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Verschwunden im Moor. Ostfrieslandkrimi
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eBook241 Seiten2 Stunden

Verschwunden im Moor. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

Aufregung in Ostfriesland! Nikola van Loon, die Enkelin des niederländischen Milliardärs Rikard von Loon, verschwindet spurlos. Bei einem Morgenspaziergang im Berumerfehner Moor wird sie von Unbekannten entführt. Handelt es sich um eine sorgfältig geplante Aktion eines geschäftlichen Konkurrenten des Großunternehmers? Schließlich ist es kein Geheimnis, dass Rikhard mit seiner Familie regelmäßig den Urlaub in seinem Domizil in Ostfriesland verbringt. Oder sind die Täter in den eigenen Reihen des Van-Loon-Clans zu suchen? Die Forderung der Entführer lässt zunächst beide Möglichkeiten offen, denn neben fünf Millionen Euro in der digitalen Währung Bitcoin verlangen die Erpresser auch sensible Daten des Projekts »Genevra«. Doch am schockierendsten ist das schaurige Detail, das der Lösegeldforderung beigefügt ist. Hauptkommissar Axel Groot und Kommissarin Hilka Martens von der Kripo Norden dürfen in diesem brisanten Fall keine Zeit verlieren, wenn sie das Leben der jungen Milliardärserbin retten wollen...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum21. Juni 2021
ISBN9783965864047
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    Buchvorschau

    Verschwunden im Moor. Ostfrieslandkrimi - Stefan Albertsen

    Prolog

    Die Strahlen der Sonne durchschnitten die Lücken zwischen den dichtgedrängten Tannen und zeichneten leuchtende Bahnen über das soeben erwachende Moor und den aufsteigenden Frühdunst.

    Das Zwitschern der Vögel untermalte die Idylle, schuf eine Insel des Friedens.

    Ja, dachte sie. Frieden, das ist das richtige Wort.

    Sie hielt kurz inne und ließ die Szene auf sich einwirken.

    Frieden und Stille. Das, was sie in ihrer derzeitigen Verfassung so dringend benötigte und was sie inmitten ihrer aufreibenden Lebensumstände kaum zu finden in der Lage war. Genau deshalb waren Momente wie dieser so wichtig.

    »Alles in Ordnung, Mom?«, holte die Stimme ihrer Tochter sie in die angenehme Kühle des frühen Maitages zurück.

    »Aber ja doch, ich …«

    Sie stockte. Ihr fehlten die passenden Worte, um zu beschreiben, was in ihr vorging … »Ich bin okay«, sagte sie schlicht und wan­derte weiter. Sie lief schneller, so als wolle sie Abstand gewinnen.

    Ist es denn nicht so? Will ich sie nicht auf Distanz halten? Mit all meinen Allüren? Und dem Trinken?

    Urplötzlich kämpfte sich das Verlangen nach einem Drink aus ihrem Innersten hervor. Es schlich sich in ihre Glieder wie ein langsamer Krampf.

    Beim Anblick der Schönheit dieses Morgens war es ihr vorgekommen, als wäre sie von der Sehnsucht befreit worden, ihren Kummer im Alkohol zu ertränken. Doch sie hatte sich geirrt.

    Es war nur ein kurzer Moment der Freiheit, dachte sie bitter und tastete unwillkürlich nach dem schmalen Flachmann in der Innentasche ihrer Sportjacke.

    Ja, sie verließ nie das Haus, ohne eine Notration mitzunehmen.

    Der Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an. Der Durst kroch ihr durch die Speiseröhre direkt in den Gaumen und unwillkürlich fuhr die Zunge über die spröden Lippen.

    Mein Gott, ich bin eine Trinkerin. Mir ist, als könne ich den Wodka in der Tasche gluckern hören.

    Obwohl ihr bewusst war, dass ihre Tochter schon längst um ihre Sucht und ihre Willensschwäche wusste, wäre es ihr peinlich gewesen, den Flachmann hervorzuholen, ihn aufzuschrauben und das scharfe Getränk in die Kehle zu schütten.

