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Jagd auf Cosima
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eBook374 Seiten4 Stunden

Jagd auf Cosima

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Über dieses E-Book

"So viele Morde! Warum?", fragt Mimi, die Wirtin einer Pöseldorfer Jugendstilkneipe, die Journalistin Tanja Thorn, der sie in Liebe verbunden ist.

Ja, warum? Dabei hat für Tanja alles mit einer banalen Recherche in Harsefeld angefangen, die plötzlich zur atemberaubenden Story ihres Lebens wird.

Fünfzig Millionen Euro verlangt der skrupellos mordende Erpresser von der deutschen Regierung oder "Cosima" und ihre Brut, die "Wasserkiller", werden aus Deutschland und den Anrainerstaaten eine gewaltige Sandwüste machen, indem sie Leben spendendes Wasser in Sand verwandeln.

Werden der Biologe Henrik van Cliff und Tanja dem Erpresser rechtzeitig Einhalt gebieten können?

Und wovor versucht der Journalist Peter Holznagel Tanja noch in der Stunde größter Not zu warnen?

Kommissar Heckert und Inspektor Carmichel versuchen das Puzzle aus Hass, Rache und Geldgier zusammenzufügen.

Doch dann wird der Fall dem undurchsichtigen Hajo Bentheim übergeben, dem Chef des Bundeskriminalamtes

Und während sich die Ereignisse überstürzen, treiben Tanja und ihre Schwester Connie in der Gewalt des Erpressers auf das Zentrum des Schreckens zu, wo alle Fragen ihre Antwort finden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Feb. 2015
ISBN9783738016536
Jagd auf Cosima

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    Buchvorschau

    Jagd auf Cosima - Bärbel Junker

    ZUM BUCH

    „So viele Morde! Warum?", fragt Mimi, die Wirtin einer Pöseldorfer Jugendstilkneipe, die Journalistin Tanja Thorn. Ja, warum? Dabei hat für Tanja alles mit einer banalen Recherche in Harsefeld angefangen, die plötzlich zur atemberaubenden Story ihres Lebens wird.

    Fünfzig Millionen Euro verlangt der skrupellos mordende Erpresser von der deutschen Regierung oder „Cosima und ihre Brut, die „Wasserkiller, werden aus Deutschland und den Anrainerstaaten eine gewaltige Sandwüste machen, indem sie Leben spendendes Wasser in Sand verwandeln.

    Werden der Biologe Henrik van Cliff und Tanja dem Erpresser rechtzeitig Einhalt gebieten können?

    Und wovor versuchte der Journalist Peter Holznagel Tanja noch in der Stunde größter Not zu warnen?

    Kommissar Heckert und Inspektor Carmichel versuchen das Puzzle aus Hass, Rache und Geldgier zusammenzufügen. Doch dann wird der Fall dem undurchsichtigen BKA-Chef Hajo Bentheim übergeben.

    Und während sich die Ereignisse überstürzen, treiben Tanja und ihr Schwester Connie in der Gewalt des Erpressers auf das Zentrum des Schreckens zu, wo alle Fragen ihre Antwort finden.

    TANJAS AUFTRAG

    Tanja saß in Gedanken versunken vor dem leeren Bildschirm ihres Computers und träumte den immer wiederkehrenden Traum von der ganz großen Story ihres Lebens und nichts und niemand warnte sie vor den kommenden Ereignissen, die sie in den Strudel einer unglaublichen Geschichte reißen sollten. Ein derber Schlag auf die Schulter riss sie abrupt aus ihren Tagträumen.

    „He, Tanja! Hör auf vom Pulitzerpreis zu träumen, dein Typ wird verlangt. Du sollst zum Boss kommen", krähte ihr die helle Stimme ihres besten Freundes und künftigen Schwagers Peter Holznagel, genannt Piet, ins Ohr und ließ sie zusammenzucken.

    „Was will Bartels von mir?"

    „Hab gehört, du sollst in irgend so ein Kaff für ´ne mickrige Recherche. Beeil dich lieber, Bartels hat mal wieder ´ne Stinklaune."

