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Die Weltportale (Band 5)
Die Weltportale (Band 5)
Die Weltportale (Band 5)
eBook389 Seiten

Die Weltportale (Band 5)

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Über dieses E-Book

Die Lage scheint aussichtslos zu sein. Der Schatten wird immer mächtiger und kommt seinem Ziel stetig näher, während die Kräfte des Lichts schwinden. Noch einmal müssen Lucius, Eleonora und ihre Gefährten alles riskieren, um die drohende Dunkelheit abzuwenden. Die letzte Schlacht steht bevor und sie wird gnadenloser als jede vor ihr.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. März 2023
ISBN9783038962625
Die Weltportale (Band 5)

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    Buchvorschau

    Die Weltportale (Band 5) - B. E. Pfeiffer

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Prolog - Lyssandra

    Kapitel 1 - Eleonora

    Kapitel 2 - Lucius

    Kapitel 3 - Eleonora

    Kapitel 4 - Lucius

    Kapitel 5 - Eleonora

    Kapitel 6 - Lucius

    Kapitel 7 - Lucius

    Kapitel 8 - Lucius

    Kapitel 9 - Eleonora

    Kapitel 10 - Aestus

    Kapitel 11 - Lucius

    Kapitel 12 - Eleonora

    Kapitel 13 - Raksha

    Kapitel 14 - Lucius

    Kapitel 15 - Eleonora

    Kapitel 16 - Lucius

    Kapitel 17 - Aestus

    Kapitel 18 - Lucius

    Kapitel 19 - Aestus

    Kapitel 20 - Eleonora

    Kapitel 21 - Sarina

    Kapitel 22 - Aestus

    Kapitel 23 - Lucius

    Kapitel 24 - Ignia

    Kapitel 25 - Lucius

    Kapitel 26 - Eleonora

    Kapitel 27 - Lucius

    Kapitel 28 - Lapidia

    Kapitel 29 - Ignia

    Kapitel 30 - Eleonora

    Kapitel 31 - Raksha

    Kapitel 32 - Aestus

    Kapitel 33 - Eleonora

    Epilog - Eleonora

    Die Legende von Licht und Schatten

    Personenverzeichnis

    Dank

    B. E. Pfeiffer

    Die Weltportale

    Band 5

    Fantasy

    Die Weltportale (Band 5)

    Die Lage scheint aussichtslos zu sein. Der Schatten wird immer mächtiger und kommt seinem Ziel stetig näher, während die Kräfte des Lichts schwinden. Noch einmal müssen Lucius, Eleonora und ihre Gefährten alles riskieren, um die drohende Dunkelheit abzuwenden. Die letzte Schlacht steht bevor und sie wird gnadenloser als jede vor ihr.

    Die Autorin

    Bettina Pfeiffer wurde 1984 in Graz geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Baden bei Wien.

    Seit ihrer Kindheit liebt sie es, sich Geschichten auszudenken. Besonders als Ausgleich zu ihrem zahlenorientierten Hauptjob taucht sie gern in magische Welten ab und begann schließlich, diese aufzuschreiben. So entstand recht schnell die Idee für die ›Weltportale‹ und andere magische Geschichten im Genre Fan-tasy/Romantasy.

    Inspiration dafür findet sie immer wieder durch ihre Kinder, mit denen sie gern auf abenteuerliche Entdeckungsreisen geht.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, 2023

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2023

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski

    Lektorat: Sternensand Verlag GmbH | Wolma Krefting

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-261-8

    ISBN (epub): 978-3-03896-262-5

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Scene

    Vergesst diese Worte nicht:

    Es gibt keinen Schatten ohne Licht.

    Nur wenn beide Kräfte sich verbinden

    Wird der Kampf ein Ende finden.

    Prolog - Lyssandra

    Schmerz durchfuhr ihre Glieder. Lyssandra krümmte sich und ächzte lautstark. Sie war eine Clavema, ein Wesen aus einer anderen Welt. Schmerz sollte ihr fremd sein. Und doch nahm sie dieses heftige Brennen in ihrem Bauch wahr. Wäre sie nicht bereits so geschwächt gewesen, hätte sie vor Lucius niemals gezeigt, wie schlecht es ihr ging. Dazu war sie zu stolz.

