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Die Geliebte der Wölfin
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eBook355 Seiten5 Stunden

Die Geliebte der Wölfin

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Über dieses E-Book

Die schöne Lady Gwendolyn wird auf dem nächtlichen Heimweg überfallen. Rettung naht in Gestalt der attraktiven Ritterin Sir Blaidd, die in geheimer Mission eine Verschwörung gegen die Königin aufdecken soll. Gwendolyn verliert ihr Herz an die tapfere Heldin, gemeinsam versuchen sie nun, mit ihren Freunden den Verschwörern zuvorzukommen. Doch die Feinde sind mächtig, mittels dunkler Rituale versuchen sie, ihre Kräfte zum entscheidenden Schlag zu bündeln. Auch Gwendolyn gerät in Gefahr. Kann Sir Blaidd sie mit ihrem Mut und ihrem geschickten Schwert aus der tödlichen Falle befreien?
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783941598737
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    Buchvorschau

    Die Geliebte der Wölfin - Diana Lee

    Diana Lee

    DIE GELIEBTE DER WÖLFIN

    Aus dem Amerikanischen übersetzt von

    Anja Hansen-Schmidt

    Originalausgabe:

    © 1998

    ePUB-Edition:

    © 2013

    édition el!es

    www.elles.de

    info@elles.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-941598-73-7

    Coverfoto:

    © Xenia-Luise – Fotolia.com

    1. Kapitel

    Während die dunkle Landschaft am Fenster der Kutsche vorüberflog, grübelte Lady Gwendolyn über die plötzliche Eingebung nach, die sie dazu veranlasst hatte, das bequeme Stadthaus mitten in der Nacht zu verlassen und durch die Dunkelheit nach Hause zu eilen. Aber wenn sie auch nur eine weitere Nacht im Hause ihres Bruders verbracht hätte, wäre es höchstwahrscheinlich zu Gewalttätigkeiten gekommen. Sie hatte die ständigen Nörgeleien des Earls so satt gehabt, dass sie entgegen sämtlicher Höflichkeitsgebote einfach geflohen war, um in ihrem Landhaus Zuflucht zu suchen. Die junge Herzogin hatte sich nicht einmal umgezogen, sie trug immer noch ihr elegantes, aber höchst unpraktisches Ballkleid.

    Die zahlreichen Bälle, die Gwendolyns Schwägerin während der letzten Wochen veranstaltet hatte, dienten nur einem Zweck, nämlich für Gwendolyn einen angemessenen Ehemann zu finden. Die jungen Männer, denen Gwendolyn ständig vorgestellt wurde, waren nicht etwa deswegen ausgesucht worden, weil sie ihr möglicherweise gefallen könnten. Nein, der Earl von Yorkly und seine Frau waren fest entschlossen, Gwendolyn mit dem Mann zu verheiraten, dessen Familie die besten Verbindungen offerierte und dem ehrgeizigen jungen Earl bei seiner politischen Karriere nützlich sein konnte. Oder steckte gar der Ehrgeiz von Gwendolyns Schwägerin dahinter? Gwen seufzte und fragte sich, warum die zwei sie nicht einfach in Frieden lassen konnten. Sie wollte ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.

    Etwas melancholisch schaute Gwendolyn zum Fenster der Kutsche hinaus. Die Nacht war dunkel, und Wolken bedeckten den Himmel. Eigentlich wäre es viel praktischer gewesen, den Morgen abzuwarten, anstatt im schwachen Schein der Fackeln gezwungenermaßen im Schneckentempo zu reisen. Aber als Gwendolyn ihren Pagen geschickt hatte, um die Kutsche vorfahren zu lassen, hatten weder er noch der Kutscher protestiert. Sie waren des vornehmen Haushalts ihres Bruders ebenso überdrüssig gewesen wie Gwendolyn selbst. Der junge Page fuhr nun oben auf dem Kutschbock mit und benutzte seine scharfen Augen dazu, dem Kutscher zu helfen, das Gefährt sicher auf der holprigen Straße zu halten. Gwendolyn blieb im Inneren des Wagens allein ihren traurigen Gedanken überlassen.