    Nein, das kam nicht infrage.

    Nicht heute und vor allem nicht hier, umgeben von den hochgewachsenen Tannen, die sich wie trutzige Wächter um sie scharten. Nicht, während sie auf dem weichen, moosigen Unter­grund dahinwanderten und die Stimmen der Vögel hörten, die mit ihrem Gesang den neuen Tag begrüßten.

    Vielleicht bitte ich die beiden vorzugehen und lasse mich unauffällig zurückfallen.

    Sie warf ihrer Tochter und dem gemeinsamen Begleiter einen verstohlenen Blick zu.

    »Nein, nicht gut«, flüsterte sie.

    »Was meintest du?«

    »Ach, es ist nichts, Schatz. Ich wollte nur …«

    Ein scharfer Ruf durchschnitt die Stille des Moors und unter­brach sie.

    »Keine Bewegung.«

    Vor ihr schälte sich eine dunkel gekleidete Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Das Gesicht wurde von einer schwarzen Sturm­haube verdeckt.

    Ein Mann, ohne Zweifel ein Mann, durchzuckte es sie.

    Beim Anblick der Waffe, die der Fremde auf die kleine Gruppe richtete, verflog die Lust nach Alkohol schlagartig.

    »Macht keinen Blödsinn, sonst …«

    Ein Schrei hinter ihr.

    Nikola.

    Sie wollte herumwirbeln, doch da war der Vermummte schon bei ihr. Etwas stülpte sich ihr über den Kopf. Scharfer Geruch stieg ihr in die Nase, kräftige Arme umschlangen ihren Körper wie eine Würgeschlange.

    »Schnapp dir die Kleine«, hörte sie den Angreifer rufen.

    Erneut schrie Nikola.

    Oh Gott, nicht meine Tochter.

    Sie keuchte, stemmte sich gegen die Kraft des Mannes, doch alle Gegenwehr brachte nichts. Scheinbar mühelos riss er sie von den Beinen und drückte sie auf den Boden.

    »Lass gut sein. Es hat keinen Sinn«, zischte er ihr ins Ohr.

    Nein, sie würde nicht aufgeben. Es ging um ihre Tochter.

    »Lass mich los, du … du …«

    Die eigene Stimme klang wie die einer Fremden. Verzerrt und gedehnt.

    Erneut gellte ein Schrei in schierer Panik. Nikolas Stimme wirkte ebenfalls verändert, als hielte man ihrer Tochter ein schmales Ofenrohr vor den Mund.

    Kampfgeräusche. Nikola keuchte angestrengt und wehrte sich gegen jemanden. Die Laute erklangen wie von einer dicken Scheibe gedämpft.

    Ein weiterer Angreifer. Ihre Gedanken krochen schwerfällig dahin, schienen nicht zusammenzufinden.

    Es sind zwei … sie sind zu zweit.

    »Hör zu«, zischte der Fremde, der sie auf den weichen Boden drückte.

    Seine Worte durchdrangen den Vorhang aus Schwindel, der sich um sie gelegt hatte. Der Geruch wurde stärker. Er biss sich regelrecht in ihre Nasenschleimhaut.

    »Wir werden uns bei euch melden, und ihr werdet tun, was wir verlangen, sonst erlebt die Kleine ihren dreiundzwanzigsten Geburtstag nicht mehr, verstanden?«

    Ihre Bewegungen verlangsamten sich. Es fiel ihr immer schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen.

    Was hatte der Mann gesagt? Wer würde seinen dreiundzwan­zigsten Geburtstag nicht mehr erleben?

    Übelkeit wallte in ihr auf. Schwindel schuf vor ihr in der Dunkelheit ein wogendes Grau, das sich langsam in eine drehende Spirale verwandelte.

    »Hast du mich verstanden?«

    Die Worte des Mannes rissen sie in die Wirklichkeit zurück. Der Schwindel fiel von ihr ab und ihre Gedanken klärten sich.