    »Was ist los?«, fragte der Ritter, sank trotz des Schnees auf die Knie und hob ihren bebenden Körper behutsam auf.

    Sie spürte die Angst, die ihn drängte, schneller zu machen. Und doch war er fürsorglich und vorsichtig. Wie hatte sie so lang nicht sehen können, was er wirklich war?

    Lyssandra antwortete nicht. Ihre Augen rollten nach hinten und sie stieß einen heiseren Laut aus.

    Schmerz. So unglaublich heftiger Schmerz, ausgelöst durch das gewaltsame Öffnen eines Portals, das für immer hätte versiegelt bleiben sollen. Sie konnte die Dunkelheit fühlen, die sich Stück für Stück über der Welt ausbreitete.

    Jetzt war geschehen, was sie all die Jahrhunderte verhindert hatte. Der Schatten würde sich befreien. Und er würde alles zerstören, wenn er sein Ziel erreichte.

    Sie biss die Zähne fest zusammen und zwang sich, ihre Augen zu öffnen.

    »Es geht schon«, krächzte sie. »Wir müssen weiter. Würdet Ihr mich … tragen?«

    Es kostete sie Überwindung, dieses Eingeständnis zu machen. Aber sie hatte keine Wahl. Sie mussten weiter. Die Zeit arbeitete gegen sie.

    Lucius hob seine Mundwinkel und nickte. Lyssandra ahnte, dass er selbst starke Schmerzen hatte. Die ehemalige Auronenkönigin, Lapidia, hatte ihn im Kampf mit einer vergifteten Klinge verwundet. Jeder gewöhnliche Mensch wäre bereits gestorben. Doch der Ritter war kein gewöhnlicher Mensch.

    Er war das Licht. Wie er dazu geworden war, verstand Lyssandra nicht. Sie hatte die Verbindung zwischen ihm und Eleonora zwar gefühlt, aber ihr keine besondere Bedeutung beigemessen. Lyssandra war so dumm gewesen. Wenn es ihr aufgefallen wäre, hätte sie verhindern können, dass Eleonora vom Schatten in die Dunkelheit gezogen worden war.

    Daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Sie musste dem Ritter helfen, seine Aufgaben zu meistern. Lyssandra ahnte, dass Lucius wohl bald eine Entscheidung treffen musste, die ihm vielleicht das Herz brach. Sie musste einen geeigneten Moment finden, um ihm zu erklären, was jetzt geschehen würde. Aber wie sagte man jemandem, dass er die Person, die er liebte, vielleicht für immer in die Dunkelheit würde bannen müssen?

    Die Werkzeuge an ihrem Gürtel surrten. Magie, die den Clavema eigen war, rief nach ihr, weil das Portal im Reich der Auronen nicht mehr lange halten würde.

    »Lauft schneller«, sagte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen zu Lucius.

    Dann schloss sie die Augen, während die Kälte des Königs der Berge, auf dem sie sich noch befanden, über ihre schuppige Haut strich.

    Sie wusste, dass sie sehr bald ein neues Portal würde schmieden müssen. Lyssandra hoffte, dass es nicht Eleonora war, die sie dahinter einsperren musste. Aber im Moment … sah es für das Hybridmädchen nicht gut aus.

    Kapitel 1 - Eleonora

    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Kopf ab, als Rakshas Magie aufflammte. Eleonora verdrängte das Flehen des jungen Mannes, der das Unglück gehabt hatte, ihre Anwesenheit als Erstes zu bemerken.

    »Bitte, Tante«, flehte der Junge und ächzte, als er erneut von der Schattenmagie in der Magengegend getroffen wurde.

    Zumindest nahm Eleonora das an, weil Raksha es offensichtlich genoss, ihn dort zu verletzen.

    »Tu einfach, was er will, Kalani«, entgegnete Lapidia mit ungerührter Stimme. »Dann hört er damit auf.«

    Eleonora fragte sich nicht zum ersten Mal, was mit dieser Aurone nicht stimmte. Alles an ihr wirkte emotionslos und kalt. Nur wenn Lapidia mit Raksha sprach, veränderte sich alles an ihr. Dann blühte sie auf und strahlte förmlich.

