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Autumn
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eBook164 Seiten2 Stunden

Autumn

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Über dieses E-Book

Der Tod streckt die Hand nach den Lebenden aus ...

Als der heilige Lebensbaum aus dem Schloss von Herbst verschwindet, droht dem Königreich höchste Gefahr. Prinzessin Leavia Autumn, die mit einer düsteren Gabe geboren wurde, zögert nicht lange. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Kerem macht sie sich auf die Reise in das Ferne Land, wo der Tod höchstpersönlich den Baum in seiner Gewalt haben soll. Doch kann sie Kerem wirklich vertrauen?

Die Zeit drängt, denn fällt das letzte Blatt des Baumes, ist nicht nur das Königreich Herbst verloren, sondern die ganze Welt.

Autumn ist das dritte von vier geplanten Jahreszeitenmärchen. Alle Geschichten sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum26. Nov. 2017
ISBN9783745057805
Autumn
Autor

Kaitlin Spencer

Kaitlin Spencer ist das Pseudonym einer bekannten Fachbuchautorin im Gesundheitsbereich. "Lange habe ich mich auf das Schreiben von Fachbüchern konzentriert, doch viel lieber erzähle ich Geschichten, mit denen ich andere Menschen erfreuen will. Schon seit frühester Kindheit trage ich immer Papier und Stift bei mir, um Ideen zu notieren, um daraus Romane zu machen, die hoffentlich den geneigten Leser erfreuen."

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    Buchvorschau

    Autumn - Kaitlin Spencer

    Kaitlin Spencer

    Autumn

    Jahreszeiten-Märchen

    Für Sabrina Z.

    Es war einmal eine Prinzessin,

    geboren mit der Gabe, den Tod vorauszusehen.

    Zu retten, was gerettet werden muss:

    Der Hoffnung winziges Pflänzchen.

    Solange der Ahorn noch besitzt

    ein goldenes Blatt,

    das Königreich Herbst Hoffnung hat.

    Fällt herab das letzte Laub,

    Herbst wird versinken im ewigen Winter,

    hoffnungslos.

    Es war einmal…

    … vor langer Zeit. Als die Jahreszeitenkönigreiche erschaffen wurden von der Magie der Märchen, begannen die Jahreszeiten und all das Leben darin. Doch eines der Reiche verharrte am Rande der Vergänglichkeit, und so schuf ein mächtiger Magier – berufen von der Magie selbst – ein Geschenk: einen goldenen Ahornbaum der Hoffnung. Diesen Lebensbaum überreichte er dem Königreich Herbst, um es vor dem Untergang zu beschützen, der alle anderen Jahreszeiten mit sich reißen würde in die Vergänglichkeit. So wuchs das Reich. Der Handel blühte und die Menschen waren zufrieden. Das Leben endete nicht in einem langen Schlummer und wurde zum Winter, sondern bestand fort, und so taten es alle Jahreszeiten mit ihm.

    Jeden Morgen ging die Sonne auf und jeden Abend machte sie dem Mond Platz. So verging die Zeit. Tag folgte auf Tag, Monat auf Monat, Jahr auf Jahr.

    Doch eine Prophezeiung sagte, würde der Ahornbaum mit dem Namen Marnas Dòrchas eines Tages seinen Platz verlassen, würde das Sterben beginnen. Denn nur an dem Ort, an den der Magier ihn vor all der Zeit gesetzt hatte, würde der Lebensbaum gedeihen, als Quelle seiner Lebenskraft, und das Königreich Herbst beschützen.

    Nach und nach geriet der Baum in Vergessenheit, nur wenige konnten sich daran erinnern. Und einer von ihnen begann einen fürchterlichen Plan zu schmieden …

    Leavia Autumn lief den mit Fackeln beleuchteten Gang der königlichen Burg entlang und versuchte dabei nicht über die Röcke ihres Kleides zu stolpern, die sich ständig um ihre Beine zu wickeln drohten.

