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Flammend heiß verführt
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eBook270 Seiten3 Stunden

Flammend heiß verführt

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Über dieses E-Book

Ausgerechnet Lucas! Eva ist mehr als genervt, als sie feststellt, dass sie für ihre nächste Marketingkampagne mit Lucas Waring zusammenarbeiten muss. Als Teenager war sie dem Pflegesohn ihrer Eltern so nah … Für Lucas empfand Eva das allererste Mal heiße Leidenschaft - und sie gestand ihm damals sogar ihre Liebe. Doch seit er ihren Bruder in die Insolvenz getrieben hat, ist Lucas für sie gestorben! Wie soll sie es jetzt bloß mit ihm aushalten!? Zumal noch immer jede seiner scheinbar zufälligen Berührungen wie Feuer auf Evas Haut brennt …

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum11. Dez. 2020
ISBN9783745752458
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    Buchvorschau

    Flammend heiß verführt - Rachael Stewart

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2020 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2019 by Rachael Stewart

    Originaltitel: „Naughty or Nice"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V. / SARL

    Übersetzung: Rainer Nolden

    Coverabbildung: Harlequin Books S.A.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783745752458

    www.harpercollins.de

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    PROLOG

    Nervös knete ich meine Finger und bohre einen Absatz meiner Stilettos in den Plüschteppich im Arbeitszimmer meines Vaters.

    Ich weiß, dass Lucas mir hierhin folgen wird. Ich habe es in seinen Augen gelesen. Der gleiche Blick, den ich in den vergangenen Monaten immer wieder bei ihm entdeckt habe … der gleiche Blick, den auch ich aufsetzen kann: Lust, Begierde – Liebe.

    Ich liebe ihn schon seit Jahren – lange bevor Mum und Dad seine Beschützer geworden sind … lange bevor ich wirklich den Grund kannte, warum mein Herz aus der Brust springen wollte, warum ich am ganzen Körper bebte, warum ich kein Wort herausbringen konnte.

    Ich bin achtzehn, wir feiern meine Geburtstagsparty, und ich kann es ihm genauso gut heute sagen – zumindest rede ich mir das ein. Denn ich kann es nicht länger für mich behalten. Aber ich habe auch Angst, es ihm zu gestehen. Es spielt keine Rolle, dass ich das gleiche Gefühl bei ihm zu spüren glaube, dass ich mitbekomme, wie er mich anschaut, wenn er glaubt, niemand beobachte ihn.

    Ich erinnere mich an diesen Gesichtsausdruck, konzentriere mich darauf, während ich mein Champagnerglas leere. Beim Geschmack von Alkohol schüttelt es mich ein wenig, doch ich brauche ihn. Ich muss mir Mut antrinken. Die Tür fest im Blick, stelle ich das Glas beiseite.

    Du liebst ihn. Du kannst es ihm sagen. Du musst es tun.

    Über die Partymusik hinweg höre ich Schritte im Korridor, die näher kommen. Ich hole tief Luft, presse die Hände gegen meine Oberschenkel, damit sie nicht zittern, und hoffe, dass meine feuchten Handflächen keine Spuren auf meinem weißen Kleid hinterlassen.

    Es klopft an der Tür, und mir stockt der Atem.

    „Evangeline?"

    Beim Klang seiner Stimme schießt das Blut schneller durch meine Adern, und mein Puls beginnt unkontrolliert zu rasen.

    „Ja …" Es klingt wie ein Flüstern und verrät meine Angst. Ich bin frustriert. Ich möchte selbstbewusst erscheinen, will, dass er mich als Frau sieht und nicht als die kleine Schwester seines besten Freundes Nate.

    Reiß dich zusammen!

    Sein Kopf erscheint im Türrahmen. Langsam lässt er den Blick von mir zurück in den Korridor wandern.

    „Hey!", stoße ich atemlos hervor.

    Wir kommen einander nicht näher. Meine Knie fühlen sich an wie Pudding, und seine Finger zittern ein wenig, als er sich mit der Hand durchs Haar fährt. Die andere liegt noch auf der Türklinke.

