Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult
Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult
Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult
eBook355 Seiten4 Stunden

Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Isbrant, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, ist tot – und unter den Dämonen bricht das Chaos aus. Herrschafts- und Sippenkämpfe drohen die Machtstellung der Dämonen unter den Menschen zu gefährden. Dorian Hunter, der Dämonenkiller, könnte dem Treiben gelassen zusehen, wenn nicht im selben Augenblick eine neue Macht auf den Plan treten würde – ein mysteriöser Schlangenkult, der die Schwäche der anderen Dämonen ausnutzt und die Herrschaft über Europa an sich zu reißen versucht. Keine Macht, nicht einmal die Magische Bruderschaft um Thomas Becker, scheint dem Schlangendämon gewachsen – bis auf Dorian, der dem Monstrum vor über dreihundert Jahren schon einmal begegnete und bitter dafür bezahlte ...

Der 51. Band der legendären Serie um den "Dämonenkiller" Dorian Hunter. - "Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer

enthält die Romane:
214: "Blutige Rache"
215: "Das Grauen von Paris"
216: "Der Schlangenkult"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Aug. 2014
ISBN9783955720513
Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult

Mehr von Peter Morlar lesen

Ähnlich wie Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Horrorfiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Dorian Hunter 51 – Der Schlangenkult - Peter Morlar

    Der Schlangenkult

    Band 51

    Der Schlangenkult

    von Peter Morlar und Christian Montillon

    © Zaubermond Verlag 2014

    © Dorian Hunter – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

    http://www.zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Was bisher geschah:

    Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor.

    Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.

    Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit Asmodi, dem Oberhaupt der Schwarzen Familie, der ihm die Unsterblichkeit sicherte.

    Um seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen, auf die de Conde es abgesehen hatte, blieben ungeschoren. Vielmehr wurde bald er selbst als Ketzer angeklagt und hingerichtet. Der Pakt galt, und de Condes Seele wanderte in den nächsten Körper. In vielen Inkarnationen verfolgte er seitdem rachsüchtig die Mitglieder der Schwarzen Familie, bis es ihm in der Gegenwart als Dorian Hunter endlich gelang, Asmodi zu vernichten und auch dessen Nachfolgern wenig Glück beschieden war.

    Hunter, der sich selbst als Dämonenkiller bezeichnet, besitzt als Hauptstützpunkt seiner Aktivitäten die Jugendstilvilla in der Londoner Baring Road. Dort lebt er zusammen mit der Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu ihm die Seiten wechselte, und weiteren Mitstreitern des Dämonenkiller-Teams, wie dem Hermaphroditen Phillip sowie Trevor Sullivan, dem alternden Leiter der Mystery Press. Auch Martin Zamis, Dorians und Cocos Sohn, gehörte zu den Bewohnern der Jugendstilvilla. Aber Martin hat die Seiten gewechselt – und ist nach einem Sturz durch die Zeit als Isbrant zum neuen Fürsten der Finsternis geworden. Seine Regentschaft jedoch währte nicht lange. Zu groß waren die Widerstände in den Reihen der Schwarzen Familie.

    Mit Isbrants Tod ist nicht nur Dorians und Cocos größter Gegner vernichtet. Gleichzeitig starb auch ihre unterschwellige Hoffnung, ihren Sohn eines Tages doch noch zurück auf den richtigen Weg führen zu können. Für die Schwarze Familie bedeutet der Tod des Oberhaupts den Aufbruch in eine neue Zeit – und in ein neues Chaos. Clanführer reißen die Herrschaft an sich, anstelle diplomatischer Verhandlungen entscheiden blutige Sippenkämpfe über die Zukunft der Dämonen. Dorian und Coco könnten mit diesem Ergebnis zufrieden sein, wäre da nicht ein gefährlicher Kult, dessen Anhänger immer zahlreicher werden und der in das entstandene Machtvakuum zu stoßen droht. Der Schlangenkult wird zu einer Bedrohung für Menschen und Dämonen gleichermaßen. Als das Dämonenkiller-Team den Kampf aufnimmt, erhält es Unterstützung von einer Seite, mit der es niemals gerechnet hat ...