    Nikola, mein Gott. Sie haben Nikola. Sie wird sterben, wenn ich nicht … wenn wir nicht tun, was man von uns verlangt …

    »Ich … habe … verstanden … bitte … tun … Sie … ihr … nichts«, würgte sie mit brüchiger Stimme hervor.

    Die Spirale kehrte zurück, umfasste sie und zerrte sie mit sich in einen endlosen Abgrund.

    »Das kommt nur auf euch an. Tut, was wir von euch verlangen, und ihr bekommt die Kleine unbeschadet zurück.«

    Es fühlte sich an, als würde ihr Geist aufgesogen werden. Schier allumfassende Finsternis wartete auf sie.

    »Wenn ihr Mist baut, kehrt sie auch zu euch zurück«, fuhr der Fremde fort. »In Einzelteilen.«

    Sie sackte endgültig in die schwärzesten Tiefen einer Bewusst­losigkeit, begleitet von diesen Worten und den leiser werdenden Rufen ihrer Tochter.

    1. Kapitel

    Axel Groot zog mit dem Nassrasierer eine Furche in den Schaum, der die untere Gesichtshälfte bedeckte, als die Türklingel anschlug.

    Er zuckte zusammen, und in seinem gespiegelten Konterfei zeichnete sich Schrecken ab.

    Verdammt, ich habe vergessen, dass die Martens mich heute abholt.

    Sein Blick fiel auf das Spiegelbild der Duschkabine, hinter deren milchiger Scheibe der nackte Körper einer Frau zu erkennen war.

    An sich ein Anblick, der Axel gefallen und auf dumme Gedanken gebracht hätte.

    Aber eben nicht in diesem Augenblick, da seine Kollegin vor der Haustür stand, um ihn zum Dienst abzuholen.

    »Mistige Kacke verdammte«, presste er hervor.

    Normalerweise war er, was das Ausstoßen von Flüchen anging, eher zurückhaltend, doch jetzt schien es ihm passend zu sein. Er legte den Rasierer ab und schlüpfte in den Morgenmantel, der am Haken neben der Tür hing.

    »Ist da wer an der Tür?«, erklang es aus der Kabine und übertönte das beständige Rauschen des Wassers.

    »Ja«, antwortete Axel und band zeitgleich den Gürtel zu. »Öhm, ich muss mal nachsehen, wer da ist.«

    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Bad und zog die Tür hinter sich zu. Im selben Atemzug schlug die Klingel erneut an. Er verkniff sich einen weiteren Fluch, patschte barfuß zum Eingang und schloss auf.

    Hilka Martens präsentierte sich ihm wie so oft frisch wie eine ostfriesische Morgenbrise.

    Die Augen unter der strubbeligen Kurzhaarfrisur blitzten ebenso wie das regelmäßige Gebiss der Kommissarin.

    »Na, Chef?«, grüßte sie grinsend und ließ den Blick an ihm entlangwandern.

    Ihre Augenbrauen hoben sich erstaunt. »Sind wir heute etwas spät dran?«

    Er bot in der Tat einen unmöglichen Anblick. Nicht wegen des alten Morgenmantels. Das Kleidungsstück hatte zwar schon bessere Tage gesehen und war an den Säumen ausgefranst, doch es war bequem und nach wie vor vorzeigbar. Allerdings war seine komplette untere Gesichtshälfte von einer dicken Schicht Rasier­schaum bedeckt.

    Für gewöhnlich war Axel nie um eine Antwort verlegen, aber in dieser Situation fiel ihm keine rechte Erwiderung ein. So kam es, dass er mit geöffnetem Mund im Türrahmen stand und die Kollegin stumm anstarrte.

    »Haben Sie die Nacht durchgemacht, oder warum sind Sie noch nicht fertig?«, fragte Hilka Martens. »Für gewöhnlich stehen Sie doch schon eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit bereit. Jedenfalls meint Charlie das immer.«

    Groot sagte weiterhin nichts.

    Damit hat sie nicht einmal unrecht. Ich habe mich zwar nicht volllaufen lassen, aber viel zum Schlafen bin ich auch nicht gekommen.

