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Der Besitz Des Beschützers: Der Schützende Herzkristall Buch 5
Der Besitz Des Beschützers: Der Schützende Herzkristall Buch 5
Der Besitz Des Beschützers: Der Schützende Herzkristall Buch 5
eBook532 Seiten7 Stunden

Der Besitz Des Beschützers: Der Schützende Herzkristall Buch 5

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Über dieses E-Book

Kyoko findet sich selbst wieder inmitten eines zeitlosen Krieges zwischen den mächtigen Beschützern und dem ultimativen Beschützer, der zum Feind geworden ist… ein Herr der Dämonen, der die Macht hat, sie alle zu zerstören. Geheimnisse bleiben bewahrt und wahre Herzen verstecken sich unter Schichten aus Eis und Bosheit. Wieder beginnt der Kampf zwischen Gut und Böse zu verschwimmen… und schickt die Schicksale der Betroffenen in eine sehr gefährliche und verführerische Form von Chaos. Als der Feind sein Herz zeigt und die Verbündeten herzlos werden, bekämpfen diese mächtigen Unsterblichen ihre eigenen Herzen und einander um die Priesterin zu beschützen. Sie ist der Mittelpunkt ihrer Welt und jeder Beschützer versucht, sie zu dem zu machen, was sie sein sollte… der Besitz des Beschützers.
SpracheDeutsch
HerausgeberTektime
Erscheinungsdatum31. März 2023
ISBN9788835450672
Der Besitz Des Beschützers: Der Schützende Herzkristall Buch 5

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    Buchvorschau

    Der Besitz Des Beschützers - Amy Blankenship

    Die Legende vom Herzen der Zeit

    Die Welten können sich verändern... aber echte Legenden verblassen nie.

    Finsternis und Licht haben seit Anbeginn der Zeit immer gegeneinander gekämpft. Welten werden erschaffen und zerstört unter den Füßen ihrer Schöpfer, doch der fortwährende Bedarf an Gut und Böse wurde nie in Frage gestellt. Doch manchmal wird ein neues Element in die Mischung geworfen... die eine Sache, die beide Seiten haben wollen, aber nur eine haben kann.

    Paradox in seiner Natur ist der Schützende Herzkristall die eine Konstante, nach deren Besitz beide Seiten immer strebten. Der Kristall hat die Macht, das bekannte Universum zu erschaffen und zu zerstören, doch kann er im gleichen Atemzug auch jedes Leid und alle Zwietracht beenden. Manche meinen, der Kristall hätte einen eigenen Willen... andere sagen, dass die Götter hinter allem stecken.

    Jedes Mal, wenn der Kristall aufgetaucht ist, waren seine Beschützer immer bereit, ihn vor allen zu schützen, die ihn egoistisch verwenden würden. Die Identität dieser Beschützer verändert sich nicht, und sie lieben mit derselben Grausamkeit unabhängig von der Welt oder der Zeit.

    Ein Mädchen steht im Zentrum dieser uralten Beschützer und ist das Objekt ihrer Liebe. In sich besitzt sie die Macht des Kristalls selbst. Dies ist die Trägerin des Kristalls und die Quelle seiner Macht. Die Linien verschwimmen oft und den Kristall zu beschützen wird langsam zu der Aufgabe, die Priesterin vor den anderen Beschützern zu schützen.

    Dies ist der Wein, von dem das Herz der Dunkelheit trinkt. Es ist die Möglichkeit, die Beschützer des Kristalls schwach und angreifbar zu machen. Die Finsternis sehnt sich nach der Macht des Kristalls und auch nach dem Mädchen, wie ein Mann sich nach einer Frau sehnt.

    In jeder einzelnen dieser Dimensionen und Realitäten wirst du einen geheimen Garten finden, bekannt als das Herz der Zeit. Dort kniet eine Statue einer jungen, menschlichen Priesterin. Sie ist umgeben von einer uralten Magie, die ihren geheimen Schatz verborgen hält und ihn sicher aufbewahrt. Die Hände der Jungfer sind ausgestreckt als warteten sie darauf, dass etwas Wertvolles hineingelegt würde.

    Die Legende besagt, dass sie darauf wartet, dass der mächtige Stein, bekannt als der Schützende Herzkristall, zu ihr zurückkommt.

    Nur die Beschützer kennen die wahren Geheimnisse hinter der Statue und wie sie entstand. Bevor die fünf Brüder ihre ersten Atemzüge taten, hatten ihre Vorfahren, Tadamichi und sein Zwillingsbruder, Hyakuhei, das Herz der Zeit während seiner dunkelsten Geschichte bewacht. Jahrhunderte lang bewachten die Zwillinge das Siegel, das die Menschenwelt davon abhielt, sich dem Reich der Dämonen zu öffnen. Diese Aufgabe war heilig und die Leben der Menschen sowie der Dämonen mussten vor der anderen Welt geheim gehalten werden, um sicher zu sein.

    Unerwarteter Weise drang während ihrer Herrschaft eine kleine Gruppe von Menschen wegen des Kristalls unabsichtlich in die Welt der Dämonen ein. In einer Zeit der Unruhen hatte seine Macht zu einem Riss in dem Siegel geführt, das die beiden Dimensionen voneinander trennte. Der Anführer der Gruppe der Menschen und Tadamichi waren schnell Verbündete geworden und schlossen einen Pakt, dass der Riss in dem Siegel repariert werden sollte, damit die beiden Welten für alle Zeit voreinander verschlossen sein würden.

    Aber in dieser Zeit hatten Hyakuhei und Tadamichi sich beide in die Tochter des Anführers der Menschen verliebt.

    Gegen den Willen von Hyakuhei hatten Tadamichi und der Vater des Mädchens den Riss geschlossen. Die Stärke des Siegels war um das Zehnfache erhöht worden, wodurch das gefährliche Liebes-Dreieck für immer voneinander getrennt war. Hyakuheis Herz war gebrochen... Selbst sein eigener Blutsbruder, Tadamichi, hatte ihn betrogen, indem er sichergestellt hatte, dass er und die Priesterin auf ewig getrennt waren.

    Liebe kann sich in die absurdesten Dinge verändern, wenn sie verloren ist. Hyakuheis gebrochenes Herz verwandelte sich in böswilligen Ärger und Eifersucht, wodurch ein Kampf zwischen den Zwillingsbrüdern ausgelöst wurde, der Tadamichis Leben beendete und seine unsterbliche Seele zerschnitt. Diese Splitter der Unsterblichkeit erschufen fünf neue Beschützer, die die Bewachung des Siegels übernahmen und es vor Hyakuhei beschützen mussten, der sich den Dämonen im Reich des Bösen angeschlossen hatte.