    Erstes Buch: Blutige Rache

    Blutige Rache

    von Peter Morlar

    und Christian Montillon

    1. Kapitel

    Vergangenheit

    Der Mann saß vornübergebeugt an einem alten Holztisch und hielt eine Feder in der Hand, die er immer wieder in ein Tintenfässchen eintauchte. Wie besessen schrieb er Zeile für Zeile auf ein Stück Pergament, das er an den Ecken beschwert hatte, damit es sich nicht zusammenrollte.

    Die Worte, die er zu Papier brachte, stammten nicht von ihm selbst. Eine innere Stimme gab sie ihm vor. Sosehr er auch versuchte, sich dagegen zu wehren, es gelang ihm nicht.

    Der oder das andere war stärker ...

    Wieder tauchte er die Spitze der Feder in das kleine Gefäß. Die Tinte schimmerte dunkelrot im Licht der flackernden Kerze, die von einem goldenen Ständer gehalten wurde, und deren Schein gerade ausreichte, das fensterlose Kellerabteil bruchstückhaft zu erhellen. Das Mauerwerk bestand aus dunklen Felsquadern und glänzte feucht.

    Der Mann leckte sich mit der Zungenspitze über die spröden Lippen. Schon bald würde er das Werk vollendet haben. Die letzten Buchstaben noch, dann das Datum.

    15. Oktober 1690.

    Wie schön doch die Farbe der Schriftzeichen anmutete, denn es war keine einfache Tinte, mit der er den Text niedergeschrieben hatte.

    Es war Blut. Sein Blut!

    Ein länglicher Schnitt, aus dem unaufhaltsam der dunkelrote Lebenssaft tropfte, zeichnete sich auf seinem linken Unterarm ab. Das Messer, mit dem er sich die Wunde zugefügt hatte, lag neben ihm an der Tischkante.

    Der Mann nickte zufrieden. Er rollte das Pergament zusammen, tropfte etwas Kerzenwachs auf die Schnittkante und presste einige Atemzüge lang das Wappen des silbernen Rings, den er an der rechten Hand trug, auf das sich erhärtende Wachs.

    Dann legte er das Pergament neben ein etwa halb ellenhohes, mit einer milchigen Flüssigkeit gefülltes Gefäß. Irgendetwas bewegte sich darin, etwas, das er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte und das es einfach nicht geben durfte.

    Liebend gerne hätte er den Inhalt des Glases vernichtet, um die Menschheit vor noch größerem Schaden zu bewahren, doch eines von diesen – er stockte – diesen Dingern hatte von ihm Besitz ergriffen und ihn daran gehindert. Es hatte ihn sogar gezwungen, den Fluch, der ihnen innewohnte, am Leben zu erhalten.

    Die Augen des Mannes wurden glasig. Wie in Trance griff er nach dem Messer und richtete die zweischneidige, blutbefleckte Klinge auf sich selbst.

    Seine Hand zitterte, als hätte das Messer ein unheimliches Gewicht. Doch das war nicht der wirkliche Grund. Vielmehr wehrte sich der Mann mit allen Kräften gegen den stummen Befehl, der in seinem Kopf dröhnte.

    Stoß zu! Du hast deine Schuldigkeit getan, also töte dich!

    Er spürte, wie sein Widerstand allmählich erlahmte, wie das Fremde die Oberhand gewann. Zoll für Zoll näherte sich die Klinge seinem Hals.

    Ein letztes Aufbäumen gegen das Schicksal.

    Dann zog sich der Mann mit einem Ruck das Messer durch die Kehle.

    Gegenwart

    »Und? Haben Sie die Ware?«

    Balduin Maisière, an den diese Worte gerichtet waren, nickte zweimal und atmete tief durch. »Es hat mich zwar einiges an Mühe gekostet, das können Sie mir glauben, aber es ist mir tatsächlich gelungen.«

    »Lassen Sie sehen.«

    Maisière griff in die Tasche seines Mantels und holte ein kleines Gefäß hervor, ähnlich einem Einweckglas, und ein vergilbtes, zusammengerolltes Stück Pergament.

    Gierig griff sein Gegenüber danach.