    Pack den Stier bei den Hörnern. Du musst es tun. Du musst es ihm zeigen.

    „Schließ die Tür."

    Ich bin überrascht, wie selbstsicher ich dabei klinge, und noch überraschter, als er tatsächlich tut, worum ich ihn bitte. Aber er sieht mich nicht an. Seine Blicke brennen Löcher in den Boden vor seinen Füßen.

    Ich hole tief Luft. „Warum schaust du mich nicht an?"

    Sein Blick wird unsicher, und ich sehe, wie er mit sich kämpft.

    Langsam trete ich einen Schritt vor. Der enge Minirock schränkt meine Bewegungsfreiheit ein und rutscht noch höher. Als ich ihn ausgewählt habe, habe ich mir diesen Augenblick vorgestellt – in dem ich Lucas meine Liebe gestehe, ihn vielleicht sogar verführen werde. Ich möchte mein erstes Mal mit ihm erleben, und heute Abend wäre perfekt dafür.

    „Lucas?"

    Er schüttelt den Kopf. Dann blickt er mir tief in die Augen, und ich sehe das Flackern in ihnen. In seiner Miene liegt Begierde. Die Arme lässt er hängen, und die Hände hat er zu Fäusten geballt.

    „Wir sollten nicht hier sein … allein."

    „Warum bist du dann gekommen?", provoziere ich ihn.

    Bitte lass ihn verwirrt sein. Ich brauche dringend eine Bestätigung für meine Vermutung.

    „Ich …"

    Er schüttelt den Kopf, fixiert mich aber noch immer mit seinem Blick. Der Kampf, den er in seinem Inneren ausficht, ist klar ersichtlich. Er leckt sich über die Unterlippe. Der Anblick seiner Zunge verwirrt mich. Wie sehr möchte ich diesen Mund schmecken.

    „Mit dir allein zu sein, hier …" Mit einer Handbewegung zeichnet er meinen Körper von Kopf bis Fuß nach. Der Blick, mit dem er mich misst, lässt meine Haut prickeln.

    „Vertraust du dir nicht?", necke ich ihn. Ich will unbedingt witzig klingen, obwohl ich genau weiß, wie viel von seiner Antwort abhängt.

    Ich nähere mich ihm bis auf Armeslänge, werfe ihm einen Blick zu, senke züchtig die Augenlider. Noch scheue ich mich, ihn zu berühren. Die Angst vor einer Zurückweisung ist immer noch da.

    „Du weißt, dass wir das nicht tun sollten."

    Jetzt bin ich an der Reihe, den Kopf zu schütteln. „Warum nicht?"

    „Weil … na ja, weil du eben bist, wer du bist. Und weil mir deine Familie sehr viel bedeutet."

    „Irgendwie sind wir auch deine Familie."

    „Genau, Eva. Sie ist nämlich alles, was ich habe."

    Ich riskiere einen weiteren Schritt und betrachte seinen gequälten Blick. Ich möchte den leidvollen Ausdruck wegküssen, ihm den Schmerz aus seiner Vergangenheit nehmen, seinen Verlust, seine Einsamkeit. Er hatte niemals einen Vater. Seine Mutter, obwohl die beste Freundin meiner eigenen, war kaum jemals anwesend, und jetzt ist sie schon seit fast einem Jahr tot. Aber ich bin da. Ich bin immer für ihn da gewesen. Ich kann ihm genügen. Wenn er es doch endlich merken würde.

    „Und wir werden immer für dich da sein. Aber ich muss dir sagen, wie ich mich fühle. Ich muss dir sagen, dass ich … dass ich …" Mir versagt die Stimme, und ich verfluche mich, weil ich nun doch Schwäche zeige.

    „Nein, Evangeline, sag das nicht."

    Seine Worte sind eine Warnung, die ich kaum ertragen kann. Doch sie sind auch der Auslöser, den ich brauche.

