Das Haus Zamis 24 - Charta Daemonica
Von Logan Dee und Catalina Corvo
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Über dieses E-Book
Eine Legende besagt, dass in Ystad ein schwarzes Zwergenvolk sein Unwesen treibt. Zugleich pflegen die Einheimischen eines benachbarten Dorfes einen rätselhaften Kult ...
Der 24. Band von "Das Haus Zamis".
"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer
enthält die Romane:
65: "Höllenpakt"
66: "Die schwarzen Zwerge"
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Das Haus Zamis 24 - Charta Daemonica - Logan Dee
Charta Daemonica
Band 24
Charta Daemonica
von Catalina Corvo und Logan Dee
nach einer Story von Uwe Voehl
© Zaubermond Verlag 2013
© Das Haus Zamis – Dämonenkiller
by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Lektorat: Dario Vandis
Titelbild: Mark Freier
eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur
http://www.zaubermond.de
Alle Rechte vorbehalten
Was bisher geschah:
Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.
Auch von anderer Seite droht Asmodi Ungemach. Unzufrieden mit seiner Herrschaft, hat sich ein Geheimbund oppositioneller Dämonen gebildet, dessen Mitglieder maskiert in der Öffentlichkeit auftreten und Asmodi zum Rückzug auffordern. Da der Fürst dies strikt ablehnt, scheint ein offener Krieg unter den Dämonen unausweichlich.
In dieser Situation tötet Cocos Mutter Thekla Zamis unter dem Einfluss Asmodis die Dämonin Traudel Medusa – die nicht nur Michael Zamis' Geliebte war, sondern auch ein hohes Mitglied der Oppositionsdämonen. Die Oppositionellen rufen zum Rachefeldzug … aber mit Cocos Hilfe gelingt es Michael Zamis, seine Unschuld zu beweisen. Dennoch sind die Oppositionellen nicht länger an seiner Unterstützung interessiert. Stattdessen ist es plötzlich Coco, die von ihnen hofiert wird. Als sie dem maskierten Anführer der Oppositionsdämonen bei einem Treffen in Rumänien klarmacht, dass sie kein Interesse an den politischen Intrigen der Dämonen hat, verpasst er ihr ungefragt ein »Permit« – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Einst, wenn die Oppositionellen die Macht in der Schwarzen Familie übernommen hätten, werde ihr dieses Permit Schutz gewähren …
Michael Zamis versucht weiterhin, das Vertrauen der Oppositionsdämonen zurückzugewinnen. Diese legen ihrerseits jedoch auf eine Zusammenarbeit mit ihm keinen besonderen Wert mehr. Um ihn zudem unter Kontrolle zu halten, haben sie Traudel Medusa aus dem Totenreich reaktiviert. Sie setzen eher auf Coco.
Asmodis Trumpf im Ärmel ist Thekla Zamis, die Lebensgefährtin Michaels – doch diese verfällt mehr und mehr der Schwarzen Eminenz, bei dem es sich offensichtlich um den Anführer der Oppositionsdämonen handelt.
Michael Zamis steht also zwischen allen Fronten und wirkt zunehmend unzufriedener. Diese Konstellation führt aber auch innerhalb der Familie Zamis zu Spannungen. Spannungen, die fast zum Bruch führen.
Schließlich lockt die Schwarze Eminenz den Fürsten der Finsternis und seine Getreuen zu Vertragsverhandlungen nach Asmoda, einem heruntergekommenen Dorf an der österreichisch-slowenischen Grenze. Im Schloss der Gräfin Anastasia von Lethian kommt es zur entscheidenden Auseinandersetzung, die jedoch weder Nocturno noch Asmodi für sich entscheiden können.
In Wien sollen die Verhandlungen endlich zu einem Ende kommen und die Charta Daemonica besiegelt werden. Doch wiederum kommt es anders, als Asmodi gedacht hat …
Erstes Buch: Höllenpakt
Höllenpakt
von Catalina Corvo
nach einer Story von Uwe Voehl
1.