    Eingesperrt in der Finsternis, zu der er geworden war, hatte Hyakuhei alle Gedanken an den Schutz des Herzens der Zeit verworfen... stattdessen richtete er seine Energie darauf, das Siegel völlig zu zerstören. Seine langen, nachtschwarzen Locken, die bis über seine Knie reichten und ein Gesicht, das nichts als Verführung war, verbargen die wirkliche Bösartigkeit seiner engelsgleichen Erscheinung.

    Als der Krieg zwischen den beiden Mächten von Licht und Dunkelheit beginnt, strahlt die geweihte Statue ein blendend helles, blaues Licht aus, das anzeigt, dass die junge Priesterin wieder geboren wurde und der Kristall auf der anderen Seite aufgetaucht ist.

    Als die Beschützer zu ihr hingezogen werden und ihre Wächter werden, beginnt der Kampf zwischen Gut und Böse erst wirklich. Daher das Eintauchen in eine andere Welt, wo Finsternis dominiert in dieser Welt des Lichts.

    Dieses ist eines ihrer vielen epischen Abenteuer...

    Kapitel 1 „Federn der Nacht"

    Dunkle Federn hinterließen einen Streifen im nächtlichen Himmel, als Hyakuhei durch das tobende Gewitter flog, das er erzeugt hatte… sein Zorn formte dessen Zentrum. Blitz und Donner zeigten seine Stimmung, während der Regen das wahre Ausmaß seiner Verzweiflung verbarg. Seine größte Macht war es, durch die Autorität über die Dämonen, gegen die er kämpfte und dann in sein Wesen aufnahm, zu wachsen… aber er hatte nicht erwartet, dass der Schuss so nach hinten losgehen könnte.

    Sein Ziel war ein Dämon gewesen, den er leicht überwältigen und in die Leere, zu der seine Seele geworden war, hätte aufnehmen können. Doch der Kobold hatte einen Splitter des Schützenden Herzkristalls in seinem Geist versteckt. Diese Macht hatte es dem Traumdämon erlaubt, in ihm zu überleben und nun versuchte er, sich zu rächen.

    Hyakuheis schwarze Augen wurden einen Ton dunkler, als er sich fragte, ob das nicht von Anfang an die eigentliche Mission des Dämons gewesen war… ihn von innen zu zerstören. Der niedrige Traumdämon dachte, er könnte ihm… Albträume bescheren! In seiner Wut hatte Hyakuhei unabsichtlich den Kobold in seinen Körper aufgenommen, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen… nur dass er jetzt von innen gefoltert wurde.

    Der Dämon besaß unkontrollierbare Macht, die Hyakuhei nicht erwartet hatte. Er besaß die Macht, die wahre Vergangenheit zu sehen, von der auch er selbst nichts wusste. Dinge, die in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort geschehen waren… alternative Realitäten. Hinter solch einer Macht hätte Hyakuhei einen der heiligen Talismane erkennen müssen.

    Nun folterte der Dämon ihn mit Visionen, sobald er die Augen vor der Welt um ihn herum verschloss… Schlaf war zu einem Ort der Hinterlist geworden.

    Die ungewollten Erinnerungen heizten sein Blut schmerzhaft auf und erzeugten in ihm eine Sehnsucht, die er schon lange vergessen hatte… ein Verlangen nach der braunhaarigen Priesterin, die ihm immer durch die Finger glitt. Die Begierde, die er gefühlt hatte, war nun unerträglich, eine Erinnerung an den ultimativen Betrug gerade von dort, wo er ihn nie erwartet hatte… Liebe wurde zu etwas Bösem, wenn sie einem erst einmal weggenommen wurde.

    Ebenholzschwarzes Haar verdeckte sein engelsgleiches Gesicht, als er vor Wut schrie. „Wie kannst du es wagen, mir die Vergangenheit zu zeigen, wenn ich doch keine Möglichkeit habe, sie zu verändern!" Der Klang seiner Stimme wurde von einem Donner verschluckt, der um ihn dröhnte. Das ohrenbetäubende Donnern war die Antwort auf seine Qualen, fast als wollte er ihn herausfordern weiterzumachen. Ein Blitz zuckte durch die Nacht, beleuchtete einen Moment lang sein Gesicht, sodass seine schönen Gesichtszüge erkennbar wurden.

    Er war erst vor einer Stunde schweißgebadet aus seinen Träumen von ihr aufgewacht. Er hatte sie einst gehalten… sie berührt. Seine schwarzen Augen wurden schmal vor Zorn. Sie hatte zugelassen, dass er sie liebte und sie erinnerte sich nicht einmal daran. Das alleine war schon viel schlimmer als die Träume, doch sogar jetzt noch hatte sie ihre eigenen Leben, die das Schicksal wieder miteinander verwoben hatte.

    Die immer wiederkehrenden Träume erreichten nie den Schluss… das Ende blieb ihm verborgen, sodass er noch mehr von dem bittersüßen, quälenden Märchen sehen und fühlen wollte. Das Schlimmste, was der Traumkobold hatte machen können, war es gewesen, ihn dazu zu bringen, sie wieder zu vermissen. Er hatte gedacht, dass er den Schmerz überwunden hatte, dass er die Kreatur, zu der er in ihrem Namen geworden war, zu schätzen gelernt hatte. Immer noch wagte er es nicht, sich ihm zu stellen, aus Angst, sich selbst in dem Schmerz seiner eigenen Seele zu verlieren.

    Hyakuhei fühlte, wie sein Ärger langsam verflog, als er den gemeinen Stimmen lauschte, die in ihm flüsterten. Die unzähligen bösen Kreaturen, die in ihm eingeschlossen waren, Dämonen, die seine Befehle willig befolgten, versammelten sich um den Traumkobold… kämpften eine innere Schlacht, die nicht lange dauerte.

    Der Traumdämon wurde gezwungen, sich dem Willen seines neuen Meisters zu beugen, und wenn es nur war, solange die unsichtbaren Ketten ihn halten konnten. Er wusste, der Dämon konnte ihn immer noch mit Stimmen und verführerischen Bildern quälen, aber er wusste auch, dass er die geborgte Macht nun selbst nutzen konnte, um diese Erinnerungen mit der Priesterin zu teilen.

