Das Haus Zamis 49 - Der Alchemist
Von Michael Marcus Thurner und Simon Borner
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Über dieses E-Book
Und noch immer droht Lydia der Tod, weil sie einen Selkie-Dämon auf dem Gewissen hat. Dessen Artgenossen haben grausame Rache geschworen …
Zur gleichen Zeit wird im Café Zamis das Bild der sieben Todsünden ein weiteres Mal aktiv und speit Legionen von Zorndämonen aus, die ganz Wien zu vernichten drohen.
Cocos letzte Hoffnung ist der Fürst der Finsternis. Doch dessen Preis ist erwartungsgemäß hoch …
Der 49. Band von "Das Haus Zamis".
"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer
enthält die Romane:
114: "Der den Hass sät ..."
115: "Der Alchemist"
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Das Haus Zamis 49 - Der Alchemist - Michael Marcus Thurner
Der Alchemist
Band 49
Der Alchemist
von Michael Marcus Thurner und Simon Borner
nach einem Exposé von Uwe Voehl
© Zaubermond Verlag 2017
© Das Haus Zamis – Dämonenkiller
by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Titelbild: Mark Freier
eBook-Erstellung: Die Autoren-Manufaktur
www.Zaubermond.de
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Der Alchemist
Was bisher geschah:
Erstes Buch: Der den Hass sät …
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Zweites Buch: Der Alchemist
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Vorschau
Was bisher geschah:
Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.
Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert. Das geheimnisvolle »Café Zamis«, dessen wahrer Ursprung in der Vergangenheit begründet liegt und innerhalb dessen Mauern allein Cocos Magie wirkt, ist zu einem neutralen Ort innerhalb Wiens geworden. Menschen wie Dämonen treffen sich dort – und manchmal auch Kreaturen, die alles andere als erwünscht sind …
Unterdessen wird Coco Zamis von Asmodi erpresst. Der Fürst der Finsternis entreißt ihr das noch ungeborene Kind und benutzt es als Pfand. Während die junge Hexe bisher sicher war, dass sie es von dem Verräter Dorian Hunter empfangen hat, behauptet Asmodi, dass er es ist, der sie geschwängert hat.
Um ihr ungeborenes Kind wiederzuerlangen, begibt sie sich in Asmodis Hände. Doch keine der Aufgaben, die er ihr stellt, erfüllt sie zu seiner Zufriedenheit. Behauptet zumindest er und erpresst sie weiterhin.
Schließlich gelingt es ihr mit der Hilfe ihrer Familie, Asmodi den Fötus zu entreißen.
Aber jetzt ist es ihr eigener Vater, Michael Zamis, der ihr den Fötus verweigert.
Auf der Suche nach ihrem gestohlenen Dämonen-Fötus reist Coco Zamis nach London. Zufällig trifft sie ihren tot geglaubten Liebhaber wieder: Dorian Hunter. Doch der erkennt sie nicht, lädt sie aber in seine Villa in der Baring Road ein. Dort stößt Coco auf ein entsetzliches Geheimnis: Hinter einer mit magischen Schutzzeichen versperrten Kellertür wird ihr ungeborenes Kind versteckt gehalten. Dorian Hunter entpuppt sich als Marionette ihrer Familie. Er lebt in einer magisch erzeugten Scheinwelt. Coco kämpft mit allen Mitteln um ihr Kind. Mithilfe des geheimnisvollen Damon Chacal gelingt es ihr schließlich, den Fötus an sich zu bringen. Um ihn fürs Erste allen Widersachern zu entziehen, beschwört sie den einstigen Hüter des Hauses Zamis aus dem Reich der Toten und gibt ihr Ungeborenes in dessen Obhut.
