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Die Weltportale (Band 2)
Die Weltportale (Band 2)
Die Weltportale (Band 2)
eBook471 Seiten6 Stunden

Die Weltportale (Band 2)

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Über dieses E-Book

Auch nach dem Sieg über den Schatten findet Eleonora keine Ruhe. In ihren Träumen begegnet sie einer mysteriösen Frau, die sie vor etwas zu warnen versucht. Als auch noch die Magie zu erlöschen droht, besteht kein Zweifel mehr: Der Schatten ist nicht besiegt, sondern lauert auf seine Chance, seinem Gefängnis zu entfliehen. Nur die Lunara können den Verlust der Magie abwenden. Doch dieses mysteriöse Volk versteckt sich in den Tiefen des Meeres, verborgen vor den Augen der Menschen. Wird es Eleonora und ihren Freunden dennoch gelingen, sie zu finden, bevor es zu spät ist?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum22. Feb. 2019
ISBN9783038960249
Die Weltportale (Band 2)

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    Buchvorschau

    Die Weltportale (Band 2) - B. E. Pfeiffer

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte

    Kapitel 1 - Sarina

    Kapitel 2

    Kapitel 3 - Lucius

    Kapitel 4

    Kapitel 5 - Aestus

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15 - Lucius

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19 - Aestus

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40 - Lucius

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Kapitel 43

    Kapitel 44 - Aestus

    Kapitel 45

    Kapitel 46

    Kapitel 47

    Kapitel 48

    Kapitel 49

    Kapitel 50 - Aestus

    Kapitel 51

    Kapitel 52

    Kapitel 53 - Seratus

    Kapitel 54

    Kapitel 55 - Nina

    Kapitel 56

    Kapitel 57

    Kapitel 58 - Aestus

    Kapitel 59

    Kapitel 60

    Epilog

    Wie die Lunara ihre Unsterblichkeit erhielten

    Dank

    B. E. Pfeiffer

    Die Weltportale

    Band 2

    Fantasy

    Die Weltportale (Band 2)

    Auch nach dem Sieg über den Schatten findet Eleonora keine Ruhe. In ihren Träumen begegnet sie einer mysteriösen Frau, die sie vor etwas zu warnen versucht. Als auch noch die Magie zu erlöschen droht, besteht kein Zweifel mehr: Der Schatten ist nicht besiegt, sondern lauert auf seine Chance, seinem Gefängnis zu entfliehen. Nur die Lunara können den Verlust der Magie abwenden. Doch dieses mysteriöse Volk versteckt sich in den Tiefen des Meeres, verborgen vor den Augen der Menschen. Wird es Eleonora und ihren Freunden dennoch gelingen, sie zu finden, bevor es zu spät ist?

    Die Autorin

    Bettina Pfeiffer wurde 1984 in Graz geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Baden bei Wien.

    Seit ihrer Kindheit liebt sie es, sich Geschichten auszudenken. Besonders als Ausgleich zu ihrem zahlenorientierten Hauptjob taucht sie gern in magische Welten ab und begann schließlich, diese aufzuschreiben. So entstand recht schnell die Idee für die ›Weltportale‹ und andere magische Geschichten im Genre Fan-tasy/Romantasy.

    Inspiration dafür findet sie immer wieder durch ihre Kinder, mit denen sie gern auf abenteuerliche Entdeckungsreisen geht.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, Februar 2019

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2019

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski | Kopainski Artwork

    Lektorat: Martina König | Sternensand Verlag GmbH

    Korrektorat: Jennifer Papendick | Sternensand Verlag GmbH

    Satz: Corinne Spörri | Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-023-2

    ISBN (epub): 978-3-03896-024-9

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für meine Großeltern, die mir gezeigt haben, dass es Wurzeln braucht, um zu fliegen.

    Für meine Eltern, ohne die ich trotzdem nie den Mut gehabt hätte, meine Flügel auszubreiten.

    Sind auch Welten zwischen uns, so trage ich euch immer in tiefer Dankbarkeit in meinem Herzen.

    Das erste Licht der Güte gibt sein Leben für die Welt,

    Bald vergessen wird dieser edle Held.

    Das zweite Licht der Stärke wird die Völker zum Siege führen

    Oder mit seinem Herzen die Dunkelheit berühren.

    Das dritte Licht wird durch Liebe stärker als sie alle,

    Unbesiegbar sogar, so sie der Dunkelheit verfalle.

    Kapitel 1 - Sarina

    Der Mond stand hoch am Himmel und schien auf den glitzernden Schnee, der sich hell von der Dunkelheit des Waldes abhob. Sarina saß auf einem einsamen Hügel und blickte auf die schneebedeckten Bäume, die still vor ihr lagen und den Weg in das Tal säumten. Sie fuhr sich durch ihr fast weißes Haar, das im blassen Licht silbern glänzte, und dachte nach.