    Maisières Hand zuckte zurück. »Erst das Geld.«

    Dem Fremden war nicht anzusehen, ob er sich über die Bemerkung ärgerte oder sie gleichgültig hinnahm. Er trug den Hut tief in die Stirn gezogen und hatte den Mantelkragen aufgestellt. So war es nicht möglich, sein Gesicht zu erkennen. Es lag vollkommen im Dunkeln. Nur die Augen schienen in einem unheimlichen Feuer zu glühen.

    Wortlos schob ihm der Fremde einen Koffer durch die geöffnete Klappe des Beichtstuhls. Ein mehr als ungewöhnlicher Ort, um ein solches »Geschäft« abzuwickeln, wie Maisière fand.

    Sie hatten sich in einer Kirche im Nordwesten Frankreichs verabredet, so wie es der Fremde gewünscht hatte. Die Zeiger der Kirchturmuhr näherten sich unaufhaltsam der zwölften Abendstunde.

    Das Geld – das kleine Vermögen –, das Maisière für seine Dienste erhalten sollte, hatte ihn bisher alle Bedenken vergessen lassen, doch jetzt fröstelte er unwillkürlich. Er war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob er das Richtige tat. Das Einzige, was er spürte, war die beklemmende, düstere Aura, die den Fremden umgab und die er sich auch nicht erklären konnte.

    Eilig ließ er die Verschlussschnallen des Koffers aufschnappen und warf einen Blick hinein. Seine Augen glänzten beim Anblick der sauber gebündelten Scheine.

    »In Ordnung«, sagte er heiser und streckte dem Fremden zuerst das Pergament, dann den Behälter entgegen, der mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllt war. Maisière glaubte sogar, dass sich etwas darin bewegte, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit; das Gefäß hatte gut und gerne dreihundert Jahre überstanden.

    Was es damit auf sich hatte, entzog sich seiner Kenntnis. Er wusste nur, dass ein grauenvolles Geheimnis diesen kleinen, unscheinbaren Behälter umgab. Nicht umsonst war er jahrhundertelang in einem Versteck und später in einem Tresor aufbewahrt worden, zu dem nur die höchsten Würdenträger Zugriff hatten.

    Maisières Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Rasch klappte er den Koffer zu und erhob sich. »Ich denke, jeder von uns hat das, was er wollte. Gute Nacht, Monsieur.«

    »Einen Augenblick noch.«

    Der kalte Klang der Stimme ließ ihn zusammenzucken. »Stimmt etwas nicht?«, fragte er unsicher und setzte sich wieder auf die schmale Holzpritsche.

    In diesem Moment schoss etwas auf ihn zu. Eine Pranke, grün geschuppt, mit spitzen Fingernägeln, scharf wie Rasierklingen. Noch ehe Maisière zu einer Reaktion fähig war, packte ihn die Klaue am Hals und drückte unbarmherzig zu.

    Sein Schrei erstarb in einem Gurgeln.

    Maisière spürte, wie die höllisch scharfen Krallen in sein Fleisch eindrangen. Ein kräftiger Ruck. Sein Hals schien plötzlich in Flammen zu stehen. Schmerzen, die ihn an den Rand des Wahnsinns trieben, drangen bis in sein Gehirn vor. Blut schwappte schwallartig in den Rachenraum, lief aus dem weit aufgerissenen Mund und ergoss sich auf den Mantel.

    Er verdrehte die Augen, und nur Sekunden später wurde es schwarz um ihn. Er sackte in sich zusammen, rutschte von der Pritsche. Reglos blieb er auf dem Steinboden liegen. Die Blutlache um seinen Kopf wurde immer größer.

    Ein kurzes Zucken durchlief seinen Körper, dann hauchte Maisière sein Leben aus.

    Der Fremde öffnete die Tür des Beichtstuhls und nahm den Koffer wieder an sich. Er hatte es nicht einmal eilig. Mit festen, aber geschmeidigen Schritten verließ er die Kirche.

    Als das große Holzportal hinter ihm ins Schloss fiel, schlug die Uhr gerade Mitternacht.

    Zehn Wochen später

    »Hallo? Ist da jemand?«

    Christine Latour saß wie versteinert in ihrem Bett und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn, das Nachthemd war klatschnass. Sie fröstelte unwillkürlich.

    Irgendetwas hatte sie geweckt. Ein Geräusch. Ähnlich einem Rascheln. Sie hatte ohnehin nicht sehr tief geschlafen, deshalb hatte sie es sofort gehört.