    Sie war viel zu spät dran, um noch pünktlich zur wöchentlichen königlichen Audienz zu erscheinen, bei der ihr Vater ihre Anwesenheit wünschte. Nein, eigentlich bestand er darauf, dass sie bei diesen Audienzen zugegen war, in denen er sich die Klagen und Beschwerden seiner Bürger anhörte und bei Streitigkeiten und Verbrechen Recht sprach. Er galt als strenger, aber gerechter König, der jedoch Härte walten ließ, wenn er dies für nötig erachtete. Als Vater konnte er unerbittlich sein, sodass sich Leavia gelegentlich wünschte, als Tochter eines anderen Mannes geboren worden zu sein. Aber alles Klagen half nicht. Sie war nun einmal die Prinzessin von Herbst, die sich im Augenblick für den Zorn ihres Vaters über ihr Zuspätkommen wappnete. Unpünktlichkeit wurde nicht toleriert. Dabei konnte Leavia dieses Mal nun wirklich nichts dafür. Ihre Zofe hatte versehentlich das Kleid zerrissen, das sie hatte tragen wollen. Adna blieb damit an einem Haken am Pfosten des Bettes hängen, an dem der Baldachin befestigt war. Als Leavia das Reißen des Stoffes hörte und Adnas entsetztes Gesicht sah, wusste sie, dass dieser Tag nicht gut anfing.

    Da der Riss auf die Schnelle nicht zu nähen war, musste ein anderes Kleid her. Doch in aller Eile ein passendes Gewand für die königliche Audienz zu finden, erwies sich als weitaus schwieriger als erwartet. Schließlich entschied sich Leavia für ein dunkelrotes Kleid mit goldener Stickerei, das gut zu ihrem dunklen Haar und den grünen Augen passte. Schnell hatte Adna ihr die Locken noch zu einem losen Knoten im Nacken festgesteckt, als sie auch schon davoneilte. In der ganzen Hektik vergaß Leavia allerdings ihre Handschuhe in ihrem Zimmer, wo sie fein säuberlich auf dem Bett bereitlagen. Unter normalen Umständen wäre sie zurückgelaufen, um sie zu holen, doch da sie bereits viel zu spät dran war und sich nicht noch größeren Ärger mit ihrem Vater einhandeln wollte, beließ sie es dabei. Sie würde diese Audienz wohl ohne sie ertragen müssen.

    Als sie hastig den Thronsaal betrat, waren sowohl ihr Vater wie auch die eingeladenen Handelspartner aus verschiedenen Regionen des Königreiches Herbst bereits da. Leavia drückte sich so unauffällig wie möglich hinter den Anwesenden vorbei, immer dicht an der Wand entlang, um zum Thron zu gelangen, auf dem sich ihr Vater bereits niedergelassen hatte. Der mit rotem Samt bezogene Sessel neben ihm war leer, denn ihre Mutter würde heute nicht anwesend sein.

    Ihr Platz war wie immer hinter ihrem Vater, und so schlich Leavia mit gesenktem Kopf dorthin.

    Während sie unauffällig zwischen Mauer und Anwesenden hindurchhuschte, versteckte sie ihre Hände in den Falten ihres Rockes, um nicht Gefahr zu laufen, jemanden versehentlich zu berühren.

