Gefangen im Spukschloss: Gaslicht 50
Von Joan Garner
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Judy hörte ein aggressives, gefährliches Bellen. Fast wie bei einem wilden, ungebändigten Tier! Ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn plötzlich wurde sie von einer eiskalten Windbö erfaßt. Judy hatte mit Wind und sogar Regen gerechnet. Doch der Windstoß, der sie nun traf, war so eisig kalt, daß die junge Frau unwillkürlich erstarrte. Die Kälte schnitt in Judys Körper wie ein Messer. Bis tief in ihr Innerstes drang sie vor und ließ Judy von einem Moment auf den anderen voller Entsetzen erstarren. Judys Hände fanden plötzlich keinen Halt mehr am Gemäuer des Schornsteins. Völlig gefühllos, wie abgestorben fühlten sich ihre Finger an. Nun war Judy für den Wind leichte Beute. Er traf sie genau vor die Brust und schleuderte sie von dem Schornstein zurück. Unfähig, einen Schrei auszustoßen, taumelte Judy zurück und stürzte über die Dachkante in die Tiefe…
Schlurfende Schritte hallten dumpf in dem hohen düsteren Korridor des alten Castles wider. Die achtarmigen Kronleuchter, die in großen Abständen an mächtigen Ketten von der Decke hingen, tauchten den Gang in ein schummriges Halbdunkel. Die Türen, eingerahmt von wuchtigen, reichverzierten Zargen, lagen ebenso im halbdunkeln, wie die Nischen, in denen funkelnde Ritterrüstungen standen, in deren Metallhandschuhen mittelalterliche Waffen steckten.
Hinter den bogenförmigen Fenstern tobte ein nächtliches Gewitter. Der Sturm heulte um die verwinkelten Fassaden des alten Castles, peitschte den Regen gegen die Scheibe, wo das Wasser wie ein Vorhang hinabfloß.
Die schlurfenden Schritte kamen näher. Der Schatten einer Gestalt fiel auf den Boden des Korridors, der mit kostbaren Läufern ausgelegt war, die allerdings schon
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Gaslicht
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Buchvorschau
Gefangen im Spukschloss - Joan Garner
Gaslicht
– 50 –
Gefangen im Spukschloss
Judy Quin suchte die Gefahr - und sollte es bitter bereuen
Joan Garner
Judy hörte ein aggressives, gefährliches Bellen. Fast wie bei einem wilden, ungebändigten Tier! Ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn plötzlich wurde sie von einer eiskalten Windbö erfaßt. Judy hatte mit Wind und sogar Regen gerechnet. Doch der Windstoß, der sie nun traf, war so eisig kalt, daß die junge Frau unwillkürlich erstarrte. Die Kälte schnitt in Judys Körper wie ein Messer. Bis tief in ihr Innerstes drang sie vor und ließ Judy von einem Moment auf den anderen voller Entsetzen erstarren. Judys Hände fanden plötzlich keinen Halt mehr am Gemäuer des Schornsteins. Völlig gefühllos, wie abgestorben fühlten sich ihre Finger an. Nun war Judy für den Wind leichte Beute. Er traf sie genau vor die Brust und schleuderte sie von dem Schornstein zurück. Unfähig, einen Schrei auszustoßen, taumelte Judy zurück und stürzte über die Dachkante in die Tiefe…
Schlurfende Schritte hallten dumpf in dem hohen düsteren Korridor des alten Castles wider. Die achtarmigen Kronleuchter, die in großen Abständen an mächtigen Ketten von der Decke hingen, tauchten den Gang in ein schummriges Halbdunkel. Die Türen, eingerahmt von wuchtigen, reichverzierten Zargen, lagen ebenso im halbdunkeln, wie die Nischen, in denen funkelnde Ritterrüstungen standen, in deren Metallhandschuhen mittelalterliche Waffen steckten.
Hinter den bogenförmigen Fenstern tobte ein nächtliches Gewitter. Der Sturm heulte um die verwinkelten Fassaden des alten Castles, peitschte den Regen gegen die Scheibe, wo das Wasser wie ein Vorhang hinabfloß.
Die schlurfenden Schritte kamen näher. Der Schatten einer Gestalt fiel auf den Boden des Korridors, der mit kostbaren Läufern ausgelegt war, die allerdings schon ein wenig verschlissen und alt aussahen.
»Gleich ist sie da«, flüsterte Judy Quin. Sie hatte sich in einer Nische hinter einer Ritterrüstung versteckt, so daß die Gestalt im Korridor sie nicht sehen konnte.
»Ich sehe sie«, erwiderte Allan mit gedämpfter Stimme. Er lauerte hinter der gegenüberliegenden Tür, die nur angelehnt war. »Es kann losgehen!«
Judy drückte sich noch tiefer in den Schatten der Nische. Die Gestalt auf dem Korridor war nun nur noch wenige Schritte entfernt.
Da begannen plötzlich die Glühbirnen in den Kronleuchtern zu flackern. Unheimliche Schatten huschten über die Wände und die düsteren Gemälde.
Dann ging das Licht ganz aus.
»Verflucht!« preßte die Gestalt auf dem Korridor grimmig hervor. Es handelte sich um eine hagere, verknöchert wirkende Frau mit kurzem brünetten Haar. Sie trug ein aufwendiges rosafarbenes Rüschenkleid, in dem sie wie ein zu groß geratenes Mädchen aussah. In ihrer Armbeuge trug sie eine klobige Handtasche aus braunem Leder, die überhaupt nicht zu dem Erscheinungsbild der Frau paßte und ihrem absurden Modegeschmack die Krone aufsetzte.
Draußen flackerte ein Blitz auf. Sein Widerschein fiel durch die Bogenfenster und leuchteten für einen Moment das Gesicht der Frau, die nun zögernd in dem dunklen Korridor stehengeblieben war.