    Christine lauschte noch einen Augenblick lang, doch außer dem wilden Pochen ihres Herzens drang nichts an ihre Ohren. Möglicherweise hatte sie auch nur schlecht geträumt.

    Die junge Frau ließ sich erleichtert in die Kissen zurücksinken und schloss die Augen.

    Da war es wieder!

    Ein Zischen. Nur für die Dauer eines Lidschlags und fast unhörbar, aber dennoch laut genug, dass Christine sich mit einem unterdrückten Schrei aufrichtete.

    Irgendjemand befand sich in ihrem Schlafzimmer.

    Oder irgendetwas ...

    Mit zitternden Fingern tastete sie nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe. Die Glühbirne flammte kurz auf, dann zersprang sie mit einem berstenden Knall. Schlagartig wurde es dunkel.

    Auch das noch!

    In dem kurzen Moment, da das Zimmer in gleißende Helligkeit getaucht war, hatte Christine jedenfalls nichts Verdächtiges bemerken können. Der Kleiderschrank, die kleine Kommode, auf der ihre Dessous lagen, die Vorhänge vor den geschlossenen Jalousien ... Alles war normal, so wie immer.

    Aber irgendetwas war hier, nicht weit von ihr entfernt ...

    Christine konnte es förmlich fühlen.

    Das Zischen wiederholte sich. Einmal, zweimal. Die junge Frau hatte den Eindruck, dass es jetzt aus verschiedenen Ecken ihres Schlafzimmers kam. Was ging hier vor?

    Zögernd schlug sie die Decke zurück und schwang ihre Beine aus dem Bett. Ihre nackten Füße berührten den Boden. Langsam tastete sie sich vorwärts in Richtung Schlafzimmertür, wo sich der Schalter für die Deckenbeleuchtung befand.

    Doch so weit kam sie nicht.

    Beim dritten Schritt trat sie auf etwas Weiches, Glitschiges, das sich unter ihrem Gewicht zu bewegen begann.

    Christine schrie auf und wich zurück.

    Aber sie spürte nicht mehr das kühle Holz des Parkettbodens unter den Fußsohlen, sondern eine kautschukartige, breiige Masse.

    Hundertfaches Zischeln – es kam von überallher.

    Panik ergriff die junge Frau. Rasch warf sie sich auf das Bett und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Sie zitterte unkontrolliert.

    Inzwischen hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Der fahle Schein des Mondes fiel in schmalen Streifen durch die Jalousie auf den Boden, der ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt hatte.

    Christines Augen flackerten unstet. Ihr Verstand weigerte sich, die grauenhafte Wahrheit zu akzeptieren.

    Ein wahrer Teppich aus sich windenden, zuckenden Leibern bewegte sich auf sie zu, erreichte das Bett, kroch unaufhaltsam am Gestell hoch.

    Am liebsten hätte Christine geschrien, doch die Angst, die Panik, die Besitz von ihr ergriffen hatten, schnürten ihr die Kehle zu. Mit einer fahrigen Bewegung griff sie nach ihrem Handy, das auf dem Nachtkästchen lag.

    Francois! Sie musste Francois anrufen!

    Ihre Finger zitterten, als sie versuchte, die Nummer in die Tastatur zu tippen. Plötzlich gab das feste Material des Handys nach, begann elastisch zu werden und in ihrem Griff zu zucken.

    Eine Schlange! Sie hielt eine Schlange in den Händen!

    Mit einem Aufschrei ließ Christine das Mobiltelefon fallen, als sei es glühend heiß geworden. Das Reptil fiel auf das Bett und wand sich zischelnd hin und her.

    Da waren auch schon die anderen heran. Es mochten Dutzende sein, nein, Hunderte.

    Mit einem Mal konnte Christine sich nicht mehr bewegen. Sie lag starr im Bett, Arme und Beine von sich gestreckt. Sosehr sie sich auch bemühte, ihre Glieder gehorchten ihr nicht. Sie spürte sie nicht einmal mehr.

    So musste sie ohnmächtig über sich ergehen lassen, wie unzählige Schlangenleiber über ihre Beine krochen, ihre Arme, ihren ganzen Körper.

