Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Lessons - Lektionen der Lust: Erotischer Roman
Lessons - Lektionen der Lust: Erotischer Roman
Lessons - Lektionen der Lust: Erotischer Roman
eBook235 Seiten3 Stunden

Lessons - Lektionen der Lust: Erotischer Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein Ehemann muss her! Wenn Lucy diese Beförderung will, muss sie verheiratet sein. Vorher sollte sie dringend ihre Fähigkeiten im Bett auffrischen. Zwischen ihr und ihrem besten Freund Gideon knistert es seit jeher gewaltig - also warum nicht mit ihm üben? Er nimmt ihr alle Ängste und Hemmungen und weckt eine Lust in ihr, die sie nie für möglich gehalten hätte. Als sie sich schließlich mit den ersten Heiratswilligen trifft, steht Lucy vor der Frage: Sicherheit oder Verlangen?

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum2. Aug. 2018
ISBN9783955769130
Lessons - Lektionen der Lust: Erotischer Roman

Ähnlich wie Lessons - Lektionen der Lust

Titel in dieser Serie (56)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Romanzen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Lessons - Lektionen der Lust

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Lessons - Lektionen der Lust - Rainer Nolden

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    2018 by Katee Hird

    Originaltitel: „Make Me Want"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./SARL

    Übersetzung: Rainer Nolden

    Coverabbildung: GettyImages_g-stockstudio, Epifantsev

    ISBN E-Book 9783955769130

    www.harpercollins.de

    Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    WIDMUNG

    Für Tim.

    Die besten Geschichten entstehen oft erst aus zweiten Chancen.

    1. KAPITEL

    Beinahe hätte Gideon Novak das Treffen abgesagt. Und wenn er auch nur einen Funken Ehrgefühl in der Brust gehabt hätte, dann hätte er es auch getan. Einige Dinge im Leben waren einfach zu gut für ihn, und Lucy Baudin stand zweifellos an erster Stelle auf der Liste. Dass sie sich jetzt wieder gemeldet hatte – zwei Jahre danach …

    Konzentrier dich auf die Fakten!

    Die Anwaltskanzlei Parker & Jones sah noch genauso aus wie bei seinem letzten Besuch. Das Team von Anwälten kümmerte sich überwiegend um Wirtschaftskriminalität – und hier vor allem um jene Fälle, die viel Geld versprachen. Diese Vorliebe spiegelte sich auch in der luxuriösen Ausstattung der Geschäftsräume. Pastelltöne an den Wänden und eine elegante, aber sachlich-nüchterne Inneneinrichtung vermittelten Vertrauen und sorgten für ein beruhigendes Ambiente.

    Doch die hellblauen Wände und die Geradlinigkeit der Ausstattung konnten nicht verhindern, dass Gideons Anspannung mit jedem Schritt wuchs.

    Normalerweise übernahm er keine Aufträge von Anwaltskanzleien. Als Headhunter bevorzugte er Technologie- oder Start-up-Unternehmen – oder anders gesagt: alles außer Juristen. Die litten nämlich ausnahmslos unter Kontrollzwang und bestanden darauf, bei jeder Kleinigkeit mitzureden – und zwar von Anfang bis Ende. Es war absolut lästig.

    Du tust es für Lucy.

    Im Lift auf dem Weg nach oben bemühte er sich um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck. Als er noch mit ihr befreundet gewesen war, hatte sie ihr Büro auf der fünften Etage gehabt und sich mit Fällen herumschlagen müssen, die den erfahreneren Anwälten zu unwichtig erschienen – allerdings nicht zu unwichtig, um sie zu übernehmen. Inzwischen saß sie in der neunzehnten Etage, nur zwei Stockwerke unter Parker und Jones persönlich. Seit ihrer letzten Begegnung vor zwei Jahren hatte sie also vermutlich ordentlich Karriere gemacht. Sehr ordentlich sogar.

    Die Aufzugtüren öffneten sich und gaben den Blick frei auf einen weitläufigen Empfangsraum, der ganz und gar nicht wie ein Wartezimmer aussah. Gideon erlebte es immer wieder: Je mehr Geld die Leute hatten, umso mehr Aufmerksamkeit wurde ihnen gewidmet. Die Kaffeebar und die Sitzgruppen mit Sofas und den Wirtschaftsmagazinen auf den Beistelltischen waren ein eindeutiger Hinweis auf diese Vorzugsbehandlung. Hinter dem Empfangstresen am Anfang des Korridors saß eine ältere Frau mit silbernen Strähnen in ihrem schwarzen Haar. Erstaunlich. Er hatte mit einer jungen Blondine gerechnet – oder einer Brünetten, sollten die Chefs ein bisschen risikofreudiger sein …

    Als die Empfangsdame zu ihm aufschaute, hatte er das Gefühl, er sei in das Hoheitsgebiet eines Feldherrn eingedrungen. Sieh mal an! Sie hatten also jemanden eingestellt, der sich nicht einschüchtern ließ. Das musste jedem Besucher sofort ins Auge springen. Sehr praktisch, wenn es darum ging, unangenehme Klienten in Schach zu halten.