    Hyakuheis Lippen verzogen sich zu einem hämischen Lächeln, denn er wusste, er konnte nun die Macht des Traumkobolds zu seinem eigenen Vorteil nutzen. Er würde der Priesterin Träume davon schicken, was sie einst auf der anderen Seite der Zeit miteinander geteilt hatten… würde sich in ihre nächtlichen Vorstellungen einnisten und ihre Erinnerungen mit der merkwürdigen Verbindung, die sie auch in dieser Welt hatten, verknüpfen.

    Seine Hand hob sich vor sein Gesicht… hielt das, was ihm helfen würde. Die Scherben des Schützenden Herzkristalls, die er gesammelt hatte, leuchteten auf, reflektierten den Blitz, der direkt über ihm zuckte. Als er zusah, wie die kleinen Kristallsplitter zum Leben erwachten, erschien ihr Bild wie ein Spiegelbild in ihnen. Sein Blick streichelte die Weichheit ihres Gesichts und ihre vollen, roten Lippen. Er würde nun zu einem Meister der Illusion werden.

    „Ich werde dich wieder haben, flüsterte er schmollend, ehe das Böse wieder in seine Stimme kroch. „Priesterin, ich werde in deinen Geist eindringen, wo du mir und den Erinnerungen an deine Vergangenheit… an unsere Vergangenheit nicht entkommen kannst!

    Die Bruchstücke des Kristalls leuchteten in seiner Hand, als ihre nun befleckte Macht die Welten und Realitäten durchquerte, um die Priesterin in ihrer eigenen Welt zu finden… wo sie schlief.

    *****

    Auf der anderen Seite des Herzens der Zeit lag Kyoko schlafend in ihrem schönen, warmen Bett… doch die Stille des Schlafs wurde gestört von bruchstückhaften Bildern und Geräuschen, während sie sich hin und her wälzte. Die Verwirrung verschwand, als die Geräusche und Bewegungen sich in ihrem Geist vereinigten und sie verlor sich in einem merkwürdigen Albtraum.

    Kalter Schweiß brach auf ihrer Stirn aus, als der Traum fast Wirklichkeit wurde… so wirklich, dass er sie mitriss.

    Kyoko konnte den entsetzten Schrei des Feindes hören, als sie bewusstlos wurde. Sie hatte alles gemacht, was sie konnte. Sie hatte Hyakuhei davon abgehalten, den Schützenden Herzkristall zu bekommen, auf die einzige Art und Weise, die ihr eingefallen war. Ihr letzter Gedanke war Traurigkeit… sie hatte den Schützenden Herzkristall zerbrochen und jetzt… konnte sie nicht mehr in ihre eigene Welt zurückgehen.

    Hyakuhei sah hinunter auf das Mädchen, das seine so sorgfältig durchdachten Pläne durchkreuzt hatte. Er hatte dafür gesorgt, dass alle dachten, dass er tot war… keine Gefahr mehr darstellte, dann hatte er still in der Dunkelheit auf sie gewartet.

    Er wusste, solange die Priesterin bei ihren Beschützern war, war sie zu mächtig, als dass er sich ihr nähern könnte. Also hatte er sich versteckt und seine Macht unterdrückt, sich tot gestellt, bis sie den Fehler machte, alleine zu sein. Sie würde schwach und verwundbar sein… und es ihm so ermöglichen, den Schützenden Herzkristall von ihr zu bekommen.

    Es hatte alles perfekt funktioniert. Sie war alleine im Garten des Herzens der Zeit gewesen… bereit, zurück durch das Zeitportal zu gehen, weil sie dachte, dass das gefährliche Spiel nun vorbei war… das Spiel, das sie jahrelang gespielt hatten, ohne einen Sieger. Er war nur wenige Zentimeter von dem entfernt gewesen, was er mehr wollte, als alles andere.

    Hyakuhei stand über der hübschen, jungfräulichen Priesterin, sein rabenschwarzes Haar floss wie Seide über seinen ganzen Körper, strich über seine Waden und flatterte leise in der Brise, die die Zerstörung des Schützenden Herzkristalls erzeugt hatte.

    Er war so wunderschön wie ein finsterer Engel, aber in ihm schlugen die Herzen vieler wütender Dämonen. Er wollte die Priesterin umbringen für das, was sie gemacht hatte, aber er würde es nicht tun… konnte es nicht tun, als sein Blick über das Gesicht strich, das er liebte. Die sternschnuppenartigen leuchtenden Spuren, die beim Zerbrechen des Schützenden Herzkristalls entstanden waren, erleuchteten noch immer den Himmel wie ein Meteoritenschauer… es war zu spät.

    Hyakuhei wusste, die Beschützer würden kommen, um sie zu suchen. Die Kinder seines Bruders würden wieder versuchen, sie vor ihm zu retten… und die Geschichte würde sich wiederholen. Die Himmel hatten vor Jahrtausenden ihr Schicksal besiegelt… nur um fortwährend die Möglichkeit zu bieten, dasselbe Schicksal zu verändern.

    Sein engelhaftes Gesicht verzog sich zu einer gemeinen Grimasse. Die Beschützer würden ihre Priesterin diesmal nicht finden. Schnell hob er ihren schlaffen Körper hoch in seine Arme. Bisher wusste noch niemand, dass er am Leben war, und im Moment würde er diesen Umstand so belassen. Er würde sie nicht verletzen… stattdessen beschloss Hyakuhei… diesmal… würde er sie behalten.

    Nachdem er seine böse Aura wieder verborgen hatte, nutzte er seine Macht und öffnete eine kleine, schwarze Leere und trat hinein, nahm Kyoko mit sich durch das Tor. Das Portal schloss sich geräuschlos hinter ihnen… verschluckte alle Hinweise auf die Wahrheit. Wenn die Beschützer kamen, um sie zu suchen, würden sie einfach denken, dass sie nach Hause gegangen war und sie im Land der Dämonen zurückgelassen hatte.

    Kyoko erwachte ruckartig in ihrem Bett und fragte sich, woher der Traum gekommen war. Sie durchsuchte das Zimmer mit dem Blick ihrer verängstigten, smaragdgrünen Augen, um sicherzugehen, dass es nicht wahr gewesen war… dass Hyakuhei nicht da war. Sie konnte noch immer fühlen, wie er sie berührte, aber merkwürdiger Weise vermisste sie diese Berührung. Doch gleichzeitig wollte sie die Erinnerung daran auslöschen. Verwirrt zog sie die Decke fest um sich.