    Ein Reptil schlängelte sich um ihren Hals, während andere über ihr Gesicht und unter ihr Nachthemd krochen. Sie spürte die rauen Schuppen der weichen, aber kraftvollen Körper auf ihrer nackten Haut, bekam Atemnot unter dem Gewicht, das auf ihr lastete.

    Grauen erfüllte sie, als sie bemerkte, dass eine Schlange an der Innenseite ihres Oberschenkels nach oben kroch.

    Der Schlangenkopf erreichte ihre Vagina, stieß ein-, zweimal dagegen.

    Dann der Schmerz!

    Ihr Unterleib schien plötzlich in Flammen zu stehen, sich aufzublähen, als wollte er jeden Moment zerplatzen. Christines Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, in ihren Augen, die weit aufgerissen zur Decke starrten, spiegelte sich das blanke Entsetzen wider.

    Von einer Sekunde zur anderen fiel die Lähmung von ihr ab.

    All der Schrecken, das Grauen, die Schmerzen, die Christine in den letzten Minuten durchlebt hatte, entluden sich in einem nicht enden wollenden Schrei.

    »Christine! Wach auf! Christine!«

    Die junge Frau spürte das kräftige Rütteln an ihren Schultern und riss die Augen auf. Schweißgebadet schreckte sie hoch und starrte orientierungslos durch das Schlafzimmer. Das warme Licht der Halogenstrahler durchflutete es, doch da war nichts, das zur Beunruhigung Anlass gab.

    »Die Schlangen!«, rief sie aufgebracht.

    »Du hast nur schlecht geträumt«, sagte jemand neben ihr und legte seinen Arm um ihre zitternden Schultern.

    »Francois?«

    »Beruhige dich erst einmal«, redete Francois Duval auf sie ein und küsste sie auf die Wange.

    Dankbar schloss sie die Augen.

    Ein Albtraum!, durchzuckte es sie. Es war nur ein Albtraum gewesen. Aber so plastisch, dass sie Mühe hatte, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Christine spürte noch immer das Kratzen der Schuppen auf ihrer Haut, den Schmerz, als die Schlange in sie eindrang ...

    Abermals setzte sie zu einem Schrei an, doch Francois' Hand legte sich auf ihren Mund. »Ganz ruhig«, sagte er. »Alles wird gut.«

    Christine nickte stumm und versuchte die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Nach zwei, drei tiefen Atemzügen fühlte sie sich besser. »Ich ... Ich danke dir, Francois.«

    »Nicht der Rede wert, Liebling. Ich liebe dich doch.«

    »Ich – mag dich auch«, sagte Christine tonlos. Ihre Gedanken rasten. Francois Duval war an sich ein netter Kerl, aber sie liebte ihn nicht. Sie hatte ihn in einer Kneipe kennengelernt und sofort bemerkt, dass er von ihr fasziniert war. Ihre Begeisterung für ihn hielt sich in Grenzen, aber er war immer für sie da, wenn sie ihn brauchte.

    Vor allem, seit Nico, ihr letzter Freund, sie im Stich gelassen hatte. Nico Martin, ein im täglichen Leben eher zurückhaltender junger Mann, der es als Liebhaber wie kaum ein anderer verstanden hatte, das Feuer der Leidenschaft in ihr zu entfachen. Christine war gierig auf seinen schlanken, sportlichen Körper gewesen, was auf Gegenseitigkeit beruhte, und anfangs waren sie aus dem Bett gar nicht mehr herausgekommen. Das waren allerdings Nicos einzige Qualitäten gewesen.

    Dieser Mistkerl!

    Als er erfahren hatte, dass sie schwanger war, hatte er sich sofort von ihr getrennt und mit seiner Ex-Freundin wieder eine Beziehung begonnen.

    Christine schüttelte verbittert den Kopf.

    Schwanger! Ein Ding der Unmöglichkeit! Sie nahm die Pille, auch ihre Periode hatte regelmäßig eingesetzt – und dennoch wuchs ein Kind unter ihrem Herzen heran.

    Wenn sie wenigstens sicher sein könnte, von wem es stammte. Während ihrer »Beziehung« mit Nico hatte sie noch mit anderen Männern geschlafen. Hugo, Matthieu, Carlo, Michèle – und wie sie alle hießen. Ihnen allen hatte sie die große Liebe vorgegaukelt und sich dann, als es ernst wurde, einfach nicht mehr gemeldet. Christines Mailbox quoll über vor unbeantworteten Kurznachrichten und Anrufen.