    Seit sie ein kleines Kind war und begriffen hatte, was für eine Gabe sie besaß, versuchte sie jeglichen Hautkontakt mit anderen zu vermeiden. Selbst ihre Kinderfrau war dazu angehalten gewesen, sie nicht ohne Handschuhe anzufassen. Wenn jemand diese Anweisung vergaß oder sich gar absichtlich nicht daran hielt, wurde derjenige hart bestraft. Ihr Vater hatte das klägliche Weinen seiner kleinen Tochter nicht ertragen. Nicht weil er Mitgefühl für sie empfunden hätte, sondern weil er sich von ihrem Schluchzen gestört fühlte, das durch den Palast hallte. Besonders bei einer Partie royalem Herbstschach, die er zu gewinnen gedachte. Der König vermied ohnehin meist den Kontakt mit ihr, mit Ausnahme von Veranstaltungen wie diesen oder anderen repräsentativen Anlässen, bei denen ihre Anwesenheit unerlässlich war. Ihr Vater glaubte, dass Audienzen für sie lehrreich seien, was Verhandlungsführung und erhabenes Auftreten anbelangte.

    Leavias Mutter hielt sich dagegen meist in ihren Gemächern auf, wo bis auf einer Dienerin und der Zofe Gertrud niemandem der Zutritt gestattet war, es sei denn, sie verlangte ausdrücklich danach.

    Als Leavia gelernt hatte, sich klar zu den Dingen zu äußern, und detailliert davon erzählen konnte, was geschah, wenn sie jemanden berührte, hielten die Menschen noch mehr Abstand zu ihr als zuvor. Davor hatten alle um sie herum ihr Weinen und Jammern für die Folge einer blühenden kleinkindlichen Fantasie gehalten.

    Sie war vier, als sie das erste Mal zu jemandem sagte, wann dieser sterben würde und welch schmutzige Gedanken er in seinem Kopf beherbergte.

    Die Prinzessin war ein einsames Kind gewesen. Meist hatte sie allein in ihren Räumlichkeiten gespielt, gelesen oder musiziert. Manchmal war sie in den Stallungen bei den Pferden zu finden oder wanderte durch die Park- und Gartenanlagen des Schlosses. Tiere oder Pflanzen zu berühren, war nie ein Problem für sie gewesen, auch wenn sie voller Leben steckten. Mit ihnen spürte sie eine tiefe Verbundenheit. Eine Vertrautheit und Zuneigung, die sie Menschen nur schwer entgegenbringen konnte. Tiere waren die einzigen Geschöpfe, deren Tod sie nicht sehen und deren Gedanken sie nicht lesen konnte.

    Als der Hofmeister dreimal mit seinem Zeremonienstab auf den Boden klopfte, um die Aufmerksamkeit aller Gäste zu gewinnen, riss er damit auch Leavia aus ihren Gedanken.

    »Ihre Majestät König Pren wird nun allen Anliegen Gehör schenken«, verkündete der Seneschall.

    Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und hob den Kopf, so wie man es sie gelehrt hatte, wie sich eine Prinzessin bei offiziellen Anlässen zu benehmen hatte. Obwohl man ihr alles an höfischer Etikette beibrachte, was es zu lernen gab, war sie im direkten Umgang mit Menschen ungeübt. Da sich die meisten vor ihr und ihrer düsteren Gabe fürchteten, mied man sie. Es bekümmerte sie zwar, doch gleichzeitig verstand sie es auch. Ihr selbst wäre es wohl nicht anders ergangen.

    Einzig ihre alte Dienerin Mod, die im vergangenen Winter gestorben war, hatte sich für sie interessiert. Ihr konnte sie erzählen, was sie beschäftigte oder worüber sie sich sorgte. Als es schließlich Zeit für sie war, in den Ruhestand zu gehen, hatte Mod sie gebeten, ihre Hand zu nehmen und den Tod vorauszusagen. Leavia war dankbar, als sie ihr mitteilen konnte, dass sie im Schlaf sterben würde. Die alte Frau hatte sie daraufhin mit Tränen in den Augen in den Arm genommen und ihr gedankt. Es war das erste Mal, dass dies jemand tat.