    Plötzlich leuchtete hinten am Horizont ein Blitz auf, und ein lautes Krachen erschütterte den Himmel. In dieser Zehntelsekunde hellen Lichts hatte sich auf Gwendolyns Netzhaut der beunruhigende Anblick von Reitern, die sich der Kutsche näherten, eingebrannt. Ihre vollen Brüste spannten sich über dem eng geschnürten Mieder, während sie tief Luft holte, um den lähmenden Schrecken der Erkenntnis zu bekämpfen, dass sie gleich einer Bande von Straßenräubern zum Opfer fallen würde. Verzweifelt versuchte sie, ihrem Kutscher eine Warnung zuzurufen, aber das Rattern der Räder auf dem steinigen Weg übertönte ihre Schreie. Zu spät erst wurde die Kutsche schneller und versuchte, den Banditen zu entkommen. Die Pferde waren jedoch schon erschöpft, und so war der Ausgang des Rennens von vornherein entschieden. Die Reiter galoppierten bereits auf beiden Seiten der Kutsche und näherten sich den vorderen Kutschpferden. Da fiel einer von ihnen plötzlich vom Pferd, und noch über das Klappern der Räder und das panische Wiehern der Pferde hinweg konnte Gwen die klatschende Peitsche ihres Kutschers hören, der nach den Männern schlug, die versuchten, die Pferde anzuhalten. Einen kurzen Moment lang wagte Gwendolyn zu hoffen, dass sie noch entkommen würden, dann aber stürzte der Körper ihres Kutschers am Fenster vorbei auf den Waldboden.

    Lady Gwendolyn streckte den Kopf aus dem kleinen Fenster und beobachtete, wie einer der Reiter nach dem Zügel des führenden Kutschpferdes griff. Die Kutsche wurde langsamer und kam schließlich zum Stehen. Als die Tür aufgerissen wurde, griff Gwendolyn zu ihrer Verteidigung nach ihrem Schirm, der einen spitzen Stiel hatte. Ein Mann mit furchteinflößendem Äußeren versuchte, sie zu packen. Sie musste würgen, als sein stinkender Knoblauchatem ihr ins Gesicht schlug. Dennoch gab sie ihm mit der Spitze ihres Schirmes einen harten Stoß vor die Brust, so dass er nach Luft schnappend zu Boden fiel. Dadurch ermutigt, wappnete sich Gwendolyn zu weiterer Gegenwehr. In diesem Augenblick tauchten zwei weitere Eindringlinge auf, die mit ihren Schwertern in den engen Innenraum der Kabine hinein stachen. Gwendolyn parierte die Klingen mit viel Geschick, und es gelang ihr tatsächlich, einen der beiden Banditen zu entwaffnen, indem sie seine Hand gegen die Tür schlug. Gerade als sie ihrem zweiten Angreifer einen Schlag auf den Kopf versetzen wollte, wurde hinter ihr die Tür aufgerissen. Grobe Hände umfassten ihre Taille und warfen sie nach draußen auf den Boden.

    Ihr Herz sank, und sie zitterte vor Furcht, als ihr klar wurde, dass sie sich niemals gegen vier Straßenräuber würde verteidigen können, zumal sie nun auch ihres Schirmes beraubt war. An Flucht war mit ihrem engen Gewand schon gar nicht zu denken. Einen Moment lang drohte der Schrecken sie zu überwältigen, und hätte sie nicht schon längst auf dem Boden gelegen, wäre sie wohl ohnmächtig geworden. »Dieses verdammte Korsett«, dachte sie, während sie an den engen Schüren zerrte, die sie in ihrer Bewegungsfreiheit so gefährlich einschränkten. Schnell griff sie nach dem Dolch, den sie versteckt unter ihren Röcken trug und schwor sich tapfer, dass sie ihre Ehre teuer verkaufen würde, wenn diese Unholde versuchen sollten, sie zu vergewaltigen.

    Eine Weile waren die Straßenräuber damit beschäftigt, die Kutsche nach verstecktem Geld oder Diamanten zu durchsuchen. Dies nutzte Gwendolyn, um heimlich auf die Füße zu kommen – so heimlich zumindest, wie es ihr in den sechs Lagen Tuch und ihrem festgezurrten Korsett überhaupt möglich war – und in Richtung der rettenden Bäume zu laufen. Nach einem Dutzend Meter stolperte sie unglücklich über eine Baumwurzel und verfing sich in ihren voluminösen Röcken; dann waren sie auch schon über ihr. Einer der Männer streckte seine schmutzige Hand aus und riss ihr die Kette vom Hals. Der Anführer lachte sie höhnisch an und zog mit beiden Händen ihr Mieder hinunter, so dass ihre wunderschönen, milchweißen Brüste plötzlich der kalten Nachtluft ausgesetzt waren. Lüstern versammelten sich die vier Halunken um sie. Sie waren so gebannt von dem bezaubernden Anblick ihres entblößten Busens, der im Mondlicht vor Angst wogte, dass sie die dunkle Gestalt, die sich an sie heranschlich, erst bemerkten, als die Hand, die sich nach Gwendolyn ausstreckte, mit einem einzigen Hieb vom Arm getrennt wurde.

