Kommissar Jörgensen und der verlorene Kopf: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Von Martin Barkawitz und Chris Heller
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Kommissar Jörgensen und der verlorene Kopf: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Krimi von Martin Barkawitz & Chris Heller
Die junge Frau zitterte vor Todesangst. Und das war auch kein Wunder. Kati Wessel hatte allen Grund, um ihr Leben zu fürchten. Sie war süchtig nach Kokain. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte sie ihren Dealer auch noch übers Ohr gehauen. Insgesamt 10.000 Euro schuldete sie Franco Perz. Der Kleindealer hatte versucht, sich das Geld von ihr zu holen. Aber er war gescheitert. Nun kümmerte sich Franks Chef um die Sache.
Und darum befand sich Kati Wessel in dieser Nacht in einem stillgelegten Zementwerk. Man hatte ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie an eine Maschine gekettet.
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Kommissar Jörgensen und der verlorene Kopf - Martin Barkawitz
Kommissar Jörgensen und der verlorene Kopf: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Krimi von Martin Barkawitz & Chris Heller
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Die junge Frau zitterte vor Todesangst. Und das war auch kein Wunder. Kati Wessel hatte allen Grund, um ihr Leben zu fürchten. Sie war süchtig nach Kokain. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte sie ihren Dealer auch noch übers Ohr gehauen. Insgesamt 10.000 Euro schuldete sie Franco Perz. Der Kleindealer hatte versucht, sich das Geld von ihr zu holen. Aber er war gescheitert. Nun kümmerte sich Franks Chef um die Sache.
Und darum befand sich Kati Wessel in dieser Nacht in einem stillgelegten Zementwerk. Man hatte ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie an eine Maschine gekettet.
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Alles rund um Belletristik!
1
Ich riss meine Pistole hervor, rollte über den Boden und feuerte zweimal in die Dunkelheit hinein. Alles, was ich sah, war ein flüchtiger Schatten.
Ein Schatten, der dann im Schein einer Straßenlaterne noch einmal als dunkler Umriss sichtbar wurde. Mündungsfeuer blitzte auf. Eine Maschinenpistole knatterte los. Dreißig Schuss in der Sekunde konnte so eine Waffe mit einem einzigen Feurstoß abgeben.
Ich warf mich hinter ein parkendes Auto.
Dort hatte ich erstmal Deckung.
Aber der Schütze, der es auf mich abgesehen hatte, feuerte weiter.
Und vor allem schien er jede Menge Munition zu haben. Er ballerte einfach drauflos. Die Scheiben des Fahrzeugs, hinter dem ich mich verschanzt hatte, gingen zu Bruch.
Und zwar gründlich.
Da blieb nichts heil.
Außerdem wurden Dutzende von Löchern in die Karosserie gestanzt.
Einen wirklich kugelsicheren Schutz bot so ein Pkw von heute nicht mehr.
Es sei denn, es handelte sich um ein gepanzertes Fahrzeug.
Aber dies hier war nur ein ganz gewöhnlicher Wagen.
Der Besitzer würde sich freuen, wenn er die Bescherung sah.
Vermutlich kam am Ende niemand für den Schaden auf.
Ich wartete.
Ich überprüfte die Ladung meiner Waffe.
Dann hörte ich Schritte. Mein Gegner hatte einen Bogen geschlagen. Er war verdammt schnell. Viel schneller, als ich gedacht hatte. Ich feuerte sofort, genau erkennen konnte ich ihn natürlich nicht. Aber ich durfte ihn nicht zum Schuss kommen lassen. Seine Maschinenpistole war meiner Dienstwaffe haushoch überlegen, was die Feuerkraft betraf. Also, so dachte ich, blieb mir keine andere Wahl.
Mit einem dumpfen Geräusch fiel ein toter Körper zu Boden.
Ich hatte gleich ein sehr mulmiges Gefühl dabei.
Noch konnte ich nicht erklären, woran das lag. Aber wenig später sollte es mir klar werden.
Ich wartete noch ab. Es herrschte jetzt Stille.
Eine Stille, die so absolut zu sein schien, wie ich sie noch selten erlebt habe.
Ich erhob mich schließlich.
Mit der Waffe im Anschlag ging ich auf die Leiche zu.
Es war zweifellos eine Leich. Davon war ich überzeugt. Ein lebloser Körper, der sich nicht rührte.
Wenig später erkannte ich, wer es war.
Verdammt
, murmelte ich.
Es war eine Frau. Eine sogenannte Bordsteinschwalbe. Wir hatten sie ein paarmal kontrolliert, weil der Verdacht bestand, dass sie auch mit Drogen handelte. Was hatte sie hier zu suchen? Woher kam sie plötzlich? Auf jeden Fall war sie nicht der Typ, der auf mich geschossen hatte.
Jetzt lag sie tot in ihrem Blut.
Ich griff zu meinem Handy.
Ich muss einen furchtbaren Vorfall melden
, sagte ich und spürte dabei, wie der Ton meiner Stimme unruhig vibrierte.
Der Schock saß tief.
Wenn man den falschen erschossen hat, ist das so ziemlich die größte Katastrophe, dsie sich in unserem Job ereignen kann.
