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Dorian Hunter 74 - Aus der Asche
Dorian Hunter 74 - Aus der Asche
Dorian Hunter 74 - Aus der Asche
eBook244 Seiten3 Stunden

Dorian Hunter 74 - Aus der Asche

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Über dieses E-Book

Dorian Hunter ist tot, Asmodi feiert den Sieg über seinen Erzfeind. Noch während Don Chapman das Dämonenkiller-Team neu formiert, zeichnet sich abermals Gefahr ab: Vier Päckchen erreichen die Jugendstilvilla. Sie enthalten mysteriöse Hinweise, die Hunters Freunde trennen und quer über den Erdball verstreuen sollen …

Der 74. Band der legendären Serie um den "Dämonenkiller" Dorian Hunter. - "Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer

enthält die Romane:
268: "Eis und Schnee"
269: "Aus der Asche"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum6. Dez. 2013
ISBN9783955720742
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    Buchvorschau

    Dorian Hunter 74 - Aus der Asche - Catalina Corvo

    Aus der Asche

    Band 74

    Aus der Asche

    von Christian Schwarz und Catalina Corvo

    nach einer Story von Susanne Wilhelm

    © Zaubermond Verlag 2013

    © Dorian Hunter – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

    http://www.zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Was bisher geschah:

    Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.

    Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Ihn kann Dorian schließlich töten.

    Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Rolle des Asmodi an. Niemand weiß, dass sie in Wirklichkeit hinter dem wiedererstandenen Fürsten steckt. Und letztendlich wird ihre Maskerade Wirklichkeit. Dass Lucinda sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um seine Macht zu erlangen, wird ihr zum Verhängnis. Während eines Kampfes gegen einen Zentrumsdämon, der unter den Isles of Scilly gefangen war, übernimmt der in ihr schlummernde Asmodi die Kontrolle über ihren Körper und ersteht so tatsächlich wieder auf.

    Zur selben Zeit kann Olivaro von den Scillies ein seltenes Artefakt mitnehmen: den Feuerschädel. Daraus erschafft er den Stab des Schlichters, ein Artefakt, mit dem eine Schlichterin noch vor der Zeit der Schwarzen Familie für Ordnung unter den Dämonen gesorgt hatte. Nun soll der neue Schiedsrichter der Schwarzen Familie derjenige sein, der diesen Stab berühren kann, ohne zu verbrennen.

    In einem rumänischen Dorf fällt die Entscheidung – und ausgerechnet Coco Zamis wird zur neuen Schiedsrichterin. Dorian Hunter fühlt sich verraten und verlassen und setzt alles daran, sie zurückzuholen. Doch seine Feinde sind ihm einen Schritt voraus, und obwohl es Dorian gelingt, Cocos größten Konkurrenten, Edwin Jong zu töten, zahlt er dafür einen hohen Preis: sein Leben.

    Erstes Buch: Eis und Schnee

    Eis und Schnee

    von Catalina Corvo

    nach einer Story von Susanne Wilhelm

    1.

    Fred Archer, London

    Der nächtliche Nebel verschlang selbst das farbenfrohe Leuchten der Strahler des London Eye. Anhaltender Regen hatte die ansonsten ansehnliche Uferpromenade in eine bizarre Seenlandschaft aus grauen Pfützen verwandelt. Das harte, gelbe Neonlicht der Straßenlampen geisterte auf den nassen Pflastersteinen, erreichte aber kaum die Anlegestellen, wo Boote und Jachten wie zusammengekauertes Vieh vor sich hindümpelten. Ihre Schemen hoben sich schwach gegen die dunkle Tiefe des Wassers ab.

    Selbst der niemals endende Verkehrslärm von der Westminster Bridge drang nur als verzerrtes Echo zum Ufer vor. Die nächtlichen Gassen des vornehmen Alt-London verschluckten ihn, als gehörten die Zeugnisse der Moderne nicht in ihren mitternächtlichen Traum.

    Lediglich die hastigen Schritte eines einzelnen Mannes hallten von den Fassaden der schmucken Gründerzeitbauten wider. Immer wieder warf der Eilige nervöse Blicke über die Schulter. Die rechte Hand umklammerte einen Gegenstand in der Manteltasche.