    Seufzend machte sie sich auf den Weg zu ihrem Redakteur, der sie nicht ausstehen konnte und ihr ständig die langweiligsten Aufträge zuschanzte. Widerstrebend öffnete sie die schwere Glastür.

    Bartels glupschte sie aus seinen vorstehenden Augen niederträchtig grinsend an. „Ich habe eine tolle Story in Harsefeld für Sie", sagte er heiser und schob ihr mit seinen dicken Wurstfingern einen Zettel zu.

    „Harsefeld? Wo soll das sein?", fragte Tanja desinteressiert.

    „In Niedersachsen bei Buxtehude. Denen ist plötzlich ihr Badesee abhandengekommen. Klären Sie die Sache, damit endlich diese nervtötenden Anrufe aufhören." Mit einer wedelnden Handbewegung wies er sie hinaus.

    „So ein verdammter Mistkerl", fluchte Tanja. Wütend nahm sie ihre kleine Reisetasche aus dem Schrank und machte sich auf den Weg zu ihrem Wagen. Wenn das so weiterging, würde sie in der Bedeutungslosigkeit versinken, bevor sie jemals einen interessanten Artikel veröffentlicht hatte. Tanja Thorn die Versagerin!

    Stinksauer fuhr sie mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, warf die Reisetasche in den Kofferraum ihres Golfs und startete wütend mit viel zu viel Gas und quietschenden Reifen.

    Erst nachdem die Hamburger Innenstadt hinter ihr lag und sie ihren weißen Golf auf die nach Harsefeld führende Bundesstraße 73 lenkte, verrauchte ihr Zorn. Sie konzentrierte sich auf den dichten Verkehr und bemühte sich, Bartels zu vergessen.

    Anderthalb Stunden später erreichte sie Harsefeld. Zum Dorfkrug hieß der Gasthof vor dem sie hielt. Vielleicht konnte sie hier etwas über diesen verschwundenen Badesee erfahren. Sie öffnete die geschnitzte Eichentür, trat ein und steuerte auf den langen Eichentresen zu. Sie setzte sich. Unauffällig musterte sie die drei Männer, die zwei Hocker weiter saßen und sich lautstark unterhielten.

    „Ich sag dir, Alfons, das geht nicht mit rechten Dingen zu, da hat der Teufel seine Hände im Spiel", meinte der eine.

    „So ein Unsinn! Der Teufel hat damit bestimmt nichts zu tun. Irgend so ein Mistkerl hat bei Nacht und Nebel den Badesee zugeschüttet, aus welchen Gründen auch immer", entgegnete Alfons und stürzte sein Bier in einem Zug hinunter.

    „Karl, noch ´ne Runde", verlangte ein kleiner, schmächtiger Mann, dessen verarbeitete Hände nervös sein leeres Bierglas auf dem Tresen hin und her schoben.

    „Hör auf mit dem Glas zu spielen, Hans, das macht mich nervös", knurrte der Wirt gereizt.

    „Karl hat recht. Du wolltest uns doch was erzähl´n, oder?", fragte ein grobschlächtiger Mann, der Dritte im Bunde.

    Tanja spitzte neugierig die Ohren.

    Der schmächtige Hans räusperte sich. „Tja, das ist so. Das Wasser in meinem Forellenteich verschwindet nämlich. Es wird einfach zu Sand", sagte er leise.

    „Zu Sand? Das gibt´s doch nicht! So warm, das ein ganzer Teich austrocknet, ist es ja nun auch wieder nicht", rief Alfons.

    „Ihr habt mich nicht richtig verstanden, sagte Hans. „Mein Forellenteich trocknet nicht aus, vielmehr wird das Wasser einfach zu Sand. Und bei dem Baggersee am Ende meines Grundstücks fängt es auch schon an.

    „So ein Unsinn!", entfuhr es Tanja, bevor sie es verhindern konnte. Vier Augenpaare starrten sie unfreundlich an.

    „Meinen Sie etwa uns?", knurrte der Grobschlächtige.

