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Der zum Golde verdammte König
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eBook208 Seiten2 Stunden

Der zum Golde verdammte König

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Über dieses E-Book

Ein Schwarm Feuervögel – goldene Vögel erscheinen am Horizont, weit draußen über dem Meer. Gebannt von deren Schönheit verharren die Menschen. Doch, ein junger Königssohn, getrieben von dem Wunsch nach Anerkennung und Ruhm, bringt sie und somit sich selbst in Gefahr. Notgedrungen wird er sich auf den Weg begeben, einer Wanderung mit angenehmen und unangenehmen Überraschungen.

Ein Fantasyroman über das uralte Thema von der Suche nach der eigenen Bestimmung und den Herausforderungen des Erwachsenwerdens.

Der rechtmäßige König in diesem Land ist Olaf, der entgegen dem Rat eines alten weisen Mannes, einen der Feuervögel abschießt - mit erschreckenden Folgen. Pures Gold bedeckt ihn, verteilt sich während überraschender Geschehnisse immer weiter auf seinem Körper, bis er schließlich daran erkrankt. Das an ihm haftende Gold besitzt, sobald Sonnenlicht darauf trifft, vernichtende Eigenschaften. Dadurch bringt Olaf großes Unglück über sein Volk und schwächt seine eigene Position als König. Als ihm das bewusst wird, ist es fast schon zu spät. Um sich, sein Land und seine Liebe zu befreien, begibt er sich auf die Suche nach einem gefährlichen Feuerdrachen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Juli 2014
ISBN9783847692959
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    Buchvorschau

    Der zum Golde verdammte König - Katja Bär

    1. Kapitel

    In einem fernen Königreich

    Die Vollmondnacht

    Es war wieder einmal eine sagenhafte Vollmondnacht. Eine jener Nächte, welche die Menschen mit ihrer Schönheit verzaubert.

    Unberührt davon ritt ein Mann einsam durch den Wald. Die Schönheit dieser Vollmondnacht interessierte ihn nicht im Geringsten, nicht die Sterne am Himmel, auch nicht der Silberglanz, den der Mond über die Bäume verteilte. Nur ein Gedanke bewegte ihn! Würde er heute auf sie treffen? Sein Pferd lief gleichmäßig ruhig durch die Nacht. Ab und an streifte ihn ein Zweig und sein Rücken begann zu schmerzen. Als der Wald dichter wurde, stieg er von seinem Pferd ab und bat es respektvoll hier, auf ihn zu warten. Sein Gefühl sagte ihm, dass er jetzt in ihrer Nähe sein müsste. In der Nähe des jungen Mädchens, das er schon seit längerer Zeit aus der Ferne beobachtete.

    Um ihn herum herrschte eine einzigartige Totenstille. Kein Ast knarrte, kein Tier gab einen Laut von sich, nicht mal eine Eule flog durch die Lüfte. Ein Frieden ging von dieser Nacht aus, den er so noch nie wahrgenommen hatte. Ja, diese Nacht versprach eine ganz Besondere zu werden.

    Er durchstreifte das Gehölz, bis sich ihm eine unheimlich sinnliche Stimme näherte. Das musste sie sein, sie, die Langgesuchte. Sirenengleich sang sie vor sich hin. Ein Schauer lief ihm heiß den Rücken herunter und er wunderte sich über seine heftige Reaktion.

    Dann, endlich konnte er das Mädchen sehen, nein, eigentlich nur erahnen. Vor ihm erschien eine Welle aus langem rotem Haar, welches in seiner seidenen Schwere hin und her wippte, ihren Rücken streichelte und sanft ihren Hintern umspielte. Das Licht des Mondes fiel auf ihr Goldhaar. Dessen Glanz ließ sie zu einem strahlenden Feuerball werden. In wundervoller Weise schienen für ihn die Sonne und der Mond in einer Nacht. Einer singenden Sonne gleich, ging sie, nur für ihn allein, suchend durch den Wald. Geblendet von ihrer Erscheinung vergaß er für einen Augenblick, warum er sie verfolgte.