Zurück in Wien erwarten Coco weitere Schwierigkeiten: Eine Dämonin namens Irene trachtet ihr nach dem Leben. Irene behauptet zunächst, die Schwester Dorian Hunters zu sein, dann jedoch stellt sie sich als seine ehemalige Geliebte heraus. Aufgewachsen ist Irene bei Mother Goose, einer alten Hexe, die mit Hilfe von Lebensuhren Macht auf Menschen und Dämonen ausübt. Um ihre Eltern und ihre Geschwister von einem tödlichen Fluch zu befreien, geht Coco Zamis einen Pakt mit Mother Goose ein, der ihre Familie zu zerreißen droht. Denn langfristig strebt Mother Goose eine Vormachtstellung in der Schwarzen Familie an – und damit sagt sie auch Michael Zamis den Kampf an. Coco gelingt es, Mother Goose zu vernichten, aber mit ihrem Haus geht auch Lydias Lebensuhr in Flammen auf. Lydia altert zusehends und droht zu sterben.
Thekla Zamis schickt Coco und Lydia zu einem alten Bekannten, von dem sie sich Rettung erhofft. Doch anstatt, dass der Fluch des Alterns von Lydia genommen wird, wird sie in eine Goldstatue verwandelt …
Erstes Buch: Der den Hass sät …
Der den Hass sät …
von Michael Marcus Thurner
nach einem Exposé von Uwe Voehl
1.
Das Wach-Schrapnell brüllte seinen Alarm in die Dunkelheit hinaus, mehrere der Heulsusen schlugen zeitverzögert an. Die kleinen Wesen, aus Ton gewonnen, der für die Fertigung von Golems genutzt wurde, hüpften aufgeregt hin und her. Sie trampelten mit ihren hohlen Beinen auf, schrien in hohen Tönen.
Michael Zamis schreckte hoch. Er riss sein Gewand an sich, schlüpfte in die Hose, stürmte aus seinem Schlafgemach und eilte den Gang entlang. Er schlug heftig gegen Theklas Zimmertür und an jene Georgs, der als Einziger seiner Kinder einsatzbereit war.
Michael konnte die Eindringlinge fühlen. Viele von ihnen. Sie schwärmten über das Gelände der Villa Zamis aus, sie beschäftigten sich mit den ausgelegten Fallen, sie fielen über die Wachbäume her.
Das Holz der vielen Wandvertäfelungen im Erdgeschoss ächzte. Es stammte von uralten Galgenbäumen und war magisch geladen. Der Sand des Mauerwerks war mit dem Blut des Roten Bergs in unmittelbarer Nähe der Villa Zamis vermengt, die verarbeiteten Nägel, Klammern und Schrauben aus unheiligen Relikten gewonnen. Selbst die Wandfarben beinhalteten Pigmentstoffe, die sich auf mittelalterliche Dämonen-Meistermaler zurückführen ließen.
Und dennoch stöhnte und ächzte die Villa Zamis. Sie wehrte sich mit aller Vehemenz gegen die Eindringlinge.
»Sprecht mit mir!«, verlangte Michael Zamis von den Heulsusen, während er Socken und Hemden überzog.
»Laute, schreiende Geschöpfe!«, sagte eine von ihnen und klammerte sich an seinem Fuß fest. »Sie sind stark, so stark, Herr und Meister! Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie alle Bannsprüche überwunden und die Fallen unbrauchbar gemacht haben. Sie tun uns weh, Herr und Meister! Hilf uns, bitte!«
Michael Zamis schüttelte das lästige Geschöpf ab. Er hatte kürzlich mehrere Dutzend von ihnen bei einer dämonischen Auktion erstanden und für die Verteidigung des Hauses brauchbar gemacht. Sie erledigten ihre vielfältigen Aufgaben ausgezeichnet. Doch ihr devotes, unterwürfiges Verhalten nervte.
»Wer sind sie?«, fragte er, während er seine Dämonensinne schweifen ließ und nach Spuren der Eindringlinge suchte.
