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Deadforce 2: Krieg der Elemente
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eBook628 Seiten9 Stunden

Deadforce 2: Krieg der Elemente

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Über dieses E-Book

Nachdem er die Schlacht von Erudicor gewonnen hat, sucht Julian nach seinen beiden tot geglaubten besten Freunden. Dabei führt ihn sein Weg zu einem Druiden, welcher ihm Informationen im Austausch für einen kleinen Dienst verspricht. Lediglich ein paar Pilze soll Julian für ihn sammeln. Diese sind jedoch schwieriger zu erlangen, als gedacht und so beginnt für ihn eine lange Reise, auf der er neue Freunde findet, aber auch vor große Herausforderungen gestellt wird. Dann tritt auch noch plötzlich der Krieg der Elemente ein und es scheint, dass nur Julian ihn beenden kann…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Dez. 2020
ISBN9783752925081
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    Buchvorschau

    Deadforce 2 - Norbert Langenau

    Vorwort

    Liebe Leserin, Lieber Leser!

    Vielen Dank für den Erwerb dieses Buches. Wie ihr sicherlich schon gesehen habt, handelt es sich hierbei um einen Fantasy-Roman für Erwachsene. Dabei ist zu beachten, dass als Basis für die Welt von 'Deadforce' unsere Erde fungiert, jedoch hauptsächlich geographisch.

    Alles andere, die Personen, Völker und Dinge sind rein fiktiv. Manche Städte oder geographische Landmarken wie Seen, Flüsse, Berge, etc. können durchaus ebenfalls real sein, doch viele sind es nicht. Tatsächlich reale Städte wie z.B. London, Singapur, etc. sind aber ebenfalls nicht in historischem Kontext, sondern in einer fantastischen Auslegung dieser Städte in die Welt integriert.

    Deadforce bietet eine bunte Mischung aus verschiedensten Fantasy-Elementen und deshalb ist es immer ein völlig neues Erlebnis, in diese Welt abzutauchen. Wenn euch Deadforce gefällt, könnt ihr auf der offiziellen Website www.deadforce.org vorbeischauen. Dort gibt es noch mehr Inhalte und es werden stetig neue hinzugefügt.

    Abschließend wünsche ich euch viel Spaß und gute Unterhaltung beim Lesen!

    - Norbert Langenau

    Prolog

    Wir sind freie Wesen, geboren, frei zu sein, unseren eigenen Weg zu finden und ihm zu folgen. - Sylvia, hohe Seraphim

    Aus den Gesängen von Yahrgrim:

    Reise

    Unklarer Anfang, unsicheres Ende,

    Achte auf deine Füße und auf deine Hände,

    schwer zu sagen, wohin der Weg dich geleitet,

    doch am Ende bist du es, der ihn beschreitet.

    Bist du alleine oder hast du Gefährten dabei,

    allzu schnell ist das Abenteuer vorbei,

    doch dauert es an, fühlt man sich so frei,

    als flöge man hoch wie eine Möwe überm Kai.

    Warum bürdest du dir diesen Weg nur auf,

    scheint der Mehrwert am Ende doch klein,

    doch alle Dinge nehmen ihren Lauf,

    und kehrst du zurück, wirst du ein anderer sein.

    Wen triffst du und was tust du,

    auf diesem Weg, der dich voranbringt,

    ein Ereignis mit dem anderen ringt,

    und langsam geht es dem Ende zu.

    Doch wer es wagt, sich ins Unbekannte zu begeben,

    den Weg beschreitet und mit ihm wächst, wie ein völlig neues Leben,

    dem wird er zuletzt auch das Eine geben,

    wonach man sich geschworen hat, bis zuletzt zu streben.

    Allurien, die zentrale Dimension, im Jahre 981. Es war gerade der 27. Mai, jener Tag, an dem die Schlacht von Erudicor auf der Erde in der I. Dimension, der Welt der Sterblichen stattgefunden hatte. Doch die Schlacht war zu dieser Zeit, am späten Abend, schon lange vorbei. Am tiefsten Punkt Alluriens, im tiefsten und finstersten Kerker, gab es einen geheimen Weiher. Dieser Weiher war nur einer handvoll Geschöpfen bekannt und eines der Geschöpfe saß gerade auf der winzigen Klippe, die über dem Weiher aufragte und ließ die Füße baumeln. Die kleine Eldin saß verträumt an diesem verlorenen Ort und überlegte, was sie mit ihrer Beute tun sollte. In ihrer Hand hielt sie nämlich drei Goldstücke, aber dabei handelte es sich nicht um gewöhnliches Gold. Die Münzen waren mit Diamantenstaub bestreut, zuvor in Quecksilber getaucht und danach von Eldins eigener Flamme verbrannt worden. Nun sahen die Goldstücke verrußt und dreckig aus, doch sie besaßen einen ungemeinen Wert für das kleine Mädchen. Für jedes dieser Goldstücke, die sie in ihren rosa Flammen verbrannt hatte, konnte sie einen Wunsch äußern. Da sie solche Goldstücke nicht oft erhielt, musste sie gut überlegen, was sie sich wünschte. Ihre rosa schimmernden Augen blickten auf den Weiher, der in ein paar Metern Tiefe, am tiefsten Punkt von ganz Allurien, ruhig schlummerte. Keine Erschütterung ließ die Oberfläche erzittern und so sah das Wasser aus wie fester Boden. Der gesamte Raum war winzig, insgesamt waren es wohl nicht mehr als drei Quadratmeter Fläche. Von der Klippe führte der einzige Weg hinaus durch eine verfallene Gittertür in den Kerker des Giftwurms Mondosko. Diesen vergifteten Ort wollte man um jeden Preis vermeiden, doch Eldin kümmerte das nicht. Denn sie bestand vollständig aus Flammen und besaß dennoch die Gestalt eines kleinen Menschenmädchens. Obgleich sie eines der ältesten und mächtigsten Wesen überhaupt war, wurde ihr doch diese Gestalt aufgezwungen, die sie kaum verändern konnte. Zwar hatte sie schließlich bei einem großen Ereignis im Jahre 777 die Fähigkeit erhalten, sich selbst umzuformen, doch wenn sie ihre Wünsche äußerte, musste sie ihre ursprüngliche Gestalt benutzen, da sonst diejenigen, die ihre Wünsche erfüllen konnten, ihr nicht helfen würden. Eldin besaß ein sehr ausgefallenes Aussehen. Abgesehen von ihren Haaren, die sich als rosa Flammen manifestierten und entsprechend der Natur von Flammen auf ihrem Kopf loderten und sich stetig verformten, trug sie eine so willkürlich zusammengewürfelte Sammlung an Kleidungsstücken, dass es beinahe schon lächerlich war. An ihrem rechten Arm besaß sie einen dicken, dunkelbraunen, mit weißen Linien und Schriftzeichen versehenen Ärmel einer Robe, der bis zu ihrer Schulter verlief. Auf der anderen Schulter prangte eine schwarze Schulterplatte. Über ihre Brust trug sie nur zwei dicke, schwarze Lederbänder, die in X-Form angeordnet waren. Darunter, um ihre Hüfte befand sich ein ebenfalls schwarzer Gürtel mit goldener Schnalle sowie der daran anschließende dunkelblaue Rock, der starke Falten warf. Ihre Garderobe wurde abgerundet von zwei Sandalen, die sich lediglich mit zwei überkreuzten Riemen auf ihren Füßen hielten. Die Sandale an ihrem rechten Fuß strahlte in hellstem Weiß, während die an ihrem linken das Licht mit einem tiefen Schwarz verschluckte. Außerdem trug Eldin immer den Diamantschädel bei sich, der aus reinem Diamant bestand und die Fähigkeit besaß, Edelgase ausströmen zu lassen. Im Moment benötigte sie allerdings weder den Schädel noch ihre Flammenkräfte. Sie musste nur wissen, was sie wollte. Dann ließ sie das erste Goldstück in die Tiefe fallen und es landete mit einem Platschen im Weiher.