    Nachdem sie der Stille des Hauses eine Weile gelauscht hatte, wusste Kyoko, dass sie nicht mehr schlafen können würde, und machte den größten Fehler ihres jungen Lebens… sie beschloss, mitten in der Nacht zurück in die Dämonenwelt zu gehen. Erst wenn sie bei den Beschützern war, würde sie sich wieder sicher fühlen.

    Nur wenige Minuten später fand sie sich selbst auf der anderen Seite des Herzens der Zeit wieder und sie schaute sich auf der Lichtung um, die die Jungfernstatue umgab. Sie seufzte, als sie endlich so weit wie nur irgendwie möglich weg von dem Bett und dem Albtraum war. Dennoch konnte sie den Traum noch immer fühlen, als würde er nur darauf warten, dass sie wieder einschlief.

    Er suchte sie in den hintersten Winkeln ihres Geistes heim, quälte sie mit Bildern, die zu real waren, um sie einfach zu vergessen. Kopfschüttelnd holte sie tief Luft und genoss die Vertrautheit ihrer Umgebung.

    Riesige, weiße Felsbrocken ragten aus dem Boden, erinnerten an das prächtige Schloss, das einst den Garten, der als das Herz der Zeit bekannt war, beherbergt hatte. Der Wind rauschte leise durch die Äste der umliegenden Bäume, schenkte der stillen Finsternis eine sanfte Melodie.

    Als sie einen Blitz in der Ferne sah, richtete Kyoko ihre smaragdgrünen Augen nach Osten. Sie zitterte, fragte sich, wie etwas so Schönes… so gefährlich sein konnte. Sogar im dunklen Nachthimmel konnte sie die Wolken erkennen, die die Sterne verdeckten. Der Blitz tanzte wie spinnenartige Finger durch die Wolken, sodass das ferne Gewitter fast beängstigend wirkte.

    Kyoko blinzelte, als sie sah, wie der Blitz sich an einem Ort in den Wolken konzentrierte. Er wurde zu einer kleinen Lichtkugel, ehe er explodierte wie eine riesige Wunderkerze. Das Phänomen überraschte sie nicht... nachdem sie schon viel erschreckendere Dinge gesehen hatte als Wolken und Blitze. Was sie verwunderte, war, dass es immer wieder am gleichen Ort passierte.

    „Was mache ich hier eigentlich?", fragte sie die Statue der Priesterin, die ihr so ähnlich sah, aber wusste, sie würde keine Antwort erhalten. Die wütenden Wolken des nahenden Gewitters waren noch nicht so weit gekommen und das Mondlicht schien wie ein Scheinwerfer herunter auf den Jungfernschrein.

    Kyoko trat näher, betrachtete die fein gearbeiteten Details der Statue und fragte sich zum hundertsten Mal, wie es sein konnte. Sie sahen einander so ähnlich… sie und die Statue… aber sie war vor über tausend Jahren in dieser Welt gefertigt worden… nicht in ihrer. Wieder fragte sie sich, wer sie hierhin gestellt haben könnte und wieso? Wie konnte ein Bildhauer ein Gesicht in Stein meißeln, das noch nie jemand gesehen hatte, bevor es erzeugt worden war?

    Kyoko seufzte wieder und überlegte noch einmal, was sie eigentlich machte. Es war fast Mitternacht und sie hatte den Beschützern gesagt, dass sie erst am Morgen zurückkommen würde. Doch als sie in ihrem weichen Bett in ihrer relativ sicheren Welt gelegen hatte, hatte sie nicht schlafen können, weil ein sechster Sinn ihr gesagt hatte, dass etwas geschehen sollte. Ob dieses Etwas gut oder schlecht war, das wusste sie nicht… und die Träume vom Feind halfen auch nicht.

    Ihre Gedanken wanderten zu dem Schützenden Herzkristall und den vielen Talisman-Splittern zu denen er geworden war. Wie immer kehrten ihre Tagträume und Albträume zurück zu den Beschützern, um die sie nie gebeten hatte, und zu den gefährlichen Dämonen, die sie mitgebracht hatten.

    Sofort erschien das Bild von Hyakuhei, ihrem Feind, in ihrem Kopf. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand, der so schön war, gleichzeitig so grausam und gefährlich sein konnte. Kyoko sah wieder einen Blitz am Himmel in der Ferne. Sie hob eine Augenbraue, erinnerte sich selbst daran, dass man Dinge nicht nach ihrem Aussehen beurteilen sollte.

    Schön oder nicht… ebenso wie ein Blitz war Hyakuhei sehr gefährlich. Sie wusste, dass Hyakuhei immer stärker wurde, je mehr Stücke des zerbrochenen Talismans er sammelte… obwohl er schon von Beginn an sehr mächtig gewesen war. Er hatte schon die Fähigkeit, die schwächeren, niedrigeren Dämonen in sich aufzunehmen und sich von ihrer dunklen Macht zu nähren. Er konnte diese Macht auch mit verheerender Wirkung nutzen, wenn die Zeit reif war… zum Beispiel in einer Schlacht.

    Doch wenn er ohnehin schon so mächtig war… wieso kümmerte er sich überhaupt um den Schützenden Herzkristall? Was könnte er gewinnen, wenn er den Talisman versammelt hatte? Meinte er wirklich, er würde alles haben können, was er sich nur wünschte, wenn der Kristall wieder vollständig und in seinem Besitz war? Wiederum führten diese Fragen nur zu weiteren Fragen und Geheimnissen, die nicht erzählt werden sollten.

    Kyoko schaute in die steinernen Augen der Jungfer, fragte sich, welche Geheimnisse sie verbarg. Langsam hob sie ihre Hand und berührte die Wange der Statue, dann fragte sie: „Hyakuhei scheint auch ohne die Hilfe des Talismans unbesiegbar, also warum will er ihn finden?" Stille antwortete ihr.

    Als ihr klar wurde, dass sie wieder einmal mit einem Marmorblock sprach, presste Kyoko ihre Lippen aufeinander, damit ihre Gedanken in ihrem Kopf bleiben würden. „Oh Mann, ich brauche wirklich Freunde", murmelte sie. Sie senkte ihre Hand und drehte sich wieder um zu dem Schrein, der sie zwischen den Welten hin und her transportierte.

    Als sie ihren Gedanken von vorhin wieder aufnahm, biss sie sich auf die Unterlippe, als sie sich den Feind bildhaft vorstellte. Wenn Hyakuhei mehr der zerbrochenen Talismane bekam, würde er noch gefährlicher werden. Wenn er jemals alle Bruchstücke haben sollte, dann würde er die Barriere zwischen der Menschen- und der Dämonenwelt durchbrechen können. Das war die wahre Antwort auf ihre Frage.