»Frauen. Sie ähneln Menschenfrauen, haben aber grässliche Gebisse. Sie schreien so schrecklich laut. Hilf uns doch, Meister …«
Michael Zamis bekam Kontakt zu einem der Feinde. Er ertastete Gedanken, die ein Brei an bösen, kaum beherrschten Emotionen waren, aber auch Schläue beinhalteten. Da waren Hass und Wut und Gier und Lust … Das Wesen wollte ins Innere der Villa Zamis gelangen, sich an seinen Bewohnern vergehen und vor allem ein glänzendes Ding an sich reißen. Ein Ding, dessen Form in den Gedanken des anderen ein gestaltloser Schemen blieb.
Er hatte genug gesehen. Er wusste, wer dieser Feind war.
»Geht hinaus!«, befahl er den Heulsusen. »Alle von euch. Macht schon! Ihr werft euch dem Feind entgegen und haltet ihn auf, so lange es geht.«
»Aber … aber dann sterben wir, Herr!«
»Ihr könnt nicht sterben, Heulsuse. Das vermeintliche Leben, das ihr in euch fühlt, wurde euch durch dämonischen Atem gegeben. Also los, ab mit euch!«
Die gerade mal dreißig Zentimeter großen Heulsusen gehorchten. Mit schleppendem Schritt trippelten sie auf die Katzentür zu, die Michael eigens für sie angefertigt hatte, und schlüpften hindurch. Die Sprecherin der Heulsusen warf ihm einen letzten, traurigen Blick zu, bevor sie in den Kampf zog.
Glaubte sie denn wirklich, dass er Mitleid für ihresgleichen empfand? Was waren das bloß für dumme Geschöpfe!
Georg kam die Treppe herabgestolpert, hinter ihm Thekla. Beide wirkten konzentriert und beherrscht. Es war viel vorgefallen in den letzten Jahren. Sollten sie jemals Zweifel oder gar Angst empfunden haben, dann waren ihnen diese Schwächen längst ausgetrieben worden.
»Selkies«, sagte Michael Zamis kurz angebunden. »Sie sind Lydias Spur bis hierher gefolgt. Sie wollen sie haben und sich an ihr rächen.«
Er blickte in Richtung der Statue, die im Wohnzimmer an die Wand gelehnt dastand, wie ein kitschiges Stück Einrichtung. Hinter der goldenen Gestalt verbarg sich seine Tochter. Lydia. Sie war ein verzogenes Gör, das seine grausame Ader oft falsch fokussierte – und diesmal für ihre Fehler bezahlte.
Ich hätte eine wie sie gebraucht, verdorben und voll gemeiner Gedanken, die zugleich Cocos Geist und Kämpfernatur in sich trägt, dachte Michael.
Er vertrieb diesen Gedanken gleich wieder. Er wollte nicht an das weiße Schaf der Familie zurückerinnert werden, an Coco, die den Namen der Zamis mit all ihren Taten entehrte.
»Die Heulsusen werden die Selkies nicht lange aufhalten können«, sagte Georg, der die Situation rasch erfasst hatte.
»Es sollte reichen. Sofern es uns gelingt, die Kräfte zu bündeln.«
Thekla nickte, griff nach Georgs Hand und setzte sich gemeinsam mit ihrem Sohn auf die Couch im Wohnzimmer. Michael zögerte, bevor er sich neben seiner Frau niederließ. Neben ihr zu sitzen, war, als würde man kochenden Magma-Brei in einem Vulkan umrühren und müsste darauf achten, dass er nicht explodierte.
Thekla hatte einen Zauber gesponnen, der ihn seit einigen Wochen schon gefangen hielt. Er begehrte sie so sehr, dass es schmerzte. Ihr enger, gut sitzender Rock, der Anblick ihrer Knie, das Knistern ihrer Strümpfe – wann, bitteschön, hat sie die Strümpfe angezogen?! – die Wärme ihres Körpers …
»Konzentrier dich gefälligst, Michael!«, fuhr sie ihn an, nicht ohne ein lüsternes Lächeln anzudeuten.