    Ich wünsche mir..., begann Eldin, während sie noch immer überlegte, ..., dass Sabia vom Südpol gerettet wird und endlich ihrer Bestimmung folgen kann.

    Sie ließ das zweite Goldstück hinabfallen und fuhr fort:Ich wünsche mir, dass das Gottkind seinen Weg findet. Es soll Hilfe erhalten und das tun, wozu es auserwählt ist.

    Vor dem letzten Goldstück zögerte Eldin. Was wollte sie sich noch wünschen? Nun war nur noch ein Wunsch übrig. Wer weiß, wann sie das nächste Mal wieder belohnt wurde? Diese drei Münzen hatte sie nur erhalten, weil die Schlacht von Erudicor zugunsten der Verteidiger ausgegangen war. Jedoch hatte sie dazu praktisch nichts beigetragen. Das einzige, was sie getan hatte, war Julian den Auftrag zu geben, den düsteren Magier zu töten. Was er aber nicht getan hatte. Jetzt schien es plötzlich sonnenklar, wie der letzte Wunsch lauten sollte. Das letzte Goldstück bahnte sich seinen Weg hinab ins Wasser. Platsch.

    Und ich wünsche mir, dass der düstere Magier stirbt. Ja, ganz Recht, ich wünsche mir den Tod eines Äthergeborenen.

    Arc I

    Die große Reise

    Kapitel I: Blut und Asche

    Noch immer am selben Tag wie die Schlacht von Erudicor, wenn auch schon in den späten Abendstunden, erreichte Julian das nicht weit östlich der goldenen Stadt gelegene Herbstweih, sein früheres Heimatdorf. Jetzt allerdings befanden sich dort nur noch verfallene, zerstörte Überreste von Häusern sowie unzählige Leichen, die kreuz und quer über das gesamte Dorf verstreut lagen. Der Gestank von verwesenden Körpern und Asche lag in der Luft. Es war schwer für Julian, sein Dorf in diesem Zustand sehen zu müssen. Die Zerstörungskraft der Trolle war wirklich überwältigend. Aber an welchem Ort sollte er denn sonst anfangen, nach seinen Freunden zu suchen? Die letzte Information, die er von seinem Gegner Fröthljif erhalten hatte, jenem Troll, der den Angriff auf Julians Dorf angeführt hatte, war, dass Otto und Lisa noch am Leben waren. Zumindest hatten die Trolle ihnen kein Haar gekrümmt und da Julian wusste, wie hart seine Freunde im Nehmen waren, vermutete er, dass auch sonst niemand bisher die beiden getötet hatte. Nun musste er also im zerstörten Dorf nach Hinweisen suchen. Allerdings schien es fast unausweichlich, eine Nacht zwischen den Überresten von Herbstweih zu verbringen. Die Sonne hatte sich schon beinahe komplett verabschiedet und nur noch die letzten Strahlen leuchteten von Westen her über den Horizont. Im Norden des Dorfes ragte der düstere und bedrohliche Schattenberg als einzelnes Monument empor, in einer Landschaft, die sonst nur eine endlose Ebene darstellte. Sie durften nicht auf dem Schattenberg sein. Das durften sie einfach nicht. Zumindest redete sich Julian das ein. Denn wie jeder aus Herbstweih kannte auch er die Legenden und Geschichten. Schon den kleinen Kindern wurde immer erzählt, dass sie einen weiten Bogen um den Schattenberg machen und ihm ja nie zu nahe kommen sollten. Wer aber nicht hören wollte und sich zu nahe an den Berg heranwagte, der verschwand spurlos, so erzählte es zumindest die Legende. Julian hatte immer daran geglaubt und er wusste genau, dass ganz oben am Gipfel des Berges irgendein seltsames Wesen hauste. Doch ob es sich nun um einen Hexenmeister, eine Hexe, einen Troll oder doch nur eine Fledermaus handelte, das wusste niemand. Ein Schauer jagte Julian über den Rücken, als er darüber nachdachte und auf den Berg in der Ferne starrte. Der würde ihm zumindest weniger Sorgen bereiten als das Gefühl, zwischen den verbrannten und zertrümmerten Überresten seines einstigen Dorfes sowie deren Bewohnern die Nacht verbringen zu müssen. Aber Julian blieb keine andere Wahl. Er konnte sich zwar auch ein paar Meter außerhalb von Herbstweih in die Wiese legen, doch dort wäre er leichter zu entdecken gewesen, als zwischen den Trümmern eines zerstörten Dorfes. Und wer wusste schon, was für Unholde sich nachts im großen Kaiserreich Anthem Gows herumtrieben. Um etwaigen Begegnungen mit ihnen vorzubeugen, blieb Julian nun nichts Anderes übrig, als sich ein paar verkohlte Stücke früherer Holzhütten zu schnappen und sie am Boden so aufzulegen, dass sie die Zerstörung des restlichen Dorfes nachempfanden und nicht gestellt wirkten. Denn dann hätten sie nur unnötige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Obgleich Julian in der Schlacht, die erst vor wenigen Stunden ihr Ende gefunden hatte, zahllose Feinde bezwungen und getötet hatte und nun zweifellos ein besserer Kämpfer war als noch vor der Schlacht, so zweifelte er doch an seinen Fähigkeiten, jemandem überlegen zu sein, während er schlief. Die letzten Sonnenstrahlen erstarben am Horizont und es wurde dunkel ringsum. Julian löste seinen Schal und knüllte ihn zusammen. Dann legte er ihn auf eines der verkohlten Holzteile und anschließend ließ er seinen Kopf darauf sinken. Der Schal war kein idealer Polster, doch behelfsmäßig zu ertragen. Immerhin schien die Nacht warm zu werden, sodass sich Julian keine Gedanken um eine Decke oder ein mögliches Erfrieren durch Fehlen ebenjener machen musste. Nun lag er da und blickte in den Nachthimmel. So viel war an diesem bedeutsamen Tag geschehen. Der 27. Mai 981. Ein Tag, der für alle Zeiten in die Geschichte eingehen würde. Denn der Versuch eines Äthergeborenen, des düsteren Magiers, die goldene Stadt zu erobern, war gescheitert. Auch wenn Julian dieser Umstand nicht klar war, nie zuvor hatte es in der Geschichte der Existenz eine Situation gegeben, in der ein Unterfangen eines Äthergeborenen gescheitert war. Da Julian maßgeblich am Sieg über den düsteren Magier beteiligt gewesen war, hatte er etwas bewiesen. Er hatte gezeigt, dass auch die als überlegen angesehenen Äthergeborenen verwundbar waren. Der Plan des düsteren Magiers war vollständig gescheitert und seine gesamte Armee ausgelöscht worden. Sicher war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er selbst auch sein Ende fand. Allerdings wollte Julian es sich nicht entgehen lassen, dieses Ende selbst herbeizuführen. Noch immer wollte er Rache für sein Dorf. Rache für Herbstweih und all die Menschen, die darin gelebt hatten. Doch im Moment wollte er am allermeisten seine beiden besten Freunde Otto und Lisa finden. Sobald er sie in Sicherheit wusste, würde er den düsteren Magier aufspüren und seiner gerechten Strafe zuführen. Als er so am Boden lag und bald einschlafen würde, dachte er noch mal an seine triumphalen Siege auf dem Schlachtfeld. Es war ihm tatsächlich gelungen, alle sechs Generäle eigenhändig zu bezwingen. Mit Ausnahme von Katokuin, dem Dunkelelfen, den er hatte laufen lassen, damit dieser weiterhin gegen die Sklaverei kämpfen konnte. Julian war noch immer zufrieden mit seiner Entscheidung, den Dunkelelfen zu verschonen. Sein Ziel, die Sklaverei komplett abzuschaffen, war mehr als edel. Es war eine Sache von fundamentaler Bedeutung für jegliches Leben. Da erinnerte sich Julian an einen Satz, den er der Kaiserin von Shanto Gyar einst offenbart hatte:Wir sind geboren, um frei zu sein! Diesen Satz flüsterte Julian leise und schlief dann ein. Als die Nacht dahinzog, endete der 27. Mai und machte dem 28. Platz. Die Nacht stellte eine der klarsten und ruhigsten des gesamten Jahres dar. Etwas Beruhigendes lag in der Luft des Sieges über die Feinde, welche sich um die goldene Stadt sowie die gesamte nähere Umgebung ausgebreitet hatte. Julian hatte jedoch keine Ahnung, was er getan hatte. Ohne es zu wissen, hatte er im Wespennest herumgestochert. Aber Wespen konnten sehr aggressiv werden, wenn man sie ausreichend reizte. Dennoch schlief Julian wie ein Stein und erwachte nur einmal kurz, zumindest bildete er es sich ein. Es war mitten in der Nacht und der Mond leuchtete kräftig auf das zerstörte Dorf hinab. Irgendwie wirkte die Szenerie surreal, vor allem, weil in der Umgebung ein seltsamer Dunst aufstieg. Es wirkte wie Nebel, der immer dichter zu werden schien. Julian blickte unaufhörlich nach oben und sah nur, wie eine seltsame Gestalt in sein Blickfeld wanderte. Alles, was er erkennen konnte, war eine junge Frau oder ein Mädchen mit schwarzen Haaren, schwarzem Kleid und verschmitztem Lächeln. Durch den seltsamen Dunst sah es so aus, als ob ihre blasse Haut mehrere, unförmige Beulen aufwies. Außerdem wirkte sie irgendwie unmenschlich. Im Halbschlaf fragte Julian:Was ist los? Die Stimme machte einen sanften Laut, der ihm bedeuten sollte, leise zu sein. Dann sprach sie mit engelsgleicher Sanftheit.

