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Winter
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eBook211 Seiten2 Stunden

Winter

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Über dieses E-Book

Die böse Schneekönigin ist erwacht …

Prinzessin Snowflake vom Königreich Winter lebt mit der Last einer Prophezeiung auf ihren Schultern: Benutzt sie Magie, bricht sie den Bann, der die böse Schneekönigin in ihrem Verlies, in den Tiefen eines Berges, gefangen hält.
Als Snowflake beim Winterball dem Krieger Niv das Leben rettet und dabei ihre magischen Fähigkeiten einsetzt, erfüllt sich die Prophezeiung und sie muss fliehen.
Mithilfe von Niv versucht sie einen Weg zu finden, den Frieden nach Winter zurückzubringen.
Denn nur sie allein kann die Verbannung erneut über die Schneekönigin legen.

Für Snowflake und Niv beginnt eine gefahrvolle Reise durch die Weiten von Winter…

Neuveröffentlichung (zuvor unter dem Titel "Snowflake" erschienen)

Winter ist das erste von vier geplanten Jahreszeitenmärchen. Alle Geschichten sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Okt. 2018
ISBN9783746774541
Winter
Autor

Kaitlin Spencer

Kaitlin Spencer ist das Pseudonym einer bekannten Fachbuchautorin im Gesundheitsbereich. "Lange habe ich mich auf das Schreiben von Fachbüchern konzentriert, doch viel lieber erzähle ich Geschichten, mit denen ich andere Menschen erfreuen will. Schon seit frühester Kindheit trage ich immer Papier und Stift bei mir, um Ideen zu notieren, um daraus Romane zu machen, die hoffentlich den geneigten Leser erfreuen."

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    Buchvorschau

    Winter - Kaitlin Spencer

    Für meine Mutter –

    von ihr habe ich meine Liebe zu Worten und Büchern.

    Ich wünschte, sie wäre noch bei mir.

    Es war einmal eine Prinzessin,

    geboren in einem Land bedeckt von Eis und Schnee,

    mit einem mutigen Herzen und reiner Seele.

    Eine selbstlose Tat,

    gewirkt mit kristallklarer Magie,

    bringt hervor eine Veränderung für

    das Königreich Winter.

    Auferstehen wird dadurch eine Gefahr für das Land

    und die Menschen,

    die in ihm leben.

    Die Bedrohung niederringen kann nur die Eine,

    die hervorgebracht,

    was nun geschieht.

    Gelingt ihr dies nicht,

    wird herrschen ewige Nacht und tödliche Kälte

    für alle Zeit …

    Beginnen Märchen nicht stets mit: Es war einmal …? Nun, dann soll jene Geschichte auf diese Weise beginnen:

    Es war einmal vor langer Zeit im Königreich Winter …

    So dunkel. Wieso war es nur so dunkel? Und diese flüsternden, raunenden Stimmen um sie herum, die von allen Seiten zu kommen schienen.

    Schwerfällig öffnete Jorinda die Augen. Sie war so müde, als entzöge ihr etwas die Kraft. Sie förmlich aus ihr heraussaugen. Nur mit Anstrengung gelang es ihr, den Kopf zu drehen und sich umzuschauen. Verschwommen nahm sie Schemen wahr, die in einem Kreis um sie herumstanden. Gekleidet in lange schwarze Kutten, die Gesichter durch Kapuzen verdeckt. Es kostete sie einige Kraft, sich auf die Seite zu drehen und sich aufzurichten.

    Wo war sie? Wie war sie hierhergekommen? Sie erinnerte sich an einen kleinen Stich im Nacken, bevor alles um sie herum schwarz geworden war. Hatte man sie betäubt und entführt? Wer wagte es, sich gegen sie aufzulehnen? Sie, die erhabene Herrscherin über alles Leben in Winter. Zorn flammte in ihr auf und verlieh ihr neue Kraft. Schwankend kam sie auf die Füße. In ihren Augen spiegelten sich die Flammen wider, die hinter dem Kreis aus Menschen züngelten. Genauso brennend wie das Feuer loderte auch der Hass in ihrem Inneren.