    „Warum?"

    „Weil es alles verändern wird."

    „Und was ist daran so schlimm?"

    Er holt tief Luft und lässt den Atem zitternd entweichen, bleibt aber stumm.

    Jetzt. Jetzt ist der Moment gekommen.

    „Lucas. Ich lege meine Hand auf seine Schultern, spüre, wie er sich verspannt, doch nun gibt es kein Zurück mehr. „Ich liebe dich.

    Er presst die Augen zusammen, um mich nicht ansehen zu müssen, und als er sie wieder öffnet, flackern sie. Er umklammert meine Hüften und schiebt mich fort.

    „Ich liebe dich auch, aber … aber nicht auf diese Weise. Ich kann das nicht."

    Damit dreht er sich um und will gehen, aber ich stelle mich vor ihn, blockiere seinen Fluchtweg. Ich reagiere so schnell, dass er gegen mich prallt und gegen die Tür stößt. Ich keuche durch halb geöffnete Lippen.

    Es ist nicht die Überraschung, sondern der wohlige Schauer, der mich durchläuft, als mein Körper seine Hitze spürt und sich der Beweis seiner Erregung gegen meinen Unterleib drückt.

    Er blickt auf meinen Mund, und es bedarf keiner weiteren Worte. Seine Begierde setzt mich bereits in Flammen, noch ehe er seine Lippen auf meinen Mund drückt.

    Ich schwebe im siebten Himmel.

    Er ist nicht zärtlich, suchend, unsicher. Sondern zielstrebig, entschlossen. Mit der Zunge teilt er meine Lippen, dringt in meinen Mund ein und fordert mich auf, das Gleiche bei ihm zu tun.

    Ich bin schon vorher geküsst worden – von anderen Jungs –, aber ich bin noch nie so verschlungen worden – jedenfalls noch nicht auf diese Art.

    Ein Sirren erfasst mich, meine Brüste reiben sich an seinem Oberkörper, und der dumpfe Schmerz in meinen Eingeweiden schwillt an zu einem begehrlichen Pochen. Ich schiebe die Hände in sein schwarzes Haar, ziehe ihn enger an mich, und er beginnt, mich zu streicheln. Ich kann nicht glauben, dass das wirklich geschieht. Ich fühle mich wie betäubt, wie in einem Traum.

    Er stöhnt in meinen Mund, presst mich heftiger gegen die Tür, und ich weiß: Es passiert wirklich. In diesem Moment wird mir klar, dass mein Traum wahr geworden ist.

    Langsam lässt er die Hände zu meinen nackten Schenkeln wandern und schiebt meinen Rock höher. Ich weiß nicht, ob ich mein Bein anhebe, um es um ihn zu schlingen, oder ob er es tut, aber die harte Beule in seinen Jeans drückt gegen die prickelnde Lust zwischen meinen Beinen, und ich stöhne vor Vergnügen.

    Leise fluchend knabbert er an meinen Lippen, ehe er den Kopf erneut schüttelt. „Ich will dich schon so lange."

    Sein Geständnis versetzt mich in Alarmbereitschaft. Ich will mehr davon. Mehr Worte. Eine erneute Bestätigung seiner Gefühle für mich.

    „Wie lange?"

    „Zu lange."

    Ich drohe vor Glück zu zerplatzen. Mir kommt es so vor, als ob ein Puzzle sich endlich von selbst zusammenfügt.

    Wieder finden sich unsere Lippen. Sie sollen seine Worte mit einem Kuss besiegeln. „Du kannst mich haben. Ich gehöre dir. Ich habe dir schon immer gehört."

    Wie aus weiter Ferne höre ich ein seltsames Klopfen durch den Wirbelwind, der in meinem Kopf tobt – und plötzlich werde ich von Lucas fortgestoßen. Ich versuche, mich in dem Nebel um mich herum zu orientieren. Seine Augen sind weit aufgerissen, er ist entsetzt.

    „Lucas? Bist du da drin?"