    Jeder von den vieren konnte ebenso gut der potenzielle Vater sein, und natürlich hatte sie Nico nichts von ihren Seitensprüngen berichtet. Sie ließ ihn einfach in dem Glauben, dass er der Vater ihres Kindes war. Von irgendjemandem musste sie schließlich den Unterhalt bekommen.

    »Was hast du?«

    Christine zuckte zusammen und drehte ihren Kopf zu Francois, der sie besorgt ansah.

    »Nichts«, sagte sie. »Es ist nichts.«

    »Du denkst über den Traum nach, habe ich recht?«

    Sie bejahte. »Er war so realistisch, fast, als hätte ich ihn schon einmal erlebt.«

    »Willst du ihn mir erzählen?«

    Apathisch nickte die junge Frau und berichtete ihrem Bekannten von den schrecklichen Erinnerungen an den Albtraum. Sie ließ kein Detail aus. Nur bei der Szene mit der Schlange, die in ihre Vagina eingedrungen war, stockte sie.

    »Was hat das nur zu bedeuten?«, schloss sie ihre Erzählung.

    »Es ist dein Unterbewusstsein«, meinte Francois und lächelte. »Du bist schwanger, der Vater des Kindes hat dich im Stich gelassen, und es ist ganz natürlich, dass du Angst vor der neuen Situation hast. Angst, die tief in dir verborgen liegt und die sich über deine Träume einen Weg nach außen sucht.«

    »Klingt einleuchtend«, sagte Christine ohne Überzeugung.

    »Du wirst sehen, dass sich alles in Wohlgefallen auflösen wird. Und wenn das Kind erst mal da ist, wirst du die glücklichste Mutter auf der Welt sein. Du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst. Mich stört es nicht, eine Frau mit Anhang zu heiraten.«

    »Das ist – nett von dir, Francois«, hauchte die junge Frau und strich ihrem Bekannten über die Wange. Fast tat er ihr ein bisschen leid. Er ahnte nichts von ihren Affären, glaubte fest an ihre hehren Absichten. Dabei war er nur Mittel zum Zweck, ein Zeitvertreib, bis sie den nächsten Partner gefunden hatte, der ihren Ansprüchen genügte.

    Plötzlich zuckte sie zusammen.

    »Was ist mit dir?«, wollte Francois wissen.

    »Wenn ... Wenn du recht hast mit deiner Theorie über das Unterbewusstsein ... Wäre es nicht möglich, dass ich so etwas Ähnliches tatsächlich schon einmal erlebt habe und mich nur nicht daran erinnern kann?«

    »Du redest Unsinn«, wiegelte Francois ab und warf einen Blick auf den Radiowecker. »Es ist gleich fünf. Ich muss los, die Pflicht ruft. Schlafen lohnt sich ohnehin nicht mehr. Aber versuch wenigstens du, noch ein wenig zu entspannen.«

    Christine nickte schwach, hauchte ihrem Bekannten einen Kuss auf die Wange und sank zurück in die Kissen.

    Als eine Viertelstunde später die Tür ins Schloss fiel und sie Francois' Schritte auf der Treppe verstummen hörte, lag die junge Frau noch immer hellwach in ihrem Schlafzimmer.

    Die grauenhaften Bilder vor ihrem geistigen Auge wollten einfach nicht weichen.

    Das Licht der Scheinwerfer stach wie Geisterfinger in die Dunkelheit und tauchte die Nebelschwaden in helles Grau. Nur manchmal, wenn die Schleier auseinander faserten, gaben sie den Blick auf die verlassene Landschaft frei, auf Äcker, Wiesen und Wälder, die sich in einem tiefen Schwarz vom wolkenverhangenen Nachthimmel abhoben.

    Der Mann, der am Steuer des silbergrauen Mercedes saß, sah keinerlei Veranlassung, vom Gas heruntergehen. Ihn störte der Nebel nicht im Geringsten. Mit neunzig Kilometern pro Stunde scheuchte er den Wagen über die verlassene Landstraße und näherte sich Issy-les-Moulinaux, einem im Süden von Paris gelegenen Vorort.