Die Frau sah verängstigt und eingeschüchtert aus, wie Judy in ihrem Versteck zufrieden feststellte.
Judy würde leichtes Spiel mit Lady Victim haben!
Lady Victim fürchtete sich tatsächlich in dem finsteren Korridor. Unwillkürlich hatte sie ihre ominöse Handtasche vor die Brust gepreßt, hielt gebannt die Luft an und wartete darauf, daß das Licht wieder anging.
Dies war genau der richtige Zeitpunkt für Judys Auftritt!
Mit einem wimmernden Klagelaut löste Judy sich aus der Nische und huschte leichtfüßig quer über den Korridor auf die angelehnte Tür zu, hinter der Allan versteckt war.
Als Lady Victim die geisterhafte Erscheinung erblickte, die unmittelbar vor ihr über den Korridor schwebte, stieß sie einen schrillen Entsetzensschrei aus. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die Frau in dem wallenden weißen Kleid an, das aussah, als würde es aus Nebel bestehen.
Die Frau in dem Nebelkleid war schlank und gut gebaut – aber sie sah auch unnatürlich bleich und hohlwangig aus. Rabenschwarzes Haar umflutete ihren Kopf, der fast wie ein Totenschädel anmutete.
Lady Victim ließ ihre Handtasche fallen und preßte sich voller Entsetzen die Hände vor den Mund. Benommen taumelte sie einen Schritt zurück.
Im nächsten Moment war die unheimliche Gespensterfrau durch eine Tür geschwebt, die sich vor ihr, wie durch Geisterhand bewegt, geöffnet hatte.
Mit einem lauten, hallenden Krachen fiel die Tür wieder ins Schloß. Gespenstische Stille breitete sich aus. Eine Stille, die nur durch Lady Victims keuchenden Atem und dem heulen des Sturms durchbrochen wurde.
Oder war da etwa noch ein anderer Laut?
Lady Victim lauschte gebannt.
Was sie vorher für das Heulen des Sturms gehalten hatte, entpuppte sich jetzt als wimmerndes Wehklagen.
»Gib mir meinen Mann zurück, Lady Victim«, wehrte eine gespenstische Stimme durch den Korridor.
Die hagere Frau auf dem Korridor erstarrte. Eine Gänsehaut kroch ihr den Rücken hinunter. Am liebsten wäre sie auf dem Absatz umgedreht und Hals über Kopf davongerannt.
Aber die Angst hatte Lady Victim gelähmt. Schlotternd und mit weit aufgerissenen Augen stand sie da und war unfähig irgendetwas zu tun.
Plötzlich sprang die Tür, durch die die Geisterfrau entfleucht war, wieder auf. Grelles Licht flutete auf den Korridor hinaus und warf ein hellweißes langgezogenes Rechteck auf den Boden und die gegenüberliegende Wand.
In dem Rechteck zeichnete sich scharf der Schatten der Geisterfrau ab. Wie ein Scherenschnitt sah das aus, nur daß er sich auf gespenstische Weise bewegte. Das Kleid und das lange Haar wurden von einem geheimnisvollen Wind bewegt. Die Geisterfrau vollführte beschwörende Gesten, als wollte sie Lady Victim zu sich locken.
»Wer… wer ist da?« stammelte die Lady. Die Furcht hatte ihre Stimme, die von Natur aus rauh und kratzend klang, noch um einige Nuancen mißtönender werden lassen.
»Ich bin Agatha«, drang es wispernd zu Lady Victim herüber. »Sir John ist mein Ehemann. Niemals werde ich es dulden, daß es eine andere Frau an seiner Seite gibt!«
»A… Agatha ist doch seit einigen Jahren tot«, stammelte Lady Victim. »John hat mir ihr Grab erst gestern gezeigt!«
»Mein Körper mag dahingesiegt sein«, kam wispernd die Erwiderung. »Aber mein Geist nicht! Jede Frau, die sich in das Leben meines geliebten John drängen will, werde ich vernichten!«
Die beschwörenden Gebärden der Geisterfrau wurden nun bedrohlicher. Die Kronleuchter an der hohen Decke fingen plötzlich an zu wanken und zu klirren.
Da löste sich plötzlich eine der schweren Lampen aus der Halterung. Sie rauschte herab und knallte nur wenige Schritte hinter Lady Victim mit lautem Scheppern auf den Boden.
Schreiend wirbelte die Lady herum und wich dann entsetzt vor dem zerstörten Kronleuchter zurück.
Hätte die schwere solide Lampe sie getroffen, hätte das ihren Tod bedeutet!
Gehetzt wandte Lady Victim sich zu der grell erleuchteten Tür um. Der Schatten der Geisterfrau war noch immer da!
»John hat mir erst nach unserer Hochzeit gebeichtet, daß er bereits schon einmal verheiratet gewesen war«, erklärte Lady Victim verzweifelt und mit schwankender Stimme. »Erst, als er mir Agathes Grab zeigte, hat er mir von seiner verstorbenen Frau erzählt. Ich hatte also keine Ahnung!«
»Das wird dich nicht vor meiner Rache schützen«, erwiderte die gespenstische Stimme kalt. »John wird immer mein bleiben!«
Plötzlich erlosch das grelle Licht. Finsternis breitete sich schlagartig aus.
Lady Victim hob abwehrend die Hände. Für Sekunden sah sie nichts als Schwärze vor ihren Augen. Nur langsam schälten sich die Umrisse der Bogenfenster undeutlich in der Dunkelheit ab. Ein Blitz flammte plötzlich auf und kurz darauf krachte ein Donner über die Dächer des Castles hinweg.
Lady Victim zuckte unwillkürlich zusammen. Ihre