    Mein Bruder verstummt, die Klinke wird heruntergedrückt, aber die Tür bewegt sich nicht. Mir wird klar, dass Lucas sie verschlossen hat. Es erfüllt mich mit Hoffnung, die jedoch genauso schnell wieder stirbt. Er starrt mich erschrocken an und sieht aus, als habe er einen Geist gesehen.

    „Lucas! Komm schon, alter Knabe. Jemand hat gesehen, wie du ins Zimmer gegangen bist. Und Eva auch."

    Himmel!

    Er war zuvor schon blass. Jetzt sieht er totenbleich aus. Kopfschüttelnd wendet er den Blick ab.

    „Ich bin ein Idiot. Ein verdammter Idiot."

    Es klingt wie ein Fluch. Auf Zehenspitzen, die Hand ausgestreckt, gehe ich auf ihn zu. Aber er weicht im selben Tempo zurück. In seinen Augen blitzt es zornig. „Lass das."

    Man hört Schritte auf dem Korridor und dann die Stimme meines Vaters. „Was ist hier los?"

    „Nichts. Ich … wollte nur Eva holen. Mum möchte, dass sie den Kuchen anschneidet."

    „Der letzte Ort, mein Sohn, an dem Eva sich aufhält, ist mein Arbeitszimmer."

    Nate lacht verunsichert. „Klar … natürlich. Ich schau mal oben nach."

    Sie entfernen sich, ihre Stimmen werden leiser, und ich weiß, dass mein Bruder uns schützt. Aber ich will keinen Schutz. Ich möchte mich nicht länger verstecken.

    „Lucas, bitte stoß mich nicht fort. Ich möchte es nicht länger verheimlichen. Ich weiß, dass du genauso fühlst. Ich weiß, dass du …"

    „Du weißt gar nichts."

    „Du willst mich …"

    „Ja, ich will dich. Er haut mir die Worte regelrecht um die Ohren. „Aber das ist keine Liebe.

    „Doch, das ist es – denn ich liebe dich."

    „Du liebst mich nicht. Du bist verknallt, verwirrt, ein Opfer deiner Hormone."

    Mein Herz droht zu zerbrechen. Es fühlt sich eiskalt an. „Du weißt nicht, was du da sagst …"

    „Ich weiß, dass du und deine Familie alles seid, was ich habe. Und dass ich ohne dich nichts habe."

    Keine Ahnung, was ich darauf erwidern soll. Ich weiß nur, dass es stimmt. Aber es macht meine Argumente nur noch schlagender. Eigentlich ist es ganz einfach.

    „Dann akzeptier doch, dass wir uns lieben und meine Familie sich für uns freuen wird. Wenn sie sich erst mal darauf eingestellt hat."

    Heftig schüttelt er den Kopf. „Nein, das wird sie nicht. Kapierst du das denn nicht? Nate hat an die Tür geklopft, damit wir aufhören. Er weiß Bescheid."

    „Aber …"

    „Nein, Eva, er hat mir bereits zu verstehen gegeben, dass du tabu für mich bist – und er hat recht, verdammt noch mal. Was soll aus mir in ein, zwei Jahren werden, wenn das hier … was immer es ist … zu Ende geht?"

    „Das wird es nicht."

    „Und das kannst du garantieren, ja?"

    „Ich … ich …"

    Ratlos fährt er sich mit beiden Händen durchs Haar. In seinen braunen Augen, von denen ich schon so lange geträumt habe, liegt ein gequälter Ausdruck.

    Und dann dreht er sich um und geht zur Tür.

    „Bitte, höre ich mich sagen, „geh nicht.

    Er zögert keine Sekunde, dreht sich nicht einmal zu mir um, als er die Tür aufschließt und hinausgeht. Er lässt mich einfach stehen, und mein Herz zerbricht in tausend Stücke, als mir klar wird, dass er es ernst meint.

    Dass er mir niemals gehören kann – egal, wie sehr ich ihn liebe.

