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Das Haus Zamis 35 - Weil es so schwarz wie Blute sei!
Das Haus Zamis 35 - Weil es so schwarz wie Blute sei!
Das Haus Zamis 35 - Weil es so schwarz wie Blute sei!
eBook227 Seiten2 Stunden

Das Haus Zamis 35 - Weil es so schwarz wie Blute sei!

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Über dieses E-Book

Was hat es mit dem Schwarzen Siegel auf sich? Die Frist läuft ab für die drei mächtigsten Dämonen Wiens. Eine Woche haben sie noch zu leben. Doch sie hießen nicht Skarabäus Toth, Michael und Coco Zamis, wenn sie sich kampflos fügen würden. Sie müssen einen Pakt schließen, denn nur gemeinsam haben sie eine Chance, das Todesurteil abzuwenden.
Allerdings gibt es da noch einen Haken: Keiner von ihnen traut dem jeweils anderen über den Weg.

Der 35. Band von "Das Haus Zamis".

"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer

enthält die Romane:
86: "Weil es so schwarz wie Blute sei!"
87: "Todesfrist"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum6. Sept. 2013
ISBN9783955722357
Das Haus Zamis 35 - Weil es so schwarz wie Blute sei!

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    Buchvorschau

    Das Haus Zamis 35 - Weil es so schwarz wie Blute sei! - Catalina Corvo

    Weil es so schwarz wie Blute sei!

    Band 35

    Weil es so schwarz wie Blute sei!

    von Catalina Corvo und Logan Dee

    nach einer Story von Uwe Voehl

    © Zaubermond Verlag 2013

    © Das Haus Zamis – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Lektorat: Reinhard Schmidt

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

    http://www.zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Was bisher geschah:

    Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.

    Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert. Das geheimnisvolle »Café Zamis«, dessen wahrer Ursprung in der Vergangenheit begründet liegt und innerhalb dessen Mauern allein Cocos Magie wirkt, ist zu einem neutralen Ort innerhalb Wiens geworden.

    Doch kaum hat sich Coco mit dem Café Zamis in Wien etabliert, kündigt sich neues Unheil an: Ihr verschwundener Bruder Volkart schwebt in Gefahr.

    Volkarts Schwarzes Tagebuch ist die einzige Spur, die er hinterlassen hat. Gleichzeitig macht ein Schwarm Raben die Metropole unsicher. In ihrem Gefolge erscheinen die geheimnisvollen Todesboten …

    Erstes Buch: Weil es so schwarz wie Blute sei!

    Weil es so schwarz wie Blute sei!

    von Catalina Corvo

    nach einer Story von Uwe Voehl

    1.

    An einem unbekannten Ort (Gegenwart)

    »Was habt Ihr vor, Herr?« Der Schatten neigte das Haupt. Die Kapuze fiel ihm noch tiefer in die Stirn, verbarg seine Züge. Er war nicht viel mehr als ein Schemen in der Dunkelheit des Wasserbeckens und starrte zu seinem Meister hinauf wie ein Spiegelbild.

    Ein unbedarfter Betrachter hätte ihn tatsächlich für eine Reflexion des Meisters halten können. Stand doch dieser, ebenfalls in eine schwarze Kapuzenrobe gehüllt, am Rand des Bassins und blickte hinein. Zwei gleiche Gestalten, die einander reglos anschauten. Nur die Lippen bewegten sich. Die einzelne Kerze im Rücken des Meisters flackerte.

    Die Stimme des Schattens drang jedoch deutlich und wie gewohnt hässlich durch das neptunische Tor ans Ohr des Herrn. Verzerrt durch den Zauber des neptunischen Portals erinnerte sie an das Kratzen einer Feder auf nassem Pergament.

    Das Wasser im Bassin zitterte, als der Atem des Herrn darüberstrich, und ließ die verhüllte Gestalt des Schattens verschwimmen. »Es ist nicht ungefährlich, die Mächte des Schwarzen Siegels heraufzubeschwören.«

    »Damit bin ich vertraut«, gab der Herr zurück. Eine einzelne Falte erschien auf seiner Stirn, doch die Dunkelheit verbarg sie vor dem Schatten im Wasser.