    „Ich wollte Sie nicht beleidigen, versicherte Tanja. „Aber wie kann Wasser einfach zu Sand werden? Das ist unmöglich.

    „Und wer sagt so was? Was geh´n Sie unsere Probleme überhaupt an? Wer sind Sie eigentlich?", fragte der Wirt ärgerlich.

    „Ich heiße Tanja Thorn und bin Journalistin in Hamburg. Ich soll über den verschwundenen Badesee schreiben." Sie nahm die Baseballmütze ab und schüttelte ihr schulterlanges, dunkles Haar.

    „Oha! Eine Journalistin aus der Großstadt! Welch Glanz in meinem bescheidenen Gasthaus. Vielleicht finden Sie ja heraus, wo der See abgeblieben ist, denn uns einfachen Leuten vom Land will das einfach nicht gelingen", meinte der Wirt ironisch und stellte ein Bier vor sie hin.

    „Haben Sie schon was rausgekriegt?", fragte der grobschlächtige Bruno neugierig.

    „Nein, ich bin gerade erst angekommen. Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht was sagen."

    „Wir?! Da haben Sie aber mit Zitronen gehandelt, junge Frau, sagte Alfons. „Wir wissen nur, dass unser schöner Badesee plötzlich ein riesiger Sandhaufen ist.

    „Aber das Wasser muss doch irgendwo geblieben sein!"

    „Ist es ja auch, sagte Hans. „Es wurde zu Sand, genauso wie mein Forellenteich langsam dazu wird! Was, wenn wir plötzlich kein Wasser mehr haben?

    „Jetzt übertreib aber mal nicht, Hans, knurrte Bruno. „Aber merkwürdig ist die ganze Geschichte schon.

    Es wurde still im Schankraum.

    Was ist das nur für eine absurde Geschichte? dachte Tanja frustriert. Daraus lässt sich ja noch nicht mal ein Zweizeiler machen.

    „Wollen Sie sich meinen Forellenteich mal ansehen?", fragte Hans neben ihr.

    Tanja nickte. „Gleich?"

    „Ja", sagte Hans und rutschte von seinem Hocker.

    „Bruno und ich kommen auch mit", rief Alfons und bezahlte hastig.

    „Dürfte ich die Herrschaften begleiten?", fragte eine kultivierte Stimme vom anderen Ende des Tresens.

    Tanja musterte überrascht den schlanken Mann, der auf sie zukam. Er hatte versteckt hinter einem Sichtschutz aus Eichenholz in einer Ecke gesessen. Sie hatte ihn nicht bemerkt.

    Freundlich lächelnd reichte er ihr die Hand. „Mein Name ist Henrik van Cliff. Ich bin zu Gast in diesem schönen Ort, stellte er sich vor. „Ich bin Biologe. Vielleicht kann ich Ihnen bei Ihrer Recherche nützlich sein. Was hier passiert beunruhigt mich. Wasser wird zu Sand. Wenn das stimmt, sollte man die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, sagte er ernst.

    „Das ist wahr, falls es stimmt!", erwiderte Tanja.

    „Können wir fahr´n? Mir brennt nämlich die Zeit unter den Nägeln", drängte Hans.

    Tanja setzte die Baseballmütze wieder auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. „Wenn Sie wollen, können Sie mit mir fahren, Herr van Cliff", bot sie dem Wissenschaftler an.

    In dem Golf war es so heiß, dass Tanja hastig die Scheibe runter drehte. Van Cliff stieg ohne mit der Wimper zu zucken ein und stellte seine lederne Aktentasche zwischen seine Füße. „Von mir aus kann es losgehen", sagte er.

    Hans klemmte sich hinters Lenkrad eines alten Geländewagens Marke Eigenbau. Alfons und der grobschlächtige Bruno stiegen in einen dunkelblauen Ford, dessen linker Kotflügel ein großflächiger, dottergelber Fleck zierte.

    Ratternd setzten sich die beiden Fahrzeuge in Bewegung, gefolgt von Tanjas weißem Golf.

    BEVOR ALLES BEGANN

    Eine Woche bevor in Harsefeld alles begann!