    Seit über fünfzig Erdenjahren verbrachte sie ihr Dasein in der Menschenwelt, doch sie hatte sich noch immer nicht an die Jahreszeiten gewöhnt. Den Winter mochte sie am wenigsten, obwohl die Welt, aus welcher ihr Volk stammte, angeblich aus Schnee und Eis bestand. Sie war eine Lunara, eine Nachkommin jenes sagenumwobenen Volkes, das den Menschen einst Prophezeiungen gebracht hatte. Aber ihr Volk schien in Vergessenheit geraten zu sein, so wie sie vergessen hatte, wie man mit dem Winter umging. Er war kalt und unfreundlich. Genau wie viele Menschen es waren. Deswegen hatte ihr Volk vor einigen Menschengenerationen entschieden, sich zurückzuziehen, auf eine verborgene Insel im tiefen Ozean. Nur an speziellen Tagen, an denen Rituale zu Ehren der Mondgöttin vollzogen wurden, kehrten sie an die Oberfläche zurück, und dann nur für kurze Zeit. Und natürlich, wenn sie Wächter des Urschattens wurden. So wie Sarina.

    Tag und Nacht bewachte sie den Kristall, in dem das boshafte Wesen eingesperrt war. Die wenige freie Zeit, die ihr blieb, konnte sie im Winter kaum an der frischen Luft verbringen, weil die Kälte ihr trotz der dicken Mäntel fürchterlich zusetzte. Sie hasste den Winter wirklich, obwohl Lunara kaum zu Gefühlen fähig waren. Aber Sarina war schon immer anders gewesen.

    Sie seufzte und blickte über das Tal. Im Schnee wirkte alles friedlich und still, als befände sie sich in einer anderen Welt. Ihre Visionen waren in der Kälte so viel stärker und klarer als sonst. Vielleicht verlieh der Winter ihr doch besondere Kraft.

    Sarina hatte es in den Wintermonaten immer geschafft, ihre Tochter in ihren Visionen zu sehen. Fünfundvierzig Erdenjahre war es nun her, dass sie ihr Kind zuletzt in ihrer Nähe gefühlt hatte. Geschwächt von der Geburt, hatte sie das kleine Wesen nicht in den Arm nehmen, sondern nur kurz sehen dürfen, bevor es seinem Vater übergeben worden war. Sie war eine Wächterin, die das Kind eines anderen Wächters erwartet hatte. So etwas war noch niemals vorgekommen, denn die Regeln der Wächter erlaubten keine Beziehung untereinander. Sie hatten eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und durften sich nicht von Romanzen ablenken lassen.

    Aber Sarina hatte sich verliebt. In den jungen Elfenprinzen, der später ein Fürst wurde und vor rund drei Monden im Kampf gegen das Schattenwesen umgekommen war. Sie war in eine seltsame Trauer versunken. Sie hatte sich gewünscht, ihn noch einmal sehen zu dürfen, selbst wenn er nun stark gealtert war, während ihr Körper sich seit ihrer letzten Begegnung kaum verändert hatte.

    Wäre es nach ihrem eigenen Volk und dessen Regeln gegangen, hätte sie dieses Kind nie bekommen dürfen. Doch Theodor, ihr Elfenprinz, und Dano, der alte Wächter der Auronen, der den neuen Wächter immer wieder aufsuchte, hatten sich für sie eingesetzt. So war es ihr erlaubt worden, ihre Tochter zu bekommen, jedoch nicht zu behalten.

    Theodor war zu seinem Stamm zurückgerufen worden, da sein älterer Bruder unerwartet verstorben war und er seine Aufgabe als Wächter nun nicht mehr ausüben konnte. So durfte er seine Tochter mit zu sich nehmen. Sarina war darüber einerseits froh und andererseits betrübt. Sie wusste, ihre Tochter wäre bei ihm sicher, doch sie litt darunter, sie nicht aufwachsen gesehen zu haben.

    Alles, was sie von ihr besaß, war eine winzige dunkle Locke, die Theodor ihr kurz nach der Geburt abgeschnitten hatte und die sie nun in einem Medaillon an ihrem Herzen trug. Die Kleine war so wunderschön gewesen, mit so herrlich dunklen Haaren wie ihr Vater. Sie hätte ihr Kind so gern gehalten. Doch sie wusste, es war besser gewesen, sie nicht in den Armen gehabt zu haben. Sie hätte sie vermutlich nie wieder hergegeben.

    Sarina blickte hoch zum Mond. »Ach Athela«, flüsterte sie wehmütig.

    Das war der Name, den sie ihrer Tochter gegeben hatte – angelehnt an eine Prinzessin aus einer alten Sage ihres Volkes. Sie war die Tochter des Morgensterns und verliebte sich vor vielen Millionen Monden in einen Mann aus dem Volk der Lunara, das damals noch sterblich war. Durch sie hatten die Lunara die Unsterblichkeit erlangt. Sarina fand den Namen für ihre wunderschöne Tochter passend.

    Seufzend nahm sie ihr Medaillon in die Hand und öffnete es vorsichtig. Die kleine dunkle Haarsträhne schimmerte ganz sanft im Licht des vollen Mondes. Ihre Tochter war nun eine erwachsene Frau, vermählt mit einem Halb-Magier, Halb-Auronen und selbst Mutter einer Tochter. Eleonora. Sarina hatte sie und Athela immer wieder in ihren Visionen beobachten können. Sie waren wunderschön und liebten einander von Herzen. Es schmerzte sie, dass ihr eine solche Verbindung mit ihnen untersagt war.