Wien, Gegenwart
(Michael)
»Mehr Wodka!«, forderte Michael Zamis und lehnte sich entspannt gegen den schönen Körper seiner Geliebten, während die ätherischen Öle des Badewassers seine Nase umschmeichelten. Sinnfrei in der Wanne zu hocken, entsprach zwar nicht seinen üblichen Gewohnheiten, aber nach den nervenaufreibenden Ereignissen in Asmoda hatte er sich ein wenig Entspannung verdient. Traudel machte sich gut als Badenixe. Sie saß hinter ihm, umschlang seine Beine mit ihren üppigen Schenkeln, zog seinen Kopf an ihren Busen, kraulte sein Kinn und sorgte für permanenten Alkoholnachschub, indem sie brav die Gläser auffüllte.
Außerdem bewunderte sie seine Tapferkeit und massierte auf diese Weise auch sein Ego. Was man von der restlichen Mischpoke in Michaels Haushalt kaum sagen konnte. Coco ging ihre eigenen Wege. Und auch der andere Nachwuchs hatte sich bei der ersten Gelegenheit abgeseilt. Thekla zog sich den ganzen Tag in ihr Zimmer zurück und schloss sich dort ein. Angeblich, um sich auszuruhen. Aber sicherte man denn eine Tür mit magischen Fallen, wenn man sich nur ausruhen wollte?
Lediglich Traudels Fürsorge rechtfertigte es, die Zamis-Villa noch als trautes Heim zu bezeichnen.
»Dein Boss hat sich einige Frechheiten erlaubt«, brummte Michael. »Das Benehmen der Oppositionsdämonen war peinlich und amateurhaft.« Michael verschwieg geflissentlich, dass sich auch das Team Asmodi nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte, was Kompetenz anging. »Du solltest dir einen besseren Verbündeten suchen als diesen Nocturno. Der Mann ist nichts weiter als ein Großsprecher und Budenzauberer.«
»Wenn du das sagst, Geliebter.« Die sanften Finger, die Michaels Nacken massierten, konnten nicht über den spöttischen Tonfall hinwegtäuschen.
»Er ist ein Betrüger, ein Lump und ein ehrloser Schuft!«, fuhr er sie an.
»Das sagt man auch über dich.« Kichernd fuhr sie ihm durchs Haar und schmiegte sich enger an ihn. Aber Michaels Stimmung war gründlich ruiniert. »Was soll das heißen? Was bist du plötzlich so aufsässig?«
»Plötzlich?« Traudels Kichern mutierte zu einem gehässigen Zischen. »Du kennst mich nicht, Michael Zamis. Aber du wirst mich kennenlernen.«
Unvermittelt ringelte sich ein Schlangenleib um seine Hüften und Beine. Wand sich, schnürte ihn ein. Ihre Finger schossen zu seinem Hals und würgten ihn. Michael wollte das Weib von sich stoßen, sie mit einem finsteren Fluch niederstrecken, aber auf einmal war seine Zunge bleischwer. Seine Arme gehorchten ihm nicht mehr. Die Schlampe hatte eine magische Falle aktiviert. Plötzlich roch er das beißende Gift im Badewasser. Die Dämpfe lähmten ihn, sein Schädel brummte. Wann hatte Traudel diesen Angriff vorbereitet und so gut getarnt, dass der Giftzauber allen entgangen war?
Wahrscheinlich während der jüngsten Machtkämpfe in Asmoda. Anscheinend hatte das Dreckstück mehr getan, als nur das Haus gehütet. Wer vermochte jetzt noch zu sagen, wie lange dieser Verrat geplant gewesen war?
Diese Erkenntnis nutzte Michael jedoch wenig, denn Traudels Finger drückten ihn unbarmherzig unter Wasser. Der Druck um seinen Hals raubte ihm den Atem. Er konnte nicht einmal strampeln, denn ihr Schlangenleib presste die Lebenskraft aus seinem gelähmten Körper.