    Endlich war es soweit! Fasziniert starrte der hochgewachsene Mann in das riesige Aquarium, welches fast den gesamten Raum einnahm. In den Scheiben spiegelte sich sein sympathisches Gesicht, in dem tief empfundenes Leid seine unauslöschlichen Spuren hinterlassen hatte.

    „Ich werde die Menschheit das Fürchten lehren, werde sie vor mir im Staub kriechen und um Gnade winseln sehen", flüsterte er in die ihn umgebende Stille und es klang nach viel mehr, als nur einem Versprechen.

    Er drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch hinüber, auf dem ein Foto in einem silbernen Rahmen stand. Vorsichtig nahm er es in seine langgliedrigen, sehnigen Hände.

    „Elvira!, murmelte er, und seine eisblauen Augen liebkosten das reizende Frauengesicht auf dem Bild. „Ich werde dich rächen, Geliebte, werde sie bestrafen für das, was sie dir angetan haben, flüsterte der einsame Mann und Hass verzerrte sein Gesicht.

    „Bald kehre ich reich und mächtig zu dir zurück, bis dahin hilft mir mein Hass dieses Leben ohne dich zu ertragen. Er treibt mich voran und richtet mich auf, wenn ich verzweifelt nach dir rufe und doch keine Antwort erhalte.

    Rache! singt es dann in mir. Rache!, für meine geliebte Elvira!

    Sie alleine treibt mich an und lässt mich planen und hoffen. Du schaffst es, singt es dann in mir. Und mein Glaube wurde wahr, erfüllte sich hier und jetzt. Endlich! ist die Zeit der Abrechnung gekommen, Elvira! Und ich werde sie genießen! Werde sie mit jeder Faser meines Seins genießen!", schrie der Mann von plötzlichem Zorn übermannt in die Stille des Raumes.

    Aber trotz seines Jähzorns stellte er den silbernen Rahmen mit Elviras Foto sanft auf den Schreibtisch zurück. Er drehte sich mit einem Ruck um und ging zurück zum Aquarium.

    „Ja, so ist es richtig, Cosima, meine Kleine", flüsterte er und beobachtete mit glänzenden Augen das rege Treiben seiner unglaublichen Kreatur.

    SIE TEILEN SICH!

    Sie verließen Harsefeld und fuhren in Richtung Hollenbeck weiter.

    „Wie kommt ein Wissenschaftler nach Harsefeld?", versuchte Tanja ein Gespräch in Gange zu bringen.

    „Zufall. Purer Zufall, erwiderte van Cliff. „Ich suchte nach einem ruhigen Ort, um an einer schwierigen Abhandlung zu arbeiten und kam dabei nach Harsefeld. Als ich dann von der angeblichen Wasserumwandlung hörte, wurde ich neugierig und beschloss zu bleiben. Mir gefällt die Gegend. Vielleicht lasse ich mich sogar hier nieder.

    „Und Ihre Frau?"

    „Meine Frau? Wieso? Was soll mit meiner Frau sein?"

    „Ist sie auch hier? Na ja, Sie tragen einen Ehering und da dachte ich, ihre Frau hätte Sie vielleicht begleitet."

    „Meine Frau ist tot. Ich bin schon seit mehreren Jahren Witwer."

    „Oh! Entschuldigen Sie bitte", sagte Tanja verlegen.

    „Schon gut. Das konnten Sie ja nicht wissen", erwiderte van Cliff freundlich.

    Vor ihnen leuchteten plötzlich die Blinker und Bremsleuchten grell auf, als die beiden Fahrzeuge in einen schmalen Feldweg einbogen. Tanja folgte ihnen.

    Die dicken Stämme der alten Eichen zu beiden Seiten des Weges ließen nur wenig Platz. Tanja musste sehr vorsichtig fahren, um eine Kollision zu vermeiden. Das dichte Blätterdach über ihnen warf bizarre Schatten auf den sich wie eine Schlange darunter hindurch windenden Weg und verwandelte den lichten Tag in ein diffuses Halbdunkel.