    Athela hatte kaum die Fähigkeiten der Lunara von ihr geerbt. Jedenfalls fühlte sie diese Kräfte nie in ihrer Tochter. Doch die kleine Eleonora … sie besaß die Gaben. Sarina hoffte, dass ihr jemand das Ritual der Lunara zeigen würde, damit ihre Kräfte wuchsen und ihr bei ihrer Aufgabe halfen.

    Wie jede Lunara-Wächterin hatte Sarina die alten Prophezeiungen studiert. Sie wusste, was Eleonora bestimmt war. Sie wünschte, sie hätte ihr beistehen können, sie lehren können, wie sie ihre Fähigkeiten einsetzte, was sie stärker machte, was sie schwächte. Denn die Zeit drängte und die Dunkelheit nahm stetig zu.

    Sarina schloss das Medaillon vorsichtig und schob es zurück unter den Stoff ihrer Kleidung. Die Kälte der Nacht hatte sich in das Metall gebrannt und ließ einen Schauer durch ihren Körper gehen. Aber in letzter Zeit schauderte sie ständig. Denn sie hatte eine düstere Vorahnung.

    Vor einigen Monden hatte sich der Kristall, den sie und die anderen Wächter bewachten, verändert. Seine Energie war viel stärker geworden und Sarina wusste, dass dies der Beginn der Prophezeiung war. In ihren Visionen hatte sie Eleonora gesehen, die trotz ihrer Angst und Zweifel dem Splitter des Schattenwesens, der vor so vielen Menschengenerationen aus dem Kristall fliehen konnte, die Stirn geboten und ihn besiegt hatte.

    Nachdem die Schlacht geschlagen war, schien der Kristall seine Energie wieder zurückzuziehen. Nur Sarina bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Der Schatten in dem Kristall war lange sehr ruhig gewesen. Doch nun bewegte er sich, prüfte sein Gefängnis und schien hasserfüllter als jemals zuvor.

    Allerdings belächelten die anderen Wächter sie und nannten sie zu feinfühlig. Ihnen war zwar nicht entgangen, dass es eine Bedrohung gab, doch anders als Sarina hielten sie nicht viel von der Prophezeiung der Lunara.

    Die Wächterin fluchte innerlich, dass sie an diesem Ort festsaß. Sie wusste, dass ihre Tochter und Enkeltochter Hilfe brauchten. Denn ein weiterer Kampf stand kurz bevor. Alles, was ihr blieb, war, darauf zu hoffen, dass Dano, der alte Auronenwächter, sich an das Versprechen, das er ihr vor all den Jahren gegeben hatte, erinnerte. Ihm hatte sie ihre Spieluhr anvertraut, die mit ihrer Musik die verborgenen Kräfte der Lunara erwecken konnte. Ihm hatte sie die Prophezeiung wieder und wieder eingeschärft, damit er ihre Familie beschützen würde. Bisher hatte er seine Verantwortung erfüllt.

    Sarina zeichnete einen Kreis in den frischen Schnee und hüllte sich in ihren Mantel und die drei Decken, die sie mitgebracht hatte. Trotzdem war ihr kalt. Doch sie brauchte den Schnee und die Kälte, denn sie wollte eine klare Vision empfangen, in der sie vielleicht sogar in der Lage war, mit Athela und Eleonora zu sprechen.

    Anders als die Auronen hatten die Lunara zumeist nur Visionen über Dinge, die einst gewesen waren, oder Schatten der Dinge, die einst sein würden. Sie konnten über die verschiedenen Ebenen hinweg reisen, aber selten mit den Wesen dieser Ebenen sprechen.

    Sarina musste lächeln, als sie daran dachte, dass Eleonora genau dies geschafft hatte, ohne jemals in die Fähigkeiten der Lunara unterwiesen worden zu sein. Vermutlich lag es daran, dass sie alle vier erdfremden Völker vereinte. Und daran, dass dieses Mädchen intuitiv die Magie verstand, die es umgab.

    So oft hatte Sarina versucht, mit Eleonora oder Athela zu sprechen. Doch niemals hatten sie auch nur bemerkt, dass sie sich bei ihnen befand. Vermutlich würde sie auch dieses Mal keinen Erfolg haben. Aber welche Wahl hatte sie noch? Dano war schon lange nicht mehr bei Eleonora gewesen und die Zeit drängte. Vor allem, da die andere Aurone, Lady Graie, nun nicht mehr an der Seite ihrer Enkeltochter sein konnte. Auch um sie hatte Sarina getrauert, war sie doch eine weise Frau gewesen, die ihre Familie stets beschützt hatte und nun dem Schatten zum Opfer gefallen war.

    Sie atmete tief ein, schloss ihre Augen und drehte ihr Gesicht in den Schein des Mondes. Ihre Haare glänzten ein wenig heller und sie fühlte, wie das Licht der Mondgöttin ihre Gaben verstärkte.