    Verstohlen riskierte Eleonora einen Blick auf Aestus, der in ihrer Nähe stand. Er hatte behauptet, dass sie beide ein Paar waren. Aber Eleonora erinnerte sich nicht an ihn. Sollte sie das nicht, wenn sie ihn wirklich geliebt hatte, bevor sie ihr Gedächtnis verlor? Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass Aestus nicht ganz aufrichtig zu ihr war.

    Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung und lächelte, als ihre Blicke sich trafen. Mit einem Schnauben wandte Eleonora sich ab.

    Nein, sie fühlte sich überhaupt nicht zu Aestus hingezogen. Da war auch keine Wärme, die sich in ihrer Brust ausbreitete, und sie strahlte ganz bestimmt nicht so, wie Lapidia es bei Raksha tat.

    »Ich kann das nicht tun«, wimmerte der junge Aurone. »Du weißt, dass ich nicht in der Lage bin, sie zu krönen. Nicht solange meine Mutter nicht abdankt oder stirbt.«

    Es knackte. Eleonora presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Das hier fühlte sich so unendlich falsch an. Und gleichzeitig flüsterte eine Stimme in ihrem Inneren, dass sie genau dort war, wo sie hingehörte.

    Warum Raksha ihr helfen wollte, den Thron der Auronen zu besteigen, verstand sie nicht. Sie hatte aber begriffen, dass er es sicher nicht tat, weil er ein gutes Herz hatte.

    Eleonora beging den Fehler, zu Raksha zu sehen. Dabei erkannte sie, was er gerade mit Kalani machte und schauderte.

    Schwarze Ranken hielten den Körper des Jungen gefangen. Er hing kopfüber in den magischen Fesseln, und dieser Byro trat nach seinem Gesicht. Blut tropfte bereits auf den weißen Boden des Thronsaals, in dem sie sich verschanzt hatten.

    Eleonora versteifte sich, als Aestus eine Hand auf ihren Rücken legte. Sie hatte erwartet … nein, sie hatte gehofft, dass seine Berührung irgendein angenehmes Gefühl in ihr auslösen würde. Das Gegenteil war der Fall. Trotzdem wich sie nicht vor ihm zurück.

    »Es tut mir leid, dass du das sehen musst«, murmelte er nah an ihrem Ohr. »Wir können leider nirgendwo hin, bis du gekrönt bist. Und wie es aussieht, ist nur der Sohn der derzeitigen Königin in der Lage, dir die Krone auszuhändigen.«

    »Offensichtlich kann er das nicht«, brummte sie und wandte sich von dem Anblick ab. »Wir vergeuden unsere Zeit.«

    Sie sah sich in dem Raum um. Auf seltsame Weise kam ihr der Ort vertraut vor. Die weißen Wände, die aussahen, als würde pures Licht durch sie hindurchfließen, erinnerten sie an etwas. Doch noch ehe sie den Gedanken greifen konnte, versank er in dem Nebel in ihrem Kopf.

    Also betrachtete Eleonora das Emblem auf dem Boden. Es war ein Kreis, der in fünf Spalten geteilt worden war. Jede besaß eine andere Farbe: Hellblau, Dunkelblau, Grün, Rot und ein milchiges Weiß. Symbole waren in jede Spalte eingraviert worden. Eleonora konnte sie aber nicht entziffern. Vermutlich war es irgendeine alte Sprache.

    »Ignia wird nicht an diesen Ort zurückkehren«, verkündete Lapidia in dem Moment. »Das ist so gut wie eine Abdankung.«

    »Du und dieser Abschaum hindern sie daran. Das zählt nicht als Grund, sie als Königin abzusetzen«, krächzte Kalani. Er gab einen erstickten Laut von sich, als Byro erneut zutrat und ihm damit wohl endgültig die Nase brach.

    Eleonora fuhr herum und starrte den Jungen an, der ächzend in der Luft hing. Sein Blut floss jetzt in Strömen aus seiner Nase und seinem Mund.

    Eleonora ballte die Hände zu Fäusten. Byro holte noch einmal aus und sie war bereit, ihm Einhalt zu gebieten.

    Doch da hob Raksha ganz langsam die Hand. Byro ließ das Bein sinken und machte einen Schritt zurück.

