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Das Haus Zamis 20 - Biikebrennen
Das Haus Zamis 20 - Biikebrennen
Das Haus Zamis 20 - Biikebrennen
eBook233 Seiten3 Stunden

Das Haus Zamis 20 - Biikebrennen

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Über dieses E-Book

Langsam, aber sicher werden die Oppositionsdämonen für Asmodi II., das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zum ernsten Problem. Auch Michael Zamis versucht, aus dem schwelenden Konflikt Profit zu ziehen, doch bisher sind all seine Versuche, sich mit den Oppositionsdämonen gegen Asmodi zu verbünden, gescheitert. Nun wird das "Biikebrennen", jener unheimliche alte Brauch auf der Insel Sylt, für seine Kinder Coco und Georg buchstäblich zur Feuertaufe ...

Der 20. Band von "Das Haus Zamis".

"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer

enthält die Romane:
57: "Der Sohn des Dämons"
58: "Biikebrennen"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Mai 2013
ISBN9783955722203
Das Haus Zamis 20 - Biikebrennen

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    Buchvorschau

    Das Haus Zamis 20 - Biikebrennen - Uwe Voehl

    Biikebrennen

    Band 20

    Biikebrennen

    von Catalina Corvo und Logan Dee

    nach einer Story von Uwe Voehl

    © Zaubermond Verlag 2013

    © Das Haus Zamis – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Lektorat: Dario Vandis

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

    http://www.zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Was bisher geschah:

    Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt. Auch von anderer Seite droht Asmodi Ungemach. Unzufrieden mit seiner Herrschaft, hat sich ein Geheimbund oppositioneller Dämonen gebildet, dessen Mitglieder maskiert in der Öffentlichkeit auftreten und Asmodi zum Rückzug auffordern. Da der Fürst dies strikt ablehnt, scheint ein offener Krieg unter den Dämonen unausweichlich.

    In dieser Situation tötet Cocos Mutter Thekla Zamis unter dem Einfluss Asmodis die Dämonin Traudel Medusa – die nicht nur Michael Zamis' Geliebte war, sondern auch ein hohes Mitglied der Oppositionsdämonen. Die Oppositionellen rufen zum Rachefeldzug ... aber mit Cocos Hilfe gelingt es Michael Zamis, seine Unschuld zu beweisen. Dennoch sind die Oppositionellen nicht länger an seiner Unterstützung interessiert. Stattdessen ist es plötzlich Coco, die von ihnen hofiert wird. Als sie dem maskierten Anführer der Oppositionsdämonen bei einem Treffen in Rumänien klarmacht, dass sie kein Interesse an den politischen Intrigen der Dämonen hat, verpasst er ihr ungefragt ein »Permit« – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Einst, wenn die Oppositionellen die Macht in der Schwarzen Familie übernommen hätten, werde ihr dieses Permit Schutz gewähren ...

    Erstes Buch: Der Sohn des Dämons

    Der Sohn des Dämons

    von Catalina Corvo

    nach einer Story von Uwe Voehl

    1. Kapitel

    Zu spät bemerkte Georg Zamis die zuckende Bewegung im Schatten. Bevor er in den schnelleren Zeitablauf wechseln konnte, wand sich die feuchte Schlinge schon um die Handgelenke und seinen Hals. Im nächsten Augenblick rann eine schleimige Flüssigkeit über sein Gesicht. Sie nahm ihm die Sicht und füllte seinen Mund, nistete sich ein und quoll immer wieder hervor wie Speichel. Je mehr er davon ausspuckte, umso mehr entstand neu. Der bittere Geschmack ließ ihn würgen. Eine weitere Fessel schnürte seinen Brustkorb und seine Beine ein, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Er verfluchte sich für seine Unvorsichtigkeit, aber es war zu spät.

    Schließlich wisperte eine vertraute Stimme in sein Ohr. »Du hättest vorsichtiger sein sollen. Aber nun werden wir dir eine Lektion erteilen müssen.«

    Georg spuckte aus. »Wieso hast du mich verraten?«, röchelte er. »Wir sind doch …«

    »Verwandt?« Die Stimme lachte tonlos. »Blut ist dicker als Wasser, heißt es.«

    Jemand zerrte Georg an seinen Fesseln in die Höhe. Dann kam er mit dem Rücken auf einem kalten, glatten Stein zu liegen.

