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Der Zaubersamen: Die Samiras-Saga 1
Der Zaubersamen: Die Samiras-Saga 1
Der Zaubersamen: Die Samiras-Saga 1
eBook310 Seiten4 Stunden

Der Zaubersamen: Die Samiras-Saga 1

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Über dieses E-Book

"Der Rat der Weisen hat die Zukunft aller Erdbewohner in deine Hände gelegt. Deine besonderen Fähigkeiten werden dir bei der Suche nach dem Zaubersamen helfen. Nur durch ihn kann der Perlmuttbaum zu neuem Leben erweckt, das Böse besiegt und die Erde gerettet werden", erklärt die Zauberin Xzatra Samiras, ihrer Ziehtochter.

Gemeinsam mit ihren Gefährten, der schwarzen Pantherin Danina und dem Mauswiesel Mawi, dem Zwergenführer Hetzel und dem Elfenkönig Ephlor, der von seiner Zauberin Beruna auf Drasgo, ihrem goldenen Drachen, begleitet wird, macht sich Samiras auf zur Burg des Magiers Teufat, der den Zaubersamen versteckt hält und mit Argusaugen bewacht.

Unter höllischen Strapazen dringen sie in die Todeswüste vor. Hier treffen sie auf die halb verdursteten Krieger Karon und George, die ebenfalls auf der Suche nach dem Magier sind.

Grauenvolle Ungeheuer wie der Drachenwurm versuchen alles, um Samiras und ihre Freunde auszuschalten, bevor sie die Burg erreichen.

Da geraten die Gefährten nach einem Sandsturm in die Gewalt bösartiger, insektenartiger Wesen, den Skorps. Doch mit Hilfe deren Gegner, den Sandokka, welche die Fähigkeit des Teleportierens besitzen, gelingt ihnen die Flucht.

Wird es Samiras und ihren Gefährten gelingen, den Zaubersamen zu finden? Und kann ihnen die Königskobra Ashra dabei helfen?

Oder werden Teufat und der Formwandler Lestopoktus mit Unterstützung von Ihm, einem Dämon, der das absolut Böse verkörpert, siegen und die Erde im Chaos versinken lassen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Jan. 2015
ISBN9783738013801
Der Zaubersamen: Die Samiras-Saga 1

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    Buchvorschau

    Der Zaubersamen - Bärbel Junker

    ZUM BUCH

    „DER RAT DER WEISEN hat die Zukunft aller Erdbewohner in deine Hände gelegt. Deine besonderen Fähigkeiten werden dir bei der Suche nach dem Zaubersamen helfen. Nur durch ihn kann der Perlmuttbaum zu neuem Leben erweckt, das Böse besiegt und die Erde gerettet werden", erklärt die Zauberin Xzatra Samiras, ihrer Ziehtochter.

    Gemeinsam mit ihren Gefährten, der schwarzen Pantherin Danina und dem Mauswiesel Mawi, dem Zwergenführer Hetzel und dem Elfenkönig Ephlor, der von seiner Zauberin Beruna auf Drasgo, ihrem goldenen Drachen, begleitet wird, macht sich Samiras auf zur Burg des Magiers Teufat, der den Zaubersamen versteckt hält und mit Argusaugen darüber wacht.

    Unter höllischen Strapazen dringen sie in die Todeswüste vor. Hier treffen sie auf die halb verdursteten Krieger Karon und George, die ebenfalls auf der Suche nach dem Magier sind.

    Grauenvolle Ungeheuer wie der Drachenwurm versuchen alles, um Samiras und ihre Freunde auszuschalten, bevor sie die Burg erreichen. Da geraten die Gefährten nach einem Sandsturm in die Gewalt bösartiger, insektenartiger Wesen, den Skorps. Doch mit Hilfe deren Gegner, den Sandokka, welche die Fähigkeit des Teleportierens besitzen, gelingt ihnen die Flucht.

    Wird es Samiras und ihren Gefährten gelingen den Zaubersamen zu finden? Und kann ihnen die Königskobra Ashra dabei helfen? Oder werden Teufat und der Formwandler Lestopoktus mit Unterstützung von IHM, einem Dämon, der das absolut Böse verkörpert, siegen und die Erde im Chaos versinken lassen?