    Der Schleier zwischen Raum und Zeit hob sich und sie ließ ihr Bewusstsein über die Täler und Berge, die Flüsse und Wälder reisen, bis hin zu einem kleinen Häuschen in der Nähe eines Sees. Dort saß Athela an einem Tisch über viele Zettel gebeugt. Sie war nach dem ersten großen Kampf gegen den Schatten in die Nähe der Akademie gezogen und unterrichtete nun Heilmagie. In ihrem Haus lebte eine Menschenfamilie, eine Mutter mit drei kleinen Kindern, die Sarina nicht kannte.

    Die Wächterin blickte sich in dem Raum um, trat neben Athela und legte eine Hand auf ihre Schulter, doch die Elfe sah nicht auf. Sie konnte sie nicht spüren.

    Es klopfte und Eleonora trat ein, ein Tablett mit zwei dampfenden Tassen in der Hand. Als sie zu ihrer Mutter blickte, hielt sie inne und starrte in Sarinas Richtung. Ihre Lippen bebten und das Tablett in ihren Händen zitterte.

    »Kannst du mich hören?«, fragte Sarina, doch das Mädchen reagierte nicht. Es bewegte sich ganz langsam auf seine Mutter zu, ohne den Blick von Sarina abzuwenden. »Du hörst mich also nicht …«, bemerkte diese enttäuscht und machte einen Schritt zurück. »Aber du kannst mich sehen. Das ist ein Anfang. Vielleicht kann ich dich in deinen Träumen besuchen.«

    Die Lunara zog sich aus ihrer Vision zurück in ihren Körper, der von der Kälte schmerzte und klamm geworden war. Sarina rieb ihre steifen Hände und überlegte, ob sie zurückgehen und später wiederkommen sollte. Sie musste mit Eleonora sprechen und in ihren Träumen konnte sie das Mädchen vielleicht besser erreichen. Aber wenn sie an ihrem Posten erschien, würde man ihr Fragen stellen. Fragen, die sie im Moment nicht beantworten wollte.

    Seufzend zog sie die Decken enger um sich. Sie würde wohl noch einige Stunden ausharren müssen.

    Kapitel 2

    Eleonora keuchte schwer, als sie ihr Schwert erneut hob und zu einem Schlag ausholte, während sich ihre dunklen Strähnen aus dem Zopf lösten und um ihr Gesicht wehten. Der Schnee auf dem Boden erschwerte ihren Kampf und sie hatte Mühe, nicht auszurutschen. Aber sie wollte sich nicht so schnell geschlagen geben.

    Lucius parierte ihre Angriffe ohne Mühe, entwaffnete sie dabei und hielt ihr seine Schwertspitze an die Kehle. Enttäuscht sah sie ihn an. Seine dunkelblauen Augen funkelten amüsiert.

    »Das war schon sehr gut, du machst Fortschritte«, sagte er aufmunternd und senkte seine Waffe.

    Eleonora seufzte und wollte nach ihrem Schwert greifen, doch der blonde Ritter hob es auf und hielt es ihr hin. »Danke«, knurrte sie und fasste nach dem Griff, ohne ihn anzusehen.

    Lucius lachte und sie starrte ihn wütend an. »Vergib mir, aber dass du so ehrgeizig bist, hätte ich nicht erwartet. Bitte vergiss nicht, dass ich im Schwertkampf ausgebildet wurde, seit ich ein kleiner Junge war, und du erst vor Kurzem gelernt hast, mit dem Schwert umzugehen.«

    Sie steckte ihre Waffe weg und schnaubte. »Ich verstehe ohnehin nicht, wieso ich lernen soll, mit einem gewöhnlichen Schwert zu kämpfen. Das Schwert der Lorana führt meine Schläge im Kampf sehr gut. Jetzt soll ich mit irgendeiner Waffe üben, obwohl ich viel eher an meiner Lichtmagie arbeiten sollte?«

    »Du hast das Schattenwesen mit dem Schwert besiegt«, schmunzelte Lucius. »Auch wenn deine Waffe dir hilft, schadet es nicht, wenn du von mir einige Tricks lernst.« Er kam einen Schritt näher. »Abgesehen davon finde ich es schön, dass ich dir etwas beibringen kann. Bei der Lichtmagie bin ich dir keine Hilfe, aber ich kann dir zeigen, wie du dich in einem Kampf verteidigst, gleich, mit welcher Waffe. Ich werde immer versuchen, bei dir zu sein und dich zu beschützen. Aber wenn ich aus irgendeinem Grund nicht da sein kann, dann will ich, dass du weißt, wie du deinen Gegner bezwingen kannst.«

    Er legte seine Hand an ihre Wange und sie fühlte, wie seine Wärme nicht nur die Kälte, sondern auch ihren Zorn wegschmolz.