    »Das werde ich jetzt herausfinden. Wenn ich dich aufschneide. Dein Innenleben ist bestimmt sehr interessant.«

    Zunehmend panisch kämpfte Georg mit dem Schleim, der mittlerweile seine Kehle hinabrann. »Du bist ja krank!«, röchelte er.

    »Ich weiß. Und gegen manche Krankheiten gibt es nur eine Heilung.«

    Warme Finger fuhren erstaunlich sanft über seine Wangen und seinen Hals, bevor dieselben zärtlichen Finger brutal auf seine Gurgel drückten, um ihm das Hemd aufzureißen.

    »Den Tod …«

    Wien, 31. Oktober 1926

    Als die Uhren halb zwölf schlugen, schlummerte der Wiener Zentralfriedhof längst einen tiefen, traumlosen Schlaf. Nur ein einzelner, großer Mann schritt zwischen den Grüften entlang. Der hochgeschlagene Mantelkragen verbarg sein Gesicht weitgehend. Lediglich schwarzes Haar lugte unter dem Kragen seines modischen Hutes hervor. Ein schwarzer Schnauzbart überschattete die Mundpartie. Er trug feine Lederhandschuhe. In der Hand hielt er eine Ledertasche, darin wehrte sich etwas gegen die Enge. Immer wieder beulte sich das Leder aus.

    Vor einer weiß schimmernden Marmorgruft hielt er inne. Wilder, blutroter Wein rankte sich an beiden Säulen hoch, die die vergitterte Eisentür flankierten. Der Besucher musterte den Türrahmen aufmerksam. »Gesegnet sei das Geschlecht Ihro Hochwohlgeboren der Grafen von Seydlak«, verriet ein edel gravierter Schriftzug den Familiennahmen der hier Bestatteten. Unvermittelt riss der Mann eine Weinranke ab und fand darunter die Reste einer kabbalistischen Zeichnung. Eine Bannglyphe, der aber längst keine Kraft mehr innewohnte. Zufrieden nickte er zu sich selbst. Er stellte die Tasche ab. Gerade machte er sich an dem schweren, eisernen Türschloss zu schaffen, da erklang hinter ihm ein Scharren und Kratzen.

    Der Mann im Mantel fuhr herum. Nur wenige Schritte entfernt bewegte sich wie von selbst ein verwitterter Grabstein. Mit hypnotischer Langsamkeit schoben sich dürre Finger mit unnatürlich langen Krallen aus dem Erdreich. Eine Hand krallte sich um den moosbewachsenen Stein, eine zweite folgte. Dann brach der feuchte Boden auf und gab den aufgedunsenen, bleichen Kopf eines Ghouls frei. Erdklumpen klebten am Schädel und den einzelnen fetzengleichen Haarsträhnen. Eine dünne Zunge leckte blutleere Lippen. Der Leichenfresser zwinkerte und witterte. Seine Nasenflügel blähten sich unnatürlich weit, als sie den fremden, viel zu lebendigen Geruch des Besuchers einfingen. Noch war der Ghoul dem Erdreich nicht vollständig entstiegen. Ächzend zog er die Schultern nach. Dabei sah er sich um. Sofort blieb sein Blick an dem großen Fremden haften, der noch immer vor der Krypta stand. Seine Augen weiteten sich.

    »Du …. bist …«

    Mit einem einzigen Satz war der Fremde bei ihm, packte zu und riss den bleichen Kopf vom Rumpf. Morsche Knochen knackten leise wie trockenes Holz. Die Klauenhände fielen kraftlos zurück in die aufgelockerte Graberde. Der Fremde warf den Kopf dazu und stieß Körper und Haupt zurück in das Grab, dem sie entstiegen waren. Dann trat er die Erde wieder fest. Ärgerlich rieb er die Lederhandschuhe an seinem Mantel sauber, dann wandte er sich erneut der Gruft zu.

    Unter seinen geschickten Händen gab das Schloss schnell nach. Die eisernen Scharniere stöhnten wie ein Chor gequälter Seelen, als sie den Weg in die Gruft freigaben. Ohne Zögern stieg der Fremde eine schmale Steintreppe hinab in die Dunkelheit.