    Gwendolyn schrie mit aller Kraft und verblüffte damit die Räuber genau jene kostbare Sekunde lang, die ihr Retter benötigte, um auch den zweiten Dieb kampfunfähig zu machen. Nun wandten sich jedoch die zwei anderen dem Angreifer zu und hoben ihre Schwerter. Das nun folgende Gefecht war kurz, aber heftig. Der dunkle Schatten ihres Retters bewegte sich mit der fließenden Grazie eines Wolfes und parierte mühelos die Schwerthiebe der Räuber. Ihr Anführer war auch nicht gänzlich ungeschickt im Umgang mit der Waffe, was Gwendolyn des Öfteren zu ängstlichen Stoßgebeten veranlasste. Endlich stieß ihr Retter seine Klinge tief in den Leib seines Gegners, der über dem Schwert zusammenbrach.

    Der letzte der Diebe dachte, er könne es nun ausnutzen, dass die Waffe des Fremden kurzzeitig nicht zu gebrauchen war und stürzte sich auf ihn. Gwendolyn stieß noch einen Warnruf aus, aber ihr Retter war viel zu gewandt, um auf eine solch plumpe Attacke hereinzufallen. Er wich behände zur Seite, wobei er das zu Boden gefallene Schwert des toten Anführers aufhob. Da der übriggebliebene Bandit den überlegenen Waffenkünsten der schwarzen Gestalt nicht gewachsen war, zog er sich vorsichtig zurück. Panisch blickte er um sich und sah Lady Gwendolyn, die eben versuchte, auf die Füße zu kommen. Er stürzte sich auf sie, vielleicht dachte er, er könne ihr Leben für das seine eintauschen, aber der Fremde war zu schnell für ihn, und der Kampf endete mit einem letzten Hieb, der den Räuber niederstreckte.

    Gwendolyn erhob sich mit zitternden Knien. Ihr erster Gedanke galt ihrem jungen Pagen, der auch auf dem Kutschbock gesessen hatte, als der Angriff kam. Sie wollte unverzüglich nach ihm sehen, aber auf dem unebenen Boden, der vom Blut der Angreifer ganz schmierig war, kam sie ins Stolpern und wäre beinahe gefallen, wenn der flinke Unbekannte sie nicht unversehens in seinen Armen gehalten hätte.

    »Nun seid Ihr in Sicherheit«, sagte eine ruhige und angenehme Stimme. »Ihr braucht Euch nicht mehr zu fürchten, Mylady.«

    Gwendolyn hatte schon protestierend den Mund geöffnet, um zu betonen, dass sie sich nicht im geringsten fürchtete. Als sie allerdings die weichen Brüste ihrer Retterin durch das dicke, unförmige Kettenhemd fühlen konnte, hielt sie ihren Einspruch schnell zurück. Spontan entschloss sie sich, vielleicht doch ein wenig ohnmächtig zu werden – schließlich war es wirklich eine furchtbare Nacht gewesen – und gab in ihren Knien ein wenig nach. Sofort wurde sie von starken Armen noch fester gegen eine weibliche Brust gedrückt, und sie seufzte erleichtert und zufrieden, während sie ihren Kopf gegen das weiche Polster legte. »Vielen Dank, edle Ritterin. Danke für die Rettung in letzter Minute«, hauchte sie mit schwacher Stimme und griff unter ihre Röcke, um den Dolch wieder wegzustecken. Damit hätte sie niemals allein vier Räuber auf einmal besiegen können.

    »Keine Ursache, Mylady. Es war mir ein großes Vergnügen, Euch zu Diensten sein zu dürfen. Dürfte ich wohl den Namen von Mylady erfahren?«

    »Oh, bitte vergebt mir. Meine Manieren haben wohl auch die Flucht ergriffen. Ich bin Lady Gwendolyn von Yorkly. Freunde nennen mich Gwen. Und Ihr, Mylord?«

    »Macht Euch keine Sorgen. Unter diesen Umständen habt Ihr sehr tapfer gehandelt. Ich bin Casey Sir Blaidd.« Blaidd löste sich aus der Umarmung, beugte sich über Gwens Hand und küßte sie zart. Als die Ritterin wieder aufsah, richteten sich ihre Augen auf Gwens Brüste, die wie zwei reife Melonen aus den Fetzen ihres Kleides ragten. Sie erspähte einen dunklen Fleck auf der Haut der Lady. »Aber Ihr seid ja verwundet!« rief sie entsetzt. Sofort zog sie ein Tuch hervor und griff mit beiden Händen nach der verletzten Brust, um das Blut zu stillen.