    Es war still, jedes Geräusch verstummt, außer dem Brummen der Motoren. Ein Gefühl kommenden Unheils beschlich die junge Frau und ließ sie frösteln. Da wurde der Weg breiter. Kurz darauf fuhren sie auf ein weites, mit Büschen und Gras bewachsenes Areal zu, in dessen Mitte eine sich weitflächig ausdehnende Sandwüste zu sehen war, die zur Mitte hin kontinuierlich zu einem beachtlichen Berg anwuchs.

    Sie hatten ihr Ziel erreicht.

    Tanja stieg aus und ging zusammen mit dem Wissenschaftler auf den Sandberg zu, der einmal ein Badesee gewesen sein sollte. „Und hier soll Wasser gewesen sein?", fragte sie skeptisch.

    „Dies hier war bis vor kurzem noch ein See, sagte van Cliff. „Aber wieso ist es so schnell gegangen?

    „Wie meinen Sie das?"

    „Na ja, falls unbekannte Mikroben Schuld an dieser Umwandlung von Wasser in Sand waren, dann ist das aber verdammt schnell gegangen. Da müssten ja ungeheure Mengen am Werk gewesen sein."

    „Sie glauben den Unsinn doch nicht, oder?", fragte Tanja verblüfft.

    „Weshalb sollten die Männer lügen? Das würde doch sehr schnell herauskommen, erwiderte van Cliff. „Kommen Sie. Wir sehen uns mal den Forellenteich an.

    Sie fuhren Hans hinterher zu dem Teich, der nicht weit vom Badesee entfernt lag. Als sie dort ankamen stoppte Hans abrupt, sprang aus seinem Wagen und rannte laut schreiend darauf zu.

    Alfons, Bruno und Tanja rannten ihm hinterher.

    Die großzügig angelegte Anlage lag inmitten weiter Wiesenflächen, eingerahmt von dichtem Gebüsch. Das gegenüberliegende Ufer war so weit entfernt, dass es mit bloßem Auge kaum zu erkennen war.

    Die reinste Idylle, dachte Tanja, musste jedoch beim Näherkommen feststellen, dass dieses Arkadien einen Makel besaß. Einstmals reichten die Wiesenflächen wohl bis an den Wasserrand. Jetzt wurde der weitläufige Teich von einem etwa zwei Meter breiten Sandgürtel eingefasst, auf dem sich wie mumifiziert aussehende Fischkadaver stapelten.

    „Meine Forellen!", schrie Hans und hüpfte wie ein verrückt gewordener Kobold aufgeregt hin und her.

    Der Wissenschaftler bückte sich und nahm eine tote Forelle in seine Hand, die ein dünner Handschuh schützte. „Dem Fisch wurde die Flüssigkeit entzogen, dadurch wirkt er wie mumifiziert", flüsterte er heiser.

    „Was ist mit dem Wasser?, fragte Tanja. „Es müsste ein stilles Gewässer sein, doch es brodelt und bewegt sich immerzu.

    „Ich werde eine Wasserprobe entnehmen und sie untersuchen", sagte van Cliff. Er nahm eine bauchige Flasche aus seiner Aktentasche und ging zum Wasser.

    „Was ist?, fragte Tanja als er zurückkam. „Sie machen so ein besorgtes Gesicht?

    „Sehen Sie selbst", sagte van Cliff und hielt die Flasche hoch. Tanja und Alfons traten näher.

    Hinter dem Glas bewegte sich ein etwa walnussgroßes Insekt!

    „Was ist das?", fragte Tanja.

    „Es ähnelt einer zu groß geratenen Wanze. Mehr kann ich im Moment nicht sagen. Ich muss es erst untersuchen", erwiderte van Cliff zurückhaltend.

    Die Journalistin starrte wie hypnotisiert auf das Insekt. Und dann sah sie plötzlich ... ZWEI! Sie schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, waren es jedoch noch immer zwei Insekten, obgleich das nicht möglich war.