Er umfasste eine ihrer Hände und konzentrierte sich auf die Berührung. Georgs Finger schoben sich über seine andere Hand. Sie waren rasch miteinander verbunden. Auch ihre Geister vereinten sich. Auf eine Art und Weise, die man kaum zu beschreiben vermochte.
Theklas Verstand fühlte sich wie das Holz eines harten, knorrigen Kirschbaums an, während Georg ein Weichholz mit hartem Kern darstellte.
Er, Michael, beherrschte sie beide – und er sog ihre dämonischen Kräfte in sich auf. Er sammelte und bündelte sie, bereit, sie auf die Feinde loszulassen, sobald er das passende Gefäß für ihre Gedanken gefunden hatte.
Er ließ ihre Geister auf Wanderschaft gehen. Hinaus ins Freie, in die kühle Nacht. Schlingpflanzen ackerten den Boden durch auf der Suche nach einer Selkie, die sich gegen fünf der Heulsusen zur Wehr setzte. Sie packten zu und strangulierten das widerliche Geschöpf zu Tode. Es wollte einen finalen Schrei loslassen, in dem all seine verbliebene Kraft steckte. Doch bevor es dazu kam, trennte die Schlingpflanze den Kopf vom Rumpf.
Die Abwehrmechanismen des Hauses funktionierten also. Doch sie würden bei der Überzahl der Feinde bald an ihre Grenzen stoßen.
Weiter.
Drei Selkies wehrten sich gegen den Dornenbeschuss neu gepflanzter Rosenbüsche. Sie bekamen einige tiefe Wunden ab, doch sie ließen sich nicht aufhalten. Sie wüteten durchs Gestrüpp, vernichteten es, wollten sich in das Außengemäuer der Villa krallen und daran hochklettern.
Ranken wilden Weins hielten sie davon ab. Sie zogen den Selkies Striemen über die Rücken, trennten ihre Glieder ab, töteten sie. Doch es waren rasch neue Feinde heran, die sich alsbald auf die Ranken stürzten und sie in wilder Raserei zerbissen.
Michaels Geist erahnte Hundertschaften der Selkies. Sie waren überall, sie hatten die Villa Zamis umzingelt und griffen aus mindestens fünf Richtungen gleichzeitig an. Die wenigen Heulsusen und die Wächter des Parks würden nicht mehr lange durchhalten. Er musste eingreifen und durfte nicht erst warten, bis die Selkies ins Innere des Hauses vorgedrungen waren.
»Bereit?«, fragte er seine Frau und Georg.
Beide gaben ihr Einverständnis. Michael bündelte ihre gemeinsamen Kräfte, sodass er meinte, mit den beiden für alle Zeiten verschmolzen zu bleiben. Er war nun ein Wesen, so mächtig, dass ihm kaum eine dämonische Kraft widerstehen mochte. Aber sie waren immer noch auf der Suche nach einem Behältnis für all ihre Energien …
Michael ertastete den Geräteschuppen mit seinem Geist. Er drang ins Innere vor, fühlte sein Zielobjekt, überprüfte dessen Körperfunktionen. Es hätte einen besseren Körper für seine Zwecke geben können. Doch er würde reichen.
Der Gärtner …, hörte er Theklas in seine Richtung und voll Unmut denken. Ich hatte mich schon gewundert, warum er gestern nicht gekommen ist.
Wie bist du bloß auf die Idee gekommen, einen Menschen für die Arbeit in unserem Garten einzustellen, fragte Michael. Einen, den du darüber hinaus an unsere dämonischen Pflanzen heranließest?
Er trug etwas abgrundtief Böses in sich, das mich anzog. Und sein Gefühl für Schönheit entsprach ganz meinem Geschmack.
Hast du ihn auch an dich rangelassen, Thekla?