    Raksha sging in die Hocke und musterte Kalani mit seinen blinden Augen. Der Schatten krümmte die Finger. Der Körper des Auronen wurde etwas höher gezogen, bis die beiden auf Augenhöhe waren.

    Fast zärtlich legte Raksha seine Finger um das Kinn des Jungen. Kalani begann daraufhin zu zittern. Eleonora fühlte die Magie, die Raksha einsetzte und in den Körper des Auronen fließen ließ.

    Kalani röchelte und dunkler Schaum bildete sich auf seinen Lippen. Er zuckte in den Fesseln, die ihn unbarmherzig hielten.

    Ein Teil von Eleonora wollte auf den Schatten zustürmen und ihn davon abhalten, Kalani zu quälen. Aber ein größerer, viel lauterer Teil in ihr applaudierte Raksha für das, was er tat.

    »Wehr dich nicht so sehr, Junge«, sagte der Schatten beinahe sanft. »Erzähl uns, was wir tun müssen, um Eleonora zur neuen Königin zu machen. Dann darfst du dich erholen, bis wir dich für die Krönung brauchen.«

    Kalanis Augen rollten zurück und er röchelte noch einmal. Der Schaum lief ihm mittlerweile über das Gesicht, mischte sich mit seinem Blut und tropfte auf den Boden.

    »Ein Tag«, krächzte der Junge. »Sie hat gesagt, wenn sie einen Tag fort ist, kann ein Oberster ihre Absetzung fordern.«

    »Ein Tag ist schnell um.« Raksha lächelte milde.

    »Er meint bestimmt einen Tag in der Menschenwelt, Liebster«, warf Lapidia ein. »Der dauert hier fast drei Monate.«

    Rakshas Miene verfinsterte sich. Er ballte eine Faust und Kalani zuckte stärker.

    »Genug!«, brüllte Eleonora.

    Alle Blicke richteten sich auf sie. Obwohl sie sicher war, dass Raksha blind war, starrte er sie so finster an, dass die Luft um sie herum deutlich abkühlte.

    »Eleonora«, raunte Aestus ihr ins Ohr. »Lass mich jetzt reden.«

    Er schob sich vor sie und unterbrach damit den Blickkontakt zu Raksha. Der Schatten sprach sie trotzdem an.

    »Stört dich etwas an meinen Methoden, Eleonora?«, fragte er.

    Seine Stimme klang warm, seine Worte schnitten dennoch wie Eis in ihre Seele.

    »Ich denke, sie wollte nur sicher gehen, dass du den Jungen nicht tötest«, antwortete Aestus für sie. »Immerhin brauchen wir ihn für die Krönung.«

    Raksha starrte immer noch Eleonora an. Sie konnte spüren, wie sich sein Blick tief unter ihre Haut bohrte und sich auf den Funken Magie richtete, den sie, seitdem sie in diesem Palast angekommen waren, fühlte. Er war ein winziges Licht in der Schwärze, aus der ihre Seele bestand.

    Zuerst hatte Eleonora diesen Funken gehasst. Aber jetzt … kam es ihr vor, als wäre er ein Teil von ihr. Jener Teil, den sie vergessen hatte. Und sie wollte nicht, dass Raksha ihn bemerkte.

    Also verschloss sie ihn hinter magischen Schutzschildern, die sie in ihrem Innersten errichtete und hielt dem Blick des Schattens stand.

    »So ist es«, sagte sie, weil sie wusste, dass Raksha das erwartete. »Du willst mich zur Königin machen? Dann hör auf, meinen künftigen Thronsaal mit Flecken zu ruinieren. Wir haben die Information, die wir wollten. Und der Junge muss mich krönen.«

    Raksha hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Dann schnippte er und Kalani fiel einfach zu Boden. Er blieb liegen, doch Eleonora sah, dass er noch atmete.

    »Byro, bring den Prinzen in eine Zelle«, wies Raksha den älteren Auronen an. »Dann mach den Wachleuten klar, dass sie entweder tun, was wir verlangen, oder dieses Schloss nicht lebend verlassen werden. Ich habe nämlich keine Lust darauf, mich drei Monate in diesem Thronsaal zu verschanzen.«

    »Ja, Herr«, erwiderte Byro. Rücksichtslos packte er Kalani am Kragen dessen hellblauen Gehrocks. Er schleifte den Jungen quer durch den Saal auf eine Tür zu, die aus dem Nichts erschien.