    DIE ZAUBERIN XZATRA

    Als Samiras von ihrem eigenen Schrei erwachte, sah sie geradewegs in Daninas goldfarbene Augen, die besorgt auf ihr ruhten.

    „Ich habe nur schlecht geträumt", beruhigte sie die schwarze Pantherin. Aber war es wirklich nur ein Traum? Konnte es nicht ebenso gut ein Blick in die Zukunft gewesen sein? Immerhin hatte sie ja von Anfang an gewusst, auf was sie sich da einließ. Andererseits hatte die Entscheidung darüber nie wirklich in ihrer Hand gelegen.

    Es ist deine Bestimmung den Zaubersamen zu finden und den Perlmuttbaum, die einzige Waffe gegen das immer weiter um sich greifende Verderben, zu neuem Leben zu erwecken, damit das Böse nicht noch mehr an Macht gewinnt und die Erde zu etwas verändert, auf dem Leben wie wir es kennen nicht mehr existieren kann. Die Zeit drängt, denn wo heute noch blühende Vielfalt herrscht, versinkt vielleicht schon morgen alles in stinkendem Morast", hörte sie wie damals die Zauberin Xzatra sagen.

    Und gerade eben hatte sie wieder von Teufat geträumt, dem Magier, der den Zaubersamen in seiner Burg in der Todeswüste versteckt hielt und nach Xzatras Beschreibung ein ebenso skrupelloses wie grausames Scheusal war, welches sie nun bereits seit drei Tagen in ihren Träumen heimsuchte. Kein Wunder, wenn ich da schreiend erwache, dachte sie.

    Daninas feuchte Nase an ihrer Hand riss sie aus ihren Gedanken. Die schwarze Pantherin hatte sich lautlos genähert und sah sie auffordernd an. Und jetzt machte sich auch Mawi, ein drolliges Mauswiesel bemerkbar, welches sie vor zwei Tagen aus einer Felsspalte befreit hatte und das ihr seitdem nicht mehr von der Seite wich.

    Auch jetzt hockte Mawi (den Namen hatte sie ihm gegeben) wieder vor ihr und sah sie mit seinen großen, blau-weiß gesprenkelten Augen treuherzig an. Plötzlich legte er seine winzige Pfote – in der sich eine scharfe, hochgiftige Kralle verbarg – sanft auf ihren Arm. Ein kleiner Kratzer nur, doch die Maus war innerhalb weniger Sekunden verendet. Sie war zufällig Zeuge dieses Vorfalls geworden, als sie nach ihrem neuen Gefährten gesucht hatte. Mawi fiepste auffordernd, was so viel wie streichle mich hieß. Als sie nicht reagierte, zog er die Oberlippe zurück und zeigte keck seine nadelspitzen Zähne.

    „Nicht jetzt, Kleiner. Wenn wir noch rechtzeitig einen geeigneten Platz für die Nacht finden wollen, müssen wir uns sputen", sagte Samiras und stand auf. Eilig packte sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und setzte Mawi in eine der zahlreichen Taschen ihres laubgrünen Umhangs. Wenig später brachen sie auf.

    Der Weg, den sie gewählt hatten, zog sich so schnurgerade wie eine Perlenkette dahin. In der Ferne versprach ein Meer von Baumwipfeln ein sicheres Nachtquartier, doch bis dahin war es noch ein eintöniger Fußmarsch von mindestens einer Stunde.

    Samiras trottete hinter Danina hinterher und nahm ihre Gedanken von vorhin wieder auf. Doch sie dachte nicht an den Magier Teufat, den sie fürchtete. Nein, die erste Begegnung mit der Zauberin Xzatra, die ihr die Pantherin als Gefährtin geschickt hatte, fiel ihr ein und wie schon so oft, rief sie sich die Geschehnisse dieses Tages ins Gedächtnis zurück:

    In einem funkelnden Lichterglanz erscheint sie aus dem Nichts. Groß und schön. Nicht real und doch kein Schemen. Mit einem Gesicht, welches bei ihr ein so intensives Gefühl des Dèjá-vu auslöst, dass es sie schwindelt. Dieses Gesicht! Sie kennt es, kennt es aus einer Vergangenheit, die ihr bislang verschlossen geblieben ist. Sie weiß nichts über sich, außer ihrem Namen. Doch woher kommt sie? Wer sind ihre Eltern? Tausend Mal und mehr hat sie sich diese Fragen gestellt, doch keine Antwort darauf gefunden. Wird sie jetzt endlich etwas über sich erfahren?