    Schon gut, Julian, schlaf weiter. Der schwarze Tod lächelt auf dich herab.

    Dann schloss Julian erneut seine Augen.

    Am Morgen erwachte Julian unsanft durch einen Laut sowie einen Schmerz in seinem Bein. Weil er nicht wusste, was los war, richtete er sich langsam auf und blickte um sich. Schnell fand er die Erklärung für sowohl den Laut als auch den Schmerz. Dabei handelte es sich um kleinen, alten Mann mit grauem Haar, der in seinem Lederwams neben Julian stand und mit seinem hölzernen Gehstock gegen dessen Bein schlug. Immer wieder. In perfektem Takt. Erst schlug er zu, wartete vier Sekunden und schlug dann erneut gegen Julians Bein. Jetzt jedoch war dieser aufgewacht und zornig.

    Hört Ihr wohl damit auf?!, schrie er den Alten an. Julian erhob sich vom Boden und türmte sich vor ihm auf. Nun blickte er sein Gegenüber noch einmal genau an und bevor er irgendetwas sagte, stiegen ihm Tränen in die Augen. Der alte Mann sah das und auch seine Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Im nächsten Moment umarmten sie sich so stark, als ob sie Liebhaber oder enge Verwandte gewesen wären. Tatsächlich war aber etwas völlig Anderes am Werk. Empathie. Julian wusste genau, wer da vor ihm stand. Der Mann hieß Peter Knockreif und war bekannt als Herbstweihs alter Griesgram, der älteste Mann des Dorfes, von dem die Legenden behaupteten, er sei schon 112 Jahre alt. Ob dies nun der Wahrheit entsprach oder reine Übertreibung war, konnte niemand wirklich sagen. Vor allem nutzte es auch nichts, den Alten einfach zu fragen, denn er verriet niemals sein Alter. Er war der Auffassung, dass, wenn er sein Alter laut aussprach, er damit dem Tod klar machte, wie alt er schon sei und dann würde dem Tod wieder einfallen, dass er den alten Peter ins Jenseits holen musste, aber darauf wollte der alte Griesgram lieber verzichten. Ihm gefiel es, zu leben. Peter genoss alle Freuden des Lebens, die ihm in seinem bescheidenen Dorf zur Verfügung standen oder zumindest bis vor Kurzem gestanden hatten. Nun aber war der alte Mann überglücklich, zu sehen, dass er nicht der einzige Überlebende des Horrors von Herbstweih war und es erfüllte ihn mit unendlicher Freude, Julian wohlauf zu sehen. Dasselbe galt für Julian, als er erkannt hatte, dass außer ihm, Otto und Lisa noch jemand aus Herbstweih überlebt hatte. Daher konnten die beiden nun nicht anders, als einander glücklich zu umarmen und den Moment des gemeinsamen Triumphes über die Trolle und ihren verfluchten Auftraggeber, den düsteren Magier, auszukosten.

    Ihn haben sie nicht erwischt., dachte Julian zufrieden. Und sie werden ihn auch nie bekommen.

    Nach einiger Zeit lösten sie ihre Umarmung und Peter begann sofort, zu sprechen:Junge, wie hast du es nur fertiggebracht, diesen verdammten Trollen zu entrinnen?

    Nun, Herr Knockreif, das ist eine etwas komplizierte Geschichte.

    Bitte, Julian, nenn mich Peter. Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der noch lebt. Also erzähl schon, ich habe genug Zeit.

    Natürlich, Peter. Zunächst einmal sind wir beide nicht die einzigen, die überlebt haben. Meine besten Freunde Otto und Lisa haben es auch geschafft.

    Peters Gesicht hellte sich noch mehr auf und er strahlte förmlich.

    Das ist ja wunderbar. Aber wo sind sie denn? Sind sie gar nicht bei dir?

    Nein, leider weiß ich nicht ganz sicher, dass sie noch leben, doch es wurde mir berichtet. Es war so: Die Trolle, die Herbstweih angriffen und zerstörten, wurden vom düsteren Magier beauftragt. Er ist ein mächtiger Äthergeborener, der auch Erudicor angriff. Die große Schlacht, in der er die goldene Stadt einnehmen und zerstören wollte, fand gestern statt. Ich selbst habe mitgekämpft und mich all seiner Generäle persönlich angenommen.

