Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten
Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten
Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten
eBook238 Seiten3 Stunden

Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Asmodi, der Fürst der Finsternis, hat Coco Zamis weiterhin in seiner Hand. Er schickt die junge Hexe auf eine unbewohnte bretonische Insel, die zum Verkauf steht. Angeblich lastet ein Fluch auf der Insel, denn dort wurden früher todgeweihte Pestkranke behandelt. Als Coco gemeinsam mit einer Gruppe von Kaufinteressenten das Eiland der Toten betritt, müssen sie feststellen, dass sie dort keineswegs alleine sind ...

Der 40. Band von "Das Haus Zamis".

"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer

enthält die Romane:
96: "Eiland der Toten"
97: "Schwarze Hochzeit"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Dez. 2014
ISBN9783955722401
Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten

Mehr von Susanne Wilhelm lesen

Ähnlich wie Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten

Titel in dieser Serie (68)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Horrorfiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Das Haus Zamis 40 – Eiland der Toten - Susanne Wilhelm

    Eiland der Toten

    Band 40

    Eiland der Toten

    von Susanne Wilhelm und Christian Schwarz

    nach einer Story von Uwe Voehl

    © Zaubermond Verlag 2014

    © Das Haus Zamis – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Lektorat: Reinhard Schmidt

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

    http://www.zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Was bisher geschah:

    Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.

    Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert. Das geheimnisvolle »Café Zamis«, dessen wahrer Ursprung in der Vergangenheit begründet liegt und innerhalb dessen Mauern allein Cocos Magie wirkt, ist zu einem neutralen Ort innerhalb Wiens geworden. Menschen wie Dämonen treffen sich dort – und manchmal auch Kreaturen, die alles andere als erwünscht sind …

    Unterdessen wird Coco Zamis von Asmodi erpresst. Der Fürst der Finsternis entreißt ihr das noch ungeborene Kind und benutzt es als Pfand. Während die junge Hexe bisher sicher war, dass sie es von dem Verräter Dorian Hunter empfangen hat, behauptet Asmodi, dass er es ist, der sie geschwängert hat.

    Um ihr ungeborenes Kind wiederzuerlangen, begibt sie sich in Asmodis Hände. Doch keine der Aufgaben, die er ihr stellt, erfüllt sie zu seiner Zufriedenheit. Behauptet zumindest er und erpresst sie weiterhin.

    Erstes Buch: Eiland der Toten

    Eiland der Toten

    von Susanne Wilhelm

    nach einer Story von Uwe Voehl

    Prolog

    Schwester Azela hielt inne, um das Kruzifix an der Wand wieder ordnungsgemäß auf den Kopf zu drehen. Bei den Ausschweifungen der vergangenen Nacht musste jemand dagegengestoßen sein, und es hatte sich so gedreht, dass der leidende Christus mit den Füßen nach unten hing. Schwester Azela verzog das Gesicht, als sie daran dachte, was der Gast, den sie am Tor abholen sollte, dazu gesagt hätte. Gut, dass sie es rechtzeitig bemerkt hatte.

    Sie trat zurück, überprüfte ihr Werk mit einem letzten, kritischen Blick und eilte dann weiter.

    Der Gast wartete schon ungeduldig, als Azela das Tor mit einer tiefen Verbeugung öffnete. Es war derselbe Mann, der immer an diesem Tag in der Woche kam. Sie sah ihn mit einem freundlichen Lächeln an, doch ihr Blick glitt an seinem Gesicht ab, fand keinen Halt.

    »Bring mich zu ihr«, forderte er.

    »Sofort. Bitte folgen Sie mir.«

    Sie schlug den Weg ein, den sie gekommen war, die schweren Schritte des Besuchers immer hinter ihr. Die Echos in den alten Gängen ließen es klingen, als säße ihr eine ganze Armee im Nacken. Schließlich sah sie am Ende des Ganges den Schein der blauen Flammen. Dann kam das Feuerbecken in Sicht, und daneben, halb im Schatten, die schwere, alte Tür.

    »Es ist schlimmer geworden«, sagte sie leise, während der Gast die Hände in die Flammen hielt.

    »Tatsächlich?«, fragte er scharf.