    Der Wissenschaftler bemühte sich den aufgebrachten Hans zu beruhigen. Von der Verdoppelung der Wanze hatte er noch nichts bemerkt. Tanja beobachtete weiter. Plötzlich zogen sich die Körper der beiden Insekten zusammen, dehnten sich, zogen sich erneut zusammen, teilten sich. Jetzt befanden sich bereits VIER! Insekten in der Flasche und es wurde langsam eng.

    „Vier! Sie teilen sich!", stieß Tanja gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen hervor.

    „Was sagten Sie?", fragte van Cliff.

    „Sie teilen sich. Jetzt sind es schon vier."

    Der Wissenschaftler starrte auf die Flasche in seiner Hand. „Tatsächlich", flüsterte er.

    „Und was bedeutet das alles?", fragte Bruno verständnislos.

    „Ich muss zurück und einige Tests vornehmen", sagte van Cliff aufgeregt.

    „Das können Sie sich sparen, stieß Tanja hervor. „Diese Viecher sind es. Sie machen aus Wasser Sand!

    Alle starrten auf die Flasche. Die vier Insekten vermehrten sich nicht mehr. Sie hockten regungslos in der Flasche und saugten das Wasser in sich hinein; aus einer Öffnung am hinteren Ende ihres Körpers kam es als Sand wieder heraus. Die fünf Menschen sahen bestürzt zu.

    Kurz darauf war die Flasche mit Sand gefüllt, und die vier unheimlichen Lebewesen hatten sich aufgelöst. Nur vier kirschgroße, dunkelrote Kugeln waren von ihnen übrig geblieben.

    „Mein Gott!, flüsterte Tanja. „Was würde wohl passieren, sollten diese Viecher in die Wasserversorgungssysteme gelangen?

    Van Cliff antwortete nicht, sondern starrte auf die mit Sand gefüllte Flasche in seiner Hand.

    „Das ist ja schrecklich, stöhnte Hans. „Jetzt wissen wir, wo der Badesee geblieben ist und was mit dem Baggersee geschieht. Und was wird aus meinen Forellen?!, brüllte er plötzlich hysterisch. „Unternehmen Sie doch was! Vernichten Sie dieses eklige Zeug!", schrie er van Cliff an.

    „Das kann ich nicht. Ich weiß doch ebenso wenig wie Sie, woher diese sonderbaren Lebewesen kommen und was man dagegen unternehmen kann."

    „Die Gesundheitsbehörden müssen verständigt werden. Und ich muss sofort meine Redaktion anrufen", sagte Tanja aufgeregt, die nun doch noch eine richtige Story witterte.

    „Woher kommen diese Viecher so plötzlich?, meinte Bruno nachdenklich. „Sie müssen doch irgendwie hierhergekommen sein.

    „Falls sie nur hier, in Harsefeld, vorkommen und sich auf die Teiche und Seen beschränken die keinen Zufluss zu anderen Gewässern haben, können wir sie wohl unter Kontrolle halten, aber wenn sie auf andere Gewässer oder auf die Versorgungssysteme übergreifen ..." Er verstummte.

    „Sobald kein Wasser mehr da ist, sterben die Wasserkiller anscheinend, sagte Tanja. „Der Badesee wurde bereits zu Sand und dem Forellenteich und dem Baggersee wird wohl dasselbe Schicksal beschieden sein. Damit dürfte sich dieses Problem doch von selbst erledigen.

    „Wenn diese Wasserkiller, übrigens ein sehr treffender Name, lächelte van Cliff, „nur hier auftreten, könnten Sie recht haben.

    „Aber woher kommen diese gemeinen Viecher?", fragte Bruno noch einmal.

    „Ich weiß es nicht, aber wir sollten es auf jeden Fall herausfinden. Zuerst einmal müssen die betroffenen Gebiete sofort isoliert werden. Noch lässt sich der Schaden vielleicht begrenzen, aber wehe diese Brut breitet sich aus, dann gnade uns Gott!"

    „Schrecklich", murmelte Bruno bestürzt.

    Sie kamen überein, die gefährdeten Gebiete zu überwachen, bis offizielle Stellen diese Aufgabe übernehmen würden.