    Verstehe. Ein Äthergeborener also. Nun, Julian, das sind schlechte Neuigkeiten. Aber da du hier vor mir stehst, vermute ich, dass deine Seite die Schlacht gewonnen hat.

    Ja, wir haben die gesamte Armee des düsteren Magiers vernichtet., gab Julian stolz als Antwort. Darunter war auch der Anführer der Trolle, Fröthljif. Um ihn habe ich mich persönlich gekümmert und Rache für Herbstweih erlangt.

    War das zufällig ein großer, blauer Troll, der mit so einem Kriegshammer aus Knochen herumfuchtelte?

    Ganz genau. Dann hast du ihn also gesehen, Peter?

    Ja, das habe ich. Weißt du, Julian, es war nur ein großes Glück, dass ich zu dem Zeitpunkt, als die Trolle angriffen, gerade meinen Nachmittagsspaziergang beendet hatte. Als ich zum Dorf zurückkehrte, sah ich, wie Trolle die anderen abschlachteten, Häuser anzündeten und die Flüchtenden mit Steinen und Pfeilen beschossen. Mir war klar, dass ich nichts gegen sie ausrichten konnte, also flüchtete ich schnell, um mein Leben zu retten. Ich bin nicht stolz darauf, doch wäre ich ins Dorf gelaufen, um anderen zu helfen, so hätte auch ich mein Ende gefunden. Es tut mir Leid, Julian. Ich habe versagt. Für einen Bürger von Herbstweih bin ich eine Schande.

    Peter senkte sein Haupt und blickte betrübt zu Boden.

    Nein, Peter. Ich bin froh, dass zumindest du überlebt hast. Zweifellos hast du Recht. Du magst zwar sehr widerstandsfähig für dein Alter sein, doch diese Trolle waren unmenschlich stark.

    Natürlich, es sind ja auch Trolle. Was will ein 113 Jahre alter Mann schon gegen mächtige Trolle ausrichten, von denen jeder die Kraft mehrerer Pferde besitzt.

    Also sind die Gerüchte wahr? Du bist wirklich schon so alt? Aber ich dachte immer, du wärst erst 112 Jahre alt.

    Ich hatte vor drei Wochen meinen 113. Geburtstag. Ja, die Zeit meinte es bisher gut mit mir.

    Moment, Peter. Wolltest du nicht dein wahres Alter niemals aussprechen, um den Tod im Unklaren zu lassen, wie alt du wirklich bist? Zumindest hörte ich auch dieses Gerücht.

    Da ist was Wahres dran, Julian. Doch Zeiten ändern sich und nun, da alle anderen aus Herbstweih tot sind, fühle ich, dass es auf dieser Welt nicht mehr viel für mich gibt. Ich wäre also nicht gerade betrübt, wenn der Tod mich nun holen würde. Früher oder später sterben wir doch alle. Sei dir dieser Tatsache zu jedem Zeitpunkt bewusst, Julian.

    Aber es gibt doch noch so viel, was du im Leben tun kannst. Du darfst jetzt nicht einfach deine Lebensgeister aufgeben. Lebe weiter für jene, die wie du überlebt haben. Für mich. Für Otto. Für Lisa.

    Wenn wir schon von den beiden reden, wie um alles in der Welt haben sie es geschafft, den Trollen zu entwischen?, fragte Peter neugierig.

    Nun, das haben sie im Grunde gar nicht. Den Trollen wurde seltsamerweise vom düsteren Magier befohlen, die beiden ebenso wie mich am Leben und entkommen zu lassen. Ansonsten hätte es uns wie alle anderen erwischt. Dann wärst jetzt nur mehr du übrig, Peter.

    Was könnte einen Äthergeborenen dazu bewegen, euch drei laufen zu lassen? Das ergibt irgendwie keinen Sinn. Äthergeborene streben stets Großes an.

    Wie kommt es eigentlich, dass du über die Äthergeborenen Bescheid weißt, aber der Rest des Dorfes so wie ich keine Ahnung hatte?

    Ich bin ein sehr alter Mann, Julian. Da weiß man einiges. Ich wurde in einer Zeit geboren, in der versucht wurde, vieles, das vor dem Jahr 777 geschah, zu vergessen. Meine Eltern hielten aber nichts davon und lehrten mich alles, was sie von der alten Zeit wussten. Du darfst niemals vergessen: Wir leben in einer sehr seltsamen Zeit, in der jeder glaubt, er kann alles tun, solange er nur mächtig genug ist. Aber noch immer existieren viele Schrecken, die älter als die Menschheit selbst sind. Früher oder später wird jedem, der sich anmaßt, alle anderen zu überragen, sein einfältiges Licht ausgelöscht. Wie gesagt: Alles vergeht, sogar die Existenz selbst. Barkh Aragh erwartet letztendlich jeden von uns.

    Da spürte Julian einen Geistesblitz in seinem Kopf. Sofort fragte er:Was hast du gerade gesagt? Der letzte Satz, kannst du den wiederholen?

    Ich sagte: Barkh Aragh erwartet jeden von uns.

    Genau das, was ist dieses Barck Aragg?, fragte Julian, der sich schwer tat, die Worte zu reproduzieren.

    Ganz ruhig, sprich es erst einmal richtig aus, denn es ist sehr wichtig. Barkh. Sprich mir nach.

    Barkch.

    Schon beinahe. Noch mal. Achte auf den sanften Klang des 'H'. Barkh.

    Barkh., wiederholte Julian.

    Sehr gut. Nun zum Aragh. Sprich es ebenso sanft und locker aus. Versuch es. Aragh.

    Arragh.

    Gut, sehr gut. Aber das 'r' musst du noch ein wenig schneller sprechen. Verweile nicht zu lange bei diesem Buchstaben.

    Aragh. Barkh Aragh. Ich glaube, jetzt kann ich es.

    Jetzt, wo du weißt, wie man es richtig ausspricht, kann ich es dir auch erklären. Hast du schon einmal von dem großen Reich Illuminon gehört?

    Das ist doch wohl ein Witz?, antwortete Julian aufgebracht. Seine jüngsten Erinnerungen an dieses Reich hätte er lieber niemals geschehen lassen. Denn durch einen der 27 Diakone des Feuers befand sich nun ein Feuerfunke für immer in Julians linke Handfläche eingeschmolzen. Dieser verlieh ihm zwar nützliche Fähigkeiten, doch wollte er den Funken nie. Er war ihm einfach aufgezwungen worden. Umso verständlicher war seine wütende Reaktion, als Peter das Reich Illuminon erwähnte.

    Ganz ruhig, Julian. Das ist kein Witz. Scheinbar scheinst du ja schon Bescheid zu wissen. Hast du schlechte Assoziationen mit Illuminon?

    Schlechte Assoziationen ist gut. Sieh dir das an. Julian hielt seine Handfläche mit dem Funken hoch.

    Du meine Güte, wo hast du das her?

    So ein bescheuerter Diakon hat ihn mir einfach gegeben, dabei wollte ich ihn gar nicht.

    Julian, das ist ein Geschenk. Du kannst es einsetzen und es kann dir sehr nützlich sein.

    Ich weiß, ich weiß. In der Schlacht von Erudicor habe ich den Funken auch benutzt, trotzdem nervt er. Erzähl mir lieber, was es mit Bargh Arrach auf sich hat.