    Vor dem Empfangstresen blieb Gideon stehen und bemühte sich, einen möglichst freundlichen Eindruck zu machen. „Ich möchte zu Lucy Baudin."

    „Sie erwartet Sie bereits." Damit wandte sich die Frau wieder ihrem Computer zu und beachtete ihn nicht weiter.

    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er über ihre Qualifikationen nach – und ob sie gegebenenfalls bereit wäre, sich von einer anderen Firma abwerben zu lassen. Doch dann verscheuchte er diesen Gedanken wieder. Lucy ihre Empfangsdame abspenstig zu machen wäre wirklich kein guter Start für dieses Treffen.

    Während der vergangenen Woche hatte er immer wieder darüber nachgedacht, warum Lucy ausgerechnet auf ihn gekommen war. In New York wimmelte es von Headhuntern. Gideon war zwar gut – um nicht zu sagen: einer der Besten –, aber angesichts ihrer gemeinsamen Vergangenheit hätte es doch bestimmt jemanden gegeben, der besser für diesen Auftrag geeignet wäre.

    Du hättest ja Nein sagen können.

    Ja, hätte er.

    Aber er schuldete Lucy Baudin etwas. Ein einziges Treffen war nichts, das er ihr abschlagen konnte.

    Er klopfte an die dunkle Holztür und öffnete sie sofort. Das Büro war hell und groß. Durch bodentiefe Fenster konnte man auf New York hinunterschauen. Ein L-förmiger Schreibtisch, vor dem zwei bequeme Sessel standen, beherrschte den Raum. Mit einem raschen Blick hatte Gideon die Atmosphäre des Büros in sich aufgenommen, ehe er seine Aufmerksamkeit auf die Frau hinter dem Schreibtisch richtete.

    Lucy saß aufrecht und mit gestrafften Schultern auf ihrem Stuhl, als bereite sie sich mental auf eine Schlacht vor. Ihr langes dunkles Haar hatte sie auf eine Art zusammengebunden, die lässig aussah, aber vermutlich viel Zeit in Anspruch nahm. Sie streckte das schmale Kinn vor, was Gideon automatisch auf ihren Mund schauen ließ. Lucys Gesichtszüge waren ein bisschen zu markant, um als klassisch schön durchzugehen, aber ihre vollen Lippen waren von elegantem Schwung und immer zu einem Lächeln bereit. Sicherlich hätte sie auf dem Laufsteg ein Vermögen machen können.

    Im Moment lächelte sie jedoch nicht.

    „Lucy." Er schloss die Tür hinter sich und blieb erwartungsvoll stehen. Sie war es, die ihn hergebeten hatte. Eigentlich war er es nicht gewohnt, das Heft aus der Hand zu geben, aber für sie würde er eine Ausnahme machen.

    Jedenfalls solange, bis er erfahren hatte, was sie von ihm wollte.

    „Gideon. Setz dich bitte." Sie deutete auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch.

    Sie konnte vielleicht so tun, als sei ihre Zusammenkunft nur ein ganz gewöhnliches Bewerbungsgespräch, aber er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Sie trug ein dunkelgraues Kleid, das die Blässe ihrer Haut unterstrich. Die einzigen Farbtupfer waren ihre blauen Augen und die roten Lippen, und das alles ergab ein bewundernswertes Gesamtbild. Die Frau war wirklich ein Gottesgeschenk. Das war sie immer schon gewesen.

    Konzentrier dich!

    Sie hatte ihn nicht wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu diesem Treffen gebeten. Wenn sie auf professionelle Distanz bestand, würde er das respektieren. Es war das Mindeste, das er für sie tun konnte.

    Gideon ließ sich auf den Stuhl fallen, beugte sich nach vorn und stützte die Ellbogen auf seine Knie. „Du hast gesagt, es geht um einen Job."

    „Ja. Eine leichte Röte überzog ihre blassen Wangen. „Die Angelegenheit ist natürlich streng vertraulich.