    Dort lebte und wohnte er mit seiner Frau und den drei Kindern in einer sündhaft teuren Villa, die er sich vor vielen Jahren von seinen ersten Millionen gekauft hatte.

    Jacques Lutrec war vermögend. Sehr vermögend. Ihm gehörte eine der größten und angesehensten Steuerkanzleien in Paris. Die Lage seines Büros war erstklassig. Rue de Rivoli, eingebettet zwischen dem Palais Royal und dem Musée de Louvre.

    Der Steuerberater pfiff vergnügt vor sich hin. Noch immer schwelgte er in Erinnerungen an die berauschende Party, von der er gerade kam. Der Club de Saign, den er zweimal in der Woche zu besuchen pflegte, hatte wieder einmal ein mehr als exquisites Programm geboten. Nur auserwählte Gäste fanden dort Einlass.

    Und er, Jacques Lutrec, war einer von ihnen, ebenso diverse andere Geschäftsleute aus der gehobenen Gesellschaftsschicht. Banker, Industrielle, Ärzte, Professoren. Sie alle trafen sich regelmäßig im Club de Saign.

    Nach einem Vorprogramm, in dem sich halb nackte Mädchen mit lasziven Bewegungen auf der Bühne verrenkten, kamen die Besucher bei Champagner und anderen hochprozentigen Getränken langsam auf Touren. Dutzende hemmungsloser Frauen, die den Klub ohne Eintritt besuchen konnten, sorgten dafür, dass die männlichen Gäste voll auf ihre Kosten kamen. Drogen und der Einfluss schwarzer Magie machten sie willig.

    Um Mitternacht war wie üblich eine wilde Orgie im Gange, bei der es jeder mit jedem trieb. Nicht selten hatte ein Mädchen mit fünf oder sechs Männern Sex, manchmal auch gleichzeitig.

    Lutrec leckte sich genießerisch über die Lippen, als er an Yvonne dachte, die letzte junge Frau, mit der er heute Morgen Verkehr gehabt hatte. Ein richtiges Luder, rothaarig, feurig und unersättlich. Tabus waren für sie ein Fremdwort gewesen. Noch immer spürte er ihre makellose, seidige Haut unter seinen gierigen Fingern, sah das wilde Pochen ihrer Halsschlagader, während sie wild auf ihm geritten war.

    Das Auf- und Abwippen ihrer kleinen Brüste hatte ihn rasend gemacht. Aber noch viel mehr der Duft ihres Blutes, der durch jede Pore ihres zierlichen Körpers geströmt war.

    Als sie beide gleichzeitig zum Höhepunkt gekommen waren, hatte Lutrec sich nicht mehr beherrschen können. Er hatte den schweißgebadeten Körper Yvonnes gepackt, ihr den Kopf nach hinten gebogen und seine spitzen Eckzähne in ihren Hals geschlagen.

    Wie ein Verdurstender hatte er das hervorsprudelnde Blut getrunken – bis zum letzten Tropfen – und den blutleeren Leichnam einfach liegen lassen. Die Angestellten des Klubs würden sich wie üblich darum kümmern, dass die »Opfer« der illustren Gäste diskret entsorgt wurden.

    Außenstehenden blieb das schaurige Treiben natürlich verborgen. Die meisten Menschen wussten nicht einmal, dass es dieses exklusive Lokal überhaupt gab. Nur hin und wieder verirrte sich ein Einheimischer oder ein Tourist in die versteckt gelegenen Kellergewölbe des Klubs.

    Bisher hatte jeder von ihnen seine Entdeckung mit dem Leben bezahlt. So wie Yvonne ...

    Jacques Lutrec lächelte boshaft.

    Was für die Menschen die Diskotheken waren, war für die Mitglieder der Schwarzen Familie in Paris der Club de Saign. Hinter der Fassade von biederen Geschäftsleuten verbargen sich Dämonen, die sich einmal oder mehrmals in der Woche ein makabres Stelldichein gaben.

    Jacques Lutrec war ebenfalls Mitglied der Schwarzen Familie. Er war mehr als zweihundertfünfzig Jahre alt und das Oberhaupt einer mächtigen und gefürchteten Vampirsippe in der französischen Metropole. Auf seine Mandanten

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1