    Jetzt hast du es zu weich ausgesprochen.

    Ist mir egal, erzähl es mir einfach. Ich hasse Illuminon.

    Schon gut. Ob du es glaubst oder nicht, ich kann deinen Hass nachvollziehen. Auch mir hat dieses große Reich des ewigen Feuers viel Leid zugefügt.

    Tatsächlich, wie denn das?

    Weißt du, warum ich stets als der Griesgram des Dorfes bekannt war?

    Nun, dazu gab es sehr viele...

    Alle Gerüchte über diesen Umstand waren gelogen. Ich habe sie alle gehört und keines davon kam auch nur annähernd an die Wahrheit heran. Pass auf, das war so: Als ich noch sehr jung war, ungefähr Mitte 30, unternahm meine gesamte Familie, bestehend aus meinen Eltern, meinen drei noch lebenden Großeltern, meinen beiden Brüdern sowie meiner Schwester eine große Reise nach Illuminon. Das war also irgendwann um das Jahr 900 herum. Dort erlebten sie viele unglaubliche Dinge. Sie sahen sich alte Bauwerke an, reisten viel durch Wälder und den Dschungel und besuchten sogar den Amazonas. In diesem Fluss sahen sie auch eine Familie von Riesenottern. Was sie aber nicht wussten, war, dass diese Riesenotter zum obersten Schamanen abseits der Schamanenkönigin gehörten. Dieser Schamane heißt Rabouros Ottiril und ist das sadistischste Tier, das es je gegeben hat. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Riesenotter das Wappentier von Illuminon ist. Seine einstige Kaiserin Tara war ebenso fasziniert von diesen Tieren wie es auch meine Familie war. Sie wollten die Riesenotter von nahe sehen und wussten nicht, wie gefährlich das sein konnte. Als dann meine Schwester einen von ihnen streicheln wollte, erschien aus dem Nichts Rabouros Ottiril und hielt sie davon ab. Er erzählte meiner Familie, wie gefährlich die Riesenotter waren und dass man sie besser nicht reizen sollte. Dann nahm er sie alle mit in den Palast der ewigen Flamme. Dort bot er ihnen ein Festmahl, welches sie alle dankbar annahmen, da sie sehr hungrig waren. Während sie aßen und die wunderbaren Mahlzeiten genossen, erschienen immer mehr Riesenotter in dem großen Raum. Der Schamane beschwichtigte meine Familie und erklärte ihnen, die Otter gehören zu ihm. Sie gehörten auch zu ihm. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung stürzten sie sich auf meine Familie und begannen, sie alle zu zerfleischen. Sie bissen tief in ihr Fleisch, rissen große Stücke aus ihnen heraus und zerlegten sie in Einzelteile. Wenn ich an die schrecklichen Bilder denke, kommen mir die Tränen und zugleich wird mir schlecht. Der Otterschamane, Rabouros Ottiril, stand nur daneben und lachte diabolisch. Ich schwor mir, ihn zu töten, doch leider fehlten mir dazu sowohl die Kraft, als auch die Mittel, zu ihm zu gelangen. Einige Zeit, nachdem sie tot waren, kam ein Brief von ihnen, den sie vor langer Zeit aus Illuminon abgeschickt hatten, als es ihnen allen noch gut ging. Sie schrieben mir, wie toll es dort war und dass sie es kaum erwarten konnten, noch mehr tolle Dinge zu sehen und zu erleben. Jetzt kennst du meine Geschichte, Julian. Jetzt weißt du, warum ich immer so mies drauf war.

    Julian wusste nicht, ob er nun zornig aufschreien oder vor lauter Trauer weinen sollte. Die Geschichte des alten Mannes hatte ihn zutiefst berührt und ihm auch schreckliche Angst eingejagt. Niemand verdiente ein Schicksal wie jenes von Peters Familie. Dennoch war es passiert. Wie konnte solcher Wahnsinn nur geschehen?

    Es tut mir furchtbar Leid, Peter. Das klingt wirklich grauenvoll.

    Danke, Julian. Dein Mitgefühl bedeutet mir viel. Niemand sonst hat sich je die Mühe gemacht, zu versuchen, mich zu verstehen. Dabei gab es nur eine Person, der ich all mein Leid verdanke.

    Dieser verfluchte Otterschamane, nicht wahr?

    Nein. Der wahre Ursprung allen Leids ist Tara.

    Tara? Diese Kaiserin von Illuminon?

    Ebenjene. Wäre sie nicht gewesen, gäbe es Illuminon gar nicht. Ebenso wenig wäre Rabouros Ottiril nun so mächtig, da bin ich mir sicher.

    Ihr sagtet vorhin, er sei ein sadistisches Tier, doch als Tier kann er doch nicht mit Menschen sprechen. Was genau ist er also?

    Er ist, wie so viele andere Schamanen auch, eine Mischform. Eine Art humanoides Tier, wenn du so willst. Diese Wesen sind ihrer eigenen Spezies einen Schritt voraus, sie bewegen sich wie Menschen, sprechen wie Menschen, denken wie Menschen und vor allem handeln sie wie Menschen. Viele behaupten, auch diese Mischwesen gehen auf Tara zurück. Wie du siehst, übertreibe ich also nicht, wenn ich sage, dass sie die Wurzel allen Übels ist.

    Nun gut, aber ich weiß noch immer nicht, was...Barkh Aragh ist.

    Natürlich, das habe ich ja ganz vergessen. Entschuldige, ich hab mich ein wenig in meiner Geschichte verloren.

    Das ist schon gut, mein Freund. Jetzt verstehe ich dich immerhin besser.

    Nun, Julian, Barkh Aragh ist einfach gesagt der Weltuntergang.

    Der Weltuntergang?

    Ja. Aber damit ist nicht etwa unsere Erde gemeint, nein. Barkh Aragh ist das Ende jeglicher Existenz. Wenn es geschieht, hört einfach alles auf, zu existieren. Der Begriff stammt aus einer seltsamen, unbekannten Sprache. Weil die Leute aus Illuminon diesen Begriff als erste entdeckten, entschlüsselten und schließlich als Synonym für den Weltuntergang verwendeten, gehört dazu auch die Annahme, dass alles durch Feuer ausgelöscht wird. Denn wie du ja schon weißt, ist Illuminon das Reich des ewigen Feuers.

    Schön und gut, aber ist sowas überhaupt möglich? Ich meine, welches Feuer ist mächtig genug, jegliche Existenz auszulöschen?

    Vielleicht gibt es da jemanden, aber ich bin mir nicht sicher.

    Jemanden? Soll das heißen, dass eine Person den Untergang jeglicher Existenz auslösen wird?

    Nicht etwa auslösen, sondern selbst vornehmen. Das ist durchaus ein Ding der Möglichkeit. Alle Details kenne selbst ich nicht, doch darfst du nie vergessen, dass, was immer auch geschieht, am Ende noch immer Barkh Aragh wartet. Deshalb sage ich ja, zuletzt vergeht alles.

    Jetzt verstehe ich wenigstens, warum du mir das ständig sagst. Aber vielleicht braucht dieses Barkh Aragh noch Ewigkeiten, bis es passiert.