    Erst als er sich gründlich vergewissert hatte, dass ihm niemand folgte, hielt Fred Archer inne, um Luft zu holen. Sein eigenes Keuchen klang überlaut in seinen Ohren. Er suchte Halt am gusseisernen Ufergeländer und rang nach Luft. Dabei spähte er in die Gasse hinter sich, doch bereits nach der nächsten Straßenlaterne versank die Welt in undurchdringlichem Grau.

    Dumpf brummte auf der Themse ein vereinzeltes Motorboot vorbei. Aus einem Pub auf der anderen Seite des Stroms drangen Stimmengewirr und Gelächter.

    Er spähte dennoch in alle Richtungen, lauschte auf das leiseste Geräusch. Es mochte sich still verhalten, aber es war noch da. Das »Ding«, wie er es in Gedanken nannte. Es war seit drei Tagen immer da.

    Es lauerte am Rande seiner Wahrnehmung und verkroch sich im Schatten. Es ließ ihn nie zur Ruhe kommen. Wie ein durchdringender Blick aus unsichtbaren Augen. Wie Fingernägel, die leise über eine Tafel rieben, oder der heiße Atem eines Verfolgers im Nacken.

    Seit es aufgetaucht war, fand Fred keinen Schlaf mehr. Eine Unruhe hatte ihn erfasst, die ihn auf den Beinen hielt und durch das graue verregnete London trieb. Von Hotelzimmer zu Hotelzimmer, durch Busse und Bahnen. Selbst mit dem Taxi hatte er seinen unsichtbaren Verfolger nicht abschütteln können.

    Doch sein Ziel, den Schutz der Jugendstilvilla, erreichte er nie. Wie durch Zufall stieg er in die falsche Bahn, Taxifahrer fanden die Adresse nicht, zu Fuß hatte er sich bereits viermal verlaufen. Ebenso gelang es ihm nicht, London aus eigener Kraft zu verlassen. Ein mysteriöser Zufall jagte den nächsten. Er verpasste Züge, und der Bus war immer gerade weg. Was immer sich an seine Fersen geheftet hatte und ihn in der Stadt wie in einem Pferch gefangen hielt, besaß auch die Macht, ihn an jeder sinnvollen Kommunikation zu hindern.

    Aus jedem Telefon, das er anfasste, drang lediglich ein unheimliches Rauschen. Selbst geliehene Geräte, die ansonsten bestens funktionierten, verweigerten ihm den Dienst.

    So war er ein Gefangener. Die Metropole war sein Gefängnis. Wie ein Wildtier im Gehege schlich er schließlich durch die Gassen. Schlaflos, ruhelos, immer mit dem Schlimmsten rechnend.

    Mittlerweile fiel es dem Privatdetektiv schwer, seine Gedanken zusammenzuhalten. Der Schlafmangel verwandelte seinen Geist nach und nach in einen löchrigen Topf. Gedanken kochten hoch, entglitten ihm aber sofort wieder. Er starrte einige Herzschläge lang auf seine eigene Hand, die das Geländer umklammerte, dann erinnerte er sich an sein Ziel. Die Jugendstilvilla.

    Warum er dorthin wollte, vermochte er nicht zu sagen, er wusste nur, dass er etwas suchte. Aber was? Bevor er dieses Rätsel lösen konnte, riss ein Schrei seine Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart.

    Nicht weit entfernt klapperten schnelle Schritte über das Pflaster. Eine Frau kreischte gedämpft, Menschen rangen miteinander, Kleidung raschelte und dann erstarb der panische Schrei.

    Freds Puls hämmerte. Sein Atem beschleunigte sich von selbst. Die eine Hand umklammerte noch immer das Geländer, die andere den Griff seiner Browning.

    Die Waffe beruhigte ihn kaum. Dennoch ließ er schweren Herzens den vermeintlichen Halt der Brüstung fahren und schlich in die Richtung, aus der die Kampfgeräusche erklungen waren. Sein Schnüfflersinn war erwacht und zwang ihn, der Neugier und den verdächtigen Geräuschen nachzugehen.

    Ein vorsichtiger Blick in die nächste Seitengasse enthüllte ihm zwei Gestalten. Ein Mann in einem langen, altmodischen Mantel beugte sich über den schlaffen Körper einer leicht bekleideten Frau. Unter ihrem kurzen Röckchen blitzten spitzenbesetzte Strumpfhalter hervor. Ihre Füße steckten in modischen Pumps, und ihre Platinmähne war auftoupiert.