    Sie biss sich auf die Unterlippe. Dumm von ihr. Natürlich war es schlimmer geworden. Es wurde immer schlimmer.

    Der Gast schöpfte einen Teil des blauen Feuers heraus. Die magischen Flammen züngelten auf seinen Handflächen. Er spritzte sie sich wie Wasser ins Gesicht, wo sie genauso abperlten wie Azelas Blicke. Sie flossen an seinem Oberkörper hinab und landeten als langsam verglühende Pfützen auf dem Steinboden.

    »Wir haben noch eine weitere Schutzmaßnahme eingeführt.« Schwester Azela nahm eine Pestmaske von einem Ständer im Schatten des Beckens. Sie war weiß, besaß einen langen Schnabel.

    »Eine alte Pestmaske?« Der Gast klang amüsiert.

    »Mit einer ganz besonderen Mischung von Kräutern und gemahlenen Knochen im Schnabel.«

    »Nun gut.« Er setzte die Maske auf, und endlich hatte Azelas Blick etwas, an dem sie sich festhalten konnte. »Können wir dann?«

    Eilig öffnete sie die Tür.

    Gemeinsam mit dem Gast trat sie ein. Der Gestank nahm ihr beinahe den Atem. Das Zimmer war dunkel, die Gestalt im Bett nur schemenhaft zu erkennen.

    Schwester Azela blieb bei der Tür stehen. Der Gast trat auf das Bett zu. »Theresa.«

    »Mein Liebster.« Theresas Stimme klang heiser. »Du kommst immer noch.«

    »Natürlich.« Er setzte sich auf einen Schemel neben dem Bett und ergriff Theresas Hand. »Ich will dich sehen.«

    »Nein, glaube mir, das willst du nicht.«

    »Doch. Schwester, zieh die Vorhänge auf!«

    Schwester Azela eilte zu den Vorhängen und zog sie zur Seite. Sonnenlicht flutete in den Raum. Sie senkte den Blick und bemühte sich, nicht hinzusehen. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Aus dem Augenwinkel erhaschte sie einen Blick auf Theresas Gesicht.

    Die Augen waren zwei Edelsteine inmitten einer Kraterlandschaft. Die ehemals seidige Haut Theresas war von schwarzen Pusteln übersät. An einigen Stellen waren sie aufgeplatzt. Eiter floss heraus, den Theresa mit einem einstmals weißen Spitzentaschentuch abwischte.

    Theresa hob eine Hand. »Sieh mich nicht an!«

    »Ich will sehen, wofür ich ein Heilmittel zu finden habe.«

    »Niemand findet ein Heilmittel gegen die Dämonenpest.«

    Der Gast ballte die Hände zur Faust. »O doch! So viele habe ich ihr bereits zum Fraß vorgeworfen. Ich werde sie auch zurückrufen! Sie hat mir zu gehorchen.«

    Theresa schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht mehr genug Zeit!«

    Wieder ergriff der Gast ihre Hand. Er beugte sich vor, und der Schnabel der Maske berührte fast ihr zerstörtes Gesicht. »Ich werde dein Leben retten, Theresa. Ich schwöre es.«

    1.

    St. Petrus, Frankreich

    Jacques

    Jacques sah sich zufrieden um. Beinahe fünfzig Personen hatten sich vor dem Rathaus in St. Petrus versammelt. Ein voller Erfolg für diese Demonstration. Die Menschen trugen Plakate mit der Aufschrift:

    »Finger weg von der Île de Sainte Croix.«

    »Keine Macht dem Geiz!«

    Oder: »Die Insel gehört uns!«

    Besonders gut gefiel Jacques das Transparent, das die Witwe Magdalena gebastelt hatte. »Wir werden keine Touristenfalle.« Andererseits, vielleicht gefiel ihm vor allem die Witwe, deren Busen wogte, während sie ihr Transparent schwenkte. Mit ihrer energischen Art erinnerte sie ihn an seine Antonia – Gott habe sie selig.

    Jean stieß ihn in die Seite. »Noch ein Sprechchor?«

    Jacques riss sich vom Anblick der Witwe los. »Warum nicht?«

    Sofort hob Jacques' schmächtiger Kollege sein Megafon. »Was wollen wir nicht, Leute?«

    »Dass die Insel verkauft wird!«, rief die Menge.

