immer laut, heiß und aufgeregt. „Bestellung Tisch 1.", rufe ich. Ich wedele mir mit einer Hand warme Luft zu und spüre, wie ein Schweißtropfen seitlich von meiner Stirn läuft.

    Ein junger Koch in weißer, befleckter Arbeitskleidung kommt auf mich zu und lächelt aufmunternd. „Na, wieder dein Spezialgast?"

    Ich zucke hilflos mit den Schultern. „Es ist Mittwoch um eins, was erwartest du noch, Max?"

    Der Koch lächelt schief und nimmt mir den Zettel ab. „Komm, anderthalb Stunden die Woche überlebst du es."

    Max ist so etwas wie mein Arbeitsfreund. Ich habe ihn hier in der Küche immer kurz gesehen und als unser Restaurant vor mehr als einem Jahr seine fünfzehn Jahre gefeiert hat, saßen wir am Tisch nebeneinander und haben uns besser kennengelernt. Seitdem schreiben wir miteinander und mindestens einmal die Woche gehen wir zusammen aus. Max ist so...

    Ich lächle zurück. „Das sagst du jeden Mittwoch. Komm, ab an die Arbeit."

    Er schüttelt grinsend den Kopf. „Hey, hey, hey! Dass dich der Chef vorne an die Bestellungsannahme gestellt hat, heißt noch lange nicht, dass du mich hier rumkommandieren kannst."

    „Natürlich nicht.", lache ich und verlasse die Küche.

    Dann gehe ich zurück an die Theke und gebe dem Barmen Eric die Weinbestellung weiter. Ich bin keine Kellnerin, ich muss zum Glück nichts zu den Tischen bringen. Ich nehme nur die Bestellung auf und verteile sie an alle anderen. Manchmal, wenn hier kaum was läuft, stelle ich mich zu Eric und poliere die schon glänzenden Gläser – wie auch heute, bevor Jaques aufgetaucht ist. Mit ihm werde ich noch verrückt! Ich weiß wirklich nicht, was er von mir will. Ich verstehe nicht, warum er mich verfolgt, und mir fällt auch nach zwei Jahren kein triftiger Grund dafür ein. Ich habe auch bereits versucht, den Vampir danach zu fragen, doch er hat mir nur ein wages Wirst du früher oder später selbst verstehen als Antwort gegeben. Am liebsten hätte ich ihn angebrüllt.

    Jaques lässt sich noch zweimal melden: einmal, um seinen Wein nachzufüllen, und ein zweites Mal, um ein Dessert zu bestellen. Auch das ist mir nicht neu, das tut er nämlich jeden Mittwoch. Ob er nicht langsam genug von demselben Essen hat? Macht es für Vampire geschmacklich überhaupt einen Unterschied, was sie zu sich nehmen? Ich frage mich immer wieder, wie weit denn mein Wissen über Übernatürliches wirklich geht. Schließlich hatte ich früher auch gedacht, dass Vampire kein normales Essen zu sich nehmen würden, und doch tauchen sie mal heute, mal morgen im Restaurant auf. Die Werwölfe bevorzugen, meines neusten Wissens, ein Rudel, gehören jedoch nicht immer einem an. Geister können, wenn sie wollen, bei einem richtigen Lichteinfall eine beinahe menschliche Form annehmen. Hellseher sind nicht alle verrückt. Und nicht jede Hexe ist böse oder benutzt ihre Kräfte. Mir fallen noch zig andere Beispiele ein, wo sich mein klischeehaftes Wissen geirrt hat, doch die möchte ich hier nicht ausführen, um nicht völlig dumm zu erscheinen.

    2. Der Brief 1

    2. Der Brief 1

    Meine Wochen vergehen ganz einfach: Montag bis Freitag, von neun bis fünfzehn Uhr arbeite ich im Restaurant, dann gehe ich am Nachmittag einkaufen, jogge mehrere Runden im Park und versuche, mich abends mit einer Tasse Tee zu Hause vor dem Übernatürlichen zu verstecken. Der Samstag ist mein Shopping- und Freundetrefftag und ich habe mich bereits mit meinen besten Freundinnen verabredet, bei mir etwas Wein zu trinken, Sushi zu bestellen und kitschige Liebesfilme zu schauen. Manchmal muss man einfach abschalten können und den ganzen Quatsch vergessen, der sich um einen dreht.