    Wer seid Ihr?", fragt sie.

    „Schließe deine Augen. Konzentriere dich. Durchdringe die Nebel und du wirst wissen, wer ich bin."

    Sie schließt die Augen. Fächerförmige Schatten bilden sich unter ihren dichten, langen Wimpern, setzen sich hinter den geschlossenen Lidern fort, verdichten sich zu geballter Schwärze, einer Finsternis, die sich hemmend vor den Bereich ihrer Erinnerungen legt. Doch sie gibt nicht auf, schlägt konzentriert auf die Schwärze ein, durchdringt das Dunkel und gelangt an eine Grenze diffusen Lichts, hinter dem ein schleierförmiges Gespinst etwas verbirgt. Sie fegt es beiseite.

    Eine Brücke! Und in der Mitte der Brücke!

    Sie schlägt die Augen auf. „Xzatra", sagt sie. „Ihr seid die Zauberin Xzatra. Meine Ziehmutter."

    Deine Bestimmung wartet in der Zukunft auf dich. In deiner Hand wird das Schicksal Vieler liegen", hatte sie vor langer Zeit gesagt, damals, auf der Brücke zu ihrem Schloss. Aber da war noch jemand bei ihr gewesen, erinnert sie sich. Aber wer? Es fällt ihr nicht ein. Nur diese grenzenlose Traurigkeit ist plötzlich wieder da und ein Gefühl des Verlustes, von dem sie nicht weiß, was es bedeutet.

    Weshalb versteckt der Magier den Zaubersamen?"

    Er versteckt ihn, weil die Neuerstehung des Perlmuttbaumes einer Welt, die er hasst und zutiefst verabscheut, den Weg bahnen würde. Er versucht dem Bösen den Weg zu ebnen und muss daran gehindert werden, denn seine Bosheit und Schlechtigkeit hat in der Vergangenheit schon einmal großes Unheil angerichtet und unschuldiges Leben gekostet. Das darf nicht noch einmal geschehen."

    Dann hatte Xzatra sie und Danina auf die Suche nach dem Zaubersamen geschickt und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, wie sie diese Aufgabe jemals bewältigen sollte. Zwar würden sie und ihre künftigen Gefährten, die ihr Xzatra versprochen hatte, nicht unter Hunger oder Durst zu leiden haben, dafür würden der magische Vorratsbeutel und die ebenfalls magische Wasserflasche sorgen, die sich auf ihren Wunsch hin immer wieder auffüllten.

    Doch wie sollte sie in den unzähligen Räumen, Gängen und Verliesen der Burg den Zaubersamen finden? Er konnte überall versteckt sein; und falls Teufat sie entdeckte, würde er sich nicht lange mit ihr aufhalten, sondern sie wie eine lästige Fliege zerquetschen, denn was hatte sie schon den Kräften eines Magiers entgegenzusetzen?

    Und doch war sie trotz all dieser Bedenken vor vier Tagen aufgebrochen. Zusammen mit Danina hatte sie sich auf den Weg nach Norden zum Krakhet-Gebirge gemacht, wo sie Hetzel zu finden hoffte, den Anführer der Zwerge, den sie auf Geheiß der Zauberin für ihr Vorhaben gewinnen musste.

    Und danach galt es den Elfenkönig Ephlor von ihrer Mission zu überzeugen, obwohl selbst Xzatra ihr nicht hatte sagen können, wie sie das Elfenvolk in dem zerklüfteten und unwegsamen Aphrat-Gebirge, welches sich im Osten über weite Teile des Landes erstreckte, überhaupt jemals finden sollte.

    Das Schicksal wird dich geleiten", war die orakelhafte Antwort gewesen, bevor der gleißende Lichterbogen erloschen und die Zauberin mit ihm verschwunden war. Tags darauf hatte sie dann das schmale, rote Büchlein gefunden; und der Vers darin hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingegraben:

    Ungebetener Fremdling gib Acht!

    Auf der „Straße der Zukunft" das Verhängnis lacht.

    Mord und Totschlag, Unheil und Gräueltaten,

    Hier wohnen und gierig auf dich warten.