    »Was wollen wir hier nicht?«

    »Touristen!«

    »Wem gehört die Insel?«

    »Uns!«

    »Was sagen wir?«, rief Jean.

    »Kein Geld von reichen Investoren«, brüllten die Demonstranten. »Sonst gibt's was auf die Ohren.«

    Der Reim war verbesserungswürdig, das musste Jacques zugeben. Doch insgesamt lief die Aktion nicht schlecht.

    Jean ließ das Megafon sinken. Er lehnte sich zu Jacques und senkte die Stimme. »Ernsthaft, Jacques. Ich denk immer noch, diese reichen Russen, oder was auch immer, sollen sich an der verfluchten Insel einfach mal die Zähne ausbeißen.«

    »Komm mir nicht wieder mit den Schauergeschichten, Jean.«

    Jean schnaubte beleidigt. »Ich hab sie gesehen, die wandelnden Toten.«

    »Du hast ein paar Gestalten im Nebel gesehen.«

    »Aber die sind echt komisch gelaufen. So steif und so. Und sie haben ganz schrecklich gestöhnt. War wirklich unheimlich. Glaub's mir. Und was ist mit Pierre?«

    Jacques schüttelte den Kopf. »Pierre ist besoffen ins Wasser gefallen und ertrunken.«

    »Warum wurde dann nie seine Leiche gefunden?«

    Jacques zuckte mit den Schultern. »Das Meer ist groß und die Fische hungrig. Haben wir das nicht alles schon diskutiert?«

    Jean hob die Hände. »Ist ja gut. Ich unterstütz dich ja auch. Aber denk noch mal über den Plan für heute Nachmittag nach.«

    »Jean, es ist nur eine Insel.«

    »Eine verlassene, unheimliche Insel.«

    »Verlassene Orte sind immer ein bisschen unheimlich.«

    Die Sprechgesänge ließen langsam nach. Jean hob wieder das Megafon. »Was sagen wir?«

    »Die Insel gehört uns!«, brüllte die Menge.

    Erneut senkte er das Megafon. Er spähte Richtung Rathaus. »Sieht nicht so aus, als würden wir was erreichen.«

    Tatsächlich regte sich im Rathaus auffallend wenig.

    »Vielleicht sollten wir's gut sein lassen für heute«, schlug Jean vor.

    »Da kommt er!«, rief in diesem Moment die Witwe Magdalena.

    Jacques sah sich nach ihr um. Sie deutete zur linken Ecke des Rathauses. Dort kam der Bürgermeister gerade vom Parkplatz. Er trug noch Gummistiefel und seine Arbeitshose.

    »Jetzt noch mal alle«, rief Jean durch das Megafon.

    »Kein Geld von reichen Investoren! Sonst gibt's was auf die Ohren!«

    »Was soll das hier?« Bürgermeister Lafayette kam etwas außer Atem vor dem Eingang des Rathauses an. »Jacques? Jean?«

    »Wir protestieren gegen den Verkauf der Insel«, erklärte Jacques.

    Müde fuhr sich der Bürgermeister über die spärliche Haartracht. »Wir haben doch eine Abstimmung gemacht. Der Verkauf ist beschlossen.«

    »Die ganzen jungen Leute haben dafür gestimmt!«, protestierte die Witwe. »Denen ist doch egal, was aus St. Petrus wird! Die ziehen doch eh alle früher oder später in irgendeine Stadt!«

    Der Bürgermeister seufzte. »Sie ziehen weg, weil sie hier keine Jobs finden. Wenn ein paar Touristen herkämen ...«

    »Sie würden Jobs finden!«, brüllte jemand von weiter hinten dazwischen. »Wenn sie Fischer werden würden! Aber dafür sind sie sich ja zu fein!«

    Bürgermeister Lafayette schüttelte den Kopf. »Es wurde nun mal abgestimmt, und die Mehrheit war dafür. Also machen wir's. So funktioniert Demokratie, Leute.«

    »Hab schon immer gesagt, dass die jungen Leute viel zu früh wahlberechtigt sind«, grummelte jemand aus der Menge.