    »Oh, und lass den Thronsaal reinigen«, rief Raksha ihm nach. »Wir wollen doch nicht, dass die künftige Königin der Auronen unglücklich über das Aussehen hier ist.«

    »Ich schicke jemanden«, knurrte Byro und ging durch die Tür, die hinter ihm verschwand, kaum, dass sie sich geschlossen hatte.

    Immer noch starrte Raksha Eleonora an. Aestus legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich.

    »Sollen wir auf Byros Rückkehr warten oder suchen wir uns schon Gemächer aus?«, wollte Aestus wissen.

    »Ein wenig Geduld werden wir brauchen«, antwortete Raksha und streckte seine Hand nach Eleonora aus. »Inzwischen kannst du dich schon einmal auf den Thron setzen, meine Liebe. Damit du die Macht fühlst, die dir gehören soll.«

    Mit erhobenem Kinn schritt Eleonora auf Raksha zu, nachdem Aestus sie losgelassen hatte. Sie ergriff die Hand des Schattens und fühlte die klirrende Kälte, die von ihm ausging, sowie den Sog der Dunkelheit, der sie einhüllte.

    Sofort wollte sie ihre Hand zurückziehen, doch Raksha schloss seine Finger um ihre und hielt sie fest.

    »Was ist, Teuerste? Ist meine Dunkelheit unangenehm?« Er tätschelte ihre Hand.

    Die Geste hatte nichts Beruhigendes oder Freundliches an sich. Eleonora kam es mehr wie eine Drohung vor und ein Beweis, dass Raksha ihr überlegen war. Sie konnte seine Macht deutlich fühlen und wusste, dass sie mit der Magie, die sie in sich wahrnahm, nie gegen seine Kräfte ankommen würde.

    »Du fühlst dich eiskalt an«, erwiderte sie gereizt.

    »Ah, aber du auch, meine Schöne.« Er zerrte sie grob zum Thron. »Du solltest allerdings meine Kälte als angenehm empfinden. Weil sie deiner gleicht.« Raksha presste sie auf den Stuhl aus Kristall, in dessen Rückenlehne das Symbol einer Flamme eingraviert worden war. »Du und ich, wir entspringen derselben unendlichen Dunkelheit, in der es keinen Funken Licht gibt.«

    »Es gibt keinen Schatten ohne Licht«, murmelte Eleonora, bevor sie sich daran hindern konnte.

    Raksha riss die trüben Augen auf und starrte sie entsetzt an. »Was hast du gesagt?«

    Ihr Herz schlug wild, trotzdem hob sie lässig die Schultern. »Keine Ahnung, der Satz hat gerade gepasst. Irgendwann muss ich ihn gehört haben.« Sie strich über die gepolsterten Armlehnen des Throns. »Muss ich das Ding behalten oder kann ich mir einen eigenen anfertigen lassen?«

    Raksha blinzelte und gab dann ein Schnauben von sich. »Du bist die Königin. Dein Wunsch ist deinen Untertanen Befehl.«

    »Nur, wenn sie dich genug fürchten«, fügte Lapidia hinzu und trat an Rakshas Seite. Sie schlang einen Arm um ihn und umklammerte ihn wie eine Ertrinkende ein Stück Treibholz, das sie retten sollte. »Aber dafür werden wir schon sorgen. Nicht wahr, mein Liebster?«

    Wieder lächelte die Aurone den Schatten an und schmiegte sich schließlich an ihn. Raksha ließ es zu, doch Eleonora erkannte an seiner regungslosen Miene sehr deutlich, dass er wohl nicht dasselbe für Lapidia empfand wie sie für ihn.

    »Das überlasse ich dir, mein Täubchen«, meinte er an Lapidia gewandt und rang sich schließlich ein Lächeln ab. »Du hast darin Übung, die Auronen zu beherrschen.«

    Lapidia seufzte zufrieden, während Raksha ihren Nacken kraulte. Eleonora verdrehte die Augen und stützte ihr Kinn auf einer Hand ab.