Ein zorniges Gurgeln entrang sich Michaels Brust, während seine knappen Bewegungen weiter erlahmten.
Schwärze wallte vor seinen Augen auf und zog ihn langsam aber sicher in ihren betäubenden Schoß.
Doch dann hielt etwas seinen sanften Fall in die Finsternis auf. Ein Platschen, Fingernägel, die wie Skalpelle in seine Haut stachen, Traudels Körper, der wild zuckte und die Kontrolle über ihn verlor.
Licht und Ton kehrten zurück in seine Welt. Ebenso der Wille zum Widerstand. Mit einem Minimum an Bewegung, das sein gepeinigter Körper noch aufbrachte, stieß Michael die Schlange von sich und kämpfte sich an die Wasseroberfläche. Seine Lungen lechzten nach Sauerstoff.
Erleichtert schnappte Michael nach Luft und blickte in das Gesicht seiner Frau. Thekla. Blut lief über ihr Handgelenk, tropfte von der Klinge einer runenverzierten Axt. Theklas Augen blitzten. Einen Augenblick lang glaubte Michael, dass die Axtschneide gleich seine Kehle durchbohrte, doch dann streckte ihm Thekla mit einem bösen Lächeln Traudels schmerzverzerrtes Haupt entgegen. Traudels Schlangenkörper lag jedoch noch neben Michael in der Wanne. Ganz still.
Das ehemals helle Wasser hatte nun eine dunkelrote Farbe und einen metallisch-süßlichen Geruch.
»Ein Bad in Drachenblut, mein Gatte?« Theklas Lächeln, als sie sich auf den Badewannenrand setzte und das Haupt der Medusa achtlos gegen die Zimmertür warf, war warm und herzlich wie schon lange nicht mehr. »Das soll gut gegen Schwachstellen in der eigenen Abwehr sein.«
»Es hilft allerdings nicht gegen Blindheit«, brummte Michael.
Theklas Lächeln wuchs. Sie beugte sich vor und gab Michael einen sanften Kuss. Dass Traudels Blut an seinen Lippen klebte, schien sie nicht zu stören. Im Gegenteil, der Kuss führte beide Eheleute in eine innige Umarmung. Michael wusste, dass seine kluge Frau seine Entschuldigung erkannt und verstanden hatte. Sie erwartete nicht, dass er sie aussprach oder zu Kreuze kroch. Das hatte ihn auch sofort zu ihr hingezogen. Die stille Art, mit der sie seine Eskapaden hinnahm, wohl wissend, dass er immer wieder zu ihr zurückkehrte. Jetzt fiel ihm alles wieder ein.
Die gemeinsamen Stunden mit Traudel hingegen, ihr angebliches Verständnis, ihr aufregender Körper, die Wollust – das alles erschien Michael nur noch wie ein ferner, verwirrender Traum. Als ob der Tod der Schlangenfrau die Erinnerung an sie gleich mit ausgelöscht hatte.
»Wir sollten auf Nummer sicher gehen, dass diese Klette sich nicht doch noch irgendwie regeneriert. Immerhin ist sie schon einmal zurückgekommen.«
»Was schlägst du vor?« In diesem Augenblick war Michael durchaus geneigt, den Ratschlägen seiner Frau Gehör zu schenken.
»Wir versteinern das, was von ihr übrig ist, und setzen das Ganze dann im Keller noch zusätzlich unter einen Bannzauber.« Thekla betrachtete den Leichnam in der Badewanne eingehend, und ein verächtliches Lächeln huschte über ihre schmalen Lippen. »Das Dreckstück soll keine weitere Gelegenheit haben, in dieser Familie Unfrieden zu stiften.«
»Es sei, wie du sagst«, gestand Michael zu. Nebenbei duschte er sich ab und stieg aus der Wanne. Thekla reichte ihm einen frischen, weichen Bademantel.