    »Schon gut. Ich weiß, es hat einen Grund, dass das Schwert mich erwählt hat«, seufzte sie und versuchte, sein Lächeln zu erwidern. »Aber der Schwertkampf ist bei Elfen nicht gern gesehen und ich fühle mich wie ein Kleinkind, das seine ersten Gehversuche unternimmt. Besonders, wenn ich gegen dich kämpfe.«

    »Wie ich bereits sagte, du machst Fortschritte. Ich habe auch nicht vom ersten Tag an jeden Gegner bezwungen. Du musst deinen Stil erst finden. Und das gelingt dir am besten, wenn du nicht von einem magischen Schwert gelenkt wirst.«

    Er brachte sein Gesicht näher an ihres heran und seine blonden Haare fielen ihm dabei in die Stirn. Eleonora schloss die Augen in freudiger Erwartung des Kusses, doch bevor seine Lippen ihre trafen, hörten sie ein genervtes »Hey!« und fuhren auseinander.

    »Ihr wisst schon, dass wir hier sitzen und darauf warten, dass der Herr Ritter Zeit findet, uns auch etwas beizubringen? Es ist ziemlich kalt und ich würde das gern so schnell wie möglich hinter mich bringen«, rief Daphne gereizt.

    Lachend drehte sich Eleonora um und sah ihre Freundinnen an. Daphne war eine Magierin, hatte kinnlanges zimtrotes Haar und war ein Jahr älter als Eleonora. Nina war Halbmagierin und in Eleonoras Klasse. Sie hatten ihr beigestanden, als sie von ihrer Herkunft erfuhr und gegen den Schatten kämpfen musste. Nun waren sie alle Mitglieder des Mondordens, der einst eine Gemeinschaft aller Völker dargestellt hatte, um gegen den Schatten zu kämpfen.

    Die beiden Schülerinnen hatten dicke Decken um sich geschlungen und saßen auf einer Bank. Daphnes Blick wirkte düster, während Nina eher unbehaglich den Kopf zur Seite gedreht hatte. Sie wussten, dass Eleonora Gefühle für den Ritter hegte. Ebenso wie für Aestus, der sich zum Glück noch nicht auf dem Übungsplatz befand. Eleonora wollte ihn nicht mit ihrer Zuneigung zu dem Ritter quälen, so wie sie Lucius nicht mit ihrer Zuneigung zu Aestus konfrontieren wollte.

    Der Ritter nahm ihre Hand und führte Eleonora über den Schulhof, auf dem sie übten, zu der Bank. Galant küsste er ihren Handrücken und verneigte sich vor Daphne. »Mylady, wenn Ihr mir die Ehre erweisen würdet?«

    Die Magierin brach in ein amüsiertes Lachen aus, schlug die Decken zurück, fuhr sich durch ihr zimtrotes Haar und stand auf. »Dann bringt mir bei, wie ich einen Schatten bezwinge«, sagte sie übermütig.

    Eleonora setzte sich neben Nina, die ihr heißen Tee reichte.

    »Du hast gut gekämpft«, meinte sie freundlich, doch ihre Augen wirkten traurig. Sie führte ihren eigenen Becher zu ihren Lippen und nippte daran.

    Einen Moment beobachtete die Schülerin ihre Freundin wortlos. Dann jedoch fragte sie: »Was ist los, Nina? Du bist seit einiger Zeit noch stiller als sonst. Und das will etwas bedeuten.«

    Die Halbmagierin senkte den Blick und seufzte. »Es ist nichts …«

    »Doch, da ist etwas«, meinte Eleonora und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Du weißt, du kannst mir alles anvertrauen. Ich bin für dich da, so wie du für mich da bist.«

    »Ja, weißt du … ich fühle mich manchmal einsam.«

    »Einsam?«

    »Wenn ich dich und Lucius ansehe … oder dich und Aestus … dann wünschte ich, ich würde auch geliebt werden.«

    »Ach Nina.« Eleonora legte einen Arm um sie und lächelte aufmunternd.

    Die Halbmagierin war ein hübsches Mädchen mit aschblonden Haaren und wunderschönen blauen Augen. Doch im Gegensatz zu Daphne war sie nicht besonders auf ihr Äußeres bedacht und richtete sich nicht stundenlang her. Aber sie war herzensgut und Eleonora liebte sie für ihre zurückhaltende, fürsorgliche Art.

    »Bestimmt findest du bald jemanden, mit dem du dich nicht mehr so einsam fühlst. Und in der Zwischenzeit hast du uns«, versuchte Eleonora, sie aufzumuntern. »Aber ich werde ab jetzt versuchen, nicht mehr zu viel Vertrautheit mit Aestus und Lucius zu zeigen. Was ich ohnehin nicht sollte, weil es immer noch seltsam ist, in beide verliebt zu sein …«

    Nina rollte mit den Augen. »Eleonora, man muss nur deinen Namen sagen und die beiden strahlen. Und bei dir ist es nicht anders. Du kannst noch nicht mal über sie reden, ohne zu lächeln. Das ist auch in Ordnung. Aber …« Sie seufzte und schwieg, als Aestus zu ihnen kam und sich auf die Bank fallen ließ.

    »Habe ich deinen Kampf verpasst?«, fragte er außer Atem und wischte sich eine seiner rabenschwarzen Haarsträhnen aus der Stirn.

