EMILIO DE MARCHI
Baron Santafusca und der Priester aus Neapel
Übersetzt von Christiane Pöhlmann
DIE ANDERE BIBLIOTHEK, 374 Seiten, 44 Euro
„Der Baron Carlo Coriolano di Santafusca glaubte nicht an Gott, geschweige denn an den Teufel, ja, obschon Neapolitaner, wie er im Buche steht, glaubte er nicht einmal an Hexen oder den bösen Blick“, heißt es zu Beginn. Und so ist aus dem Baron dann 1888 nicht nur ein berüchtigter Lebemann und großer Kartenspieler geworden, sondern auch der Protagonist eines der ersten Kriminalromane Italiens. Denn sein Erfolg im Spiel hinkt Santafuscas Leidenschaft weit hinterher, und so steht zwischen ihm und dem finalen Ruin nur noch ein verfallenes Landgut am Fuße des Vesuvs. Und dazu der Priester Don Cirillo, ein habgieriger Geldverleiher, den er dorthin eingeladen hat. Zur Osterzeit wird die Ruinenlandschaft zum Tatort: „Die Leiche schlug mit einem schmatzenden dumpfen Geräusch unten im Schlamm auf.“ Doch so tot und verborgen der Leichnam auch sein mag, so lebendig und allgegenwärtig scheint nunmehr dessen Hut geworden zu sein, der den Roman und dessen Helden bald aufs Hartnäckigste heimsucht. Inmitten einer süditalienischen Frühlingslandschaft lässt de Marchi den Baron hier im Fegefeuer seines Gewis-
1887 veröffentlicht: Einer der ersten Krimis Italiens zeigt Mord und Sühne sens gar schmoren wie jene Fische, die das Volk vor einer paradiesischen Kulisse. gleich vor der eigenen Tür brutzelte. (ub)
SYBILLE RUGE
Davenport 160 x 90
Deutsche Originalausgabe
SUHRKAMP, 264 Seiten, 15 Euro
Sonja Slanski betreibt in Frankfurt ein Inkasso-Unternehmen für besondere Angelegenheiten und hat von einer Dame der feinen Gesellschaft den Auftrag bekommen, eine hochkriminelle Anwaltskanzlei zu kompromittieren. Dann steht auf einmal Luna vor ihrer Tür, Escort-Girl und Künstlerin, die mit ihrer radikalen Kunst für Furore sorgt. Luna hat etwas an sich, das die sonst so unabhängige und abgeklärte Sonja anfangs kaum zu fassen bekommt. Als sie Luna tot in ihrem Apartment findet, weiß Sonja nicht, ob nicht eigentlich sie gemeint war und versucht herauszufinden, wer sie ermordet hat. In ihrem