Kommissar Jörgensen ist wie gelähmt: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Von Chris Heller und Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
Der Mann sah nicht aus wie ein besorgter Angehöriger. Eher wie ein Killer.
Den meisten Besuchern auf der neurologischen Station des Marienkrankenhauses konnte man ihre Gefühle auf dem Gesicht ablesen. Hoffnung. Verzweiflung. Trauer. Manchmal sogar eine Art von Galgenhumor.
Aber dieser Bursche mit der Hakennase und dem fliehenden Kinn starrte vor sich hin wie ein Roboter. Wie eine Maschine. Eine Mordmaschine? Ich sah, wie er die Tür zum Raum Nr. 101 öffnen wollte. Das Krankenzimmer, in dem Jonas Wenzel lag. Ein wichtiger Zeuge, mit dessen Hilfe die Kriminalpolizei dem Kraken des organisierten Verbrechens einige Fangarme abschlagen wollte.
Ich wartete am anderen Ende des Flurs auf die Stationsschwester. Ob ich eingreifen sollte? Doch in diesem Moment kam eine ganze Besuchergruppe um die Ecke. Der Mann mit der großen Nase ließ die Klinke der Tür wieder los, so ruckartig, als würde diese plötzlich unter Strom stehen. Er legte wohl keinen Wert auf unliebsame Zeugen.
Mit schnellen Schritten entfernte er sich. Ich beschloss, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Der Verdächtige hastete in einen Nebengang, und ich folgte ihm. Dann sah ich, wie er die Treppe hinauf lief.
Ich fluchte, es war mich unmöglich, ihn weiter zu verfolgen.
Denn ich, Uwe Jörgensen, saß im Rollstuhl!
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von Martin Barkawitz & Chris Heller
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Der Mann sah nicht aus wie ein besorgter Angehöriger. Eher wie ein Killer.
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Aber dieser Bursche mit der Hakennase und dem fliehenden Kinn starrte vor sich hin wie ein Roboter. Wie eine Maschine. Eine Mordmaschine? Ich sah, wie er die Tür zum Raum Nr. 101 öffnen wollte. Das Krankenzimmer, in dem Jonas Wenzel lag. Ein wichtiger Zeuge, mit dessen Hilfe die Kriminalpolizei dem Kraken des organisierten Verbrechens einige Fangarme abschlagen wollte.
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Mit schnellen Schritten entfernte er sich. Ich beschloss, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Der Verdächtige hastete in einen Nebengang, und ich folgte ihm. Dann sah ich, wie er die Treppe hinauf lief.
Ich fluchte, es war mich unmöglich, ihn weiter zu verfolgen.
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Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER A.PANADERO
Kommissar Jörgensen ist eine Erfindung von Alfred Bekker
Chris Heller ist ein Pseudonym von Alfred Bekker
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
1
Mein Kollege Roy Müller und ich standen in einer langen Schlange am Eingang der Elbphilharmonie. Wir standen für Tickets an, so wie viele andere auch.
Irgendein Musical wurde gegeben und unglücklicherweise interessierten sich sehr viele Leute dafür. Ich kann mit Musicals nichts anfangen. Von My fair Lady über Anatevka bis zu Cats - das ist nichts für mich.
Aber ich war auch nicht freiwillig hier, wenn man es genau nahm.
Mein Besuch hatte einen beruflichen Grund.
Mein Name ist übrigens Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar und als solcher Teil einer Sonderabteilung, die sich Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes nennt und für die Bereiche Organisierte Kriminalität, Serientäter und Terrorismus eingesetzt wird. Wir sind hier in Hamburg angesiedelt und haben unsere Büros im Hauptpräsidium.
Wie auch immer, mein Kollege Roy Müller und einige weitere Ermittler aus unserer Abteilung waren heute hier im Einsatz.
Die Musicalvorstellungen der Elbphilharmonie wurden nämlich zur Zeit als Tauschplatz für Drogengeschäfte missbraucht. Wenn man etwas näher darüber nachdachte, war die Ausgangslage nämlich ideal. Viel Gedränge, viele Menschen, eine unübersichtliche Ansammlung von Personen. Es fiel überhaupt nicht auf, wenn irgendwo Päckchen und Umschläge mit Geldscheinen den Besitzer wechselten.
Und was die Kontrollen anging, hielten sich die natürlich in Grenzen.
Wenn man erstmal anfing, bei jedem, der sich ein Musical ansehen und die Elbphilharmonie besuchen wollte, eine Leibesvisitation durchzuführen oder wenigstens mal einen Drogenhund schnüffeln zu lassen, dann wäre es sehr schnell aus gewesen mit einer der größten Tourismusattraktionen, die die freie und Hansestadt Hamburgs zu bieten hat.
Das wollte natürlich niemand.
Aber andererseits wollten wir auch nicht, dass das in der Elbphilharmonie so weiter ging, wie es in den letzten Monaten geschehen war. Wir hatten quasi nur zusehen können.
Alles geschah gewissermaßen vor unserer Nase und wir hatten keine Möglichkeit einzugreifen.
Doch heute sollte sich das ändern.
Wir hatten nämlich einen Tipp aus der Szene gekriegt.
Ein Tipp, der sehr zuverlässig zu sein schien.
Zumindest schätzten wir die Quelle so ein, aus der er kam.
Es gab mehrere sehr zuverlässige Informanten, die alles bestätigt hatten. Also gingen wir davon aus, dass es stimmte.
Unseren Erkenntnissen nach, sollte hier heute während der Musical-Vorstellung ein ganz großer Deal stattfinden, samt Übergabe eines Koffers mit Schwarzgeld und den entsprechenden Drogen. Alles aufgeteilt in kleine Portionen. Es gab fast hundert Beteiligte.