    Ja, das kann sein. Niemand weiß, wann es geschieht, nur dass es irgendwann geschehen wird. Das ist keine Fiktion. Das ist bitterer Ernst.

    Nun, wieder etwas gelernt. Aber allmählich wird es Zeit für mich, nach meinen Freunden zu suchen. Hast du vielleicht eine Ahnung, wo ich nach ihnen suchen soll, Peter?

    Mal überlegen. Otto war kein Dummkopf. Er wusste bestimmt, wo sie am sichersten vor den Trollen sein würden. Lisa war sogar noch viel schlauer und ich denke, dass sie beide letztendlich zum selben Schluss gekommen sind. Wie du bestimmt noch weißt, waren es Wiesentrolle, das bedeutet...

    ...das bedeutet,..., fuhr Julian fort und unterbrach dabei Peter, ..., dass sie auf den Schattenberg geflohen sind.

    Exakt. Denn wie wir alle wissen, mögen Wiesentrolle keine Berge. Dort oben wären sie also am sichersten.

    Nein, das sind sie absolut nicht. Am Schattenberg haust doch ein uraltes, mächtiges Wesen, das weiß jeder. Du solltest das erst recht wissen.

    Ja, ich kenne die Geschichten, die man sich über den Schattenberg erzählt. Doch was willst du tun, falls sie wirklich dort hochmarschiert sind? Willst du sie einfach dort oben bleiben lassen? Womöglich sind sie dem Schrecken auf der Bergspitze ausgeliefert und gefangen, wenn nicht schlimmer. Ich an deiner Stelle würde mich so schnell wie ich kann auf den Weg dorthin machen.

    Aber sie dürfen nicht auf dem Schattenberg sein. Niemand weiß, was mit denen passiert, die dort verschwinden.

    Dann wird es Zeit, es herauszufinden. Wenn das jemand schaffen kann, dann du, Julian.

    Na schön. Wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass meine Freunde dort oben und wohlauf sind, muss ich nach ihnen suchen. Du hast Recht, Peter. Aber eine Sache beschäftigt mich noch immer.

    Ja?, fragte Peter erwartungsvoll.

    Wie konntest du mir so detailreich schildern, was mit deiner Familie geschah, wenn du gar nicht dabei warst?

    Es ist dir also aufgefallen, sehr aufmerksam. Nun, als sie lange Zeit nachdem ich den Brief bekommen hatte, noch immer nicht zurückgekehrt waren, ging ich zu einem Druiden und der ließ mich in die Vergangenheit sehen, somit musste ich all die Gräuel, die dieser elendige Otterschamane meiner Familie antat, mit eigenen Augen erleben, als ob ich dabei gewesen wäre. Ich musste einfach wissen, was geschehen war, doch das hatte seinen Preis. Seitdem konnte ich nie mehr fröhlich sein. Aber dich heute zu treffen, das hat mir neue Hoffnung geschenkt. Ich danke dir, Julian.

    Wofür denn, ich habe doch gar nichts getan?

    Danke, dass du da warst. Pass auf dich auf, wenn du auf den Schattenberg steigst. Er kann durchaus gefährlich zu erklimmen sein.

    Ich werde aufpassen. Versprochen.

    Dann umarmten sie sich noch einmal zum Abschied und Julian brach in Richtung Norden auf. Es war noch immer sehr früh am Morgen und abgesehen davon, dass Julian so viele neue Informationen erhalten hatte, die er alle nur schwer verarbeiten konnte, machte ihm noch immer sein Traum zu schaffen.

    Der schwarze Tod lächelt auf dich herab.

    Ob dies nun wirklich ein Traum, eine Vision oder tatsächlich die Realität war, musste er erst noch herausfinden. So viel Leid hatte Julian erfahren, nicht nur sein eigenes. Als er sich langsam in Richtung des Schattenberges bewegte, stellte er sich eine sehr schwierig zu beantwortende Frage: Wann hatte die Welt begonnen, durchzudrehen?

    Kapitel II: Am Schattenberg

    Julian marschierte zielsicher auf den Schattenberg zu. Der immer größer werdende, massive Fels machte ihm enorm zu schaffen. Schon in seiner Kindheit hatte er diesen Ort stets gemieden. Man fühlte sich hier aus irgendeinem Grund einfach unwohl. Herbstweih lag gerade in der richtigen Entfernung zum Berg, dass man darin unbekümmert und ohne ein mulmiges Gefühl im Magen leben konnte. Doch je näher man sich auf den Berg zubewegte, umso mehr verdunkelte sich die Umgebung, die Welt schien immer kleiner und der Berg stets größer zu werden und es fühlte sich an, als ob man von einem stets wachsamen Auge verfolgt wurde, egal wohin man wanderte. All das spürte auch Julian nun, da er immer näher an den Berg herantrat. Er verzweifelte an all dem Wahnsinn, der ihm schon widerfahren war und berichtet wurde. Allein Peters schreckliche Geschichte über Riesenotter, die seine Familie zerfleischt hatten. Daran würde Julian sich noch lange Zeit, wenn nicht für immer, erinnern. Kaum zu glauben, aber innerhalb von ungefähr zwei Monaten hatte sich scheinbar die ganze Welt um ein Vielfaches verdunkelt und wurde bedeutend düsterer. Nicht zwangsläufig vom Wetter her, aber man konnte es fühlen. Das Weltgefühl war ein anderes als zuvor. Auf Julian wirkte es so, als ob sich nun jeder selbst der nächste war und keiner mehr auf den anderen Acht geben würde. Dann liefen da noch so wahnsinnige Idioten herum wie der König von Falteritanien, Haggar Borrian. Ohne Zweifel musste er das größte Schandmaul sein, dass es je in der Existenz gegeben hatte. Davon abgesehen hatte Julian schon so viele grausame und unmenschliche Taten dieses Königs mit angesehen, dass er sich nicht sicher war, ob Haggar Borrian nicht vielleicht doch ein Dämon war. Dann gab es natürlich noch den guten, alten Aloisius Rabenkrang, den Kaiser von Ganredlah, von dem Julian nur Schlechtes gehört hatte, egal wohin er auch gelangte. Diesem üblen Zeitgenossen wollte er ganz bestimmt nie begegnen. Zuletzt gab es dann auch noch Illuminon, das Reich des ewigen Feuers. Alles, was Julian bisher darüber erfahren hatte, machte ihn wütend und ängstigte ihn zugleich. Als ob all das nicht schon ausreichen würde, gab es auch noch die mächtigsten Wesen auf der Welt sowie die Druiden und Äthergeborenen. Eigentlich war es schon eine beachtliche Leistung, zwei Schritte geradeaus zu gehen und nicht irgendjemand oder etwas zu begegnen, das einem nicht nur überlegen war, sondern einen auch noch töten wollte. Dennoch war dies noch immer die Erde, auf der Julian wandelte und nicht das stürmische Malluricon, in dem so etwas schon eher passierte. Davon wusste Julian aber nichts, denn ihm war bisher noch nie von Malluricon berichtet worden. Für seine derzeitige Situation machte das ohnehin keinen Unterschied, denn er musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, um am Schattenberg nach Otto und Lisa zu suchen. Sollten sie wirklich dort oben sein, wurden sie wahrscheinlich von dem Monster, das auf der Spitze des Berges hauste, gefangen gehalten und mussten um jeden Preis befreit werden. Wer, außer Julian, sollte das tun? Wer außer ihm wusste denn eigentlich, dass die beiden noch lebten und sich vermutlich dort oben befanden? Nur noch der alte Peter hätte ihnen helfen können, doch er war viel zu alt und schwach für so eine Aktion. Er hätte es wahrscheinlich nicht einmal bis zur Spitze des Schattenbergs geschafft. Julian war am Fuße des Berges angekommen und ein kleiner, offener Wald begrüßte ihn. Die Umgebung mutete so düster an, wie an einem typischen Herbsttag. Dabei war es gerade Sommerbeginn. Dem Herbst entsprechend weigerten sich die Bäume am Fuße des Berges, grüne Blätter zu tragen und begnügten sich stattdessen mit Laubwerk verschiedenster Farben, welches der Wind davontrug. Am Boden lag überall das Laub vieler vergangener Herbstzeiten. Die Schicht aus Blättern musste mindestens zwanzig Zentimeter über dem Boden aufragen. Julian bahnte sich seinen Weg durch das Laub und sah vor sich die unheilvoll in die Höhe schnellende Wand des Schattenberges. Er war besonders für diese eine Stelle bekannt. Der Steig des Knechtes wurde die Stelle auch genannt und sie machte ihrem Namen alle Ehre. Wer hier hinaufstieg, musste sich entlang der steinernen Wand über schmale, angelegte Wanderwege, die im Zickzack über die Steinwand verliefen, hinaufkämpfen. Für die meisten Menschen war der Weg aber viel zu steil und etwas korpulentere Personen wären wahrscheinlich schon ganz unten wieder hinabgestürzt, weil die schmalen Wege ihre Fülle nicht fassen konnten. Zum Glück besaß Julian die normale Statur eines jungen Mannes und er trug auch kein schweres Gepäck bei sich, welches ihm den Aufstieg erschwert hätte. So begann er, widerwillig die steilen Rampen hinaufzumarschieren. Für ihn war der Weg mehr als ausreichend und so wurde Julian schnell langweilig, da er nicht besonders auf seine Sicherheit achten musste. Der Weg zog sich allerdings der Beschreibung nach über 250 Höhenmeter. Die Spitze des Schattenberges lag auf 750 Metern Höhe. Nach dieser Wand hatte man immerhin schon ein gutes Drittel geschafft. Das war ja gar nicht das Problem. Wirklich problematisch wurde es erst, wenn man auf einer Höhe von 150 Metern plötzlich hinabblickte und sah, dass man sofort abstürzen konnte, wenn man nicht genau aufpasste, wo man auftrat. Da wurde den meisten Wanderern dann doch schwummrig und das Herz rutschte ihnen in die Hose. Auch Julian würde bald damit zu kämpfen haben, aber er konnte auch einfach nicht hinunter sehen. Das war sicherlich am gesündesten für ihn. Er nahm im Moment ohnehin nicht wirklich wahr, was er gerade tat. Wie in Trance stieg er immer weiter die Felswand hoch und dachte währenddessen an einen schönen, aber auch beängstigenden Moment aus seiner Kindheit.