    Sie hatte nur einen wirklichen Freund, den sie hin und wieder im Wald besuchte, wann immer es ihr möglich war, sich ungesehen aus dem Schloss zu schleichen. Sie hatte Ræv gefunden, als er ein kleiner, ausgehungerter Fuchswelpe war. Während einer ihrer Streifzüge in den mauerumgrenzten Parkanlagen des Schlosses, in denen es kleine Haine gab, hatte sie ihn unter einer Buche entdeckt. Seine Mutter war bei einer Treibjagd getötet worden, die vom Wald bis in einen Buchenhain geführt hatte. Etwas, das Leavia verabscheute wie jegliches Töten von Tieren. Ræv war erst ein paar Wochen alt gewesen, als sie ihn fand. Heimlich hatte sie ihn in den Palast geschmuggelt, ihn gefüttert und gehegt, bis er groß genug war, um in die Wildnis des Waldes zurückzukehren. Schwach war er gewesen, als sie auf ihn stieß, doch als Leavia ihn berührt hatte, spürte sie seinen Lebenswillen: stark und ungebrochen. Sie konnte ihn nicht sterben lassen. Niemals. Und so war aus ihnen ein Paar ungleicher Freunde geworden.

    Vielleicht konnte sie ihn später besuchen, sobald die Audienz zu Ende war. Wie schön wäre es, mit den Fingern durch sein dichtes, glänzendes Fell zu streichen. Dies wirkte immer sehr beruhigend auf sie.

    »Eure Majestät, glaubt Ihr wirklich, dass es der richtige Weg ist, Handelsbeziehungen mit Königreichen zu knüpfen, die weit entfernt von jenen der Jahreszeiten liegen? Sollten wir nicht erst einmal versuchen, unsere Verbindungen zu Frühling, Sommer und Winter zu verbessern, bevor wir einen solchen Weg einschlagen?«, fragte der Minister für Handel aufgebracht und mit sich beinahe überschlagender Stimme.

    Auch ohne ihn zu berühren, konnte Leavia seine Gedanken lesen, die ihm förmlich im Gesicht geschrieben standen. Er hatte Angst. Wovor, das konnte sie nur raten. Aber die Vermutung lag nahe, dass er befürchtete, keine so hohen Zahlungen von den entlegenen Königreichen zu bekommen. Dieser Mann war ein kleiner, geldgieriger Wicht, dem die Menschen egal waren, solange er sich nur seinen Wanst vollschlagen und jede Menge Klunker tragen konnte. Jeder sollte sehen, wie reich er war. Seine eigene Großmutter würde er verkaufen, wenn es entsprechenden Gewinn versprach. Das wusste Leavia genau, denn ein einziges Mal war sie unvorsichtig gewesen und hatte den Minister berührt. Dabei las sie seine Gedanken und erkannte den dunklen Teil seiner Krämerseele. Jedoch würde er sich nicht mehr lange an seinem zusammengerafften Reichtum erfreuen können, denn in Kürze würde ihn ein grausamer Tod ereilen. Auch das hatte sie gesehen, als sie ihn berührte.

    Dies war der düstere Aspekt ihrer Gabe: Sie sah, wie und wann die Menschen starben, sobald sie in Kontakt mit deren Haut kam. Jedes noch so kleine Detail ihres Todes.

    »Die Länder jenseits der Jahreszeiten-Königreiche sind reich an Ressourcen, die wir für uns nutzen können«, erwiderte König Pren mit scharfem Ton. »Zum Wohle von Herbst werden wir uns um Handelsbeziehungen bemühen. Wir produzieren in großem Umfang Wolle und Stoffe, doch wir benötigen Rohstoffe wie Erze, zudem Lebensmittel und Gewürze, die wir selbst nicht produzieren können. Wir sind nur ein kleines Königreich und brauchen die Unterstützung von größeren Reichen.«

    »Es sind Barbaren!«, protestierte der Minister. »Ihnen kann man nicht vertrauen.«

    »Woher wollt Ihr das wissen? Ihr kennt diese Menschen doch gar nicht!« Die Worte waren Leavias Mund entschlüpft, bevor sie es verhindern

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