    Zu seinem Glück lief das Mädchen langsam, so dass er immer wieder stehen bleiben konnte, um sie in aller Ruhe zu betrachten. Ihre weiße Haut schimmerte noch viel heller, als er es erwartet hatte. Fast schwebte sie wie eine Fee dahin, mit der Eleganz einer Königin. Wunderschön anzusehen in ihrer Sanftheit, in ihrer Aufmerksamkeit auf den Boden, wo sie diese Geheimnis umworbene Pflanze suchte. Ab und an warf sie ihren Kopf ruckartig nach hinten und ihr goldglänzendes Haar wogte ihr wellenförmig hinterher. Er erkannte die enorme Kraft, die sie in sich trug und die darauf wartete, endlich gelebt werden zu dürfen. Gleichzeitig sah er in ihren Bewegungen auch die Selbstzweifel der Jugend.

    Sehnsuchtsvoll erinnerte er sich an seine eigene Jugend, in der er kraftvoll auf die Jagd ging, sein Rücken beim Reiten nicht nach kurzer Zeit anfing, zu schmerzen und ihm das Laufen noch keine Mühe bereitete. Mit Lockerheit hätte er in jungen Jahren jenen Baum ausreisen können, hinter dem er sich gerade verbarg. Ja, wie hasste er seinen körperlichen Verfall.

    Plötzlich drehte sich das Mädchen um, genau in seine Richtung. Hatte sie ihn bemerkt? Nein, sie horchte wohl einfach in den Wald hinein und lief suchend weiter. Wieder sah er nur ihr hin und her wippendes Haar. Es wirkte wie ein seidener Vorhang um sie herum, der sie zu beschützen schien.

    So folgte er ihr durch die Nacht. Bald begannen seine Füße zu schmerzen, riefen ihm in Erinnerung, warum er ursprünglich hier im Wald rumschlich. Sein ältlicher Körper war wirklich nicht dazu geschaffen, nachts durch den Wald zu stolpern. Ständig musste er aufpassen, dass er nicht hinfiel. Wieso irrte das Mädchen so lange umher? Hatte er sich in ihr getäuscht? Wusste sie am Ende gar nicht, wo sich diese Pflanze befand? Er bedachte sein jahrelanges, vergebliches Suchen nach eben jener Pflanze und Unruhe bemächtigte sich seiner.

    Der Himmel zeigte, leicht ins türkisfarbene übergehend an, dass sich die Nacht dem Ende zuneigte. Schon verlor er den Glauben daran, dass sie um das Geheimnis der Pflanze wusste. Doch da hörte er sie entzückt aufschreien. Merkwürdig, das Mädchen stand vor einer völlig normal aussehenden Pflanze. Allerdings war das Strahlen um ihren wunderbaren Körper noch intensiver in ein orange übergegangen. In diesem Moment trat sie einen Schritt beiseite und gab den Blick frei auf eine feuerrot leuchtende Blüte, die ebenso strahlte wie ihr Haar. Das verwirrte ihn. Suchte sie etwa nicht das Verjüngungskraut, sondern nach so etwas Banalem wie ein Haarfärbemittel? Nein, dass durfte nun wirklich nicht sein!

    Mit größter Behutsamkeit pflückte das Mädchen die wertvolle Blüte ab und wiegte sie kurz in ihren zarten feingliedrigen Händen. Auch vergaß sie nicht, sich bei der Pflanze für das kostbare Geschenk zu bedanken und legte die Blüte sanft in ihren Korb.

    Er begriff, dass das Geheimnis der Pflanze allein in der Blüte liegen musste, die offensichtlich nur in Vollmondnächten aufging. Mit größter Konzentration prägte er sich den Standort der Pflanze ein.

    Jetzt trieb es ihn zu ihr! Vor lauter Gier achtete er nicht auf den Weg. Sein Fuß traf auf einen trockenen Zweig und das Knacken hallte laut in die Nacht hinaus.

