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Fantastische Fragmente: Von Amuletten, Todesengeln und Übermenschen
Fantastische Fragmente: Von Amuletten, Todesengeln und Übermenschen
Fantastische Fragmente: Von Amuletten, Todesengeln und Übermenschen
eBook186 Seiten2 Stunden

Fantastische Fragmente: Von Amuletten, Todesengeln und Übermenschen

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Über dieses E-Book

Drei Autorinnen treffen sich zu einem Kaffee. Sie reden über ihre Arbeit. Das Gespräch führt zu drei Romanen, die zum Teil schon veröffentlicht sind.

Sylvia Tornau: "Seraphina – Auf der anderen Seite", ein dunkles Märchen
Sharlene Anders: "Weltwirker", ein phantastisches, transmediales Story-Universum
Claudi Feldhaus: "Zimazans", eine dystopische Romantasy
Zu jedem dieser Romane gibt es eine bisher unveröffentlichte Vorgeschichte. An diesem Abend entsteht die Idee zu der vorliegenden Anthologie Fantastische Fragmente.

Eine Königstochter begibt sich auf die Reise, aus Gegensätzen ein Ganzes zu schaffen und ihr verzaubertes Königreich zu erlösen.
Ein einsamer Engel sucht die verbotene Nähe desjenigen, der ihn berührte wie niemand zuvor.
Eine Frau mit lahmen Flügeln macht sich auf den Weg, die Mächtigste ihres Metropols zu werden.

Drei Geschichten unterschiedlich in Stil und Sprache, verbunden durch das Genre Dark Fantasy und durch ihre Themen Verrat, Liebe und der Suche nach dem eigenen Platz im Leben.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Apr. 2021
ISBN9783753182612
Fantastische Fragmente: Von Amuletten, Todesengeln und Übermenschen
Autor

Claudi Feldhaus

Claudi Feldhaus, anno 1987 im Berliner Umland, hat, bis sie mit ca. 7 schreiben konnte, Bildergeschichten gemalt. In ihren wilden Teenagerjahren zeichnete sie Comics und Mangas. Dann kamen die Romane und sind bis heute ihr Medium. Mit Anfang 20 absolvierte sie ein Belletristikstudium, es folgten mehrere Romanveröffentlichungen, erst in Verlagen, dann im Selfpublishing. Sie veröffentlicht zeitgenössische Berlinromane und Fantasy und, unter ihrem anderen Pseudonym Amalia Frey, feministische Romance und Herstory. Claudi Feldhaus lebt, liebt und trinkt Kaffee in Berlin.

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    Buchvorschau

    Fantastische Fragmente - Claudi Feldhaus

    Impressum

    © 2021

    Sylvia Tornau | Sharlene Anders | Claudi Feldhaus

    https://www.tatmoor.de

    https://www.instagram.com/weltwirker

    https://www.kakaobuttermandel.de

    Sylvia Tornau | Sharlene Anders | Claudi Feldhaus

    c/o Der Kleinste Buchladen

    Reinsberger Dorf

    Am Weinberg 1

    99938 Plaue

    2. Auflage 2021

    Buchsatz: Claudi Feldhaus

    Coverdesign: Andrea Witte

    ISBN: 978-3-753171-28-9

    Hinweise zu sensiblen Inhalten befinden sich zu Beginn der jeweiligen Geschichten.

    Über das Buch:

    Drei Autorinnen treffen sich zu einem Kaffee. Sie reden über ihre Arbeit. Das Gespräch führt zu drei Romanen, die zum Teil schon veröffentlicht sind.

    Sylvia Tornau: „Seraphina – Auf der anderen Seite", ein dunkles Märchen

    Sharlene Anders: „weltwirker", ein phantastisches, transmediales Story-Universum

    Claudi Feldhaus: „Zimazans", eine dystopische Romantasy.