    1. KAPITEL

    Das ist mein Moment. Zum ersten Mal in meinem Leben wird mir klar, dass ich es geschafft habe. Dass ich selbstständig bin. Das hier habe ich nicht meinem Familiennamen zu verdanken. Abgesehen von der kleinen Finanzspritze von meiner lieben Ma und meinem guten alten Pa habe ich alles allein hingekriegt.

    Mein Baby ist endlich fertig, und die Firmen überbieten sich geradezu, um den Auftrag für die Serienproduktion zu bekommen und sich um den Vertrieb zu kümmern. Sie fahren sämtliche Geschütze auf, um mich von ihrer Kompetenz zu überzeugen.

    Glücklicherweise bleiben mir noch ein paar Wochen, bis ich mich entscheiden muss.

    Heute Abend geht es nur um den Triumph. Und den will ich voll auskosten.

    Im Saal wimmelt es von potenziellen Produzenten und Verkaufsmanagern. Und mitten drin bin ich – voller Selbstvertrauen in meinem festlichen, bodenlangen roten Seidenkleid, mein blondes Haar zu einer Hochfrisur gesteckt, ziemlich elegant und dennoch lässig, weil sich ein paar Locken gelöst haben. Die perlenden Bläschen in meinem Champagnerglas steigern meine gute Laune ins Unermessliche. Mein Selbstbewusstsein kennt keine Grenzen.

    „Du hast es geschafft, mein Engel."

    Ich drehe mich um und schaue in die Augen meines Vaters. Ich sehe die Bewunderung in seinem Blick – etwas, nach dem ich mich verzehrt habe, seitdem ich weiß, dass ich meinem Bruder schon als Vierzehnjährige überlegen war.

    Dabei liegt mir das Wettbewerbsdenken eigentlich überhaupt nicht. Aber wenn dir dauernd eingeredet wird, dass du die Unfähigere bist, das Mädchen, stachelt es deinen Ehrgeiz eben doch an. Umso mehr, wenn dein Bruder offenbar überhaupt nichts falsch machen kann, obwohl er in Wahrheit ziemlich viel in den Sand setzt – und trotzdem grenzenlose Bewunderung von allen möglichen Leuten erfährt.

    „Ich weiß."

    Er verspannt sich, und ich fürchte, dass er den Anflug von Bitterkeit in meiner Stimme gespürt hat. Aber nein, er wendet den Blick ab und kneift die Augen zusammen. Etwas anderes hat seine Aufmerksamkeit erregt.

    „Was, zum Teufel …?", murmelt er.

    Ich folge seinem Blick, und sofort beginnen meine Nervenenden zu prickeln. Mein Vater lässt keine Anzeichen von Abneigung erkennen – Gefühle sind nicht seine Sache, vor allem nicht bei einer Veranstaltung wie dieser – meiner Veranstaltung –, bei der es vor allem ums Geschäft geht.

    „Hast du ihn etwa eingeladen?"

    „Wie b…?" Das Wort erstirbt mir auf der Zunge, und mein ganzer Körper verspannt sich.

    Ich sehe ihn, den Grund für das Unbehagen meines Vaters, und ich spüre, wie es auch mich erfasst. Meine gute Laune ist schlagartig dahin. Die Champagnerflöte in meiner Hand zittert. Ich weiß, ich sollte besser woanders hinschauen, aber ich schaffe es nicht.

    Zehn Jahre ist es jetzt her, und trotzdem kann ich mich von seinem Anblick nicht losreißen.

    Lucas Waring.

    Der Erzfeind meiner Familie.

    Der Ruin meines Herzens.

    „N…nein", stammele ich.

    Eigentlich sollte ich nicht überrascht sein – nicht wenn der Raum voll von seinesgleichen ist.

    Seinesgleichen? Träumst du?

    Die Leute hier sind nicht wie er. Keiner von denen kann ihm das Wasser reichen. Waring Holdings ist eines der Top-Unternehmen im Land – ach was, weltweit –, und jetzt taucht Lucas auf und will … was?