    Das Mädchen zuckte zusammen. Ihr wurde klar, dass bei ihrer Suche, nicht Acht gegeben hatte, was um sie herum geschah. War ihr jemand gefolgt? Vorsichtig drehte sie sich um, entdeckte, nicht weit entfernt von ihr, zwei grün glühende Augen. Langsam bückte sie sich, schob die Blüte behutsam unter die dünne Jacke und versuchte, ihre Situation zu erfassen. Wer oder was stand dort? Welcher Angst sollte sie heute ins Auge sehen? Ein leichtes Zittern überkam sie. Deshalb rief sie ihre Ahnen an und bat um deren Unterstützung. Gestärkt richtete sie sich auf. Die leuchtenden Augen rückten näher und näher. Dabei verloren sie allmählich ihr stechendes Grün. Sie erkannte, dass diese Augen zu einem gut gekleideten älteren Mann gehörten, dem das Laufen augenscheinlich große Mühe bereitete. Sie nahm sein leicht gekräuseltes weißes Haar wahr, welches im letzten Schein des Mondlichts silbern glänzte.

    In diesem Augenblick berührten die ersten Sonnenstrahlen das Mädchen. Der Unbekannte, das letzte Mondlicht mitnehmend, kam wie ein Silberpfeilstrahl auf sie zu. So trafen die beiden, der Sonne und dem Mond gleichend, aufeinander. Er blickte in ein Gesicht voller Anmut und Wärme, bemerkte, dass ihr Charisma schon weit ausgeprägt war und versprach noch ungleich größer zu werden. Sie blickte in ein Gesicht, aus dem große Weisheit sprach, welches ebenso gezeichnet war von einer erschreckenden Härte. Und dann waren da noch seine dunklen Augen, die keine Tiefe erkennen ließen.

    Die kaum noch auszuhaltende Spannung zwischen ihnen unterbrach der Fremde mit einer wohlklingenden Stimme:

    „Schönes junges Fräulein, was trieb euch zu dieser späten Stunde in den Wald?"

    Nun, den wahren Grund ihres nächtlichen Ausfluges wollte sie keinesfalls verraten.

    „Pilze sammeln", hörte sie sich mit leichtem Zittern in ihrer Stimme freundlich sagen.

    Dabei bedachte sie nicht, dass sie in einem Meer von Steinpilzen stand. Beide schauten gleichzeitig auf ihren leeren Korb.

    „Und, noch gar keinen gefunden?" fragte der alte Mann süßlich lächelnd.

    Mit demselben Lächeln bückte er sich. Da der obere Knopf seines Hemdes nicht geschlossen war, zeigte sich ihr sein behaarter Oberkörper und sie erblickte ein auffälliges Muttermal. Er bemerkte es wohl und während er mit der einen Hand nach einem Pilz griff, erfasste die andere Hand schnell den Knopf des Hemdes und knöpfte es zu. So, als ob sie hier zum Pilze sammeln verabredet wären, fingen sie gemeinsam an, den Korb mit Pilzen aufzufüllen. Nach und nach entwich die Anspannung von ihr.

    „Was hat euch denn in diese einsame Gegend geführt?" wollte sie nun ihrerseits wissen.

    „Ich befinde mich auf dem Weg zum Königssohn eures Landes, um an den Krönungsfeierlichkeiten teilzunehmen."

    Ein tiefes Seufzen entwich ihr, welches dem Fremden nicht entging und wie nebenbei fragte er:

    „Seid ihr auch eingeladen?"

    Sie musste mit einem „Nein" antworten und spürte einen Stich durch ihr Herz gehen.

    Oh, wie gern wäre sie dabei! Ahnte es der Mann neben ihr? Er hatte etwas unheimlich Wissendes an sich. Ihr Gefühl signalisierte ihr, vorsichtig zu sein. Weshalb war er wirklich hier, ausgerechnet in dieser Vollmondnacht? Suchte er vielleicht die Blüte, die sie gerade unter ihrer Jacke trug?

    Während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und Ruhe zu finden, lächelte sie der Unbekannte unentwegt an, überschüttete sie mit Komplimenten über ihr himmlisches Aussehen und verglich sie mit einem Engel. Nicht, dass sie dies nicht gern hörte, aber leider kamen die Komplimente aus dem falschen Mund. Kämen sie aus dem Mund des Mannes, den sie begehrte, wie glücklich würde sie sich fühlen.