    Es war keine Frage, aber er gab ihr trotzdem eine Antwort. „Ich habe keine Geheimhaltungsvereinbarung vorbereitet, doch ich könnte das selbstverständlich tun, wenn das Ganze hier offiziell sein soll."

    „Das ist nicht nötig. Dein Wort, dass die Sache unter uns bleibt, reicht mir völlig aus."

    Allmählich wurde er neugierig. Viele seiner Klienten hatten in der Vergangenheit um Vertraulichkeit gebeten – es war eher die Regel als die Ausnahme –, aber dieses Mal fühlte es sich irgendwie anders an. Er verjagte den Gedanken und konzentrierte sich auf seinen Job. „Es wäre hilfreich, wenn du mir verraten würdest, was für eine Art Position du besetzen möchtest. Dann bekomme ich eine ungefähre Vorstellung von dem, worauf es dir ankommt, und wir können die Suche enger fassen."

    Der durchdringende Blick ihrer blauen Augen erschreckte ihn fast ein wenig. „Die Position, die ich besetzen muss, ist die eines Ehemanns."

    Verdutzt schüttelte Gideon den Kopf. Er glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Wie bitte?"

    „Ein Ehemann. Sie hob die linke Hand und bewegte ihren Ringfinger. „Bevor du mich weiterhin anschaust wie ein Esel, will ich es dir erklären.

    Er schaute sie ganz bestimmt nicht wie ein Esel an. Ein Ehemann. Woher zum Teufel soll ich einen Ehemann für sie nehmen? Er öffnete den Mund, um ihr diese Frage zu stellen, aber Lucy kam ihm zuvor. „Der Zeitpunkt ist nicht ideal, aber mir ist gerüchteweise zu Ohren gekommen, dass ich am Ende des Jahres Teilhaberin werden soll. Normalerweise wäre das ein Grund zum Feiern, aber ein paar von den Alteingesessenen in der Kanzlei haben gewisse Vorurteile gegenüber alleinstehenden Frauen. Sie verdrehte die Augen. Eine typische Reaktion für Lucy. „Es wäre lächerlich, wenn es nicht eine ernstzunehmende Hürde auf dem Weg zu meinem angestrebten Ziel wäre. Aber ich habe erlebt, dass Georgia im letzten Jahr aus genau diesem Grund bei einer Beförderung übergangen wurde. Sie wollte nicht nachgeben, und deshalb haben sie sich für ihren männlichen Mitbewerber entschieden.

    Sie meinte es wirklich ernst.

    Gideon holte tief Luft und versuchte, die Sache logisch anzugehen. Offenbar hatte sie lange darüber nachgedacht, und selbst wenn sie sich da in irgendeine verrückte Sache verrannt haben sollte, bedeutete das nicht, dass er es ihr ausreden musste. Diese Lucy war eine vollkommen andere Person als die, die er zuletzt gesehen hatte – in Tränen aufgelöst und am Boden zerstört. Das änderte freilich nichts an der Tatsache, dass sie immer noch Lucy war. Er würde ganz professionell reagieren und versuchen, sie zur Vernunft zu bringen.

    Aber er schaffte es nicht, ruhig und gelassen zu antworten. „Bist du vollkommen verrückt geworden, Lucy? Ich bin Personal- und kein Heiratsvermittler. Und selbst, wenn ich einer wäre: Heiraten, nur um befördert zu werden, ist absolut schwachsinnig."

    „Wirklich? Sie zuckte mit den Schultern. „Die Leute heiraten aus viel schwachsinnigeren Gründen. Ich hätte fast mal aus Liebe geheiratet, und wir wissen beide, wie das ausgegangen ist. Es ist doch nichts Falsches daran, eine Ehe wie eine geschäftliche Vereinbarung zu betrachten. In vielen Kulturkreisen ist das durchaus üblich.

    „Wir reden nicht über andere Kulturkreise. Wir reden über dich."

    Wieder zuckte sie mit den Schultern. Als ob es ihr egal sei. Er hasste diese gespielte Gleichgültigkeit, aber es stand ihm nicht zu, ihr deswegen Vorwürfe zu machen.

    Sie hielt seinem Blick stand. „Das ist sehr wichtig für mich, Gideon. Mit Kindern habe ich nichts am Hut – ich liebe meine Arbeit, und ein Baby wäre da nur im Weg –, aber ich bin einsam. Es wäre nicht schlecht, wenn es da jemanden gäbe, der abends auf einen wartet, selbst, wenn es nicht die Liebe deines Lebens ist. Vor allem, wenn es nicht die ganz große Liebe ist."