    »Die Todesboten sind unberechenbar«, gab dieser zu bedenken. »Sie zu kontrollieren erfordert höchste –«

    »Schweig!« Der Herr ließ Luft durch die Lippen entweichen, ein abfälliger, verächtlicher Laut, der kein Pfeifen war und auch kein Zischen. »Ich habe alles wohl durchdacht. Hauptsache, du spielst deine Rolle, so wie von dir verlangt wird.«

    Der Schatten blieb stumm und reglos. Erst als einige Sekunden verstrichen waren, verneigte er sich. »Ich bin wie immer Euer ergebener Diener«, wisperte er.

    »Dann verfahre weiter wie besprochen«, befahl der Herr. Im gleichen Atemzug beugte er sich tiefer über das Bassin und tauchte kurz die Hand hinein.

    Ein Wort ließ das Wasser im Becken schäumen. Säurehaltige Gischt sprudelte zischend hoch. Der Herr trat elegant einen Schritt zurück, bevor die Fluten ihm gefährlich werden konnten. Er grinste beim Gedanken daran, dass sein Gesprächspartner wohl kaum auf diese abrupte Schließung des Tores vorbereitet war, und dass die ätzende Flüssigkeit mit Sicherheit schmerzhafte Grüße hinterlassen hatte.

    Dann ließ er mit einem Schnippen seiner Finger mehrere Kerzen entflammen. Sie erhellten einen niedrigen Spieltisch in einem kleinen Nebengelass. Er trat hinein und widmete sich den kleinen Figuren auf seinem großen Brett. Dreißig Felder. Einige trugen Zahlen, andere zierten Symbole: Himmel, Hölle, Mensch, Dämon. Sein Spiel ähnelte dem Schach, doch brachte der Wurfknöchel das unberechenbare Element des Glücks mit hinein. Ein Umstand, der ihn gleichermaßen ärgerte wie amüsierte. Denn das Glück war unbestechlich. Er besah sich die Partie, musterte die herausgespielten Steine, berechnete die Wahrscheinlichkeiten der nächsten Züge und hob den Wurfknöchel. Die Augenzahl entlockte ihm ein Grinsen.

    Ging man wie die alten Ägypter davon aus, dass das Senet-Spiel die Welt repräsentierte, so stand die Partie für ihn nicht schlecht. Sein hypothetischer Gegner würde eine Figur opfern müssen. Bald schon würde er seine Spielfigur ins einunddreißigste Haus führen. Die anderen Figuren hingegen würden das Spiel schon bald verlassen. Senet. Es sah aus wie ein Kinderspiel und verlor doch auch nach Jahrtausenden nichts von seinem Reiz.

    Georg (Gegenwart)

    Reizvoll war die amtierende Miss Wien nicht mehr, wie sie sich schreiend und jammernd auf dem Opfertisch wand.

    Michael Zamis knurrte. »Jetzt fixier sie endlich!«, fuhr er seinen Sohn an.

    Georg, der einen kleinen Rollwagen mit Werkzeugen und alchemistischen Flüssigkeiten vorbereitete, unterbrach seine Arbeit und eilte an die Seite seines Vaters. Mit einem Blick hypnotisierte er die junge Frau und zwang sie in einen tiefen, komaähnlichen Schlaf. Doch auch diese Maßnahme stellte seinen Vater nicht zufrieden. »Eigentlich ziehe ich es vor, wenn die Spender den Schmerz auch mitkriegen. Kannst du das nicht verstehen? Sag bloß, du hast Mitleid mit ihr. Werde keinesfalls so wie deine Schwester, oder dir blüht ein übles Schicksal.«

    Georg verzog die Lippen zu einem verächtlichen Zähnefletschen. »Du meinst, dann sitze ich mit Coco bis zum Ende aller Tage bei Kaffee und Kuchen herum?«

    »Wag es nicht, ihren dreimalverfluchten Namen in meinem Haus auch nur noch einmal zu erwähnen, oder ich vergesse mich!« Eine Ader trat an Michael Zamis' Schläfe sichtbar hervor, seine Augen wurden schmal, seine Lippen weiß vor unterdrückter Wut.