    »Ihr wagt es, euch gegen mich zu stellen?«, schrie sie erbost.

    Das Murmeln der Stimmen wurde lauter und Jorinda verstand schließlich die Worte. Es waren uralte Beschwörungsformeln. Dazu gedacht, das Böse zu bannen und für ewig zu binden. Wütend drehte sie sich und versuchte jeden einzelnen der vermummten Gestalten zu erkennen, doch ihre Gesichter waren verborgen unter den Kapuzen der Kutten. Magische Symbole, die Schutz bieten sollten, waren auf ihre Hände gemalt.

    Schließlich trat eine Person vor, enthüllte ihr Gesicht und sah Jorinda schweigend an.

    »Ich kenne dich«, rief sie. »Du bist Meister Lotan. Der Lehrer meiner Schwester.«

    »Prinzessin Jorinda, Verräterin an Winter«, sagte der Mann mit ruhiger, getragener Stimme, »du bist hier, weil du verurteilt wurdest für deine Verbrechen, die du gegen das Volk von Winter begangen hast. Für die Ermordung vieler Unschuldiger, für das Leid, welches du verursacht und über die Menschen gebracht hast.«

    Sie lachte. Dieser klägliche Haufen wollte sie bestrafen? Sollten sie es doch versuchen. Sie war zu mächtig, als dass es ihnen gelingen könnte. Sie war die Schneekönigin. Die einzig wahre Herrscherin über Winter. Niemand konnte ihr das streitig machen.

    Ihr Zorn steigerte sich weiter. Ein wütender Schneesturm wallte auf, doch er konnte die schützende Barriere, die diese in Kutten gekleideten Gestalten umgab, nicht durchdringen. In ihrer Entrüstung schleuderte sie Geschosse aus Eis auf Meister Lotan, der keinen Schritt wich, denn nicht einer dieser Eispfeile erreichte ihn. Sie zerbarsten im Flug in Tausende kleiner Stücke, die auf den Boden rieselten und keinen Schaden anrichteten.

    »Hör mir zu, Schneekönigin«, gebot Meister Lotan, »denn die Nachricht, die ich für dich habe, ist von großer Bedeutung: Wir haben ein Urteil über dein Schicksal gefällt.«

    Hass flammte in den Augen der Schneekönigin auf. »Ihr könnt mich nicht besiegen!«, raste sie vor Zorn.

    »Gemeinsam sind wir stärker als du«, erwiderte der Magier ungerührt. »Nun höre, was ich zu sagen habe: Du wirst in die tiefste Tiefe eines Berges geschickt, gefangen in todesähnlichem Schlaf. Niemand kann zu dir gelangen. Du wirst Winter und all seine Menschen vergessen.«

    Wütend kreischte die Schneekönigin und ihr sonst so schönes Gesicht war zu einer abstoßenden Fratze verzogen.

    »Du hast genug Leid und Tod über dieses Königreich gebracht. Nun erhältst du die gerechte Strafe für all deine Taten, sodass in Winter das Glück wieder Einzug hält.«

    »Das könnt ihr nicht tun«, schrie die Schneekönigin. In ihre Rage mischten sich Entsetzen und Verzweiflung, als sie einen magischen Sog spürte, der an ihr zerrte. »Selbst wenn ihr mich fortschickt, werde ich eines Tages zurückkehren, und meine Rache wird ohne Gnade sein.«

    »Wir verbannen dich«, vernahm sie noch einmal Meister Lotans Worte. »Fortan wirst du keine Bedrohung mehr für dieses Königreich sein. Du sollst zu einer Mär verblassen, weil die Menschen beginnen werden, dich zu vergessen.«

    Der Sog wurde stärker und stärker. Als sie auf ihre Hände sah, waren sie durchscheinend wie Glas. Finger für Finger, Gliedmaße für Gliedmaße löste sie sich auf. Wurde fortgetragen, gar gezerrt, von einer Macht, der sie nichts entgegenzusetzen vermochte.