    Bettany beendet zurzeit ihr Medizinstudium und versucht nebenbei, in ihrem Job als Aushilfe im örtlichen Krankenhaut Ansehen zu erlangen. Ihre Mitarbeiter benehmen sich ziemlich grässlich ihr gegenüber, doch sie wird sich nicht unterkriegen, da bin ich mir völlig sicher. Ihre Kindesjahre als Gymnastiktänzerin haben sie Standhaftigkeit gelehrt und jetzt geht es nur voran, die Ziele zu erreichen. Ich kenne sie seit der High-School und mit jedem Jahr ist sie nur stärker geworden.

    Caroline hat dagegen ein Studium zum Architekten abgeschlossen, arbeitet gerade für eine große Firma, die vollkommen irrsinnige Gebäude in ganz USA errichtet, und verkauft eigene Gemälde auf Etsy. Ich beneide sie um ihre Fähigkeit, so wundervoll mit Farben und Stiften umzugehen, denn ich selbst kann nur digital zeichnen – und sogar da finde ich mich nicht besonders toll. Carol aber ist die talentierteste Zeichnerin aus meiner Uni, die ich je kennenlernen durfte.

    Die beiden sind mir ans Herz und Seele gewachsen, doch ich bringe es bis heute nicht über mich, ihnen von meiner Fähigkeit und von der Hinterwelt zu erzählen. In mir wohnt die Angst, dass dann etwas geschieht... wofür ich mich mein ganzes Leben verfluchen würde. Und ich weiß nicht, woher diese Furcht kommen mag.

    „Und wisst ihr, da traut er sich noch, mir zu schreiben! Wir haben uns seit der High-School nicht mehr gesehen – ich verstehe nicht, was er von mir erwartet. Dass ich ihm in die Arme laufe und schreie, wie sehr ich ihn und unsere Beziehung doch all die Jahre vermisst habe?! Meint ihr, es ist berechtigt, ihn zu blockieren?" Bett kommt wie immer sehr schnell auf ihr Liebesleben zurück, anstatt sich den Kopf über die Arbeitsprobleme zu zerbrechen. Das ist mein Mädchen, so ist das richtig.

    Carol nickt schnell. „Ja, mach das sofort. Ich sag dir, ich hatte bis jetzt zwar nur eine Beziehung, doch seitdem Jon wusste, dass mir ein Kommilitone sympathisierte, hat er sich wie ein verdammter Stalker benommen bis ich ihn zum Teufel geschickt habe, weil er angefangen hat, mich wieder anzurufen."

    „Oh ja, stimme ich zu. „Den Männern musst du alles eindeutig und voller Bestimmtheit sagen – Andeutungen gibt es in ihrer Welt wohl nicht.

    So läuft das immer bei uns. Nach einiger Zeit fangen wir an, über die Zukunft nachzudenken, über Veränderungen, die wir auf jeden Fall noch durchmachen wollen,

    und ein Leben, das uns nur in Träumen wahr erscheinen kann. Manchmal braucht man so etwas. In solchen Momenten vergesse ich immer, wer und wo ich bin, dass um mich herum so viele Nicht-rein-menschliche sind und dass diese Art von Leben für mich leider immer unter Normalität fallen wird. In solchen Momenten wünsche ich mir jedes Mal, ich könnte meine Fähigkeit wie Kleidung ablegen.

    „Wie geht’s eigentlich deinem Vater?", frage ich und schaue Carol an.

    Sie nimmt einen großen Schluck Wein aus ihrem Glas und seufzt betrübt. „Er kämpft. Aber der Krebs kämpft halt gegen ihn. Wir hoffen alle, dass die Chemo was bringen wird. Er sieht so schwach aus, dass ich nicht zu ihm schauen kann, wenn meine Mom und ich ihn besuchen kommen. Aber er lächelt immer und streichelt meine Hand. Ich habe mich schon daran gewöhnt, Mädels. Irgendwann wird er wieder nach Hause kommen."

    Ich greife nach ihrer Hand und drücke sie leicht. Bett legt ihr den Arm um die Schultern und gibt ihr einen Kuss auf die Wange.

    „Er wird es schaffen.", versichere ich ihr. So denke ich das auch.

    „Die Medizin ist heutzutage hochentwickelt und vor allem wir hier in New York haben eine große Möglichkeit, gesund zu werden und es auch zu bleiben. Ich spreche aus Erfahrung, das weißt du.", fügt Bett aufrecht hinzu.

    Wir quatschen so lange, bis uns die Lider zufallen und wir schließlich zwischen Schokolade, Gummibärchen und Chips auf meinem Bett einschlafen. Samstag – mein allerliebster Tag. Ein Tag, wo ich einfach nur ein gewöhnlicher Mensch sein kann.

    Am nächsten Tag frühstücken Bett, Carol und ich

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