    Aestus war ein Mensch, der sich magische Fähigkeiten zu einem hohen Preis angeeignet hatte. Deswegen hatte er nicht die bunten Haare und Augen der Magier, obwohl seine Iriden eisblau und seine Haare dunkelblau schimmerten. Was wohl daran lag, dass er die Kräfte eines Eisdrachen in sich trug.

    »Ja, aber es war kein besonders guter Kampf«, antwortete Eleonora schmollend.

    Er legte seinen Arm um sie und lächelte sie an. Seine eisblauen Augen wirkten zufrieden, als er sie musterte. »Du bist zu streng mit dir. Ich bin sicher, du hast dich gut geschlagen.«

    Eleonora zuckte mit den Schultern, doch als sie ihn ansah, musste sie gegen ihren Willen lächeln. Sie hatte ihn vermisst, obwohl er nicht lange von ihr getrennt gewesen war.

    Aus Rücksicht auf Nina, die unbehaglich ihre Finger knetete, wandte sie sich von ihm ab, rutschte ein Stück weg und beobachtete, wie Lucius ihrer Freundin beibrachte, einen Schlag zu parieren.

    Aestus knurrte und rutschte nach.

    »Ihr übt sehr fleißig«, ertönte eine Stimme hinter ihnen.

    Eleonora wandte den Kopf und nickte Valeria, der Direktorin der Akademie, zu, die beobachtete, wie die Magierin und der Ritter miteinander kämpften.

    »Daphne hat wirklich Talent für den Schwertkampf. Vielleicht sollten wir ihr mehr Einzelunterricht angedeihen lassen.«

    »Ja, sie ist wirklich gut«, pflichtete Eleonora ihr bei.

    »Ich bin nicht hier, um euch zu stören, aber ich würde dich gern kurz unter vier Augen sprechen, Kind«, meinte die Direktorin und lächelte freundlich.

    Eleonora reichte Aestus ihren Tee und stand auf. »Ihr entschuldigt mich?«, sagte sie und verließ den Hof mit der Magierin. Sie hörte noch, wie Aestus den Atem ausstieß und zu Nina meinte, es würde ihm nicht gefallen, wenn sie Geheimnisse vor ihm hatte oder Dinge ohne ihn machte. Mutlos schluckte sie den Kloß in ihrem Hals hinunter, denn sie wollte der Direktorin ihre Aufmerksamkeit schenken.

    »Du siehst müde aus«, meinte die Magierin besorgt, nachdem sie ein Stück gegangen waren.

    »Ich bin müde. Ich träume seltsam«, gestand Eleonora und Valeria musterte sie eindringlich.

    »Vom Schatten?«

    »Nein, von einer Frau. Sie sieht aus wie eine Lunara …«

    »Und was träumst du von ihr?«

    »Sie ist stumm in meinen Träumen, aber ich denke, sie will mir etwas zeigen.« Eleonora sah die Direktorin verwirrt an. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie auch neben mir steht, wenn ich wach bin. Denken Sie, dass das möglich ist?«

    »Ich kenne mich mit der Magie der Lunara nicht gut aus«, meinte Valeria nachdenklich. »Aber vielleicht hat es etwas mit dem Stab und deiner nächsten Aufgabe zu tun.«

    Eleonora seufzte. Das Schattenwesen hatte einst einen Stab besessen, den es im Kampf geführt hatte. Nachdem der Schatten besiegt worden war, hatte Valeria ihr dieses Zepter überlassen wollen, aber Eleonora hatte sich geweigert, es zu führen, da es ihr viel zu mächtig erschien. »Die Lunara sind der Schlüssel«, murmelte sie schließlich.

    Mara, eine Elfe, die wie sie von allen vier erdfremden Völkern abstammte, hatte ihr das gesagt, kurz bevor ihre Seele endlich erlöst worden war. Ob diese Frau in ihren Träumen versuchte, ihr den Weg zu zeigen?

    »Sie sind aber bestimmt nicht hergekommen, um mich nach meinen Träumen zu befragen, oder?«

    »Nein«, erwiderte die Direktorin und ließ die Schultern sinken. »Der Ring ist immer noch verschwunden. Du bist ganz sicher, dass der Schatten ihn hatte, als du gegen ihn gekämpft hast?«

    »Ja, er trug ihn. Ich konnte seine Magie fühlen. Es war dieselbe wie in der Burg, bevor sie vom Fluch befreit wurde.«

    »Ich verstehe«, flüsterte die Magierin und blickte zu Boden, wo unterschiedliche Schuhabdrücke im Schnee zu erkennen waren. »Hältst du es für klug, deine Freunde nicht in alles einzuweihen?«

    Eleonora blieb stehen und warf der Direktorin einen Blick zu. »Ich weiß nicht, was der Ring mit meinen Freunden zu tun hat …«

    »Kind, es ist nicht nur der Ring«, redete Valeria ruhig auf sie ein. »Seit dem Kampf gegen den Schatten gehst du ohne sie zu Treffen, trägst alles allein auf deinen Schultern. Ihr seid eine Gemeinschaft und ihr braucht einander.«

    Eleonora schluckte. »Was ist … wenn ich sie damit in Gefahr bringe?«

    »Du hast Angst, sie zu verlieren.« Die Direktorin legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Hast du schon einmal daran gedacht, dass du sie verlieren könntest, wenn du sie von allem ausschließt und deine Geheimnisse für dich behältst?« Sie lächelte Eleonora schwach an. »Es wird ohnehin schwer, sie alle zusammenzuhalten. Lucius und Aestus kämpfen um dein Herz, und dann ist da Nina, die eifersüchtig ist …«

    »Sie ist nicht eifersüchtig«, rief Eleonora, als müsste sie sich selbst überzeugen.