    »Das dürft ihr nicht tun!«, kreischte die Schneekönigin erneut, und Angst mischte sich in ihre schrille Stimme. Für einen winzigen Augenblick war die gutherzige, liebevolle Prinzessin zu erkennen, die sie einst gewesen war.

    »Wir können und wir werden zu Ende führen, was wir begonnen haben«, erwiderte Meister Lotan und blickte ihr ruhig in die Augen. »Ohne Gnade. So wie auch du ohne Erbarmen warst.«

    Die Stimmen um sie herum schwollen an.

    Dann wurde sie in die Schwärze gesogen, und Stille senkte sich über sie.

    ***

    Es war so dunkel. So still. Kein Laut drang an ihr Ohr. Kein Licht an ihre Augen. Sie schwebte durch das Nichts und die Dunkelheit.

    Wie lange hatte sie geschlafen? Wie lange war sie schon fort aus Winter?

    Etwas hatte sie geweckt. Ja, es war das Schreien eines neugeborenen Kindes. Eines Kindes, welches dasselbe Blut in seinen Adern hatte wie sie. Eines, das Hoffnung auf Freiheit für sie barg. Auf Vergeltung.

    Noch musste dieses Kind wachsen. Doch eines Tages würde es sie befreien. Bis zu diesem Moment plante sie ihre Rache, die wie ein Schneesturm über das Land und seine Menschen fegen würde.

    Ein grausames Lächeln umspielte den Mund der bösen Schneekönigin.

    ***

    15 Jahre später

    »Wir müssen etwas tun«, sagte eine männliche Stimme drängend. »Die Magie erwacht in ihr.«

    »Seid Ihr Euch dessen sicher? Gut, ich spüre auch etwas, doch es erscheint mir keine wirkliche Bedrohung zu sein. Warum sprecht Ihr keinen neuen Bann?«

    »Das können wir nicht. Die Versiegelung ihrer magischen Kräfte kann nicht erneuert werden. Das letzte Mal hat es uns all unsere Kraft gekostet. Wir können den Zauber nicht erneut sprechen. Es wäre zu gefährlich. Damit würden wir riskieren, dass ihre Magie durch einen Riss in der Barriere entweichen kann, wenn wir nicht schnell genug agieren, Regentin. Ihr wisst, was das für unsere Zukunft bedeuten würde: Ihre Magie würde wirken und die Schneekönigin zurückkehren«, erwiderte der Mönch. »Womöglich ist es an der Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen, anstatt sie in dem Glauben zu lassen, die Prophezeiung sei zwar gefährlich, könne aber nicht eintreten.«

    »Sie hat ihr Leben lang mit dem Wissen gelebt, dass sie eine Gefahr für das Königreich darstellt. Weil wir nicht wussten, wann und ob sich ihre Magie Bahn bricht.« Die Regentin atmete tief durch. »Ich hoffe, der Unterdrückungszauber wird auch zukünftig halten. Bemüht Euch wie ich um Zuversicht. Das ist es, was ich zu tun gedenke.«

    »Ich habe Euch bereits vor Jahren gewarnt. Ihr hättet auf mich hören sollen. Zuversicht allein wird uns nicht vor der Erfüllung der Prophezeiung bewahren.«

    »Dann bleibt uns immer noch die Hoffnung.«

    Snowflake stand einen Moment wie versteinert hinter dem Vorhang und wagte nicht, sich zu bewegen. Sie hatte nicht lauschen wollen. Es war einfach so passiert. Alles, was sie getan hatte, war, in dieser Nische hinter einem alten Samtvorhang zu sitzen und zu lesen, als sie die Stimmen bemerkte. Sie wollte nicht entdeckt werden und verhielt sich deshalb still. Vielleicht hätte sie sich die Ohren zuhalten sollen, doch die Neugier war stärker gewesen. Nun wusste sie nicht, ob es gut war, dass sie es gehört hatte.

    Ein heftiges Kribbeln zuckte in ihren Fingerspitzen. Etwas, das sie bis vor wenigen Tagen noch nie verspürt hatte. Ein einzelner Funken löste sich von ihrer Hand, die sie erschrocken zur Faust ballte. Was geschah nur mit ihr? Nie war da etwas gewesen und nun plötzlich das? War es das, wovon die Regentin gesprochen hatte? Aber in ihr gab es doch keine Magie. Jedenfalls wurde ihr das immer erzählt.