    Sie sank in seinen Armen zusammen und rutschte wie ein schwerer, nasser Sack auf das Pflaster. Ihre Kehle glänzte dunkel und ihr Kopf fiel in einem unnatürlichen Winkel zur Seite. Dunkle Flecken breiteten sich auf ihrem knappen, grellroten Top aus. In seiner Hand schimmerte ein breites Messer.

    Fred zog die Browning. »Halt, keine Bewegung!«

    Der Mann dachte nicht daran. Er fuhr herum. Sprang mit dem Messer auf seinen unerwarteten Beobachter los. Fred schoss. Der Killer warf sich direkt in den Schuss. Doch die Kugel hielt ihn nicht auf. Er stach zu. Fred warf sich zur Seite und trat gleichzeitig mit einem Bein nach den Kniegelenken seines Angreifers. Aber er trat ins Leere. Der Mann mit dem Messer war über ihn hinweggesprungen und hatte sich in Luft aufgelöst.

    Nur die Frau war noch da.

    Er sah sich noch einmal hektisch um, die Pistole noch immer schussbereit. Aber die Gasse lag wieder still und leer da. Lediglich das leise Gurgeln der Verletzten drang an sein Ohr.

    Er kniete sich zur ihr und begriff sofort, dass der Frau nicht mehr zu helfen war. Ihre Kehle war aufgeschlitzt, ihr Brustkorb von Stichen übersät, und sie lag bereits in einer Lache aus Blut. Sie röchelte leise im Todeskrampf.

    Doch plötzlich zuckte ihre starre Hand und packte ihn am Hemd. Ihr Kopf drehte sich wie durch einen künstlichen Mechanismus getrieben. Ihre grell geschminkten Augen starrten ihn an und zugleich durch ihn hindurch. Sie waren gebrochen. Ein heiseres Stöhnen drang aus ihrer Kehle, langsam bewegte sie die Lippen. »Er kommt.«

    Der heisere Laut hatte nur schwache Ähnlichkeit mit einer menschlichen Stimme. »Er kommt«, wiederholte die Frau und starrte den Detektiv mit ihrem unheimlichen Nicht-Blick an. »Er ...«

    Doch bevor er fragen konnte, wem die Warnung galt und was sie meinte, sank sie wieder in sich zusammen.

    Er richtete sich auf und fragte sich, ob und wie er den Mord der Polizei melden sollte oder ob er einfach besser seine Spuren verwischte. Da spürte er sie wieder. Die unsichtbaren Augen. Die lauernde Aufmerksamkeit des Jägers. Kein Ding, sondern ein »Er«?

    »Wer bist du?«, schrie Archer in die Dunkelheit der schmalen Gasse. »Zeig dich endlich!«

    Aus dem Nebel und der Finsternis raunte lediglich ein dunkles Lachen. Es war kein Laut im eigentlichen Sinne. Vielmehr spürte der Detektiv eine fremde Emotion wie einen Windhauch auf seinen Wangen, im Nacken, zwischen den Schulterblättern. Ein unheimliches Kribbeln, das sein Herz schneller schlagen ließ.

    Und mit einem Schlag war er gewiss, dass im Schatten eine tiefe, grausige Finsternis lauerte. Ein Wille mächtig und stark, der ihn, den schwachen Sterblichen, jederzeit zerbrechen konnte wie trockenes Gras. Eisige Kälte kroch von den Ufern des Flusses hinauf und krallte sich in Freds Eingeweide.

    Ehe der Privatdetektiv wusste, was er tat, rannte er. Am Flussufer entlang und dann durch ein Gewirr aus winzigen Gässchen. Er lief aus Leibeskräften. Erst, als ihn die bunten Lichter und der Lärm von Tottenham Court umfingen, hielt er inne, verschnaufte, sank auf eine Parkbank und fragte sich, ob er soeben tatsächlich Bekanntschaft mit Jack the Ripper gemacht hatte.

    Den Rest der Nacht grübelte er, was es mit der Warnung der toten Hure auf sich hatte. War dies alles nur eine Halluzination gewesen, die ihm seine geistige Zerrüttung durch Schlafmangel vor Augen führte? Oder stellte es, seinen Verfolger inklusive, einen perfiden dämonischen Versuch dar, ihn in den Wahnsinn zu treiben, bis er zitternd und vor sich hin lallend zwischen den Mülltonnen hockte? Viel fehlte wohl nicht mehr dazu.

