Der Herr der bösen Träume: Horrorkabinett - Band 3
Von Terence Brown
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Über dieses E-Book
Als Judy spurlos verschwindet, schaltet Harold Scotland Yard ein.
Inspektor Perkins nimmt die Ermittlungen auf. Schnell gelangt er zur Überzeugung, dass es in diesem Fall nicht mit rechten Dingen zugeht. Er wendet sich an Professor Cumberland, der sich mit okkulten Phänomenen auskennt. Für die beiden Männer beginnt eine unglaubliche Reise in die Welten der Träume, während das junge Paar gezwungen wird, das Grauen auf der Erde zu verbreiten.
Gibt es für die Menschheit noch eine Rettung?
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Buchvorschau
Der Herr der bösen Träume - Terence Brown
Titel
Der Herr der bösen Träume
Terence Brown
Impressum
Copyright: Novo-Books im vss-verlag
Jahr: 2023
Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß
Covergestaltung: Hermann Schladt
Verlagsportal: www.novobooks.de
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig
1
Nebel lag über London.
Schon seit Tagen beherrschte das wattige Gebräu die Millionenstadt an der Themse. Die Straßenlaternen verbreiteten ein diffuses Licht und kämpften einen fast aussichtslosen Kampf gegen die wabernden Nebelmassen.
Judy Summers schlug ihren Mantelkragen hoch. Ihr blondes, bis über die schmalen Schultern fallendes Haar wirkte zerzaust. Die fünfundzwanzigjährige Frau beschleunigte ihre Schritte. Sie fröstelte.
Ihre blauen Augen versuchten die Nebelschleier zu durchdringen, während sie die vollen Lippen fest aufeinander presste. Seit über einer Stunde hielt sie Ausschau nach einem Taxi, doch es war einfach nichts zu machen.
Sie hatte das Gefühl, dass gerade heute alle Taxifahrer streikten. Fast unmerklich war es Nacht geworden. Die dunklen Schatten mischten sich mit den Nebelmassen. Hohl klangen die Schritte der jungen Frau auf dem feuchten Straßenpflaster.
Judy Summers hatte schon lange die Orientierung verloren. Sie hatte eine Freundin besucht, wollte von dort einige Schritte bis zum nächsten Taxistand gehen, doch später, als sie keinen Wagen vorfand, nutzte sie diese Gelegenheit zu einem Spaziergang.
Und dann hatte sie sich verirrt.
Kleine Häuser, in denen kein Licht brannte, säumten die Straße. Müll und Unrat lagen herum. Kein Geräusch war zu vernehmen. Die junge Frau kam sich vor wie auf einer einsamen Insel.
Judy wurde immer nervöser.
Der Nebel war so dicht, dass sie keine zehn Yards weit sehen konnte. Sie räusperte sich mehrmals und versuchte, den dicken Kloß hinunterzuschlucken, der ihr in der Kehle saß.
Sie hatte plötzlich Angst.
Ein kleiner dunkler Schatten schoss auf die junge Frau zu, die einen erschrockenen Schrei ausstieß und zur Seite sprang. Die schwarze Katze kauerte sich wenige Schritte vor Judy auf den Boden. Die gelben Augen waren wie zwei kleine Scheinwerfer auf die Frau gerichtet.
Judy Summers presste eine Hand vor den Mund. Ihr Herz hämmerte zum Zerspringen. Ein keuchender Laut verließ ihre Kehle. Sie machte einen großen Bogen um die Katze, die sich jedoch ebenfalls im Kreis drehte und die Frau nicht aus den Augen ließ.
Wieder pulsierte diese unbeschreibliche Angst durch Judys zierlichen Körper.
Fort, nur fort, dachte sie immer wieder. Ich muss ein Taxi finden und in die Innenstadt gelangen, wo es Menschen gibt. Das gibt es doch alles gar nicht.
Vielleicht träume ich nur?
Judy wusste, dass sie nicht träumte. Sie beschleunigte ihre Schritte, wich einer großen Pfütze aus und warf dann einen langen Blick zurück.
Die schwarze Katze war ihr gefolgt.
Die gelben Augen durchdrangen den wabernden Nebel. Judy glaubte, ein kreischendes Fauchen zu vernehmen, doch bestimmt waren es nur die überreizten Nerven, die ihr dieses Geräusch vorgaukelten.
Die junge Frau lief noch schneller.
Sie versuchte, irgendein Straßenschild zu erkennen, doch es gelang ihr nicht.
Sie atmete auf, als plötzlich heller Lichtschein aus einem kleinen Schaufenster fiel. Judy eilte darauf zu. Bevor sie das Geschäft erreichte, warf sie einen weiteren Blick zurück.
Die schwarze Katze war verschwunden. Judy sah plötzlich, dass der Nebel nicht mehr so dicht war.
Bestimmt kann ich in dem Laden kurz telefonieren und ein
Taxi herbestellen, dachte die junge Frau. Langsam schwand die Angst, die sie lange Zeit beherrscht hatte.
Eine Glocke bimmelte blechern, als sie die Tür zu dem kleinen Laden öffnete und eintrat. Im Gegensatz zu dem hellerleuchteten Schaufenster herrschte im Innern des Geschäftes nur eine notdürftige Beleuchtung.
Das schummrige Licht ließ die vielen alten Gegenstände, die hier herumstanden, zu unheimlichen Gebilden werden.
Wieder beschleunigte sich der Herzschlag der jungen Frau.