    Was immer es war, das da in ihr erwachte, sie durfte niemandem davon erzählen. Sie musste dagegen ankämpfen. Keiner durfte davon erfahren, denn sonst wäre ihr Leben noch einsamer, als es ohnehin schon war.

    »Beim heiligen Schneesturm! Haltet endlich still, Prinzessin«, schimpfte die königliche Hofschneiderin und verzog missgelaunt den Mund. »Wie soll ich den Saum Eures Ballkleides abstecken, wenn Ihr herumzappelt wie ein im Netz gefangener Fisch?«

    Empört kniff Madame Fleur die Augen zusammen, sodass ihr Monokel hinabfiel und über ihrer ausladenden Brust an einer Silberkette baumelte. Snowflake fühlte den kritischen Blick beinahe körperlich. Unwillkürlich fragte sie sich, wie die Hofschneiderin es schaffte, sich in all diese Mieder und Stoffbahnen gequetscht überhaupt noch zu bewegen.

    »Mon dieu, keiner soll behaupten können, Madame Fleur hätte das Kleid der Prinzessin verpfuscht!«

    Snowflake bemühte sich ja stillzustehen, doch seit einer Stunde balancierte sie nun schon auf diesem Podest, während die Schneiderin und ihre Gehilfinnen an ihr herumzupften, dort absteckten, hier Maß nahmen, sie mit Nadeln pikten oder einfach nur dastanden, die Köpfe zusammensteckten und miteinander beratschlagten. Dabei warfen sie immer wieder undefinierbare Blicke in ihre Richtung, unter denen sich die Prinzessin unwohl zu fühlen begann. Sie erinnerten Snowflake an schnatternde Gänse. Und mit den Federboas, die sie nach neuester Mode um den Hals trugen, sahen sie auch beinahe so aus. Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, den halben Tag mit Meister Lotan zu verbringen, dessen Unterricht wenig anregend war. Sie musste auch noch hier herauf in dieses zugige königliche Ankleidezimmer kommen. Es war einstmals von ihrem Vater für ihre Mutter eingerichtet worden und wurde nur noch selten genutzt, seit ihre Eltern nicht mehr lebten. In dem Zimmer roch es muffig und ein Teil der Möbel war mit weißen Stoffbahnen bedeckt, um sie vor dem Verstauben zu schützen. Dennoch gab es hier genug Staub, der sie lästig in der Nase kitzelte, sodass sie nur mühsam ein Niesen unterdrücken konnte.

    Snowflake mochte diesen Raum nicht, bedeutete es doch für sie, sich nicht rühren zu dürfen, wenn sie erst einmal hier drinnen war. Dann kam sie sich vor wie eine Schneiderpuppe, die Madame Fleur gnadenlos ausgeliefert war. Jedes Mal. Schon seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Sie seufzte. Alles Jammern und Klagen half nichts. Es würde niemand kommen, um sie zu retten. Kein Ritter in schimmernder Rüstung. Kein stattlicher Prinz auf einem Schimmel. Egal wie sehr sie es sich in diesem Moment wünschen mochte. Sie schaffte es ja nicht einmal, sich einfach in Luft aufzulösen oder schlicht unsichtbar zu werden.

    Viel lieber wäre sie jetzt im Festsaal und würde beim Dekorieren für das bevorstehende Winterfest helfen, dem größten alljährlichen Ereignis dieses Königreichs, zu dem alle Bewohner der umliegenden Dörfer kamen, um gemeinsam fröhlich und ausgelassen zu feiern.