    „Er kann unmöglich glauben, dass du daran interessiert bist, mit ihm zusammenzuarbeiten."

    Mein Vater spricht genau das aus, was ich denke. Das kann er wirklich nicht glauben. Aber was dann?

    „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden."

    Ich bin nicht mehr das achtzehnjährige Mädchen, das ich einmal war, und auch nicht die Frau, die ich kurz danach geworden bin – entschlossen, ihm aus dem Weg zu gehen. Nein, jetzt habe ich die Kontrolle über die Situation. Das ist mein Abend. Hier geht es um meine Arbeit.

    „Entschuldige mich."

    „Nein. Mein Vater stellt sich mir in den Weg. „Ich werde dafür sorgen, dass er verschwindet.

    Ich halte seinem Blick stand. Meine Lippen zittern. Ich möchte sagen Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln, aber es klänge irgendwie launisch und kindisch. Stattdessen lächle ich ihn an. „Er hat sich die Mühe gemacht herzukommen. Ich sollte wenigstens fragen, was er will."

    „Aber …"

    „Aber nichts, Dad. Jemandem, der so einflussreich ist wie Lucas, ausgerechnet heute Abend die kalte Schulter zu zeigen, wäre für alle anderen Anwesenden sicher die falsche Botschaft."

    Mein Vater brummt etwas Unverständliches und leert sein Champagnerglas. Er weiß, dass ich recht habe. Er wäre heute nicht da, wo er ist, wenn er sich von seinen Vorlieben und Abneigungen hätte beeinflussen lassen. Es ist allerdings das erste Mal seit fünf Jahren, dass Lucas es gewagt hat, sich irgendeinem von uns zu nähern.

    Seitdem meine Familie den Kontakt zu ihm abgebrochen hat, weil ganz offensichtlich er die Schuld daran trug, dass die Firma, die er mit Nate gegründet hatte, bankrott gegangen ist.

    Damals hatte ich daran meine Zweifel. Und jedes Mal, wenn Nate später wieder etwas versemmelt hat, tauchten diese Zweifel wieder auf. Lucas war ganz bestimmt nicht allein für die Pleite verantwortlich. Aber es scheint, dass Lucas das gleiche Schicksal erlitten hat wie ich.

    Nates Heiligenschein dagegen ist unbefleckt geblieben.

    Ich kann nicht leugnen, dass ich zu gern wissen würde, wie es seinerzeit wirklich zum Schiffbruch gekommen ist. Ebenso wenig kann ich leugnen, dass seine Anwesenheit heute Abend mir und meinem Produkt sehr gelegen kommt. Es wird die Begehrlichkeiten der anderen Interessenten nur noch weiter anfeuern.

    Oder sie ergreifen alle die Flucht, weil sie glauben, dass sie gegen ihn sowieso nicht die geringste Chance haben.

    Nicht gegen ihn – gegen seine Firma, Eva!

    Fast unmerklich schüttele ich den Kopf, sodass mich die Locken, die sich aus meiner Hochfrisur gelöst haben, im Nacken kitzeln. Es lenkt mich ab und entspannt mich ein wenig.

    „Sorge bitte dafür, dass Mum nicht durchdreht, wenn sie ihn sieht", bitte ich meinen Vater, und während ich an meinem Champagner nippe, setze ich mich in Bewegung und hoffe, dass Lucas mich nicht entdeckt, ehe ich mich von dem Schock erholt habe und ihm gefasst gegenübertreten kann.

    Doch irgendwie scheint er zu spüren, dass ich auf ihn zusteuere, denn sofort dreht er den Kopf in meine Richtung und fixiert mich mit seinem Blick. Ein Beben erfasst meinen Körper. Es hilft nicht, dass ich daran gewöhnt bin, seinem Gesicht permanent im Fernsehen und in den Boulevardzeitungen zu begegnen. In meiner Magengrube flattern Schmetterlinge, und meine Wangen werden so heiß, wie es nur seine Nähe bewirken kann.

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