Besessen
Von Katharina Hopp
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Über dieses E-Book
Katharina Hopp
Katharina Hopp, geboren 2001 in Hanau, beginnt schon früh mit dem Schreiben. Ihr Talent bestätigt sich durch viele Literaturwettbewerbe, bei denen sie platziert wird. Mit vierzehn Jahren (2015) veröffentlicht sie ihr Debüt "Besessen" über Books on Demand, 2018 folgt der Roman "Vielleicht sehen wir uns morgen", der kostenlos auf Wattpad einsehbar ist. 2020 dann die Lyriksammlung "Barfuß durch Großstädte", für alle, die andere Bilder vor Augen brauchen. Dieses Buch ist eine Suche nach dem großen Ganzen, nach einer Stimmigkeit von Dingen, die auf den ersten Blick nicht miteinander in Einklang stehen. Ihr großer Wunsch ist, dass ihr Schreiben Menschen berührt, verärgert, vielleicht begeistert, Hauptsache, es erreicht sie, entlockt eine Reaktion. Denn was ist ein Buch wert, das unsichtbar bleibt?
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Buchvorschau
Besessen - Katharina Hopp
Für denjenigen, der immer bei mir gesessen und geschnurrt
hat, während ich schrieb, für meinen Kater Kraliček, ich liebe
Dich und vermisse Dich
„Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen
allein macht es erträglich."
~Honoré de Balzac
Inhaltsverzeichnis
Kapitel
28. September, Montag, Trenton Central High
5. Oktober, Montag Trenton, New Jersey, Pearl Street
6. Oktober, Dienstag
8. Oktober, Donnerstag
9. Oktober, Freitag
Kapitel
12. Oktober, Montag
13. Oktober, Dienstag
14. Oktober, Mittwoch
15. Oktober, Donnerstag
Kapitel
16. Oktober, Freitag
19. Oktober, Montag
20. Oktober, Dienstag
Kapitel
21. Oktober, Mittwoch
26. Oktober, Montag
27. Oktober, Dienstag
30. Oktober, Freitag
Kapitel
2. November, Montag
3. November, Dienstag
4. November, Mittwoch
Kapitel
5. Novemer, Donnerstag
6. November, Freitag
7. November, Samstag
9. November, Montag
Kapitel
Kapitel
10. November, Dienstag
15. November, Sonntag
20. November, Freitag
Kapitel
21. Novemaber, Samstag
22. November, Sonntag
23. November, Montag
Kapitel
24. November, Dienstag
27. November, Freitag
Kapitel
Kapitel
2 Wochen später, 11.Dezember, Freitag
Kapitel
Kapitel
Fünf Tage später, 16.Dezember, Mittwoch
Kapitel
Kapitel
Epilog
Hally
Fasziniert schaute sie in den Spiegel. Wie in Trance, als ob sie nicht wüsste, dass die Finger zu ihrem Körper gehörten, hob sie die Hand und fuhr langsam, fast zärtlich durch das feuerrote, kinnlange Haar.
Sie riss sich ein Haar aus, drehte es zwischen den Fingern, hielt es in die Höhe, sodass die Lampe es zu einem lodernden Faden machte.
„Wie Feuer", wisperte sie und ihre grünen Augen wurden plötzlich unendlich traurig.
Die katzenartige, unwirkliche Farbe der Kontaktlinsen wandelte sie in ein Fantasiewesen.
Die Traurigkeit verschwand aus den Augen, und ihr Gesicht wurde unbeweglich, so eben wie Marmor.
Sie wurde hin und hergerissen, als ob sie sich nicht entscheiden könne, was sie fühlen sollte, wer sie war.
Dann wurde sie wütend.
Ihre langen Finger krallten sich ineinander, ihre Augen schienen Flammen zu speien, sie verzerrte den Mund, ihre Hände zitterten unkontrolliert.
Ihr ganzer Körper bebte, sie begann zu flüstern, leise und bedrohlich:
„Geh weg. Geh weg. Geh weg. Geh!"
Ein Zucken lief durch ihren Körper, ihre Brust bäumte sich auf, ihre Augen rollten hin und her, als ob sie jemanden finden wollten, aber der Raum war leer.
Dann blieb ihr irrer Blick an ihrem Spiegelbild hängen.
Nur sah sie nicht das Mädchen mit den roten, kurzen Haaren, dem stark geschminkten Gesicht, den grünen Augen, neinsie sah im Spiegel ein anderes Mädchen, mit blonden Haaren, dunklen Augen, einem Lächeln auf den Lippen,-
Sie hasste es.
„Geh!!", brüllte sie auf und schlug mit voller Kraft in das Gesicht des Mädchens.
Der Spiegel zerbrach, das Mädchen verschwand, verhöhnte sie nicht mehr. Die Scherben prasselten leise auf die Kommode, spiegelten das Licht.
Schwer atmend stand sie da, immer noch bebte sie, ihr Körper vibrierte vor Wut.
Denn Amber wusste, das Mädchen war noch da.
In ihr.
1.Kapitel
28.September, Montag, Trenton Central High
Sie kam auf mich zugerannt, schwungvoll, hakte sich bei mir unter und zog mich in Richtung Cafeteria. Die Blätter der Bäume, die das Gebäude säumten waren wie angemalt, braun, gelb, rot.
„Was essen wir heute?", fragte ich Hally, als wir die Stufen nach oben gestiegen waren und uns mit der schweren Eingangstür abkämpften.
Sofort wurden wir von dem typischen Lärm von klappernden Tellern, lachenden Menschen, Gesprächen umfangen, erstickten fast an der schlechten Luft.
„Ich weiß nicht", antwortete sie schlicht, blieb stehen, sah sich in der erdrückend vollen Cafeteria um und lief zielstrebig zu dem Tisch, der irgendwie immer frei war.