Mein Name ist übrigens Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar und Teil einer Sondereinheit, die sich mit organisiertem Verbrechen befasst.
*
Als ich erwachte, wurde mikr nur nach und nach klar, dass ich schlecht geträumt hatte. Das Telefon klingelte.
Mein Kollege Kriminalhauptkommissar Roy Müller war am Apparat.
Heh, was ist los?
Was soll los sein?
Du holst mich normalerweise an der bekannten Ecke ab, sodass wir dann zusammen zum Präsidium fahren. Oder gilt das nicht mehr?
Wie?
Habe ich was verpasst?
Nein.
Oder was nicht mitgekriegt.
Nein.
Also! Ich stehe hier und warte - und du bist offenbar noch in den Federn. Ich hoffe, nicht allein. Dann wäre das ja entschuldbar.
Ich sah zur Uhr. So ein Mist. Ich hatte verpennt. Schlecht geträumt und verpennt. Bin gleich da
, versprach ich.
Das will ich hoffen.
Bis gleich.
Tschüss.
Ich legte auf. So schnell wie heute, habe ich mich wahrscheinlich noch nie fertig gemacht.
Bevor ich dann in den Wagen stieg, schloss ich nochmal kurz die Augen.
Alles nur Traum, dachte ich.
Aber es hatte sich verdammt realistisch angefühlt.
Das kann dir jeden Tag passieren, dachte ich. Und dann ist es kein Traum.
Jeden Tag musst du mit so einer Katastrophe rechnen, auch wenn du es vielleicht lieber nicht wahr haben willst und es zu verdrängen versuchst. Aber es kann geschehen. Du erschießt den Falschen. Eine unbeteiligte Person. Vielleicht jemanden, der mit der ganzen Angelegenheit nicht das Geringste zu tun hat. Und dann? Du wirst damit leben müssen.
Irgendwie.
Aber so ist das.
Irgendwie muss es ja immer weitergehen.
*
Kati war so außer sich vor Panik, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Sie schaute die Kerle an, die im Halbkreis um sie herumstanden und sie mit zynischen und lüsternen Blicken anglotzten. Die Männer waren Sizilianer, genau wie Franco Perz. Den kannte sie wenigstens. Er war ebenfalls anwesend. Doch der Koksdealer stand etwas abseits von seinen Kumpanen. Er wirkte so zerknirscht wie ein Schuljunge, der beim Abschreiben ertappt wurde.
Franco Perz hatte versagt, wie Kati nun bewusst wurde. Sein Schicksal würde womöglich nicht viel angenehmer sein als ihr eigenes. Wie hatte sie so dumm sein können, bei der Mafia Schulden zu machen? Schulden, die sie niemals würde zurückzahlen können? Das weiße Gift hatte ihr den Verstand vernebelt, wie Kati nun erkannte. Aber jetzt, in dieser feuchten Hamburger Frühlingsnacht, war sie vor lauter Furcht stocknüchtern.
»Lo sciocco è molto bello«, sagte einer der Kerle und fing an, ihre Brüste zu betatschen. Kati spürte ein Würgen in der Kehle. Ihre Italienischkenntnisse hielten sich in Grenzen. Sie wusste nur, dass bello so viel wie hübsch bedeutet. Aber so richtig konnte sie sich über dieses Kompliment nicht freuen. Der Gangster würde ihr sicherlich keine Rosen schenken und ihr sein Herz zu Füßen legen.
Auch die anderen Kerle kamen nun näher. Kati wusste, dass die Sizilianer-Gangs sehr brutal sein konnten. Sie hatte schon üble Geschichten gehört, von anderen Koksern. Aber warum hatte sie sich trotzdem mit den Gangstern angelegt?
Die Antwort war eindeutig: Sie hatte kein Geld mehr. Aber ihr Körper brauchte das weiße Gift!
Zwei weitere Kerle begannen damit, sie zu befummeln. Kati weinte lautlos, sehnte sich nach Hilfe, die aber wohl niemals kommen würde. Sie war in Hamburg-Mitte auf offener Straße gekidnappt worden. Und nun befand sie sich in einem abgelegenen Industriegebiet am Stadtrand von Hamburg. So viel hatte Kati auf dem Weg hierher mitbekommen.
Da ertönte plötzlich ein italinischer Befehl. Kurz und hart wie ein Peitschenknall.
Schlagartig ließen die Männer ihr gefesseltes Opfer los, als ob sie sich an Kati ihre schmierigen Pfoten verbrannt hätten.
Zwischen zwei der riesigen Zementmaschinen trat ein Mann hervor. Er war deutlich besser gekleidet als die anderen Sizilianer. Kati hatte einen Blick dafür. Früher, als sie noch nicht dem Koks verfallen war, verdiente sie sich ihre Euros als Verkäuferin bei dem legendären Herrenausstatter Brauner. Daher sah sie auf den ersten Blick, dass dieser Mann einen maßgeschneiderten Anzug trug. Sein Gesicht war dunkel und schmal. Er erinnerte Kati spontan an einen Wolf. Sein stechender Blick ruhte auf ihrem schönen Gesicht.
»Du bist