    »Das lassen wir uns nicht gefallen!«, rief die Witwe und wedelte mit ihrem Transparent. Jacques konnte nicht anders, als ihr zuzustimmen.

    »Genau«, rief er. »Wenn niemand auf uns hören will, dann gehen wir jetzt eben zum zweiten Teil der Demonstration über!«

    »Jacques, bitte überleg's dir noch mal«, flüsterte Jean. Doch gleichzeitig strahlte die Witwe Jacques an. Es war längst zu spät, um es sich anders zu überlegen.

    »Wir besetzen die Insel!«

    Jubel brandete Jacques entgegen.

    Als der erste Nebel über das Wasser kroch, begann Jacques an seinem Plan zu zweifeln. Er stand an der Reling von Jeans Fischerboot. Die Witwe stand im Bug und spähte nach vorn. Sie hatten nur kurz miteinander geredet, und sie hatte ihm erzählt, wie glücklich sie damit war, mit ihren beiden Töchtern zusammen einen männerfreien Haushalt zu führen. Mit einem Mal hatte der Tag viel von seiner Großartigkeit verloren.

    Und nun kam auch noch der Nebel. Er folgte zeitverzögert den Bewegungen der Wellen. Ein ganz eigenes, träges Meer. Er legte sich um den Bug des Boots, und Nebelfinger krochen daran hinauf, schienen nach Jacques zu greifen.

    Wenig später legten sich Nebelschwaden auch auf Jacques' Gesicht. Er spähte nach vorne, konnte aber nur eine dunkle Form erkennen, von der sich nur vermuten ließ, dass es die Insel sein könnte. Mistwetter. Wo war der Nebel plötzlich hergekommen? Nicht gerade das typische Wetter für St. Petrus im Herbst.

    Mit einem Mal schrie die Witwe auf.

    Jacques eilte nach vorne zum Bug. Magdalena deutete mit bebendem Finger in die Fluten. »Da ... da!«

    »Was ist?« Jacques beugte sich vor, konnte aber nur wogende, weiße Schwaden und darunter ein paar schmutzig graue Wellen erkennen.

    »Da war eine Hand!«

    »Eine Hand?«

    Die Witwe drückte eine Hand an ihre Brust. »Sie hat kurz aus dem Wasser geragt!«

    »Jean!«, rief Jacques nach hinten Richtung Steuer. »Irgendeine Meldung, dass bei den anderen Schiffen jemand ins Wasser gefallen ist?«

    »Was? Nee.«

    »Dort!«, schrie die Witwe.

    Diesmal sah Jacques es auch. Und es war keine Hand. Es war ein Kopf, der aus dem Wasser ragte. Dunkle Augenhöhlen starrten Jacques durch den Nebel an. Dann waren sie wieder verschwunden.

    »Was zum ...«

    Von einem der anderen Boote hallte ein Schrei herüber. Etwas platschte.

    »Mann über Bord!«

    »Hey, Jacques«, rief Jean. »Jetzt gibt's ne Meldung.«

    »Ich sehe nichts in dem verdammten Nebel. Was ist da passiert?« Jacques kniff die Augen zusammen, doch das machte die Umrisse der anderen Boote in den weißen Schwaden auch nicht besser sichtbar.

    Weitere Schreie hallten über das Wasser. Sie klangen panisch, mischten sich mit verwirrten Rufen.

    »Was ist da passiert?«

    »Louis, wo bist du?«

    »Weg von der Reling!«

    Und dann schrie auch die Witwe Magdalena wieder.

    Aus dem Wasser war wieder der Kopf aufgetaucht, diesmal nahe der Bordwand. Eine Hand tastete am Bug nach oben und fand an einer Zierleiste Halt. Der zugehörige Arm steckte in einem zerfetzten Ärmel. Jacques kniff die Augen zusammen. Irgendetwas anderes hing ebenfalls in Fetzen von dem Arm herab ...

    Er schnappte nach Luft. Die Haut! Weißes, blutleeres Fleisch kam darunter zum Vorschein. Und die Augenhöhlen, die Jacques anstarrten, sie blieben leer, egal wie genau Jacques hinsah. Es waren keine Augen mehr darin.