»Du wusstest, dass sie das versuchen würde«, stellte Michael schließlich fest, nachdem das Werk im Keller getan war und mächtige Bannzauber Traudels zerteilten und versteinerten Körper gefangen hielten. Die Schlangendämonin sah wirklich sehr tot aus, aber sicher war eben sicher.
»Ich ahnte, dass die Schlampe es nicht nur auf Coco und mich, sondern auch auf dich abgesehen hatte«, erklärte Thekla leichthin. »Außerdem hatte ich so ein Gefühl, dass Nocturno sie nach unserer Rückkehr aus Asmoda auf dich ansetzen würde.«
Obwohl Michael seiner Frau mehr als dankbar war, dass sie ihn vor seiner verräterischen Geliebten bewahrt hatte, stutzte er.
»Inwiefern? Was für ein Gefühl?«
Sie zuckte die Achseln, blickte zum Fenster. »Nur eine Ahnung. Ich mochte sie nie. Sie hat mir nach dem Leben getrachtet. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob nicht irgendwer das Weib nach ihrer sogenannten Wiederauferstehung als Schläferin in unser Haus eingeschleust hat.«
Theklas Worte klangen vernünftig, logisch und überzeugend. Dennoch blieb ein schaler Geschmack auf Michaels Zunge zurück, wenn er daran dachte, wie lange Nocturno seine Frau bei sich behalten hatte. Hatte die schwarze Eminenz Traudel benutzt, um Michael von seiner Gattin abzulenken und ihn auszuschalten, damit er selbst Thekla besitzen konnte?
Michael schüttelte den Kopf. Zu viele Feinde. Zu viele Beinahe-Katastrophen, verursacht durch die Oppositionsdämonen. Das ging auch an ihm nicht spurlos vorüber. Langsam wurde er paranoid. Andererseits … undenkbar war es nicht.
Als Michael seine Frau in dieser Nacht liebte und den Bund der Ehe auf diese Weise mit ihr erneuerte, schien sie ihm nicht recht bei der Sache. Die Bitterkeit begleitete ihn in einen unruhigen Schlaf.
Flugplatz Fliegerhorst, Lübeck,
24. August 1940
(Georg)
Ich folgte Nocturno über den Flugplatz. Die sinkende Sommersonne umgab die Jäger und Bomber und auch die geschäftigen Menschen, die an ihnen werkelten, mit einer rot glühenden Aureole. Im Stabsgebäude flammten die ersten Lichter auf.
Um uns herum dröhnten Propeller bei Wartungstests, ratterten Motoren, wurden schwere verbogene Tragflächen zurechtgeklopft.
Meine Rekrutenuniform lag ungewohnt auf meiner Haut, der Kragen schnürte mich ein. Nocturnos Feldjacke hingegen passte ihm wie angegossen. Als sei die Uniform für ihn gemacht. Aber das war bei meinem Lehrmeister nichts Ungewöhnliches. Welche Rolle auch immer er annahm, er überzeugte bis ins kleinste Detail, konnte sein Verhalten und seine Persönlichkeit verbiegen und formen wie Teig.
Ich hingegen hatte große Schwierigkeiten, mit meiner neuen Größe zurechtzukommen. Mit einem Fingerschnippen hatte Nocturno Vaters Zauber entkräftet und mir meine wahre Gestalt zurückgegeben. Nun war ich ein hoch aufgeschossener Achtzehnjähriger. Zu dumm nur, dass ich mein ganzes Wachstum verpasst hatte. Ich fühlte und bewegte mich zum Teil noch wie ein Achtjähriger, was mir nicht nur eine erhöhte Unfallneigung bescherte, sondern Fremde zum Lachen reizte.
Auch jetzt stolperte ich schlaksig und mit schlenkernden Armen hinter Nocturno her. Ich spürte die mitleidigen Blicke der Piloten, die erschöpft von zu vielen Einsätzen ihre von Kämpfen gezeichneten Maschinen bemannten.