    Zu jedem dieser Romane gibt es eine bisher unveröffentlichte Vorgeschichte. An diesem Abend entsteht die Idee zu der vorliegenden Anthologie Fantastische Fragmente.

    Eine Königstochter begibt sich auf die Reise, aus Gegensätzen ein Ganzes zu schaffen und ihr verzaubertes Königreich zu erlösen.

    Ein einsamer Engel sucht die verbotene Nähe desjenigen, der ihn berührte wie niemand zuvor.

    Eine Frau mit lahmen Flügeln macht sich auf den Weg, die Mächtigste ihres Metropols zu werden.

    Drei Geschichten unterschiedlich in Stil und Sprache, verbunden durch das Genre Dark Fantasy und durch ihre Themen Verrat, Liebe und der Suche nach dem eigenen Platz im Leben.

    Mirianda - Die Offenbarung der Heilerin

    Eine Vorgeschichte zu

    Seraphina - Auf der anderen Seite

    von Sylvia Tornau

    Lektorat: Kristina Russ

    Für:

    Lene, Momo und alle, die meine Geschichten gern lesen.

    Die Geschichte enthält u.a. folgende sensible Inhalte:

    Erwähnung/Thematisierung:

    Genozid und Krieg, Sexismus,

    körperliche Gewalt,

    sexualisierte Gewalt,

    gewalttätige Morde, Blut,

    romantische Liebe, heterosexuelle Küsse

    Prolog

    Einst versank das blühende Wardistan durch die Magie des künftigen Königs, des Zauberers Halamor, in Finsternis und Elend. Seither leben die Menschen im Dämmerlicht und sterben in großer Zahl vor ihrer Zeit. Die Sonne ward zu einer Legende, welche den Kindern zur Nacht erzählt wird. Keine Magie neben seiner duldend, sorgte König Halamor für die Vernichtung sämtlicher magiebehafteter Clans. Nur eine Magierin überlebte das Massaker.

    Alle zwölf Monate stellt sich König Halamor im Thronsaal seines Palastes den Bitten des Volkes. Sie kommen in Scharen, denn groß ist die Not. Die einen ersuchen den Erlass von Steuern, weil die Ernte seit Jahren nicht gedeihet. Andere erbitten eine Arznei für ihre leidenden Angehörigen. Spät am Nachmittag erhebt sich der König. Die Audienz ist beendet. Ohne zu murren, löst sich die Reihe der Bittenden auf. Einzig ein Hutzelweib tritt auf den Herrscher zu, verstellt ihm den Weg. Halamor rümpft beim Anblick der zerlumpten Alten die Nase, doch ihr unerschrockener Blick weicht dem seinen nicht aus.

    »Was willst du?«, knurrt er, das Beben des Zorns in seiner Stimme kaum verhehlend, gepaart mit einem Funken Neugier.

    So lange schon hatte niemand mehr gewagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Mit einer Handbewegung bedeutet er den Wachen, sich zurückzuhalten. »Ich will einen Handel mit dir«, antwortet die Alte. »Ich bin die Heilerin Saragunde, die Letzte vom Geschlecht der Merowinger. Einst waren wir ein mächtiges Magiervolk, doch all die Meinen ließest du vernichten. Aus Machtgier, weil du keine andere Magie neben deiner duldest!«

    Halamors Gesicht färbt sich rot an. Voller Wucht schleudert er seinen Weinkelch zu Boden. »Für diese Unverfrorenheit wirst du sterben!«, brüllt er.

    Die Heilerin lächelt. Mit einer fließenden Handbewegung öffnet sie ihren schwarzen Umhang. Ein leuchtendes Strahlen umschmeichelt ihre Silhouette. Wie ein Schleier, zart aus weißem Licht gewebt, leuchtet Saragundes Aura. Die sie Umstehenden weichen erschrocken zurück, drängen aus dem Thronsaal hinaus.