    Damals war Julian erst 7 Jahre alt. Lisa war gerade erst 6 Jahre alt geworden und Otto war 10. Ein besonders warmer Dezember erlaubte es den drei Kindern, oft draußen herumzutollen und so kam Otto eines Tages auf eine glorreiche Idee.

    Lasst uns zum Schattenberg gehen. Vielleicht finden wir ja irgendwelche Hinweise auf das grässliche Monster, das sich dort oben befindet.

    Hör auf, Otto, du machst mir Angst., sagte Lisa.

    Beruhige dich, Lisa., beschwichtigte Julian sie. Das denkt er sich doch nur aus.

    Nein, das ist wahr. Die Erwachsenen erzählen uns doch dauernd, dass wir nicht zum Schattenberg gehen sollen, weil wir sonst von dem Monster verschleppt werden., erwiderte Otto.

    Ich will nicht zum Schattenberg., sagte Lisa und zitterte leicht.

    Schon gut, wir müssen auch nicht dorthin., sagte Julian zu ihr. Lasst uns lieber im Dorf verstecken spielen.

    Ja, das spiele ich am liebsten., jubelte Lisa.

    Macht, was ihr wollt, ihr Feiglinge. Ich gehe jetzt zum Schattenberg., tönte Otto und machte sich sofort auf den Weg Richtung Norden. Julian und Lisa konnten ihn nicht alleine dorthin gehen lassen, also folgten sie ihm. Dabei riefen sie unentwegt:Otto, bleib stehen!, Warte doch mal! sowie Wir sollten wieder nach Hause gehen!. Doch der älteste der drei hörte nicht auf die vernünftigen Rufe seiner jüngeren Freunde und marschierte immer weiter. Damals hatte sich Julian so machtlos gefühlt. Er wollte nur seinen besten Freund von diesem Berg fernhalten, doch er hörte einfach nicht auf ihn. Was also sollte er tun? Was konnte er tun? Schließlich erreichten die drei die Steinwand, als es schon langsam dunkel wurde. Otto starrte enthusiastisch nach oben und war offenbar bereit, den Aufstieg zu wagen. Er wandte sich zu seinen Freunden um, die erst ankamen, nachdem er schon ein paar Minuten auf die sich erhebende Felswand geblickt hatte. Die beiden waren völlig außer Atem. Immerhin war Otto schon ein wenig älter und somit auch schon ein Stück größer gewachsen und besaß daher längere Beine und konnte schneller laufen. Julian hätte zwar mit ihm mithalten können, doch kümmerte er sich um Lisa, die nicht nur sehr langsam vorankam, sondern auch noch schreckliche Angst vor dem Berg hatte. Als sie nun davor stand, fürchtete sie sich so sehr, dass sie sich an Julian klammerte und sich hinter seinem Rücken versteckte, während sie mit einem Auge vorsichtig hervorlugte. Otto sah die beiden an und fragte:Also dann, wollen wir?

    Was denn, willst du etwa da hoch?, fragte Julian seinerseits.

    Natürlich, wozu sind wir denn sonst hierher gekommen? Hier unten finden wir keine Spuren des Monsters. Es haust doch auf der Bergspitze.

    Dieser Berg ist aber sehr hoch., sagte Lisa mit zittriger Stimme.

    Na und? Irgendwann sind wir oben. Das dauert nur ein wenig., erwiderte Otto.

    Aber Otto, es wird schon dunkel. Lass uns lieber nach Herbstweih zurückkehren., versuchte Julian, seinen Freund zu überzeugen.

    Hast du etwa Angst vor ein wenig Dunkelheit?, spottete Otto.

    Nein, aber Lisa., sagte Julian. Lisa machte sich hinter ihm noch kleiner. Das schien Otto kurz zögern zu lassen. Er warf einen Blick auf Lisa und in seinen Augen schien sich etwas wie Sorge zu spiegeln. Nach einem kurzen Moment der Stille ging er auf den Wanderweg zu und sagte beiläufig:Ihr geht zurück. Ich besteige jetzt den Schattenberg.

    Bitte mach das nicht. Das ist zu gefährlich., sagte Lisa. Ihr standen schon Tränen in den Augen und sie konnte es kaum am Fuße dieses grässlichen Berges ertragen. Julian merkte das auch und wurde langsam wütend auf Otto.