    Sein ›Durchmachen‹ hatte sich mehr auf leidenschaftliche Aktivitäten im Schlafzimmer bezogen. Ein Thema, über das er in der Öffentlichkeit … und vor allem mit einer Untergebenen … nicht zu sprechen bereit war.

    Er schüttelte die Erinnerungen an die letzte Nacht ab, wobei ihm auffiel, dass er unbewusst angefangen hatte zu grinsen.

    »Nun, ich war in der Tat noch länger auf und habe mich in dieses und jenes vertieft«, erwiderte er und unterbrach sich mit einem Räuspern. Die Kehle war urplötzlich so trocken wie Wüstensand in der Sahara.

    Ich muss sie loswerden, dachte er verzweifelt. Sie darf nicht erfahren, wer heute Nacht bei mir war. Noch nicht.

    »Sie haben Arbeit mit nach Hause genommen?«

    Hilka zog fröstelnd die Schultern hoch. Ein für Mai ungewöhn­lich kühles Sturmtief war in den letzten Tagen über weite Teile Ostfrieslands hinweggezogen.

    Oh nein, sie will für einen Moment reinkommen. Wir sind ja früh dran. Verdammt, hätte ich doch bloß nicht vergessen, dass sie mich heute abholt. Warum ist Charlie ausgerechnet diese Woche zu ihrer Schwester nach Bremen gefahren?

    Er merkte, wie lächerlich der Gedanke war. Immerhin hatte er keinen Anspruch darauf, dass seine Haushälterin und mütterliche Freundin jederzeit vor Ort blieb und bereitstand, um ihn durch die Gegend zu kutschieren.

    »Wissen Sie was?«, krächzte er. »Ich bin schwer aus den Federn gekommen und lasse mir einfach etwas mehr Zeit. Gefrühstückt habe ich auch noch nicht und es wird sicher niemanden stören, wenn ich später ins Büro komme. Überstunden habe ich ja genug und …«

    »Sagen Sie mal, was ist hier eigentlich los?«

    Ein lauernder Unterton schwang in Hilka Martens’ Stimme mit. Die Augen der Kommissarin verengten sich. Sie wirkte angespannt.

    Es ist mir schon öfters aufgefallen: Diese Frau ist wie ein Spürhund. Sie wittert regelrecht, wenn man etwas vor ihr verbirgt.

    »Nichts«, antwortete er schnell.

    Zu schnell. Klang seine Stimme nicht auch höher als sonst?

    Mist, ich bin kein guter Lügner. Jedenfalls nicht bei solchen Angelegenheiten.

    »Es ist alles okay. Ich kann mir nachher ein Taxi rufen und dann …«

    Hinter Axel öffnete sich eine Tür.

    Das Badezimmer!

    Summend trat eine Frau in den Flur, offenbar ebenfalls barfuß.

    »Oh, du meine Güte«, sagte sie.

    Erstaunen breitete sich in Hilka Martens’ Augen aus und wich dann vor einem zufriedenen Grinsen zurück.

    »Ich hatte zwar die Klingel gehört, aber ich hätte nicht gedacht, dass du das bist, Hilka.«

    Groots Schultern sackten in die Tiefe. Das, was er zu vermeiden gesucht hatte, war geschehen.

    Jemand hatte die Frau bei ihm angetroffen, mit der er sich seit etwas mehr als zwei Monaten traf – heimlich wohlgemerkt. Sein Bemühen, Getuschel und Gerede im Büro zu vereiteln, zerplatzte in diesem Moment wie eine Seifenblase. Er seufzte und gestand sich ein, dass ihm in Anbetracht der Umstände nur die Kapitulation blieb.

    Hilka Martens nickte der Frau hinter ihm zu.

    »Hallo Kris, schön, dich zu sehen … wenn auch etwas überra­schend.«

    Er wandte sich um und sah zu Kristine Willers, die, in ein Hand­tuch gehüllt, im Flur stand und das Lächeln der Kommissarin erwiderte.