    Halamor blinzelt überrascht. »Hexe!« Seine Worte klingen eher nach dem Quaken eines Frosches statt denen eines Magiers. »Du wagst es ...«

    »Schweig!« Saragundes Stimme hallt durch den Raum. »Ich schlage dir einen Handel vor. Ich bin es leid mich vor dir zu verstecken. Mein Leben in Sicherheit und dafür bekommst du den ersehnten Thronfolger! Töte mich und dein Geschlecht ist dem Untergang verdammt! So wurde es von meinen Ahnen prophezeit.«

    Halamor erblasst.

    »Deine Lenden sind stark, doch das Gift deiner Magie tötet deine Frucht in jedem Weib. Keine besitzt die Stärke, dir ein Kind zu gebären. Ich helfe dir, ein starkes Weib zu finden. Ein schönes Weib. Die Schönste unter der Sonne! Der Preis ist meine Freiheit. Du lässt mich in Würde altern!« Mit ihrem Blick hält sie den seinen fest. Halamor windet sich. Je mehr er versucht, sich ihrem Zauber zu entziehen, desto heller strahlt die vor ihm stehende Frau, zieht ihn in ihren Bann. Seine Augen verengen sich zu dünnen Schlitzen, die Mundwinkel sinken schlaff herab. Sein Mienenspiel wechselt von Wut zu Angst, zu Resignation. Er senkt den Blick.

    »Du weißt, ich spreche die Wahrheit. Wenn du nicht findest, was du suchst, töte mich. Doch findest du, was du begehrst, wirst du die weiße Magie der Heilerin brauchen!«

    »Hier gibt es genug Heilerinnen!«, erwidert der König trotzig.

    Saragunde stöhnt gespielt gequält auf. »Keine mit meinen Fähigkeiten!« Sie schließt ihren Umhang und verdeckt ihre strahlende Aura. Wieder steht das alte Hutzelweib vor Halamor. Mit dem Schwinden ihres Lichtes kehrt die Dämmerung zurück. Den König schaudert. Er erhebt sich, streckt seine Glieder. Lange überlegt er. Läuft in großen Schritten im Raum auf und ab. Bleibt abrupt vor der Alten stehen, schüttelt den Kopf, lächelt verschlagen.

    »Bleib! Doch wisse: Wenn mir nicht gefällt, was du bietest, wirst du sterben.«

    Ankunft der Heilerin Saragunde

    Laut lamentierend kreist ein Krähenschwarm über dem Schloss. Eine einzelne Krähe löst sich aus der Formation, stürzt mit wildem Gekreisch gen Boden. Öffnet mitten im Sturz die Flügel, fängt sich, schwebt in der Luft und landet sanft auf der Schulter eines in schwarze Lumpen gehüllten Weibes.

    »Jaja«, brummelt sie zur Begrüßung und hievt sich mit langsamen Bewegungen von ihrem Reittier, einem in die Jahre gekommenen Esel. Kaum stehen ihre Füße auf festem Boden, fingert sie mit arthritischen Händen an den Reitgurten. Befreit das Grautier von seinem Geschirr. Streicht ihm über den Kopf. Das Tier schnaubt leise.

    »Leb wohl Schöner«, flüstert die Alte und gibt dem Esel einen sanften Schlag auf die Flanke. Der Graue bockt auf, schüttelt sich, trabt los. Nach wenigen Metern verfällt er in einen gemächlichen Schritt. Sie sieht ihm hinterher, bis er im Grün des Olivenhains entschwindet. Einmal noch schreit er ein heiseres I-ha zum Abschied. Das Weib seufzt. Löst den Blick vom staubigen Weg, auf dem der Esel entschwunden ist. Richtet die zerlumpten Kleider. Die Krähe zupft am schwarzen Umhang, drängt zur Eile.