    Der junge Königssohn war es, der ihr über alles gefiel. In ehrlichen Stunden gestand sie sich ein, dass sie ihn verliebt war. Wie töricht von ihr! Nicht nur, weil er ein Königssohn war und sie ein einfaches Mädchen. Nein, als viel schlimmer empfand sie die Tatsache, dass sie um einige Jahre älter war, als er. Ihre Chancen bei dem Prinzen standen denkbar schlecht! Trotzdem hoffte sie. Sie wusste, dass der Königssohn sie heimlich beobachtete, wenn sie am Hintereingang der Schlossküche ihre Kräuter ablieferte.

    Mittlerweile war der Korb randvoll mit Pilzen gefüllt, ihr offizieller Vorwand sich zu dieser späten Stunde im Wald aufzuhalten, somit erledigt. Der Mann neben ihr wirkte erschöpft und sah jetzt noch älter aus.

    „Schönes Fräulein, würdet ihr so freundlich sein und mir den Weg zum Schloss zeigen? Ich habe mich hoffnungslos verirrt", bat er sie.

    Ungern und stumm willigte sie ein. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, gingen sie ein Stück des Weges. Plötzlich stieß ihr Begleiter einen grellen Pfiff aus. Ein stattliches Pferd sprengte direkt auf das Mädchen zu. Sie wollte beiseite springen, stellte sich aber in ihrem Erschrecken ungeschickt an und stürzte hin.

    Mit einem merkwürdigen freudigen Gesichtsausdruck half ihr der alte Mann auf, verabschiedete sich äußerst charmant von ihr, stieg auf das wartende Pferd und war seltsam schnell verschwunden.

    Erleichtert setzte sie sich auf einen der umgestürzten Bäume. Eine Weile wartete sie noch, versicherte sich dann, dass sich niemand in ihrer Nähe befand und holte die Blüte aus ihrer Bluse hervor. Doch was war das? Sie konnte es nicht glauben! Wie von einem Messer durchtrennt, lag nur noch die Hälfte der Blüte in ihrer Hand. Der Schreck darüber versteinerte sie beinah.

    Wer war dieser Mann? Sie hatte ihn hier in der Gegend noch niemals gesehen. Es beschlich sie die Vorahnung, dass sie dem Unbekannten nicht zum Letzten mal begegnet war und Unheil von ihm ausgehen würde.

    Bild 136783 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

    Der Blütenzauber

    Unter der Obhut der aufgehenden Sonne lief sie, ihren Gedanken nachhängend, durch den Wald. Plötzlich stellte sie fest, dass sie von ihrem Weg abgekommen war, denn sie stand vor den Resten eines alten Holzkohlenmeilers. Ihr wurde schwarz vor Augen. Ein leichter Schwindelanfall erfasste sie. Schnell ließ sie sich in das weiche Moos fallen. Obwohl sie es gar nicht wollte, überkamen sie die Erinnerungen.

    Vor vielen Jahren, als kleines Mädchen, war sie das letzte Mal mit ihrem Vater an diesem Platz gewesen. Der Vater, an jenem Tag kreidebleich und aufgewühlt, stocherte am ganzen Körper zitternd, hier im Boden herum. Verängstigt fragte sie ihn, was ihn beunruhige. Aber ihr Vater war Zeit seines Lebens ein schweigsamer Mann und so erhielt sie auch diesmal keine Antwort. Genau so wenig, wie auf ihre immer wieder gestellten Fragen nach ihrer Mutter, Isabel.

    Sie wusste lediglich, dass ihre Mutter starb, kurz nachdem sie zwei Jahre alt geworden war. Damals gab der Vater seinen Beruf als Köhler auf, damit er sie großziehen konnte. Er wollte aus irgendeinem Grund auf keinen Fall mit seiner Tochter im Dorf leben. Mitten im Wald baute er eine Hütte für sie beide. Um ganz und gar vom Dorf unabhängig zu sein, legte er einen kleinen Gemüsegarten an, kaufte eine Ziege, ein Schwein und ein paar Hühner. Seinen letzten und einzigen Kohlenmeiler betrieb er hier an dieser Stelle.