    Wenn das geschah, würde keine der Welten es schaffen, seine tödliche Besessenheit mit der Macht der Finsternis aufzuhalten. „Ich werde das nicht zulassen, das weißt du." Ihre Schultern sackten unter dem Gewicht dieses Versprechens ab.

    In ihrem Kopf tauchte wieder der Traum auf, den sie vor weniger als einer Stunde gehabt hatte… derselbe Traum, der sie schweißgebadet hatte aufwachen lassen. Die Geräusche und Gefühle des Traums waren so echt gewesen, dass sie hätte schwören wollen, dass sie wirklich dort gewesen war. Es war, als würde sie alles gleichzeitig sehen und fühlen.

    „Aber das ist unmöglich… nicht wahr?" Sie schielte wieder zurück zu der Statue, als die Erinnerungen an den Traum sie wieder heimsuchten. Hyakuhei hatte sie in diesem Traum gefangen und obwohl sie gegen ihn gekämpft hatte… hatte sie denn eine reale Chance?

    Kyoko blinzelte, hoffte, dass die Erinnerung an den Traum verschwinden würde. Sie wollte die Angst nicht fühlen müssen, die die Vision aus ihrem Albtraum begleitete. Als sie die Jungfer betrachtete, die sie anstarrte, wurde ihr klar: Egal, ob es in der Vergangenheit wirklich geschehen war, oder ob es nur die Erinnerung an einen Albtraum war… es war trotzdem eine echte Erinnerung.

    Sie fühlte, wie die Bilder in ihr wieder zum Leben erwachten, sodass sie sich vorkam wie ein Reh, das von Scheinwerfern geblendet war. Ihre Augen schlossen sich, als würde das Schicksal von ihr verlangen, dass sie sich an alles erinnerte… auch an die Gedanken des Feindes. Diesmal waren die Visionen nicht dieselben wie letztes Mal.

    In dem Traum war sie durch das Herz der Zeit gekommen. Doch statt der Beschützer, die dort auf sie hätten warten sollen, war ihr Feind dagewesen… Hyakuhei. Als sie sich umdrehte, um auf dem Weg zu fliehen, auf dem sie gekommen war, hatte er die Hand ausgestreckt und ihre Handgelenke mit eisernem Griff festgehalten, um ihre Flucht aufzuhalten. Wie sehr sie sich auch gegen ihn wehrte, es schien, als würde sie ihm immer näher kommen, je weiter sie von ihm weg wollte.

    Er streckte seine andere Hand aus und packte ihr Kinn, hob ihren verängstigten Blick zu seinem Gesicht und in dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, hörte sie auf, sich zu wehren. Statt der kalten, schwarzen Augen des Feindes blickte sie in warme, braune Augen.

    „Willkommen zurück", flüsterte Hyakuhei leise, als seine Lippen sich auf ihre senkten.

    Kyoko kniff sich selbst so fest, dass ihr Tagtraum plötzlich abbrach, als hätte jemand den Stecker herausgezogen. Wollten die Tagträume und die Albträume sie vor einem bestimmten Schicksal warnen, oder war es schon geschehen und sie wurde an ihren Fehler erinnert? Wie dem auch sei, sie hoffte, dass das nächste Mal, wenn sie schlief… es ein traumloser Schlaf sein würde.

    „Hyakuhei küssen… Sie stemmte ihre Hände in ihre Hüften, als wollte sie sich selbst eine Standpauke halten. „Was, um alles in der Welt, bildest du dir da nur ein, Mädchen? Sie fühlte sich schon wie eine Verräterin, nur weil sie die Worte laut ausgesprochen hatte. „Das… das wäre fast so schlimm, wie Kyou zu küssen, verdammt!" Sie grinste über den Vergleich, obwohl er nicht lustig war.

    „Schlafmangel kann solche Auswirkungen haben, murmelte sie, immer noch erschrocken über sich selbst. „Er kann auch dazu führen, dass man ganze Unterhaltungen mit sich selbst führt. Schließlich seufzte sie ergeben: „Ich brauche Urlaub."

    Doch trotz ihrer lautstarken Beschwerden erschien plötzlich ein Bild davon, wie sie Kyou küsste, in ihrem Kopf und wollte nicht mehr weggehen. Hitze durchströmte sie von Kopf bis Fuß. Sie fragte sich, woher diese Gedanken nur kamen. Das Bild war aus dem Nichts gekommen und es kostete sie körperliche Anstrengung, es zurückzudrängen.

    Mit einem sichtlichen Zittern wanderte Kyokos Geist zurück zu den fünf Brüdern, deren Schicksal es war, in dieser gefährlichen Welt ihre Beschützer zu sein… oder zumindest behaupteten sie das. Ihre Gedanken konzentrierten sich einen Moment lang auf Kyou, dem ältesten und mächtigsten der fünf Brüder. Kyou präsentierte sich selbst als ebenso gefährlich und nervenaufreibend wie sein böser Onkel, Hyakuhei.

    Für jeden, auch für seine Brüder, war Kyou ein Rätsel. Unter der Schönheit eines Erzengels verbarg er die Macht, dabei zu helfen, diese dämonenverseuchte Welt zu zerstören oder zu heilen. Doch sie konnte aus seinem kalten Auftreten schließen, dass es Kyou egal war, was geschehen würde. Es war, als hätte er beschlossen, dass sein böser Onkel nicht sein Problem war.

    Sie war eigentlich froh, dass Kyou nicht mit der Gruppe reiste, sondern alleine blieb. Kyoko hatte ihn nur ein paarmal gesehen, seit sie unabsichtlich zu deren Priesterin geworden war, und meistens hatte sie ihn nur aus der Ferne gesehen… diese Treffen waren schon beunruhigend genug gewesen.

    Sie wusste immer noch nicht viel über Kyou, aber fragte sich manchmal, ob er dachte, dass er zu gut war, um sich in die Gesellschaft seiner Brüder zu begeben… oder war sie es, der er, koste es, was es wolle, entgehen wollte?

    Kyoko hob eine Augenbraue und begann wieder laut zu denken: „Nun, es ist sowieso besser so, denn alles, was er und Toya machen, wenn sie in Sichtweite voneinander sind, ist streiten… und all seine anderen Brüder ignoriert Kyou einfach." Sie seufzte schwer. Er schien sauer auf sie zu sein, weil sie die Priesterin war, die er beschützen sollte.