    »Ihr werdet euch jetzt nicht küssen, oder?«, fragte sie und atmete hörbar aus, als Lapidia sich auf die Zehenspitzen stellte.

    Raksha jedoch machte keine Anstalten, Lapidia den Kuss zu schenken, den sie sich offensichtlich wünschte.

    »Fühlst du die Macht der Auronen?«, wollte er stattdessen von Eleonora wissen.

    »Sollte ich? Für mich ist das nur ein Stuhl mit einer seltsamen Verzierung«, entgegnete sie.

    »Hmm«, machte Raksha. »Möglicherweise liegt es daran, dass die Auronen noch eine Königin haben. Das ist ungünstig. Ich hatte gehofft, du könntest den Schattenkristall bereits zerstören.«

    »Vielleicht sollten wir versuchen, die fünf Artefakte zu vereinen«, schlug Aestus vor. »Immerhin besitzen wir jetzt drei und können die anderen zwei damit aufspüren.«

    »Keine schlechte Idee«, meinte Raksha.

    Er schnippte und aus dem Nichts erschienen ein Ring und das Bruchstück eines Schwertes. Das Zepter, das an Eleonoras Gürtel hing, begann zu summen und schimmerte im gleichen silbernen Licht wie die beiden anderen Gegenstände.

    »Sobald Byro zurück ist, soll er dich in die Menschenwelt bringen«, sagte Raksha und reichte Aestus die beiden Gegenstände. »Du holst mit ihm die Artefakte. Danach kehren wir zum Kristall auf dem König der Berge zurück. Und sobald Eleonora die Königin der Auronen ist, werden wir die letzten Fesseln ablegen, die uns noch binden. Dann sind wir endlich frei.«

    Eleonora schauderte bei dem Ausdruck auf Rakshas Gesicht. Und gleichzeitig fand sie die Dunkelheit, die von ihm ausging, faszinierend. Tröstlich. Sie durfte dennoch nie vergessen, wie gefährlich dieses Wesen war.

    »Meine Teuerste, würdest du Aestus dein Zepter überlassen?«, fragte Raksha. »Ich verspreche dir, du bekommst es zurück, sobald es möglich ist.«

    Sie betrachtete das Zepter an ihrem Gürtel. Der Stab bestand aus einem silbrigen Metall, das sich eiskalt anfühlte und in dem winzige Partikel schimmerten, als wären kleine Sterne darin eingeschlossen. Der Kristall auf der Spitze wirkte milchweiß. Silberne Schlieren überzogen die spiegelglatte Oberfläche und ließen ihn aussehen, als würde etwas darin schweben.

    Ihre Finger umschlossen den Stab und eine seltsame Ruhe erfasste sie. Eleonora wusste nicht, wieso, aber sie lächelte.

    Bis sich eine Hand über ihre legte. Eleonora löste ihren Blick von dem Zepter und sah in die eisblauen Augen des Mannes, mit dem sie angeblich zusammen war.

    Aestus schmunzelte und strich über ihre Finger. »Ich passe auf das Zepter auf«, versprach er.

    Sie wollte es nicht hergeben. Nicht an ihn und auch an keinen anderen.

    »Ich werde mit in die Menschenwelt gehen«, verkündete Eleonora.

    »Ich halte das nicht für klug«, erwiderte Raksha.

    »Und wieso?«, wollte sie wissen.

    Der Schatten betrachtete sie, ohne eine Regung zu zeigen. Aber die Dunkelheit in ihm hatte sich verändert. »Du bist in Gefahr. Es gibt Mitglieder einiger Völker, die behaupten werden, deine Freunde zu sein. Allerdings wollen sie dich genauso vernichten wie mich, da sie unsere Magie fürchten.«

    Sie reckte ihr Kinn. »Du behauptest auch, mich beschützen zu wollen. Was unterscheidet dich von den anderen?«