    Ein rauchiger Husten schüttelt das Weib, der Atem rasselt. Sie beugt den Körper nach vorn, stützt die Arme auf die Schenkel. Tief atmet sie ein und aus, ein und aus. Ihre Atemzüge beruhigen sich, das Rasseln wird schwächer. Sie hält die Augen geschlossen, das Gesicht entspannt sich. Der gebogene Schnabel der Krähe zwickt das Weib am Ohr, reißt sie aus der Versunkenheit. Sie nickt, lächelt. Fährt mit dem Finger leicht über das Gefieder des Tieres. Sie räuspert sich und richtet sich auf. Läuft in kurzen Schritten auf das Schlosstor zu und klopft energisch. Die Krähe flattert auf, hackt mit raschen Schnabelstößen gegen das Tor.

    Tock-tock-tock.

    Ein zahnloser Wächter öffnet das Späher-Fenster. »Wer stört?«, fragt er mit harscher Stimme. Weicht vor der Krähe zurück, die nach seinem Gesicht hackt.

    »Saragunde, die Heilerin. König Halamor und Prinzessin Mirianda erwarten mich«, antwortet das Weib so kraftvoll, dass der Torhüter suchend hinter sie sieht. Doch außer der Alten ist da niemand.

    »Pfeif dein Federvieh zurück«, herrscht er sie an.

    Als würde sie seinem Befehl gehorchen, landet die Krähe auf dem ausgestreckten Arm der Heilerin. Der Blick des Wächters wandert an der Gestalt des Weibes von unten nach oben. Mit einem Grinsen zieht er den Rotz aus der Nase hoch, zielt und spuckt direkt neben ihre staubigen Schuhe. Sie weicht nicht zurück, zuckt nicht einmal. Er schließt das Fenster. Mit einem rostigen Quietschen öffnet sich das Tor.

    Ungeachtet ihrer äußerlichen Gebrechlichkeit wischt Saragunde mit flinken Fingern ihre Kleidung glatt und richtet sich zu stattlicher Größe auf. Der schwarze Umhang, vom Staub befreit, zeigt auserlesene verwobene Blütenmuster und Runen. Auf diesem Untergrund wirkt selbst die Krähe auf der Schulter der Heilerin majestätisch und edel.

    Würdevoll tritt Saragunde einen Schritt auf den Wächter zu. Er weicht zurück, senkt den Blick. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Keine seiner Bewegungen entgeht ihr. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielt ihren Mund. Innerlich triumphiert sie, äußerlich wirkt sie kühl und bedrohlich. Trotz ihres stattlichen Alters und ungeachtet all ihrer Gebrechen beherrscht sie ihn noch immer, diesen äußerst nützlichen Blendzauber.

    Ohne sie anzusehen, weist der Torhüter mit dem Arm Richtung Garten. Mit erhobenem Kopf und kraftvollen Gang läuft sie an ihm vorüber. Ihr Umhang streift ihn am Arm. Kalt. Ihn schaudert. Die Krähe lässt den Wächter nicht aus den Augen. Mit fünf Schritten ist Saragunde an ihm vorbei. Seine Schultern sinken entspannt nach unten und er atmet hörbar aus. »Hexe«, murmelt er.

    Sie dreht sich nicht um. Ihr stummes Lachen wäre zu verräterisch. In jüngeren Jahren hätte sie ihn ob dieser Beleidigung in einen Stein verwandelt, heute aber haushaltet sie mit ihrer Energie. Sich über die Häme dieses Wichts zu ärgern und ihn zu erschrecken würde nur ihre Kräfte schmälern.