    Deine Fantasie narrt dich, treibt dich voran.

    Keine Umkehr, der Weg ist versperrt, bietet sich an.

    Spukgestalten, unbesiegbar, verfolgen dich.

    Sie greifen dich an.

    Einer schwingt ein Beil, ein andrer ein Schwert,

    Ein Dritter die Keule.

    Dein Leben ist keinen Heller mehr wert.

    Du kannst nicht entfliehen;

    Deinem Schicksal nicht entrinnen.

    Hier lauert der Tod, und er wird gewinnen.

    Da! Ein Lichtblick, ein Hoffnungsschimmer.

    Eine Fata Morgana. Ein Traum.

    Bist du vielleicht doch ein Gewinner?

    Der „Stein der Wahrheit" schwebt

    über dir in der Luft.

    Du vermeinst Rosen zu sehen,

    Zu riechen ihren köstlichen Duft.

    Er zeigt sich nicht jedem.

    Aber nur mit ihm vermagst du zu gewinnen.

    Nur mit ihm gelingt es,

    Einem schrecklichen Schicksal zu entrinnen.

    Dem Schicksal, für immer und ewig an diesem Ort,

    hier zu verbleiben.

    Für den Rest der Zeit,

    Wird dich das Heer der Spukgestalten einverleiben.

    Suche ihn!

    Finde ihn!

    Bezwinge deine Fantasie.

    Verscheuche die Spukgestalten, bekämpfe sie.

    Lass sie hinter dir zurück. Eile weiter.

    Suche den Stein, denn er ist dein Wegbereiter.

    Er wird dir helfen, dich führen,

    Dir die Zukunft beschreiben.

    Er wird dir verraten, ob du wirst müssen leiden.

    Er wird dein Leben verändern,

    wird dich unterstützen.

    Doch findest du ihn nicht,

    Wird dir die Fata Morgana nichts nützen.

    Du wirst leiden auf immer, und du wirst beten:

    Ach, lieber Gott, hätte ich die „Straße der Zukunft"

    Doch niemals betreten.

    Du bist gewarnt.

    Entscheide dich für oder gegen das Glück.

    Doch ich rate dir gut:

    Kehre besser wieder zurück.

    „Der Stein der Wahrheit, murmelte Samiras. „Ich hoffe nur, er hat etwas Gutes zu bedeuten.

    Nachdenklich ging sie weiter und wäre fast über Danina gefallen, die plötzlich stehen geblieben war. Versunken in ihre Gedanken hatte sie nicht bemerkt, dass sie für heute ihr Ziel erreicht hatten. Unter einer mächtigen alten Eiche schlugen sie ihr Lager auf.

    DER MAGIER TEUFAT

    Gewaltige Sandmassen vor sich her peitschend, jagte der Sturm unter infernalischem Getöse über die Todeswüste. Ein dem dröhnenden Donnerschlag vorausgegangener Blitz durchdrang sekundenlang die Dunkelheit und tauchte die bizarren Türme und Erker der Burg, dem einzigen Bauwerk weit und breit, in fahles Licht. Gespenstische Schatten huschten über Winkel und Ecken. Klägliches Wimmern verlor sich im Tosen der Nacht.

    Blitz und Donner störte reges Leben in spinnwebenverhangenen Winkeln, pflanzte sich durch Spalten und Hohlräume fort, drang in die tief unter der Erde liegenden modrigen Gewölbe und weckte das hier hausende Böse, welches spinnenhaft geduldig auf seine Chance lauerte.

    Angsterfüllte Schreie durchdrangen die einsamen Gänge, hingen vibrierend in der stickigen Luft und endeten wie abgeschnitten vor einer massiven Tür, unter der ein schmaler Streifen schimmernden Lichtes hervordrang.

    „Widerliches Gejammer, knurrte Teufat und zog die Injektionsnadel aus dem Arm des bewusstlosen Zwergs, der auf einer Bahre lag. „Xzatra bespitzelt mich. Ich spürte ihre Magie. Falls sie etwas plant, will ich wissen, was es ist. Hast du mich verstanden, Lestopoktus? Er drehte sich zu seinem Diener um, der regungslos in einer Ecke lag.