    Georg spürte seit Tagen, dass sein Vater kurz davor war, zu explodieren. So zog Georg gemeinhin den Kopf ein, ließ Wutausbrüche und Ungerechtigkeiten über sich ergehen und ertrug die allgemeine schlechte Laune im Hause Zamis stumm, um seine eigene Lage nicht noch schlimmer zu machen.

    Doch in Ermangelung anderer Ziele gelang es ihm nicht mehr so gut wie früher, die Wut seines Vaters von sich abzulenken.

    Lydia war nach London abgetaucht, um sich in die Hände eines Schönheitschirurgen zu begeben. Adalmar hatte sich an irgendeiner Stelle am Ende der Welt verkrochen und war für niemanden zu sprechen. Auch er leckte seine Wunden und versuchte, zu alter Stärke zurückzufinden. Volkart war nach wie vor wie vom Erdboden verschluckt. Nur Mutter hielt es noch in der Villa Zamis an der Seite ihres übellaunigen Mannes aus. Kein Wunder, ohne Beine konnte sie ja auch nicht weglaufen.

    »Und bereite endlich diese verdammten Tinkturen vor!«

    Georg verzichtete auf den entsprechenden Hinweis, dass eine gewisse elterliche Autorität ihn höchstselbst dabei unterbrochen hatte. Schweigend widmete er sich wieder seinen ursprünglichen Arbeiten, in der Hoffnung, dass das Ritual auf diese Weise schneller vonstattengehen möge.

    In Gedanken verfluchte er seine Geschwister, die sich alle auf die eine oder andere Weise abgesetzt hatten. Besonders Adalmar fehlte. Gerade bei dem, was sie vorhatten, hätte seine Expertise einen großen Nutzen gebracht.

    Als könne sie seine Gedanken lesen, blickte Thekla zu ihm herüber. Georg hob überrascht den Kopf. Sie lag auf dem Operationstisch und ließ die Vorbereitungen des Rituals geduldig an sich vorüberziehen.

    Als Vater den Raum verließ, um sich einer kurzen rituellen Reinigung zu unterziehen, winkte sie Georg heran. Er trat an den Tisch und beugte sich herab. Verwundert bemerkte er, wie wach und klar ihr Blick war. Denn sein Vater hatte angekündigt, ihr vor dem Ritual einen Kräutertrank einzuflößen, der sie schläfrig und benommen machen sollte.

    »Alles in Ordnung?«, fragte Georg vorsichtig. Auch Thekla war seit dem Hunter-Zwischenfall nicht gerade gut gelaunt. Der Verlust ihrer Beine nagte an ihrer Selbstbeherrschung. »Ich denke, wir können bald beginnen.«

    Thekla wischte seine Beruhigungsversuche mit einer unwirschen Geste beiseite. Jäh packte sie Georg am Kragen seines Ritualkittels. Ihr Griff war erstaunlich stark. Die Fingernägel bohrten sich tief in den rauen Stoff.

    »Sag, wann wird Doktor Persch eintreffen?«

    Georg zögerte. Anscheinend hatte ihr Vater nicht gesagt, dass er niemals vorgehabt hatte, den Dämonendoktor, einen chirurgisch äußerst begabten Ghoul, ins Haus zu lassen. »Zu großes Risiko«, hatte er behauptet. Alle anderen Argumente beinhalteten die Worte »Ansehensverlust« und »Sicherheitslücke«. Darum plante Vater schon seit Tagen, das Ritual selbst durchzuführen.

    Wir Zamis sind immer noch am besten damit gefahren, wenn wir die Dinge selbst in die Hand nehmen. Eine starke Familie löst ihre Probleme allein.