    »Prinzessin, hört auf herumzuzappeln«, schalt sie die Schneiderin erneut und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Wie soll ich meinen Zauber mit Nadel und Faden wirken, wenn Ihr mich und meine Arbeit derart sabotiert? Das Winterfest ist in zwei Tagen und auf uns wartet noch eine Menge Arbeit. Schlaflose, arbeitsreiche Nächte, um für Euch ein Meisterwerk zu schaffen, wie es bisher keiner jemals gesehen hat.« Madame Fleur hielt kurz inne, bevor sie erneut ihre Finger virtuos tanzen ließ, sodass sich die Nähutensilien wie von Zauberhand bewegten und ihre Tätigkeit fortsetzten. »Wäre es denn zu viel verlangt, wenn Ihr mir und meinen Kreationen etwas mehr Respekt entgegenbringen würdet? Ich bin mir sicher, dass ich ein wenig Achtung verdient habe. Immerhin habe ich bereits die Kleider Eurer Mutter genäht. Und sie hielt still, wenn an ihr gearbeitet wurde.«

    Snowflake hörte der Schimpftirade der Hofschneiderin nicht länger zu und hing stattdessen ihren eigenen Gedanken nach.

    Die Prinzessin wusste, wie sie selbst den Festsaal dekorieren würde: Fichtenzweige mit silbernen Bändern umwickelt, Stechpalmenzweige mit leuchtend roten Beeren, bunte Girlanden und mit Glasornamenten geschmückte Tannenbäume. Snowflake liebte besonders diese Ornamente, die im Licht funkelten und glitzerten wie geschliffene Diamanten. Geformt wie kleine Schneeflocken, jede einzigartig wie in der Natur. Es gab Schneemänner, Tannenzapfen, sogar tanzende Einhörner, die magischen Schnee aufwirbelten, und so viele verschiedene andere Formen und Figuren, dass es eine wahre Freude war. Dafür waren die Glasbläser bis weit über die Grenzen von Winter hinaus bekannt und trieben damit Handel. Auf dem Fest würde nicht nur der gläserne Schmuck funkeln. Alles würde glänzen, blitzen und schimmern, beleuchtet von Hunderten weißer Kerzen, die extra für das Winterfest gezogen und mit Schneeflocken aus silberfarbenem Wachs verziert wurden. Das warme Licht der kleinen tanzenden Flammen schuf stets eine Atmosphäre, die Snowflake das Herz mit Freude erfüllte und ihr ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Die Wärme des Kerzenscheins spiegelte sich in den Augen und auf den Gesichtern der Menschen wider. Für einen Abend kannte niemand Kummer oder Sorgen. Alle erfreuten sich am Tanz, am Essen und an der Gemeinschaft. Doch statt beim Dekorieren helfen zu können, musste sie die Qual einer Anprobe hinter sich bringen. Es fiel ihr schwer, ein Seufzen zu unterdrücken.

    »Autsch«, entfuhr es ihr, als sie erneut von einer Nadel gepikt wurde.

    »Stellt Euch nicht so an, Prinzessin«, tadelte Madame Fleur. »Immerhin werdet Ihr durch meine Kunst die Schönste auf dem Ball sein.«

    Als ob mir daran gelegen wäre, dachte Snowflake und verzog unwillig das Gesicht.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde sie schließlich mit einer gnädigen Miene seitens Madame Fleurs entlassen und stieg erleichtert von dem Podest. Kaum hatte man ihr aus dem Ballkleid herausgeholfen, schlüpfte sie auch schon in ihr Alltagskleid aus dunkelblauem Wollstoff, dessen Rocksaum mit schneeflockenbestickten Borten verziert war, und wollte davoneilen. In Madame Fleurs Augen war dieses Kleid bereits zu abgetragen für eine Prinzessin, doch Snowflake liebte es und wollte sich nicht davon trennen.

    »Wir sehen uns morgen Nachmittag noch einmal zur selben Stunde«, bestimmte die Schneiderin streng. »Und verspätet Euch nicht.«

    »Natürlich, Madame Fleur«, versprach Snowflake ein wenig halbherzig und knickste flüchtig, um einen artigen Eindruck zu hinterlassen.

    Fluchtartig verließ sie das königliche Ankleidezimmer. Im Laufen schloss sie noch hastig die kleinen weißen Knöpfe an den langen Ärmeln ihres Kleides. Auf dem Weg zum Festsaal machte Snowflake einen Abstecher

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