    Hans blieb bei seinem Forellenteich. Bruno kümmerte sich um den Baggersee. Und Alfons würde ein Auge auf den ehemaligen Badesee haben. Der Wissenschaftler erklärte sich bereit die Behörden von Harsefeld aus telefonisch zu mobilisieren. Und Tanja arbeitete bereits gedanklich an ihrem Artikel.

    Entweder Bartels gab ihr die Story oder sie würde sich an eine andere Zeitung wenden, dachte Tanja. Wegnehmen ließ sie sich diese Chance jedenfalls nicht! Plötzlich hatte sie es eilig nach Harsefeld zurückzukommen. Sie verabschiedete sich von Hans und seinen beiden Freunden und eilte gefolgt von dem Wissenschaftler zu ihrem Wagen.

    ERPRESSUNG

    Die ersten Takte des Boleros von Ravel vermischen sich mit dem leisen Rauschen eines Flusses. Der großformatige Flachbildschirm zeigt das Panorama des im milden Abendlicht glitzernden Bodensees. Späte Sonnenstrahlen überziehen das Wasser mit diamantenem Schimmer. Die weißen Segel der schnittigen Boote erglühen orangerot, faszinierend schön wie auf einem exquisiten Ölgemälde.

    Ravels Bolero gewinnt an Substanz. Die Musik schwillt an. Das idyllische Bild des Bodensees vergeht.

    Farbige, sich ekstatisch windende Kreise huschen über den Bildschirm. Die Musik spielt Fortissimo. Ein Tusch und ... ein Entsetzensschrei aus rauen Männerkehlen.

    „Mein Gott! Was ist das?!", stöhnt der Innenminister Randolph Stein.

    Ravels Bolero verklingt, das Entsetzen bleibt, manifestiert sich in dem Bild auf dem Monitor.

    Ein INSEKT!

    Doch was für eine Scheußlichkeit! Größer als zwei Riesenschildkröten zusammen, aber chitingepanzert wie ein Insekt. Und dann der abscheuliche Kopf, auf dem die nach allen Seiten beweglichen Augen auf Stielen sitzen. Und das bizarre Geschöpf bewegt sich behände auf sechs stämmigen Beinen.

    „Und das ist C O S I M A!",

    sagt eine elektronisch verzerrte Stimme in die atemlose Stille hinein. „Sie ist die Mutter meiner Wasservernichtungswanzen, die Sie gleich sehen werden. Danach gebe ich Ihnen meine Forderungen bekannt. Und nun viel Vergnügen, meine Herren."

    Wieder Cosima. Doch diesmal hockt sie in einem riesigen Aquarium. Eine behandschuhte Hand schiebt sich ins Bild und stellt eine Schale gefüllt mit einem undefinierbaren Brei vor das Insekt. Cosima macht sich darüber her und noch während sie frisst, werden aus ihrem Hinterteil wie am Fließband wallnussgroße Insekten gedrückt. Nachdem sie die Schale leer gefressen hat, schließt Cosima die Augen und schläft ein.

    Eine Glasscheibe senkt sich zwischen sie und die walnussgroßen Insekten herunter die munter werden, als Wasser in ihre Aquariumhälfte sprudelt. Sie saugen es ein und stoßen es als Sand aus einer Öffnung am hinteren Ende ihres Körpers wieder aus.

    Und sie arbeiten schnell! Sehr schnell!

    Die Zuschauer sehen sprachlos zu wie sich Leben spendendes Wasser vor ihren Augen in Sand verwandelt.

    Abrupter Szenenwechsel.

    Das zauberhafte Panorama des Bodensees vertreibt die Wasser vertilgenden Scheußlichkeiten vom Monitor. Die Insel Mainau in ihrer ganzen Schönheit nimmt ihre Stelle ein. Sanft sich wiegende Palmenwedel im lauen Wind; Sonnenstrahlen vergolden das sich sanft kräuselnde Wasser. „Wie schön", flüstert eine Stimme. Im Hintergrund ertönt leise Musik.

    Ein gewaltiger Paukenschlag beendet jäh die Idylle! Gläser fallen aus zitternden Händen und zerschellen am Boden. Eine erschreckende Computersimulation vertreibt die eben noch dargebotene heile Welt.

