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Hammer + Veilchen Nr. 2: Flugschriften für neue Kurzprosa
Hammer + Veilchen Nr. 2: Flugschriften für neue Kurzprosa
Hammer + Veilchen Nr. 2: Flugschriften für neue Kurzprosa
eBook51 Seiten28 Minuten

Hammer + Veilchen Nr. 2: Flugschriften für neue Kurzprosa

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Über dieses E-Book

"Hammer und Veilchen", Flugschriften für neue Kurzprosa, erscheint seit Sommer 2014 viermal im Jahr. Sie wird herausgegeben von Günther Emig und Peter Engel. Die zweite Ausgabe (2/2014) enthält Erstdrucke deutschsprachiger Autoren. Weitere Informationen auf der Internetseite www.Hammer-und-Veilchen.de
SpracheDeutsch
HerausgeberEmig, Günther
Erscheinungsdatum7. Dez. 2014
ISBN9783921249567
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    Buchvorschau

    Hammer + Veilchen Nr. 2 - Günther Emig

    Judith Sombray

    Schwarzschild-Radius

    Wir schliefen im Frühherbst auf dem Balkon, Rücken an Rücken, weil mehr nicht ging. Nein. Es war anders, das Ende ging anders los. Wir saßen im Spätsommer auf deinem leeren Balkon, du ans Geländer gelehnt, ich an die Hauswand. Es hatte einen Zusammenhang gegeben zwischen uns, aber er war gelöscht worden. Ich kann nicht mehr reden, sagte ich, mir erscheint alles so unwichtig. Unsere Galaxie dreht sich um ein schwarzes Loch. Ab und an verschwindet etwas hinter seinem Ereignishorizont. Es leuchtet noch einmal kurz auf und vergeht. Wahrscheinlich vergeht es. Wir waren genauso. Ich konnte dich noch sehen, deine hellen Augen, deine seltsame Nase, deine Hände, die dich von Anfang an hätten verraten sollen, sie waren viel zu grob für den Rest. Aber ich guckte nicht, nicht richtig, ich guckte falsch. Ich konnte dich noch sehen, aber du warst kurz davor, aufzuleuchten.

    Die Sonne legte sich auf uns wie ein heißes großes Tier, im Hinterhof versuchte jemand, seinen kaputten Motor zu starten, ich ging rein und setzte mich vor dein Bett. Ich hatte keine Lust mehr, dich festzuhalten, es erschien mir auch sinnlos. In deinem Zimmer lief noch die Musik, die du eingeschaltet hattest. Ein junger Mann sang über die Vergeblichkeit und das Meer und wie die Vorhänge sich bauschten. Die Sonne schien auf meine Füße, und ich wurde ein bißchen krank.

    Ich war noch nie so verliebt, aber ich kann leider nicht mit dir zusammensein, sagtest du von der Balkontür aus. Ich winkte ab, ich winkte immer leiser. Verstehst du, es gibt so viele andere Menschen hier, und wenn du an mir interessiert bist, werde ich irgendwie immer so desinteressiert. Du standest ein wenig schief, eine leichte Fehlstellung der Hüfte oder der Wirbelsäule, ich weiß es nicht mehr. Deine Arme hingen sehr lang an deinen Seiten, dein Herz war leer, dein Mund sehr groß. Das war es wohl, worauf ich reingefallen war. Menschen mit vollen Lippen sind sinnlich und empfindsam, das hatte ich als Jugendliche in einem Magazin gelesen. Ich hatte auch gelesen, daß man Honig auf rissige Lippen streichen sollte, um sie wieder weich zu bekommen. Man mußte ihn fünf Minuten einwirken lassen und dann ablecken. Ich guckte deinem Mund zu und hatte den Gedanken, dir während deiner Ausführungen Honig auf die Lippen zu tupfen. Ich riß mich zusammen. Ich stand auf.

    Hey, sagte ich. Hey. Ich machte eine seltsame Geste,

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