    Gwendolyn war nun wirklich nahe daran, in Ohnmacht zu fallen, angesichts der entzückenden Empfindungen, die sie überkamen, als Sir Blaidd ihre Brüste liebkoste. Es verschlug ihr den Atem, und sie konnte nichts sagen. Blaidd reinigte ihre Wunde, wobei sie mit der einen Hand Gwens Brust umfasste und mit der anderen das Blut sanft abwischte.

    »Vielleicht solltet Ihr Euch lieber hinlegen, während ich etwas Wasser besorge, um die Wunde richtig zu säubern«, sagte sie besorgt.

    »Oh nein, Sir Blaidd. Bitte bemüht Euch nicht. Das ist nicht mein Blut«, stammelte Gwen. Sie war hochrot im Gesicht, und ihre Gefühle waren ein einziges Durcheinander aus Begehren und Verlegenheit.

    »Oh, das ist aber nur ein Grund mehr, das Blut ordentlich abzuwaschen«, erwiderte Blaidd galant und überspielte so Gwens Verlegenheit. »Wer weiß, welche abscheulichen Krankheiten solch Ungeziefer in sich trägt.«

    Erst nachdem sie das Blut gänzlich entfernt hatte, nahm Sir Blaidd ihre Hände von Gwendolyns Brust. Dann bot sie ihr den Arm und geleitete sie zurück zur Kutsche. Das war auch nötig, denn mittlerweile hatte Gwen tatsächlich weiche Knie.

    Neben der Kutsche fanden sie den jungen Pagen auf dem Boden liegend. Gwen schrie besorgt auf, als sie die blutende Wunde an der Stirn des Jungen sah, aber als sie sich neben ihn kniete, fand sie schnell seinen Puls und war beruhigt, da er kräftig schlug. Vorsichtig untersuchte sie ihn, stellte fest, dass er sich nichts gebrochen hatte und bat Sir Blaidd, ihn in die Kutsche zu setzen.

    »Vermutlich ist der Kutscher tot. Ich sah ihn dort bei der Eiche vom Kutschbock fallen«, sagte Gwen und deutete die Straße zurück.

    »Kommt Ihr hier allein zurecht, Mylady? Dann nehme ich mein Pferd und schaue nach dem Kutscher.«

    »Ja, natürlich, Mylord.« Gwen beobachtete, wie Sir Blaidd zu einem unförmigen Gebilde lief, von der sie geglaubt hatte, es sei ein Schatten, bis es sich bewegte und die Gestalt eines Pferdes sichtbar wurde. Die Ritterin saß mit einer anmutigen Bewegung auf und ritt in leichtem Galopp die Straße entlang.

    Kritisch begutachtete Gwen ihre auf dem Boden verstreuten Besitztümer. Die meisten ließ sie liegen. Eigentlich machte sie sich nichts aus diesen Gewändern, zu deren Anfertigung ihre Schwägerin sie genötigt hatte. Sollte derjenige, der sie fand, die protzigen Stoffe doch mitnehmen. Gwen barg das Kästchen mit Juwelen, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte und noch einige andere Kleinigkeiten, die sie ungern verlieren wollte. Sie riss einen ihrer Unterröcke in Stücke und verband damit den Kopf des unglücklichen Pagen. Als sie aufblickte, sah sie Sir Blaidd zurückkehren, mit einem Pferd am Zügel, das die Last des toten Kutschers trug. Tränen vernebelten ihre Sicht, als sie an die vielen Momente dachte, in denen sie die Gesellschaft des Mannes genossen hatte. Er hatte sich mit Pferden gut ausgekannt, und obwohl er aufgrund eines lahmen Beines nicht mehr hatte reiten können, so war er doch einst einer der besten Reiter ihres Vaters gewesen. Er hätte sich schon vor einigen Jahren zur Ruhe setzen können, bevorzugte es jedoch, die Herrin persönlich zu kutschieren. Gwendolyn senkte den Kopf und bat die Göttin um Verzeihung für ihren überstürzten Entschluss, sich auf nächtliche Reise zu begeben, und dankte ihr auch für ihre Rettung. Dann berührte sie den Kopf ihres Dieners und betete für seine Seele.