    »Wie auch immer. Alles, was ich sagen will, ist, dass du deine Freunde miteinbeziehen solltest. Denn sie machen sich Sorgen.« Sie klopfte dem Mädchen auf die Schulter. »Denk darüber nach. Unser nächstes Treffen findet bald statt und vielleicht möchtest du doch alle Ritter des Ordens bei dir haben.«

    »Ich werde es berücksichtigen«, erwiderte Eleonora.

    »Gut. Wenn du Hilfe benötigst, lass es mich wissen. Ansonsten werde ich mich jetzt wieder unserem Problem mit dem Ring widmen. Sollte ich etwas herausfinden, melde ich mich.«

    Die Direktorin lächelte noch einmal, dann eilte sie durch den Schnee davon.

    Eleonora ging mit hängenden Schultern zurück und beobachtete, wie Nina und Aestus miteinander sprachen und gemeinsam lachten. Einen Moment überlegte sie, ob sie sich davonstehlen sollte, um in Ruhe nachzudenken, doch Aestus hatte sie bereits entdeckt und winkte ihr zu. Seufzend ging sie zu ihren Freunden und setzte sich schweigend auf die Bank. Plötzlich sprach niemand mehr.

    Erst als ihr die Stille unangenehm wurde, deutete Eleonora mit dem Kinn auf den Kampf. »Daphne kämpft jetzt schon richtig lange, oder?«

    Aestus musterte sie besorgt, fragte aber nicht, was in ihr vorging, sondern folgte ihrem Blick zu Daphne und Lucius.

    »Ich glaube, sie hat etwas gefunden, das ihr besser gefällt, als Frisuren zu machen«, meinte Nina ernst.

    Eleonora sah ihre Freundin überrascht an, dann lachte sie und Aestus stimmte mit ein. Selbst die Halbmagierin musste kichern.

    »Wie soll man sich denn konzentrieren, wenn ihr nur Blödsinn im Sinn habt?«, rief Daphne zornig und unterbrach ihren Kampf mit finsterem Blick.

    »Ich denke, es ist Zeit, den Nächsten an die Reihe zu lassen«, meinte Lucius und Nina stand widerwillig auf. Ihr lag der Schwertkampf überhaupt nicht.

    Daphne setzte sich schnaubend neben Aestus. »Und, was war so lustig, dass ihr lachen musstet, während ich trainiert habe?«

    »Nina hat nur einen Scherz gemacht. Er war ungewollt komisch«, meinte Eleonora beschwichtigend.

    »Das soll sie sich das nächste Mal für unsere Pyjamaparty aufheben«, entgegnete ihre Freundin verletzt und wandte sich ab.

    Aestus beugte sich zu Eleonora und flüsterte grinsend: »Ihr macht Pyjamapartys?«

    Sie winkte ab. »Also, ja, wir nennen es so«, erklärte sie und versuchte, seinen Blick zu meiden.

    »Redet ihr da über Jungs?«, bohrte er nach und grinste noch breiter.

    »Das … geht dich nicht wirklich etwas an«, wehrte Eleonora ab.

    Aestus lachte und legte seine Arme um sie.

    »Hör auf, wir sind hier beim Training«, zischte sie und wehrte sich gegen die Berührung. Es war ihr unangenehm, so knapp vor Lucius mit Aestus zu turteln.

    »Das stört mich nicht. Und der Ritter sieht es wohl kaum, denn er konzentriert sich darauf, Nina etwas beizubringen. Also lass mich dich kurz halten. Nur für einen Moment.«

    Etwas Flehentliches lag in seiner Stimme und sie gab seufzend nach. Mit geschlossenen Augen genoss sie seine Wärme und als sie seine Lippen auf ihrem Scheitel fühlte, lächelte sie zufrieden. Dann war der Moment vorbei und Aestus löste sich von ihr. Unglücklich sah sie zu, wie Lucius und Nina ihre Übungen absolvierten.

    Nina war weniger talentiert mit dem Schwert als Daphne, aber sie gab sich Mühe. Allerdings hatte sie nicht die Ausdauer ihrer Freundinnen oder ihre Stärke, Magie einzusetzen, und wurde schnell müde. Und auch Lucius schien nicht ganz bei der Sache zu sein.

    Kapitel 3 - Lucius

    »Lassen wir es für heute gut sein«, meinte der Ritter freundlich, obwohl er innerlich tobte, und führte Nina zu den anderen zurück. Er hatte gesehen, wie Aestus Eleonora umarmt hatte, und sein Herz zog sich allein bei dem Gedanken zusammen.