    Er verzichtete auf eine Lichtquelle, konnte er sich doch im Dunkeln besser orientieren als ein gewöhnlicher Mensch. Seine magisch verstärkten Sinne ließen ihn im kahlen Kryptaraum mehrere Särge erkennen. Marmorputten und Reliefs, die biblische Szenen darstellten, verzierten die letzten Ruhestätten derer von Seydlak.

    Lediglich ein einziger Sarg kam ohne den Schmuck aus. Statt komplizierter Bilder wand sich eine einzelne Schlange aus schwarzem Marmor um die Seitenwände des Sarkophags. Ein kleines Messingschild trug den simplen Namenszug »Hochwohlgeboren Gloria von Seydlak«, ohne einen frommen Psalm oder einen Hinweis auf Gottes Gnade.

    Der Eindringling hatte es auf diesen Sarg abgesehen. Ohne große Anstrengung schob er den schweren steinernen Deckel beiseite.

    Im Inneren des Sargs ruhten die Überreste einer Frau. Ein weißes, prächtiges Totenkleid umhüllte die dürre Gestalt. Gesicht und Hände waren eingefallen. Wie ausgetrocknetes Pergament klebte die dünne Haut an morschen Knochen. Auf dem Schädel war kein Fleisch mehr, das ehemals lange Haar ausgefallen. Vorsichtig stieß der Fremde den Kopf an. Er rollte vom Kissen, auf dem er sorgfältig drapiert worden war. Der Schädel saß nicht mehr auf dem Rumpf.

    Der Eindringling legte den Kopf sorgfältig an seinen Platz zurück. Dann entnahm er den Taschen seines Mantels Kreide, Kerzen und einige eindeutig schwarzmagische Paraphernalien. Mit einem Skalpell trennte er vorsichtig das Kleid auf und legte den Leichnam gänzlich frei. Außerdem schnitt er einige Hautfetzen von der Leiche ab, pulverisierte sie in einem Mörser und vermischte das Ergebnis mit Kräutern und Harzen zu einem Räucherwerk, das er zu guter Letzt in eine Messingschale füllte.

    Schließlich erhellten sieben schwarze Kerzen den Raum. Komplexe Kreidezeichnungen an den Wänden verwirrten das Auge mit ihrem verschlungenen Muster. Blasphemische Zeichen riefen die Macht fremdartiger Dämonen herbei. Der Eindringling entzündete das Räucherwerk und intonierte dabei einen Singsang in der längst vergessenen Sprache der alten Sumerer. Der Ritus war uralt, gefährlich und doch führte der Fremde ihn mit absoluter Kaltblütigkeit aus. Er rief Tiamat, die Urschlange, die Ungeheuer gebar und sich in schwarzer Wollust ihre eigenen Kinder einverleibte. Die dunkle Verschlingerin. Mit dem angezündeten Räucherwerk in der Hand umschritt er achtmal den Sarg, rief immer wieder die dunkle Schöpfungskraft einer anderen, fernen Ebene herbei, bis eine undurchdringliche Dunkelheit die Krypta erfüllte und Stück für Stück die Kerzenflammen vereinnahmte, die am Ende nur noch in einem fahlen, schwachen Rot flackerten.

    Schließlich blieb er am Kopfende des Sarges stehen. Dort hatte er zuvor die Tasche deponiert. Das Wesen darin strampelte nun heftig, als ahne es, was ihm bevorstand, ein leises, hilfloses Wimmern wehte durch die Nacht. Die Wände der Gruft warfen das Geräusch unbarmherzig zurück. Dieser Ort kannte keine Gnade.

    Mit der Ruhe und Präzision eines Chirurgen öffnete der Fremde die Tasche und hob den Säugling in die Höhe. Dürre kleine Beinchen strampelten. Winzige Hände zuckten ein letztes Mal, dann erstarb das Weinen. Blut sickerte auf den Leichnam im Sarg herab, als der Mann den Sarg ein neuntes Mal umrundete. Er achtete sorgfältig darauf, keine Körperstelle auszulassen. Erst als die dunkle Flüssigkeit die Leiche gänzlich bedeckte, hielt er inne. Mit dem letzten Rest Blut, das der Kinderkörper hergab, bestrich er die schwarze Schlange an der Außenwand. Dann wartete er.