    Schweigend wartete Blaidd, bis Gwendolyn ihr Gebet beendet hatte und band dann ihr Pferd hinten an die Kutsche. Sie verneigte sich und geleitete Gwendolyn an ihrem Arm zum Wagen. Sie selbst schwang sich hoch auf den Kutschbock und nahm die Zügel in die Hand. Am Himmel dämmerte bereits der Morgen. Gwendolyn konnte schon die vertrauten Orientierungspunkte ausmachen, die von der Nähe ihres Zuhauses kündeten. Wieder wurden ihre Augen feucht, als sie erkannte, wie nah sie der sicheren Zuflucht gewesen waren. Nur eine Stunde noch oder zwei, und sie wären Zuhause gewesen. Zuhause . . . Das Wort hallte in ihrem Kopf wieder, und trotz des Schreckens der Nacht und des Todes ihres Kutschers lächelte Gwendolyn bei dem Gedanken, wieder nach Hause zu kommen.

    2. Kapitel

    Lady Gwendolyn räkelte sich in ihrem Bett. Während ihre Zofe Tanya die Vorhänge zurückzog, um die Nachmittagssonne hineinzulassen, ließ Gwendolyn sich noch einmal ihr nächtliches Abenteuer durch den Kopf gehen. Noch einmal durchlebte sie den Schrecken des Angriffs und dann das großartige Gefühl tiefer Erleichterung, als die tapfere Sir Blaidd zu ihrer Rettung gekommen war. Bei dem Gedanken an Sir Blaidd stieg Gwendolyn die Röte in die Wangen, und sie fühlte plötzlich die wunderbarsten Empfindungen in ihren Brüsten und tief in ihrer feuchten Weiblichkeit. Sie schloss die Augen, um sich noch besser an die erregenden Gefühle erinnern zu können, die sie durchströmt hatten, als die Ritterin ihre Brust so zärtlich versorgt hatte.

    In der nächtlichen Dunkelheit war es nicht möglich gewesen, Blaidds Antlitz richtig zu sehen. Erst als sie kurz nach dem Morgengrauen im Herrenhaus angekommen waren, hatte Lady Gwendolyn die Gelegenheit gehabt, die ritterliche Frau genauer zu betrachten. Blaidds Gesicht war eher markant und gutaussehend als hübsch. Sie hatte einen energischen Zug um Nase und Kinn, in ihren Augen jedoch zeigte sich ein humorvolles Zwinkern, und sie hatte ein wunderbar strahlendes Lächeln. Ihr dunkelbraunes Haar trug sie kurz, vermutlich damit es unter ihren Helm passte, und über ihrem linken Ohr hatte sie eine weiche weiße Strähne. Blaidds Heldentaten ließen sie sehr groß erscheinen, aber im Morgenlicht konnte Gwendolyn sehen, dass Blaidd nur wenige Zentimeter größer war als sie selbst. Ihr Körper war etwas stämmig, und Gwendolyn erinnerte sich mit großer Sehnsucht an die Stärke ihrer Arme. In ihrer Phantasie befreite sie Blaidd von ihrem Gewand und stellte sich dabei vor, wie die Muskeln sich unter dem weichen Fleisch bewegten. Sehnsüchtig dachte sie an die festen Brüste, an denen sie die Nacht zuvor geruht hatte.

    »Ihr Bad ist fertig, Herrin.« Gwendolyns vergnügliche Gedanken wurden von ihrer Zofe Tanya unterbrochen. Sie streckte sich und bog ihren Rücken wie eine Katze. Tanya sah mit Vergnügen, wie sich Gwendolyns Brüste gegen den Stoff ihres Nachtgewandes wölbten. Die Brustwarzen waren aufgerichtet, und die Zofe lächelte verschmitzt und verständnisvoll: Auch sie hatte Sir Blaidd im Licht des frühen Morgens bewundert.

    »Ist Sir Blaidd bereits aufgestanden, Tanya?«

    »Ja, Mylady. Sie ist mit dem Sheriff unterwegs, um ihm zu zeigen, wo der Angriff stattfand.« Angesichts dieser Nachricht legte Gwendolyn enttäuscht die Stirn in Falten. Sie hatte sich schon darauf gefreut, die schöne Ritterin wiederzusehen, und außerdem verabscheute sie den Sheriff zutiefst.