    „Es ist ja nicht so, als bräuchte ich seine Hilfe." Ihre Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit. Bei ihrem ersten Treffen hatte Kyou sie mit schmalen Augen angesehen und festgestellt, dass sie nichts als ein schwacher Mensch war, der seines Schutzes nicht würdig war. Direkt davor war er noch furchterregender gewesen.

    Als sie zum ersten Mal unabsichtlich in ihre Welt gekommen war… hatten Kyou und Toya versucht, sie umzubringen, weil sie dachten, dass sie mithilfe ihres Onkels durch das Herz der Zeit gereist war. Es war der Schützende Herzkristall gewesen, der sie vor dem Angriff beschützt hatte, und so hatte das ganze Chaos eigentlich begonnen.

    Irgendwie war der Schützende Herzkristall zerbrochen, während er sie vor den Brüdern beschützt hatte, und die Bruchteile hatten sich in alle Richtungen verstreut… wodurch die Dämonen in der Welt zu zerstörerischer Regsamkeit erwacht waren. Wenn die Dämonen, die in dieser Welt lebten, genug der Bruchstücke sammelten, dann konnten sie die Macht erlangen, in die Menschenwelt zu gehen und sie ins Chaos zu stürzen.

    Sie und die Beschützer würden genug der Talismane finden müssen, ehe die Dämonen es taten, sonst wäre alles verloren.

    Seither hatten die fünf Beschützerbrüder erkannt, dass sie die wahre Priesterin des Schützenden Herzkristalls war und daher… unter ihrem Schutz stand. Kyou war der einzige der Beschützer, der sich von ihr fernhielt. Die wenigen Male, wo sie einander getroffen hatten, hatte sie eher den Eindruck gehabt, dass er mehr ein Feind war, und kein Verbündeter. Seine goldenen Augen wirkten so kalt und hart, wenn sie sie ansahen… als würde er sie lieber zerstören wollen.

    Toya hatte ihr einmal erzählt, dass er dachte, Menschen wären unter seinem Niveau. Und das war noch milde gesagt. Nach Toyas Worten war Kyou ein selbstsüchtiges, verlogenes Arschloch, das nicht einmal dann ein Herz entwickeln würde, wenn sein Leben davon abhängen würde. Kyoko erinnerte sich manchmal daran und musste darüber immer grinsen. Irgendwie passte das überhebliche Gehabe sehr gut zu Kyou.

    „Es steht ihm definitiv gut", sagte sie laut.

    Die anderen vier Beschützerbrüder hatten sie gerne in Schutz genommen, während sie nach den Talismanen suchten, bevor die Dämonen in dieser Welt sie einsammeln und ihre Macht zum Angriff nutzen konnten.

    Toya hatte sich selbst zu ihrem engsten Leibwächter ernannt. Er hatte diese Nähe damit begründet, dass sie doch erst dieses Chaos begonnen hatte, nachdem sie den Kristall in diese Welt gebracht hatte. Andererseits hätte sie natürlich auch argumentieren können, dass, wenn er und Kyou sie nicht angegriffen hätten, als sie sie zum ersten Mal gesehen hatten, er erst gar nicht zerbrochen wäre. Aber es wäre sinnlos gewesen, etwas zu sagen… Toyas Temperament bereitete ihr immer Kopfschmerzen und nervte unheimlich.

    Er benahm sich immer noch so, als wäre sie nur eine Nervensäge, aber manchmal bekam sie auch das Gefühl, dass er sie ein wenig liebte. Er hatte nur beschlossen, seine Gefühle hinter diesem aufbrausenden Temperament zu verstecken, mit dem er ihr oft den letzten Nerv rauben konnte. Sie wünschte sich oft, dass er ein wenig mehr Geduld aufbringen könnte, vielleicht hätte er dann ein bisschen einen besseren Zugang zu der ganzen Sache.

    Sie lächelte leise, als sie an ihn dachte. Für sie… war Toya langsam zu einem besten Freund geworden, vielleicht sogar ein wenig mehr. Kyoko konnte fühlen, wie sich ihre Wangen leicht röteten. Toya hatte ihr Leben mehrmals gerettet, seit dem Tag, an dem er versucht hatte, sie umzubringen.

    Sie hatten eine starke Verbindung entwickelt und obwohl sie und Toya immer noch oft stritten, glich diese Verbindung einer tiefgehenden Liebe. Es war, als wüsste der Kristall von den Gefühlen, die sie füreinander empfanden, denn irgendwie hatte er entschieden, dass Toya der einzige sein sollte, der ihr zurück in ihre eigene Welt folgen konnte, während die anderen Beschützer nicht durch das Herz der Zeit reisen konnten. Das hatte zu einigen recht lustigen Diskussionen zwischen den Geschwistern geführt. Kyoko war sicher, dass sie das absichtlich machten, um sie zum Lachen zu bringen.

    Die anderen drei Brüder, Shinbe, Kamui und Kotaro trug sie auch sicher in ihrem Herzen. Kyokos Lippen hoben sich zu einem glücklichen Lächeln, dann kam sie zurück in die Realität. Hier stand sie ganz alleine mitten in der Nacht in einem Land, wo Dämonen frei herumliefen. Manchmal fragte sie sich, ob sie nicht dringend zu einem Irrenarzt gehen sollte.

    ‚Vielleicht sollte ich irgendwo in einer Gummizelle eingesperrt werden‘, dachte sie sarkastisch. Nachdem sie die Beschützer noch nicht stören wollte, packte Kyoko eine Handvoll Efeu und kletterte daran empor, um auf einem der weißen Felsblöcke zu sitzen.

    Nur weil sie nicht schlafen konnte, bedeutete das noch nicht, dass sie sie aufwecken musste. Es war zu spät und doch noch viel zu früh. Sie saß einfach nur da, schaute hoch in den Nachthimmel und genoss den Anblick der Blitze, die nicht näherzukommen schienen.

    Kyokos Finger krochen zu dem kleinen Beutel, den sie um ihren Hals trug, wo einige der Talismane, die sie bisher gesammelt hatten, sicher aufbewahrt wurden. Sie bemerkte nicht, dass, als sie das weiche Leder berührte, ein schwaches, fluoreszierend blaues Licht davon ausstrahlte und die Richtung der kühlen Brise sich schnell änderte.