    „Ja, Herr", murmelte dieser und kroch unter dem kalten Blick der schlammfarbenen Augen noch mehr in sich zusammen. Teufat war zornig und dann war nicht mit ihm zu spaßen, das wusste Lestopoktus aus leidvoller Erfahrung nur allzu gut. Ängstlich beobachtete er seinen hochgewachsenen Herrn der an einem hohen Becken lehnte, dessen Glaswände das schmale, totenbleiche Gesicht mit dem kohlrabenschwarzen Bart unter der scharf geschnittenen Adlernase widerspiegelten.

    Doch der Magier war in Gedanken versunken und beachtete ihn nicht. Trotzdem wagte sich Lestopoktus nicht zu rühren. Am liebsten hätte er sich unsichtbar gemacht. Doch das konnte er trotz seiner beachtlichen Fähigkeiten leider nicht.

    Eine halbe Ewigkeit später straffte sich Teufats hagere Gestalt unter den dunklen, mit magischen Zeichen bestickten Gewändern. Er bückte sich und holte aus einem Käfig eine ängstlich quiekende Maus hervor, die er am Schwanz haltend vor Lestopoktus hin und her schwenkte. „Na, eine kleine Zwischenmahlzeit gefällig?", fragte er grinsend.

    Lestopoktus vergaß seine Angst und rückte gierig schmatzend näher. Die Maus keine Sekunde aus den Augen lassend verlagerte er sein Gewicht auf die Hinterbeine und hob den Kopf. Plötzlich schnellte seine klebrige Zunge so schnell und unausweichlich wie eine Peitsche zwischen den wulstigen Lippen hervor und riss seinem grinsenden Meister das verzweifelt strampelnde Tier aus der Hand. Er grunzte, schluckte und starrte seinen Herrn bittend an.

    „Nichts da. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Finde heraus, was die Zauberin vorhat und eine Belohnung ist dir sicher. Versagst du jedoch ...! Er musste nicht weitersprechen, Lestopoktus zuckte auch so vor Entsetzen zusammen. Grinsend tätschelte Teufat den kahlen Schädel der grauenhaft hässlichen Kreatur. „Sei vorsichtig, warnte er. „Mit Xzatra ist nicht zu spaßen. So, und nun mach dich davon."

    Lestopoktus nickte und hastete so schnell ihn seine kurzen Beine trugen aus dem Raum. Noch immer zitternd schlurfte er zum Ende des langen Ganges und stieg ächzend die ausgetretenen Steinstufen empor, die zu seiner Unterkunft führten. Oben angekommen, trottete er zu einer massiven Eichentür. Schnaufend blieb er davor stehen. Mit ungelenken Fingern suchte er in den Taschen seines kittelartigen Umhangs nach seinem Schlüssel. Endlich hatte er ihn gefunden. Er steckte ihn in das altertümliche Schloss, öffnete die in ihren Scharnieren ächzende Tür und schlurfte mit hängenden Schultern zu einem dicken Stapel weicher Kissen. Seufzend ließ er sich darauf fallen.

    Wie er da so zwischen den Kissen thronte, ähnelte er mit seinen kurzen, dicken Gliedmaßen und der warzigen Haut einer aufgedunsenen, besonders hässlichen Kröte. Mit den sechs fingerartigen Auswüchsen der einen Hand kratzte er seinen kahlen, vernarbten Schädel, während er mit der anderen seine wulstigen, gelblich marmorierten Lippen unter der breiten Nase betastete.

    Nach einer Weile wälzte er sich stöhnend herum, wobei er sich mit seinem kräftigen, in einer blasenförmigen Verdickung endenden Schwanz abstützte. „Nur befehlen kann er", murmelte er verbittert.

    „Lestopoktus hierhin, Lestopoktus dorthin, hole dies, hole das, töte dies, töte das, langsamer Lestopoktus, Qualle, Widerling, nie ein gutes Wort, nie ein Lob. Aber ich muss ihm gehorchen, muss tun, was er befiehlt, denn er ist grausam und böse. Oh ja, ich bin sein Diener, muss sein Diener bleiben, solange ich lebe." Er rutschte von dem Kissenberg herunter und schlurfte zum offenen Fenster, wo er regungslos stehen blieb.