    »Hat sie gesagt, ob sie wiederkommt?«

    »Oh ja, Herrin. Ich habe ihr gesagt, dass ihre Anwesenheit beim Abendessen erwünscht ist. Ich war mir sicher, dass Ihr gern eine Gelegenheit hättet, ihr für letzte Nacht gebührend zu danken.«

    »Ausgezeichnet, Tanya«, sagte Gwendolyn und sprang aus dem Bett. »Du hast genau das Richtige getan. Aber warum bist du plötzlich so förmlich und nennst mich ›Mylady‹?«

    »Oh, Mrs. Dunstable hat mich wieder einmal gerügt, weil ich nicht respektvoll genug sei.«

    »Nun, dann benimm dich ihr gegenüber respektvoll, aber fange bitte nicht an, diese ärgerlichen Dienerangewohnheiten auch bei mir zu zeigen. Mein Bruder lässt seine Diener so sehr kriechen, dass die arme Zofe, die mir zugeteilt war, nicht in der Lage war, einen Satz auszusprechen, ohne mindestens ein Dutzend ›Myladys‹ darin unterzubringen.«

    »Also gut, Gwen, dann werde ich nur dann respektvoll sein, wenn respektable Menschen dabei sind«, antwortete Tanya kess. Gwendolyn gab ihr einen Klaps auf den Hintern und lief an ihr vorbei in die Badestube. Dort zog sie ihr Nachthemd aus und stieg in die hohe Holzwanne. Sie seufzte voll Freude, als Tanya ihr das füllige hellbraune Haar einseifte, setzte sich dann vergnügt auf und ließ sich von der Zofe den Rücken waschen. Währenddessen versuchte sie sich vorzustellen, wie es wäre, wenn Sir Blaidds Hände ihren Rücken liebkosen, über ihre Schultern streicheln und dann über ihre Brüste und Brustwarzen gleiten würden. »He, was soll das«, schimpfte sie dann plötzlich und riss die Augen auf, als Tanya ihre beiden Brüste zärtlich mit einer dicken Schaumschicht bedeckte.

    »Warum nicht?« fragte die Zofe mit einem unschuldigen Lächeln. »Du magst das doch!«

    »Das spielt keine Rolle. Geh und lege mir mein Kleid zurecht, du kleines Luder.«

    Tanya lachte und sprang zurück in das Schlafgemach, um den Befehl ihrer Herrin zu befolgen. Gwendolyn ließ sich wieder zurück in das warme Wasser sinken und wusch sich dort weiter, wo ihre Zofe aufgehört hatte. Als sie sich endlich erhob, war das Wasser schon recht abgekühlt.

    Es dämmerte bereits, als Sir Blaidd und der Sheriff von Nothingham zurück in den Hof des Hauses galoppierten. Die Stallburschen waren sofort zur Stelle, um die Pferde zu übernehmen, und die zwei Reiter betraten just in dem Moment die Halle, als Lady Gwendolyn den letzten Treppenabsatz herunterstolzierte. Die beiden Ankömmlinge hielten in ihrer Unterhaltung inne und starrten gebannt auf ihre strahlende Erscheinung. Die Herzogin sah wunderschön aus in ihrem tiefblauen Gewand. Ihr Haar war von Tanya kunstfertig frisiert worden und ringelte sich in lockigen Wellen über ihren Rücken. Während sie die Stufen hinabstieg, schwangen ihre Röcke elegant um ihre üppigen Hüften und umspielten die schlanken Knöchel. Über ihrem enggeschnürten Mieder wölbten sich ihre Brüste. Ihr süßes rundes Gesicht lächelte etwas gezwungen, als sie erkannte, dass sie nun höflichkeitshalber auch den Sheriff zum Essen einladen musste, aber Sir Blaidds Anblick zauberte sofort wieder zwei reizende Grübchen in ihr leicht gerötetes Gesicht.