    Sandhügel schieben sich auf die Mitte des Sees zu, nehmen die Insel in Besitz, die jetzt inmitten mumifizierter Felchen und Forellen, Hechte und Barben liegt.

    Abgestorbene Palmenwedel bewegen sich raschelnd wie altes Pergament im heißen Luftstrom des Windes. Birken und Eichen, Akazien und Linden, Ulmen und Eiben strecken ihre verdorrten Äste anklagend dem Himmel entgegen. Aus vertrocknetem Laub ist der Teppich, der die trockene, rissige Erde bedeckt.

    Die sechs Männer starren entsetzt auf das unglaubliche Bild. Schreckliche Bilder verdurstender Menschenmassen, verendender Tiere und zerstörter Landschaften drängen sich ihnen auf. Könnte so etwas wirklich geschehen? Gab es wirklich eine so zerstörerische Macht?

    „Können Sie sich vorstellen, meine Herren, was meine Wasservernichtungswanzen aus unserem blühenden Land machen können?", fragt die Computerstimme spöttisch.

    „Genau! Eine gewaltige Sandwüste bar jeglichen Lebens. Durch Cosima stehen mir jede Menge Wasservernichtungswanzen zur Verfügung. Mit ihnen könnte ich Flüsse und Seen und natürlich auch die Wasserversorgungssysteme in Deutschland und den Anrainerstaaten vernichten.

    Sie glauben mir nicht und denken an die Milliarden von Wanzen, die dazu erforderlich wären? Ja und? Kein Problem. Schauen sie wie einfach das für mich ist. Ja, schauen Sie auf den Monitor! Sehen sie es?"

    Die Wasservernichtungswanzen verändern sich! Sie dehnen sich, ziehen sich wieder zusammen und – teilen sich wieder und immer wieder, bis die erforderliche Anzahl für die jeweilige Wassermenge erreicht ist.

    „Dieses System ist perfekter als alles, was Menschen jemals erschaffen haben", sagt der Erpresser.

    „Der Kerl ist verrückt! Völlig verrückt!, keucht der Innenminister. „Mit diesen grauenhaften Viechern könnte alles Leben vernichtet werden. Und dieser Wahnsinnige ist davon auch noch begeistert! Ich glaube ...

    Die Stimme des Erpressers unterbricht ihn, als hätte er zugehört:

    „Ja, meine Insekten wurden erschaffen, um zu vernichten. Aber ist der Mensch denn anders? Der Unterschied besteht doch letztendlich nur im Abwägen des Vorteils.

    Meine Wanzen machen Wasser zu Sand, ohne dadurch einen Vorteil zu erringen. Im Gegenteil! Sie vergehen mit dem Wasser, kaum etwas bleibt von ihnen übrig.

    Der Mensch jedoch vernichtet um des eigenen Vorteils wegen. Die Geschichte lehrt uns das ja zur Genüge. Von jeher war die Gier nach Reichtum und Macht die Triebfeder für unglaubliche Gräueltaten.

    Unter dem Mäntelchen Gutes fürs Volk tun zu wollen wurden und werden die Menschen in Kriege und Hungersnöte, Armut und Verzweiflung getrieben, wobei der wirkliche Grund, der wahre Auslöser für all diese Scheußlichkeiten immer wieder die Machtbesessenheit einiger weniger ist.

    Sie bereichern sich, saugen das Volk aus wie Vampire und wenn nichts mehr zu holen ist und alles zusammenzubrechen droht, verschwinden sie und lassen ihr Land ausgeblutet zurück.

    Für mich gibt es keine gewissenlosere Kreatur als den Menschen", zischt die Stimme voller Hass. „Dagegen ist meine Cosima ein Juwel an Reinheit, innerer Schönheit und Güte! Doch was soll´s. Sie, als Politiker, wissen das alles ja aus eigener Anschauung viel besser als ich.

    Oder ist auch nur einer unter Ihnen, der ein ganz normales Leben in einer der üblichen, dem einfachen Volk

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