    Raksha beugte sich herab, bis sich ihre Augen auf derselben Höhe befanden. »Meine Teuerste, ich habe es dir bereits erklärt: Wir beide entspringen derselben Magie.« Er sprach ruhig auf sie ein. Eleonora hörte dennoch den bedrohlichen Unterton in seiner Stimme. »Wir sind einzigartig. Jeder fürchtet uns, weil sie unsere Macht nicht verstehen.« Er legte seine Hand auf ihre und eisige Kälte kroch über ihre Haut. Doch diesmal empfand sie die Berührung nicht als unangenehm, sondern als beruhigend. »Du und ich, wir müssen zusammenhalten. Ich brauche dich und deswegen werde ich dir nicht schaden. Aber diese anderen Wesen … sie fürchten deine Macht. Wenn sie denken, dass du zu gefährlich wirst, werden sie dich töten. Das will ich um jeden Preis verhindern.«

    Da war keine echte Sorge in seinen Worten. Deswegen hob Eleonora ihr Kinn etwas höher, richtete sich zu voller Größe auf und blickte auf ihn herab.

    »Ich will dennoch mitgehen. Das Zepter bleibt in meiner Hand«, verkündete sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.

    Raksha betrachtete sie mit seinen blinden Augen. Seine Finger auf ihren zuckten. Sie konnte seine Wut deutlich wahrnehmen. Eleonora erwartete, dass der Schatten einen Wutausbruch haben würde. Doch Raksha lachte nur trocken und stand wieder auf.

    »Meinetwegen. Aestus, du schützt sie mit deinem Leben«, wies Raksha ihn an und ging zu Lapidia. Er ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Komm, mein Täubchen. Lass uns den beiden Frischverliebten etwas Freiraum geben, bis Byro zurück ist.«

    Er führte die Aurone vom Thron fort auf eine Fensterfront zu. Der Thronsaal wirkte sonnendurchflutet, aber jetzt, da Eleonora hinausblickte, erkannte sie, dass der Himmel hinter dem Glas so grau war, als würde die Sonne bereits versinken.

    Das war seltsam. Überhaupt war alles an diesem Ort seltsam. Und dennoch fühlte sie sich unendlich wohl hier, obwohl sie nicht wusste, wieso.

    »Willst du das wirklich riskieren?«, fragte Aestus, der sich neben den Thron hockte und seine Hand auf ihre legte.

    Diese Berührung hatte etwas Tröstliches. Trotzdem empfand Eleonora sie nicht als so angenehm wie vorhin jene von Raksha.

    »Ich gebe das Zepter nicht her«, entgegnete sie trotzig. »Auch dir nicht.«

    »Darf ich fragen, warum?« Aestus musterte den Stab.

    »Weil …« Sie biss sich auf die Unterlippe, schnaubte und wandte den Blick ab. »Ich will einfach nicht.«

    »In Ordnung.« Aestus strich behutsam über ihren Handrücken. »Ich finde es irgendwie sogar schön, dass wir gemeinsam gehen.« Sie wandte sich ihm wieder zu und betrachtete das schiefe Schmunzeln auf seinem Gesicht. »Ich habe mich jeden Moment, in dem wir getrennt waren, nach dir gesehnt.«

    Sie schob die Augenbrauen zusammen. »Warum waren wir denn getrennt?«

    Aestus räusperte sich. »Weil ein anderer Mann Anspruch auf dich erhoben hat und dich von mir ferngehalten hat.«

    Er mied ihren Blick und Eleonora fragte sich, ob er die Wahrheit sprach. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendjemandem gelingen konnte, sie gegen ihren Willen von etwas abzuhalten. Immerhin … hatte sie sich gerade gegen Raksha durchgesetzt.

    »Aber jetzt bist du hier«, sagte Aestus unvermittelt und drückte ihre Hand. »Und ich bin froh, dass wir jetzt die verlorene Zeit wieder aufholen können.«

    Eleonora atmete hörbar aus. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Wenn sie Aestus ansah, konnte sie seine Zuneigung zu ihr erkennen. Und etwas in ihrem Herzen, das von Dunkelheit umgeben war, antwortete auf diese Gefühle.

    Sie hatte ihn vermutlich wirklich gemocht. Doch jedes Mal, wenn sie versuchte herauszufinden, was sie für ihn empfand, tauchte ein Gesicht aus dem Nebel ihres Vergessens auf. Umrahmt von goldblondem Haar und mit dunkelblauen, fast violetten Augen. Und mit dem Gesicht kam ein Schmerz, den sie nicht verstand. Also verdrängte sie es, genauso wie die widersprüchlichen Gefühle, die es hervorrief.