    Wie stark die Familie nach den Desastern der letzten Monate allerdings war, zeigte sich bereits in der Tatsache, dass der Hausherr sich darum drückte, seiner eigenen Frau die unangenehme Wahrheit mitzuteilen. Doch sie war klug genug, das Spiel zu durchschauen. Noch bevor Georg sich eine Ausrede überlegt hatte, schürzte sie die Lippen. Ihr in Verbände gehüllter Körper wirkte gebrechlich und erschreckend klein. »Er wird nicht kommen, oder?«

    Georg schüttelte den Kopf. Sie seufzte. »Ich kenne deinen Vater.«

    »Er traut keinem.«

    »Das hatte ich befürchtet.«

    »Womöglich hat er recht«, gab Georg zu bedenken.

    »Vielleicht.« Sie winkte ab. Eine schwache, schlaffe Geste.

    Er nickte ihr stumm zu und entzündete die unabdingbaren Räuchermischungen, die den Raum und die Teilnehmer für das Ritual vorbereiteten.

    Thekla betrachtete das hypnotisierte Mädchen mit kaltem, gierigem Blick. So eine Schönheitskönigin hatte immerhin hübsche Beine.

    In diesem Augenblick kehrte Michael Zamis zurück. Das geschärfte Fleischerbeil locker in der rechten Hand.

    »Dann wollen wir mal.«

    Georg begann, die dunkle Litanei zu murmeln, die das Ritual einleitete.

    Auf den Wunsch seines Vaters weckte er mitten in der Operation die Schönheitskönigin, die nun keine Schönheit mehr war.

    Ihr Geschrei erfrischte alle.

    Thekla betrachtete zufrieden ihre neuen Beine. Blut pulsierte aus den noch nicht vernähten Operationsnarben, aber sie konnte schon mit den Zehen wackeln.

    »Wer braucht schon einen Doktor?« Michael betrachtete das gelungene Werk mit zufriedenem Grinsen, während Georg seine Magie in einen kraftvollen Heilzauber wob.

    Das Geschrei vom anderen OP-Tisch war verstummt. Die Schönheitskönigin setzte sich auf. Sie sah sich benebelt um, wie ein Bandgroupie nach einer Hotelzimmerparty. Ihr überfordertes Gehirn verdrängte anscheinend, was ihre Augen längst gesehen hatten. Sie wollte von der Liege steigen.

    Michael Zamis lachte grausam, als der Körper des verblutenden Mädchens auf die Steinfliesen plumpste.

    Schnell breitete sich unter dem Leib der hilflos zappelnden Spenderin eine dunkle Lache aus. Die rohen Beinstümpfe zuckten, und die Todesangst des Mädchens fand ihren Ausdruck in einem schrillen Schrei.

    Die Zamis amüsierten sich. Jeder auf seine Weise. Michael volltönend und laut, Georg schoss ein Erinnerungsfoto mit seinem Mobiltelefon, und Thekla lächelte stillvergnügt vor sich hin.

    Der Todesschrei des Mädchens dauerte an. Selbst als ihre Glieder aufgehört hatten zu zucken. Ein paar Herzschläge lang schien es, als ob ihr Sterben ein Echo hatte, das wieder und wieder von den Wänden des Ritualkellers zurückhallte.

    Doch der Ton wurde nicht leiser, sondern lauter. Jäh begriffen die Hausbewohner, dass es nicht mehr das Mädchen war, das schrie. Vögel. Rabenvögel. Heiser, schrill und krächzend. Es mussten Hunderte sein.

    Oben klirrten die Fenster. Sie kamen ins Haus. Michael fluchte.

    Thekla wollte sich aufrichten, doch ihre Beine waren noch nicht gänzlich angewachsen. Georg drückte sie mit sanfter Gewalt auf die Liege zurück. »Noch ein paar Augenblicke«, wisperte er atemlos. »Es geht nicht schneller.«

    Im selben Augenblick fauchten im Erdgeschoss die Feuerfallen.