    *****

    In der Nähe legte Kyou seinen Kopf zur Seite, als ein schmutziger Geruch mit der Brise des nahenden Gewitters an seine Nase kam. Hyakuhei war nicht weit. Seine goldenen Augen wurden schmal, als der Wind drehte und nun vom Herzen der Zeit wehte. Der Geruch… er knirschte mit den Zähnen… der Geruch von der Priesterin und der Macht des Schützenden Herzkristalls.

    Seine Fäuste ballten sich an seinen Seiten, als Wut sich in seinem Gesicht zeigte und ein leises Knurren die Stille des umgebenden Waldes durchbrach. Sie war alleine und schutzlos. Wie konnte sie es wagen, zu dieser gefährlichen Stunde alleine beim Schrein zu sein! Wieso waren seine Brüder nicht bei ihr? Kyou atmete den Geruch des Menschenkindes, das mit seinen Brüdern reiste, tief ein.

    Vor seinem inneren Auge konnte er das Bild der Priesterin sehen, zu deren Beschützer er und seine Brüder geworden waren. Nussbraunes Haar… atemberaubende, smaragdgrüne Augen, es war, als wäre die Schönheit der Jungfernstatue zum Leben erwacht. Sie hätte nie mit dem Schützenden Herzkristall in diese Welt kommen sollen. Weder sie, noch der Kristall gehörten hierher.

    Wenn er gekonnt hätte, hätte er sie durch das Portal zurückgeschickt und dann die Statue zerstört, aber das zu machen hätte die Schändung der Barriere bedeutet, die sein Vater Tadamichi geschützt hatte. Trotz seines innerlichen Wunsches war diese Option wohl ausgeschlossen.

    Die gefährliche Macht, die sein Onkel immer noch dazugewann, war ihre Schuld. Hatte sie nicht gewusst, was geschehen würde? Wenn sie die wahre Priesterin war, dann hätte sie doch wissen sollen, dass sie sich von dieser Dämonenwelt fernhalten sollte. Sein Vater war gestorben, weil er das Zeitportal verschlossen hatte, und diese kleine Menschenfrau hatte alles zerstört, wofür er sein Leben geopfert hatte. Es war alles umsonst gewesen.

    Tadamichi wollte, dass er die Menschen beschützte… alle Menschen. Aber warum? Wieso sollte er jetzt genau den Menschen schützen, der dumm genug gewesen war, das Portal zwischen den Welten zu öffnen? Wieso hatte Tadamichi das als so wichtig empfunden, dass er sein Leben dafür aufgegeben hatte?

    Kyou hatte versucht, sie zu verängstigen, damit sie schreiend zurück in ihre Welt flüchtete. Aber zu seinem ungläubigen Staunen… schien sie die einzige Frau zu sein, die ihn nicht länger als ein paar kurze Sekunden fürchtete. Als er sie zum ersten Mal vor nicht allzu langer Zeit getroffen hatte, hatte sie dort gestanden, mit erhobenem Kopf und mit einem Gedankenpfeil auf ihn gezielt, als ob sie, ein einfacher Mensch, gegen ihn kämpfen… und gewinnen könnte.

    Er hatte geschworen, den Schützenden Herzkristall und das Zeitportal zu beschützen, aber niemals ein kleines Menschenmädchen. Seine Brüder hatten dem vielleicht zugestimmt, aber er nicht. Menschen waren schwache, leichtsinnige Kreaturen, die vor ihm Angst hatten. Wieso musste sie anders sein? Wieso fürchtete sie ihn nicht? Wieso stand sie immer wieder vor ihm, ein Symbol des trotzigen Widerstandes?

    Kyou sprang von dem Baum, in dem er gesessen hatte, und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er konnte sein Herz laut unter seiner Haut pochen fühlen… sein Beschützerblut forderte ihn auf, zu ihr zu gehen. Das geschah jedes Mal, wenn sie in der Nähe war, und das machte ihn nur noch wütender. Sein Instinkt war eine Kraft, die stärker war, als sein Wille.

    Dass sie keine Angst hatte, machte ihn nur noch neugieriger und in letzter Zeit hatte sie irgendwie seine Gedanken verdreht… und seine Träume. Das war der einzige Grund, weshalb er sich von der Gruppe ferngehalten hatte. Wie konnte es das Mädchen wagen, seine Gedanken so zu beherrschen? Er würde sie lehren, ihn nicht mit ihrer Unverschämtheit und Menschlichkeit zu verzaubern. Sie war für ihn nichts, außer die Priesterin des Kristalls… sie hatte in seiner Reichweite nichts verloren.

    Kyous Körper spannte sich an, als er fühlte, wie sich das Verhältnis zwischen Gut und Böse in der Nähe der ahnungslosen Priesterin verschob. Sein Gesichtsausdruck war ruhig… die Ruhe vor dem Sturm. Sein silbernes Haar wehte in der leichten Brise, als seine Sinne die Gefahr aufnahmen, in der sie schwebte.

    *****

    Hyakuhei legte seinen Kopf zur Seite, ließ das Gewitter, das er erzeugt hatte, um sich toben. Der Wind wirbelte, riss an seiner Kleidung und peitschte sein nachtschwarzes Haar um sein schönes Gesicht. Seine rubinroten Augen öffneten sich, als der Wind einen Geruch zu seiner Nase wehte, der nicht vom Regen oder vom Himmel kam.

    Ein euphorischer Ausdruck erhellte seine Gesichtszüge und er drückte seine ebenholzschwarzen Flügel mit einem mächtigen Schlag nach unten, um an Höhe zu gewinnen. Sein Blick wanderte in die Richtung des Herzens der Zeit, während ein gemeines Lächeln sich langsam auf seinen Lippen ausbreitete. Sie war hier… die Priesterin, die ihn so quälte.

    „Ach, Priesterin, also bist du alleine und schutzlos, flüsterte er. „Warte auf mich, meine Hübsche… ich komme zu dir.

    Dämonen ergossen sich aus Hyakuheis Körper, als er sie freiließ, um seinen Befehlen zu gehorchen. Ein besessenes Lächeln entkam seinen weichen Lippen und seine Augen waren groß, leuchteten mit einem Licht, das an Wahnsinn grenzte. Der Himmel wurde schwarz, als seine Sklaven sich auf die Jungfernstatue und das Objekt der Reinheit in ihrem Garten zubewegten.