Wir hatten auch eine Namensliste. Das waren alles alte Bekannte. Leute, die einschlägig vorbestraft waren, andere, von denen wir wussten, was sie taten und was sie auf dem Kerbholz hatten, die aber bislang nicht vor Gericht gestellt werden konnten.
Dementsprechend groß war auch unserer Einsatzaufgebot.
Der ganze Deal sollte während der Pause stattfinden, die es während der Musical-Aufführung gab.
Wenn sich die Zuschauer ein Gläschen Sekt genehmigten und darüber schwadronieren, ob dieser oder jener seine Rolle gut oder weniger gut verkörpert habe.
Doch alles begann eben mit einem Ticket.
Mein Kollege Roy Müller und ich sollten nämlich als ganz normale Elbphilharmoniebesucher an diesem Einsatz teilnehmen. Und das bedeutete nunmal auch, dass wir uns erstmal ganz normal ein Ticket besorgen und dafür anstellen mussten.
»Ich habe schon einige Bekannte gesehen«, meinte Roy.
»Ich auch«, bestätigte ich.
Wir waren über Ohrhörer und Mikro natürlich mit den Kollegen verbunden und wurden auch darüber informiert, wenn einige der bekannten Kriminellen irgendwo auftauchen.
»Wollen wir hoffen, dass das heute eine reiche Ernte wird«, meinte Roy.
Dem konnte ich nichts hinzufügen.
Wir waren überzeugt davon, dass uns diesmal ein paar wirklich große und kriminelle Fische ins Netz gehen würden. Und das auch noch in großer Anzahl! Was wollte das Ermittlerherz mehr!
Doch dann geschah etwas, was uns einen Strich durch die Rechnung machte.
Und zwar komplett..
*
»Ein Mann ist erstochen worden!«, rief jemand. Eine Frauenstimme kreischte.
Ein Mann sackte in sich zusammen. Ich hatte ihn zuvor schon bemerkt. Er hatte mit uns in der Schlange gestanden, nur ein Stück weiter vorne.
Er war mir deswegen aufgefallen, weil er sich dauernd umgesehen hatte. So, als würde er auf jemanden warten. Einer von den Kriminellen, die wir hier erwarteten, war er jedenfalls nicht. Die Kollegen im Einsatzwagen, die auch Videoaufnahmen zur Verfügung hatten, hatten das abgecheckt und bestätigt. Ich hatte den Mann daraufhin auch nicht mehr weiter beachtet.
Aber jetzt blieb mir keine andere Wahl, als mich ihm näher zuzuwenden.
Er brach nämlich zusammen. Und in seinem Rücken steckte ein Dolch.
Ein richtig großer, juwelenbesetzter Dolch, den ihm jemand bis zum Heft ziemlich genau zwischen den Schulterblättern in den Rücken gerammt hatte.
»Was wird hier gespielt?«, fragte Roy.
Ich wandte mich über die Funkverbindung an die Einsatzleitung.
»Leute, was ist hier los?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, war die wenig hilfreiche Antwort von oberster Stelle.
Was sollte ich damit anfangen.
Ich wechselte einen kurzen Blick mit dem Kollegen Roy.
Er war so komplett ratlos wie ich.
Wir konnten natürlich unsere Ausweise herausreißen und laut »Kriminalpolizei! Machen Sie Platz!« rufen.
Dann wäre dieser Einsatz wohl beendet gewesen.
Die reiche Ernte, die wir uns versprochen hatten, fiel dann aus.
Aber so, wie sich die Situation entwickelte, war das wohl sowieso nicht mehr zu verhindern.
Es entstand innerhalb von Sekunden ein völlig unübersichtlicher Tumult. Menschen schrien, stoben auseinander. Rufe gellten durch die Luft.
Roy und ich versuchten uns nun, einen Weg zu dem Erstochenen zu bahnen.
»Machen Sie Platz! Kriminalpolizei!«, rief ich.
Aber das hörte sowieso niemand mehr.
»Da ist einer erstochen worden!«, sprach mich jemand an. »Der war tot. Bis zum Heft ist das Ding im Rücken gewesen.«
Die lange Schlange der Ticketkäufer hatte sich inzwischen längst aufgelöst und war zu einer völlig ungeordneten Menschenansammlung geworden.
Als Roy und ich uns schließlich bis zu der Stelle vorgedrängelt hatten - nicht immer auf die wirklich feine Art, wie ich gerne zugebe - da mussten wir feststellen, dass der Erstochene verschwunden war.
Es gab einfach keine Spur von ihm.
Nur ein großer Blutfleck auf dem Boden zeugte von dem, was geschehen war.
Oder geschehen sein musste.
Oder wir gesehen zu haben glaubten.
Ich war mir da inzwischen nicht mehr so sicher.
»Der kann doch unmöglich weggelaufen sein!«, meinte Roy.
Derselben Meinung war ich auch.
Aber die Tatsachen sprachen andererseits für sich. Er war nicht mehr hier.
Wohin immer er auch entschwunden sein musste, hier lief etwas ganz und gar nicht so, wie es hätte laufen sollen.
»Verdammt, so ein Schiet!«, murmelte ich.
*
Am nächsten Tag saßen wir im Büro unseres Chefs. Kriminaldirektor Bock war alles andere als glücklich über die Ereignisse, die mit unserem Einsatz rund um die Elbphilharmonie zusammenhing.
Der Einsatz war natürlich abgeblasen worden.
Genau wie die Musical-Vorstellung.
Unsere Verbrecher-Ernte war natürlich ebenfalls ausgefallen.
»Man hat uns