    »Wie sind sie durch den Garten gekommen?« Michael schnaufte und wob hastig einen Zauber. Bisher verborgene Runen schimmerten an den Kellerwänden auf und woben ein feines Netz aus irisierendem Licht. »Und wo ist dieser verdammte Wächter des Hauses?«

    Auf Michaels wütenden Befehl hin erschien die Kreatur. Ihr willenloser starrer Blick erinnerte an die mächtigen Golems der Prager Hexenmeister. Und mit der gleichen Rücksichtslosigkeit wie die uralten aus Lehm geschaffenen Wächter der Schwarzen Kabbala setzte sich auch der Wächter des Hauses Zamis in Bewegung.

    Mit wuchtigen Schritten stampfte er die Kellertreppe hinauf. Oben an der Tür ins Erdgeschoss leuchteten Bannrunen hell, als von der anderen Seite etwas Schweres gegen die Tür prallte.

    »Georg! Bleib bei deiner Mutter und schütze sie!« Michael stellte sich zwischen Theklas Liege und der Tür.

    Georg blieb wie befohlen an Theklas Seite. Er nutzte das Blut der frisch geopferten Miss Wien und tauchte die Fingerspitzen hinein. Mit schnellen Bewegungen zeichnete er altbabylonische Siegel auf die Schulter seiner Ziehmutter und sprach einen Stärkungszauber. Aber Thekla war noch zu schwach, um sich richtig bewegen zu können. Wie eine Meerjungfrau, die eben erst ihren Fischschwanz gegen Beine eingetauscht hatte, wollten ihr die neuen Glieder noch nicht gehorchen. Georg wollte sie stützen, sie aber wehrte ihn mit verkniffener Miene ab.

    Michael Zamis stand zwischen seiner Frau und der Treppe, als letzte Bastion zum Schutz der geschrumpften Familie.

    Die Belagerung des Kellers dauerte an. Die Tür erzitterte unter schweren Schlägen. Das Gekreisch der Krähen drang deutlich von oben herunter. Dem Klirren und Krachen nach verarbeiteten die Biester das Erdgeschoss zu Kleinholz.

    Der Wächter lehnte sich gegen die Tür, sein Körper verschmolz mit ihr und verschwand schließlich im Holz. Dann stoppten die Schläge. Das Krachen und Splittern der Möbel jedoch wurde wilder und das Vogelgezänk lauter.

    Stirnrunzelnd spähte Michael zur Tür. Georg musterte die Schutzrunen. Sie schimmerten sanft. Ihre Macht war beträchtlich. Solange sie hielten, konnte nichts durch die Kellerwände dringen. Doch nicht die Wände machten Georg Sorgen.

    Plötzlich kroch eine seltsame Kälte aus den Ritzen und Winkeln. Eine formlose Dunkelheit wallte am Rand seines Blickfeldes. Bei jedem Blinzeln glaubte er, aus den Augenwinkeln einen Schatten wahrzunehmen, der unaufhaltsam näher rückte. Er rief seinem Vater eine Warnung zu, da glitt eine kalte Berührung sein Rückgrat hinauf. Im nächsten Augenblick gruben sich Zähne tief in seine Schulter. Mit einem erstickten Schrei riss sich Georg los, doch der Angreifer folgte ihm blitzschnell, trieb erneut Zähne in seine Schulter, seinen Hals. Weiche, ölig triefende Tentakel schlangen sich um seine Arme und pressten seinen Brustkorb zusammen. Georg stürzte. Sein Peiniger fiel mit. Sie rollten über den Boden.

    Nun endlich erkannte Georg das Wesen, das ihn da anfiel. Die schattenhaften Konturen verdichteten sich zu rotem Fleisch. Dunkelrote Tentakel ragten wie bei einem Tintenfisch aus einem unförmigen Rumpf hervor, der lediglich aus lippenlosen Mäulern und Reißzähnen bestand. Ein Dutzend dieser Mäuler hatte sich bereits in sein Fleisch vergraben, schmatzte und saugte.

    Jäh begriff Georg, warum sich das Wesen ihm plötzlich zeigte. Seine rote Farbe war keine Farbe, sondern Blut. Georgs eigenes Blut. Es füllte die Leere, und was unsichtbar war, wurde sichtbar, wie der geschwollene Leib einer überdimensionalen Zecke.

    Der Druck auf Georgs Brust wuchs, seine Glieder wurden

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