    Er saß noch auf der Bank, als selbst die Nachtklubs den Zapfenstreich ansagten. Der Morgen fand ihn, wie er zusammengesunken vor sich hin döste. Doch es waren nicht die ersten Sonnenstrahlen, die ihn aus seinem unruhigen Schlummer rissen, auch nicht die Kehrmaschine eines mürrischen Straßenfegers oder das vorbeibrummende Auto eines UPS-Boten. Es war das Klingeln seines Telefons.

    Schlaftrunken griff der erschöpfte Schnüffler danach und nahm das Gespräch an. Bereits nach den ersten Worten war er hellwach.

    Jeff Parker, California State Prison

    Viele Meilen und einen Ozean entfernt hockte ein anderer Mann im grauen Innenhof des Gefängnisses. Dort spielten acht Männer in orangefarbenen Overalls Basketball. Ein paar andere saßen abseits auf Bänken und gaben vor, dem Spiel zuzuschauen, während sie heimlich Zigaretten, Kekse und andere bescheidene Luxusgüter tauschten. Wieder andere joggten Runde um Runde.

    Über ihnen allen ruhte der misstrauische Blick der Wachleute. Mit ihren MPs im Anschlag patrouillierten sie auf den Gefängnismauern. Einige standen unten im Hof, bereit, beim kleinsten Anzeichen eines Gewaltausbruchs mit Schlagstöcken und Tränengas auf die Gefangenen loszugehen.

    Doch es waren nicht die Waffen, die Jeff den Angstschweiß auf die Stirn trieben. Es waren die Blicke. Manches Mal, wenn einer der Mitgefangenen in seine Richtung sah, erkannte er ein fremdartiges, gelbliches Schillern darin, das nicht in menschliche Augen gehörte.

    Seit der Anklage wegen Geldwäsche hatte sich sein Leben in einen einzigen Albtraum verwandelt. Die aus dem Nichts ermittelnde Staatsanwaltschaft, die haltlosen, aber eifrig verfolgten Vorwürfe, die Hausdurchsuchung, die U-Haft. Alles war blitzschnell gegangen, ein unerklärlicher Taumel des Terrors wie in Kafkas Prozess.

    Erst hinter Gittern ergaben die Scherben seines Lebens langsam, aber sicher ein Bild.

    Er hatte bereits am ersten Tag der Gefängnishaft gespürt, dass nicht alle seiner Mitinsassen gewöhnliche Sterbliche waren. Und sie hatten scheinbar nur darauf gewartet, dass er zum Spielen in ihren Kreis trat. Er, der Reiche, der Lebemann mit dem Geldwäschevorwurf, der angeblich gierige Bonze, hatte schnell gemerkt, dass er unter dem Abschaum der Straße keine Freunde besaß.

    Doch während die üblichen Muskelspiele und das Niederstarren begonnen hatten, war dem Lebemann nicht entgangen, dass er nicht nur keine Verbündeten, sondern auch ein paar ausgesprochene Feinde verzeichnete.

    Sie umzingelten ihn unauffällig und stumm, blieben aber auf Abstand. Stets war einer von ihnen präsent. Bei den Mahlzeiten, bei der Arbeit, im Hof. Ein hämisches Zwinkern hier, ein verheißungsvolles, finsteres Lächeln dort.

    Er spürte, dass ein gewisser Kreis seiner Mitinsassen und einige Aufseher eine dämonische Natur besaßen. Zugleich hegte er keinen Zweifel daran, dass er diese Ahnung nur hegte, weil sie es so wollten. Sie ließen ihn wissen, dass sie in seiner Nähe waren, dass er ihnen nicht entkommen konnte. Aber sie näherten sich ihm nicht.

    Er vermutete, dass sie seine Furcht genossen. Es machte ihnen Spaß, den anderen Gefangenen und Vollzugsleuten Normalität vorzugaukeln, während sie zugleich ihre Kreise unbemerkt enger zogen.

    Das Dämonenkiller-Team zu informieren, war unmöglich. Ein wöchentliches Telefonat mit seinem Anwalt war die einzige gestattete Kommunikation. Besucher durfte Parker auf richterlichen Beschluss nur in Ausnahmefällen empfangen. Selbst sein überbezahlter Anwalt hatte bestätigt, dass diese Härte für einen simplen Betrugsfall unbotmäßig und ungewöhnlich war, doch ändern konnte auch er an der Willkür nichts. In den Gesprächen zeigte er sich zunehmend nervöser. Ob ihn jemand unter Druck setze? Nein. Doch so etwas nicht. Aber wahrscheinlich müsse er den Fall aus gesundheitlichen Gründen demnächst abgegeben. Ja ja, ein guter Nachfolger würde sich bestimmt schnell finden lassen.