    Seit drei Monden war er frei, nachdem ein mächtiger Zauber ihn über fünfhundert Jahre an seine Burg gefesselt und ihn gehindert hatte, zu altern. Die Burg um ihn herum war verfallen und nur wenige hatten sie finden können. Meist die Direktorinnen der Akademie. Und Eleonora. Sie war es auch, die ihn befreit hatte, und eigentlich war er sicher gewesen, dass sie beide zusammengehörten. Wäre da nicht Aestus, für den sie auch etwas empfand. Zwar hatte sie sich stets Mühe gegeben, keinem von beiden einen Grund zu geben, eifersüchtig zu werden, allerdings konnte er dieses Gefühl dennoch nicht unterdrücken.

    Er wollte so nicht sein. Er selbst hatte ihr gesagt, dass er warten und um ihr Herz kämpfen würde. Aber immer wenn er Aestus sah, kam die Eifersucht hoch, fraß sich in sein Herz und vernebelte seine Gedanken. Der Ritter wollte Eleonora nicht aufgeben, aber er wusste nicht, wie lange er noch mit dieser Situation zurechtkommen würde.

    Als er mit Nina bei der Bank ankam, musterte er den Schüler finster. »Ihr seid an der Reihe, Aestus«, meinte er höflich, aber selbst ihm fiel die Kälte in seiner Stimme auf.

    Dieser erwiderte seinen Blick finster, als er das Übungsschwert von Nina entgegennahm und ihm schweigend über den Hof folgte. Als sie außer Hörweite waren, flüsterte Aestus dem Ritter zu: »Lass es uns heute ein wenig spannender machen. Der Gewinner dieses Duells darf den Abend mit Eleonora verbringen.«

    Lucius zog die Augenbrauen hoch. Aestus war geschickt mit dem Schwert, das musste er zugeben. Aber seine Angriffe erwiesen sich oft als unüberlegt und es bereitete ihm kaum Mühe, ihn zu besiegen.

    »Ich würde diese Entscheidung lieber Eleonora selbst überlassen, mit wem sie den heutigen Abend verbringt«, erwiderte er ebenfalls leise.

    Aestus lachte höhnisch. »Hast du etwa Angst, dass ich gewinne?«

    »Darum geht es nicht«, knurrte der Ritter. »Abgesehen davon hättet Ihr ohnehin keine Chance gegen mich, so wie Ihr kämpft.«

    »Dann gibt es ja kein Problem«, meinte Aestus schulterzuckend. »Wenn du ohnehin gewinnst, kann Eleonora immer noch selbst entscheiden, mit wem sie den Abend verbringt.«

    »Schön, wenn Ihr wollt, dann sollt Ihr die Aussicht auf einen Preis haben«, gab Lucius nach und schüttelte den Kopf. »Es wird aber nichts an dem Ausgang ändern.«

    Aestus verzog seinen Mund zu einem spöttischen Grinsen. »Wir werden sehen.«

    Die beiden nahmen Aufstellung und hoben ihre Schwerter. Lucius wartete, bis Aestus seinen ersten Angriff startete. Dieser hob seine Klinge noch höher und lief auf ihn zu. Sein Körper war angespannt und er schien alle Kraft in seinen Schlag zu legen, doch Lucius hatte keine Mühe, seinem Angriff auszuweichen und mit einem leichten Gegenschlag abzuwehren.

    Aestus hatte so viel Kraft aufgenommen, dass er ungeschickt an Lucius vorbeisegelte, was dieser nutzte, um ihm mit dem Griff seines Schwertes einen leichten Stoß in den Rücken zu versetzen. Der Schüler landete fluchend auf seinem Bauch im Schnee. Er drehte sich auf den Rücken und schnaubte zornig.

    Aus den Augenwinkeln bemerkte Lucius, wie Eleonora unruhig aufspringen wollte, aber von Daphne zurückgehalten wurde. Er konnte nicht hören, was sie flüsterten, und wandte sich wieder Aestus zu. »Ihr handelt zu unüberlegt«, meinte der Ritter und wollte ihm die Hand reichen, doch er schlug sie weg.

    »Das ist noch nicht zu Ende«, fauchte Aestus und sprang wieder auf seine Beine.

    »Wie Ihr meint«, seufzte der Ritter und hob sein Schwert.

    Aestus machte einige Schritte auf ihn zu, hob seine Waffe erneut und platzierte seinen Schlag sehr hoch. Lucius riss sein Schwert hoch und parierte den Angriff. Die Klingen klirrten hell, als sie sich trafen. Aestus brachte seine zweite Hand an den Schwertgriff und legte all seine Kraft in den Versuch, den Ritter aus dem Gleichgewicht zu bringen.

    Lucius hatte Schwierigkeiten, der Stärke seines Gegners etwas entgegenzusetzen, also musste er ihn mit Schnelligkeit überlisten. Er drehte das Schwert geschickt, sodass die Klinge von Aestus abglitt. Der Schüler verlor das Gleichgewicht und stolperte nach vorn, während der Ritter auswich. Im Fallen drehte Aestus sich herum und platzierte einen Schlag auf Lucius’ Beine. Das Schwert fügte ihm einen leichten Schnitt zu und

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