    *****

    Niedrige Dämonen wurden schon von ihr und dem Geruch der Macht, den sie ausstrahlte, angezogen. Sie waren nur Drohnen, die geschickt worden waren, um ihre Flucht zu verhindern, und Kyou konnte die Anwesenheit seines Onkels nicht weit hinter sich fühlen. Hyakuhei hatte die schutzlose Priesterin entdeckt und kam, um sie zu holen. Er würde nicht zulassen, dass Hyakuhei sie bekam.

    Kyou schielte nach oben, als ein Schatten durch das Mondlicht flog, deren Ankunft anzeigte. Alle Geräusche der Nacht waren verstummt, als durchsichtige Flügel hinter Kyou erschienen und goldene Federn durch die Lichtung flatterten, auf der er stand. Sein langes, silbernes Haar wehte im Wind, als er sich auf den Kampf vorbereitete, der kommen sollte.

    „So soll es sein." Die Worte verließen seine Lippen als Antwort auf seine eigenen quälenden Gedanken.

    Sie hatte sich wieder einmal in Gefahr begeben und er hatte keine Wahl mehr. Er beschloss, dass, wenn seine Brüder nicht genug auf sie achtgeben wollten, dann würde er ihnen die Priesterin wegnehmen. Wenn das ihre Vorstellung von Schutz war, dann verdienten sie es, dass sie ihnen weggenommen wurde. Aber zuerst… würde er das Böse zerstören, das sie verfolgte.

    Kapitel 2 „Furchtlos"

    Kyoko bemerkte nicht, dass das Gewitter sich nun näherte, während sie ihre erhitzte Haut von der sanften Brise kühlen ließ und zufrieden lächelte. Sie schloss ihre smaragdgrünen Augen und genoss die Einsamkeit der Nacht, ehe sie sich auf den Weg zu Sennin machte, um die Beschützer zu treffen, die dort schliefen.

    Sennins Tochter, Suki, war inzwischen ihre beste Freundin auf dieser Seite des Zeitportals und in ihrer Hütte lagerte die Gruppe, wenn sie gerade nicht durch das gefährliche Land reiste und nach den Bruchstücken des Schützenden Herzkristalls suchte. Suki war von Anfang an bei ihnen gewesen, obwohl sie keine Beschützerin war.

    Kyoko lächelte, als sie an Suki und den Beschützer dachte, der nie von ihrer Seite wich… Shinbe. Er war einer der fünf Beschützerbrüder. Er war außerdem unzüchtig und war sehr in Suki verliebt. Bei seinem bläulich schwarzen Haar und violetten Augen hatte Suki allergrößte Schwierigkeiten, sich seiner Annäherungen zu erwehren.

    Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sich fragte, wie lange Suki wohl noch durchhalten würde. Suki war vielleicht dickköpfig, aber Kyoko wusste nur zu gut, wie starrköpfig ein Beschützer sein konnte, wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.

    Kyoko und der jüngste Beschützer, Kamui, bekamen regelmäßig Lachkrämpfe, wenn Suki wieder einmal versuchte, Shinbe von sich abzuhalten, um nicht zugeben zu müssen, dass sie ihn eigentlich mochte. Kamui hatte einen großartigen Sinn für Humor und sie mochte ihn sehr gerne. Die Farbe von Kamuis Augen veränderte sich mit seiner Stimmung, aber sie dachte, dass außer ihr das niemand bemerkte.

    Wenn Kamui lächelte, dann war es eine wahre Freude und sehr ansteckend. Doch tief drinnen fühlte Kyoko noch mehr… etwas, das er vor allen versteckte… auch vor sich selbst. Manchmal glitzerten in Kamuis Augen Geheimnisse und Wissen, das sie nicht annähernd verstehen konnte. Während er ein so reines Herz besaß, schien es doch irgendwie, als lastete das ganze Gewicht des Universums auf seinen Schultern. Dieses Gefühl erweckte in ihr das Bedürfnis, ihn zu beschützen, so wie er sie beschützte, obwohl er absolut nicht schwach war.

    Nachdem sie ihre Sorgen um Kamui wieder aus ihren Gedanken verbannt hatte, blieb noch Kotaro, der Lebhafteste der Gruppe, und Toyas selbsternannter Konkurrent. Fast von Anfang an hatte Kotaro Kyoko für sich selbst beansprucht… erzählte ständig allen, dass sie seine Frau war. Unabhängig von der Situation brachte er Toya damit immer zur Weißglut. Sie wusste, dass Kotaro nur scherzte, aber Toya nahm ihn immer ernst.

    Mit dunklem, zerzaustem Haar und eisblauen Augen war Kotaro sehr präsent. Er nannte sie immer ‚seine Frau‘ egal, wie oft sie es bestritt. Er war ein Prinz in seinem eigenen Reich und verbrachte dort viel Zeit, beschützte das Land vor den Dämonen dort. Meistens genügte es, wenn er ihr mit diesen strahlend blauen Augen zuzwinkerte, dass sie zerschmolz zu einer Pfütze.

    Er wusste, welche Strippen er bei ihr ziehen musste, um fast alles zu bekommen, was er wollte. Manchmal fragte sie sich, ob jeder der Beschützer sie nicht irgendwie um den Finger wickelte. Doch die Gruppe sah ihn selten. Ihre Gedanken endeten wieder bei Kyou.

    „Kyou." Kyoko erzitterte, als der Name über ihre Lippen kam. Er mochte sie nicht… und auch sonst niemanden, wie es schien. Oft benahm er sich eher wie ein Feind, als wie ein Bruder, Toya gegenüber. Diese beiden gaben dem Wort Geschwisterrivalität eine neue Bedeutung. Von den fünf Brüdern war Kyou eindeutig der merkwürdigste und der, dem man um jeden Preis aus dem Weg gehen sollte. Er war sogar noch feindseliger als das dämonenverseuchte Land, in dem er lebte.

    Nachdem sie ihre zerstückelten Gedanken zum Verstummen gebracht hatte, öffnete Kyoko ihre smaragdgrünen Augen und sprang von dem Stein, nur um dann wie angewurzelt stehenzubleiben. Da… keine zehn Meter vor ihr stand Kyou. Er sah fast aus wie ein Engel, abgesehen von dem gefährlichen Ausdruck in seinen goldenen Augen.

    ‚Wenn man vom Teufel spricht‘, dachte sie innerlich.

    Die Dunkelheit, die auf der Lichtung herrschte, schien seinen Körper zu beleuchten… gab ihm ein geisterhaftes Aussehen. Kyous Stille war donnernd. Er sah aus, als würde er etwas überlegen, und Kyoko hatte so ein Gefühl, dass

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