    An dem Tag, als Parkers Anwaltsbüro mit Verweis auf einen Pflichtverteidiger mitgeteilt hatte, dass man sich nicht in der Lage sähe, den Fall weiter zu vertreten, zog sich auch die interne Schlinge enger um den Hals des einstigen gefragten Investors.

    Bei der Essensausgabe rempelte ihn jemand an. So heftig, dass sich das Tablett nebst Mittagessen auf dem Boden verteilte.

    »Bald bist du dran, Hollywood«, raunte eine Stimme. Und ihr Besitzer meinte sicher nicht die Strafstunde Putzdienst, die Jeff nach seiner »Ungeschicklichkeit« blühte.

    Lediglich Parkers Zellengenosse Rooney war eine willkommene Zuflucht. Ein älterer, ruhiger Mensch, der ursprünglich aus Detroit stammte und so oft wie möglich im knasteigenen Fitnessstudio seine Muskeln stählte. Er hatte erst im Gefängnis richtig lesen gelernt und verschlang nun jeden Wälzer aus der leider sehr begrenzten Gefängnisbibliothek. Er neidete Parker den früheren Ruhm nicht, und sie unterhielten sich viel über Politik, Sport oder Filme. Rooneys schokobrauner Teint stellte dabei ebenso wenig ein Hindernis dar wie seine zahlreichen Tattoos.

    Über Äußerlichkeiten war Jeff schon seit Langem erhaben. Nicht nur, weil er seit seinem Aufenthalt in der Padma-Sekte noch immer gewissenhaft sein Haupthaar schor und so selbst ein ungewöhnliches Erscheinungsbild bot. Sondern auch, da er um die Dämonen wusste, die seit Jahrtausenden den Alltag der Menschen wie eine Maske nutzten, um unerkannt ihren dunklen Gelüsten nachzugehen.

    Rooney hingegen war in seiner einfachen Menschlichkeit ein Lichtblick in dem Dunkel, das sich aus heiterem Himmel über das Leben des einstigen Mäzens gesenkt hatte.

    Wenn sie gemeinsam Ausgang hatten, spielten sie Karten im Hof. Im Flüsterton berichtete Rooney von einer Pokerrunde, die sich heimlich nach den wöchentlichen von ein paar frommen Insassen zelebrierten Bibelsitzungen traf. Ein »Vielleicht kann ich dich da reinbringen« versprach ein wenig Abwechslung vom drögen Gefangenenalltag.

    Obwohl er mit Predigern höchstens an Feiertagen und bei Wohltätigkeitsgalas zu tun hatte, meldete sich Jeff sofort für die sonntägliche Bibelstunde an.

    Sie war langweilig, zumindest der Teil mit der Textarbeit. Doch als die stets präsenten Wachen zugunsten eines schnellen Kaffees das Interesse verloren, zauberten die geschickten Hände eines ehemaligen Profi-Poolspielers ein Päckchen Spielkarten hervor. Der Einsatz bestand aus Erdnüssen und Zigaretten. Die Stimmung war gut, und schließlich stiegen sogar die zurückgekehrten Wachleute in das Spiel ein.

    Wer seinen Einsatz gänzlich verspielte, musste die Runde und das Zimmer verlassen. Jeff merkte schnell, dass er den meisten seiner Mitspieler überlegen war. Er beherrschte das Spiel und seine Gepflogenheiten. Also waren die gelegentlichen Nächte in Vegas doch zu etwas gut gewesen.

    Weder der Niederstarrversuch seines Gegenübers, noch die verengten Augen eines der Wachmänner brachten ihn aus der Ruhe. Ebenso wenig der Mangel an einem guten Blatt. Er taxierte seine Gegner, ging mit, setzte alles auf eine Karte und sah mit Vergnügen, wie sein letzter verbliebener Mitspieler die Karten auf den Tisch warf. Zufrieden kassierte er den Pot.

    Beim nächsten Mal wollte Rooney sehen und verlor seinen Einsatz an drei vergnügte Damen von Parkers Hand.

    Rooney hatte das

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