    Geburtstagsmorgen

    Sonnenstrahlen kitzeln in Miriandas Nase. Sie hüpft Stufe um Stufe die alten Treppen von der Terrasse hinab in den Garten. Der herbe Korianderduft vermengt mit dem betörenden Duft der Stockrosen, die Wärme der Sonne auf der Haut, all das verleiht ihr die Kraft, jeden Morgen in die Düsternis des Speisesaales einzutauchen. Dieser Saal, mit all den prunkverzierten Möbeln, dem Gold der Leuchter und dem kalten Marmorboden ist ihr zuwider. Am meisten aber hasst sie die Stille in diesem Raum. Was für ein Gegensatz zu dem Summen und Surren, all dem Lebendigen eines Gartens. Heute liegt eine heitere Ruhe über dem Schloss. Mit dem heutigen Tag ist Mirianda, Tochter des Königs Halamor von Wardistan, volljährig. Sie ist siebzehn Jahre alt. Erwachsen.

    Vor der Tür zum Speisesaal stoppt sie. Fährt sich mit der Hand durch das lockige Haar, glättet, was sich glätten lässt. Sie zupft ihren Rock zurecht, nimmt Haltung ein und drückt die Tür auf. König Halamor steht mit dem Rücken zu ihr mitten im Raum. Die sorgfältig zurechtgelegten Vorstellungen von der Würde der künftigen Königin fallen von ihr ab. In kindlicher Vorfreude stürmt sie auf ihren Vater zu, der sich mit finsterer Miene zu ihr umdreht. Mit ausgestrecktem Arm hält er sie davon ab, ihn zu umarmen. Mirianda stoppt ihren Lauf. Um Atem ringend deutet sie einen Knicks an.

    »Du bist spät!«, knurrt er, »Du weißt, wie ich es hasse, zu warten!«

    Sie lächelt. Nein, ihr Halamor hat keine Mühe, seinem Gesicht einen Anschein von Groll zu geben. Mirianda verstört es nicht. Sie ist mit diesem Anblick aufgewachsen. Sie liebt diesen grimmigen alten Mann, der nur in ihren Augen ein alter Mann ist. Für sie ist er ihr Vater. Für alle anderen ist er der große Zauberer, der König von Wardistan. Ein Herrscher, der sein Land mit eiserner Faust und unbeugsamen Willen regiert. So munkeln es die Dienerinnen in den Fluren des Schlosses, nicht ahnend, dass die Königstochter sie belauscht.

    Halamor setzt sich an die Tafel und sieht seine Tochter an.

    »Guten Morgen Vater!« Sie spielt das Spiel der Erwachsenen, welches sie schon so oft übte. »Habt Ihr gut geruht?« Sie lächelt ihn an und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn.

    Ein Hauch unterdrückter Freude erhellt sein Gesicht. »Mirianda!« Mit einem kraftvollen Ruck zieht Halamor sie auf seinen Schoß.

    »Aber Vater!« Sie stemmt sich mit beiden Händen gegen seine Brust. »Ich bin kein Kind mehr! Ich bin jetzt eine Frau!« Kichernd schlingt sie ihre Arme um seinen Hals.

    »Herzlichen Glückwunsch zum Siebzehnten«, flüstert er in ihr Ohr. Gibt ihr einen Kuss auf das Haar und reicht ihr einen mit Smaragden verzierten Armreif. »Ein würdiger Schmuck für eine Königstochter!«

    Miriandas Finger streichen über die leuchtend grünen Steine und das kühle Silber. Sie umarmt Halamor erneut.

    »Danke Vater«, sagt sie, steht auf und tritt vor das überlebensgroße Gemälde einer zartgliedrigen, kraftvollen und eindrucksvollen Frau mit symmetrischen Gesichtszügen. Das Bild, so vertraut wie die Möbelstücke im Saal. Allen Tand und Prunk würde sie eintauschen für das Abbild ihrer Mutter. Seit jeher hält sie Zwiesprache mit ihr. Diese gütigen Augen voll dunkler Sehnsucht. Oder ist es ihre eigene Sehnsucht, die sie darin erkennt? Mit jedem Jahr ähnelt sie diesem Bildnis mehr. Mirianda streicht zart mit den Fingerkuppen über das schmale Gesicht. In ihrer kindlichen Fantasie stellte sie sich vor, die Mutter würde

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