    Der Fischer stolperte von der Reling zurück. Neben ihm wollte Magdalenas Schrei gar nicht mehr verstummen. Das Wesen aus dem Wasser zog sich höher. Die zweite Hand griff nach der Kante der Reling. Knochen schimmerten durch das Fleisch.

    »Magdalena! Weg da! Weg!«

    Der Kopf tauchte über der Reling auf. Er schien Jacques anzugrinsen. Im nächsten Moment schlossen sich halb verweste Finger um Magdalenas Arm.

    Ihr Schrei wurde so schrill, dass er Jacques in den Ohren wehtat. Jetzt wich sie zurück, doch die Hand hielt sie unerbittlich fest. Ein Oberkörper erschien über dem Rand der Reling, von dem das Fleisch abblätterte wie billige Farbe. Panisch zerrte Magdalena an ihrem Arm, versuchte ihn freizubekommen, aber es gelang ihr nicht.

    Verzweifelt sah Jacques sich nach etwas um, das er als Waffe verwenden konnte. Eine Taurolle, etwas Segeltuch ...

    Magdalenas Schrei erreichte eine neue Höhe – dann platschte es, und es war still.

    Jacques fuhr herum. Der Platz an der Reling war leer.

    »Magdalena?« Er warf sich nach vorne, starrte ins Wasser. Nichts als Wellen und Nebel und vielleicht ein dunkler Schatten ein Stück rechts von ihm. Schnell schnappte er sich das Tau. Er musste sie wieder hochziehen. Ein Ende des Taus warf er ins Wasser, das andere sicherte er am Mast. Dann kehrte er an die Reling zurück und starrte angestrengt in die Wellen.

    Er hielt den Atem an, wartete darauf, dass die Witwe wieder an die Oberfläche kam. Aber sie kam nicht mehr hoch. Die Witwe Magdalena blieb verschwunden.

    »Magdalena!«

    Der Schrei hallte über das Wasser, vermischte sich mit denen von den anderen Booten. Für einen Moment glaubte Jacques, auch dort Gestalten an den Schiffsrümpfen hängen zu sehen.

    Und das Tau, das er ins Wasser geworfen hatte, spannte sich.

    Für einen Moment flammte Hoffnung in Jacques auf. Vielleicht hatte es die Witwe doch noch geschafft. Eilig packte er das Seil, wollte es schon hochziehen.

    Da fiel sein Blick auf leere Augenhöhlen im Wasser.

    Jacques schrie und ließ das Seil los. Doch die Kreatur im Wasser hielt sich weiter daran fest. Sie zog sich an dem Seil nach oben! Jacques verfluchte sich selbst. Er hatte diese Kreatur förmlich dazu eingeladen, ins Boot zu klettern!

    Eilig tastete er in seiner Tasche nach seinem Klappmesser. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis seine Finger darauf stießen. Endlich! Schnell klappte er es auf. Die Kreatur hing inzwischen dicht unter ihm. Wie ein Besessener säbelte Jacques an dem Tau. Er schrie erneut, als aufgequollene Finger die Kante der Reling packten. Alles in ihm rief danach, zurückzuweichen. Doch das Tau hing nur noch an wenigen Fasern. Jacques säbelte noch schneller ...

    Und das Seil riss.

    Die Hand der Kreatur rutschte ab. Mit einem Platschen rutschte sie in Wasser zurück. Jacques atmete auf.

    »Umkehren!«, schrie er. »Jean, kehr um!«

    Er hasste es, das zugeben zu müssen. Aber sein alter Freund hatte recht gehabt. Die Insel war verflucht.

    Sollte sich der reiche Investor, der sie haben wollte, die Zähne daran ausbeißen.

    Wien, Café Zamis

    Coco Zamis

    »Entschuldigung, gibt es hier auch Eis?«

    Ich blinzelte. Bisher war der Andrang im Café Zamis nicht sonderlich groß gewesen. An einem der hinteren Tische schlief jemand auf einer Zeitung, ansonsten war der Gastraum leer. Nun lächelte mich vor dem Tresen ein junges Mädchen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1