Hally behauptete, dass läge daran, weil jeder wüsste, dass er uns gehörte.
Ich glaube eher, der Platz war so unbeliebt, weil jedes Mal, wenn ein Schüler die Tür öffnete, uns eiskalter Herbstwind beinahe erfrieren ließ.
Trotzdem liebten wir diesen Platz.
Nachdem wir uns für Tofu mit Kartoffelbrei entschieden hatten, setzten wir uns wieder.
Hally war Vegetarierin.
Aus Rücksicht aß ich selbst kein Fleisch. Obwohl, tat ich es eigentlich nicht aus Rücksicht, sondern weil Hally mich so lange anstarren würde, bis ich zugab, dass es nun wirklich nicht nötig war, für ein solches Essen Tiere zu töten. So blieb für uns nicht gerade viel Auswahlmöglichkeit in den Gerichten.
„Willst du heute etwa gar nicht fragen, wie lange du schon Vegetarierin bist?"
Hally lächelte. „Na wie lange?"
„Vier Jahre, neun Monate, zwei Wochen und …"
Ich zählte nach.
„Drei Tage."
Sie nickte stolz. „Ich bin Pflanzenfresser."
Als wir aufgegessen hatten, begann Hally ihren Dialog für Französisch zu üben. „Hier, sagte sie und tippte auf eine Zeile, „das musst du sagen, Clairy.
Ich habe kein Französisch.
Wir lachten uns halb tot.
Es war einer dieser Momente, in denen ich spürte, dass ich lebte. In denen ich jeden Atemzug so sehr fühlte, dass es in der Lunge brannte. Dass es mir vor lauter Leben fast den Atem nahm.
Dass unser Lachen die Seele kitzelte.
Einen solchen Moment wünsche ich mir jetzt.
5.Oktober, Montag Trenton, New Jersey, Pearl Street
Draußen schlugen Äste gegen das Fenster, dunkle Wolken ballten sich, der Wind riss die Blätter von den Bäumen. Wohlig kuschelte ich mich in das Kissen, freute mich über das warme Licht der Lampe, umklammerte die Fernbedienung und zappte die Kanäle durch. Eigentlich müsste ich Englisch üben.
Nein, nein, nein. Bloß nicht an Englisch denken.
In drei Tagen würden wir eine Schulaufgabe schreiben. Hally hatte mir Gott sei Dank Nachhilfe gegeben, was Englisch anging, war sie wahrhaftig ein Genie. Sie hatte eine glatte eins. Ich seufzte.
Warum bin ich nur so schlecht in Englisch?
Frustriert versuchte ich, nicht mehr darüber nachzudenken. Wofür brauchen wir eigentlich das Fach, immerhin ist Englisch unsere Muttersprache. Ich versteh einfach all diese Berichte nicht, die wir schreiben müssen.
Inhaltszusammenfassungen. Stellungnahmen. Fernsehen, Clair. Konzentriere dich darauf. Das bringt doch nichts.
So versuchte ich, etwas Gutes im Fernsehen zu finden, dass mich ablenken konnte. Mein Blick blieb an ihr hängen: Der Serie.
Ich freute mich, dass ich das Intro-Video, das jede Folge eröffnete, nicht verpasst hatte:
Geheimnisvolle Musik sickerte aus den Lautsprechern und zwei Mädchen beäugten sich gegenseitig, so als ob sie sich nicht sicher wären, ob sie einander trauen konnten. Aber was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte, war diese Musik.
Ich konnte sie nicht beschreiben. Sie faszinierte mich. Sie bannte mich. Sie machte, dass ich in diesem Moment vollkommen in der Serie eingetaucht war, gefesselt war. Wie als ob mein Blick sich festgesaugt hätte, verfolgte ich die Szene weiter:
„Wir sind Freunde für alle Ewigkeit.", flüsterte das Mädchen mit den schwarzen Haaren. Aber es war keine Aussage, es war eher eine Frage.
Als es keine Antwort erhielt, biss es sich auf die Lippe und setzte beunruhigt hinzu: „Oder, Amber?"
Amber sah an ihr vorbei.
„Aber natürlich, Süße", versicherte sie ihr endlich.
Sichtlich erleichtert umklammerte das Mädchen mit den schwarzen Haaren den bleichen Arm der Rothaarigen und die beiden drehten sich um.
Was die Schwarzhaarige nicht sah, waren die hinter dem
Rücken gekreuzten Finger ihrer Freundin.
„Bis in alle Ewigkeit, Sileste.", wiederholte Amber, warf die feuerroten Haare nach hinten und schleuderte einen verächtlichen Blick in die Kamera.
Die Musik wurde lauter und die beiden drehten sich wieder zu mir. Es schien fast so, als ob Amber mich durch den
Fernseher anschauen würde.
Direkt in die Augen.
Ich fühlte mich auf einmal ganz eigenartig, eine Mischung aus hellwach und schläfrig. Ich hatte Kopfschmerzen. Schnell wendete ich den Blick ab.
Was war das?
Ich sollte wirklich bald ins Bett gehen.
Vor Amber und Sileste war eine Gestalt erschienen. Voller Argwohn verzog sich Ambers Mund, als sie die Person erkannte.
Sileste klammerte sich ängstlich an Ambers Arm fest. „Was willst du?", ihre Stimme zitterte.
Ich konnte nur die unscharfen Hosenbeine der Person erkennen. Vermutlich gehörten sie einem Jungen. Die Gestalt trat näher an Amber und Sileste heran, Amber kreischte: „Lass mich in Ruhe!!". Auch Sileste entfuhr ein spitzer Schrei, als sie das Messer in der Hand der Person sah.
Die Musik wurde bedrohlicher, so als