Verblüfft sah sich Judy nach allen Seiten um. Sie musste sich in einem Antiquitätengeschäft aufhalten. Anders konnte es gar nicht sein.
Ihr Blick schweifte über Stühle und Tische, Vasen und Porzellan und blieb schließlich an einem alten Spiegel hängen, der nur einen Meter von ihr entfernt an der schmutziggrauen Wand hing.
Sie erblickte ihr bleiches Gesicht darin, sah ihr zerzaustes Haar und die dunklen Schatten unter ihren sonst immer so lustig blickenden Augen.
Langsam trat sie näher.
Judy Summers, die schon einige Antiquitäten in ihrer Wohnung stehen hatte, kannte sich in diesen Dingen aus. Sie hatte sofort erkannt, dass der Spiegel ein altes Stück war und bestimmt eine ganze Menge kosten würde.
Er gefiel ihr.
Sie wusste nicht, warum, doch irgendwie stieg in ihr der Wunsch auf, den Spiegel zu besitzen.
Ihre Finger tasteten über das Glas und dann über den silbernen Rahmen. Für Bruchteile von Sekunden hatte Judy das Gefühl, als würden unsichtbare Ströme auf ihren Körper übergreifen.
Unsinn, dachte sie.
Sie wandte sich um. Ihre Stirn zog sich kraus. Jetzt befand sie sich schon einige Minuten hier, ohne dass sich jemand um sie gekümmert hatte.
»Hallo«, rief Judy. »Hallo, ist hier denn keiner?«
Niemand antwortete. Die unheimliche Stille wurde durch kein Geräusch unterbrochen. Judy Summers hatte schon wieder den Eindruck, als träume sie dies alles.
Nochmals rief sie laut nach dem Eigentümer. Ihre Stimme zitterte leicht.
Sie blickte in den silbernen Spiegel, sah ihr Ebenbild, das ihr plötzlich irgendwie verzerrt vorkam. Ihre Augen weiteten sich. Der Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei.
Doch dann beruhigte sich die junge Frau wieder. Unsinn, dachte sie. Meine Nerven sind wohl ein wenig überreizt. Ich bin doch sonst eine moderne und aufgeschlossene Frau.
Warum lasse ich mich von ein wenig Nebel und einer fremden Umgebung nur so verrückt machen?
Judy schloss die Augen, versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, und atmete einige Male gleichmäßig durch.
Ein Geräusch ließ sie herumwirbeln. Sie öffnete die Augen und starrte auf ein kleines verschrumpeltes Männchen, das ihr höchstens bis zu ihrer Brust reichte.
Eine gewaltige Nase ragte aus dem uralt wirkenden Gesicht, das voller Falten war. Kein Haar bedeckte den eiförmigen Schädel. Zwei tief in den Höhlen liegende Augen blickten die junge Frau neugierig an.
Die schmalen Lippen des Männchens verzogen sich zu einem kalten Lächeln.
»Was kann ich für Sie tun?« klang eine dünne Stimme auf.
Das Kerlchen deutete eine Art Verbeugung an. Es wirkte so komisch, dass Judy sogar lächeln musste.
Endlich fand sie ihre Sprache wieder.
»Kann ich bei Ihnen telefonieren?« fragte sie. »Ich bezahle es selbstverständlich«, fügte sie hinzu, als sie den abweisenden Gesichtsausdruck des kleinen Mannes sah.
Er nickte zögernd.
»Ich möchte nur ein Taxi rufen, Sir«, sagte Judy schnell, als habe sie Angst, dass der Mann seine Zusage wieder zurückziehen würde.
»Ich werde es für Sie tun«, wisperte die hohe Stimme.
»Bitte gedulden Sie sich einen Moment. Ich bin sofort wieder zurück.«
Der kleine alte Mann rannte auf seinen krummen Beinchen davon. Judy sah ihm kopfschüttelnd hinterher.
»Was ist heute nur los?« murmelte sie. »Warum geht heute alles schief? Erst die Auseinandersetzung mit Harold, dann war meine Freundin auf mich sauer, anschließend verlaufe ich mich auch noch. Ich gehe am besten sofort nach Hause ins Bett und ziehe die Decke über den Kopf.«
Sie schwieg.
Wieder fiel ihr Blick auf den silbernen Spiegel. Erst jetzt sah sie die vielen Zeichen und Ornamente, die in den Rahmen eingraviert waren.
Neugierig trat Judy näher.
Doch es gelang ihr nicht, diese geheimnisvollen Zeichen zu entziffern. Wieder hatte sie das Gefühl, dass der Spiegel sehr alt sein müsste, obwohl sie ihn in keine Zeitepoche einzuordnen wusste.
Kopfschüttelnd trat Judy Summers zurück.
Wieder leuchtete ihr ihr Ebenbild entgegen. Die unnatürliche Blässe war aus ihrem Gesicht verschwunden. Die vorher so blutleeren Lippen wirkten jetzt wieder sinnlich.
Judy zuckte zusammen, als das kleine Männchen hinter ihr auftauchte und sich räusperte. Es klang wie das Gekrächze eines Raben. Kalt lief es der jungen Frau über den Rücken.
»Das Taxi wird in einigen Minuten da sein, junge Frau«, piepste das Männchen. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
Judy nestelte in ihrer Tasche, um nach ein paar Pennystücken zu suchen, doch der kleine Mann winkte ab.
»Schon gut, schöne Frau.«
Judy staunte, doch dann nickte sie freundlich. Ihr Blick blieb wieder wie magisch angezogen an dem silbernen Spiegel hängen.
»Was würde