    Die Dunkelheit verdichtete sich, von den Wänden her strebte sie auf ein Zentrum zu: den Sarg mit der blutbeschmierten Leiche. Die Kerzen lebten auf wie gewürgte Sklaven, die einer Fessel entkommen waren, und strahlten umso heller und verzehrender, als die Finsternis den Sarg einhüllte und in ihn hineinkroch wie ein lebendes Wesen. Plötzlich zuckte die Schlange. Sie riss ihr Maul auf. Und löste sich vom Stein.

    Ein dunkles Grollen erfüllte die Kammer. Der gerufene Dämon war erschienen und nahm das Opfer an. Das schwarze Schlangenwesen richtete sich auf, glitt ebenfalls in den Sarg hinein, über die Leiche hinweg, badete gierig im frischen Blut. Erst als der Seidenstoff wieder das übliche, vergilbte Grau zeigte, löste sich der Dämon mit einem letzten ohrenbetäubenden Brüllen auf. Dort, wo sich die Schlange eben noch gewunden hatte, lag nun eine schöne Frau in der Blüte ihrer Jahre. Die pergamentene Haut schimmerte nun wieder wie zartes Elfenbein, die eben noch eingefallenen Wangen waren voll und rosig, helle Augen blickten verwirrt und ein wenig verloren in die Welt.

    Langsam richtete die Frau sich auf.

    Der Fremde beugte sich über sie. Sie erkannte ihn und lächelte. »Du bist hier«. Ihre vollen Lippen schimmerten verlockend im Kerzenschein, ihr langes Haar hatte einen warmen Schimmer. Die Frau streckte die Arme nach dem Fremden aus; er erwiderte die Geste.

    »Wärme mich!«, hauchte die Frau. »Erfülle mich mit neuem Leben.«

    Er lächelte zufrieden und zog den jungen Leib näher. Sie gab sich seinem Drängen willig hin.

    Gegenwart

    Ich beobachtete meinen Bruder argwöhnisch. Er saß ganz unschuldig am Küchentisch und löste ein Kreuzworträtsel, als wüsste er ganz genau, dass ich ihn im Auge behielt. Obwohl er sich den Anschein von Normalität gab, spürte ich, dass irgendetwas in ihm vorging.

    Seit einigen Tagen benahm sich Georg merkwürdig. Selbst meine ignorante Schwester Lydia, die seit einigen Tagen aus London zurückgekehrt war, hatte das mitbekommen. Ständig war er außer Haus, kam und ging zu den ungewöhnlichsten Tageszeiten. Auch wirkte er häufig abwesend, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders.

    Vorgestern hatte ich um vier Uhr morgens die Haustür gehen hören. Ich hatte unruhig geschlafen und war aufgeschreckt. Als ich hinunter ins Erdgeschoss geschlichen war, um nachzusehen, wer da so spät oder auch so früh heimkehrte, hatte Georg seinen Mantel auf den Garderobenhaken gehängt. Er sah müde aus und gleichzeitig beschwingt. Natürlich hatte er mich sofort bemerkt. Ich hatte vorgegeben, mir ein Glas Milch aus dem Kühlschrank holen zu wollen. Er hatte die Augen zusammengekniffen, aber nichts gesagt. Als ich ihn gefragt hatte, wo er um diese Zeit herkam, war er mir ausgewichen.

    »Disco«, hatte er gemurmelt. Disco! Das glaubte er doch selbst nicht. Georg war nicht der Typ für so etwas. Zu Lydia passten durchfeierte Nächte, aber Georg? Nein.

    Lydia, die das Tratschen nicht lassen konnte, lieferte mir schließlich eine Erklärung, die mich nur noch mehr verwirrte. Einer ihrer zahlreichen Verehrer aus den niederen Rängen der Schwarzen Familie wollte Georg mit einer jungen Frau gesehen haben. Erst hatte er sie in einem Café getroffen, dann war er mit ihr in ein Taxi gestiegen. Ich konnte es kaum glauben. Mein trockener, emotionsloser Bruder auf Freiersfüßen?