    Axel kam sich vor wie der letzte Depp und dieses Gefühl wurde nicht besser, als die beiden Frauen anfingen zu lachen.

    2. Kapitel

    »Glauben Sie mir, es ist nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen, Chef«, sagte Hilka zwanzig Minuten später. Sie lenkte ihr Golf Cabrio vom Hof des Groot’schen Anwesens.

    Groot enthielt sich einer Antwort. Er starrte stumm aus dem Seitenfenster und schien sich in den Anblick der Rapsfelder zu vertiefen, die sich wie strahlend gelbe Weiten nach beiden Seiten hin ausbreiteten.

    »Es ist nicht mehr so wie damals, als meine Großmutter bei der Polizei anfing«, fuhr sie unverblümt fort und lenkte den Wagen sicher über den Alten Postweg, der in Richtung Hagermarscher Straße führte.

    »Damals waren Beziehungen zwischen Kollegen verpönt. Groß­mutter hat mir Dinge erzählt, die sich hinter verschlossenen Türen abgespielt haben. Einige kamen allerdings raus und sorgten für einigen Wirbel.«

    »Ach wirklich?«, murmelte Groot, als höre er nur mit halbem Ohr zu.

    Von wegen, dachte Hilka. Der Chef bekommt alles mit. Es ist ihm nicht möglich, wegzuhören. Das hat er nie gelernt.

    »Ja, wenn ich es Ihnen sage. Aber was ich eigentlich damit meine, ist, dass Sie sich keine Sorgen machen sollten. Zum einen leben wir mittlerweile – Gott sei Dank – in anderen Zeiten. Man geht heute viel freier mit solchen Dingen um.«

    Ein kurzes Brummen war die einzige Antwort.

    »Und zum anderen ist Kris, also Dr. Willers, keine Polizistin. Sie gehört also nicht wirklich zur Dienststelle. Ab und zu arbeitet sie mit uns zusammen, also als Rechtsmedizinerin …«

    Hilka unterbrach sich, weil ihr klar wurde, dass Groot diese Tatsachen kannte. »Nun ja, Sie wissen, wie ich das meine.«

    Sie konnte förmlich spüren, wie er die Augen verdrehte, obwohl er weiterhin aus dem Fenster starrte und ihr seinen Hinterkopf präsentierte.

    Vielleicht sollte ich besser den Mund halten. Schweigen ist ja bekanntermaßen Gold.

    Stille breitete sich unangenehm im Inneren des Autos aus. Vor ihnen, am Stadtrand von Norden, zeichneten sich Gebäude­silhouetten ab. Sie hatten es nicht mehr weit bis zum Präsidium.

    Doch ehe sie das Ortsschild passierten, durchbrach Groot das Schweigen, und Hilka war ehrlich gestanden froh darüber.

    »Ich hasse solche Situationen.«

    Sie erwiderte nichts und ließ stattdessen ihren Chef gewähren.

    »Es hat nicht nur in ganz frühen Zeiten Ärger wegen roman­tischer Verwicklungen am Arbeitsplatz gegeben, sondern auch, als ich noch ein junger Polizeibeamter war.«

    »Das ist ja auch schon einige Zeit her«, platzte es der Kommissarin heraus.

    Sie bedauerte ihren Vorwitz sofort, als sie sich einen scharfen Blick einfing.

    »Sorry«, sagte sie mit leiser Stimme, »sollte nur ein Scherz sein.«

    »Ich bin nicht gut mit so etwas«, fuhr er fort. »Mein Privatleben soll … privat bleiben. Es geht niemanden etwas an, mit wem ich was, wann …«

    »… treibe?«, nutzte die Kommissarin unbewusst eine kurze Pause ihres Vorgesetzten.

    »… unternehme«, knurrte Groot.

    Hilka war, als friere sie unter seinem eisigen Blick ein.

    »Natürlich, Chef«, warf sie ein. »Sie haben vollkommen recht und es tut mir auch leid, dass ich Ihr kleines Geheimnis enthüllt habe.«

    Anscheinend besänftigten die Worte den Oberkommissar. Ein

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