    „Lucy, das ist verrückt. Jedes ihrer Worte drohte, seine professionelle Fassade zum Einsturz zu bringen, was er auf jeden Fall vermeiden wollte. „Wo zum Teufel soll ich einen Ehemann für dich finden?

    „Genau da, wo du auch sonst deine Kandidaten für offene Stellen findest. Bei Bewerbungsgesprächen. Wir sind in New York – wenn du es nicht schaffst, einen Mann zu finden, der zumindest gewillt ist, darüber nachzudenken, dann schafft es keiner."

    Gideon wollte ihr gerade erklären, wie unmöglich das war, aber ein plötzliches Schuldgefühl ließ ihn innerhalten. Er hielt diesen Plan zwar für vollkommen bescheuert, und die Vorstellung, dass Lucy in einer Vernunftehe stranden könnte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er hätte bestimmt keine ruhige Minute mehr und würde dauernd an sie denken müssen …

    Aber das hatte er schließlich nicht zu entscheiden.

    Und zum Teil war es ja seine Schuld, dass sie im Moment allein war.

    Verflucht!

    Gideon straffte die Schultern. Egal, was er von dem Plan hielt – letzten Endes schuldete er Lucy etwas. Er wusste, dass ihr letzter Freund, dieser Mistkerl Jeff, sie nach Strich und Faden betrogen hatte. Trotzdem hatte Gideon einen Monat lang geschwiegen, ehe er ihr reinen Wein eingeschenkt hatte. Ein solches Schuldgefühl löste sich nicht einfach in Luft auf. Wenn sie ihn jetzt um Hilfe bat, lag es daran, dass ihr keine andere Wahl blieb. Wenn er ihren Wunsch jetzt ablehnte, würde sie das keineswegs von ihrem Ziel abbringen. Dickköpfig, wie sie nun mal war, würde sie einen anderen Weg finden.

    Ihm blieb tatsächlich keine Wahl. Vor etwa zwei Jahren hatte er Lucy zuletzt gesehen, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass er sie immer noch als Freundin betrachtete, und eine Freundin würde er niemals im Stich lassen, wenn sie ihn brauchte. Über Gideons moralische Integrität ließ sich vielleicht streiten. Aber seine Loyalität hatte niemals außer Zweifel gestanden.

    Sie brauchte ihn. Und er hätte ihr auch dann geholfen, wenn er nicht in ihrer Schuld gestanden hätte.

    Und wenn er bei diesem irrwitzigen Plan mitmachen würde, könnte er zumindest einen kühlen Kopf bewahren, um sie vor dem Schlimmsten zu schützen – wenn er sie schon nicht vor dem Leid hatte schützen können, das Jeff ihr zugefügt hatte.

    Wenn sie verrückt genug war, überhaupt auf eine solche Idee zu kommen, dann wäre er eben verrückt genug, um sie dabei zu unterstützen. „Okay. Ich mache es."

    Lucy traute ihren Ohren nicht. Hatte er das wirklich gesagt? Es war zu schön, um wahr zu sein. Gideon Novak für ihre Absicht zu gewinnen war ihr letztes Ass im Ärmel. In ihrer verzweifelten Situation war er der Einzige, dem sie genug vertraute, um ihn mit der Suche nach einem Ehemann zu beauftragen. Obwohl sie tief in ihrem Herzen nicht mit seiner Zustimmung gerechnet hatte …

    Er hat gesagt, er würde mir helfen. Der Schock saß so tief, dass sie ganze fünf Sekunden lang kein Wort hervorbringen konnte. Sag etwas. Du weißt doch, wie das funktioniert. Lass ihn bloß nicht deine Zweifel spüren. Das ist hier auch nichts anderes als ein Bewerbungsgespräch. Spiel deine Rolle! Sie räusperte sich. „Entschuldige bitte – hast du gerade Ja gesagt?"

    „Ja." Er sah sie mit seinen dunklen Augen an. Um seine dichten langen Wimpern hatte sie ihn insgeheim immer beneidet. Für Lucy war Gideon immer schon auf verwirrende Weise viel zu attraktiv gewesen. Sein schwarzes Haar war auf lässige Art unordentlich – so hätte sie es beschrieben –, und sein markantes Kinn sowie seine vollen Lippen hätten sie nachts bestimmt um den Schlaf gebracht, wenn er nicht bloß ein Freund gewesen wäre.

    Zumindest war er das mal.

    Sie vertrieb den Gedanken – ebenso wie die schmerzhaften Gefühle, die immer dann hochzukommen drohten, wenn sie an ihre verkorkste Beziehung mit Jeff Larson dachte. Die war endgültig Geschichte. Bedauerlich war, dass ihre Freundschaft mit Gideon damals ebenfalls Schaden genommen hatte.