    »Und weißt du, was daran wirklich krass ist?« Lydias Augen funkelten vor Vergnügen am Skandal, den sie witterte.

    »Was denn?«, fragte ich brav.

    Lydia neigte sich zu mir und senkte die Stimme. »Niemand kennt diese Tussi. Sie soll hübsch sein. Na ja, nicht so hübsch wie ich, aber …«

    »Komm zur Sache«, drängte ich. Ich hasste es, wenn meine Schwester sich in geistlosem Geschwätz verlor.

    »Niemand kennt sie.«

    »Und?«, fragte ich. Er traf sich mit irgendeiner unbekannten Hexe, was war daran so schockierend?

    Lydia grinste. »Sie ist kein Mitglied der Schwarzen Familie.«

    Das war allerdings alarmierend.

    »Ich werde mal besser Paps Bescheid sagen.« Lydia schien sehr froh zu sein, sich bei unserem Vater, der sie kaum beachtete, wichtigmachen zu können. »Sonst haben wir demnächst zwei Menschenfreunde im Haus«, fügte sie noch hinzu.

    Ich ignorierte die Provokation. Der andere Menschenfreund war ja eindeutig ich. Schließlich wusste jeder, dass ich mir schon des Öfteren mehr aus Menschen gemacht hatte, als das in unserer Familie üblich war.

    »Tu, was du nicht lassen kannst«, gab ich betont uninteressiert zurück. Gleichzeitig beschloss ich, Georg zu warnen. Ich wusste nur zu gut, wie unangenehm es war, wenn man von Vater heranzitiert und ausgefragt wurde. Ich wollte Georg zumindest die Chance geben, sich darauf vorzubereiten. Vielleicht hatte er ja gute Gründe für sein Verhalten.

    Ich setzte mich neben ihn an den Tisch. Georg schlug die Zeitschrift mit dem Kreuzworträtsel zu. Er hatte mir einmal gesagt, dass ihn diese kleinen Denkspiele amüsierten.

    »Was ist?«, fragte er schroff.

    »Lydia will mit Vater über dein Verhalten sprechen«, erklärte ich unverblümt.

    »Ach so?« Das war alles, was er dazu zu sagen hatte? Ich schüttelte den Kopf. Georg war also entschlossen, sich dumm zu stellen. Ich wusste aus Erfahrung, dass das bei unserem Vater nicht funktionierte. »Einer ihrer Freunde hat dich gesehen. Mit einer Frau. Einem Menschen«, fügte ich eindringlich hinzu.

    Ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Tatsächlich kniff er ganz leicht die Augen zusammen. Obwohl er den Unbeteiligten sehr gekonnt mimte, wusste ich, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Irgendetwas musste an der Geschichte dran sein. Aber Georg war nicht gewillt, damit herauszurücken. »Seit wann glaubst du Lydia?«, fragte er nur. Dann schlug er das Kreuzworträtsel auf. Das Thema war für ihn erledigt. Frustriert winkte ich ab.

    »Ganz wie du meinst.« Wenn er unbedingt in sein Verderben laufen wollte, bitte. Ich hatte ihn gewarnt.

    Vater war erwartungsgemäß weniger freundlich. Er setzte Georg beim gemeinschaftlichen Abendessen ganz schön unter Druck. Lydia lauschte triumphal, Mutter mit verkniffenem Ausdruck. Sie hielt sich raus, wie das meistens der Fall war. In den letzten Monaten hatte ich meine Mutter immer wieder auch anders kennengelernt. Nicht als die still duldende Frau an der Seite meines Vaters, sondern als das Heft in die Hand nehmende Tochter Asmodis, die sie nun einmal auch war. Wenngleich der Fürst der Finsternis im Laufe seines Lebens sicherlich unzählige Töchter gezeugt haben dürfte. Dennoch zog sich meine Mutter jederzeit wieder in die zweite Reihe zurück, sobald es die Umstände erlaubten.

    »Wer ist das Weib?«, fragte mein Vater bereits zum zweiten Mal. Die steile Falte zwischen seinen Brauen verhieß nichts Gutes. Sein Blick war eisern. Die Art, wie Georg die Serviette zerknüllte, verriet, dass er Vaters unerbittliches Starren nicht gerade genoss. Die ganze Szene kam mir

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