    Es ließ sich nicht vermeiden, dass Lord Snark, der Sheriff von Nothingham, sie die letzten Stufen hinabgeleitete und an seinem Arm zum Abendessen führte. Da er der ältere Ritter war, gebot es die Etikette, ihn zu begleiten. Zumindest am Tisch würden jedoch beide neben ihr sitzen. Zu gern hätte sie tausend Fragen an Sir Blaidd gerichtet, doch Snark dominierte die Unterhaltung von Anfang bis Ende und langweilte alle Anwesenden mit weitschweifigen Beschreibungen seiner Waffenkünste. Gwendolyn musste mehr als einmal ein Gähnen unterdrücken. Sir Blaidd verbarg ein Lächeln, als sie die Gastgeberin bei dem tapferen Versuch beobachtete, während Snarks Vortrag wach zu bleiben. Endlich wurde der Tisch abgeräumt, um Portwein und eine Schale mit Früchten zu servieren, und Lord Snark erhob sich bereits in der Erwartung, dass Gwendolyn sich nun zurückziehen würde. Die Herzogin jedoch pflegte ganz eigene Konventionen in ihrem Heim und ließ drei Gläser Portwein einschenken. Hinterhältig lächelte sie Lord Snark an und gestattete ihm äußerst großzügig, die Waschräume des Hauses zu benutzen. So blieb ihm keine andere Möglichkeit, als sich zumindest für einige wenige Augenblicke zurückzuziehen.

    Sogleich ergriff Gwendolyn das Wort: »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mich bei Euch für die Rettung in letzter Minute vergangene Nacht zu bedanken, Sir Blaidd.«

    »Keine Ursache, Mylady. Es war mir ein Vergnügen.«

    »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig neugierig bin, wie Ihr zufällig im rechten Moment auf mich gestoßen seid«, erkundigte sich Gwendolyn und blickte Blaidd unter ihren langen Wimpern hervor schmachtend an.

    »Das ist kein Geheimnis, Mylady. Ich war gerade am Wirtshaus in Chanceton angekommen und beabsichtigte, dort die Nacht zu verbringen. Aber als Eure Kutsche vorbeifuhr, hörte ich, wie zwei Gäste sich über die reichen Herrschaften lustig machten, die geradewegs in eine Falle reiten würden. Da schien mir, dass ich vielleicht gebraucht werden könnte. Leider dauerte es etwas länger, bis ich mein Pferd gesattelt hatte und Euch folgen konnte, da die zwei Grobiane an meinem plötzlichen Aufbruch Anstoß nahmen und versuchten, mich in den Ställen hinterrücks zu überfallen.«

    »Aber Mylord, dann stehe ich ja doppelt in Eurer Schuld. Einmal weil Ihr so gütig wart, uns zu folgen und dann, weil Euch solche Gefahren begegneten, noch ehe Ihr auf meine unglückliche Situation stießet.«

    Unter Gwendolyns bewunderndem Blick errötete Sir Blaidd auf ganz entzückende Weise. Sie nahm Gwendolyns Hand und küßte die Handfläche, so dass warme Schauer an Gwendolyns Arm emporstiegen.

    »Herrin, hätte ich gewusst, dass Ihr es seid, die mich am Ende diese Abenteuers erwartet, wäre mir keine Gefahr ein zu großer Preis für das Privileg gewesen, für Eure Sache zu kämpfen. Jedoch ist es die Pflicht eines jeden Ritters oder Ritterin, das zu tun, was ich getan habe. Deswegen sind meine Taten klein in Anbetracht des Mutes, den Ihr zeigtet, als Ihr Eure Ehre verteidigt habt.«

    Gwendolyn und Sir Blaidd hätten sich womöglich noch Stunden gegenseitig mit derlei Komplimenten überschüttet, aber in diesem Augenblick kehrte Lord Snark an den Tisch zurück. Beim Anblick von Gwendolyns Hand im Griff von Sir Blaidd zog er eine äußerst finstere Miene und drängte darauf, dass Blaidd ihn zurück zur Burg begleitete, um die Nacht dort zu verbringen. Noch bevor Blaidd etwas antworten konnte, unterbrach Gwendolyn Snarks Rede und teilte ihm mit, dass Blaidd bereits ihre Einladung angenommen hatte, die Nacht auf Yorkly Manor zu bringen. Snarks finsterer Blick verdunkelte sich noch weiter, aber er fand keinen passenden Vorwand, um Sir Blaidd aus der Gesellschaft der Lady zu reißen. Also lehnte er sich bequem in seinem Stuhl zurück, als wolle er dort recht lange verweilen. Wenn er Sir Blaidd schon nicht entfernen konnte, dann wollte er die beiden zumindest daran hindern, allein zu sein.