    Doch das konnte sich jetzt ändern.

    Gideon rutschte auf seinem Stuhl nach vorn. „Wie hast du dir die Sache denn nun vorgestellt?", riss er sie aus ihren Überlegungen.

    Wenigstens darauf hatte sie eine Antwort. Lucy hatte sehr viel Zeit darauf verwendet, einen Schlachtplan zu entwickeln. Sie hatte sich vorgenommen, ihre Ziele mit so wenig Aufwand wie möglich zu erreichen: einen Ehemann ergattern und befördert werden. „Ich habe mir überlegt, dass du mir eine Aufstellung mit potenziellen Kandidaten zur Verfügung stellen könntest. Ich würde mich dann ein oder zwei Mal mit jedem treffen, und dann würden wir nach und nach die Liste zusammenstreichen, bis nur noch einer übrigbleibt."

    „Hmm." Nachdenklich trommelte er mit dem Finger auf sein Knie, was ihre Aufmerksamkeit von seinem Gesicht ablenkte. Sein Dreiteiler war für dieses Treffen eigentlich zu formell; trotzdem wirkte Gideon überhaupt nicht overdressed. Der graue Nadelstreifenanzug ließ ihn auf etwas altmodische Weise elegant erscheinen – als sei er direkt der Fernsehserie „Mad Men" entsprungen.

    Doch zu Lucys Glück hatte er höhere moralische Ansprüche als deren Titelheld Dan Draper.

    Sie versuchte, unter seinem durchdringenden Blick nicht nervös zu werden. Normalerweise fiel es ihr leicht, distanziert und professionell zu bleiben, wenn sie ihr Anliegen erst einmal vorgebracht hatte. Genauso war es auch bei Gerichtsverhandlungen, wenn sie ihr Eröffnungs- und Schlussplädoyer hielt. Das weitere Vorgehen war dann allerdings eine andere Sache …

    „Natürlich bin ich offen für Vorschläge." Bitte, schau mich an – ich bin absolut klar im Kopf!

    „Natürlich. Er nickte, als träfe er soeben eine Entscheidung. „Sollten wir allerdings zusammenkommen – ich meine, geschäftlich –, dann zu meinen Konditionen. Ich suche die Männer aus. Ich organisiere die Treffen. Und wenn mir einer von ihnen nicht gefällt, habe ich ein Vetorecht.

    Vetorecht? Das gehört nicht zum Plan. Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Kommt nicht in Frage."

    „Du hast mich um Rat gefragt, Lucy. Das bedeutet, du hast Vertrauen in mein Urteilsvermögen. Er musterte sie so intensiv, dass sie sich ein wenig unbehaglich fühlte. „So sind die Bedingungen.

    Bedingungen. Verdammt, da fiel ihr noch etwas ein – das Wichtigste hatte sie glatt vergessen.

    Es muss nicht das Wichtigste sein. Er weiß noch nicht, dass es ein Teil meines Plans ist. Ich könnte noch einen Rückzieher machen. Noch ist es nicht zu spät dafür …

    Aber wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, würde sie die tiefsitzende Furcht vor ihrem Ex niemals verlieren. Für den Rest ihres Lebens – und ihrer zukünftigen Ehe – würde sie dann an sich und an ihrem Mann zweifeln. So etwas konnte einen geradezu in den Wahnsinn treiben – und alles zerstören.

    Das durfte sie auf keinen Fall zulassen, egal, wie demütigend es für sie auch sein mochte, Gideon in dieser Angelegenheit um Hilfe zu bitten.

    Lucy schlug die Augen nieder, ehe sie weitersprach. Dabei zupfte sie ein wenig verlegen am Saum ihres Rocks. „Da ist noch etwas."

    „Ich höre."

    Plötzlich waren ihre Handflächen ganz feucht. Sie presste sie auf den Schreibtisch. „Triffst du dich momentan mit jemandem?"

    „Was zum Teufel hat das mit deinem Auftrag zu tun?"

    Eine ganze Menge! Sie hatte noch nie erlebt, dass Gideons Beziehungen länger als ein paar Wochen hielten, aber das bedeutete ja nicht unbedingt, dass er sich in den vergangenen zwei Jahren nicht geändert hatte. Der gesamte zweite Teil ihres Vorhabens beruhte jedoch darauf, dass er sich nicht verändert hatte.

    Der Gideon, den sie gekannt hatte, war zwar ihr Freund gewesen,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1