Ich konnte die allgemeine Erschöpfung, die Auszehrung und nervliche Anspannung spüren wie einen giftigen Algenteppich, der die sonst so freien Fluten des Meeres verseuchte. Welche der zerschundenen, alten Dornier-Bomber würden beim nächsten Einsatz den britischen Spitfires zum Opfer fallen? Wer geriet als Nächster in Kriegsgefangenschaft und schaffte es nicht mehr rechtzeitig aus dem brennenden Cockpit?
Jeden Tag Verluste, jeden Tag der elendige Flug über den Kanal, um mit fast leeren Tanks ein paar Bomben auf die britischen Flughäfen zu schmeißen. Und immer mehr lahme Enten versanken im Kanal, anstatt wie Vögel in der Luft zu bleiben. Die Piloten wurden müde, die Augenringe dunkler, selbst Routinegesten fahriger.
Nocturno hingegen lebte auf. Mutlosigkeit und Verzweiflung waren sein Elixier. Er schien diese Emotionen aufzusaugen. Und er verströmte sie gleichermaßen, wohin er auch ging.
Wie praktisch, dass sich der leitende Offizier am Tag zuvor erst besoffen und dann erschossen hatte. So konnte »Hauptmann Nachtmeister« problemlos seinen Posten einnehmen, kam als Ersatz wie gerufen. Ich dackelte ihm als Sekretär hinterher.
Wir blieben bei einer wettergegerbten Ju 88 stehen. Zwei Techniker bestückten den altgedienten Bomber mit dem aufgemalten roten Tatzelwurm-Gruppenabzeichen an der Seite mit frischer Munition. Eine schöne Maschine, wenn auch nicht so elegant wie die frisch in Serie gegangenen Messerschmitts mit ihren gelben Propellernasen. Im Gegensatz zu den neuen Überfliegern, die sich erst noch beweisen mussten, war diese Junkers eine gestandene Dame, die Respekt verdiente.
Nocturno schien das Gleiche zu denken. Sanft strichen seine Fingerspitzen über den kalten Stahl eines Flügels. »Ein wunderbares Instrument.«
Ich legte meine Hand auf den Tatzelwurm. Plötzlich schien die Maschine zu vibrieren, und einen Lidschlag lang tanzte eine kleine blaue Flamme im aufgerissenen Rachen des Drachen. Nocturnos Stimme flüsterte an meinem Ohr. Doch sie klang hohl.
»Ein Todesbote. Bereit, die Seelen der Unglücklichen in ewige Finsternis zu führen.«
Das Metall unter meinen Fingern bebte im Takt seiner Worte, pulsierte, wie ein Herzschlag.
»Wie ein Dämon. Einer von uns. Nur ohne Seele. Oder?«
Obwohl es helllichter Tag war, erkannte ich in der Frontscheibe des Cockpits Nocturnos Spiegelbild. Aber nicht meins.
Im nächsten Moment saß Nocturno in der Maschine. Er lächelte mich an und setzte die Fliegerbrille auf. Zugleich erklang sein Flüstern noch immer an meinem Ohr.
»Was denkst du, Georg? Haben Maschinen Seelen?«
Unwillkürlich nickte ich. Maschinen konnten Seelen haben. Und sie konnten sogar träumen. Wie Lena. Ein kalter Schauer durchfuhr mich, als ich an das Maschinenmädchen dachte, das mir ein paar flüchtige Tage lang mehr bedeutet hatte, als jedes Wesen aus Fleisch und Blut.
Nocturno betätigte im Cockpit ein paar Schalter, griff über sich, und der Propeller begann, ratternd zu kreisen.
»Und gibt es auch Gut und Böse unter ihnen? Sag es mir, Georg.«
Dann war ich frei. Der Spuk erstarb. Das Cockpit war leer, der Rotor stumm, das Metall still.
Neben uns kroch ein Techniker unter dem Flugzeug hervor. Er warf Nocturno und mir einen