    Von klein auf half sie ihrem Vater bei allem, führte den Haushalt so gut sie konnte, versorgte den Garten und die Tiere. Sogar bei der Köhlerei ging sie ihm zur Hand. Sie mochte den Geruch des schwelenden Holzes und dessen Verwandlung in Kohle. Daher rührte wohl ihre Vorliebe für Verwandlungen. Jedoch, am meisten liebte sie es, stundenlang im Wald umher zu streifen und die Pflanzen und die Tiere zu beobachten.

    Als der Vater auf dem Sterbebett lag, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und fragte ihn nochmals nach ihrer Mutter. Vergeblich, wieder erfuhr sie nichts. Aber mit den Worten: „Deine Mutter hätte es gewollt, dass du die Sachen bekommst", übergab er ihr einen Schlüssel. Der gehörte zu der geheimnisvollen Truhe, für die sie sich von klein auf interessierte.

    Mittlerweile fühlte sie sich wieder besser und beeilte sich, in ihre Hütte zu kommen, in der sie nach dem Tod des Vaters alleine lebte. Wo sollte sie auch hin? Sie kannte kein anderes Leben. Außerdem besaß sie hier alles, was sie zum Leben brauchte.

    Schon erreichte sie ihren Lieblingsplatz, die kleine Quelle, welche nicht unweit der Hütte entsprang und von der sie glaubte, dass aus ihr ein besonderes Wasser sprudelte. Hier zu verweilen, blieb ihr keine Zeit. Nur der Kröte winkte sie noch flüchtig zu.

    Ihr Kater sprang ihr entgegen, schlich unruhig um sie herum und seine Augen erinnerten sie an diese grünen Augen aus dem Wald. Sie nahm das Tier auf die Schulter und betrat endlich ihr Reich - ihr kleines bescheidenes Gehöft. Im Stall meckerte die Ziege ungewöhnlich laut vor sich hin. Schnell ging sie zu ihr, streichelte ihr über den Rücken, band sie von ihrem Strick los und ermahnte sie, nicht in den Gemüsegarten zu springen. Das quiekende Schwein ließ sie ebenfalls aus dessen Bucht.

    Auf dem Weg zur Hütte, zog sie einen Holzscheit aus der Vorratswand hervor und erschrak. Der Stapel rutschte ihr unter den Händen weg. Was ist heute bloß los? Ihr Blick wanderte über den Hof. Aber so sehr sie sich anstrengte, außer, dass selbst ihre herum streunenden Hühner unruhig wirkten, konnte sie beim besten Willen nichts Ungewöhnliches erkennen.

    Zögernd betrat sie die Hütte, schloss die Augen und konzentrierte sich einen Augenblick, denn sie wollte prüfen, ob während ihrer Abwesenheit irgendjemand hier drinnen gewesen sei. Tatsächlich, ein ihr fremder, wenn auch nicht unangenehmer Geruch hing im Raum fest. Instinktiv griff sie nach ihrem selbstgesammelten Waldweihrauch, verteilte ihn auf dem Holzscheit und legte diesen oben auf das Feuer im Herd. Dann schaute sie sich um und fand nichts Sonderbares. Alles machte einen unberührten Eindruck. Selbst die Kiepe mit den schon vorbereiteten Kräutern für die Schlossküche stand noch an ihrem Platz.

    Sie beschloss die soeben gesammelten Pilze zusätzlich mit ins Schloss zu nehmen. Allein dafür würde ihr der Schlosskoch sicher ein gutes Stückchen Fleisch geben.

    Jetzt musste sie aber unbedingt mit den Vorbereitungen für die wichtigen Korrekturen an sich anfangen! Behutsam holte sie die Blütenhälfte unter der Jacke hervor. Bei dem Griff nach dem Mörser fiel ihr Blick in den Spiegel und sie sah ihr Gesicht voller Aufregung. Zu ihrem eigenen Erstaunen gefiel es ihr heute, vor allem ihre katzenartigen graugrünen Augen mit diesem orangefarbenen Ring um die Pupillen herum. Selbst die Sommersprossen, die sie eigentlich

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