    Aestus tätschelte ihre Hand. »Erinnerst du dich an unser Picknick?«, fragte er.

    Sie schüttelte den Kopf und hörte ihm gedankenverloren zu, während er von einem sonnigen Tag erzählte, an dem sie gemeinsam unter einem Baum gesessen hatten.

    Eleonora nahm seine Worte kaum wahr. Sie tastete nach dem winzigen Funken in ihrer Brust und beobachtete dabei Raksha, der sich mit Lapidia unterhielt.

    Er durfte nichts von diesem Funken wissen. Das winzige Licht gehörte ihr. Und sie wollte nicht zulassen, dass Raksha es ihr wegnahm. Und das würde er. Weil sie genauso gehandelt hätte an seiner Stelle.

    Kapitel 2 - Lucius

    Die Wunde an seiner Seite pochte bei jedem Schritt. Lucius hielt dennoch nicht an. Er war nicht stehen geblieben, als sie über die verkohlte Wiese gelaufen waren, auf der einst die Pigmentera gelebt hatten. Der Ritter hatte sein Tempo auch nicht verlangsamt, nachdem sie auf den schneebedeckten Pfad zurückgekehrt waren. Und genauso wenig hatte er gezögert, die Clavema, die wie eine Eidechse auf zwei Beinen aussah, hochzuheben, als sie zusammengebrochen war.

    Doch jetzt … ging auch ihm langsam die Kraft aus. Er trug auch immer noch Ninas leblosen Körper, und er würde ihn nicht hier zurücklassen. Sie mochte Eleonora und alle anderen verraten haben, aber sie verdiente es dennoch nicht, hier, vergessen von jedem, liegen zu bleiben. Und er musste Eleonora retten.

    Dazu musste er zu den anderen zurückkehren, koste es, was es wolle.

    Der Weg zurück zum Schiff der Auronen wirkte länger als jener hinauf zum Portal in die Welt der Pigmentera. Aber vermutlich war das nur seine eigene Unruhe, die ihm das weismachen wollte.

    Er konnte es immer noch nicht glauben. Eleonora war von Raksha und Aestus in die Dunkelheit gestürzt worden. Lucius hatte das niemals für möglich gehalten. Und doch war es geschehen.

    Sie hat geglaubt, ich wäre gestorben, dachte er wehmütig. Ich wäre an ihrer Stelle zerbrochen. Raksha muss das von Anfang an geplant haben. Nur so konnte er sie auf seine Seite ziehen.

    Lucius biss die Zähne zusammen, als eine neue Welle des Schmerzes seinen Körper flutete. Er stolperte und fiel mit den Knien in den Schnee. Sein Atem bildete gefrierende Wölkchen und seine Hand zitterte. Er betrachtete die Clavema, die mit halb geöffneten Lidern auf Ninas leblosem Körper lag. Ihr Brustkorb hob und senkte sich so schnell wie sein eigener.

    »Weiter«, sagte Lucius zu sich selbst und der Clavema und kämpfte sich auf die Beine zurück.

    Ein Knirschen erklang, gefolgt von Rufen. Lucius zwang seine Füße, sich schneller zu bewegen, und rannte den Pfad hinab.

    Endlich kam das Schiff der Auronen in Sichtweite. Es hing schräg an der Bergwand. Der Mast war gebrochen und die Auronen versuchten mit allen Mitteln, es daran zu hindern, abzustürzen. Sie hatten magische Seile um den Schiffsrumpf geschlungen und befestigten sie an den rauen Felsen. Die Windauronen versuchten inzwischen, den Sturm, der an den Segeln des Einmasters riss, zu kontrollieren und gleichzeitig das Gewicht des Schiffs zu verlagern, damit es nicht in die Tiefe fiel.

    Doch sie befanden sich hier auf dem König der Berge. Magie besaß ihre eigenen Regeln an diesem Ort und die Kräfte der Auronen wirkten nicht so, wie sie es sonst taten.

    Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das Schiff herabstürzen würde, falls sie es nicht auf den Kristallfluss zurückbrachten.

    Lucius rannte noch schneller. Er war mit Eleonora allein zum Gipfel des Berges aufgebrochen. Eigentlich hatte er gedacht, die anderen würden

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