    Er war gerade dabei, eine weitere längere Ausführung über seine Heldentaten zu beginnen, als Gwendolyn sich dramatisch in ihrem Stuhl zurücklehnte, laut aufseufzte und ihre Hand gegen ihre Stirn presste. Wie auf ein Stichwort kam Tanya mit einer Kapsel und einem Taschentuch herbei gestürmt. Sie schimpfte lautstark mit ihrer Herrin, dass sie sich nach ihren schrecklichen Erlebnissen in der Nacht zuvor überanstrengen würde. Sir Blaidd war ein wenig verblüfft angesichts dieses plötzlichen Anfalls, bemerkte dann jedoch das Zwinkern in den Augen der beiden Frauen. Als Lord Snark gezwungenermaßen begann, sich zu verabschieden, musste sie ihr eigenes Lächeln mit einem Hüsteln verbergen. Gwendolyn protestierte mit angemessen schwacher Stimme, dass sie sich eigentlich ganz wohl befände und dankte Lord Snark für seine gütige Besorgnis. Aber gerade als sie ihn unauffällig aus der Tür zu manövrieren versuchte, nahm er sie beim Arm und zog sie mit sich.

    »Kommt«, befahl er, »Ihr braucht etwas frische Luft. Begleitet mich zu meinem Pferd!« Gwendolyn hatte keine andere Wahl, als sich zu fügen. Sie war jedoch gern bereit, ihm nachzugeben, solange er dadurch aus ihrem Haus verschwand. Arm in Arm schlenderten sie hinaus auf die Terrasse. Die Berührung seiner trockenen, reptilienähnlichen Haut schickte einen Schauder des Widerwillens ihr Rückgrat hinab, aber Gwendolyn konnte ihm ihren Arm nicht entziehen, ohne offen unhöflich zu sein. Innerlich jedoch schüttelte es sie, als er ihren Arm noch enger an seinen knochigen Körper presste. Als sie das Geländer erreicht hatten, wandte sich Lord Snark zu ihr und umfing sie mit seinen Armen. »Mylady, Ihr ahnt nicht, wie sehr Ihr mich fasziniert«, zischte er ihr zu, und es schien so, als verübelte er ihr diese Anziehung. Er lehnte sich vor und suchte ihre Lippen, aber Gwendolyn drehte sich geschickt zur Seite, so dass sein Kuss auf ihrer Schulter landete. Auch so überlief sie von der Berührung seiner kalten Lippen eine Gänsehaut.

    »Mylord, zügelt Euch«, wies sie ihn zurück. »Solange mein Bruder nicht hier ist, solltet Ihr mein Beschützer sein.« Gwendolyn verabscheute diese heuchlerischen Worte, aber es war die einzige Möglichkeit, sich von ihm zu befreien, ohne einen Skandal zu verursachen.

    »Ihr habt recht, bitte verzeiht mir, meine Liebe. Sobald Euer Bruder nach Schloss Yorkly zurückgekommen ist, werde ich mit ihm sprechen und ihn um Eure Hand bitten.«

    »Herr, ich weiß nicht, was ich sagen soll«, stammelte Gwendolyn und musste mit aller Kraft die Verwünschungen unterdrücken, die ihr über die Lippen sprudeln wollten. Dabei wich sie so abrupt zurück, dass Lord Snark seine Balance auf der obersten Treppenstufe verlor. Seine Eidechsenfinger griffen nach vorn und versuchten, an ihr Halt zu finden. Sie verhakten sich an der Vorderseite von Gwendolyns Gewand, zerrissen das Mieder und befreiten ihre üppigen Brüste aus der Beengung des Stoffes. Einen langen Moment starrte Lord Snark auf den so befreiten Schatz, dann griffen seine Hände aus eigenem Antrieb nach den weichen Kugeln, die sich im Rhythmus von Gwendolyns Atem hoben und senkten. Im fahlen Mondlicht ähnelten ihre Brüste weißem Alabaster, durch den sich ein tiefes, dunkles Tal zog. Voller Entsetzen sah sie, wie Snarks heiße Hände nach ihrem zarten Fleisch griffen, und ein Schrei entrang sich ihrer Kehle. Sofort war Sir Blaidd zur Stelle.

    »Sir, lasst die Lady los, Sir«, befahl sie.

    Snark zischte wie eine Schlange und entgegnete verächtlich: »Hinfort mit Euch. Ihr mischt Euch in Dinge ein, die Euch nicht kümmern sollten.«

    »Ganz im Gegenteil. Als Gast im Hause der Herzogin sind ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden sehr wohl meine Sorge«, entgegnete Blaidd und zog ihr Schwert.

    »Was? Ihr zieht Euer

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