    Plötzlich begann sein Körper zu flimmern, löste sich teilweise auf, setzte sich wieder zusammen, seine Konturen zerflossen, vage kristallisierte sich eine neue Form heraus, ein Aufblitzen und ... Lestopoktus verschwand. Dort, wo er eben noch gestanden hatte, hüpfte eine schwarze Krähe auf den Fenstersims und spreizte die Flügel. Mit einem Schrei schwang sie sich empor und flog davon. In eine Krähe verwandelt gehorchte Lestopoktus wie stets seinem Herrn und Meister, den er mehr fürchtete, als den Tod.

    Er war ein FORMWANDLER, ein Wesen, welches die Gestalt anderer Lebensformen anzunehmen vermochte. Diese seltene Gabe machte ihn einerseits außerordentlich nützlich für des Magiers dunkle Pläne und schützte ihn andererseits vor einem plötzlichen Ende. Allerdings bewahrte es ihn nicht vor Teufats grausamer Bestrafung, wenn er versagte.

    Und so hatte sich Lestopoktus auf die Suche begeben. Er musste und er würde das Schloss der Zauberin Xzatra finden, denn ihm blieb keine andere Wahl.

    DAS SCHLOSS DER ZAUBERIN

    Leise Musik perlte süß wie Vogelgezwitscher und zart wie das Rauschen der Blätter im Wind durch den lichtdurchfluteten Saal in dem die Zauberin Xzatra in einem blütenförmigen, aus einer einzigen lilienweißen Schaumperle geformten Sessel saß. Auf ihrer Schulter hatte sich der edle Falke Xzerus niedergelassen, Xzatras treuester Freund und kluger Berater.

    „Ich spüre Gefahr und Verrat, Herrin. Etwas Böses naht", warnte der Falke.

    Xzatra runzelte besorgt die Stirn. „Hoffentlich hat Teufat nichts von meinem Besuch bei Samiras bemerkt. Wir müssen sehr vorsichtig sein."

    „Vielleicht solltet Ihr noch einmal das Orakel befragen."

    „Das werde ich, Xzerus, denn ich sorge mich um Samiras. Sie hat die goldene Phiole vergessen, die ich ihr bei meinem Besuch gab. Ohne sie kann sie mich nicht zu Hilfe rufen, sollte sie in Not geraten."

    „Ihr möchtet, dass ich sie ihr bringe?"

    „Ja, mein guter Xzerus. Aber beeile dich."

    Der Falke nahm mit dem Schnabel die Phiole aus ihrer Hand, breitete seine Schwingen aus und schwebte davon.

    Die Zauberin aber raffte ihren kobaltblauen, mit goldenen Kolibris bestickten Samtumhang und erhob sich. Gestützt auf ihren Zauberstab aus Lapislazuli verließ sie den Raum und folgte dem sich in zahlreichen Windungen schlängelnden Flur. Vor einem von zwei goldenen Falken mit Diamantaugen flankierten Bronzetor blieb sie stehen. Wie von Geisterhand bewegt schwang es nach innen auf und die Zauberin trat in den dahinterliegenden Saal.

    Langsam ging sie zu dem auf einem polierten Granitsockel thronenden Orakel, einer ovalen mannshohen Rispe aus feinstem weißen Marmor, gekrönt von einem geschwungenen Auge mit einer hühnereigroßen Pupille aus klarem Aquamarin, die Iris eine walnussgroße schwarze Perle, umrahmt von funkelnden Diamanten. Ihre schlanken Hände glitten sanft über den glatten Stein. Da ertönte eine wundersame Melodie, die das Auge des Orakels erst in intensivem Glanz erstrahlen und dann durchscheinend werden ließ. Gespannt beugte sich die Zauberin vor.

    Doch diesmal war ihr das Orakel keine große Hilfe. Sie sah Teufat in seinem Labor regungslos vor einem übermannshohen Spiegel stehen und wie hypnotisiert in das nachtdunkle Glas starren, während das zweite Bild eine schwarze Krähe zeigte, die offenbar in großer Eile einem unbekannten Ziel zustrebte. Mehr zeigte das Orakel nicht. Die Pupille verlor ihre Durchsichtigkeit, wurde wieder aquamarinblau, und die zauberhafte Melodie verklang.