    Ich muss da rauf., erwiderte Otto. Egal, wie gefährlich es ist. Ihr müsst mich nicht begleiten. Geht einfach zurück und morgen erzähle ich euch dann, wie es war.

    Warum kannst du nicht einfach mit zurückkommen? Warum musst du so dickköpfig sein?, fragte Julian wütend.

    Weil ich mich nun mal nicht von anderen, auch nicht von meinen Freunden, davon abhalten lasse, zu tun, was ich möchte., gab Otto als Antwort.

    Da nahm Julian einen Stein und warf ihn nach Otto. Der Stein erwischte ihn direkt im Gesicht und verpasste ihm mit einer scharfen Kante einen blutigen Schnitt auf seiner rechten Wange. Otto starrte Julian an und funkelte ihn zornig aus seinen roten Augen an. In diesem Moment fühlte Julian etwas Seltsames, etwas Unbehagliches, das er nicht erklären konnte. Er wusste, dass er zu weit gegangen war, doch das war Otto ohne Zweifel auch. Julians einzige Sorge galt Lisa. Sie fühlte sich so unwohl an diesem Ort, dass er sie nur so schnell wie möglich von hier fortschaffen wollte. Immerhin entfernte sich Otto vom Steig des Knechts und ging zurück zu seinen Freunden. Direkt vor Julian blieb er stehen und sagte langsam:Wenn du das noch einmal machst, wirst du es bereuen.

    Julian schluckte nur und nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte. Anschließend machte sich Otto auf den Heimweg und rief schließlich:Was ist, wollt ihr da hinten die ganze Nacht herumstehen? Kommt schon, gehen wir nach Hause. Dann marschierten sie wieder zurück nach Herbstweih und schon am nächsten Tag spielten sie Verstecken in Herbstweih und hatten alle einen Riesenspaß dabei. Sogar Otto amüsierte sich, doch Julian hatte nie vergessen, was an jenem Tag passiert war. Und er würde es auch nie vergessen. Das zweite, undefinierbare Gesicht seines besten Freundes.

    Verdammt., stieß Julian laut aus, obgleich es niemand vernahm. Denn er befand sich jetzt bei ungefähr 80 Metern Höhe des Steigs und war gerade auf einen kleinen Stein getreten, an dem er fast abgerutscht wäre und dann in die Tiefe hätte stürzen können. Instinktiv musste er nun nach unten blicken und was er da sah, gefiel ihm gar nicht. Doch er wusste, er musste stark bleiben. Für meine Freunde. Für Otto. Für Lisa. Nun gab er mehr Acht auf seine Schritte und konnte so in gutem Tempo, aber dennoch achtsam weiter hinaufsteigen. Nichtsdestotrotz beschäftigte ihn jetzt etwas anderes. Als Julian am Schlachtfeld von Erudicor mit Sylvia gesprochen hatte, jener Seraphim, die ihn mehrmals geheilt hatte, da hatte sie ihm viel wirres Zeug erzählt, das er nicht ganz verstanden hatte. Er konnte sich nur noch vage daran erinnern, doch ein paar Dinge hatte er sich gemerkt. Sylvia hatte von Druiden, von Louise und von einem Geist des Wissens gesprochen. Louise kannte Julian aus Falteritanien, sie war die Schreiberin des Königs von Falteritanien, Haggar Borrian. Dieser behandelte sie wie Scheiße und das jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war. Sogar, wenn sie nicht dabei war, ließ er sich furchtbar über sie aus. Dafür hasste Julian ihn, denn Louise war ein wundervoller Mensch und in ihr hatte Julian zumindest eine einzige Freundin in Falteritanien gefunden. Erstaunlich war nur, dass Sylvia, ein Engel, Louise ebenfalls kannte. Darüber hinaus hatte sie sie als eine Wissende bezeichnet. Was genau es damit auf sich hatte, konnte Julian nur vermuten. Dennoch erinnerte er sich noch daran, wie Sylvia einen Geist des Wissens erwähnt hatte. Sein auf Julian damals unglaublich komplex wirkender Name war ihm leider entfallen. Doch hatte Sylvia erzählt, er könnte auch diesen Geist des Wissens befragen, wenn er Antworten suchte. Das größte Mysterium aber blieb für Julian der Ausdruck Kind des Schicksals. Obgleich seine Bedeutung völlig klar schien, war es doch mehr eine philosophische Frage. Was genau zeichnete ein solches Kind des Schicksals aus, damit es als solches bezeichnet wurde? Und warum war Julian von zwei voneinander unabhängigen Personen mit ebendieser Bezeichnung betitelt worden? So viele Fragen gingen Julian durch den Kopf und er hatte das Gefühl, niemals Antworten darauf zu finden. Fast schon wäre er versucht gewesen, den Geist des Wissens zu rufen. Womöglich reagierte dieser ja darauf? Im Moment galt es aber vorrangig, die steile Felswand hinter sich zu bringen. Julian hatte nun schon 130 Meter Höhenmeter zurückgelegt und damit ein wenig mehr als die Hälfte geschafft. Die nächste Kehre, die den Weg wieder in die andere Richtung verlaufen ließ, bereitete Julian allerdings große Sorgen. Denn dort ragte der höhere Teil der Felswand plötzlich um die zwei Meter heraus und überragte so den unteren Teil. Somit würde sich hier nun keine Kante weiter unten als Rettung anbieten, sollte Julian stürzen und noch verzweifelt versuchen, sich irgendwo festzuhalten. Dann kam noch erschwerend hinzu, dass der nächste Teil des Weges sehr glatt aussah und so wirkte, als könnte man sehr leicht abrutschen. Also hieß es nun für Julian, besonders vorsichtig zu sein, denn wenn er nun hinabstürzte und starb, war niemandem geholfen. Für seine Freunde musste er es schaffen. Er musste einfach. Vorsichtig machte er den ersten Schritt und spürte, wie sein Fuß langsam in Richtung Abgrund rutschte. Sofort nahm er den Fuß wieder zurück auf sicheren Boden. Julian zog sein Schwert, das Katana Ibmogwari, eine magische Waffe aus dem asiatischen Reich Shanto Gyar. Damit stützte er sich in der Nähe des Abgrunds ab und drückte sich selbst so stark an die Wand, wie er nur konnte. Während er so langsam voranschritt und das Abrutschen seiner Stiefel mit dem Katana ausglich, indem er sich damit vom Abgrund wegstemmte, bahnte er sich so allmählich seinen Weg zu dem etwas sichereren, nachfolgenden Stück des Wanderwegs. Danach ging es wieder etwas gemächlicher weiter. Der Halt auf dem Weg war ein besserer und man rutschte nicht mehr so leicht ab. Julian blieb dennoch vorsichtig und schritt langsamer voran. Einige Zeit verging, bis er schließlich bei 200 Höhenmetern angelangt war. Auf dieser Höhe befand sich sogar ein Schild, das jemand in die Mitte einer Rampe, die nach rechts bergauf verlief, wenn man frontal auf die Steinwand blickte, gestellt hatte. Es war sehr alt, verfallen und aus Holz. Man konnte gerade noch die eingeritzten Zeichen lesen. Darauf stand geschrieben: Schattenberg. 200 Meter Seehöhe. Darunter befanden sich noch Wegweiser. Der eine, der nach rechts zeigte,

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