Das geht dich nichts an. Wir haben eine Vereinbarung …
Wir sind hier, um die Villa Zamis und letztlich uns zu retten, machte sich Georg erstmals bemerkbar. Eure Probleme könnt ihr ein anderes Mal besprechen.
Michael wollte auffahren, wollte seinen Sohn zur Ordnung rufen. Georg hatte kein Recht, ihm über den Mund zu fahren. Doch er beherrschte sich und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe.
Er machte, dass der Gärtner seine Glieder bewegte und allmählich wieder auf die Beine kam. Einer der Finger brach ab, als er sich am Stiel eines hölzernen Rechens festhalten wollte. Es spielte keine Rolle. Für die bevorstehende Aufgabe war keine Feinmotorik erforderlich.
Er ließ den Gärtner das Tor des Schuppens öffnen und ins Freie treten. Die Wahrnehmungen des Toten waren eingeschränkt. Er roch und hörte nur noch schlecht; Michael hatte ihn vor bereits drei Tagen entsorgt. Die Augen allerdings funktionierten ausreichend.
Eine Selkie lief an ihm vorbei. Sie war nackt, ihr Körper blass.
Ich fühle, was du für sie empfindest, hörte er Theklas Gedanken. Sie spricht dich an. Viel zu sehr für meinen Geschmack.
Michael ignorierte sie. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe und ließ den Gärtner der Nackten hinterhereilen. Sie war schnell, sie hatte den umkämpften Hintereingang des Hauses im Visier. Doch sie wurde von einigen Heulsusen aufgehalten. Die tönernen Lebewesen stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung auf die Selkie und verkrallten sich in ihren Beinen.
Mit einem wütenden Fauchen warf sich der Gärtner auf die Selkie. Er stolperte beinahe, bevor er sie erreichte, erwischte das frauenähnliche Wesen aber dann doch an der Hüfte. Riss es zu Boden, drehte es auf den Rücken, fuhr ihm mit den klammen Fingern in den Leib, bohrte in seinen Eingeweiden umher und bekam das glitschige Herz zu fassen. Der untote Gärtner drückte zu und zerquetschte es. Ein weiterer Finger brach dabei ab und blieb im Inneren des Selkie-Leibes stecken.
Schreckliches Geheul ertönte, als Thekla, Georg und Michael kraft ihres Geistes den Gärtner wieder auf die Beine stellten und ihn sich umdrehen ließen. Vier Selkies stellten sich dem dämonisch gesteuerten Toten entgegen. Sie hatten den Mund weit aufgerissen und geiferten in seine Richtung.
»Töötennn!«, brachte der Gärtner qualvoll langsam hervor.
Die Selkies stürzten sich wie Furien auf ihn. Verbissen sich in seinen Armen und in seinen Beinen, spuckten Brocken verdorbenen Fleisches aus, langten ein weiteres Mal zu.
Irgendwo brach ein Knochen. Das alles spielte keine Rolle. Der Körper des Mannes war belanglos. Es war die Willenskraft der Zamis-Familienmitglieder, die ihn vorwärtstrieb und mit deren Hilfe er die Selkies von sich schleuderte.
Eine der Frauen packte er am kurzgeschnittenen Haar, verdrehte es zu einem Knoten und riss es samt der Kopfhaut mit einem Ruck vom Schädel. Das Geschrei der Selkie änderte sich. Aus Aggression wurde Angst, aus Zorn Panik. Sie starb als zitterndes und leidendes Etwas, als er ihr seine Hand in das weit aufgerissene Maul rammte und tief in ihren Schlund hinabreichte, bis er irgendein Organ zu fassen bekam.
Die anderen Selkies waren erneut herangekommen. Sie gingen gezielter vor und fielen aus drei Richtungen über den Gärtner her.
Michael machte, dass sich der Untote rasend schnell im Kreis drehte, auf eine unmenschliche Art und Weise. Die Arme bewegten sich wie Windmühlenflügel, schlugen zu und trafen, verletzten, vernichteten.
Dem Gärtner waren keine