    Xzatra setzte sich in einen Sessel, dessen Rückenlehne sich in Form einer Kobra emporschlängelte, und starrte nachdenklich vor sich hin. Der hohe Spiegel in Teufats Labor beunruhigte sie. Doch warum? Es war doch nur ein Spiegel. Nur ein dunkler Spiegel. Dunkel! Das war es! Das dunkle Glas hatte eine Jahrhunderte alte, verschüttete Erinnerung in ihr geweckt. Und diese Erinnerung beunruhigte sie zutiefst!

    Währenddessen suchte Lestopoktus in seiner Krähengestalt verzweifelt nach dem Schloss der Zauberin, welches keinen festen Standort hatte, sondern schwebend durch die Wolken glitt. Ihm war nicht nur klar, dass Xzatras Schloss schwer zu finden sein würde, er wusste außerdem, dass ein Schleier undurchdringlicher Magie ein Eindringen unmöglich machte. Und doch gab es eine Möglichkeit hineinzugelangen; sein Meister hatte sie ihm genannt.

    Also hoffte er auf das Schloss zu treffen, wenn der Falke unterwegs war. Nur dann, hatte Teufat erklärt, hebt die Zauberin für kurze Zeit den Bannspruch auf, damit Xzerus wieder hineingelangen kann.

    Und das ist meine einzige Chance, dachte Lestopoktus, denn falls es mir nicht gelingt, werde ich ein weiteres Mal Teufats Unbarmherzigkeit zu spüren bekommen und ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann.

    Er suchte weiter und passierte eine dichte Nebelwand. Und da war es! Xzatras Schloss! Er näherte sich vorsichtig einem offenen Fenster und äugte misstrauisch hindurch.

    Sollte er es wagen? Er musste! Wer weiß, ob sich ihm jemals eine günstigere Möglichkeit bieten würde. Also fasste er sich ein Herz und flog hinein, wobei er ängstlich nach der Zauberin Ausschau hielt. Doch er hatte Glück. Das Zimmer war leer. Mutig geworden sah er sich um.

    Zwei kunstvoll bemalte Lackschränke an der Wand weckten sein Interesse. Was da wohl drin war? Vielleicht etwas, das seinen Meister interessieren könnte? Er hätte gerne nachgesehen, doch da ihm sein derzeitiger Gastkörper keine Möglichkeit bot die Schränke zu öffnen und eine neuerliche Umwandlung zu anstrengend gewesen wäre, erlosch sein Interesse wieder. Aber er musste Teufat Informationen bringen, sonst erging es ihm schlecht!

    Da vernahm er sich rasch nähernde Schritte auf dem Flur.

    „Die Zauberin!", stöhnte er entsetzt. Sein Blick hetzte durch den spärlich möblierten Raum, suchte verzweifelt nach einem Versteck. Der Paravent! Pfeilgeschwind schoss er darauf zu und verschwand im selben Moment dahinter, in dem sich die Tür öffnete. Der Formwandler hielt den Atem an. Hatte ihn die Zauberin gesehen? Doch auch diesmal war das Glück mit ihm. Xzatra bemerkte ihn nicht.

    XZERUS BRINGT DIE GOLDENE PHIOLE

    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Samiras und Danina im Schatten einer kargen Felsgruppe Rast machten. Danina lag auf einem von Wind und Wetter glatt polierten Felsplateau und döste, während Mawi wenige Schritte von ihr entfernt hockte und fasziniert ihre zuckende Schwanzspitze beobachtete. Endlich hielt er es nicht mehr aus und haschte danach. Daninas Pranke zuckte vor. Fauchend beäugte sie ihren zitternden Gefangenen und ... schleckte ihn genüsslich ab.

    Klitschnass rettete sich das etwa zwanzig Zentimeter lange Kerlchen (zuzüglich buschigem Schwanz) in Samiras´ Hand. Sie nahm ein Tuch und trocknete sein weiches, rötlich braunes Fell. Das gefiel Mawi. Fiepsend streckte er ihr auch noch sein kleines, weißes Bäuchlein entgegen. Samiras lächelte gerührt. Doch ihre Fröhlichkeit währte nicht lange. Nervös strich sie sich die Haare aus der Stirn. Was macht mich nur so kribbelig? fragte sie sich. Sie spürte Daninas Blick und sah sie an. Und plötzlich wusste sie, was mit ihr los war!

    Goldene Augen! Die goldene Phiole! Sie hatte sie zu Hause liegen lassen. Und was nun? Wieder zurückgehen und die vergangene

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